| Titel: | Price's Patent-Retortenofen; von J. L. Bell. | 
| Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 101 | 
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                        Price's Patent-Retortenofen; von J. L. Bell.
                        Mit einer Abbildung auf Taf. III [b/3].
                        Bell, über Price's Retortenofen.
                        
                     
                        
                           Sowohl bei dem gewöhnlichen Flammofen, wie er heute noch vielfach im Eisenhüttenwesen
                              in Gebrauch ist, gleichviel welche Mittel angewendet sind, um die Hitze der
                              abgehenden Gase möglichst auszunützen, als auch bei dem sogen. Siemens'schen
                              Regenerativofen, welcher den ersteren in Bezug auf Brennmaterialersparniß und
                              Wärmeeffect bedeutend übertrifft, geht dem eigentlichen Zwecke des Ofens eine
                              bedeutende Wärmemenge verloren. In dem gewöhnlichen Flammofen nämlich absorbirt
                              nicht allein die Volatilisation der Kohlenwasserstoffe des Brennstoffes eine gewisse
                              Wärmemenge, sondern durch eben diese Absorption wird der Wärmeeffect des Ofens
                              bedeutend vermindert. Zu diesem Abkühlungsmomente gesellt sich noch ein zweites,
                              hervorgerufen durch das beständige Schüren des Ofens mit kaltem Brennmaterial, wobei
                              das Eindringen von
                              kalter Luft über den Rost in mehr oder weniger geringem Maße nicht umgangen werden
                              kann. Beim Siemens'schen Ofen sind allerdings diese Uebelstände nicht vorhanden,
                              jedoch wird durch die vorherige Vergasung des Brennmaterials insofern ein
                              Wärmeverlust hervorgerufen, als der feste Kohlenstoff zu Kohlenoxyd verbrannt wird,
                              wodurch ungefähr 30 Proc. seiner totalen Heizkraft verloren gehen. Zu diesem
                              Uebelstand gesellen sich die hohen Anlagekosten des Systems.
                           In dem Retortenofen von John Price wird sowohl die
                              Verbrennungsluft als auch der Brennstoff durch die abgehenden Gase erhitzt, wobei
                              allerdings die Wärme-Intensität des Siemens'schen Ofens nicht erreicht wird;
                              aber es wird der Wärmeverlust vermieden, welcher durch die der Verbrennung
                              vorhergehende Vergasung in den Generatoren entsteht. Die principielle Einrichtung
                              eines solchen Ofens ist in Figur 7
                              veranschaulicht.
                           Der Verbrennungsraum A und der Arbeitsraum B, beide durch eine Feuerbrücke getrennt, unterscheiden
                              sich nicht von denen eines gewöhnlichen Flammofens. Der Fuchs C mündet in einen Canal D, welcher zu einem
                              sogen. Retortenraume E führt. In der Mitte dieses Raumes
                              ist ein runder Pfeiler aus feuerfesten Steinen gebaut, welcher einen gußeisernen
                              Behälter G trägt; letzterer ist mit feuerfesten Steinen
                              gefüttert. Auf diesem Behälter ist die sogen. Retorte, theils aus feuerfesten
                              Steinen, theils aus Gußeisen gebaut, welche in einen Fülltrichter ausmündet, von dem
                              sie durch einen Schieber getrennt ist; dieser Schieber wird mittels eines
                              Hebelwerkes von der Hüttensohle aus bewegt. Die Retorte selbst ist in ihrem unteren,
                              aus feuerfesten Steinen hergestellten Theile durch zwei gegenüber liegende
                              Oeffnungen sowohl mit dem Verbrennungsraume A als mit
                              der Außenseite des Ofens in Verbindung gesetzt; die nach Außen mündende Oeffnung ist
                              durch eine luftdichte Thür M verschlossen, und es wird
                              von hier aus das Brennmaterial durch den Canal L auf den
                              Rost gestoßen. Die Retortenkammer selbst reicht bis zur Spitze der Retorte, von wo
                              aus sie mit einem Fuchs N communicirt, der zum
                              Schornsteine führt. Nahe am Boden des Behälters G münden
                              mehrere Röhren P, welche in mehrfachen Windungen um
                              diesen Behälter geführt sind und mit einem Ventilator in Verbindung stehen. Von G aus wird die vom Ventilator gelieferte
                              Verbrennungsluft unter den Rost in den Aschenfall geleitet.
                           Der Betrieb eines solchen Ofens ergibt sich schon aus der Beschreibung. Auf dem Roste
                              wird ein Feuer angezündet und so lange auf die gewöhnliche Weise geschürt, bis der
                              Ofen gut erhitzt ist, worauf dann die Retorte H mit
                              Brennstoff angefüllt wird. Von diesem Zeitpunkte an wird der Rost von der Retorte aus
                              beschickt, und der Brennstoff allmälig durch den Fülltrichter I nachgeschüttet, wobei der Luftzutritt abgeschlossen ist. Die auf dem
                              Roste erzeugten Verbrennungsgase gelangen, nachdem sie ihre Hauptwirkung im
                              eigentlichen Arbeitsraum geäußert haben, durch C und D in die Retortenkammer E
                              und von hier in den Fuchs N, bei welchem Wege sie den
                              größten Theil ihrer Hitze an die Wände der Kammer, sowie an die Windleitungsröhren
                              P und an die Retorte resp. deren Inhalt abgeben. Das
                              Princip des Regenerativofens ist auch hier im Wesentlichen durchgeführt.
                           Da man den Luftzutritt reguliren kann, hat man es vollständig in der Hand, sowohl
                              eine reducirende als auch eine oxydirende Flamme je nach dem auszuführenden Proceß
                              herzustellen.
                           Die Resultate, welche im Woolwicher Arsenale, wo solche Oefen in Betrieb sind,
                              erzielt wurden, lauten sehr günstig, und soll beim Puddelproceß ein Drittel, beim
                              Schweißofenbetrieb die Hälfte des in gewöhnlichen Oefen verbrauchten Brennstoffes
                              erspart worden sein. Die Temperatur der Verbrennungsluft schwankt zwischen 260 bis
                              290°, die der entweichenden Gase zwischen 485 bis 815°. Die
                              Herstellungskosten eines solchen Ofens belaufen sich nach dem Erfinder nur auf die
                              Hälfte derjenigen eines gewöhnlichen Puddelofens, gleiche Productionsfähigkeit
                              natürlich vorausgesetzt, während die Unterhaltungskosten nach den vorliegenden
                              Betriebsresultaten ebenfalls geringer sein sollen. (Nach einem Vortrage im 
                              				    Iron and Steel Institute, durch den Engineer, September 1875 S. 189.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
