| Titel: | Automatische Beförderung auf dem Hughes-Telegraph; von A. Hottenroth, Telegraphen-Secretär in Dresden. | 
| Autor: | A. Hottenroth | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 55 | 
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                        Automatische Beförderung auf dem
                           Hughes-Telegraph; von A.
                              Hottenroth, Telegraphen-Secretär in Dresden.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              I [c.d/4].
                        Hottenroth, über anatomische Beförderung auf dem
                           Hughes-Telegraph.
                        
                     
                        
                           Die Vortheile der automatischen Beförderung treten bei dem Hughes um so mehr hervor,
                              als die ankommenden Zeichen gleich fertig gedruckt sind, also ein Abschreiben der
                              Zeichen vom Papierstreifen, wie es beim Morse nöthig ist, hier nicht
                              stattfindet.
                           Zu einer automatischen Beförderung eignet sich der Hughes-Telegraph in Folge
                              seiner Einrichtung besonders gut, da ja nicht die Form der Contactstifte, sondern
                              ihr Hervortreten aus dem Stiftgehäuse, d. i. die Berührung der Stifte mit der Lippe
                              des Schlittens, die Stromsendung veranlaßt. Daher brauchen die Stifte nicht
                              unmittelbar vor dem Gebrauche durch die Tasten gehoben zu werden, wie dies bei der
                              gewöhnlichen Abtelegraphirungsweise stattfindet, sondern sie können, wie bei dem
                              Morse-Automaten das Morse-Alphabet, durch irgend eine mechanische
                              Vorrichtung im Voraus bereit gehalten werden. Derartige Vorrichtungen wurden bereits
                              im J. 1861 von dem französischen Stationsvorsteher Renoir, und von dem französischen Eisenbahntelegraphen-Inspector Joly angegeben. Ersterer wollte das Clavier am Hughes
                              durch einen gelochten Papierstreifen ersetzen, letzterer 28 Elektromagnete benützen,
                              welche mit einer Localbatterie verbunden waren und beim Schluß derselben mittels des
                              Ankerhebels den betreffenden Contactstift aus dem Gehäuse stoßen sollten.Annales Télégraphiques, 1861 S.
                                    375.
                              
                           Diesen beiden Vorschlägen sind im Laufe der Zeit nur wenige gefolgt, welche zwar
                              praktisch ausführbar sind, aber wie auch die eben genannten an dem Uebelstande
                              leiden, daß der Uebergang von der gewöhnlichen Telegraphirweise zu der automatischen
                              sehr umständlich ist. Zweckmäßiger sind die von Hottenroth 1874 und von Girarbon (*1876 220 411) gemachten Vorschläge.
                           Hottenroth bewirkt die Stromsendung mittels einer Stiftwalze und einer Schleiffeder. Die aus dünnem Messingblech gefertigte Stiftwalze E (Fig. 26) enthält
                              schraubenartig von links nach rechts laufende conische Löcher, welche letztere über
                              ihrer ganzen Mantelfläche in gleichmäßigen Abständen in derselben Reihenfolge mit
                              den Schriftzeichen versehen sind, wie die Tasten der Claviatur des Hughes. Die Größe
                              der Stiftwalze richtet sich somit nach der Anzahl der Alphabete, welche auf ihr verzeichnet
                              werden sollen. Die Achse der Stiftwalze E ruht auf einem
                              Messinggestell LHM, welches so aufgestellt wird,
                              daß die Walze unmittelbar vor den Augen des am Apparat sitzenden Beamten liegt. Das
                              eine Ende der Achse geht durch den Gestellträger L
                              hindurch in die hohle Achse einer Scheibe D, die mit dem
                              conischen Rade der Typenradachse mittelbar oder unmittelbar im Eingriff steht und
                              somit die Stiftwalze in vollständiger Uebereinstimmung mit dem Schlitten erhält. Das
                              zweite Ende der Achse der Stiftwalze ruht in dem Gestellträger M; auf ihm liegt eine kräftige flache Feder K, welche ein sicheres Anliegen der Achse der Stiftwalze
                              E an der Scheibe D
                              vermittelt. Letztere soll die Stiftwalze unter allen Umständen mitnehmen und enthält
                              dazu in ihrer Seitenfläche zwei Löcher, in welche zwei an der Stiftwalze befindliche
                              Zapfen z genau hineingreifen.
                           Die Schleiffeder (oder Contactfeder) C, Figur 27, besteht aus
                              einem Stahlstück, an dessen unterer Seite ein mit dem einen Ende schlittenartig
                              abgeschrägtes Metallstück, der eigentliche Schleifer N,
                              sich befindet. Gleichlaufend mit den Löchern und spiralförmig um die ganze
                              Mantelfläche der Stiftwalze E sind dünne, hohe
                              Messingkämme F (Fig. 26) angebracht,
                              welche die Contactfeder C über die Walze E hin verschieben. Zwischen je zwei dieser Kämme F paßt der Schleifer N mit
                              seinem abgeschrägten Ende mit einem geringen Spielraum. Die Feder C wird mittels einer Schraube an einem mit einem
                              viereckigen Loche versehenen Messingständer befestigt, welcher mit diesem Loche auf
                              einem Messingstab geschoben wird; letzterer reicht über die ganze Stiftwalze E, steckt nur lose in seinem Lager und kann bequem durch
                              einen Knopf von der linken Seite herausgezogen werden. Der Messingständer geht
                              ebenfalls abwärts bis nahe an den Umfang der Walze E und
                              trägt auf seiner untern Seite einen hohlen breiten Kamm, welcher zwischen zwei Kämme
                              F eingreift und für die sichere Verschiebung des
                              Schleifers N mitwirkt. In einiger Entfernung von dem den
                              Messingständer tragenden Stab befinden sich zwei gleichfalls über die ganze
                              Stiftwalze reichende, sowohl gegen den Apparatkörper, als auch gegen einander
                              isolirte Messingschienen. Die obere Schiene A steht mit
                              der Batterie, die untere B mit der einen Klemme eines
                              Kurbelumschalters oder eines dreitheiligen Schienenumschalters in Verbindung; die
                              Achse der Kurbel liegt an Erde, während die andere Klemme zum Ruhecontact, also zum
                              untern Theil des horizontalen Schlittenarmes führt. Der Umschalter hat je nach der
                              Beförderungsweise bald den Schlitten des Apparates, bald die Stiftwalze an Erde zu
                              legen, bez. gegen die Erde zu isoliren. Ein kurzer Schluß der Batterie wird somit
                              vermieden. Die Stiftwalze E ist mittels der Contactfeder C mit dem Apparatkörper und dadurch mit der Leitung
                              verbunden.
                           Das Telegramm wird nun zur automatischen Beförderung dadurch vorbereitet, daß Stifte
                              g in die Löcher der Walze E eingesetzt werden, wobei darauf zu achten ist, daß zur Herbeiführung
                              einer Uebereinstimmung des Apparates der erste Stift in „Blank“
                              gesetzt und stets der durch die Construction des Hughes bedingte Zwischenraum
                              zwischen zwei auf einander folgenden Zeichen gelassen werde. Die Stifte sind zum
                              Zweck einer bequemen Handhabung an den obern Enden mit kleinen Köpfen versehen.
                           Um die so vorbereitete Stiftwalze E in das Gestell LHM zu bringen, wird zuerst das eine Ende in den
                              Träger M gelegt, dann die Feder K zurückgedrückt und gleichzeitig das zweite Ende durch den Träger L hindurch in die Höhlung der Achse der Scheibe D geschoben. Läßt man nun die Feder K los, so wird diese die Stiftwalze E gegen die Scheibe D
                              drücken. Setzt sich dann letztere in Bewegung, so greifen die beiden seitwärts an
                              der Walze befindlichen Zapfen z in die entsprechenden
                              zwei Löcher der Scheibe D ein und lassen dadurch, wie
                              bereits erwähnt, die Stiftwalze an der Umdrehung theilnehmen. Ist die Stiftwalze
                              richtig eingesetzt, so wird die Contactfeder aufgesteckt. Zu diesem Ende zieht man
                              den Messingstab ab, schiebt die Contactfeder darauf, legt das eine Ende derselben
                              zwischen die Contactschienen und drückt sie mit der Hand nach rechts. Sie greift
                              alsdann in den ersten Kamm ein, welcher als Eingangskamm etwas umgebogen ist.
                           Zur automatischen Versendung einer Depesche wird die Schiene B durch die Kurbel mit der Erde verbunden und dann der Apparat und mit ihm
                              die Stiftwalze E in Bewegung gesetzt. Die sich drehende
                              Stiftwalze tritt nun mit dem ersten Stift g (dem
                              Blankstift) unter den Schleifer N. Dadurch wird die
                              Feder C zuerst von der Erdschiene B getrennt, dann an die obere Schiene A
                              gedrückt. Es ist nun die Leitung mit der Batterie verbunden, und ein Strom gelangt
                              über die Contactfeder C, die Stiftwalze E, den Apparatkörper und den Elektromagnet in die
                              Leitung zur andern Station; derselbe löst auf beiden Stationen das Typenrad aus und
                              bringt dadurch beide Apparate in Uebereinstimmung, vorausgesetzt, daß der
                              Synchronismus vorher hergestellt sei. Nach dem Aufhören des Stromes, also nachdem
                              der Stift den Schleifer verlassen hat, fällt die Feder auf die mit der Erde in
                              Verbindung stehende Schiene B zurück und bringt dadurch
                              die Stiftwalze und Leitung mit der Erde in Berührung, so daß eine Entladung der
                              Leitung in derselben Weise erfolgen kann wie beim gewöhnlichen Arbeiten, desgleichen auch ein
                              Unterbrechen – ein Vortheil, welchen unter den Morse-Automaten bis
                              jetzt nur der Dorsenschnellschriftgeber von v. Hefner-Alteneck besitzt.
                           Bemerkt sei noch, daß der Stromlauf nur insofern eine Abänderung erleidet, als der
                              von dem untern Theil des horizontalen Schlittenarmes abgehende Draht nicht direct,
                              sondern mittels der Kurbel zur Erde geführt wird. Am Apparate selbst wird durch die
                              Anbringung der Walze E etc. nichts geändert. Auch geht
                              durch das Uebergehen von der einen Beförderungsart zu der andern keine Zeit
                              verloren, weil nach Abspielung der Telegramme auf der Stiftwalze E man dieselbe mit einem Griff während der Bewegung aus
                              dem Gestell nehmen kann.
                           An die Beschreibung des vorstehenden Automaten in der Deutschen Allgemeinen
                              Polytechnischen Zeitung, 1876 S. 94 ff. knüpft Telegraphensecretär J. Sack in Berlin folgende Bemerkungen: Bezüglich einer
                              Vergrößerung der Umlaufsgeschwindigkeit des Hughes sind die schon bei der
                              gewöhnlichen Geschwindigkeit großen Kosten für Reparatur und Unterhaltung mit
                              maßgebend. Bei 160 Umläufen in der Minute arbeitete der Hughes gut an einer längern
                              oberirdischen Leitung; doch versagte dabei die Batterie von 120
                              Zink-Kupfer-Elementen öfter, anscheinend weil, da die Stromdauer 3/4
                              Umlauf der Druckachse währte, der Rückstrom nicht vollständig zur Erde abfloß.
                           Die Maximalleistung des Hughes bei 120 Umdrehungen in der Minute und 1,75 Zeichen bei
                              jedem Umlaufe beträgt 2100 Wörter in der Stunde. Rechnet man 600 Wörter Verlust für
                              Quittung und Erledigung von Anfragen etc., so bleiben 1500 Wörter als
                              Durchschnittsleistung. Bei automatischer Beförderung mit 160 Umläufen steigert sich
                              dieselbe auf 2000 Wörter. Bei der automatischen Beförderung werden zugleich die
                              Umläufe alle vollständig ausgenützt. Für gewöhnliche Telegraphirzwecke scheint die
                              Verwendung eines Hughes-Automaten ebensowenig räthlich wie die eines
                              Morse-Automaten; sie empfiehlt sich vielmehr nur zur Bewältigung von
                              Anhäufungen von Telegrammen.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
