| Titel: | Der Hohofenbetrieb unter Anwendung gasförmigen Brennstoffes; von F. Reiser, Hüttenverwalter in Hapfenberg. | 
| Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 176 | 
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                        Der Hohofenbetrieb unter Anwendung gasförmigen
                           Brennstoffes; von F. Reiser,
                           Hüttenverwalter in Hapfenberg.
                        Reiser's Hohofenbetrieb unter Anwendung gasförmigen
                           Brennstoffes.
                        
                     
                        
                           Zur Durchführung des Hohofenbetriebes mittels jüngeren Mineralkohlen schlägt
                              Verfasser vor, heiße Gase in verschiedene Ofenzonen von außen einzuführen, welche
                              Gase sowohl die Reduction als auch die Carbonisation der Erze bewirken sollen,
                              indessen das mit aufgegichtete jüngere mineralische Brennmaterial sowohl die
                              Lockerheit der Schmelzsäule erhalten, als auch erst im eigentlichen Schmelzraum
                              seine Hauptwirkung äußernäußeru soll.
                           Bei der praktischen Ausführung dieses Verfahrens müssen nach Reiser folgende Bedingungen erfüllt werden.
                           1. Der Ofenschacht soll möglichst niedrig sein, wodurch sowohl eine größere
                              Lockerheit der Schmelzsäule bei der geringen Druckhöhe erzielt, als auch ein
                              Zerquetschen des leicht zerdrückbaren Brennmateriales verhütet wird. Außerdem wird,
                              da der zurückzulegende Weg ein geringerer ist, ein starkes Vorrollen der Erze
                              verhindert, was in Folge der Eigenschaft des rohen Brennmateriales, in der Hitze zu
                              zerfallen, sehr leicht eintritt. Die Lockerheit der Schmelzfäule wird außerdem durch
                              Einführen von Gasen in höheren Ofentheilen erhöht.
                           2. Der Ofenquerschnitt sei elliptisch, so daß die Construction sich der eines
                              modificirten Raschett'schen Ofens nähern würde, welcher bei erweiterter Gicht und
                              dem entsprechend langsameren Austreten der Gase eine geringere Höhe beansprucht,
                              außerdem bei leichterem Zutritt des Windes bis in die Mitte des Ofens ein
                              gleichmäßigeres Aufsteigen der Gase und deshalb einen regelmäßigeren Ofengang
                              verursachen soll.
                           3. In der Höhe der Reductionszone soll durch eine Lage Düsen Kohlenoxydgas und Luft
                              eingeführt werden; letztere zu dem Zwecke, um durch Verbrennung eines Theiles von
                              Kohlenoxyd die zur Reduction nöthige Temperatur hervorzubringen.
                           4. Analog müssen je nach der Menge des aufgegichteten Brennmateriales in die
                              Kohlungszone Gase eingeführt werden, wozu sich am besten Kohlenwasserstoffe eignen
                              würden, welche jedoch als solche zu theuer zu beschaffen, und deshalb nur als
                              Gemenge mit Kohlenoxyd zur Anwendung zu bringen sind, wie ein solches bei der
                              Kohlenoxydgas-Erzeugung erhalten wird.
                           5. Die Einführung von Kohlenoxydgas mit dem Gebläsewind ist unter Umständen sehr
                              rathsam.
                           6. Sowohl Wind als Kohlenoxydgas müssen hoch erhitzt sein.
                           Durch dieses Verfahren hofft der Verfasser folgende Vortheile zu erlangen.
                           
                           
                              1. Die Möglichkeit sowohl zur Gasbereitung als auch im Hohofen
                                 selbst ein billigeres Brennmaterial als Coaks, Holzkohlen oder Anthracit
                                 anzuwenden. Die schlechten Resultate die bei Anwendung solcher Brennstoffe
                                 erhalten wurden, trotzdem letztere hinreichend Wärme entwickeln, um das
                                 reducirte und gekohlte Eisen zu schmelzen, beruhen außer dem oben schon
                                 erwähnten Vorrollen der Erze zum größten Theile darin, daß diese
                                 Brennmaterialien bei ihrer Vercoakung im oberen Theile des Ofens eine solche
                                 Wärmemenge binden, daß die Erze unvollständig reducirt und gekohlt vor den
                                 Formen anlangen.
                              2. Durch genaue Regulirung der Temperatur und Zusammensetzung der
                                 Gase vollziehen sich die einzelnen Reactionen des Processes viel schneller, und
                                 aus diesem Grunde wird an Brennmaterial gespart. Denn die einzelnen Reactionen
                                 des Hohofenprocesses gehen nur bei bestimmten, in engen Grenzen schwankenden
                                 Temperaturen bei entsprechender Beschaffenheit der Gase vor sich. Eine
                                 Einwirkung von außen auf die Gase bei einmal aufgegebener Beschickung ist jedoch
                                 nur noch im Gestelle mittels des Windes möglich, während nach oben hin die
                                 Veränderung der Gase nach bestimmten Gesetzen vor sich geht. Die
                                 Schmelzmaterialien erleiden deshalb insofern eine Verzögerung, als in bestimmten
                                 Ofenzonen ihre Veränderung eine geringe ist; eine Folge dieser Verzögerung ist
                                 die wirkungslose Verbrennung von Brennmaterial.
                              3. Der Ofen ist leicht zugänglich und kann momentan auf denselben
                                 eingewirkt werden.
                              4. Durch eine vielleicht vollkommenere Verbrennung in den oberen
                                 Ofenzonen (von CO zu CO²) wird die Heizkraft der Gase mehr ausgenützt.
                              5. Bei Anwendung hoch erhitzter Gebläseluft tritt leicht durch
                                 eine zu hohe Temperatur eine Reduction von Silicium auf, welchem Uebelstand man
                                 durch einen entsprechenden Kalkzuschlag begegnet, was aber zur unmittelbaren
                                 Folge einen größeren Brennmaterialauswand hat, da die Beschickung ärmer wird.
                                 Durch Einführung und Verbrennung heißer Gase in den oberen Ofentheilen ließe
                                 sich jedoch der Uebelstand, daß der erhitzte Wind nur den unteren Schachträumen
                                 zu Gute kommt, umgehen, und außerdem durch einen stärkeren Erzsatz, welcher
                                 sonst einen Rohgang leicht bewirken würde, die Temperatur hinreichend reguliren,
                                 daß bei kräftiger Reduction der Erze eine zu starke Reduction des Siliciums
                                 nicht stattfindet.
                              6. Da bis heute die Erhitzung des Windes wegen der Abhängigkeit
                                 der Reductions- und Kohlungszone von der Schmelzzone nur bis zu einem
                                 gewissen Grade ökonomisch getrieben werden kann, so erlaubt das beschriebene
                                 Verfahren die Vortheile des hoch erhitzten Gebläsewindes in weniger beschränktem
                                 Maße auszunützen, da man sowohl Temperatur als Zusammensetzung der Gase, welche
                                 in den oberen Zonen einwirken sollen, reguliren kann.
                              7. Bei der directen Zuführung der Gase von außen kann der
                                 Brennmaterialzusatz, der sonst unter eine bestimmte Grenze nicht sinken darf,
                                 bei hoch gesteigerter Temperatur dennoch verringert werden.
                              8. Streng reducirbare Erze und Schweißofenschlacken, welche vor
                                 ihrer vollständigen Reduction leicht schmelzen, könnten bei diesem Verfahren
                                 viel leichter verarbeitet werden, und dürften nicht so leicht bei Herstellung
                                 einer mäßig warmen, sehr kräftig wirkenden Reductionszone einen Rohgang
                                 hervorrufen. (Im Auszug nach dem berg- und hüttenmännischen Jahrbuch der
                                       Bergakademie zu Leoben etc. 1874 S. 429).