| Titel: | Das Hargreaves'sche Verfahren der Sulfatfabrikation; von Dr. Georg Lunge (South-Shields). | 
| Autor: | Georg Lunge [GND] | 
| Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 416 | 
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                        Das Hargreaves'sche
                           Verfahren der Sulfatfabrikation; von Dr. Georg Lunge (South-Shields).
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              X.
                        Lunge, über Hargreaves' Verfahren der
                           Sulfatfabrikation.
                        
                     
                        
                           Ueber das Verfahren zur Darstellung von Sulfat (schwefelsaurem Natron oder
                              calcinirtem Glaubersalz des Handels), welches von James Hargreaves in Widnes erfunden und von demselben in Verbindung mit Robinson verbessert worden ist, sind in diesem Journale
                              schon vielfache Mittheilungen gemacht worden, und habe ich dasselbe ebenfalls in
                              meinem Aufsatze über den Stand der Sodafabrikation etc. (1875 215 58) einigermaßen ausführlich behandelt. Die folgenden Mittheilungen
                              werden jedoch trotzdem für die Industriellen der betreffenden Branche einiges
                              Interesse haben, einmal weil sie von Hargreaves selbst
                              herrühren (welcher sie in einem Privatvereine von Chemikern unserer Gegend machte
                              und welcher, soweit mir bekannt ist, sich noch nie früher mit solcher
                              Ausführlichkeit ausgesprochen hat) und zweitens, weil die Zeichnungen, welche ich zu
                              geben im Stande bin, diejenige Construction detaillirt darstellen, welche Hargreaves selbst den vielen anderen schon existirenden
                              auf das Entschiedenste vorzieht.
                           Es ist wohl kaum nöthig hervorzuheben, daß die im Folgenden erwähnten Angaben über
                              die erhaltenen Resultate immer mit derjenigen Vorsicht
                              aufzunehmen sind, welche selbst dem ehrlichsten und aufrichtigsten Erfinder (und Hargreaves gehört entschieden zu dieser Klasse) gegenüber
                              geboten ist. Soviel ist sicher, daß die mir anderweitig gemachten Angaben nicht ganz
                              so günstige Resultate aufweisen; doch ist es nur billig, Hargreaves' eigene Erklärung davon (weiter unten) pro tanto zu berücksichtigen. Dagegen sind die Mittheilungen über den
                              Apparat und die Operation mit demselben selbstredend vollkommen zuverlässig, und
                              müssen allen abweichenden Angaben in früheren Publicationen unbedingt vorgezogen
                              werden, als von dem Erfinder selbst herrührend und seine neuesten Erfahrungen
                              verkörpernd.
                           Hargreaves hebt damit an, daß seine Aufgabe für die
                              Fortentwickelung des Processes, welche er bekanntlich gemeinschaftlich mit Robinson
                              seit einer ganzen Reihe
                              von Jahren unermüdlich betreibt, fast ausschließlich die gewesen sei, thermische und
                              mechanische Schwierigkeiten zu überwinden. In dem eigentlich chemischen Theile des
                              Verfahrens ist seit fünf Jahren Alles unverändert geblieben. Bei den verschiedenen
                              Fabrikanlagen, welche für sein Verfahren gemacht worden sind, und für welche er
                              Pläne geliefert hat, sind, mit einziger Ausnahme der Fabrik von Boyd und Alexander in Dublin,
                              jedesmal von den Fabrikanten selbst erhebliche Aenderungen vorgenommen worden, und
                              Hargreaves meint, daß, obwohl er diese Aenderungen
                              meist bedauert und oft dagegen protestirt habe, sie doch stets dazu gedient haben,
                              entweder eine Berechnung zu bestätigen oder einen Irrthum ans Licht zu bringen, und
                              daß mithin die aus diesen Modificationen geschöpften Erfahrungen recht werthvoll
                              gewesen seien.
                           Das Verfahren besteht bekanntlich in der Production von Sodasulfat durch die directe
                              Wirkung von schwefliger Säure, Sauerstoff (der Luft) und Wasserdampf auf
                              Chlornatrium. Die gasförmigen Nebenproducte bestehen aus Chlorwasserstoff,
                              Stickstoff und überschüssigem Wasserdampf (jedenfalls auch überschüssigem
                              Sauerstoff). Die Reaction beginnt bei einer Temperatur von 750° F.
                              (400° C.) und wird um so intensiver, je höher die Temperatur steigt. Wenn die
                              Entwickelung von SO₂ nicht hinreichend stark und dieses Gas schon ganz
                              absorbirt ist, ehe der Gasstrom den letzten Cylinder erreicht, so wird der HCl (in
                              Gegenwart von überschüssigem Sauerstoff) gespalten und es entsteht Chlor und
                              H₂O. Dieses Chlor ist jedoch zu verdünnt, um für die Chlorkalkfabrikation
                              verwendbar zu sein.
                           Die Reaction läßt sich in folgender Weise formuliren, mit Auslassung der
                              überschüssigen und indifferenten Elemente:
                           SO₂ + O + H₂O + 2NaCl = Na₂SO₄ +
                              2HCL
                           entsprechend
                           SO₂ + O + HO + NaCl =
                              NaO, SO₃ + HCl.
                              
                           Dies ist augenscheinlich ein viel einfacheres und directeres Verfahren als das
                              gewöhnliche mit Darstellung von flüssiger Schwefelsäure, und der Natronsalpeter
                              kommt dabei ganz und gar in Wegfall.Man rechnet in England, daß die Patentgebühr von 2 sh. 6 d. pro Tonne Sulfat ungefähr den
                                    Aufwand für Natronsalpeter im gewöhnlichen Verfahren aufwiege.G. L. Das Chlornatrium
                              kann entweder als Steinsalz oder als Siedesalz verwendet werden und gibt die besten
                              Resultate, wenn es recht fein zertheilt ist, ehe es in Klumpen geformt wird. Es wird
                              angefeuchtet und getrocknet, wobei es den Zustand harter, flacher Kuchen annimmt,
                              welches in Stücke von etwa 1 1/2 engl. Zoll (38mm) Durchmesser zerbrochen werden. Die Jarrow Chemical Company zu
                              South-Shields ist im Begriffe, einen Apparat aufzustellen, welcher von J. C.
                              Stevenson
                              Einem der Erfinder der rotirenden Sodaöfen.G. L. erfunden worden ist und dazu dient, das Salz in Stücke von passender Größe
                              und Gestalt zu formen, welche dann in einem Trockenofen, ganz gleich den Backöfen
                              der großen Schiffszwieback-Bäckereien getrocknet werden. Die geformten
                              feuchten Stücke werden nämlich an einem Ende eingegeben, passiren durch die ganze
                              Länge des Ofens, wobei sie mit den Verbrennungsproducten in directe Berührung
                              kommen, und fallen trocken aus dem anderen Ende heraus.
                           Die Vortheile dieser Methode zur Vorbereitung des Salzes sind folgende: 1) Ersparniß
                              an Handarbeit durch Substitution von Maschinenkraft; 2) Vermeidung des in den
                              gewöhnlichen Brechmaschinen entstehenden Gruses und Staubes; 3) Ersparniß an
                              Brennmaterial dadurch, daß die Feuergase in directe Berührung mit dem zu trocknenden
                              Material kommen; 4) Regelmäßigkeit der Wirkung, indem alle Stücke von gleicher Größe
                              und Gestalt sind.
                           Das präparirte Salz wird in gußeiserne Cylinder gebracht, wo es ohne weitere
                              Manipulation liegen bleibt, bis es in Sulfat umgewandelt worden ist. Die Minimalzahl
                              der Cylinder ist acht; je mehr Cylinder angewendet werden, um so regelmäßiger geht
                              die Reaction vor sich und um so geringer ist die Quantität von Brennmaterial im
                              Vergleiche zu dem fabricirten Producte. Die Cylinderbatterie ist so angeordnet, daß
                              ein Jeder nach und nach als erster, mittlerer und letzter fungirt. Die schweflige
                              Säure wird zuerst in denjenigen Cylinder eingelassen, dessen Inhalt der völligen
                              Verwandlung in Sulfat am nächsten steht, und die erschöpften Gase entweichen aus
                              demjenigen, welcher zuletzt mit Salz chargirt war, nachdem sie eine ganze Reihe von
                              Cylindern passirt haben, welche weniger und weniger Sulfat enthalten.
                           Der in Fig. 1
                              und 2
                              dargestellte Apparat besteht aus acht Cylindern von 15 Fuß (4m,570) Durchmesser und 12 Fuß (3m,655) Höhe, welche in zwei Reihen
                              angeordnet und mit A₁, A₂... bezeichnet sind. Sie sind mit Thüren B zur Dechargirung des Sulfats versehen. Die Grundfläche zwischen den
                              beiden Reihen von Cylindern ist mit einem Gewölbe überspannt, welches mit Asche
                              bedeckt ist. Entlang den Seiten der beiden Cylinderreihen und über den Widerlagern
                              des Gewölbes laufen zwei eiserne Canäle C, welche die
                              schweflige Säure von den Kiesöfen zu den Cylindern leiten. Die Canäle sind gegen
                              Wärmeverlust durch Ausstrahlung von unten durch das Gewölbe und auf der Außenseite
                              durch eine Schicht Asche
                              geschützt, während die andere Seite an dem erhitzten Cylinder anliegt. Eine Schicht
                              Asche liegt ebenso oben auf den Canälen. Asche bildet das wirksamste nichtleitende
                              Material, indem ihre Wärmeleitungsfähigkeit nur halb so groß als die von Ziegeln
                              ist; außerdem kostet sie nichts und hat ein geringes specifisches Gewicht. Jeder
                              Schwefligsäure-Canal C hat vier Bogenröhren D, welche ihn mit jedem der Cylinder verbinden. Die
                              Cylinder sind unter einander durch die Circulationsbogenröhren E verbunden. Während der Arbeit sind sämmtliche
                              Bogenröhren verschlossen, mit Ausnahme derjenigen, welche mit dem
                              „Beendigungscylinder“ verbunden ist, d.h. demjenigen
                              Cylinder, dessen Inhalt an weitesten in der Umwandlung in Sulfat vorgeschritten ist,
                              und die schweflige Säure wird gerade in diese Bogenröhre eingelassen. Gesetzt, daß
                              A₃ der Beendigungscylinder und A₂ der Ausgangscylinder sei, so ist die
                              Bogenröhre zwischen C und A₃ offen und der Circulationsbogen zwischen A₃ und A₂ geschlossen, so daß
                              die schweflige Säure nicht direct in den Ausgangscylinder gehen kann, sondern durch
                              die ganze Serie hindurch streichen muß. Das Gas passirt successive durch A₃ bis A₈, A₁ und A₂,
                              indem es die Cylinder durch eine Oeffnung F unten in der
                              Dechargirungspforte verläßt; von dort geht es in den Canal G und wird durch den Saugapparat (Roots-Gebläse) entfernt.
                           Das Salz resp. Sulfat liegt auf beweglichen Rosten H,
                              welche durch Dreifüße unterstützt werden. Diese Dreifüße fallen leicht um, wenn man
                              kleine Zwingen herausschlägt, welche die Füße zusammenhalten, und lassen dann die
                              Roste ohne Unterstützung, so daß man das Sulfat herausziehen kann. Wenn das Sulfat
                              in A₃ fertig ist, so wird das Gas aus dem
                              Schwefligsäure-Canal nach A₄ eingelassen
                              und der Circulirbogen zwischen A₄ und A₃ geschlossen. Nachdem das Sulfat aus A₃ gezogen und Salz eingefüllt worden ist, wird
                              der Circulirbogen zwischen A₂ und A₃ geöffnet und A₃ zum Ausgangscylinder gemacht. Die kurzen Röhren J dienen als Beschickungsöffnungen zum Einfüllen des
                              Salzes. Die eine davon hat einen ringförmigen Raum um sich herum, durch welchen die
                              Verbrennungsproducte in das Innere des Cylinders gelassen werden können, wenn es zu
                              irgend einer Zeit nöthig ist, das Salz zu erhitzen, ehe man das Gas darauf wirken
                              läßt. Derselbe Raum gestattet auch, dem Gase im Inneren der Cylinder beim
                              Dechargiren derselben direct in den Feuercanal zu treten und mithin nicht die dabei
                              beschäftigten Arbeiter zu belästigen.
                           Das Gas von den Kiesöfen ist zu concentrirt, als daß man es direct in die frisches
                              Salz enthaltenden Cylinder einströmen lassen könnte; die Wirkung würde dann so
                              heftig sein, daß das Ganze zu einer harten cohärenten Masse zusammenschmelzen würde. Dies wird
                              dadurch vermieden, daß man die Hitze so schnell wie möglich auf den gehörigen Grad
                              steigen und das Salz sich mit einer Rinde von Sulfat bedecken läßt, während es am
                              Ausgangsende der Serie ist, wo nur etwa ein Zehntel der ursprünglich vorhandenen
                              schwefligen Säure noch in dem Gase zurückgeblieben ist. Die Rinde von Sulfat wächst
                              an Dicke, sowie die Cylinder der Eintrittsöffnung näher stehen.
                           Jeder Fabrikdirigent weiß, daß, wenn es möglich ist, daß ein Proceß falsch geht, ohne
                              die Arbeiter dabei zu belästigen, dies ganz gewiß oft genug geschehen wird, selbst
                              wenn sie darum wissen; wenn aber der Irrthum ohne ihr Wissen eintreten kann, und
                              seine Entdeckung nur durch chemische Analyse oder vielleicht durch Zufall möglich
                              ist, so schwindet jede Hoffnung, zuverlässige Resultate zu erlangen. Nachdem die
                              früheren Experimente dies zur Genüge gezeigt hatten, wurden die Verbindungen
                              zwischen den Cylindern so angeordnet, daß, wenn sie nicht gehörig gemacht sind, sie
                              von selbst die Aufmerksamkeit darauf lenken, indem sie die Arbeiter, welche ihre
                              Pflicht versäumt haben, belästigen und außerdem dem Dirigenten mit einem Blicke
                              zeigen, was vorgegangen ist. Gewöhnliche Ventile sind nicht anwendbar, sowohl wegen
                              der hohen Temperatur als wegen der chemischen Wirkung des Gases, und irgend welche
                              schweflige Säure, welche durch den Ausgang entweicht, ohne durch die ganze Serie zu
                              streichen, muß theilweise oder ganz verloren gehen. Um die Möglichkeit davon zu
                              verhüten, sind die Bogenröhren D in zwei Theile getheilt
                              (vergl. Längenschnitt in Fig. 3, Grundriß in Fig. 4 und
                              Vorderansicht in Fig. 5). Der Durchgang des Gases wird durch eine Platte verhindert,
                              welche in den Raum ee zwischen den beiden Theilen
                              des Bogens eingeschoben wird. Der Raum zwischen der Platte und den Bogenhälften wird
                              mit einer Mischung von Kalkmörtel und Salz verstrichen. Wenn dies nicht gehörig
                              geschehen ist, so entweicht die schweflige Säure nicht in den Ausgangscylinder oder
                              einen von den Zwischencylindern, wo sie unentdeckt bleiben könnte, sondern sie geht
                              direct in die äußere Luft und legt ein unzweideutiges, aber unangenehmes Zeugniß
                              dafür ab, daß die Arbeit nicht ordentlich verrichtet ist; der Arbeiter wird davon
                              belästigt, bis er nachsieht und es in Ordnung bringt. Wenn die Passage offen bleiben
                              soll, so wird eine andere Platte eingesetzt, welche eine derjenigen der Bogenröhre
                              im Querschnitt gleiche Oeffnung besitzt. Die Fuge wird ganz ebenso gedichtet, als im
                              Falle der undurchbohrten Platte. Der Raum zwischen den beiden Hälften der
                              Bogenröhren wird mittels der Lappen und Stehbolzen b
                              stabil erhalten. Die Oeffnung c dient dazu, damit das
                              Salz auch in den Theil des Cylinders gebracht werden kann, welcher direct unter der Bogenröhre liegt.
                           Es war keine leicht zu lösende Aufgabe, eine Batterie von Cylindern (15 Fuß im
                              Durchmesser und 12 Fuß hoch) so zu erhitzen, daß alle Theile jedes Cylinders eine
                              möglichst gleiche Temperatur hätten. Es war wirklich das erstemal, daß man es
                              unternommen hat, so große Massen ausschließlich durch Erhitzung von außen zu
                              erwärmen, und es standen nicht einmal Angaben über mißlungene Versuche zu Gebote,
                              aus denen man hätte lernen können, was zu vermeiden sei. Außerdem war die Aufgabe
                              die, die Temperatur 14 Tage lang hinreichend hoch zu erhalten, ohne mehr
                              Brennmaterialien aufzuwenden, als wenn man dieselben Materialen nur eine oder zwei
                              Stunden heiß zu erhalten hat. Den „Praktikern“ schien dieses
                              der Punkt zu sein, an welchem das Verfahren scheitern müsse. Sie behaupteten daher mit einer Zuversicht, welche nur bewiesene
                              Thatsachen geben sollten, daß dies auch wirklich der Fall sei, daß nach der Natur
                              der Dinge mehr Feuerung als in dem alten Processe wirklich verbraucht würde, und
                              Hargreaves' Verfahren daran factisch gescheitert sei. Es war Hargreaves' Aufgabe, dieser Schwierigkeit zu begegnen, und da zunächst
                              keine Experimentalresultate vorlagen, so mußten rein theoretische Betrachtungen als
                              erster Leitstern für die praktische Behandlung dienen.
                           Die Theorie ergab zunächst, daß die durch die Reaction frei werdenden Wärmeeinheiten
                              hinreichen, um sie ganz und gar durchzuführen, und noch einen großen Betrag für
                              Verluste disponibel lassen, ohne auf Consumption frischen Brennmaterials überhaupt
                              zu rechnen. Es ist unnöthig zu beweisen, daß solche Verluste nie ganz zu vermeiden
                              sind, wenn nicht etwa (was nicht wahrscheinlich ist) ein absoluter Nichtleiter für
                              Wärme aufgefunden werden sollte. Es ist aber möglich, ziemlich annähernde
                              Berechnungen über den unvermeidlichen Wärmeverlust zu machen und auch zu berechnen,
                              wie viel Feuerung nothwendig ist, um ihn zu decken. Das Brennmaterial, welches
                              erforderlich ist, um eine Batterie von 8 Cylindern, welche 100 Tonnen Sulfat
                              wöchentlich produciren, auf der gehörigen Temperatur zu erhalten, beläuft sich auf
                              15 Tonnen Kohlen, oder 3 Ctr. pro Tonne producirten Sulfats (15 Proc.) –
                              vorausgesetzt, daß die Kiesbrenner so angeordnet sind, daß die Hitze des Gases
                              gehörig verwerthet wird.In dem in unserem Vereine gehaltenen Vortrage gab Hargreaves keine Berechnungen, sondern stellte nur eben obige
                                    Resultate auf, deren selbst theoretische Berechtigung somit hier
                                    uncontrolirt bleiben muß.G. L. Die HH. Boyd und Alexander verbrauchen zwar 4 Ctr. Kohlen pro Tonne Sulfat, aber dieser
                              Ueberschuß läßt sich auf
                              vermeidbare Ursachen zurückführen, nämlich auf einen Unfall an dem
                              Dampfüberhitzungsapparate, welcher noch nicht reparirt ist.
                           Die Cylinder werden mittels Feuerherden I erhitzt. Die Feuergase streichen durch
                              einen horizontalen Canal II und steigen in engen senkrechten Canälen III in die
                              Höhe; diese letzteren haben einen Querschnitt von nur 5 Zoll (12mm), von der Absicht ausgehend, die Wärme
                              absorbirende Oberfläche dort, wo die Verbrennungsproducte sehr heiß sind, zu
                              vermindern. Die Züge sind jedoch hinreichend weit, um alle Verbrennungsproducte
                              abzuführen. Die Feuerherde sind mit dicht schließenden Thüren versehen, so daß, wenn
                              man kein Feuer braucht, sowohl die Herde, als die Aschenfälle gegen das Eindringen
                              von kalter Luft geschützt sind; zu gleicher Zeit dient auch das Register IV dazu,
                              den Zug nach dem Schornstein aufzuheben. Nachdem die Feuergase die senkrechten
                              Canäle verlassen haben, streichen sie in einem 10 Zoll (25mm) tiefen Raum zwischen dem Cylinderdeckel
                              und einer darüber angebrachten Deckplatte; sie circuliren dort um die
                              Chargiröffnungen und über den Cylinderdeckel; der Rauch passirt dann an den Seiten
                              des Cylinders herunter, unter demselben weg und geht schließlich an dem Register
                              vorbei nach dem Kamin zu.
                           Da die durch den Proceß selbst erzeugte Hitze an sich, abgesehen von den Verlusten,
                              mehr als hinreichend ist, um die Operation im Gange zu erhalten, und die
                              Wärmeverluste von der Ausstrahlung und Fortleitung der den Apparat begrenzenden
                              Oberflächen herrühren, so ist es klar, daß, wenn man den Apparat vergrößert und
                              mithin das Verhältniß zwischen Oberfläche und Inhalt verringert, zugleich das pro
                              Tonne Sulfat erforderliche Quantum von Kohlen sich ebenfalls verringern muß, und die
                              einzige Frage ist die, ob man nicht das Princip so weit verfolgen könne, um eine
                              frische Zufuhr von Kohlen zur Aufrechterhaltung der Temperatur in den Cylindern ganz
                              entbehren zu können. Dieser Schluß wird durch die beim Arbeiten mit Cylindern
                              verschiedener Größe gewonnenen Erfahrungen bestätigt; einer der ersten verbrauchte
                              etwa 2 Tonnen Kohlen Pro Tonne Sulfat; ein zweitgrößerer nur 14 Ctr.; ein wiederum
                              vergrößerter 6 Ctr., und die Serie von 8 Cylindern in Dublin hat mit 3 Ctr.
                              gearbeitet.Wie lange? Und mit Sicherheit constatirt? Und was für Kohlen?G. L.
                              
                           Die Atlas Chemical Company zieht Nutzen von der
                              Thatsache, daß der Kohlenverbrauch pro Tonne Sulfat sich reducirt, während die
                              Production pro Cylinder steigt, sobald man eine große Anzahl Cylinder in einer
                              Batterie combinirt. Sie hat 20 Cylinder in einer Serie angeordnet, und Rücken an Rücken
                              aufgestellt, mit nur einer Dechargirungspforte und einem Feuerherde; dies gestattet
                              laterale Wärmestrahlung und Fortleitung nur auf der einen Seite. Die Wärme
                              absorbirende Oberfläche wird auch dadurch reducirt, daß der Rauchcanalraum reducirt
                              ist. Hargreaves schätzte den Kohlenverbrauch bei den
                              Cylindern auf 1 Ctr. (5 Proc.) pro Tonne; aber die Besitzer haben beschlossen,
                              einige Aenderungen vorzunehmen, welche einen weiteren Kohlenaufwand von 35 Pfd. pro
                              Tonne Sulfat zur Folge haben werden, wie Hargreaves
                              berechnet. Er fühlt sich natürlich sehr unglücklich, daß ihm Niemand etwas recht
                              machen will, und daß die „praktischen“ Leute sich oft ohne
                              weiteres über seine nach wissenschaftlichen Grundsätzen gemachten Anordnungen
                              hinwegsetzen.Wohl nicht immer mit Unrecht.G. L.
                              
                           Die Kiesbrenner sind fast ebenso wie gewöhnlich in Schwefelsäurefabriken gebaut; sie
                              sind Rücken an Rücken angeordnet und es ist möglichst vermieden, irgend welche
                              Eisentheile der directen Wirkung des brennenden Pyrits auszusetzen. Die
                              Arbeitsöffnung ist ohne den eisernen Futterrahmen, welcher bei gewöhnlichen Oefen
                              häufig in das Innere der Brenner vorragt. Die Außenwände sind 18 Zoll (457mm) stark; am besten ist es, gewöhnliche
                              Mauerziegeln mit einem Futter von nur 5 Zoll (127mm) feuerfester Ziegeln anzuwenden; dies erspart nicht nur Anlagekosten,
                              sondern auch Wärmeverluste, da gewöhnliche Mauerziegeln die Wärme weniger leiten als
                              feuerfeste Steine. Der hintere Theil des Ofengewölbes ist niedriger als der vordere,
                              und der Gascanal ist in der dadurch hervorgebrachten Senkung angebracht; eine Mauer
                              erhebt sich über der Vorderseite der Oefen und gestattet es, den ganzen Raum über
                              den Oefen mit einer mindestens 2 Fuß (609mm) tiefen Schicht Asche zu bedecken. Die Arbeitsthür wird gegen Ausstrahlung
                              durch ein nichtleitendes Futter beschützt.
                           Figur 6 zeigt
                              den Durchschnitt der bei Boyd und Alexander aufgestellten Kiesöfen. Die eiserne Frontarmirung erstreckt sich
                              nur bis 2 oder 3 Zoll (51 bis 76mm) über
                              die Oberseite des Aschenfalles, wo es nothwendig ist, die Luft unter gehöriger
                              Controle zu halten. Man kann aus der Zeichnung sehen, daß die der Hitze des
                              brennenden Kieses ausgesetzte Eisenoberfläche viel geringer als gewöhnlich ist, und
                              die Wärmeausstrahlung steht damit im entsprechenden Verhältnisse.
                           Die Figuren 7
                              und 8 zeigen
                              den Betrag der Ausstrahlung von Kiesöfen mit Eisenfront, einmal für Hargreaves'
                              Proceß und das anderemal für den in Schwefelsäurefabriken üblichen Ofen. Die Zahlen
                              bedeuten englische
                              WärmeeinheitenErhitzung eines englischen Pfundes (553g) Wasser um 1° F. Ein Quadratfuß engl. = 0qm,0929.G. L., ausgestrahlt
                              per Quadratfuß in 24 Stunden, an den markirten Punkten gemessen mit einem
                              Thermoradiometer.
                           In den von Hargreaves benützten Oefen mit Eisenfront war
                              der Verlust 520090 englische CalorienErhitzung eines englischen Pfundes (553g) Wasser um 1° F. Ein Quadratfuß engl. = 0qm,0929.G. L. per 24 Stunden
                              von jeder Front; dies kommt gleich der theoretischen Verbrennung von 40 engl. Pfd.
                              Kohlen; aber da der effective Verbrennungswerth in dem Sulfatapparate geringer ist,
                              sicherlich nicht über 2000 Calorien pro Pfd., so kommt der Verlust praktisch auf 260 Pfd. Kohlen per 24 Stunden. Man kann
                              sagen, daß drei Viertel dieses Verlustes vermeidbar ist, und daß der unnöthige Verlust 195 Pfd. oder für 12 Oefen 2340 Pfd.
                              (etwa 21 Ctr.) in 24 Stunden beträgt; d.h. man muß 2340 Pfd. Kohlen unter den
                              Cylindern verbrennen, um den vermeidbaren Verlust der
                              Ofenfronten zu ersetzen.
                           Der effective Brennwerth der Steinkohle, welcher natürlich je nach der Natur der
                              Arbeit variirt und im Allgemeinen um so höher ist, je niedriger die Temperatur des
                              zu erhitzenden Materials, beträgt bei dem vorliegenden Verfahren im Durchschnitt
                              etwa 14 Proc.; er variirt von 10 Proc. in dem Beendigungscylinder bis 20 Proc. in
                              dem Ausgangscylinder, dessen Temperatur am niedersten ist. (Für Dampfkessel beträgt
                              er 50 bis 80 Proc., für Puddelöfen 3 bis 5 Proc., und für Stahlschmelzen kommt er
                              auf den Nullpunkt.)
                           Bekanntlich kann man den größten Heizeffect erzielen, wenn man die Erhitzung besorgt,
                              so lange die Materialien noch auf niederer Temperatur stehen, und man muß dies auch
                              im vorliegenden Falle anwenden. Der Dampf, welchen man mit den Kiesöfengasen zu
                              mischen hat, ist nur 212° F. (100° C.) heißMan sieht weiter unten, daß es meist Retourdampf von der Gebläsemaschine ist;
                                    gespannter Dampf ist natürlich wärmer.G. L. und gibt eine gute Gelegenheit, darauf mit den Verbrennungsproducten der
                              Cylinderheizung zu operiren, welche noch 800 bis 850° F. haben, je nach der
                              Intensität der Feuerung. Man kann in der That dadurch den Dampf leicht auf
                              650° F. überhitzen, ehe man ihn mit den Kiesöfengasen in Berührung bringt,
                              und der große Vortheil, ihn dabei ganz zu trocknen, springt gleichfalls in die
                              Augen; für jedes Pfund flüssigen Wassers, welches vom Dampfe mitgerissen wird,
                              werden 960 engl. Calorien latent, wenn er getrocknet wird. Man kann den durch
                              Ueberhitzung des Dampfes zu erzielenden Temperaturzuwachs aus folgender Formel berechnen:
                              x = (WST + wst)/(WS + ws), wobei W das
                              Gewicht des Gases, w das des Dampfes, S die specifische Wärme des ersteren und s des
                              letzteren, endlich T und t
                              die respectiven Temperaturen bedeuten.
                           Eine Fabrik überhitzt absurderweise ihren Dampf, statt durch die entweichenden
                              Cylinderfeuerungsgase, vielmehr durch Abkühlung der schwefligen Säure, indem ihre
                              Dampfröhren auf den Ofengewölben liegen; sie verliert also auf der einen Seite
                              gerade soviel, als sie auf der anderen gewinnt, und verbraucht mehr Kohlen als bei
                              zweckmäßiger Einrichtung nöthig wäre.
                           Abgesehen von theoretischen Betrachtungen ist auch ein experimenteller Beweis für den
                              Vortheil des Ueberheizens von Wasserdampf geliefert worden. In der Fabrik von Boyd und Alexander war der
                              Wassersammler für das condensirte Wasser in einiger Entfernung von dem Ueberhitzer,
                              statt dicht bei demselben angelegt, und der Stoß des Wassers zerbrach eine der
                              gußeisernen Röhren, als es einmal mit Gewalt hineingetrieben wurde. Der Ueberhitzer
                              wurde dadurch außer Thätigkeit gesetzt, und sofort stieg der Kohlenverbrauch um 10
                              Tonnen per Woche. Obige Firma ist übrigens die einzige, welche sich fast genau an
                              die Pläne des Erfinders gehalten und dadurch eine bedeutend geringere Consumption
                              von Kohlen als andere Fabrikanten erzielt hat. Auch in Bezug auf Qualität des
                              Productes nimmt sie einen hervorragenden Rang ein. Folgendes ist die Analyse einer
                              Durchschnittsprobe einer von jener Fabrik verschifften Ladung:
                           
                              
                                 Schwefelsaures Natron
                                 99,24
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 0,08
                                 
                              
                                 Freie Säure und Feuchtigkeit
                                 0,20
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Unlösliches
                                 0,48
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           unterzeichnet von W. Plunkett,
                              Dublin.Ich muß mir doch bescheidene Zweifel erlauben, entweder gegen den
                                    Durchschnittscharakter des Musters oder gegen die Genauigkeit der Analyse,
                                    oder beides. Die Analyse, welche die nicht ganz ungewöhnliche, aber den
                                    meisten Chemikern übernatürlich scheinende Eigenschaft hat, auf 100,00
                                    aufzugehen, zeigt neben einer fast lächerlich geringen Quantität von
                                    unzersetztem Chlornatrium kaum ein Drittel des Unlöslichen (Gyps, Eisenoxyd
                                    etc.), welches man selbst bei Siedesalz von Cheshire erwarten muß, und da
                                    Steinsalz mit verwendet wurde, so ist das Mißverhältniß und die
                                    Unwahrscheinlichkeit noch größer. Uebrigens würde 97 bis 98 Proc.
                                    schwefelsaures Natron schon allen Anforderungen des Handels genügen.G. L.
                              
                           Wenn das Sulfat ganz aus Siedesalz gemacht wird, enthält es weniger als die Hälfte
                              des im gewöhnlichen Sulfat vorkommenden Eisenoxydes und eignet sich dadurch sehr gut
                              zur Glasfabrikation. In Belgien ist dies schon praktisch nachgewiesen worden.
                           Der Chlorwasserstoff und die anderen überschüssigen Gase werden aus den Cylindern
                              durch einen Saugapparat entfernt. Die in Dublin dazu angewendete Maschine ist ein
                              Roots'sches Gebläse
                              (Roots-Blower), construirt von Thwaites und Carbutt in Bradford. Es ist für diesen Zweck dahin
                              modificirt, daß die hölzernen rotirenden Kolben durch eiserne ersetzt worden sind,
                              weil die Temperatur und die corrosive Wirkung der Gase das Holz rasch zerstören
                              würden; die eisernen Kolben und der Mantel des Gebläses dagegen werden von den Gasen
                              nicht angegriffen, so lange die Temperatur hoch genug ist, sie ganz im gasförmigen
                              Zustande zu erhalten, und das Gebläse leidet factisch nicht mehr, als wenn es mit
                              atmosphärischer Luft arbeitete. Man kann die erforliche Temperatur mit Leichtigkeit
                              erhalten, wenn man die Maschine unter Dach aufstellt und sie mit einer
                              nichtleitenden Composition überzieht, wie sie für Bedeckung von Dampfkesseln
                              gebräuchlich ist.
                           Wenn die Friction erleidenden Theile der Maschine dieselbe Temperatur annehmen
                              könnten wie das durchstreichende Gas, so würde natürlich die Abnützung derselben
                              eine sehr starke sein; um dieses zu vermeiden, sind die Wellen so construirt, daß
                              sie in Lagermetallbüchsen rotiren, welche in einem hohlen Consol liegen; ein Strom
                              kalten Wassers fließt langsam durch das letztere und hält die Temperatur der
                              Lagerschalen auf niedrigem Grade, ohne daß es jedoch, gemäß der Anordnung der
                              Ein- und Austrittsstellen in dem Consol, einen erheblichen Abkühlungseffect
                              auf den Mantel des Gebläses hat. Die Figuren 9 bis 12, welche die
                              von Thwaites und Carbutt
                              construirte Maschine darstellen, werden dies deutlicher machen. Die Wellen treten
                              durch Oeffnungen in den Enden des Mantels aus, während die rotirenden Kolben durch
                              ein Zahnrädervorgelege in ihrer gehörigen relativen Stellung erhalten werden.
                              Stopfbüchsen sind nicht erforderlich, da die kleine, neben den Wellen eintretende
                              Luftmenge praktisch unwesentlich ist, und das inwendig befindliche Gas überhaupt
                              keine Tendenz hat, nach außen zu entweichen, außer wenn der Widerstand auf der
                              Austrittsseite des Gebläses zu groß ist.
                           Es ist ungemein wesentlich, daß die den Blower treibende Dampf-Maschine sehr
                              solide construirt und Stillständen für Reparaturen nur sehr selten ausgesetzt sei
                              – nicht allein, weil dadurch der ganze Proceß unterbrochen wird, sondern auch
                              weil die Maschine sich dabei abkühlt, Salzsäure condensirt wird und die Maschinerie
                              verdirbt. Die Dampfmaschine muß also im Stande sein, der Corrosion und rauhen
                              Behandlung, welche ihrer
                              meist in chemischen Fabriken harrt, ohne Beschädigung Widerstand leisten zu können.
                              Hargreaves empfiehlt als vorzüglich zweckentsprechend
                              die von James Robertson in Glasgow construirte Maschine,
                              welche in diesem Journal (1871 199 433) bereits
                              beschrieben ist. Eine solche Maschine hat schon 5 Monate in Dublin gearbeitet, ohne
                              von dem Maschinenschlosser berührt zuwerden.
                           Dieselbe Maschine, welche das Gebläse treibt, liefert in ihrem Austrittsdampf
                              denjenigen Wasserdampf, welcher zum Mischen mit dem Schwefligsäuregase gebraucht
                              wird; die relative Geschwindigkeit des Gebläses und der Maschine sind derartig, daß
                              sie ungefähr so viel Dampf ausgeben, als zum richtigen Arbeiten in den Cylindern
                              erforderlich ist. Die Maschine ist in der That ein Dampfmesser, welcher die Zufuhr
                              von Dampf im Verhältniß zu der Geschwindigkeit, mit welcher die Gase durch den
                              Apparat gesaugt werden, regulirt, und da man zum Mischen mit dem Gase mehr Dampf
                              braucht, als die Maschine zu ihrem Betriebe nöthig hat, so kostet factisch die
                              mechanische, zum Aussaugen der Gase verwendete Kraft gar nichts. Theoretisch braucht
                              man 2 1/2 Ctr. Dampf für eine Tonne Sulfat (12 1/2 Proc.), aber in der Praxis
                              braucht man 4, und hieraus kann man den erforderlichen Aufwand von Brennmaterial
                              berechnen. Ein guter, mit den besten Wärme ersparenden Einrichtungen versehener
                              Dampfkessel verdampft 10 Ctr. Wasser pro 1 Ctr. Kohlen, aber die meist in chemischen
                              Fabriken zu findenden Dampfkessel darf man nur zu 7 Ctr. annehmen; dies würde 0,57
                              Ctr. Kohlen für 1 Tonne Sulfat entsprechen, und wenn man 0,75 Ctr. (= 3,75 Proc. des
                              Sulfats) annimmt, so ist man für alle Fälle gedeckt.
                           In der Fabrik von Boyd und Alexander werden folgende Mengen Kohlen pro Tonne Sulfat verbraucht:
                           
                              
                                 Erhitzung der Cylinder
                                 4
                                 Ctr.
                                 (30 Proc.)
                                 
                              
                                 Vorbereitung des Salzes
                                 3
                                 „
                                 (15 Proc.)
                                 
                              
                                 Dampf (ungefähr)
                                 3/4
                                 „
                                 (3,75 Proc.)
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 7 3/4
                                 Ctr.
                                 (38,75 Proc.)
                                 
                              
                           Da der Dampf von einem anderweitig in Anspruch genommenen Kessel entnommen ist, so
                              kann man nur einen Ueberschlag, wie oben, dafür ansetzen; für die Erhitzung der
                              Cylinder würde 1 Ctr. (5 Proc.) weniger genügen, sobald wieder überhitzter Dampf (s.
                              oben) angewendet wird. (Nach später erhaltenen Nachrichten sei obiger Consum
                              neuerdings um 2 Ctr. verringert worden.) Die Handarbeit besteht in Folgendem:
                              Niederlegen des Salzes auf eine Trockendarre; Karren des getrockneten Salzes zur
                              Brechmaschine, von der es durch Elevatoren in 2 Tonnen haltende Wagen gehoben wird.
                              Die Wagen laufen auf Schienen über die Cylinder und werden durch ihre Böden in die letzteren
                              entleert. In den Cylindern wird es nicht berührt und erst das fertige Sulfat wird
                              wieder durch Handarbeit ausgezogen und nach dem Magazin gekarrt. Ein einziger Heizer
                              per Schicht bedient sämmtliche Cylinderfeuer, da sie selten alle auf einmal
                              arbeiten, und ein Mann versieht die Kiesbrenner per Schicht. Der ArbeitslohnIn Dublin ist der Arbeitslohn bedeutend niedriger als in den englischen
                                    Fabrikdistricten.G. L. im Ganzen übersteigt nicht 6 Shilling per Tonne Sulfat. Alle diese
                              Kostenberechnungen beziehen sich allein auf die Annahme einer Production von 100
                              Tonnen Sulfat in der Woche; aber Hargreaves erwartet, daß
                              eine bedeutend höhere Production eintreten wird, insofern sowohl die Leiter als die
                              Arbeiter mehr Erfahrung gewinnen und die Resultate sich stetig bessern.
                           Eine Erfindung, von welcher Hargreaves bedeutende Hilfe
                              für die Zukunft erwartet, ist diejenige von Pohl, durch
                              welche Kochsalz mit einer Ersparniß von einem Drittel des Brennmaterials, und mithin
                              der Kosten, producirt wird. Das Salz ist zwar öfters mißfarbig durch Ruß, aber ganz
                              ebenso werthvoll für Hargreaves als weißes Salz, da der
                              Ruß in den Cylindern wegbrennt; außerdem ist das Salz in einem feinkörnigen
                              Zustande, welcher es für das Verfahren sehr gut tauglich macht. Im großen Maßstabe
                              und anhaltend ist es jedoch noch nicht verwendet worden, weil die Erfindung zu neu
                              ist.
                           Hargreaves erwähnt in seinen Mittheilungen an unseren
                              Verein nichts Specielles über ein sehr wichtiges Object, die Kondensation der
                              Salzsäure; ich will deshalb etwas aus anderweitigen Erkundigungen darüber
                              mittheilen. Auf der einen Seite sollte die Condensation eine leichtere Aufgabe als
                              bei dem gewöhnlichen Verfahren sein, insofern die Salzsäure sich nicht, wie bei dem
                              letzteren, stoßweise und meist in dem allerersten Stadium des Processes, sondern mit
                              völliger Gleichförmgkeit den ganzen Tag hindurch entwickelt. Diesem Vortheile stehen
                              freilich zwei sehr erhebliche Schattenseiten gegenüber, nämlich einmal die große
                              Verdünnung des Salzsäuregases mit Stickstoff etc. und zweitens die große Hitze, mit
                              welcher es aus den Cylindern entweicht. Es scheint vorläufig, namentlich in Folge
                              des ersteren Umstandes, ganz unthunlich, das Hargreaves'sche Verfahren mit dem
                              Deacon'schen Chlorverfahren zu combiniren; dies thut freilich nicht viel, da man
                              durch zweckmäßige Abkühlung dahin gelangen kann, das Gas zu flüssiger Salzsäure zu
                              condensiren und diese zur Weldon'schen Chlorbereitung zu benützen. Abkühlung ist es
                              eben, was man ganz wesentlich braucht, und zwar in ganz großem Maßstabe. Eine Fabrik
                              in Runcorn hat dazu zwei sehr lange Steintröge angelegt, welche durch 18 Reihen von 300mm weiten Thonröhren mit einander verbunden
                              sind; jede Reihe geht fünfmal etwa 9m in
                              die Höhe und ebenso oft hinunter, repräsentirt also zusammen 90m, oder die 18 Reihen zusammen 1620m Röhrenlänge, ohne auf die Kniee Rücksicht
                              zu nehmen.
                           Ich muß ferner erwähnen, daß, selbst wenn man die im Obigen enthaltenden Angaben von
                              Hargreaves über die Kosten für Kohlen und Arbeit als
                              giltig annehmen will (und sie stehen jedenfalls in starkem Widerspruche mit dem, was
                              man von anderen Fabriken hört, über deren Nichtbefolgung seiner Rathschläge sich
                              freilich Hargreaves beschwert), ein erheblicher Vortheil
                              des Verfahrens zur Zeit noch nicht ersichtlich ist. Wir
                              bezahlen allerdings hier etwas mehr Arbeitslohn bei dem gewöhnlichen Verfahren
                              (inclusive der Schwefelsäure) als 6 Shilling pro Tonne Sulfat, aber unsere
                              Arbeitslöhne sind eben überhaupt höher, und wir können nicht hoffen, bei Hargreaves'
                              Verfahren mit weniger Arbeitslohn auszukommen; doch wird vielleicht die oben
                              berührte Erfindung von Stevenson (mechanisches Formen und
                              Trocknen des Salzes) darin einen Vortheil ergeben. Dieselbe sollte jedenfalls auch
                              den Kohlenverbrauch reduciren, welcher entschieden unter allen Umständen noch viel
                              höher als bei dem gewöhnlichen Verfahren ausfällt. Wie man sieht, ist auch Hargreaves' größte Sorgfalt auf diesen Punkt gerichtet,
                              und kann man ihm die Möglichkeit eines schließlichen Erfolges keineswegs absprechen.
                              Das Wegfallen des Natronsalpeters wird vorläufig noch durch die Patentgebühr
                              aufgewogen. Im Ganzen muß man dahin urtheilen, daß das Hargreaves'sche Verfahren
                              entschieden sehr gute Aussichten hat; erst neuerdings haben wieder einzelne
                              Fabrikanten angefangen, dasselbe einzuführen, trotz der großen Anlagekosten, welche
                              im Falle einer schon bestehenden Sodafabrik mehr als bei einer neu zu errichtenden
                              in Betracht kommen. Die viel geringere Belästigung der Nachbarschaft und die viel
                              geringere Abhängigkeit von speciell erfahrenen Arbeitern sind Vortheile des
                              Verfahrens, welche sich nicht leicht in baarem Gelde abschätzen lassen, die aber in
                              manchen Fällen recht sehr in Betracht kommen dürften.
                           (Nachschrift.) Von Hrn. Hargreaves selbst wird mir direct
                              mitgetheilt, daß die folgenden Fabriken in voller Arbeit nach seinem Verfahren
                              begriffen sind:
                           Sullivan und Comp.,
                              Widnes.
                           Wigg, Steele und Comp.,
                              Runcorn.
                           Runcorn Soap and Alkali
                                 Company, Runcorn.
                           Boyd und Alexander,
                              Dublin.
                           
                           Diese Fabriken produciren zusammen über 400 Tonnen Sulfat wöchentlich, könnten aber
                              mit ihrer Einrichtung 560 Tonnen wöchentlich fabriciren, wenn sie alle auch nur so
                              gut wie die älteste Fabrik, die von Sullivan,
                              arbeiteten.
                           Im Bau begriffen und beinahe fertig sind ferner die folgenden Etablissements:
                           Jarrow Chemical Company, South-Shields;
                           Atlas Chemical Company, Widnes, die letztere für eine
                              Production von 350 bis 400 Tonnen. (Auch S. Mease und Comp. in South-Shields haben schon mit dem Bau
                              begonnen. G. L.)
                           Das nach Hargreaves fabricirte Sulfat wird jetzt sehr
                              stark von Glasfabriken verlangt (die größten englischen Spiegelglasfabriken befinden
                              sich gerade in St. Helens, dicht bei Widnes), aber es muß in diesem Falle ganz aus
                              Siedesalz gemacht werden, um es eisenfrei zu erhalten.
                           2. November 1875.
                           
                        
                     
                  
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