| Titel: | Ein Beitrag über die durch Licht bewirkte Schwarzfärbung des Kupfers; von Dr. E. Priwoznik. | 
| Autor: | E. Priwoznik | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 38 | 
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                        Ein Beitrag über die durch Licht bewirkte
                           Schwarzfärbung des Kupfers; von Dr. E.
                              Priwoznik.
                        Priwoznik, über die durch Licht bewirkte Schwarzfärbung des
                           Kupfers.
                        
                     
                        
                           Es liegen bereits einige Mittheilungen über die unter dem Einflusse des Lichtes
                              erfolgte Schwärzung an präparirten Kupferflächen vor.
                           
                           Nach den Beobachtungen von Carlemann wird eine den Dämpfen
                              von Chlorgas ausgesetzte Kupferplatte gegen das Licht so empfindlich, daß man
                              Photographien auf ihr darstellen kann. Ist die Platte amalgamirt, so entstehen
                              ebenfalls deutliche Bilder, sie sind aber nicht so intensiv schwarz, wie bei der
                              nicht amalgamirten Platte.Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie, 1854 S. 196. Journal für
                                    praktische Chemie, Bd. 63 S. 475.
                              
                           Diese Veränderung zeigt sich auch bei der Reduction von Quecksilberchlorid durch
                              metallisches Kupfer, wie aus der zweiten von A. Vogel
                              jun. (1859 151 157)
                              herrührenden Notiz hervorgeht. Als derselbe Kupferbleche in einer sehr verdünnten
                              Lösung von Quecksilberchlorid schwach verquickte, verloren sie beim Liegen an der
                              Luft den Ueberzug von Quecksilber, ließen wieder die Kupferfarbe hervortreten und
                              färbten sich endlich unter der Einwirkung des Lichtes schwarz. Solche schwach
                              amalgamirte Plättchen konnten einige Zeit im Dunkeln aufbewahrt werden, ohne die
                              Empfindlichkeit gegen das Licht zu verlieren.
                           Auch hat Grüne (1864 173 151)
                              eine auf diesen Gegenstand bezügliche Mittheilung in den Berichten des
                              photographischen Vereins in Berlin niedergelegt, welche mit den Beobachtungen Carlemann's und mit den auf Kupferchlorür bezüglichen
                              Angaben von Proust und Renault
                              Gmelin-Kraut: Handbuch der Chemie, Bd. 3
                                    S. 640. übereinstimmen. Endlich ist bekannt, daß ein mit Salzsäure gereinigtes
                              Kupfergefäß schnell anläuft und sich nach dem Trocknen an den von der Sonne
                              beschienenen Stellen schwärzt.
                           Meine Beobachtungen schienen geeignet, die Arbeiten der genannten Autoren über diesen
                              Gegenstand einigermaßen zu vervollständigen, weshalb ich keinen Anstand nehme,
                              dieselben im folgenden kurz zu beschreiben.
                           In der zuerst citirten Abhandlung findet sich angegeben, daß ein lichtempfindlicher
                              Ueberzug auf einer Kupferplatte auch durch Behandeln derselben mit einer salzsauren
                              Lösung von Kupferchlorür erhalten werden kann.
                           Es wurde daher durch Einleiten von schwefliger Säure in eine Lösung von Kupferchlorid
                              dargestelltes, mit wässeriger schwefliger Säure gewaschenes Kupferchlorür in einer
                              Atmosphäre von Kohlensäure mit Salzsäure übergossen. Als ein blanker Kupferstreifen
                              in die so erhaltene wasserhelle Lösung eingetaucht wurde, fand
                                 keine chemische Wirkung statt und das Kupfer behielt seine Farbe auch dann
                              noch bei, als es mit Wasser abgespült, abgetrocknet und dem Sonnenlichte exponirt
                              wurde. Verdrängt man aber die Kohlensäure durch atmosphärische Luft, so nimmt die
                              Lösung an ihrer Oberfläche sogleich eine dunkelbraune Farbe an und wird bald gänzlich
                              undurchsichtig. Wenn man nun ein Blechstück aus Kupfer mit dieser Lösung schüttelt,
                              um den Luftzutritt noch mehr zu ermöglichen, so färbt es sich lichtbraun und die vom
                              Licht getroffenen Stellen desselben schwärzen sich nach kurzer Zeit.
                           Es unterliegt daher keinem Zweifel, daß sich Carlemann's
                              Angabe nicht auf eine reine, sondern auf eine an der Luft veränderte, braune Lösung
                              von Kupferchlorür in Salzsäure bezieht, in welcher ein Theil desselben durch Zutritt
                              von Sauerstoff sich bereits in Kupferchlorid umgewandelt hat.Diese braune Flüssigkeit ist nach Proust und A. Vogel
                                    jun. eine Lösung von Kupferchlorürchlorid (Gmelin-Kraut: Handbuch der Chemie, 6. Auflage Bd. 3 S.
                                    641.) [Cu₂Cl₂ + 2HCl + O = 2CuCl₂ + H₂O.]
                           Eine lichtempfindliche Kupferfläche ließ sich am besten mittels Kupferchlorid allein
                              herstellen. Es wurden Stücke von blank gescheuertem Kupferblech einige Secunden lang
                              in eine nur wenig verdünnte, neutrale Lösung von Kupferchlorid getaucht, mit Wasser
                              abgespült und durch leichtes Abwischen von dem lose anhängenden Kupferchlorür
                              befreit. Sie nahmen sogleich eine braunrothe Farbe an und hatten ihren Glanz
                              merklich verändert. Nach dieser Behandlung wurden die Plättchen, die im Dunkeln
                              keine weitere Veränderung erlitten, schon im zerstreuten Tageslicht dunkler und im
                              directen Sonnenlicht nach wenigen Minuten tief schwarz. Theile der Kupferfläche,
                              welche durch Ueberdeckung dem Lichte nicht ausgesetzt wurden, schwärzten sich
                              nicht.
                           Dieses Verhalten des Kupfers zeigt sich bei Anwendung von neutralen und sauren,
                              concentrirten und verdünnten Lösungen von Kupferchlorid; nur ist längeres Kochen
                              erforderlich, wenn die Verdünnung der Lösung allzu groß ist. Daher gehen auch
                              Zeichnungen und Schriftzüge, die auf Kupfer mittels eines in Kupferchlorid
                              getauchten Pinsels ausgeführt werden, in Schwarz über, wenn sie mit Wasser
                              abgespült, leicht abgetrocknet und dem Sonnenlichte ausgesetzt werden. Die Färbung
                              haftet ziemlich fest, sie läßt sich durch Abwischen mit weicher Leinwand von der
                              Oberfläche des Kupfers nicht leicht entfernen. Wenn aber so gefärbte Platten längere
                              Zeit im Finstern liegen, so bleichen sie, wie auch Carlemann beobachtete, langsam aus; sie erscheinen schon nach einigen
                              Wochen weniger dunkel. An einem negativen Bild war nach 2 Monate langer Aufbewahrung
                              im Dunkeln die Entfärbung so weit vorgeschritten, daß nur noch die Contour der
                              Zeichnung zu erkennen war.
                           Die Färbung zeigt, wie man sich leicht durch einen Versuch im Luftbad überzeugen
                              kann, auch bei höherer Temperatur diese eigenthümliche Unbeständigkeit. Die
                              geschwärzten Bleche verlieren schon bei 130° und darüber die Färbung
                              vollständig, nehmen dieselbe aber neuerdings an, sobald sie herausgenommen und ans
                              Licht gelegt werden.Auch die am Lichte nachgedunkelten, mittels Grünspan und Salmiak bronzirten,
                                    kupfernen Medaillen erlangen die ursprüngliche lichtbraune Färbung wieder,
                                    wenn sie im Luftbad bis auf 130° erwärmt werden. Wenn man die Schwärzung und Entfärbung der Bleche mehrmals vornimmt, ohne
                              sie neuerdings zu präpariren, so verlieren sie nach und nach die Empfindlichkeit
                              gegen das Licht fast gänzlich.
                           Die bereits bekannte Eigenschaft des Kupferchlorürs, sich im feuchten Zustande unter
                              der Einwirkung des Lichtes leicht zu färben, führte zu der Annahme, daß die
                              Lichtempfindlichkeit einer Kupferfläche einem dünnen Ueberzuge dieses Chlorürs
                              zuzuschreiben sei. Bringt man ein in Kupferchloridlösung getauchtes, mit Wasser
                              abgespültes und mit einem feinen Lappen abgewischtes Kupferblech in kochendes
                              Wasser, so zeigt sich letzteres gelblich getrübt. Hierdurch erscheint die obige
                              Annahme bestätigt, indem diese Reaction auch beim krystallinischen Kupferchlorür
                              eintritt, wenn es mit kochendem Wasser übergossen wird.
                           Nach Wöhler (1864 173 151) läßt
                              sich die Lichtwirkung besonders schön an den durch Einleiten von schwefliger Säure
                              in eine Lösung von Kupfervitriol und Kochsalz erhaltenen kleinen
                              Kupferchlorürtetraedern beobachten. Unter wässeriger schwefliger Säure nehmen sie am
                              Sonnenlicht anfangs eine grünliche Färbung an, die allmälig dunkler wird und endlich
                              in Schwarzblau übergeht. Die Flächen der Kryställchen glänzen, unter einem gewissen
                              Winkel besehen, mit kupferrother Farbe. Die Färbung fand also hier bei Abschluß der
                              atmosphärischen Luft statt. Zur Erklärung dieser Erscheinung nimmt Wöhler an, daß sich die Kupferchlorürkrystalle an ihrer
                              Oberfläche unter gleichzeitiger Bildung von Chlorwasserstoff in Kupferoxychlorür umwandeln, denn der Sauerstoff der Luft
                              konnte bei dieser Reaction keine Rolle spielen.
                           Diese Erklärung läßt sich ohne weiteres auch auf die lichtempfindlichen Kupferflächen
                              ausdehnen, zumal die Färbung derselben, wie ich mich durch Versuche überzeugt habe,
                              am directen oder diffusen Licht auch im Vacuum des Barometers eintritt. Offenbar
                              erfolgt hier die Oxydation auf Kosten des Sauerstoffes einer geringen, mechanisch
                              anhängenden Wassermenge.
                           Bringt man eine Legirung, bestehend aus 750 Tausendtheilen Silber und 250
                              Tausendtheilen Kupfer in eine mäßig verdünnte, kochende Lösung von Kupferchlorid, so
                              erlangt sie ebenfalls die Fähigkeit, sich am Lichte zu färben. Dies geschieht weit
                              weniger rasch und vollkommen als beim Kupfer allein, aber die Färbung ist merklich
                              dunkler als bei reinem
                              Silber, wenn es derselben Behandlung unterzogen wird. Es besitzen wohl beide nach
                              der Gleichung 2 Ag + 2 CuCl₂ = 2 AgCl + Cu₂Cl₂ gebildeten
                              Chlorverbindungen die Fähigkeit, sich am Lichte zu schwärzen; allein Silber im
                              compacten Zustande und die Legirungen desselben mit Kupfer werden von Kupferchlorid
                              weit schwieriger angegriffen als Kupfer für sich allein, weshalb die Menge der
                              hierbei gebildeten, lichtempfindlichen Chlormetalle nicht hinreicht, um die
                              Veränderung am Licht in so hohem Grade zu bewirken als bei der Kupferfläche.
                           Auch Legirungen von Kupfer und Mangan oder von Kupfer, Mangan und Zink erlangten, nachdem sie auf die erwähnte Art mit
                              Kupferchlorid präparirt wurden, die Eigenschaft der Lichtempfindlichkeit in viel
                              geringerm Grade als reines, etwa galvanisch gefälltes Kupfer. Die rothbraune Farbe,
                              welche reines Kupfer ohne Einfluß des Lichtes nach dem Eintauchen in eine
                              Kupferchloridlösung annimmt, kam bei diesen Legirungen nicht zum Vorschein. Ebenso
                              wenig hat sie sich gezeigt, als ein Messingstück in die erwärmte Kupferchloridlösung
                              getaucht wurde. Es nahm eine grünlichgraue Färbung an, die am Lichte etwas
                              nachdunkelte (vgl. 1859 151 430).
                           Die Beimengungen von fremden Metallen sind daher auf die in Rede stehende Eigenschaft
                              des Kupferüberzuges von nicht unbedeutendem Einfluß. Deshalb tritt bei vielen
                              Kupfersorten des Handels nach dem Eintauchen derselben in eine Lösung von
                              Kupferchlorid ein rothbrauner Farbenton auch häufig nicht hervor, sondern sie werden
                              sofort mehr oder weniger schwärzlich und lassen meist die metallische Farbe des
                              Untergrundes deutlich durchscheinen.
                           Die Färbung des Kupfers in der Lösung seines Chlorides gab schließlich ein einfaches
                              Mittel an die Hand, um das zum Legiren des Goldes bestimmte Kupfer rasch auf seine
                              Reinheit zu prüfen. Es ist nämlich eine dem Münztechniker sattsam bekannte
                              Erscheinung, daß geringe Mengen von gewissen fremden Metallen hinreichen, um eine
                              Goldlegirung spröde und zur Prägung völlig untauglich zu machen. Es bleibt in
                              solchen Fällen häufig nichts anderes übrig, als die Legirung zu scheiden, oder was
                              rationeller ist, sie im geschmolzenen Zustande mittels Chlorgas zu reinigen.
                           Benetzt man eine blank gemachte Stelle des zu untersuchenden Kupferstückes mit
                              Kupferchlorid und spült sie dann mit Wasser ab, so läßt sich an der hierdurch
                              erfolgten Färbung ohne weiteres beurtheilen, ob das Kupferstück zum Legiren des
                              Goldes geeignet ist oder nicht.
                           Wien, Mai 1876.