| Titel: | Die Vercoakung von Anthracit in Süd-Wales; von W. Hackney. | 
| Autor: | W. Hackney | 
| Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 431 | 
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                        Die Vercoakung von Anthracit in Süd-Wales;
                           von W. Hackney.
                        Hackney, über die Vercoakung von Anthracit in
                           Süd-Wales.
                        
                     
                        
                           Das große Heizvermögen des Anthracits, welcher ja fast ausschließlich aus Kohlenstoff
                              besteht, der geringe Gehalt der meisten Varietäten an Schwefel und Asche, die
                              bedeutende Ablagerung desselben auf weite Länderstrecken, die geringen
                              Gewinnungskosten desselben – alle diese Umstände machen ihn zu einem der
                              besten und billigsten Brennmaterialien. Jedoch wird der Verbrauch desselben auf ein
                              gewisses Maß beschränkt, sowohl wegen der Schwierigkeit, das Anthracitklein zu
                              verwerthen, als auch wegen der Eigenschaft gewisser Varietäten, in der Hitze zu
                              zerfallen. Insbesondere macht sich letzterer Uebelstand beim Hohofenbetrieb fühlbar,
                              da der durch das Zerspringen erzeugte feine Staub mit der Schlacke teigige Massen
                              bildet, welche weder schmelzen noch verbrennen, und wenn sie auch den Ofen nicht
                              verstopfen, dennoch den Gang desselben stören.
                           Diese Schwierigkeiten, welche sich einer allgemeinen Verwendung des rohen Anthracits
                              entgegenstellen, haben zu vielen Versuchen Veranlassung gegeben, letzteren in
                              Gemisch mit einer mehr oder weniger großen Menge backender Kohle, Pech oder anderen
                              bituminösen Substanzen zu vercoaken. Diese Versuche haben jedoch bis vor Kurzem zu
                              keinem ökonomischen Resultate geführt, und das erhaltene Product war leicht zerreiblich und von
                              geringer Qualität.
                           Penrose und Richards in
                              Swansea (Iron, October 1875 S. 454) haben jedoch das
                              Problem glücklich gelöst, wie man nach den dem Iron and Steel
                                 Institute vorgelegten Coaksstücken schließen muß. Die Fabrikation dieser
                              Anthracitcoaks ist folgende.
                           Eine beliebige Sorte von Anthracit oder Halb-Anthracit, welcher frei von
                              Kohlenschiefer und Steinen sein muß, wird mit guter, bituminöser oder backender
                              Kohle und Pech in den Gewichtsverhältnissen von 60 zu 35 zu 5 gemischt und in einem
                              Carr'schen Desintegrator zerkleinert. In den
                              Aufgebetrichter des Desintegrators münden drei Aufzüge, wovon jeder je eines der
                              oben genannten Rohmaterialien zuführt. Die Elevatoren selbst sind mit Bechern in
                              solcher Anzahl und von solcher Größe versehen, daß die drei verschiedenen
                              Rohmaterialien in den relativ angegebenen Quantitäten zugeführt werden.
                           Die Coaksöfen haben einen oblongen Querschnitt, wie solche allgemein in
                              Süd-Wales in Gebrauch sind. Ihre Länge beträgt 15 Fuß engl. (4m,57), sie sind hinten 5 Fuß 7 Zoll (1m,70) und vorne 6 Fuß 2 Zoll (1m,88) breit; die verticalen Wände haben
                              eine Höhe von 4 Fuß 4 Zoll (1m,32). Jeder
                              Ofen wird durch eine Oeffnung im Gewölbe mit ungefähr 4t von der zerkleinerten Mischung beschickt
                              und dieselbe mittels eines Hakens gleichmäßig ausgebreitet; zu letzterem Zweck ist
                              die Ofenthür mit einer Oeffnung versehen. Auf diese Ofenfüllung wird eine ca. 50mm dicke Lage von bituminöser Kohle
                              gleichmäßig aufgegeben, wie letztere in der oben angeführten Mischung zur Anwendung
                              gelangt, ohne daß sie vorher besonders zerkleinert worden ist, um ein Wegbrennen des
                              Peches zu vermeiden – eine Manipulation, welche zur Fabrikation von harten
                              und festen Coaks von wesentlichem Einflusse zu sein scheint. Der Ofen wird alsdann
                              angezündet, indem man einige Schaufeln glühender Kohlen dicht hinter der Thür auf
                              die Beschickung wirft. Der Betrieb derselben ist der nämliche wie bei Vercoakung von
                              bituminösen Kohlen. Die gewonnenen Coaks werden im Ofen abgespritzt und mittels
                              Kette und Handwinde herausgezogen.
                           Auf diese Weise wurden etwas mehr als 2 Chargen pro Woche in einem Ofen verarbeitet.
                              Aus der Beschickung, wurden 80 Proc. Coaks ausgebracht. Das gewonnene Product hat
                              eine stahlgraue Farbe, und übertrifft an Härte bei weitem den zur Fabrikation
                              angewendeten Anthracit; man kann mit demselben ziemlich leicht Glas ritzen. Es
                              zerbröckelt nicht, noch zerfällt es in einem gewöhnlichen Feuer oder unter der
                              Einwirkung von Gebläsewind. Die Anthracitcoaks sind ungefähr 23 Proc. schwerer als die besten
                              Steinkohlencoaks, was in Bezug auf die Transportkosten derselben von besonderem
                              Vortheile ist. So konnte z.B. ein Schiff, das früher nur etwa 244t gewöhnliche Coaks faßte, mit 314t Anthracitcoaks beladen werden. Eine
                              andere nicht geringer zu veranschlagende Eigenschaft der letzteren, welche aus der
                              großen Dichte derselben entspringt, ist ihr Verhalten gegen Wasser. Während
                              gewöhnliche Coaks mit Leichtigkeit 10 Proc. ihres Gewichtes an Wasser absorbiren,
                              nehmen Anthracitcoaks nur 1,5 bis 2,0 Proc. Wasser auf, selbst wenn man letztere in
                              Wasser taucht. Die Anthracitcoaks werden überhaupt um so härter und dichter, je
                              feiner die Rohmaterialien gemahlen und je inniger dieselben gemischt worden
                              sind.
                           Die praktischen Versuche, welche man sowohl beim Cupol-, als auch beim
                              Hohofenbetrieb mit diesen Coaks angestellt hat, sind besonders gut ausgefallen. Sie
                              beruhen zum Theil auf der Härte und Dichte der Coaks, oder vielmehr in der hohen
                              Temperatur, welche erforderlich ist, um dieselben zu verbrennen; letzterer Umstand
                              hat nämlich zur unmittelbaren Folge eine stärkere Concentrirung der Verbrennungszone
                              in der Nähe der Formen, wodurch ein Brennstoffverbrauch in den höheren Ofentheilen
                              durch Reduction der Kohlensäure zu Kohlenoxyd vermieden wird; zum Theil beruhen sie
                              aber auch in dem geringen Wasser- und Aschengehalte der Coaks.
                           In einem kleinen Cupolofen, in welchem früher zum Umschmelzen von 100 Gew.-Th.
                              Roheisen 10 Gew.-Th. guter Walliser Coaks (von Brindu) verbraucht wurden,
                              konnte man bei Anwendung von Anthracitcoaks die Charge pro 1 Ctr. Coaks auf 16 Ctr.
                              Roheisen erhöhen, und dennoch war im letzteren Falle das abgestochene Roheisen
                              heißer als im ersteren. Desgleichen wurden bei einem Versuche auf den Werken von Tangye bei Birmingham die Roheisengichten um 25 Proc.
                              verstärkt, ohne daß der Gang des Ofens irgend welche Einbuße erlitt.
                           Bei einem Versuche in den Hohöfen zu Landore (bei Swansea), welche auf Spiegeleisen
                              arbeiteten, wurde der Erzsatz ohne Schaden um 28 1/2 Proc. erhöht. Die
                              Landore-Gesellschaft war von diesen Resultaten so befriedigt, daß jetzt
                              nahezu alle Vorbereitungen zur Fabrikation von Anthracitcoaks in allen dort
                              vorhandenen Oefen getroffen sind, um in der Folge zum Betriebe der zwei Hohöfen nur
                              Anthracitcoaks zu verwenden. Die Gestehungskosten der letzteren sind ungefähr die
                              nämlichen wie die der besten Walliser Coaks. Anthracit ist in Süd-Wales
                              ungefähr 2 M. pro 1t billiger als
                              bituminöse Kohle, – eine Ersparniß, welche durch die Extrabeschaffung von
                              Pech sich ausgleicht. Auch wird bei der Fabrikation von besten Walliser Coaks die
                              Kohle gemahlen zum Preise von ca. 50 Pf. pro 1t, genau wie es beim
                              Anthracit der Fall ist. Die Einrichtung der Apparate zum Zerkleinern und Mischen von
                              100t kostet beiläufig 40000 bis 50000
                              M., wobei die Kosten eines Desintegrators mit 1m,90 Durchmesser nebst Betriebsmaschine einbegriffen sind.
                           
                              P. M.