| Titel: | Ueber Construction der Formen für Stahlschienen-Ingots; von W. Hackney. | 
| Autor: | W. Hackney | 
| Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 102 | 
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                        Ueber Construction der Formen für
                           Stahlschienen-Ingots; von W.
                              Hackney.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              III [a/3].
                        Hackney, über Construction der Formen für Stahlschienen
                           Ingots.
                        
                     
                        
                           Die modernen Ingots-Formen, wie solche für Stahlschienen wohl am meisten
                              angewendet werden, haben einen viereckigen Querschnitt mit abgerundeten Ecken, weil
                              ein Ingot von solchem Querschnitt beim nachherigen Hämmern viel gleichmäßiger
                              zusammengepreßt wird, als ein solcher von runder Form; auch ist man von dem im
                              Anfange wohl hier und da eingeführten runden Querschnitte allgemein zurückgekommen,
                              da die Ecken einer aus solchen Ingots hergestellten Luppe nur wenig gepreßt waren,
                              und die Schienen, sofern das Metall nur ein wenig kaltbrüchig war, leicht rissige
                              und blassige Stellen zeigten.
                           
                           Ein Uebelstand dieser viereckigen Ingots ist jedoch das leichte Zerspringen
                              derselben, bewirkt durch die im Metall auftretende Spannung, wenn flüssiger Stahl in
                              die Form gegossen wird. In diesem Falle nämlich, mögen auch die inneren Wände durch
                              einen Anstrich von Graphit, Thon oder Kalk gegen eine allzu große Erhitzung etwas
                              geschützt sein, ist dennoch in wenigen Minuten die innere Seite einer solchen Form
                              glühend heiß, während die äußere Seite im Vergleiche kalt ist.
                           Die gebräuchlichsten Formen sind entweder in einem Stück gegossen in Gestalt einer
                              hohlen abgestutzten Pyramide, deren Querschnitt von oben nach unten zunimmt (vergl.
                              Fig. 8 bis
                              11), oder
                              sie bestehen aus zwei Theilen, welche mittels Bolzen oder Klammern geschlossen
                              werden (vergl. Fig.
                                 12 bis 16).
                           Die Formen der ersten Art zeigen bei eintretendem Zerspringen fast immer einen Riß,
                              welcher, in der Mitte einer von den flachen Seiten vom Boden ausgehend, sich
                              vertical aufwärts erstreckt (Fig. 8 und 9). Es hat dies seinen
                              Grund darin, daß gerade die Mitte einer solchen Seite am meisten erhitzt ist; die
                              Ecken nämlich, welche weniger geschmolzenes Metall bei einer größeren
                              Abkühlungsfläche einschließen, sind noch dunkel, während 5 bis 10 Minuten nach dem
                              Eingießen die Seitenflächen rothglühend sind. Die Ausdehnung des Metalles in der
                              Mitte der Seiten ist folglich eine viel größere als in den Ecken, welche letztere,
                              da ihre Spannung nicht so groß ist, nach außen hin gewaltsam gedrückt werden, so daß
                              ein Zerspringen der Form in der Mitte der durch die Hitze ohnehin schon geschwächten
                              Seitenflächen kaum zu umgehen ist.
                           William Hackney schlug deshalb in einem Vortrage im Iron and Steel Institute (Engineering, September 1875 S. 238) vor, die Metalldicke einer solchen
                              Form in den einzelnen Querschnittspunkten so zu bestimmen, daß die auftretenden
                              Spannungskräfte in dem ganzen Querschnitte gleich groß sind, was durch eine relative
                              Metalldicke der Ecken und Seitenflächen erreicht wird (Fig. 10 und 11). Man kann
                              schon mit bloßem Auge im Dunkeln ziemlich leicht erkennen, daß eine Form dieser
                              Bedingung entspricht, wenn sie durch einen Ingot in allen Punkten gleichmäßig zum
                              Glühen gebracht wird. Springt eine solche Form, was bei der ungleichmäßigen
                              Erhitzung der Innen- und Außenflächen schließlich nicht ganz zu vermeiden
                              ist, so verbreitet sich der Riß unregelmäßig über die ganze Form. Sollte er dennoch
                              bei verschiedenen Formen an einer bestimmten Stelle auftreten, so würde dies den
                              besten Fingerzeig zu einem rationelleren Umconstruiren darbieten. Formen nach diesem
                              Princip construirt, haben in der Praxis die besten Resultate gegeben.
                           
                           Zu solchen ungetheilten Formen würde sich, um ein Zerspringen derselben möglichst zu
                              vermeiden, am besten ein graphitreiches, weiches Roheisen eignen; aber ein solches
                              Roheisen wird sehr leicht durch geschmolzenen Stahl angefressen und durchlöchert,
                              und beim Abgießen der Form entstehen leicht Blasen und Hohlräume auf der Innenseite,
                              hervorgerufen durch den auf dem Metall schwimmenden Graphit; solche Hohlräume aber
                              verursachen, wenn sie nicht abgehobelt werden können, ein Festklemmen des Ingots in
                              der Form. Kommt daher die Widerstandsfähigkeit gegen Zerspringen erst in zweiter
                              Linie in Betracht, so wählt man am besten graues Gießereiroheisen (Nr. 3), welches
                              nicht nur leichter mit einer sauberen glatten Fläche gegossen werden kann, sondern
                              auch weniger durch den gegossenen Stahl angefressen wird.
                           Was nun die zweitheiligen Formen betrifft, so springen dieselben, wenn aus einer
                              guten Marke grauen Roheisens Nr. 3 hergestellt, fast nie. Sie sind leichter
                              anzufertigen, behalten eine glatte Oberfläche, gestatten den Guß parallelseitiger
                              (prismatischer) Ingots und lassen sich bei etwaigem Festklemmen eines Ingots leicht
                              öffnen. Aber einen Uebelstand, der bis heute noch nicht ganz beseitigt wurde, führen
                              sie dennoch mit sich. Ist nämlich eine solche Form, deren Theile mittels Flanschen
                              oder Lappen (letztere sind mehr zu empfehlen) an einander verschraubt sind, mit
                              flüssigem Stahl angefüllt, so streben die Oberflächen, vermöge der ungleichmäßigen
                              Ausdehnung der Innen- und Außenseiten, eine gekrümmte Form anzunehmen (Fig. 14). Die
                              Bolzen verhindern jedoch eine Entfernung der Flanschen von einander; das Metall der
                              Form, da es sich nicht ausdehnen kann, wie es unter den einwirkenden
                              Spannungskräften thun würde, wirft sich, – eine Erscheinung, die man bei
                              Gußeisen häufig beobachten kann, wenn es einer Rothglühhitze ausgesetzt wird; die
                              Flanschen und Ecken biegen sich nach Innen, so daß, wenn die Form wieder abgekühlt
                              ist, die Fuge zwischen den Flanschen nach einwärts mehr geöffnet ist, als es vor dem
                              Gießen der Fall war (Fig. 15), während die
                              Flanschen selbst dichter schließen und die Bolzen loser geworden sind. Dieses
                              wiederholt sich, so oft die Form mit flüssigem Stahl gefüllt wird, so daß
                              schließlich der Stahl in die so immer größer gewordene Fuge eindringt und sich auf
                              dem Ingot eine starke Gußnath bildet. Diese Nath bewirkt jedoch allmälig eine noch
                              größere Spannung der Form, und die Dicke derselben nimmt mit dem wiederholten
                              Gebrauche der Form so zu, daß letztere bald unbrauchbar wird, resp. von Neuem
                              zugerichtet werden muß.
                           Untersucht man eine solche Form, so sieht man, daß die inneren Kanten an den Fugen
                              sowie die inneren Flanschenflächen gar nicht angefressen sind, – ein Beweis, daß
                              das Bestreben der Flanschenfugen, sich nach Innen zu öffnen, nur durch das Werfen
                              der Form veranlaßt wird, und nicht durch ein etwaiges Anfressen des flüssigen
                              Stahles. Man könnte sich nun leicht veranlaßt fühlen, die Flanschen so abzuhobeln,
                              daß sie sich nur an der Innenfläche berührten (Fig. 13). Obgleich eine
                              solche Anordnung immerhin vortheilhaft ist, so hilft sie dem erwähnten Uebelstande
                              dennoch nicht vollständig ab, was man schon daraus ersehen kann, daß die Fuge nicht
                              gleichmäßig von einem Ende zum anderen geöffnet ist, sondern es tritt dieses Oeffnen
                              am stärksten an den Stellen auf, wo Bolzen durchgezogen sind, und erstreckt sich nur
                              auf die Höhe, bis zu welcher die Form gewöhnlich angefüllt ist.
                           Da, wie aus dem Vorigen hervorgeht, das allmälige Aufklaffen der Fugen nur dadurch
                              bewirkt wird, daß die starren Bolzen einer Entfernung der Flanschen von einander
                              sich widersetzen und damit in der erhitzten Form eine gewisse Spannkraft
                              hervorrufen, so begegnet man dem erwähnten Uebelstand nur dadurch, daß man diese
                              Spannkraft möglichst zu vermindern sucht. Es wird dies schon dadurch erreicht, daß
                              man unter den Bolzenköpfen starke Federn oder federnde Unterlagsscheiben anbringt,
                              welche sich einer kleinen Ausdehnung der Form nicht widersetzen, – ein
                              Verfahren, welches sich in der Praxis ziemlich gut bewährt hat, aber noch immer
                              wegen der nothwendig sehr starken Federn den Uebelstand nicht ganz beseitigt hat. Am
                              besten erreicht man das vorgesteckte Ziel, wenn die beiden Formhälften an den
                              inneren Flanschenkanten fest an einander gedrückt werden, da gerade um diese Kanten
                              sich die Formtheile bei ihrer Expansion bewegen. Ein Festklemmen der beiden
                              Formhälften, entweder durch federnde Klammern, welche über die Form von oben gezogen
                              werden (Fig.
                                 16), oder durch festgekeilte Ringe, würde diesem Zwecke am besten
                              entsprechen, wie dies bekanntlich bei den kleinen Formen für Werkzeugstahl allgemein
                              im Gebrauche ist.
                           Im Entwerfen von solchen zweitheiligen Formen muß man immerhin die relative
                              Metalldicke an Ecken und Seitenflächen im Auge behalten, genau wie bei Formen,
                              welche aus einem Stück gegossen sind; das Anbringen von Rippen läßt sich nicht
                              empfehlen, weil die Wärme in der erhitzten Form sich nicht gleichmäßig um den
                              Querschnitt vertheilen würde und, wie die Erfahrung gezeigt, ein Zerspringen einer
                              solchen Form wohl nicht verhütet werden könnte.
                           
                              P. M.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
