| Titel: | Betriebsresultate von Torfgas-Schweissöfen (Regenerativsystem); von Herm. Pütsch, Civilingenieur in Berlin. | 
| Autor: | Hermann Pütsch | 
| Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 525 | 
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                        Betriebsresultate von Torfgas-Schweissöfen
                           (Regenerativsystem); von Herm.
                              Pütsch, Civilingenieur in Berlin.
                        Pütsch, über Betriebsresultate von
                           Torfgas-Schweißöfen.
                        
                     
                        
                           In Folgendem gebe ich die Resultate, welche ich mit den von mir auf der Marienhütte
                              bei Danzig erbauten Torfgas-Schweißöfen erlangt habe.
                           Diese Schweißöfen unterscheiden sich von den Siemens-Oefen nur dadurch, daß
                              die zur Verbrennung kommenden Gase direct ohne Kühlung dem Ofen zugeführt werden.
                              Ferner sind die Gasventile nicht wie bei Siemens Klappen,
                              sondern glockenförmige Verschlüsse, welche mit Wasser gedichtet werden. Diese
                              Ventile sind schon vielfach in Westphalen selbstständig angewendet worden und haben
                              sich überall sehr gut bewährt.
                           Der Torf, welcher zur Verwendung kommt, ist mittelguter Stich-, Preß-
                              und Trettorf. Das Durchschnittgewicht beträgt pro Cubikklafter (d. s. 3cbm,4) 1100k; der Aschengehalt variirt zwischen 5 und
                              20 Proc. und ist namentlich hoch bei dem Tret- und Preßtorf.
                           Der Torf war selten lufttrocken, sondern meistentheils etwas feucht; der feuchte Torf
                              wurde so viel wie möglich in den Dampfkesselfeuerungen verwendet, welche eine dem entsprechende
                              Construction hatten. Der Betrieb wurde durch diese Eigenschaft des Torfes nicht
                              gestört; nur stieg der Verbrauch des letzteren.
                           Zwei dieser Torfgasöfen arbeiteten für das Feineisen- und Mittelwalzwerk,
                              jedoch Hauptfabrikat war Feineisen. Das Rohmaterial war Schroteisen in Paketen, für
                              die ganz feinen Sorten mit Puddelplatinen garnirt. Je nach dem Gange des Ofens und
                              der Qualität der Pakete wurde einmal und zweimal geschweißt.
                           In 59 laufenden Schichten wurden aus zwei Oefen 172700k fertiges Stabeisen bei 17 Proc. Abbrand
                              producirt.
                           Gebraucht wurden:
                           
                              
                                 1)
                                  für die Oefen
                                 147
                                 Cubikklafter
                                 Torf
                                 à 1100k pro 3cbm,4,
                                 
                              
                                 2)
                                  für die Kessel
                                 161
                                 „
                                 „
                                 à 1100k pro 3cbm,4,
                                 
                              
                           oder pro 100k
                              fertiges Eisen:
                           
                              
                                 1)
                                 in den Oefen
                                   92k oder 0cbm, 280 Torf,
                                 
                              
                                 2)
                                 in den Kesseln
                                 100k oder 0cbm, 309 Torf,
                                 
                              
                                 
                                 in Summe:
                                 192k oder 0cbm, 589 Torf.
                                 
                              
                           Ausbringen pro Schicht ca. 3000k fertiges
                              Eisen.
                           Minimalverbrauch pro 100k: im Ofen 75, in den Kesseln 75k Torf.
                           Zum Betriebe eines gleichen Ofens mit Steinkohlen genügt ein Gaserzeuger mit ca. 16
                              Quadratfuß (1qm,6) Rostfläche, welcher pro
                              Schicht ca. 1500k Steinkohlen verbraucht.
                              Die Dampferzeugung eines gleichen Ofens mit Rostfeuerung würde für 10e genügen, oder in einem besonderen Kessel
                              im Maximum ca. 500k pro Schicht
                              beanspruchen.
                           Es würden demnach pro Schicht verbraucht werden ca. 1500k im Ofen und
                              500k im Kessel, in Summe 2000k für eine
                              gleiche Production von ca. 2500 bis 3000k
                              Stabeisen, entsprechend 66k
                              Steinkohlen auf 100k
                              Stabeisen.
                           Die Verhältnisse stellen sich jedoch noch günstiger, da bekanntlich bei
                              Gasschweißöfen im Durchschnitt der Abbrand um 3 bis 4 Proc. geringer ist wie bei
                              Oefen mit Rostfeuerung, und zwar durch die Möglichkeit der genauen Regulirung der
                              Schweißflamme in Bezug auf Luftüberschuß resp. Neutralität.
                           Ganz analoge Verhältnisse stellen sich bei den Puddelöfen unter Anwendung der
                              Regenerativgasfeuerung her, namentlich da die von Dr.
                              Kosmann früher mit Recht gerügte Schwierigkeit
                              während der Puddelperiode eine kältere oxydirende Flamme im Ofen zu halten, von mir
                              und Anderen constructiv und praktisch gelöst ist.