| Titel: | Ueber die Bildung von Anilinschwarz; von Richard Meyer. | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 71 | 
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                        Ueber die Bildung von Anilinschwarz; von
                           Richard
                              Meyer.
                        Meyer, über die Bildung von Anilinschwarz.
                        
                     
                        
                           In der Absicht zu versuchen, ob es möglich sei, Permanganate organischer Basen
                              darzustellen, prüfte Verfasser das Verhalten von Salzen des Anilins gegen eine
                              Lösung von KMnO₄ und erhielt unter Reduction des Reagens einen
                              dunkelgefärbten Niederschlag, dessen Eigenschaften vermuthen ließen, daß er
                              Anilinschwarz sei. Um die Ausscheidung von Manganoxyden zu vermeiden, operirte
                              Verfasser in der Folge in stark sauren Lösungen, und obwohl er fand, daß salzsaures
                              und schwefelsaures Anilin sich augenscheinlich ganz gleich verhalten, so gab er zur
                              Darstellung des Körpers dem letztern Salze den Vorzug, da in salzsaurer Lösung in
                              Folge einer Chlorentwicklung leicht neben dem eigentlichen Reactionsproducte
                              chlorirte Verbindungen entstehen könnten, deren Auftreten die Einfachheit des
                              Processes trüben müßte.
                           Aus reinem Anilin, welches vollständig zwischen 182 bis 183° überging, wurde
                              daher eine ziemlich concentrirte Sulfatlösung bereitet und diese dann noch mit einem
                              bedeutenden Ueberschuß von Schwefelsäure versetzt. Eine gleichfalls nahezu
                              concentrirte Lösung von KMnO₄ erzeugte in derselben einen tief olivgrünen,
                              fast schwarzen Niederschlag, welcher nach dem Auswaschen durch Alkalien in das
                              bekannte Blauschwarz übergeführt wird. – Beim Waschen des ursprünglichen
                              Niederschlages fand sich übrigens, daß die Schwefelsäure auf diese Weise aus ihm nur
                              schwer zu entfernen ist. Immer und immer gab das Waschwasser noch eine ganz schwache
                              Reaction mit Chlorbarium, und als das Waschen endlich unterbrochen wurde, gab der
                              Körper an kochendes Wasser sehr merkliche und an Sodalösung reichliche Mengen
                              Schwefelsäure ab. Dieses Verhalten scheint darauf zu deuten, daß der olivgrüne
                              Körper ein Sulfat ist, welches aber schon durch andauerndes Waschen mit Wasser
                              allmälig zersetzt wird. Es steht in einer gewissen Beziehung zu der Erfahrung, daß
                              man nöthigenfalls bei der Entwicklung des Anilinschwarz auf der Baumwollfaser das
                              übliche alkalische Bad
                              auch durch eine andauernde Wäsche mit blosem WasserIst nur für dünnes, in Traganth verdicktes Anilinschwarz, das auf ganz
                                    leichtes Baumwollgewebe gedruckt worden, zulässig, sonst hat man immer ein
                                    baldiges Nachgrünen zu befürchten.Kl. ersetzen kann, um das zunächst erhaltene Grünschwarz in Blauschwarz
                              überzuführen.
                           Zu den mitgetheilten Reactionen, welche den erhaltenen Körper wohl ziemlich sicher
                              als Anilinschwarz charakterisiren, fügt der Verfasser noch hinzu, daß jener auch die
                              den Kattundruckern bekannte Reaction Camille Köchlin's
                              gibt: Uebergang des Schwarz in ein blasses Rothbraun durch energische Einwirkung von
                              Chlorkalklösung. Der aus der sauren Lösung gefällte und gewaschene Niederschlag
                              bildet nach dem Trocknen ein schwarzes, noch immer grünstichiges, amorphes Pulver,
                              in welchem sich, wie zu erwarten, reichlich Stickstoff nachweisen ließ. Beim
                              Erwärmen bläht es sich unter Ausstoßung strenger, aromatisch riechender Dämpfe auf
                              und bildet dann eine blasige, glänzende Kohle, welche nur langsam und ohne Flamme,
                              zuletzt aber vollständig und ohne Rückstand verbrennt.
                           Alkohol, Aether, Benzol, Eisessig lassen den Körper ungelöst, färben sich aber mehr
                              oder weniger olivfarbig. Das Auftreten violetter Farbentöne wurden vom Verfasser
                              nirgends beobachtet. Concentrirte Schwefelsäure löst ihn leicht mit
                              tiefblauschwarzer Farbe. Die Lösung verträgt gelindes Erwärmen; bei stärkerm
                              Erhitzen gibt sie aber SO₂ aus und nimmt eine schmutzigbraune Farbe an. Gießt
                              man die schwefelsaure Lösung des Anilinschwarz in Wasser, so erhält man
                              augenscheinlich den ursprünglichen Körper als flockigen, olivschwarzen Niederschlag
                              wieder gefällt.
                           Von verschiedenen Versuchen, das Schwarz zu reduciren, welche Verfasser mit zum Theil
                              noch unbestimmtem Erfolge angestellt hat, sind nur die folgenden erwähnt: Zinn und
                              Salzsäure verwandelt bei längerer Einwirkung das Schwarz in Braun; doch scheint der
                              nascirende Wasserstoff hierbei nicht wesentlich zu sein, da saure Zinnchlorürlösung
                              eine ähnliche, vielleicht dieselbe Wirkung ausübt. Der Versuch ergab, daß das auf
                              Kattun fixirte Anilinschwarz dasselbe Verhalten zeigt. – Schwefelwasserstoff
                              scheint in sauren Flüssigkeiten nicht einzuwirken, in alkalischen Flüssigkeiten
                              dagegen verändert er die schwarze Farbe des Niederschlages in Gelbbraun. (Nach den
                              Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 141.)