| Titel: | Einige neuere Einschaltungen zum telegraphischen Doppelsprechen; von Prof. Dr. Ed. Zetzsche in Chemnitz. | 
| Autor: | Professor Doktor Karl Eduard Zetzsche [GND] | 
| Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 32 | 
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                        Einige neuere Einschaltungen zum telegraphischen
                           Doppelsprechen; von Prof. Dr. Ed.
                              Zetzsche in Chemnitz.
                        Mit Abbildungen.
                        Zetzsche, über einige neuere Einschaltungen zum telegraphischen
                           Doppelsprechen.
                        
                     
                        
                           I. Bei den älteren Vorschlägen zum Doppelsprechen wurden die beiden Taster T₁ und T₂ der
                              sprechenden Station, von welcher aus die beiden Telegramme gleichzeitig auf
                              demselben Drahte nach der Empfangsstation gesendet werden sollen, so eingeschaltet,
                              daß sie einzeln zwei Arbeitsströme von gleicher oder von entgegengesetzter Richtung,
                              stets jedoch von verschiedener Stärke, in die bisher stromfreie
                              TelegraphenleitungUeber eine wesentlich andere Batterieeinschaltung mit Ruhestrom und
                                    Arbeitsstrom zugleich vgl. 1875 217 29. –
                                    Eine Einschaltungsskizze zu der dort besprochenen Art und Weise der
                                    Batteriebenützung bringt A. Eden in Electrical News, Bd. 1 S. 122. Dieselbe stimmt
                                    in Betreff der Tastereinschaltung ganz mit der von mir in dem eben
                                    angezogenen Artikel (dessen auch Eden gedenkt und
                                    welchen auch The Telegrapher, Bd. 11 S. 199
                                    abgedruckt und auf S. 202 mit einem längeren abwehrenden Redactionsartikel
                                    beehrt hat, welch letzterer im wesentlichen bereits aus der in diesem
                                    Journal 1874 212 111 ff. enthaltenen Kritik seine
                                    Widerlegung findet) auf S. 32 näher beschriebenen und auch in Electrical News, Bd. 1 S. 42 wiedergegebenen
                                    Einschaltung überein. Die Relaiseinschaltung dagegen unterscheidet sich von
                                    der von Prescott und Edison vorgeschlagenen (1875 217 30)
                                    insofern, als Eden dem polarisirten Relais eine doppelte Umwickelung der
                                    Kerne gibt und je eine Umwickelung in die beiden nach den Tastern hin
                                    gelegenen Schenkel der Wheatstone'schen Brücke legt, in deren Diagonale aber
                                    anstatt des einen neutralen Relais zwei polarisirte einschaltet, von denen
                                    das eine auf positive, das andere auf negative Ströme anspricht, welche aber
                                    beide die Localbatterie durch denselben Schreibapparat hindurch schließen.
                                    Diese Relaisschaltung soll, auf einer 100 englische Meilen langen Luftlinie,
                                    besser gearbeitet haben als die Anwendung blos eines unpolarisirten Relais,
                                    welches jedoch ebensowohl wie die beiden dasselbe ersetzende mit
                                    Contactfeder am Ankerhebel versehen war.Während der Drucklegung des hier vorliegenden Artikels ist in Electrical News (Bd. 1 S. 129) noch ein Nachtrag
                                    von A. Eden veröffentlicht worden, worin noch
                                    eine Abänderung der Einschaltung des polarisirten Relais mit doppelter
                                    Umwickelung in Vorschlag gebracht und darauf hingewiesen wird, man könne das
                                    Zerreißen der Morsezeichen in Folge der Stromumkehrung (1875 217 33) verhüten, wenn man die Localbatterie
                                    durch den betreffenden Schreibapparat beständig geschlossen halte, jedoch
                                    durch den Relaishebel einen kurzen Schluß herstelle, welcher beim Ansprechen
                                    des Relais beseitigt werde. Eine ähnliche Einschaltung des Schreibapparates
                                    ist in Absatz III (S. 35) erwähnt. eintreten ließen, und daß beim gleichzeitigen Niederdrücken beider Taster
                              ein Strom in die Leitung gelangte, dessen Stärke S₃ = S₁ + S₂ gleich der algebraischen Summe der beiden von jedem Taster für
                              sich allein gelieferten Stromstärken S₁ und S₂ war. Behufs Vermeidung von
                              Linienunterbrechungen bei jeder Bewegung des Tasterhebels empfiehlt sich dabei die
                              beim Doppelsprechen zuerst von Dr. Bosscha und Dr. Kramer, beim Gegensprechen etwas früher schon von Dr. Gintl benützte Batterieeinschaltung mit
                              kurzem Schluß während der Ruhelage des Tasterhebels.
                           
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 218, S. 33
                              Eine Einrichtung der beiden Taster, mittels welcher die Dauer des kurzen
                                 Schlusses der Batterien während der Ruhelage der Tasterhebel möglichst verkürzt
                                 wird, und bei welcher die Bewegung der Taster doch auch keine
                                 Linienunterbrechungen im Gefolge hat, beschreibt D. J. McGauran in einem am 10. Februar d. J. vor der Telegraph Electrical Society in Melbourne gehaltenen und im Telegraphic Journal (Bd. 3 S. 186) abgedruckten
                                 Vortrage. Der Hebel des in Fig. I abgebildeten
                                 Tasters wird nämlich mit einem leitenden Fortsatze versehen, welcher beim
                                 Niederdrücken des Tasterhebels auf die Arbeitsstellschraube 1 mit der an der
                                 Platte 5 befestigten Feder h in Berührung tritt und
                                 dieselbe von dem Contacte 6 abhebt, dadurch aber (unter schnell vorübergehendem
                                 kurzem Schluß) die Batterie B zwischen der Erde E und der Linie L
                                 einschaltet; denn es wird der eine Pol derselben über die Tasterachse 2 und die
                                 Feder h mit der Linie L
                                 verbunden, während der andere Pol beständig mit dem Contacte s und der Erde E in
                                 Verbindung steht. Dem Wesen nach stimmt diese Einschaltung und Einrichtung mit
                                 derjenigen überein, welche Vaes und Stearns bei ihren Gegensprechern (vgl. 1874 212 113 und 118) in Anwendung bringen, welche aber
                                 auch schon viel früher benützt worden ist (vgl. 1874 212 116). Zum Doppelsprechen legt McGauran
                                 natürlich zwei solche Taster in gleicher Einschaltung hinter einander, und wenn
                                 die Platte 5 des ersten T₁ mit der Leitung
                                 L in Verbindung gesetzt wird, so läuft der von
                                 dem Contact 6 des ersten ausgehende Draht d nicht
                                 nach der Erde E, sondern nach der Platte 5 des
                                 zweiten Tasters T₂, und erst von des zweiten
                                 Tasters Contact 6 wird ein Draht zur Erde E
                                 geführt.
                              
                           II. Eine wesentlich andere Beziehung zwischen den drei beim Doppelsprechen durch das
                              Niederdrücken von T₁ allein, T₂ allein oder T₁ und T₂ zugleich unvermeidlich
                              auftretenden Stromstärken S₁, S₂ und S₃
                              bringt H. R. Kempe in der am 15. Juli d. J. ausgegebenen
                              Nummer des Telegraphic Journal (Bd. 3 S. 162) in
                              Vorschlag. Er geht nämlich darauf aus, für die Stärke S₃ des von beiden Tastern zugleich gelieferten Stromes einen Werth
                              zwischen S₁ und S₂ zu erhalten, und zwar wählt er S₂
                              = S, S₁ = 3 S und S₃ = 2 S. Die dadurch
                              angestrebten Vortheile in der Einschaltung der Relais der Empfangsstation lassen
                              sich allgemeiner erlangen, wenn nur S₂ <
                              S₃ < S₁ ist. Auf der Empfangsstation verwendet Kempe drei gewöhnliche Relais, deren Abreißfedern jedoch so gespannt werden, daß
                              das Relais R₃ nur bei der Stromstärke S₁ = 3 S, das Relais
                              R₁ aber bei den Stromstärken S₁ = 3 S und S₃ = 2 S, das Relais
                              R₂ endlich bei allen drei Stromstärken S₁, S₂ und S₃ seinen Anker anzieht.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 218, S. 34
                              Die Verbindung dieser drei Relais mit den beiden
                                 Schreibapparaten M₁ und M₂ gestaltet sich dann nach Fig. II sehr einfach; da nämlich das Relais R₁ nur auf die Stromstärken S₁ und S₃
                                 anspricht, so schließt sein Ankerhebel a₁ die
                                 Localbatterie b₁ durch den Schreibapparat M₁, zwar wenn der Taster T₁ allein oder zugleich mit T₂ niedergedrückt wird, nicht aber wenn T₂ allein arbeitet. Drückt man dagegen T₂ allein oder zugleich mit T₁, nieder, so hat der Linienstrom die Stärke
                                 S₂ oder S₃, und in beiden Fällen kann deshalb R₃ nicht ansprechen, sein Ankerhebel a₃ bleibt an der Ruhestellschraube liegen, und daher schließt der
                                 Ankerhebel a₂ des auf beide Stromstärken
                                 ansprechenden Relais R₂ die Localbatterie b₂ durch den Schreibapparat M₂. Letzterer kann indessen nicht auch jene
                                 Zeichen niederschreiben, welche mit T₁ allein
                                 gegeben werden; denn dann sendet ja T₁ einen
                                 Strom von der Stärke S₁ = 3 S in die Linie L,
                                    R₃ spricht an und verhindert, daß der Ankerhebel a₂ die Localbatterie b₂ schließt.
                              
                           In Fig. II wurden der besseren Uebersicht halber zwei
                              getrennte Localbatterien b₁, und b₂ gezeichnet; natürlich könnte aber ebensogut
                              eine gemeinschaftliche Localbatterie für beide Schreibapparate M₁ und M₂
                              zugleich benützt werden.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 218, S. 34
                              Die von Kempe auf S. 163 des Telegraphic Journal gegebene Einschaltungsskizze der Relais und
                                 Schreibapparate ist auf die Verbindung des Doppelsprechens mit dem Gegensprechen
                                 berechnet, und zwar sind zu dem Behufe in bekannter Weise die Spulen der (in
                                 Fig. II zum bloßen Doppelsprechen unmittelbar
                                 in die Linie LL eingeschalteten) drei Relais
                                 in die Diagonale einer Wheatstone'schen Brücke eingeschaltet.
                              
                           Das blos zum Doppelsprechen Erforderliche habe ich in Fig. III wiedergegeben; der Draht c, welcher die Ruhestellschraube des Ankerhebels a₁ mit dem Verbindungsdrahte i zwischen der Ruhestellschraube von a₃ und der Contactschraube von a₂ verbindet, erscheint mir (mindestens) ganz
                              überflüssig; obwohl indessen einige störende Druckfehler in Text und Abbildung des
                              Aufsatzes von Kempe vorhanden sind, so dürfte doch die
                              Beigabe gerade dieses
                              Drahtes c von Kempe
                              beabsichtigt sein, da der Draht c bei beiden Stationen
                              gezeichnet ist.
                           Den freien Arbeitscontact von R₃ empfiehlt Kempe zur Abzweigung eines Theiles des Linienstromes S₁ = 3 S von den
                              Spulen des Relais R₂ (in einer Nebenschließung)
                              zu benützen, so daß letzteres seinen Anker schneller losläßt, wenn der Strom S₃ aufhört.
                           III. Die in Fig. II skizzirte Einschaltung der beiden
                              Relais R₂ und R₃ und des Schreibapparates M₂
                              gleicht im Wesentlichen der von Bosscha Ende October 1855
                              vorgeschlagenenVgl. Zetzsche: Die Copirtelegraphen, die
                                    Typendrucktelegraphen und die Doppeltelegraphie, S. 174, nach der
                                    Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins,
                                    Jahrg. 3 S. 27 ff., nur daß Bosscha, welcher die Stromstärken S₂ = + S durch T₂, S₁ =
                              – 2 S durch T₁
                              und S₃ = – S
                              durch T₁ und T₂ zugleich in die Linie sendet, als R₁ ein auf die Stromstärken – S und
                              – 2 S ansprechendes polarisirtes Relais, als R₃ ein nur auf – 2 S ansprechendes polarisirtes Relais verwendet und ersteres so einschaltet,
                              daß sein Ankerhebel in der Ruhelage die Localbatterie b₁ kurz schließt, beim Verlassen der Ruhestellschraube dagegen der
                              kurze Schluß beseitigt wird, und nun der Strom von b₁ den Schreibapparat M₁ schreiben
                              läßt. Das neutrale Relais R₂ muß bei den von Bosscha gewählten Stromstärken bald auf + S, bald auf – S
                              ansprechen und M₂ schreiben lassen; es darf
                              dieses Relais zugleich nicht absetzen, wenn durch das Loslassen von T₁ die Stromstärke – S in + S umschlägt und
                              umgekehrt; da jedoch bei dieser Umkehrung der Stromrichtung die Pole der
                              Elektromagnetkerne in R₂ umgekehrt werden und
                              deshalb vorübergehend die Anziehung des Ankers auf Null herabsinkt, so steht zu
                              befürchten, daß R₂ dabei seinen Anker losläßt,
                              was zu einem Zerreißen der Zeichen auf M₂ Anlaß
                              gibt.
                           Eine Umkehrung der Richtung des Linienstromes tritt bei Benützung der von Kempe vorgeschlagenen drei Stromstärken S₁ = 3 S, S₂ =
                              S und S₃ = 2 S zwar nicht ein, doch birgt die in Fig. II skizzirte Einschaltung ebenfalls eine Gefahr
                              für die von dem Schreibapparate M₂ zu
                              schreibenden Zeichen in sich, nicht aber im Relais R₂, sondern im Relais R₃. Dieses
                              Relais R₃ soll seinen durch die von T₁ allein herrührende Stromstärke S₁ = 3 S an die
                              Arbeitscontactschraube gelegten Ankerhebel a₃ an
                              die Ruhestellschraube zurückgehen lassen, sobald die Stromstärke in der Linie durch
                              das gleichzeitige Niederdrücken des Tasters T₂
                              auf S₃ = 2 S
                              herabsinkt; leicht kann indessen in diesem Falle der Ankerhebel a₃, trotz der Verminderung der Stromstärke, am
                              Arbeitscontacte haften bleiben, und dann wird M₂
                              das mit T₂ gegebene Zeichen entweder gar nicht oder doch
                              verkürzt und verstümmelt schreiben. Aehnlich verhält es sich mit R₁, denn dieses muß bei der von T₁und T₂zugleich herrührenden Stromstärke S₃ = 2 S seinen Anker noch angezogen
                              halten, beim Loslassen von T₁, d.h. beim
                              Herabgehen der Stromstärke auf S₂ = S, dagegen ihn loslassen. Bei seinen Versuchen fand es
                              D. J. McGauran, welcher mit den Stromstärken S₁ = 4 S, S₃ =
                              2 S und S₂ = S arbeitete und dabei die Relais und Schreibapparate
                              ganz nach Fig. II einschaltete (vgl. Telegraphic Journal, Bd. 3 S. 188), äußerst schwer, die Relais so zu reguliren, daß die
                              Zeichen rein wurden. Er glaubt daher, die Benützung von Relais ohne Eisenkerne
                              empfehlen zu sollen.
                           Die von Kempe gewählten Stromstärken bilden einen
                              besonderen Fall zu der allgemeinen Vorschrift, daß S₃das arithmetische Mittel zu S₁ und
                              S₂ sein soll; nach dieser Vorschrift wäre
                              nämlich S₂ = eS, S₁= (e +
                              2n) S und S₃ = 1/2 (S₂ +
                              S₁) = (e + n) S zu machen. Die Wahl der
                              Stromstärken nach dieser Vorschrift erscheint mir jedoch minder zweckmäßig, wenn
                              auch nach dem soeben Erörterten die Abstufung von S₁ auf S₃ und von S₃ auf S₂ von
                              gleicher Bedeutung für das Gelingen des Doppelsprechens ist. Doch sind zunächst
                              nicht die Stromstärkenverhältnisse, sondern die Verhältnisse der magnetischen
                              Anziehungen ins Auge zu fassen, und diese werden unter den hier maßgebenden
                              Umständen dem Quadrate der Stromstärken proportional zu nehmen sein; sodann handelt
                              es sich um relativ gleiche Abstufungen der Anziehungen und deshalb wäre S₃ besser als das geometrische Mittel zu S₁ und S₂ zu
                              nehmen. Setzt man aber S₂ = S, S₁ = n²S und S₃ = √(S₁S₂) = nS, so wird zugleich S₁² : S₃² = S₃² : S₂² = n². Einen besonderen
                              Fall hierzu bilden die von McGauran benützten
                              Stromstärken.
                           Um S₃ einen zwischen S₁und S₂ liegenden Werth zu
                              ertheilen, kann man drei verschiedene Wege einschlagen: 1. Nebenschließungen, 2.
                              Einschaltung passender Widerstände, 3. kurzen Schluß eines Theiles der einen
                              Batterie. Im Nachfolgenden wird der Reihe nach von diesen drei Wegen die Rede
                              sein.
                           IV. Die Art und Weise, wie Kempe die Taster T₁ und T₂ mit
                              den Batterien B₁ und B₂ verbindet, um die Stromstärken S₁ = 3 S, S₂ = S und S₃ = 2 S zu erhalten, ist in Fig.
                                 IV skizzirt. Den beim Gegensprechen aus der Linie L ankommenden Strömen bietet sich nicht nur in der Diagonale pq der Wheatstone'schen Brücke, sondern auch in
                              deren Seite pr ein Weg durch den Widerstand W und bei ruhenden Tastern zugleich durch diese ein Weg
                              zur Erde E. Wird der gewöhnliche Taster T₂ allein auf den Arbeitscontact 1
                              niedergedrückt, so entsendet die Batterie B₂ den
                              Strom S₂ über 1 und 2 in T₂ nach r, wo er sich in die Linie und
                              den Widerstand W verzweigt. Der Hebel des Tasters T₂ dagegen legt bei seinem Niederdrücken zugleich
                              eine an der Platte 5 befestigte, gegen den Tasterhebel isolirte Contactfeder f auf den Contact 4 auf, unterbricht also (zwischen
                              seinem Ruhecontact 3 und seiner Achse 2) nicht blos den bisherigen Stromweg von r nach d und g, sondern er stellt dafür auch einen neuen Stromweg von
                              4 über 5 in u zur Achse 2 des Tasters T₂ und nach r her und
                              schließt so bei allen Lagen des Tasterhebels T₂
                              die Batterie B₁, deren Strom die Stärke S₁ besitzt.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 218, S. 37
                              Arbeiten aber beide Taster zugleich, so bietet sich dem
                                 Strome von B sowohl wie dem von B₂ noch anderer Stromweg beziehungsweise
                                 durch B₂ und durch B₁, und wenn der hinter B₂
                                 und dem Arbeitscontacte 1 von T₂
                                 eingeschaltete Widerstand w passend gewählt wird, so
                                 werden beide Taster gemeinschaftlich einen Strom von der Stärke S₃ = 2 S = 1/2
                                 (S₁ + S₂) in die Linie L senden.
                              
                           Daß beim Schweben des Tasterhebels T₂ ein Strom
                              von r weder über d und g noch über w und B₂ zur Erde gelangen kann, muß das Gegensprechen
                              stören, wenn auch der Wechsel in den Stromwegen zwischen der Achse 2 des Tasters T₂ und der Erde E
                              sich minder bemerklich machen sollte.
                           V. Nach seinem bereits erwähnten Vortrage in der Telegraph
                                 Electrical Society in Melbourne, also etwas früher als Kempe, hat McGauran durch
                              Einschaltung zweier Widerstände nach der Skizze Fig.
                                 V und mit Benützung des unter Hinweis auf Fig.
                                 I schon besprochenen Tasters T₂ für die
                              Stromstärke S₃ beim Doppelsprechen und bei dessen
                              Verbindung mit dem Gegensprechen einen Werth zwischen S₁ und S₂ zu erhalten versucht. Die
                              Batterie B, welche er in seiner Skizze (Telegraphic Journal, Bd. 3 S. 188) auf die Empfangsstation verlegt, wurde in Fig. V auf der telegraphirenden Station gezeichnet;
                              bei der von ihm gegebenen Skizze hat er nämlich einen bestimmten Fall, die
                              Zusammenkünfte des Victoria-Wettrenn-Clubbs, im Auge, bei welchem eine
                              große Anzahl Telegramme blos in einer Richtung zu befördern sind. Von der Platte 5,
                              an welcher die Feder h des Tasters T₂ befestigt ist, führt ein Draht n nach der Erde E, während der Contact 6 mit
                              dem Arbeitscontacte 1 des gewöhnlichen Tasters T₁
                              in leitender Verbindung steht; die Leitung L wird hinter
                              der Batterie B vom Punkte m
                              aus mit den beiden Tasterachsen 2 verbunden, zwischen m
                              und T₂ jedoch ein Widerstand W₂ eingeschaltet, welcher dreimal so groß ist,
                              als der Widerstand L der Leitung vom Punkte m aus bis zur Erde auf der Empfangsstation, die
                              eingeschalteten Apparate natürlich mit eingerechnet; zwischen dem Arbeitscontacte 1
                              des Tasters T₁ endlich ist ein Widerstand W₁ = 0,5 W₂ =
                              1,5 L eingefügt.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 218, S. 38
                              Ein zwischen m und L eingeschaltetes Relais, welches ein Unterbrechen
                                 seitens der Empfangsstation ermöglichen soll, wurde in Fig. V weggelassen.
                              
                           Wenn nun T₁ niedergedrückt wird, so ist der
                              Gesammtwiderstand blos L, da der Strom von m aus über die Achse 2 und dem Ambos 1 von T₁, durch v und über
                              6 und 5 zur Erde E geht. Wird der Taster T₂ niedergedrückt und dadurch die Feder h vom Contact 6 entfernt, so nimmt der Strom von m aus seinen Weg durch W₂ nach der Achse 2 von T₂ und über
                              h und 5 zur Erde E; es
                              ist also jetzt der Gesammtwiderstand = L + W₂ = 4 L und demnach
                              die Stromstärke S₂ = 1/4 S₁. Liegen endlich beide Tasterhebel auf ihren Arbeitscontacten 1,
                              so bieten sich dem Strome von m aus zwei Wege zur Erde
                              E, der eine durch W₂ über 2 in T₂ nach h und 5, der andere über 2 und 1 in T₁ und durch W₁; der Widerstand zwischen m und E ist demnach = (3 L . 1,5
                              L)/(3 L + 1,5 L) = 4,5 L²/4,5 L =
                              L, der Gesammtwiderstand also = L + L = 2 L und deshalb die jetzige Stromstärke S₃ = 1/2 S₁ =
                              2 S₂.
                           Während auf der sprechenden Station beide Tasterhebel sich in der Ruhelage befinden,
                              ist die Linie L in dieser Station nothwendig gegen die
                              Erde isolirt, und es kann in dieser Lage kein Zeichen von der empfangenden Station
                              gegeben werden. Für die Zeit der Ruhe ließ sich dem durch einen einfachen Umschalter
                              begegnen. Die von der Empfangsstation beabsichtigten Unterbrechungen aber können
                              doch wohl nur mittels eines RuhestromtastersMcGauran's Skizze zeigt freilich einen
                                    Arbeitsstromtaster, und es ist auch das Unterbrechungsrelais auf
                                    Arbeitsstrom eingeschaltet. bewirkt werden, und dann wird das zum Unterbrechen bestimmte Relais allemal ansprechen, wenn
                              beide Taster zugleich ruhen. Eine Verbindung des Doppelsprechens mit dem
                              Gegensprechen endlich bleibt bei einer solchen Einschaltung ausgeschlossen.
                           Jede Aenderung des Widerstandes der Linie L macht
                              natürlich eine Regulirung der beiden Widerstände W₁ und W₂ nöthig, was unter
                              Umständen unbequem und störend sein wird.
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 218, S. 39
                              VI. Noch bevor ich McGauran's Vorschlag kennen lernte,
                                 kam ich darauf, die schwachen Seiten der in Fig.
                                    IV skizzirten Einschaltung von Kempe nach
                                 Anleitung von Fig. VI durch kurzen Schluß eines
                                 Theiles der Batterie B₁ beim Arbeiten des
                                 Tasters T₂ zu beseitigen.
                              Dazu sind die beiden Batterien B₁ und B₂ so einzuschalten,
                                 daß sie in der Ruhelage der Tasterhebel kurz geschlossen sind, sofern man es
                                 nicht vorzieht, die Dauer dieses kurzen Schlusses mit Hilfe der in I bereits
                                 besprochenen Tastereinrichtung (Fig. I) thunlicht
                                 zu verkürzen. Der Taster T₂ erhält ferner
                                 (ähnlich wie der Taster T₁ in Fig. IV) entweder eine gegen den Tasterhebel
                                 isolirte Feder f, welche der niedergehende
                                 Tasterhebel auf den Contact 5 auflegt, oder man stellt den Tasterhebel aus zwei
                                 gegen einander isolirten Hälften her, von denen die eine (mittels eines
                                 federnden Contactes) beim Auftreffen auf den Ambos 1 für einen Theil der
                                 Batterie B₁ einen kurzen Schluß herstellt
                                 genau so, wie es in Fig. VI die Feder f thut. Es ist dann leicht zu erkennen, daß durch
                                 das Niederdrücken des Tasterhebels von T₁
                                 oder von T₂ beziehentlich der Strom der
                                 ganzen Batterie B₁ oder der Batterie B₂ in die Linie L
                                 gesendet wird, daß dagegen beim gleichzeitigen Arbeiten beider Tasterhebel nur
                                 der Strom von B₂ und des nicht kurz
                                 geschlossenen Theiles von B₁ in die Linie
                                 tritt. Während T₁ arbeitet und der Hebel von
                                 T₂ zwar den Ruhecontact 3 verlassen, die
                                 Feder f aber noch nicht auf den Contact 4 aufgelegt
                                 hat, steigt allerdings die Stromstärke in der Linie auf die Summe der B₁ und B₂
                                 entsprechenden Stromstärken, allein diese schnell vorübergehende
                                 Stromanschwellung stört die Thätigkeit von R₁
                                 und M₁ gar nicht, verlängert das Verweilen
                                 des Relaishebels a₃ an seiner
                                 Ruhestellschraube um die Zeit des Schwedens, wird aber die Gefahr seines
                                 Haftenbleibens an derselben nicht wesentlich vergrößern.
                              
                           Dafür zieht eine Aenderung des Linienwiderstandes nicht eine Regulirung künstlicher
                              Widerstände für das Doppelsprechen nach sich, wie esbei der Einschaltung von McGauran der Fall war. Zugleich ist die Einschaltung nach
                              Fig. VI sowohl für S₃ = 1/2 (S₁ + S₂) als bei S₃
                              = √(S₁S₂) brauchbar, wenn man nur im ersteren Falle in B₁ einen Batterietheil von der Stärke S₃ = (e + n) S selbst, im anderen
                              Falle von der Stärke (1 + n² – n) S durch kurzen Schluß
                              mittels der Feder f unwirksam macht. Eine Erschwerung
                              des Gegensprechens aber, wenn man dasselbe mit dem Doppelsprechen verbinden will,
                              verursacht die Einschaltung der Batterien nach Fig.
                                 VI auch nicht, denn im Nothfalle läßt sich der durch Beseitigung des
                              kurzen Schlusses der Batterien in die Linie kommende Widerstand durch einen ebenso
                              großen, zwischen den Punkten 2 und 3 der Taster einzufügenden ausgleichen.