| Titel: | Die Surrogatbrauerei; von Dr. J. Hanamann. | 
| Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 346 | 
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                        Die Surrogatbrauerei; von Dr. J. Hanamann.
                        Hanamann, über die Surrogatbrauerei.
                        
                     
                        
                           Wie bekannt, gehen bei der Bierbereitung nutzbare Stoffe verloren, und es werden bei
                              dem fortwährenden Steigen der Gersten- und Hopfenpreise, der Arbeitslöhne,
                              Steuern und Abgaben wohl wenige Fragen unter den praktischen Bierfabrikanten und
                              Brauereibesitzern so lebhaft ventilirt, als diejenigen über die Verwendung von
                              Rohstoffen, durch welche man einen Theil des Getreides unbeschadet der Qualität des
                              Bieres ersetzen kann.
                           Es fehlt nicht an mehlhaltigen Substanzen, welche, in gewisser, nicht übertriebener
                              Menge dem Gerstenmalz zugesetzt und damit nach verschiedenen Methoden verbraut, ein
                              gutes Getränk zu liefern im Stande sind.
                           Die Stärkemenge, welche von einem Hektar durch verschiedene in dieser Hinsicht
                              beachtenswerthe Culturpflanzen geerntet werden kann, beträgt bei dem Anbau von
                              Kartoffeln im Durchschnitt das Drei- bis Vierfache, von Reis und Mais das
                              Doppelte von dem Gewichte der Gerste, und wenn auch die Anbauversuche mit Wildreis
                              noch kein günstiges Resultat in Deutschland ergeben haben, so besitzen doch südliche
                              Gegenden Europas, der Süden der neuen Welt etc. ausgedehnte Reisculturen, die daher
                              nicht unterschätzt werden dürfen. In größerer Ausdehnung wie der Reis wird heute
                              schon der Mais als Surrogat des Malzes verwendet, freilich erst heimlich, weil
                              Vorurtheile oft so fest wurzeln, daß sie nur durch listige Ueberführung ausgerottet
                              werden können. Am stärksten bedient man sich wohl des gereinigten
                              Kartoffelstärkemehles in Deutschland als Ersatz eines geringen Malzantheiles, und
                              thatsächlich wäre gegen dessen bedeutendere Verwendung nichts einzuwenden, wenn
                              nicht comparative Versuche darthun würden, daß – wie ich mich in Forbes und
                              Cheinov im Großen zu überzeugen Gelegenheit hatte – eine mit Stärke zu einem
                              Drittel ihres Extractes versetzte Malzwürze in derselben Zeit stärker attenuire als die
                              gewöhnliche Malzwürze und im Verhältniß zu ihrem Vergährungsgrade mehr neue Hefe
                              liefert als das Normalbier, und daß diese Hefe auch stickstoffärmer ist, so daß sie
                              nach dem zweiten „Anstellen“ bereits ausartet, leicht und
                              breiig wird, weshalb ihre weitere Verwendung unterbleiben muß. Die mit Stärkezusatz
                              gebrauten Biere sind geistiger, blässer von Farbe, lieblich im Geschmack, sofern zu
                              ihrer Erzeugung immer wieder reine, neue, gute Malzhefe, gewonnen von reinen
                              Malzwürzen, verwendet wird. Die präparirten Kartoffelscheiben eignen sich aber
                              keinesfalls zur Darstellung eines wohlschmeckenden Getränkes, nur die
                              reingewaschene, nasse oder trockene Stärke oder der Stärkezucker. Durch den
                              letzteren werden zuweilen größere Gypsmengen in die Würze gebracht, welche dem
                              fertigen Biere einen bitteren fremdartigen Geschmack verleihen.
                           Eine eingehendere Berechnung lehrt, daß 100k
                              Malz im Ganzen 2k,5 lösliche, nicht
                              gerinnbare Eiweisstoffe und ebensoviel Asche, die zur Hälfte aus Phosphaten besteht,
                              enthalten. Nehmen wir in den Hefezellen 3 Th. Proteïnstoffe auf 2 Th.
                              stickstofffreie Stoffe an, so reicht dieses Material hin, um 4k,2 Hefetrockensubstanz zu liefern, die
                              etwa 8 Proc. einer beinahe nur aus phosphorsaurem Kali gebildeten Asche enthält. Die
                              breiige Hefe enthält noch 75 Proc. Wasser, von dieser Hefe müßten daher 100k Malz 16k,64 liefern. 100k Malz geben aber 70 Proc. Extract, welches
                              durchschnittlich 7 Proc. Eiweisstoffe enthält. Wären alle diese Proteïnstoffe
                              zur Umsetzung in Hefe tauglich, so würden die angeführten Malzmengen 14k trockener Hefe geben können. Es sind
                              bekanntlich aber nur die in Wasser löslichen, nicht gerinnbaren, durch Sublimat und
                              Gerbsäure fällbaren, durch Blutlaugensalz nicht fällbaren, in Alkohol nur theilweise
                              löslichen Proteïnkörper der Gerste und des Malzes, die sogen. peptonisirten
                              Eiweisstoffe, vorzügliche Hefennährstoffe und deren Menge ist in den besten
                              Malzsorten nicht sehr groß.
                           Diese Eiweißstoffe sind es, welche nicht nur die Vollmundigkeit, sondern auch die
                              Nahrhaftigkeit eines Bieres bedingen, welche es besonders geeignet machen,
                              Säfteverluste rasch zu ersetzen, denen daher eine hohe physiologische Bedeutung
                              zukommt, insbesondere auch deshalb, weil sie mit dem Kaliphosphat gemeinschaftlich
                              in das Blut übertreten, daher auch stillenden Frauen so vorzüglich zusagen. In
                              dieser Beziehung vermag freilich am wenigsten das reine Stärkemehl, eher der Reis,
                              am besten der Mais das Malz zu ersetzen, und da die Bierbrauerei ein
                              landwirthschaftlicher Industriezweig ist, welcher einer Wirthschaft auch möglichst
                              viele und werthvolle Futterstoffe in den Abfällen liefern soll, so nimmt selbst in
                              dieser Hinsicht der Mais nicht die letzte Stelle ein, denn er liefert einen sehr starken,
                              proteïnreichen und fettreichen Oberteig, welcher sich auf der Oberfläche der
                              Treber leicht abscheidet und ein sehr concentrirtes, nahrhaftes Futtermittel
                              repräsentirt.
                           Der Stärkegehalt des Maises bildet natürlich den Werthmesser desselben für
                              Brauereizwecke und ist je nach der Varietät des Maises ein sehr verschiedener. Der
                              Stärkegehalt schwankt in den lufttrockenen Körnern von 50 bis 65 Proc. Im
                              amerikanischen Maismehl fand Gorham 77 Proc. Nach meinen
                              Erfahrungen geben 86 Gew.-Th. Mais so viel Extract wie 100 Gew.-Th.
                              Gerste. Von einem Hektar erntet man überdies nur 1000k Gerste, dagegen 2500k Mais, so daß man von gleichen Feldflächen
                              die dreifache Extractmenge gegenüber der Gerste gewinnt. Selbst bei weitem Transport
                              kommt ein Gewichtstheil Maisextract bedeutend billiger zu stehen als ein
                              Gewichtstheil Gerstenextract, abgesehen davon, daß gewisse Maisvarietäten auch in
                              Deutschland zur Reife kommen und als sehr ertragreiche Pflanzen befunden wurden. So
                              habe ich wiederholt Anbauversuche auf dem Versuchsfelde der chemischen
                              Versuchsstation Lobositz mit dem König-Philipp-Mais, dem kleinkörnigen
                              Cinquantino, dem großen Karpathen-Mais, dem griechischen, dem Tiroler
                              Frühmais, dem Quarantino, dem Sechswochenmais und vielen anderen unternommen und
                              diese Sorten durch mehr wie sechs Jahre nach einander angebaut.
                           Bekanntlich finden wir bei keinem Getreide eine so ungeheuere Menge von Spielarten
                              wie bei Mais. Das kleine runde Korn des Cinquantino reift überall, wo Weizen reift.
                              Da wir aber wissen, daß unterhalb der Schale die Eiweißstoffe in größerer Menge
                              angehäuft sind als im Inneren des Kornes und mit der Größe des Kornes die Oberfläche
                              zum Inhalt abnimmt, so verlohnt es sich für zymotechnische Zwecke insbesondere die
                              großkörnige Frucht zu wählen und den Anbau großkörniger Sorten nach Kräften zu
                              fördern. Der frühe amerikanische weiße Mais, der nicht so hoch heranwächst wie der
                              gewöhnliche Mais, trägt kürzere aber körnerreichere Kolben. Der ungarische Mais
                              treibt kräftige Stauden und setzt große Kolben an, welche hier recht gut reifen. Der
                              vom Berliner Acclimatisationsverein bezogene King-Philipp-Mais mit
                              großen, etwas platten, hellbraunen und der mit weißen Körnern erwies sich, wenn er
                              recht weit aus einander gebaut wurde, als sehr ertragreich, gab Pflanzen von 1m,5 Höhe mit langen breiten Blättern. Die
                              drei Kolben, welche jede Pflanze trägt, erreichten eine Länge von 25 bis 30cm und reiften so ziemlich gleichzeitig mit
                              dem Cinquantino. Der Sechswochenmais reift, wenn auch in kürzerer Zeit, in unserem
                              Klima recht gut aus und verdient wegen seiner Einträglichkeit alle Beachtung. Der
                              langkolbige Tiroler
                              Frühmais zeigte sich am lohnendsten. Er gab durch mehrere Jahre große, gut
                              ausgereifte, weiße Körner und lieferte einen dem gewöhnlichen Mais mindestens gleich
                              hohen Ertrag. Vom landwirthschaftlichen Standpunkte empfiehlt sich der Mais schon
                              wegen der beträchtlichen Menge Grünfutter, welches die sämmtlichen Blatt- und
                              Stengeltheile zwei bis drei Wochen nach dem Verblühen oberhalb der Fruchtkolben
                              liefern.
                           Soll der Mais zu Brauereizwecken verwendet und mit dem größten Nutzen verarbeitet
                              werden, so verlangt er wegen der eigenthümlichen Beschaffenheit seiner Körner und
                              der Zusammensetzung seiner Bestandtheile eine eigenthümliche Behandlung. Die
                              Maismälzerei entspricht freilich nicht in ihren Erfolgen den anfänglich gehegten
                              Erwartungen, weil der Mais ein Kind wärmeren Klimas ist, daher einer höheren
                              Temperatur während des Malzens bedarf als unsere Getreidearten, dann weil die
                              Structur des Maiskornes eine solche ist, daß die Trennung der hornartigen Schale von
                              dem Mehlkörper und die Auflösung des mehligen Sameninhaltes längere Zeit beansprucht
                              wie bei der Gerste, und die während dieser Zeit höher gehaltene Temperatur der
                              Malztennen die unvermeidliche bedeutende Schimmelbildung begünstigt, unter welcher
                              der Wohlgeschmack des Erzeugnisses leidet, während die lange Keimdauer große Tennen
                              nöthig macht, daher bedeutendes Anlagecapital verschlingt. Das Keimenlassen des
                              Maises zeigt sich weder rentabel noch vortheilhaft für den Geschmack der aus ihm
                              erzeugten Biere. Zwar wissen wir aus alten englischen Schriften, daß der Mais seit
                              Jahrhunderten in Amerika gemalzt und aus Maismalz Bier bereitet wurde. Die Spanier
                              brachten den Mais im 16. Jahrhundert von Westindien zuerst mit nach Europa, von wo
                              er sich nach Afrika und Asien ausbreitete. Wildwachsend fand man den Mais noch
                              nicht, aber cultivirt wurde derselbe seit undenklichen Zeiten. Die ältesten
                              Katakomben Perus, die Gräber der Inkas enthielten neben den Resten der Todten
                              gewöhnlich auch Maiskörner, wie die egyptischen Mumien den Weizen. Der Mais diente
                              zur Erzeugung des sogen. Cordillerenweines, indem man ihn in die Erde eingrub,
                              häufig besprengte und, wenn die grünen Blätter zum Vorschein kamen, die in einander
                              gefilzten Maishaufen ausgrub, gut auswusch und an der Sonne oder am Feuer trocknete.
                              Alsdann zerkleinerte man dieses Malz, rührte den Brei mit dem fünffachen Gewichte
                              Wasser an und ließ die Masse gähren. Nach 24 Stunden war die Gährung beendigt. In
                              Soccoro kaute man den Mais, mischte den ausgespuckten Brei mit Zucker und ließ
                              dieses ekelhafte Gemenge vergähren. Auch in der neuesten Zeit befaßte man sich
                              mehrseitig mit Versuchen, aus Maismalz Biere zu bereiten, alle Versuche aber scheiterten
                              an dem Umstande, daß das erzeugte Vier außerordentlich leicht säuert und keine
                              Haltbarkeit besitzt. Ich habe mich selbst vergebens bemüht, aus einem gequellten,
                              warm geführten Maishaufen ein gut aufgelöstes und fehlerfreies Maismalz zu erhalten,
                              welches ein geeignetes Material für Brauzwecke hätte abgeben können.
                           Glücklicherweise besitzen wir im langgewachsenen Malze ein vortreffliches
                              Auflösungsmittel des Maises; es fragt sich nur, ob man den Mais in Substanz oder in
                              Mehlform verwenden soll. Habich hat den amerikanischen
                              Brauern gerathen, Maismehl zu verbrauen, und behauptet, daß man aus dem gut
                              getrockneten amerikanischen Maismehl mehr als 90 Proc. Extract ohne Zuhilfenahme
                              anderer, als der in der gewöhnlichen Brauerei üblichen Gefäße erhalten könne. Dieser
                              Benützung des Maismehles steht aber der höhere Marktpreis des Mehles und die
                              Erfahrungen Haeker's entgegen, nach welchen die
                              Haltbarkeit solcher Biere, die aus einem längere Zeit aufbewahrten Maismehl bereitet
                              wurden, nicht die beste sein soll.
                           Der frisch geerntete Mais enthält noch 28 bis 30 Proc. Wasser, der lufttrockene Mais
                              aber nur 12 bis 13 Proc. desselben. Es gibt zwischen weiß, roth und schwarz keine
                              Farbenmischung, welche die verschiedenen Spielarten des Maises nicht zeigen würden.
                              Der äußere Theil des Maiskornes ist glasig und durchscheinend, von besonderer
                              Festigkeit. Das Innere des Kornes zeigt einen großen Reichthum von vielseitig
                              gestalteten, gegen die äußere Hülle an Größe abnehmenden Stärkekügelchen, die
                              durchschnittlich dreimal kleiner als wie die der Gerste sind. Diese Stärkekörnchen
                              liegen in festen Zellen, welche der Verflüssigung und Auflösung der Stärke
                              Widerstand leisten, und es muß deshalb der Mais entweder stark zerkleinert,
                              vermahlen werden, bei welcher Operation er sich nicht erhitzen darf, oder durch
                              Einweichen in schwefligsaures Wasser, Kochen oder Dämpfen vorbereitet werden, bevor
                              seine Vermischung mit dem Malze geschieht. Ueber die zweckmäßigste Art der
                              Ausführung dieses Verfahrens stehen uns viele Vorschriften zur Verfügung; in der
                              neuen Welt regnet es Patente, welche bald diesen, bald jenen Vorgang beim Verbrauen
                              des Maises als eine wichtige Erfindung in Schutz nehmen sollen, und in nicht langer
                              Zeit werden wir Fortschritte auf diesem Gebiete auch in Europa zu verzeichnen haben.
                              So viel ist übrigens sichergestellt, daß man den Maiszusatz niemals über 50 Proc.
                              vom Gewichte des Malzes – langgewachsenes und langsam geführtes Malz
                              vorausgesetzt – nehmen sollte, weil man sich leicht der Gefahr einer
                              unvollkommenen Zucker- und Dextrinbildung aussetzt. Doch entscheiden auch die Preisverhältnisse
                              zwischen Gerste und Mais und die vorhandenen Werksvorrichtungen.
                           Während sich Kartoffelmalzbiere schon in der Hauptgährung stark ausarbeiten und daher
                              anders in der Gährung behandelt werden müssen wie reine Malzbiere, verläuft die
                              geistige Gährung bei den Maismalzbieren sehr langsam und regelmäßig; nur klären sie
                              sich langsamer wie Malzbiere, werden aber nach dem Ablagern außerordentlich feurig
                              und mousirend. Auch die neugebildete Hefe ist von vorzüglicher Qualität.
                           Weder die Gerste noch der Mais gehören bekanntlich zu den kleberbildenden Samen. Es
                              ist hinlänglich bekannt, daß das Maismehl nur bei beträchtlichem Zusatz anderer
                              Mehlsorten sich gut verbacken läßt, daß dem aus bloßem Maismehl bereiteten Teige die
                              nöthige Zähigkeit und Klebrigkeit abgeht. Man spricht noch immer vom Kleber der
                              Gerste, obwohl es längst bekannt ist, daß man, wenn Gerstenmehl in einem Tuche unter
                              Wasser geknetet wird, keinen Kleber, sondern als Rückstand im Tuche eine sehr
                              geringe Menge eines aus Eiweißzellstoffen und Stärkemehl bestehenden Gemenges von
                              nichts weniger als elastischer, klebriger Beschaffenheit erhält. Wiederholt man den
                              Versuch mit Maismehl, so erhält man ebenfalls einen sehr geringen Rückstand, kaum 3
                              Proc. des verwendeten Mehles, welchem man den Namen „Zein“
                              (Maiskleber) beilegte. So wie das Hordein kein der Gerste eigenthümlicher Stoff,
                              sondern ein Gemenge der oben bezeichneten, etwas schwerer von einander trennbaren
                              Körper ist, ebenso besteht dieses Zein nur in den Analysen von Gorham und stellt nur ein schwer trennbares Gemenge mehrerer bekannter
                              Bestandtheile des Maismehles dar.
                           Der zum Bierbrauen im Großen verwendete Mais, die daraus erzeugte Würze und das
                              Jungbier, sowie eine Partie aus Hamburg bezogenen Reises und dessen Erzeugnisse in
                              den verschiedenen Stadien ihrer Fabrikation sind mit folgenden Resultaten untersucht
                              worden; der zum Brauen verwendete Mais war großer, weißer Tiroler Mais von folgender
                              Zusammensetzung, und ihm zum Vergleich mag die Mulder'sche Gerstenanalyse hier Platz finden.
                           
                              
                                 
                                 Mais.
                                 Gerste.
                                 
                              
                                 Stärkemehl
                                   72,55
                                   65,72
                                 
                              
                                 Dextrin
                                     3,04
                                     5,53
                                 
                              
                                 Albumin
                                     0,38
                                     0,30
                                 
                              
                                 Nicht coagulirbare, in Wasser lösliche
                                    Proteïnstoffe
                                     1,33
                                     1,92
                                 
                              
                                 Fibrin
                                     2,46
                                     0,28
                                 
                              
                                 Unlösliche Proteïnkörper
                                     7,67
                                     9,27
                                 
                              
                                 Fett
                                     4,52
                                     2,50
                                 
                              
                                 Hülsenstoffe
                                     5,27
                                     9,42
                                 
                              
                                 Extractivstoffe
                                     0,84
                                     1,96
                                 
                              
                                 Mineralstoffe
                                     1,94
                                     3,10
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           
                           Das Fett des Maises ist nach der Varietät des Maises verschiedenartig gefärbt, war in
                              diesem Falle lichtgelb, über Thierkohle filtrirt wurde es farblos, zeigte eine
                              dünnflüssige Beschaffenheit, und wurde durch längeres Aufbewahren dunkelgelb und
                              fest. Es gehört zu den trocknenden Oelen und löst sich auch in Alkohol und Weingeist
                              von 80 Proc. Tr. auf.
                           Die Elementaranalyse des Maisfettes ergab:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 76,34
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 11,38
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 12,28
                                 
                              
                           Das Maisöl besteht aus den Glyceriden der Oelsäure und Palmitinsäure. Es verlangt
                              nämlich:
                           
                              
                                 Trioleïn
                                 77,38
                                 Kohlenstoff
                                 und
                                 11,76
                                 Wasserstoff
                                 
                              
                                 Tristearin
                                 76,85
                                 „
                                 „
                                 12,26
                                 „
                                 
                              
                                 Tripalmitin         
                                 75,93
                                 „
                                 „
                                 12,16
                                 „
                                 
                              
                           Wird das luftrockene Material, nach der Behandlung mit Aether, mit Spiritus von 87
                              Proc. Tr. ausgekocht, durch welche Behandlungsweise der Zersetzung organischer
                              Stoffgruppen am besten vorgebeugt wird, hierauf filtrirt und der geistige Auszug
                              stark abgedampft, so scheidet sich beim Erkalten Maisfibrin ab, welches über
                              Schwefelsäure getrocknet und gewogen wird. Nach Ritthausen besteht das Maisfibrin nicht etwa aus einem Gemenge von
                              Pflanzenleim und Caseïn, sondern aus einem Körper, welcher mit dem
                              Glutenfibrin des Weizenklebers völlig identisch ist und sich nur durch einen
                              unbedeutend niedrigeren Stickstoffgehalt von letzterem unterscheidet.
                           Der entfettete und mit Alkohol behandelte Mais wurde mit Wasser ausgezogen. Der gelb
                              gefärbte, vollkommen klare, feurige Auszug reagirt schwach sauer und schied beim
                              Erhitzen und Abdampfen viel Eiweiß ab.
                           Gegen Reagentien zeigte die gekochte, vom Eiweiß befreite wässerige Lösung des Maises
                              folgendes Verhalten.
                           Gelbes Blutlaugensalz gab weder eine Trübung noch einen
                              Niederschlag.
                           Verdünnte Salpetersäure eine schwache Trübung.
                           Sublimatlösung einen starken weißen Niederschlag.
                           Concentrirte Salpetersäure ein starkes Präcipitat.
                           Neutralisirtes essigsaures Bleioxyd einen starken, voluminösen, in
                              Essigsäure unlöslichen Niederschlag.
                           Gerbsäure einen auffallend starken Niederschlag von
                              Eiweißstoffen.
                           Salpetersaures Silberoxyd einen starken, in Salpetersäure löslichen
                              Niederschlag.
                           Kupferprobelösung wurde beim Erwärmen stark reducirt.
                           
                           Essigsäure bewirkte eine unbedeutende Trübung.
                           Der Auszug enthält noch Eiweißkörper, Zucker, Gummi, Phosphate,
                              Extractivstoffe.
                           Der mit Wasser erschöpfte Maisrückstand betrug im getrockneten Zustande 86,69 Proc.
                              des wasserfreien Maises, und wurde nach der Methode von Oudemans der Stärkemehl-, Zellstoff- und Eiweißgehalt
                              desselben in bekannter Art und Weise ermittelt und die einzelnen Bestandtheile auf
                              wasserfreie Substanz umgerechnet.
                           Von diesem Mais wurden jedesmal 500k fein
                              gemahlen, gedämpft und in zwei Portionen der ersten und zweiten Dickmaische
                              zugesetzt, bei 75° das Feuer unter der Braupfanne erstickt, eine halbe Stunde
                              der Zuckerbildung überlassen, hierauf bis zum Sieden erhitzt, eine halbe Stunde lang
                              gekocht und nach innigem Vermischen mit dem rückständigen Maischschrot auf die
                              „Ruhe“ gebracht. Der Maiszusatz betrug 40 Proc. vom
                              Malzgewicht. In ähnlicher Weise wurde ein Reismalzgebräu und ein
                              Malzstärkemehlgebräu ausgeführt und die Würzen derselben mit der Würze eines aus
                              demselben Malze gewonnenen reinen Malzgebräues verglichen.
                           Die Zuckerbestimmung geschah mittels einer gut titrirten Fehling'schen Kupferlösung.
                              Die auf den Dextringehalt zu untersuchenden Flüssigkeiten wurden entsprechend
                              verdünnt in einer weiten und dickwandigen Glasröhre nach Zufügung von Schwefelsäure
                              eingeschmolzen und jedesmal sechs Stunden im Oelbade auf 110° erhitzt. Man
                              verwendete auf 10cc der auf 5 Proc.
                              Extractgehalt verdünnten Würze unter Zugabe von 1cc,5 einer verdünnten Schwefelsäure von 116g wasserfreier Säure im Liter. 9/10 des
                              neugebildeten Zuckers waren als Dextrin vorhanden. Aus sämmtlichen Würzen wurden
                              unter bedeutender Hopfenzugabe Lagerbiere von 12,50 Proc.
                              Balling-Saccharometer erzeugt, und weil in Oesterreich der Extractgehalt der
                              Bierwürze bis auf 1/10 Proc. des Saccharometers gestellt werden muß, vor dem
                              Ablassen auf die Kühlschiffe sämmtliche Würzen genau auf 12,5 Proc. eingedampft.
                           Die Polarisationen sind mit dem Soleil'schen Polarisationsinstrument in der Art
                              vorgenommen worden, daß die auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Concentration
                              verdünnte Würze mit etwa 5 Proc. basisch-essigsaurem Bleioxyd versetzt,
                              filtrirt, die farblos gewordene Flüssigkeit polarisirt, für die Verdünnung und den
                              Bleizuckerzusatz corrigirt und auf die ursprüngliche Dichte der Würze umgerechnet
                              wurden. Die vergohrenen Würzen wurden unverdünnt, blos mit Bleiessig und einigen
                              Tropfen Gerbsäure versetzt, filtrirt, polarisirt für den Bleiessigzusatz corrigirt
                              in Ansatz gebracht.
                           
                           Analyse des verwendeten Reises.
                           Der wasserfreie Reis enthielt in 100 Gewichtstheilen:
                           
                              
                                 Stärkemehl
                                 85,19 
                                 
                              
                                 Dextrin
                                 2,63 
                                 
                              
                                 Albumin
                                 0,24 
                                 
                              
                                 Proteïnstoffe
                                 6,75 
                                 
                              
                                 Fett
                                 0,82 
                                 
                              
                                 Hülsenstoffe
                                 2,55 
                                 
                              
                                 Mineralstoffe
                                 1,82 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Chemische Zusammensetzung der
                                 Decoctionswürzen.
                           
                              
                                 Bestandtheileder Würzen.
                                 ReineMalzwürze.
                                 Mais-Malzwürze.
                                 Reis-Malzwürze.
                                 Stärke-Malzwürze.
                                 
                              
                                 Zucker
                                   4,96
                                   4,08
                                   4,84
                                   4,87
                                 
                              
                                 Dextrin
                                   6,05
                                   6,83
                                   6,35
                                   6,60
                                 
                              
                                 Extract, direct bestimmt
                                 12,29
                                 12,27
                                 12,30
                                 12,32
                                 
                              
                                 Proteïnkörper
                                   0,82
                                   0,78
                                   0,68
                                   0,42
                                 
                              
                                 Andere Stoffe
                                   0,46
                                   0,58
                                   0,43
                                   0,43
                                 
                              
                                 Polarisation Soleil-Grade
                                 + 130
                                 + 138
                                 + 132
                                 + 136
                                 
                              
                           Vergohrene Würzen. Nach der
                                 Hauptgährung.
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 III.
                                 IV.
                                 
                              
                                 Alkohol
                                 2,71
                                 2,76
                                 2,90
                                 3,19
                                 
                              
                                 Zucker
                                 1,05
                                 1,12
                                 0,98
                                 0,35
                                 
                              
                                 Dextrin
                                 4,54
                                 4,31
                                 4,42
                                 4,74
                                 
                              
                                 Extract
                                 6,59
                                 6,48
                                 6,25
                                 5,91
                                 
                              
                                 Proteïnstoffe
                                 0,43
                                 0,39
                                 0,33
                                 0,28
                                 
                              
                                 Andere Stoffe
                                 0,57
                                 0,66
                                 0,52
                                 0,54
                                 
                              
                                 Polarisation Soleil-Grade
                                 + 72
                                 + 68
                                 + 66
                                 + 69.
                                 
                              
                           Am schnellsten verlief die Gährung in Nr. IV, und es mußte das Bier viel früher wie
                              die anderen gährenden Würzen von den Bottichen abgezogen und auf Lagerfässer
                              gebracht werden. Am langsamsten vergohr das Maismalzbier, es bedurfte auch der
                              längsten Zeit, bevor es vollkommen klar, dann aber feuerklar wurde, und schied eine
                              eben so schöne Hefe wie das Malzbier ab. Es unterliegt daher gar keinem Zweifel, daß
                              auch andere Früchte wie Gerste als Malzsurrogate mit gutem Erfolg benützt werden und
                              Biere liefern können, welche reinen Malzbieren in der Qualität wenig nachstehen.
                              Anders steht es mit der neugewonnenen Hefe, die in Reis- und Stärkemalzwürzen
                              ausartet. (Fühling's
                                    landwirthschaftliche Zeitung, 1875 S. 59 und 114.)