| Titel: | Warner's Verfahren zum Feinen des Roheisens; von Rigo. | 
| Autor: | Rigo | 
| Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 125 | 
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                        Warner's Verfahren zum Feinen des Roheisens; von Rigo.
                        Rigo, über Warner's Verfahren zum Feinen des Roheisens.
                        
                     
                        
                           Der Zweck dieses bereits in diesem Journal, 1875 216 490
                              erwähnten Verfahrens ist, Silicium und Schwefel haltiges Roheisen von diesen
                              Beimengungen zu befreien mit Hilfe eines Gemenges von eigentlich feinenden
                              Zuschlägen (Eisen- und Manganoxyden, Kalk etc.), welche für sich allein
                              unschmelzbar oder doch sehr strengflüssig sind, mit anderen, bei verhältnißmäßig
                              niedriger Temperatur in Fluß kommenden Substanzen, die zwar an und für sich nicht
                              auf das Roheisen wirken, aber eben dadurch, daß sie leicht schmelzen, die ersteren
                              Reagentien in innigen Contact mit dem flüssigen Roheisen bringen, so daß dieselben
                              auf das letztere ihre Wirkung vollständig ausüben können. J. Warner, welcher dieses von ihm erfundene Verfahren auf seinen bei
                              Middlesborough in Yorkshire gelegenen Hüttenwerken einführte, verwendet dazu nach
                              den Angaben des belgischen Ingenieurs E. Rigo (Revue universelle des Mines etc., 1875 S. 218 ff.)
                              nachstehende Gemenge, deren Bestandtheile zunächst sehr fein gepulvert und dann
                              möglichst innig mit einander gemengt werden: a) 2 Gew.
                              Th. Soda und 3 Th. Eisenoxyd.
                              Von diesem Gemenge sind zum Feinen von 1t
                              Roheisen auf 1 Procenteinheit Silicium in dem letzteren 40k erforderlich, b) 1 Th. Soda und 2 Th. Manganoxyd. Auf 1t Roheisen hat
                              man per 1 Proc. Silicium 40k dieses
                              Zuschlags zu nehmen, c) 3 Th. Soda und 2 Th. zu Staub gelöschter
                              Kalk. Auf 1t Roheisen gebraucht
                              man per 1 Proc. Silicium 38k,5 von diesem
                              Gemenge. d) 1 Th. Soda und 2
                              Th. Flußspath. Im Allgemeinen ist die Benützung dieses
                              Zuschlags nicht als vortheilhaft zu empfehlen, in besonderen Fällen aber wirkt
                              derselbe sehr gut. Von dem kohlensauren Natron wird wegen seines ziemlich hohen
                              Preises nur die zur Erreichung des angestrebten Zweckes durchaus nothwendige Menge
                              angewendet, um die weit billigeren, eigentlichen Feinungsmittel zu voller
                              Wirksamkeit zu bringen, so daß gleichzeitig größere Mengen von denselben genommen
                              werden können. Daher ist das Warner'sche Verfahren nicht nur ein sehr wirksames,
                              sondern auch ein in ökonomischer Beziehung sehr vortheilhaftes.
                           Will man Gemenge von mehreren dieser Reagentien anwenden, so muß das Quantum des dazu
                              zu benützenden kohlensauren Natrons den Mengen der dazu bestimmten anderen
                              Reagentien proportional sein; so z.B. würde man auf ein Gemenge von 2 Th. Kalk und 2
                              Th. Manganoxyd 3 Th. Soda nehmen müssen. – Der ganze Siliciumgehalt eines
                              Roheisens würde sich erforderlichen Falles auch mit Hilfe von kohlensaurem Natron
                              allein beseitigen lassen; ein solches Verfahren würde aber zu kostspielig werden,
                              denn zum Feinen von 2t,5 Roheisen in dem
                              unten zu erwähnenden ersten Recipienten würden für jedes Procent des in ihm
                              enthaltenen Siliciums 27 bis 36k Soda
                              erforderlich sein.
                           Endlich ist auch empfohlen worden, den Feinungsmitteln decrepitirende (verknisternde)
                              Salze beizumengen, indem die letzteren in Folge der Einwirkung der Hitze die
                              Reagentien mechanisch auseinander treiben und sie zwingen, in die Metallmasse
                              einzudringen. Wenngleich nun aber die Benützung derartiger Substanzen insofern als
                              ökonomisch vortheilhaft sich erweisen dürfte, als dadurch die zum vollständigen
                              Feinen des Metalles nöthige Menge von Soda und anderen leichter schmelzbaren
                              Zuschlägen herabgesetzt werden kann, so zieht es Warner
                              doch vor, derartige Salze nicht anzuwenden.
                           Das Warner'sche Feinungsverfahren
                                 selbst ist nun das nachstehende. Das im Cupolofen umgeschmolzene oder
                              direct aus dem Hohofen abgestochene Roheisen fließt (wie schon im früheren Aufsatze
                              angedeutet ist) in einen mit feuerfestem Material ausgefütterten schmiedeisernen
                              Recipienten oder schachtofenähnlichen Kessel, auf dessen Sohle eins von den im
                              Vorstehenden näher angegebenen Reagentiengemengen ausgebreitet ist, so daß dasselbe
                              von dem flüssigen Roheisen unmittelbar bedeckt wird und mit ihm hinlänglich lange in
                              Berührung bleibt, um seine volle Wirkung ausüben zu können. Zu diesem Zwecke ist es
                              vortheilhaft, dem Recipienten eine genügende Höhe zu geben, um die Menge der Zuschläge in entsprechendem
                              Verhältnisse vermindern zu können; denn indem die letzteren in der Säule von
                              flüssigem Metall aufsteigen, können sie ihre Wirkungsfähigkeit vollständiger zur
                              Entwickelung bringen. Nach den bisher gemachten Erfahrungen hatte man zum Feinen von
                              3t,5 Metall, die im Recipienten eine
                              Säule von 1m,5 Höhe bilden, nicht mehr von
                              den Zuschlagsgemengen nöthig, als zu einem gleichgradigen Feinen von 2t,5 desselben Roheisens, welches eine Säule
                              von nur 1m,0 einnimmt. Bei Anwendung eines
                              cylindrischen Recipienten von ungefähr 0m,60 Durchmesser und einer solchen Tiefe,
                              daß er eine Charge von 1t,5 zu fassen
                              vermag, verbraucht man auf 1 Proc. des zu entfernenden Siliciums 18k kohlensaures Natron und 18k Kalk. Mit derselben Zuschlagsmenge würde
                              man, ohne die Wirkungsfähigkeit der letzteren ganz zu erschöpfen, eine im
                              Recipienten die Höhe von 1m einnehmende
                              Charge von 2t,5 desselben Metalles feinen
                              können.
                           Das erwähnte Sodakalkgemenge genügt zur Beseitigung des im ordinären Roheisen
                              enthaltenen Schwefels; allein die dabei fallenden Schlacken sind sehr zähe und
                              strengflüssig und lassen sich nur schwierig abziehen; deshalb schlägt man oft noch
                              eine basische Substanz, Eisenoxyd, Zinkoxyd, Flußspath, Thon zu, und erzielt dadurch
                              die Bildung einer aus einem zusammengesetzten Silicate bestehenden leichtflüssigeren
                              Schlacke. Der gewöhnliche gelbe Lehm hat bei niedrigem Preise einen sehr günstigen
                              Einfluß auf die Schlackenbildung; man nimmt von demselben 1 Gw. Th. auf 10 Th. des
                              Sodakalkgemenges und setzt schließlich noch 0,5 Th. Soda hinzu, um eine vollständige
                              Schmelzung des Zuschlaggemenges durch die Hitze des flüssigen Roheisens zu
                              sichern.
                           Die bisher angewendeten Recipienten waren in ihrer ganzen Höhe von gleichem
                              Durchmesser oder auch wohl oben etwas weiter als unten; Warner dagegen gibt ihnen am unteren Ende eine größere Weite als an der
                              Mündung, um der Einwirkung der Reagentien auf das Roheisen eine größere Fläche
                              darzubieten. Bei dieser Einrichtung ist die Sohle des Recipienten zur Erleichterung
                              des Abwerfens der Schlacken beweglich, indem die Sohlplatte mit dem unteren Theile
                              des Behälters mittels eines schmiedeisernen Bügelverschlusses verbunden ist; vor dem
                              Beginne einer jeden Operation werden die Fugen zwischen dem Cylinder und der
                              Sohlplatte mit Lehm verstrichen. Der Recipient selbst ruht auf Rädern oder ist auf
                              einem Wagen befestigt; sobald er mit den feinenden Zuschlägen beschickt worden ist,
                              wird er unter eine besondere Esse gefahren, und nach Ausführung des Processes von
                              derselben wieder entfernt. Zu diesen Bewegungen wird ein hydraulischer Motor oder
                              irgend eine andere Maschine verwendet.
                           
                           Uebrigens gibt Warner selbst zu, daß die von ihm zum
                              Feinen empfohlenen Substanzen schon vor ihm zu anderen ähnlichen Processen benützt
                              worden sind; auch beansprucht er als eigene Erfindung nur eine neue Anwendungsweise
                              bereits bekannter Reagentien und Zuschläge.
                           
                              H. H.