| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, Nr. , S. 525 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Luftlocomotive.
                           Die Maschinenbau-Actiengesellschaft „Humboldt“ hat für
                              den Aachen-Höngener Bergwerks-Verein eine Locomotive gebaut, deren
                              Leistung in 10stündiger Arbeitsschicht die Anförderung von 2000 Ctr. Kohle auf einer
                              950m langen Strecke sein soll.
                           Die Spurweite war mit 0m,52 bestimmt (die
                              Strecke ist 2m,2 hoch und 2m,50 breit) und sollten zwei Maschinen
                              neben einander laufen können. Die Maschine erhielt demzufolge 1m,1 Breite bei 2m Höhe und 4m Länge; sie hat 2 Cylinder von 0m,16 Durchmesser und 0m,32 Hub, ist mit Umsteuerung, Bremse und
                              von Hand verstellbarer Expansion versehen, welche letztere aber auch selbstthätig
                              stellbar eingerichtet werden kann.
                           
                           Das Füllen des 25mm fassenden, auf der
                              Maschine liegenden Luftreservoirs geschieht mittels eines Anschlußschlauches aus
                              einer Luftleitung und ist bei genügend großem Hauptreservoir in 1 Minute
                              vollendet.
                           Bei den durchgeführten Versuchen zog die Luftlocomotive auf einer Strecke mit
                              Steigungen von 1 : 300 und einer im Halbkreise gebogenen Curve von 8m Radius bei 5at Anfangsspannung 200 Ctr. Brutto auf
                              240m Entfernung, Endspannung 1at Ueberdruck.
                           Bei 6at Anfangsspannung zog die Maschine in
                              gerader Strecke 200 Ctr. Bruttolast auf 500m mit 2m durchschnittlicher
                              Fahrgeschwindigkeit. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1875 S. 415.)
                           
                        
                           Annähernde Bestimmung des Gewichtes schwerer eiserner Träger;
                              nach Radvik.
                           Um schwere eiserne Träger von gleichem Querschnitte, für welche eine genügende Waage
                              nicht vorhanden ist, annähernd aber praktisch genau zu wiegen, mißt man an dem einen
                              Ende des Trägers eine Länge von 1m ab und
                              bringt genau in der Mitte des übrigen Theiles eine geeignete Unterstützung an. Da
                              dieser Theil im Gleichgewicht ist, so läßt sich durch directes Wiegen das Gewicht
                              des 1m langen Stückes und also auch das des
                              ganzen Trägers leicht ermitteln. Versuche ergaben Differenzen bis höchstens 1
                              Proc.
                           
                        
                           Controluhr von C. und E. Fein in
                              Stuttgart.
                           Zur Controlirung der Wächter in Fabriken, öffentlichen Gebäuden etc., sowie für die
                              Bedienung in Hotels verwendet man bekanntlich Uhren in der Weise, daß an den von den
                              Wächtern zu begehenden Orten entweder Stationen feststehender Uhren, oder
                              Verbindungen mit einer feststehenden Controluhr vorhanden
                              sind, welche die Uebermittelung der Controlzeichen ausführen.
                           Die neue Controluhr ist (nach dem Gewerbeblatt aus Württemberg, 1875 S. 384) nach dem
                              letztgenannten System ausgeführt, also eine Controluhr
                              auf einer Centralstation und folgendermaßen eingerichtet.
                           Im Bureau des bewachenden Gebäudes oder Gebäudecomplexes ist die Controluhr
                              aufgehängt; dieselbe enthält in einem Gehäuse eine Uhr und eine den Stationen
                              entsprechende Anzahl von Elektromagneten mit zugehörigen Bestandtheilen. Das
                              Zifferblatt dieser Uhr ist eine täglich auszuwechselnde Papierscheibe, welche in 12
                              Stunden einmal umgedreht wird. Der Umfang dieser Zifferscheibe ist durch
                              concentrische Kreise in so viel Ringflächen abgetheilt, als Stationen vorhanden
                              sind. Diese Ringflächen werden durch radiale Linien von 5 zu 5 Minuten getheilt, so
                              daß einzelne Minuten noch sehr bequem geschätzt werden können. Die den einzelnen
                              Stationen entsprechenden ElektromagneteElektomagnete ziehen beim Schließen ihrer Leitung ihren Anker an, welcher an dem einen
                              Ende eines Hebels befestigt und dessen anderes Ende eine Spitze trägt, mittels deren
                              eine Marke in das Zifferblatt der Uhr eingedrückt wird. Die Leitung der
                              Elektromagnete wird geschlossen durch Niederdrücken eines Knopfes (Signalgebers) auf
                              den zugehörigen Stationen.
                           Zur Ueberwachung der Bedienung in Hotels ist die Anwendung der Controluhr folgende.
                              Jeder Etage entsprechen zwei Ringe des Zifferblattes. In dem einen erscheint eine
                              Marke, so oft sich eine Nummerklappe öffnet; wird bei der Bedienung seitens des
                              Personals die Klappe geschlossen, so tritt in dem zweiten Ringe das Controlzeichen
                              hervor. Der Abstand beider Marken läßt die zur Bedienung erforderlich gewesene Zeit
                              genau erkennen. Die Uhr ist mit einer Ankerhemmung versehen und vollkommen
                              unabhängig von allen übrigen Theilen des Apparates; eine Verbindung mit denselben
                              tritt nur für einen Moment ein, wenn eine Marke in die Zeifferscheibe eingedrückt
                              wird. Ueberdies verhindert eine besondere Vorrichtung eine Beeinflussung des
                              Uhrganges, wenn eine der die Marken eindrückenden Spitzen nicht wieder aus der
                              Zifferscheibe heraus- und zurücktreten sollte. Als Vortheile, welche diese
                              neue Controluhr gewährt, werden hervorgehoben: genaueste Controle nach Zeit und Ort,
                              Sicherheit vor
                              Beschädigung, leichte Beaufsichtigung, geringe Betriebskosten. Eine derartige
                              Controluhr ist seit 6 Monaten in der Zimmermann'schen
                              Bierbrauerei in Heslach bei Stuttgart in Betrieb und hat sich in allen Theilen als
                              vorzüglich bewährt. Der Preis einer solchen Uhr für 4 Stationen beträgt 325 M., für
                              6 Stationen 360 M., für 8 Stationen 400 M. und für 10 Stationen 450 M.
                           
                        
                           Le Doux' Verfahren zum Abhaspeln
                              durchbissener Cocons.
                           Christian Le Doux in Paris (Boulevard Saint-Michel,
                              83) hat ein Verfahren zum Abhaspeln sogen. durchbissener Cocons angegeben, welches
                              bisher zwar noch nicht praktisch erprobt ist, allein vom Berichterstatter Prof. Alcan (Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement, 1875 S. 493) einer näheren Beachtung
                              empfohlen wird.
                           Die Hauptschwierigkeit beim Abhaspeln der sogen. durchbissenen Cocons (aus welchen
                              der Schmetterling ausgeschlüpft ist, indem er mittels eines aus seinem Munde
                              abgehenden Saftes den Cocon erweicht und sich alsdann hindurchgedrängt hat, wobei
                              allerdings der Faden an vielen Punkten abgerissen – nicht aber durchbissen
                              wird) liegt darin, daß Wasser in die offenen Cocons eintritt, wodurch sie im
                              Wasserbecken sinken und so stark aufgeweicht werden, daß ein halbwegs regelmäßiges
                              Abhaspeln nicht mehr möglich ist. Diesem Uebelstand läßt sich nach dem Vorschlag von
                              Le Doux dadurch begegnen, daß man die durchbissenen
                              Cocons vor dem Abhaspeln mit künstlichen, aus vulkanisirtem Kautschuk hergestellten
                              Cocons ausfüllt, welche den Zutritt des Wassers in das Innere der abzuhaspelnden
                              Seidencocons verhüten. Der Kautschukcocon hat ein feines Loch, welches ein
                              Zusammendrücken desselben behufs Einführung in den Seidencocon gestattet, worauf
                              nach Erweiterung des Loches mit einer Nadel der Kautschukcocon sich wieder aufbläht
                              und den Seidencocon dermaßen ausfüllt, daß das Eintreten von Wasser, somit sein
                              Untersinken, hintangehalten wird.
                           Die Kautschukcocons müssen selbstverständlich der Gestalt und Größe der natürlichen
                              Cocons, für welche sie bestimmt sind, entsprechen. Deshalb wird man ein ganzes
                              Sortiment derselben in Vorrath halten müssen. Dieser Umstand und die gewiß nicht
                              einfache Operation bei der angegebenen Vorbereitung der durchbissenen Cocons lassen
                              es dem Referenten (entgegen der Ansicht Alcan's) mehr als
                              zweifelhaft erscheinen, daß die Kosten der Kautschukcocons und der größern Arbeit
                              durch den Mehrwerth der abgehaspelten Seide gegenüber Florettseide aufgewogen
                              werden.
                           
                              Z.
                              
                           
                        
                           Holzconservirung.
                           Lostal in Firming bedeckt das Holz in einem großen Bassin
                              mit ungelöschtem Kalk und begießt denselben nach und nach mit Wasser, bis er
                              gelöscht ist. Je nach der Größe und Stärke der einzelnen Stücke läßt er das Holz so
                              liegen, bis das Kalkwasser genügend eingedrungen ist; für Hölzer, welche beim
                              Bergbau verwendet werden sollen, genügt eine Woche. Das so behandelte Holz wird
                              angeblich sehr hart und widersteht lange der Fäulniß.
                           
                        
                           Die Einnahmen der englischen Telegraphenverwaltung.
                           Bei der Uebernahme der englischen Telegraphen durch das Postdepartement erwartete man
                              einen ähnlichen pecuniären Erfolg wie den auf die Einführung des
                              Penny-Systems bei der Post folgenden. Der Bericht eines zur Aufsuchung der
                              Ursachen der steigenden Betriebskosten niedergesetzten Comités zeigt, daß
                              jene Erwartung trügerisch war. Es zeigt sich ein wachsendes Deficit zwischen den
                              Verwilligungen und den Ausgaben seit dem Februar 1870, dem Zeitpunkt der Uebernahme
                              der Telegraphen in den Staatsbetrieb. Die Verwilligung für die 14 Monate bis 31.
                              März 1871 erfolgte nach den Unterlagen der alten Telegraphengesellschaften. Das
                              Postamt verlangte hiernach 90000 Pfd. St. für das erste Vierteljahr 1870 und 360000
                              Pfd. für das Finanzjahr bis 31. März 1871; das Deficit belief sich auf 49493 Pfd.
                              Für diese beiden Jahre
                              konnte das Comité keine Classificirung des Aufwandes erhalten; allein während
                              das Postamt mit nur 1528 Beamten und 1283 Boten auszukommen gehofft hatte, waren im
                              August 1870 4913 Beamte etc. und 3116 Boten im Dienst. Für 1871–72 betrug das
                              Deficit 131522 Pfd. (in Wirklichkeit 171776 Pfd.). Für 1872–73 lag zuerst ein
                              detaillirter Voranschlag vor; bis dahin hatte das Parlament eine Pauschalsumme
                              bewilligt. In diesem Jahre überstiegen die Ausgaben den Voranschlag von 669990 Pfd.
                              um 204956 Pfd. Als Ursachen lassen sich aufführen: Revision der Gehaltscale,
                              Zahlungsrückstände, Zahlungen an Eisenbahnen u.s.w. und der größere
                              Unterhaltungsaufwand für die Anlagen. Doch schiebt das Comité einen großen
                              Theil von dem Deficit dieses Jahres und dem des nächsten Jahres (109790 Pfd.) auf
                              unvorsichtige Aufstellung des Voranschlags. Auf 1874–75 war der Voranschlag
                              938339 Pfd.; dazu treten noch 37687 Pfd. als Entschädigungen an Beamte von
                              Telegraphengesellschaften; außerdem wurden nachträglich noch 123620 Pfd. gefordert;
                              verbraucht wurden davon 1083275 Pfd. Für 1875–76 ist der Aufwand auf 1484886
                              Pfd., die Einnahmen auf 1216362 Pfd. veranschlagt; Deficit 268524 Pfd.; dabei ist
                              die Rente für das 500000 Pfd. kostende neue Centralgebäude in St.
                              Martinsle-Grand nicht mitgerechnet.
                           Das Comité schreibt die höheren Verwaltungskosten des Staates gegenüber denen
                              der Gesellschaften theils auf eine wesentliche Erhöhung der Gehalte beim Eintritt in
                              den Staatsdienst, theils auf Mehrkosten der Aufsichtsbeamten, theils auf
                              Pensionirungen. Dazu kommt die Eröffnung von Telegraphenämtern, welche ihre Kosten
                              noch nicht decken. Ebenso die Preissteigerung des Eisens und anderer
                              Rohmaterialien.
                           Das Verhältniß des Betriebsaufwandes zu den Einnahmen war:
                           
                              
                                 auf die 14
                                 Monate vom 1. Februar 1870 bis 31. März 1871
                                 mehr als
                                   
                                    57        
                                    Proc.
                                 
                              
                                   1871–72
                                 
                                 nahezu
                                 78
                                    3/4      „
                                 
                              
                                   1872–73
                                 
                                 „
                                 89
                                    1/2      „
                                 
                              
                                   1873–74
                                 
                                 „
                                 91
                                    1/2      „
                                 
                              
                                   1874–75
                                 
                                 mehr als
                                 96
                                    2/3      „
                                 
                              
                           Während 1871 bei 10000000 Telegrammen der Ueberschuß der Einnahmen über die
                              Betriebskosten 303457 Pfd. betrug, belief er sich 1875 bei über 19000000 Telegrammen
                              nur auf 36725 Pfd.
                           Zur Herbeiführung von Ersparnissen empfiehlt das Comité zunächst Einziehung
                              von Telegraphenämtern, welche ihre Kosten nicht decken. Solche gibt es 449 im ganzen
                              Königreiche; in London allein gibt es 373 Posttelegraphenämter, welche zum Theil
                              sehr nahe an einander liegen. Ferner empfiehlt es die Abschaffung der
                              Postaufsichtsbeamten und Uebertragung der Pflichten derselben auf
                              Divisionsingenieure, zur Vermeidung eines doppelten Beamtenstabes. Ferner eine
                              innigere Vereinigung des Post- und Telegraphendienstes, zu wechselseitigem
                              Vortheil beider. Es erörtert ferner die Anstellung von Royal
                                 Engineers, deren Mannschaften keine Pensionen vom Postamte beziehen würden;
                              dabei könnte die zeitweise nicht nöthige Mannschaft jederzeit in die Kasernen
                              zurückgeschickt werden, und man hätte außerdem den Vortheil militärischer Disciplin
                              und die Unmöglichkeit des Vorkommens eines Strike. Ferner wird die Abschaffung der
                              freien Adressen und Unterschriften der Telegramme vorgeschlagen und eine
                              Beschränkung der Vergünstigungen der Presse beim Telegraphiren, welche einen
                              wesentlichen Verlust für die Verwaltung veranlaßten. Endlich befürwortet das
                              Comité einen Tarif, welcher die Minimalbeförderungsgebühr von 1 Shilling
                              vermindere und doch Gewinn anstatt Verlust bringe; es räth nämlich zur Einführung
                              einer Gebühr von 1/2 Shilling für je 10 Wörter einschließlich der Adresse, oder zur
                              Berechnung der Gebühren nach dem Wortsystem. Man könne mit 1 Penny für jedes Wort,
                              einschließlich Adresse, anfangen und auf 1/2 Penny heruntergehen, wenn das System
                              sich als vortheilhaft erweise. (Engineering, August 1875
                              S. 117.)
                           
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                           Kreisförmiger Magnet für Compasse.
                           Emil Duchemin hat die gewöhnliche Compaßnadel durch zwei,
                              mittels eines Querstückes aus Aluminium oder aus einem anderen Metalle verbundene
                              kreisförmige Scheiben von geringer Breite ersetzt. Das Querstück verbindet die als
                              Nord- und Südpol dienenden Stellen der stärksten Magnetisation; von diesen
                              aus nimmt der Magnetismus nach den zwei links und rechts zwischen beiden Polen liegenden
                              neutralen Punkten hin gleichmäßig ab, an welchen die beiden Scheiben ebenfalls mit
                              einander verbunden sind. In seiner Mitte ist das Querstück verbreitert und bildet
                              dort das Hütchen, womit der ringförmige Magnet auf der Spitze ruht. Der neue Compaß
                              soll nach französischen Proben viel empfindlicher sein als eine Nadel; dabei soll er
                              von dem Rollen des Schiffes weniger beeinflußt werden und minder träge sein als der
                              Liquidcompaß. (Nach dem Scientific American, September
                              1875 S. 147.)
                           
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                           Elektro-harmonischer Telegraph oder Telephon von Gray.
                           Anfang September d. J. hatte Elisha Gray aus Chicago
                              seinen elektro-harmonischen TelegraphenVergl. die Vorschläge von Lacour in diesem
                                    Journale, 1875 217 428 und 218 314. in Newyork ausgestellt. Seit etwas mehr als einem JahreIm Telegrapher (August 1874 Bd. 10 S. 184) findet
                                    sich eine Notiz über Gray's Telephon, woraus hervorgeht, daß Gray damals Inductionsströme benutzte, in die
                                    secundäre Spule die Telegraphenleitung einschaltet und das Ende derselben
                                    einem Mann in die linke Hand gibt, welcher seine rechte Hand auf einen
                                    Resonator legt. Dann gibt der Resonator durch die Erzitterungen der Hand des
                                    Mannes den Ton wieder, welcher jenem der vibrirenden Feder entspricht, die
                                    den primären Strom schließt und unterbricht. bemüht sich Gray mit Erfolg, seinen Apparat zu
                              vervollkommnen. Gray's erste Versuche zeigten, daß
                              mehrere Töne zugleich sich eben so leicht wie einzelne Töne auf dem Leitungsdrahte
                              fortgeben ließen, und darauf gründete er die Benützung seines Telegraphen zur
                              Beförderung mehrerer Telegramme. Der Apparat wurde am 11. September auf der Linie
                              Boston-Newyork probirt und arbeitete befriedigend. Vier verschiedene
                              Mittheilungen wurden von Boston aus gleichzeitig befördert und in Newyork von vier
                              Telegraphisten mittels vier Klopfern (sounders)
                              aufgenommen. Der Hauptsache nach waren die Signale gut, nur zeigte sich ein Streben
                              zur Verkürzung derselben, dem man durch Abänderung der Empfänger begegnen zu können
                              hofft.
                           Die Einrichtung des Apparates ist sehr einfach. Das Niederdrücken jedes Tasters setzt
                              einen selbstschwingenden Elektrotom in Thätigkeit, welcher auf einen gewissen Ton
                              gestimmt ist und sich von jedem der Töne der anderen Elektrotome unterscheidet.
                              Diese verschiedenen Gruppen elektrischer Schwingungen lassen sich durch denselben
                              Leitungsdraht fortpflanzen, ohne sich zu vermischen. Auf der Empfangsstation spricht
                              jeder der Empfänger nur auf die Schwingungen an, für welche er bestimmt ist, nicht
                              aber auf die anderen. Wenn man auf der sprechenden Station an dem Elektrotom den
                              Stromkreis behufs der Bildung von Signalen unterbricht und schließt, so werden die
                              Signale von den Empfängern der Empfangsstation wiedergegeben.
                           Der günstige Ausfall der Versuche am 11. September, bei denen die Telegraphenleitung
                              240 englische Meilen (zu 1609m) lang war,
                              läßt werthvolle Erfolge für die Zukunft hoffen. (Journal of
                                 the Telegraph, September 1875 S. 281.)
                           
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                           Ueber Gummidichtungen bei Gasleitungen.
                           Viehoff theilte auf der Versammlung der pfälzischen
                              Gasfachmänner (Journal für Gasbeleuchtung, 1875 S. 774) sehr günstige Erfahrungen
                              über die Anwendung von Gummidichtungen bei Gasleitungen mit. Beim Aufnehmen einer
                              alten Leitung, welche 8 Jahre in einem ziemlich feuchten Boden gelegen hatte,
                              zeigten sich die Gummiringe noch vollständig elastisch, ohne Spur von Zerstörung
                              oder Aufweichung. Die Rohre waren mittels dieser Ringe so fest mit einander
                              verbünden, daß 4 Mann nach langem Hin- und Herzerren Mühe hatten, dieselben
                              aus einander zu reißen; die Gummimasse hatte sich so fest mit dem Eisen verbunden,
                              daß sie stellenweise eher zerriß, als sich loslöste. An den Stellen, wo die Ringe
                              mit dem Eisen in Berührung waren, zeigte sich eine schwarzbraune Kruste, welche zum
                              größten Theile aus Schwefeleisen bestand. Der Bildung dieses Schwefeleisens wird die innige
                              Verbindung der Gummimasse mit dem Eisen zuzuschreiben sein.
                           
                        
                           Einfache Prüfung der Echtheit fetter Oele; von Gustav Merz.
                           Diese Prüfung erfordert den Besitz einer kleinen Partie unzweifelhaft echten Oeles
                              von der Gattung des auf die Echtheit zu untersuchenden. Mischt man in einem
                              Glasgefäß zwei Oele verschiedener Gattung, so zeigen sich dabei in Folge des
                              verschiedenen optischen Verhaltens sogen. Schlieren, eine Erscheinung, welche Jedem
                              von der Bereitung des Zuckerwassers her bekannt ist. Entstehen nun diese Schlieren
                              beim Vermischen eines zu prüfenden Oeles mit echtem Oele der gleichnamigen Sorte, so
                              ist auf die Unechtheit des zu prüfenden Oeles zu schließen. Die Ausführung des
                              Versuches ist folgende. Man gießt in eine etwa 2cm weite Probirröhre eine etwa 4cm hohe Schicht des zu prüfenden Oeles und in ein anderes Gefäß eine
                              ähnliche Partie von gleichnamigem echten Oele. Beide Probirröhren stellt man etwa 10
                              Minuten lang in ein Becherglas mit Wasser von gewöhnlicher Temperatur, damit die
                              Oele gleiche Temperatur erlangen. Alsdann gießt man das eine Oel in das noch im
                              Wasser stehende andere Oel, rührt alsdann mit einem Drahte und in Absätzen um und
                              beobachtet dabei, ob sich während der Mischung Schlieren bilden. Man lernt die
                              Erscheinung kennen, wenn man z.B. Olivenöl, Rüböl, Leinöl zu zweien mischt, wobei
                              sich starke Schlieren zeigen.
                           Dem Verfasser stehen nur wenige Oelsorten unzweifelhafter Echtheit zu Gebote; er will
                              deshalb durch diese Veröffentlichung dazu anregen, daß Andere die angegebene Prüfung
                              auf möglichst viele Oelsorten, besonders auch gleiche Oelsorten von verschiedenem
                              Boden und verschiedener Gewinnungsart anwenden möchten, damit ein richtiges Urtheil
                              über die Sicherheit und Genauigkeit dieser Oelprobe, welche doch wohl zuverlässiger
                              als die Oelwaagenprobe sein dürfte, erlangt werde. (Deutsche Industriezeitung, 1875
                              S. 466.)
                           
                        
                           Behandlung von Malz.
                           Nach einem englischen Patent (9. Februar 1874) von Garton
                              werden Malztreber mit Schwefelsäure von 1,01 bis 1,02 spec. Gew. einige Stunden lang
                              bei etwa 100° digerirt; die erhaltene saure Flüssigkeit wird mit Thierkohle
                              geklärt und dann mit Kreide neutralisirt. Man läßt absetzen, decantirt und verwendet
                              den Auszug als Würze.
                           
                        
                           Braunfärben des Glacéleders.
                           Das Organ der chemisch-technischen Versuchsstation für Lederindustrie des k.
                              k. Handelsministeriums (Wien), „Der Gerber“ (1875 Nr. 16 und
                              17), enthält eine Anleitung zum Färben von Glacéleder und zwar speciell der
                              braunen Nüancen, welche jeder Zeit und fast ausschließlich neben den grauen Tönen im
                              Handel sich zu behaupten wußten. Dieselben werden in den mannigfachsten Variationen
                              und Abstufungen vom hellsten Gelbbraun bis zum Rothbraun und bis zum tiefsten
                              Dunkelbraun verlangt, aber es genügt, die Farbflotten für Hell-,
                              Mittel- und Dunkelbraun zu kennen, um nach diesen Typen die Farbbäder für die
                              anderen Nüancen einzurichten. Diese enthalten:
                           Für Lichtbraun auf 175l Wasser:
                           3k Erlenrinde, 1k Fisetholz, 250g Gelbholz, 80g Fernambuk, 40g Blauholz.
                           Für Mittelbraun auf 165l Wasser:
                           2k Gelbholz, 1k Fisetholz, 500g Bablah, 250g Quercitron, 250g Fernambuk, 12g Blauholz.
                           Für Dunkelbraun auf 195l Wasser:
                           2k Fiset, 500g Gelbholz, 250g Quercitron, 1k,25 Fernambuk, 875g Blauholz und Indigocarminlösung nach
                              Bedarf.
                           Auf jedes Kilogramm Farbholz sind somit 40l
                              Wasser berechnet. Wie Indigocarmin lassen sich auch Beerensäfte und Anilinfarben je
                              nach dem Zweck der gewünschten Schattirung dem Farbbad zusetzen. Statt Erlenrinde wird wohl auch
                              Weidenrinde und in manchen österreichischen und deutschen Fabriken auch Fichtenlohe
                              benützt; aber die Erlenrinde, mit Vorliebe in den französischen Fabriken verwendet,
                              läßt in Folge ihres geringeren Gerbstoffgehaltes die Farben, bezieh. den Narben
                              zarter, sanfter und milder erscheinen. Bablah wirkt gleich der Fichtenlohe sehr
                              stark adstringirend und muß deshalb mit Vorsicht gebraucht werden; es eignet sich
                              wegen seiner intensiven Deckkraft besonders für grobnarbige Felle, sowie auch für
                              solche, die wegen mangelhafter Gerbung die Farben schwer annehmen. Hiermit ist die
                              Bedeutung der Adstringentien als Fixationsmittel für die Farben genügend
                              gekennzeichnet. Dieselben sind bis zu einer gewissen Grenze als Zusätze zum Farbbad
                              nothwendig; im Ueberschuß zugefügt wirken sie schädlich, indem sie auf vollständig
                              gegerbtem Leder die Farben unsanft, sogar rauh erscheinen lassen. Je nachdem man
                              eines dieser Adstringentien anwendet, hat man auch zwischen dem gerbstoffreicheren
                              Fisetholz und dem gerbstoffärmeren Gelbholz zu wählen. Damit hängt auch zusammen,
                              daß die Vorschrift für Dunkelbraun nur eigentliche Farbhölzer enthält; dieselben,
                              besonders Rothholz und Blauholz, sind in solcher Menge verschrieben, daß sie für
                              sich allein genug Gerbstoff in die Flotte mitbringen.
                           Ueber die Vorbereitung des Glaceleders für die Färberei, über die Reihenfolge der
                              Operationen, über die Ausführung der Manipulationen, über Temperatur und Zeitdauer
                              des Färbens ist in der Abhandlung Nichts angegeben. Es wird nur vor Zusätzen zur
                              Urinbeize, wie Soda, Potasche und chromsaures Kali gewarnt, dagegen Weinsteinsäure
                              und Zinnlösung empfohlen. Schließlich werden noch die in der Lederfärberei
                              gebräuchlichen Abdunkler, auch Tourner genannt, aufgezählt und besprochen. Die
                              Wirkung des Alauns offenbart sich am Deutlichsten bei den gelblichen Nüancen des
                              Brauns; er verleiht denselben eine besondere Reinheit und Klarheit und nebenbei dem
                              Narben einen außerordentlichen Lüster, d.h. der Alaun ist nothwendig, um mit dem
                              Farbstoff des Fisetholzes u.s.w. das zu bilden, was man eine wirkliche Farbe nennt;
                              er ist vom Standpunkt des Farbenchemikers in Begleitung des Gerbstoffes als Mordant
                              aufzufassen, gerade wie auch das Kupferwasser (Eisenvitriol), der Salzburger Vitriol
                              und das essigsaure Eisen, welche für Dunkelbraun in Anwendung kommen. Das letztere
                              namentlich wird für die ganz dunkle Waare benützt, während Kupferwasser mehr für
                              graue und grünliche Schattirungen sich eignet. Für bläuliche Töne ist Kupfervitriol
                              als Abdunkler zu wählen und für röthliche der Zinkvitriol, welch letzterer, insofern
                              bei sauren Bädern nicht blos das Rothholz sondern auch das Blauholz rothe Nüancen
                              liefert, wohl hauptsächlich seiner sauren Reaction diese Verwendung verdankt.
                           
                              Kl.
                              
                           
                        
                           Salzgewinnung aus Soole.
                           Von F. Bale (engl. Patent vom 11. Februar 1875) wird
                              vorgeschlagen, die in der Glaubersalzdarstellung sich bildende gasförmige Salzsäure
                              behufs Condensation nicht in Wasser, sondern in Salzsoole zu leiten. Die Säure nimmt
                              den Platz des Salzes in der Flüssigkeit, und man erhält so eine wässerige Lösung von
                              Salzsäure und festes Kochsalz.
                           
                        
                           Blutalbumin.
                           Nach den neuesten Droguenberichten (von Gehe und Comp. in
                              Dresden) ist Blutalbumin jetzt sehr gesucht und hoch im Preise; der Production
                              dieses Stoffes werden in Süd-Europa, von wo sonst ansehnliche Mengen
                              desselben bezogen werden, aus allgemeinen Gesundheitsrücksichten Schwierigkeiten in
                              den Weg gelegt. Im Grunde enthält jeder Centralschlachthof einer großen Stadt die
                              Bedingung einer Blutalbuminfabrik, aber die Leiter solcher Anstalten sind selten
                              unternehmend genug, die Fabrikation fachgemäß in die Hand zu nehmen. Dies erklärt
                              das Zurückbleiben der Production gegen die Zunahme des Verbrauches und die jetzige
                              Unzulänglichkeit der Vorräthe. Die Anlage einer solchen Fabrik dürfte daher wohl
                              lohnend sein. (Ueber die Fabrikation von Blutalbumin vergl. 1854 133 315. 1856 140 298. 1859
                              152 240. 1866 179 166. 181 476. 1869 193 245. 1872
                              206 56. 1874 214 226.)
                           
                        
                           
                           Kohlensäuregehalt der atmosphärischen Luft.
                           Fittbogen und Hässelbarth (Chemisches Centralblatt, 1875
                              S. 694) haben in der Zeit vom September 1874 bis dahin 1875 den Kohlensäuregehalt
                              der Atmosphäre bestimmt und folgende Resultate erhalten.
                           
                              
                                 Monat.
                                 10000 Vol. Luft
                                 enthielten Vol.
                                 Kohlensäure:
                                 
                              
                                 
                                 Maximum.
                                 Minimum.
                                 Mittel.
                                 
                              
                                 Januar
                                 3,65
                                 2,87
                                 3,26
                                 
                              
                                 Februar
                                 3,89
                                 2,83
                                 3,22
                                 
                              
                                 März
                                 4,17
                                 3,04
                                 3,41
                                 
                              
                                 April
                                 3,95
                                 2,70
                                 3,43
                                 
                              
                                 Mai
                                 3,67
                                 2,87
                                 3,29
                                 
                              
                                 Juni
                                 3,72
                                 2,98
                                 3,31
                                 
                              
                                 Juli
                                 3,73
                                 2,88
                                 3,31
                                 
                              
                                 August
                                 3,76
                                 3,05
                                 3,40
                                 
                              
                                 September
                                 4,14
                                 2,89
                                 3,41
                                 
                              
                                 October
                                 3,83
                                 2,93
                                 3,34
                                 
                              
                                 November
                                 3,80
                                 3,12
                                 3,43
                                 
                              
                                 December
                                 3,57
                                 2,95
                                 3,25
                                 
                              
                           Als Durchschnitt aus 357 Einzelbestimmungen 3,34 Vol.
                           
                        
                           Die Phosphorescenz verwesender Organismen.
                           Die Lichtentwickelung, welche verwesende Seefische zeigen, ist bereits am Anfange des
                              vorigen Jahrhunderts Gegenstand der Beobachtung gewesen; und schon lange war es
                              bekannt, daß dieses Leuchten von dem die verwesenden Fische umgebenden Schleime
                              ausgehe, und weder bei noch frischen Fischen auftrete, noch beobachtet werde,
                              nachdem die Zersetzung einen sehr hohen Grad erreicht hat. E. Pflüger (Pflüger's Archiv, Bd. 11 S. 222) hat sich gleichfalls mit diesem
                              Phänomen beschäftigt und stellte zunächst fest, daß nur die Oberfläche der
                              phosphorescirenden Fische leuchte; kratzt man diese weg, dann erscheint der Körper
                              dunkel. Weitere Versuche zeigten, daß es lebende Materie ist, welche an den
                              verwesenden Fischen die Lichterscheinung hervorbringt. (Vergl. 1873 210 240.)
                           
                        
                           Zuckerwasser gegen die ätzende Wirkung des Kalkes im
                              Auge.
                           Jeder, der am Baue zu thun hat, weiß, wie gefährlich der Kalk ist, wenn er durch
                              Zufall oder Unvorsichtigkeit in das Auge gelangt. Die Anwendung des kalten
                              Zuckerwassers neutralisirt die ätzende Wirkung des Kalkes in der Art, daß der Kalk
                              mit dem Zucker eine Verbindung eingeht, welche das Auge nicht angreift. (Mittheilungen des Architekten- und
                              Ingenieurvereins im Königreich Böhmen, 1875 S. 67.)
                           
                        
                           Berichtigungen.
                           In diesem Jahrgange von Dingler's polytechn. Journal ist zu lesen:
                           
                              
                                 Bd. 217
                                 (Gewinnung von Silber aus gußeisernen, beim Münzbetrieb verwendeten
                                 
                              
                                 
                                 Schmelztiegeln) S. 216 Z. 4 v. u. „Ein- und
                                          Zwei-Dinarstücke“
                                 
                              
                                 
                                 statt „Zehn- und
                                       Zwanzig-Dinarstücke“.
                                 
                              
                                 Bd. 218
                                 S. 89 Z. 1 v. o. u.s.w. „Rectificator„ statt „Rectifactor“.
                                 
                              
                                     „
                                 In der Miscelle (Specifisches Gewicht des Paraffins) S. 280 „Solaröl-Paraffin“
                                 
                              
                                 
                                 statt „Solaröl und Paraffin“.
                                 
                              
                                     „
                                 In der Abhandlung (Verhältniß zwischen Rost und Heizfläche bei
                                    Dampfkesseln)
                                 
                              
                                 
                                 S. 285 Z. 14 v. u. „7qm„ statt „70qm“.
                                 
                              
                                     „
                                 In der Miscelle (Theilweiser Ersatz der Eierdotter etc.) S. 375 Z. 20 v.
                                    u.:
                                 
                              
                                 
                                 „nimmt man diesen Gehalt in einem
                                       Dotter“.