| Titel: | Grundsätze der Galvanoplastik; von Prof. H. Meidinger. | 
| Autor: | Heinrich Meidinger [GND] | 
| Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 465 | 
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                        Grundsätze der Galvanoplastik; von Prof.
                           H. Meidinger.
                        Meidinger, über Grundsätze der Galvanoplastik.
                        
                     
                        
                           Im Octoberheft dieses Journals (1875 218 1) befindet sich
                              der Auszug einer Abhandlung aus den Technischen Blättern: „Studien über
                                 Galvanoplastik von Prof. Kick“, worin die
                              Bedingungen zur Herstellung eines guten Metallniederschlages untersucht und
                              experimentelle Ergebnisse mitgetheilt werden. Der Verfasser rügt dabei mit Recht die
                              Unklarheit, ja Irrigkeit der in den bekannten Schriften über Galvanoplastik hierüber
                              aufgestellten Sätze; unsere deutsche Literatur namentlich ist in der That, was die
                              theoretische Begründung dieser Kunst anlangt, durchaus mangelhaft abgefaßt, wie ich
                              dies bereits in einer früheren Kritik der vorhandenen Werke (Badische
                              Gewerbezeitung, 1868 S. 32) ausgesprochen habe; auch in dem rein praktischen Theile
                              sind uns die französischen und englischen Publicationen überlegen.
                           Die Ergebnisse der von Professor Kick angestellten
                              Untersuchung sind übrigens der Hauptsache nach nicht unbekannt; dieselben finden
                              sich bereits niedergelegt in der zweiten Auflage von Meyer's Conversationslexikon
                              1864, Artikel Galvanoplastik, welcher aus meiner Feder stammt und von dem nebst
                              einigen zugehörigen Artikeln ein Separatabdruck ausgegeben wurde. Die Abhandlung hat
                              wohl in Fachkreisen nicht genügende Verbreitung gefunden; es dürfte deshalb nicht
                              ungeeignet scheinen, einen kurzen Auszug aus derselben hier zu geben, soweit die
                              allgemeinen Grundsätze, nach denen der galvanoplastische Niederschlag erfolgt,
                              berührt werden; abgesehen von der Darstellungsweise gegenüber den Kick'schen
                              Auseinandersetzungen dürfte sich vielleicht auch noch einiges Neue darin vorfinden
                              und anschließen lassen.
                           
                              „Seiner eigentlichen Natur nach ist das galvanisch ausgefällte Metall
                                 immer krystallinisch, d.h. es scheiden sich unausgesetzt äußerst kleine
                                 Metalltheilchen in krystallinischer (d. i. regelmäßig geformter) Structur aus;
                                 dieselben legen sich dicht an einander, wirren sich durch einander und bilden
                                 auf diese Weise, wie der Filz, eine stark zusammenhängende Masse von großer
                                 Festigkeit und Widerstandsfähigkeit. Oft schon mit bloßem Auge, gewöhnlich mit
                                 der Loupe, zuweilen erst mit der stärksten Vergrößerung durch das Mikroskop läßt
                                 sich die krystallinische Beschaffenheit des Niederschlages deutlich erkennen, und in
                                 letzterem Falle lassen sich stets die einzelnen Kryställchen als durch
                                 Zwischenräume von einander getrennte, wirr durch einander liegende Körperchen
                                 unterscheiden. Der Niederschlag stellt danach eigentlich nicht eine ganz
                                 homogene, dichte Masse dar, wie das geschmolzene Metall. In der That besitzt er
                                 auch nicht ganz die Festigkeit des letzteren, und insbesondere beim Drucken mit
                                 galvanisch dargestellten Kupferplatten (wenn sie sich nicht noch präpariren
                                 lassen) wird dies sehr fühlbar, indem sich nur eine weit kleinere Anzahl von
                                 Abdrücken davon machen läßt. Ist man jedoch im Stande, den zumeist harten
                                 Niederschlag auszuglühen und zu hämmern, oder zu pressen und zu poliren, so wird
                                 er ebenso dicht wie das geschmolzene (und gewalzte) Metall und steht demselben
                                 überhaupt in allen Beziehungen gleich. Die krystallinische Beschaffenheit und
                                 damit die Dichte, Festigkeit und praktische Verwendbarkeit des galvanischen
                                 Niederschlages hängt jedoch wesentlich von der Stromstärke in ihrer Beziehung
                                 zur Größe der Poloberfläche und der Concentration der Lösung (d.h. der Menge in
                                 einer bestimmten Quantität Wasser aufgelösten Metalles) ab. Wir wollen annehmen,
                                 es habe sich ein Niederschlag von normaler Beschaffenheit gezeigt in einer
                                 gegebenen Metalllösung bei einer gewissen Stromstärke auf der Oberfläche eines
                                 Pols von beispielsweise 1qc. Wird der
                                 Strom nur um Weniges schwächer oder stärker, so ändert sich der Niederschlag
                                 nicht wesentlich, z.B. Kupfer von etwa Papierdicke, mit verschiedener
                                 Geschwindigkeit niedergeschlagen, läßt sich noch um die Kante biegen, ohne zu
                                 brechen, das Zeichen eines guten, normalen Metalles. Läßt man den Strom
                                 unausgesetzt wachsen, so tritt jedoch ein Zeitpunkt ein, wo die anfangs hellrosa
                                 Farbe des Niederschlages ins Dunkelrothe, dann ins Braune und zuletzt ins
                                 Schwarze übergeht. Dabei verliert der Niederschlag immer mehr an Zusammenhang,
                                 wird locker und endlich ganz schwammig, zart wie das weichste Mehl. Seiner Natur
                                 nach ist er auch jetzt noch immer krystallinisch, die Krystalle wurden aber
                                 durch den kräftigen Strom so stark und schnell ausgeschieden, daß sie keine Zeit
                                 hatten, sich auszubilden und sich dicht an einander zu lagern. Ist die
                                 Metalllösung blos von der halben Concentration, so tritt die gleiche Erscheinung
                                 schon bei der halben Stromstärke ein, und schon bei einem Drittel derselben,
                                 wenn die Lösung blos den dritten Theil des Metalles in Lösung hat etc. Es ergibt
                                 sich daraus, daß man aus concentrirten Lösungen das Metall auf eine gegebene
                                 Oberfläche schneller normal ausscheiden kann als aus verdünnten Lösungen, d.h.
                                 im ersteren Falle kann es in kürzerer Zeit eine gewisse Dicke erreichen als im
                                 letzteren.
                              
                           
                              In einem ähnlichen, jedoch nicht in gleich hohem Grade nachtheilig wirkt ein
                                 allzu schwacher Strom in sehr concentrirter Lösung. In diesem Falle bilden sich
                                 die einzelnen Krystalle zu lebhaft aus, und es entstehen häufig Zwischenräume,
                                 die sich nicht mit Metall füllen, sondern von benachbarten Krystallen
                                 überwachsen werden. Dann ist der Niederschlag zwar hart, aber sehr brüchig und
                                 für fast alle technischen Verwendungen gleich ungeeignet. Verdünnt man jedoch
                                 die concentrirte Metalllösung mit sehr viel Wasser, so kann man auch dann
                                 mittels eines ganz schwachen Stromes einen normalen Niederschlag darstellen, und
                                 es gilt, immer dieselbe Oberfläche vorausgesetzt, worauf sich das Metall
                                 ausscheidet, als Regel: Bildet sich in der concentrirten Lösung ein normaler
                                 Niederschlag bei einem Strom, welcher in der Stunde z.B. 1g Metall ausscheidet, so ist in der
                                 halb concentrirten Lösung der Niederschlag gleichfalls normal, wenn in der
                                 Stunde blos 1/2g gefällt wird, in der
                                 Lösung von 1/10 Concentration bei 1/10g
                                 Niederschlag pro Stunde etc. Verändert man, nachdem man einmal für eine gegebene
                                 Polfläche dieses richtige Verhältniß der Concentration der Lösung zur Stromstärke
                                 durch den Versuch ausfindig gemacht hat, um den normalen Niederschlag zu
                                 erhalten, nunmehr die Größe der Polfläche, während die Concentration der Lösung
                                 und der Strom immer in gleicher Stärke erhalten bleiben, so nimmt man wahr, daß
                                 mit Verkleinerung der Oberfläche der Niederschlag wieder braun und schwarz wird,
                                 gerade als wäre die Stromstärke gewachsen, und daß mit Vergrößerung der
                                 Oberfläche der Niederschlag wieder mehr krystallinisch wird, gleichsam als habe
                                 sich die Stromstärke vermindert.
                              
                           
                              In der That, wenn auch die Stromstärke dabei in absoluter Größe dieselbe
                                 geblieben ist, so ist sie es doch nicht in Bezug auf jeden kleinsten Theil der
                                 Poloberfläche geblieben, wo die Ausscheidung von Metall statt hatte. Hat der Pol
                                 blos die halbe Größe, so schlägt sich bei demselben Strom in gleicher Zeit auf
                                 jeden einzelnen Theil doppelt so viel Metall nieder, d.h. der Niederschlag wird
                                 von doppelter Dicke, gerade als habe der doppelte Strom auf die unverändert
                                 große Polfläche gewirkt; die Erscheinung bleibt somit die gleiche. Erhält man
                                 einen nicht normalen Niederschlag, indem der Strom z.B. zu stark ist, so kann
                                 man denselben somit normal machen, indem man die Oberfläche des Pols vergrößert,
                                 und ist der Strom zu schwach, so muß man die Oberfläche des Pols verkleinern.
                                 Ist aber, wie gewöhnlich, die Oberfläche des Pols von einer gegebenen und nicht
                                 abzuändernden Größe, so muß man entweder, um den normalen Niederschlag zu
                                 erhalten, die Concentration der Lösung nach der Stromstärke richten (wenn man in
                                 gegebener Zeit eine gewisse Quantität Metall fällen will), oder häufiger wird
                                 man, da die Concentration der Lösung eine einmal für lange Zeiten gegebene ist,
                                 alsdann die Stromstärke, d.h. die Größe der galvanischen Batterie, nach der
                                 Poloberfläche reguliren. Wenn man derartige Versuche anstellt, ist es durchaus
                                 nothwendig, mittels eines Galvanometers zu arbeiten, welches durch die Stellung
                                 der Magnetnadel jeden Augenblick erkennen läßt, wie es mit der Stromstärke
                                 beschaffen sei, ob diese gleichförmig, oder größer und kleiner. In der
                                 Galvanoplastik reicht meist ein einfacher Draht als Galvanometer aus, welcher
                                 direct über oder unter einer Nadel horizontal hinläuft, da man es hier
                                 gewöhnlich mit sehr starken Strömen zu thun hat.
                              
                           
                              Um den negativen Pol mit einem gleichförmigen normalen Niederschlag allseitig zu
                                 bedecken, genügt es nicht blos, daß der Strom eine angemessene Stärke besitze,
                                 sondern es muß auch der positive Pol von einer richtigen Beschaffenheit sein, ja
                                 von derselben hängt häufig die Fortdauer des Stromes überhaupt ab. Am positiven
                                 Pol scheidet sich das mit dem Metall in der Salzlösung verbundene Säureradical
                                 ab; dasselbe besitzt eine so große Verwandtschaft zu dem Pol, daß es denselben
                                 in allen Fällen zu einem neuen Salz auflöst, wenn es überhaupt damit eine in der
                                 Flüssigkeit lösliche Verbindung eingehen kann. Ist z.B. in der Flüssigkeit
                                 Kupfervitriol gelöst, so wird am positiven Pol das Radical SO₄ ausgeschieden, und besteht der Pol aus
                                 Kupfer, so vereinigt sich dasselbe mit einem Aequivalent Kupfer und bildet von
                                 Neuem Kupfervitriol, der sich wiederum in der Flüssigkeit auflöst. Es ist bei
                                 diesem Vorgang das Kupfer gleichsam vom positiven Pol auf den negativen Pol
                                 übertragen worden. Die Flüssigkeit bleibt auf die Dauer in ihrer ursprünglichen
                                 Beschaffenheit unverändert. Damit sich das am positiven Pol sich neubildende
                                 Salz aber in der Flüssigkeit auflösen könne, ist es nothwendig, daß hinreichend
                                 Wasser vorhanden sei. Besitzt man nun eine ganz concentrirte Lösung, z.B. von
                                 Kupfervitriol (1 Th. desselben bildet bei gewöhnlicher Temperatur von 15°
                                 mit 4 Th. Wasser eine gesättigte Auflösung), so ist in der Flüssigkeit kein
                                 freies, ungebundenes Wasser mehr enthalten; bildet sich am positiven Pol das
                                 schwefelsaure Kupferoxydsalz, so kann sich dies somit nicht auflösen, es wird
                                 vielmehr den ganzen Pol mit einer harten Salzkruste überziehen, und da dieselbe
                                 ein völliger Nichtleiter der Elektricität ist, so wird der Strom alsbald
                                 unterbrochen; es hört demnach auch jegliche Ausscheidung von Metall am negativen
                                 Pol auf.Die von Professor Kick geäußerte Ansicht, der
                                       positive Pol überziehe sich bei starkem Strom mit Kupferoxyd und Oxydul,
                                       ist unbegründet. Elektrolytisch wird an dem Pol immer das Säureradical,
                                       im vorliegenden Falle SO₄
                                       ausgeschieden, sowohl bei Anwendung reiner wie mit Schwefelsäure
                                       vermischter Kupferlösung. Daß das Wasser zugleich zersetzt werde,
                                       wodurch sich Sauerstoff am positiven Pole ausscheide, ist eine veraltete
                                       Anschauung. Chemisch reines Wasser ist so gut wie Nichtleiter des
                                       galvanischen Stromes; es macht nur die Bestandtheile der eigentlichen
                                       Elektrolyte beweglich. Kupferoxyd könnte sich schon aus dem Grunde am
                                       positiven Pole nicht ausscheiden, weil dieses durch die freie Säure des
                                       Bades sofort gelöst würde. Die Erzeugung von Kupferoxydul ist nun
                                       geradezu unmöglich, da am positiven Pol immer die höchsten
                                       Oxydationsproducte entstehen, wie schon aus der Bildung von
                                       Wasserstoffhyperoxyd bei Elektrolyse reiner Schwefelsäure hervorgeht,
                                       wie ich selbst zuerst 1853 (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 88 S.
                                       64) nachgewiesen habe, wodurch sich gerade das Verschwinden des
                                       Sauerstoffes erklärte. Wenn, was nun in der That bei Anwendung eines
                                       positiven Pols aus gewöhnlichem Kupfer vorkommt, Kupferoxydul an dessen
                                       Oberfläche erscheint, so stammt solches lediglich aus der Verunreinigung
                                       des hüttenmännischen Kupfers selbst; dasselbe löst sich in der freien
                                       Schwefelsäure nicht auf und bleibt somit bei der elektrolytischen
                                       Auflösung des Kupfers zurück.
                                 
                              
                           
                              Wir erkennen hieraus, daß, falls ein Metallsalz zwischen Polen desselben Metalles
                                 zersetzt wird, die Lösung des Salzes nicht gesättigt sein darf, sondern einen
                                 Ueberschuß von Wasser enthalten muß, in welchem sich das neugebildete Salz
                                 auflösen kann. Kupfervitriol, zwischen Kupferpolen zersetzt, wird deshalb
                                 gewöhnlich in 6 bis 8 Th. Wasser gelöst, d.h. in der anderthalbfachen bis
                                 doppelten Menge von derjenigen, die es zur Bildung einer concentrirten Lösung
                                 nöthig hat. Selbst dann kann jedoch auch noch eine Unterbrechung des Stromes
                                 durch Ausscheidung einer Salzkruste auf dem positiven Pol eintreten, falls
                                 nämlich der Strom sehr stark und die Polfläche sehr klein ist. Damit sich das
                                 neugebildete Salz in dem noch ungebundenen Wasser auf die Dauer auflösen kann,
                                 muß eine unausgesetzte Strömung sich bilden können, die immer frisches Wasser an
                                 den Pol führt. Dies macht sich nun von selbst, indem die entstandene Auflösung
                                 als schwerere Flüssigkeit langsam nach unten abfließt. Ist jedoch die
                                 Ausscheidung von Metallsalz zu rasch, so reicht das freie Wasser der den Pol
                                 einhüllenden Flüssigkeit nicht hin, um dasselbe vollständig und schnell genug
                                 aufzulösen, da die Strömung verhältnißmäßig zu langsam von Statten geht; auch
                                 muß sich dann nothwendig eine Kruste auf dem positiven Pol bilden, welche eine
                                 Unterbrechung, oder zum Mindesten doch starke Schwächung des Stromes bewirkt.
                                 Durch unausgesetztes lebhaftes Bewegen des Pols in der Flüssigkeit läßt sich in
                                 diesem Falle allerdings eine vollständige Auflösung des Salzes bewerkstelligen.
                                 Man erreicht dasselbe jedoch auf einfachere Weise, indem man entweder, wenn
                                 thunlich, die Flüssigkeit noch weiter mit Wasser (oder allgemein mit dem
                                 Lösungsmittel) versetzt, oder indem man die Polfläche hinreichend vergrößert und
                                 dadurch das sich ausscheidende Salz mit einer größeren Menge freien Wassers in
                                 Berührung bringt.“
                              
                           
                              „Um massive Gegenstände aus Kupfer darzustellen, die überhaupt aus keinem
                                 anderen Metall bereitet werden, wendet man blos den käuflichen Kupfervitriol an,
                                 welcher das billigste Kupfersalz ist und sich auch aus anderen Gründen am
                                 meisten geeignet zeigt. Salpetersaures Kupferoxyd verhält sich jedoch in fast
                                 allen Fällen gleich gut, und um Kupfer mit der größten Schnelligkeit
                                 niederzuschlagen, ist es sogar besser, da es eine weit concentrirtere Lösung
                                 bildet als der Vitriol. Doch ist dasselbe weit kostspieliger und kommt deshalb
                                 nur ausnahmsweise in Anwendung.“
                              
                           
                              „Die Grenze des normalen Niederschlages in der concentrirten
                                 Kupfervitriollösung ist erreicht, wenn sich in 24 Stunden auf 1qc etwa 1 1/2g Kupfer niederschlagen. Doch wird der
                                 Niederschlag in diesem Falle schon dunkelroth und körnig. Hingegen ist er noch
                                 völlig normal, wenn die Fällung blos 1g
                                 beträgt, was einer Dicke des Metalles von 1mm,1 entspricht. Selten wird jedoch mehr als 1/2g in 24 Stunden (0mm,6 Dicke) auf 1qc mittels des einfachen
                                 galvanoplastischen Apparates niedergeschlagen, und das Maximum bei Anwendung der
                                 unconstanten Batterie mag 0,2 bis 0g,3
                                 (oder 0mm,3 Dicke) betragen. Will man
                                 in besonderen Fällen sehr schnell arbeiten, so daß man schon in wenig Stunden
                                 einen dicken, haltbaren und z.B. in der Druckerei verwendbaren Niederschlag
                                 erlangt, so muß man eine nicht ganz concentrirte Lösung von salpetersaurem
                                 Kupferoxyd anwenden und diese mittels einer Bunsen'schen Batterie bei 30 bis
                                 40° zersetzen. Man kann dann recht gut schon in einer Stunde einen
                                 haltbaren Niederschlag von der Form abziehen, der beinahe 0g,1 schwer ist (auf der Fläche von 1qc) und eine Dicke von 0mm,1 besitzt; in 24 Stunden etwa 2g von 2mm,2 Dicke. Dies dürfte wohl die Grenze
                                 der Geschwindigkeit sein, mit der sich das Kupfer niederschlagen
                                 läßt.“
                              
                           
                              „Es ist zweckmäßig der Kupfervitriollösung 5 bis 7 Proc. concentrirte
                                 Schwefelsäure zuzusetzen, da einerseits ihre Leitungsfähigkeit bedeutend
                                 vergrößert, also der Kupferniederschlag (in Folge verstärkten Stromes)
                                 beschleunigt wird, andererseits der Niederschlag selbst an Festigkeit und Güte
                                 gewinnt. Besonders bei sehr schwachen Strömen (und großen Polflächen), zeigt
                                 sich die angesäuerte Kupfervitriollösung vortheilhafter als die neutrale Lösung,
                                 indem der Niederschlag bei weitem nicht so ausgeprägt krystallinisch und, wie
                                 oben auseinandergesetzt, brüchig wird; man kann deshalb eine concentrirte
                                 Kupferlösung von der oberen Grenze des normalen Niederschlages an fast bei jeder
                                 geringeren Stromstärke anwenden, ohne daß die Güte desselben leidet.“
                              
                           So viel aus meiner oben citirten Abhandlung. Eine Erklärung der Wirkung des
                              Schwefelsäurezusatzes wurde von mir später gegeben bei einem Vortrag in dem
                              naturwissenschaftlichen Verein zu Heidelberg. (Siehe dessen Berichte, 1865 Bd. 3 S.
                              116.) Verschiedene Elektrolyte, in Wasser gelöst, werden im Verhältniß ihrer
                              Leitungsfähigkeit durch den elektrischen Strom zersetzt; da Schwefelsäure bei etwa
                              12facher Verdünnung mit Wasser mindestens siebenmal besser leitet als concentrirte
                              Kupfervitriollösung, so wird dieselbe so gut wie allein durch den Strom in einem mit
                              7 Proc. davon versetzten Kupferbad zersetzt; es sucht sich somit Wasserstoff am
                              negativen Pol auszuscheiden. Im statu nascendi reducirt
                              derselbe jedoch die Kupferlösung, und es scheidet sich, sofern nur genügend Kupfer
                              an dem Pol vorhanden, so lange also der Strom im Verhältniß zur Concentration der
                              Lösung nicht zu stark ist, nur Kupfer aus. Wie erklärt sich nun aber der Unterschied
                              in der Beschaffenheit des Metalles?
                           So lange der Strom so stark ist, daß die Fällung sich an der Grenze des normalen Niederschlages
                              befindet, ist kein Unterschied zu bemerken; derselbe gibt sich nur bei schwachem
                              Niederschlag zu erkennen. Bei neutraler Lösung ist gewissermaßen ein der freien
                              Elektricität an den Polen entsprechender Ueberschuß von Kupfer vorhanden, so daß
                              eine sehr regelmäßige Krystallbildung erfolgen kann; in saurer Lösung besteht der
                              Ueberschuß von Stoff an dem Pol jedoch aus Wasserstoff, welcher erst im Verhältniß,
                              als er elektrolytisch wirklich frei wird, eine Ausscheidung von Kupfer bewirkt; die
                              Theilchen werden somit nur vereinzelt in äußerst kleiner Größe sich ansetzen können.
                              Ob der Strom, resp. die Stromdichte, groß oder klein ist, hat auf den Vorgang dabei
                              gar keinen Einfluß. So erklärt es sich, daß der Metallniederschlag auch immer gut
                              geräth, sobald man Schwefelsäure zu dem Kupferbad zusetzt, und daß sich somit die
                              massive Galvanoplastik im Allgemeinen so leicht ausüben läßt; denn der Grenze des zu
                              raschen Niederschlages nähert man sich unter gewöhnlichen Umständen nicht.
                           Auch wird auf jene Wirkung der Schwefelsäure die zuweilen vorgefundene Behauptung
                              zurückzuführen sein, daß ein Bad erst nach einiger Zeit des Gebrauches gute
                              Niederschläge gäbe. Häufig wird nämlich zu dem Zink Schwefelsäure gegeben; diese
                              diffundirt durch die poröse Scheidewand zu der neutralen Kupferlösung über,
                              verbessert dadurch erstens deren Leitungsfähigkeit, wodurch der Niederschlag rascher
                              erfolgt, und zweitens findet secundäre Zersetzung statt. Auch das allmälig
                              überdiffundirende Zinkvitriol wird ähnliche Wirkungen zeigen. Dasselbe bewirkt, daß
                              die Lösung relativ ärmer an Kupfervitriol wird und erleidet ferner selbst eine
                              Zersetzung, die allerdings nicht so bedeutend ist, da beide Salze sich in ihrer
                              Leitungsfähigkeit nahe stehen; jetzt ist es das am negativen Pol sich ausscheidende
                              Zink, welches die theilweise Kupferfällung bewirkt.
                           Die Elektrolyse sonst scheinbar indifferenter Substanzen und die durch deren
                              Zersetzungsproducte erfolgende secundäre Ausscheidung des Metalles spielt ohne
                              Zweifel in der Galvanoplastik überhaupt eine große Rolle; die Wirkung der
                              Cyankaliumbäder, aus denen Gold und Silber sich so schön niederschlagen, läßt sich
                              gewiß auf die indirecte Zersetzung zurückführen. In manchen Fällen mag jedoch auch
                              eine eigenthümliche Verbindung, eine Art Legirung, eintreten, welche dem
                              Niederschlag andere bessere Eigenschaften ertheilt, als es das aus reiner Lösung
                              niedergeschlagene Metall besitzt. So habe ich bei dem Eisenniederschlag aus
                              Salmiakeisenvitriollösung einen kleinen Gehalt von Ammonium nachgewiesen (vergl.
                              1862 163 283).