| Titel: | Ueber das auf elektrolytischem Weg erhaltene Anilinschwarz; von J. J. Coquillion. | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 68 | 
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                        Ueber das auf elektrolytischem Weg erhaltene
                           Anilinschwarz; von J. J.
                              Coquillion.
                        Coquillion, über Anilinschwarz.
                        
                     
                        
                           Die Untersuchungen Coquillion's über die Zersetzung
                              verschiedener Anilinsalzlösungen durch den galvanischen Strom, welche in den Comptes rendus, 1876 Bd. 82 S. 228 niedergelegt sind,
                              haben vor Allem die Bildungsweise von Anilinschwarz auf diesem Wege constatirt,
                              zugleich aber auch wesentliche Unterschiede im Verhalten der so behandelten
                              Salzlösungen ergeben. Verbindungen des Anilins mit organischen Säuren, wie mit
                              Weinsäure, scheinen durch Elektrolyse kein Schwarz zu liefern; das Schwarz aus salpetersaurem oder
                              das aus essigsaurem Salz unterscheidet sich von dem aus arsensaurem, phosphorsaurem,
                              salzsaurem, schwefelsaurem Anilin erhaltenen Product durch sein Verhalten gegen
                              Schwefelsäure, so daß sich für ersteres auch eine besondere chemische
                              Zusammensetzung ergeben wird. Das Schwarz aus arsensaurem und phosphorsaurem Salz
                              löst sich in concentrirter Schwefelsäure und zwar mit violettrother Farbe, und die
                              schwefelsaure Lösung scheidet auf Zusatz von Wasser grüngefärbte Flocken aus, analog
                              dem Verhalten des aus salzsaurem oder schwefelsaurem Anilin entstandenen Productes,
                              aber die Bildung des Farbstoffes geht viel langsamer und schwieriger vor sich als
                              bei Anwendung einer der beiden letztern Verbindungen. Zwei Bunsen'sche Elemente
                              liefern nach Verfluß von 12 Stunden nur ganz geringe Mengen des schwarzen
                              Niederschlages. Ein dem industriellen Anilinschwarz entsprechendes Product scheinen
                              nur das salzsaure und das schwefelsaure Anilin zu liefern. Werden dieselben in
                              concentrirter Lösung verwendet, welche Bedingung für ein Gelingen des Versuches
                              unerläßlich ist, so scheidet ein Strom von der Stärke zweier Bunsen'schen Elemente
                              nach 24 Stunden am positiven Pol das Schwarz in Form einer dicken, breiartigen Masse
                              aus, während am negativen Pol sich Wasserstoff entwickelt. Der Niederschlag,
                              gewaschen und getrocknet, löst sich in concentrirter Schwefelsäure mit
                              dunkelvioletter Farbe auf, und diese Lösung wird durch Zusatz von Wasser gefällt,
                              indem ein grüner Niederschlag entsteht. Ganz dieselbe Reaction gibt eine in
                              Anilinschwarz gefärbte Baumwolle. Die grünen Flocken gehen beim Neutralisiren der
                              Säure mit Ammoniak oder Potasche wieder in Schwarz über.
                           Bemerkenswerth ist die besondere Vorsicht, welche Coquillion bei Anordnung der Elektroden getroffen hat, weil dieselbe mit
                              einer andern Frage zusammenhängt, mit der schon zu wiederholten Malen aufgeworfenen
                              Frage, ob für die Bildung von Anilinschwarz die Mitwirkung eines Metallsalzes
                              absolut nothwendig sei oder nicht? Er verwendet deshalb als Elektroden Kohlenstifte
                              von 100mm Länge und umwickelt dieselben je
                              an ihrem obern Theil mit Platindraht, welcher mit den Bunsen'schen Elementen
                              verbunden ist; der untere Theil der Kohlenstifte taucht in die Anilinsalzlösung ein.
                              Die Kohlenstifte aber wurden vor dem Gebrauch in einer zum Rothglühen erhitzten
                              Porzellanröhre 3 Stunden lang der Einwirkung von Chlorgas ausgesetzt, hierauf mit
                              Salpetersäure ausgekocht, nochmals mit Chlor behandelt und mit destillirtem Wasser
                              ausgewaschen. Diese Vorsicht, die Kohle (das Material der beiden Pole) von jedem
                              etwaigen Metallgehalt zu befreien, sollte die Untersuchung von der oben berührten
                              Streitfrage unabhängig machen; da aber trotz aller Abwesenheit eines Metalles oder einer
                              metallischen Verbindung am positiven Pol gleichwohl Anilinschwarz aufgetreten ist,
                              so hat sie dieselbe zugleich entschieden und zwar dahin beantwortet, daß
                              Anilinschwarz auch ohne die Vermittlung einer Metallverbindung sich bilden kann.
                           
                              Kl.