| Titel: | Ueber hydrostatische Aräometer; von Ph. Hess. | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 140 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber hydrostatische Aräometer; von Ph. Hess.
                        Mit einer Abbildung auf Taf. IV [c/3].
                        Heß' Aräometer.
                        
                     
                        
                           Die Methode, durch Vergleichung der Druckhöhen zweier verschiedener Flüssigkeiten,
                              welche gleichen Gasdrücken das Gleichgewicht halten, das Verhältniß ihrer
                              specifischen Gewichte zu ermitteln, ist durchaus nicht neueren Ursprunges, vielmehr,
                              wie es scheint, schon von Muschenbroeck zur Anwendung
                              gebracht worden, und hat seither zur Construction einer ganzen Reihe von Apparaten
                              geführt, welche fast durchaus darauf hinauslaufen, zwei Steigröhren, deren jede in
                              ein Gefäß mit einer der zu vergleichenden Flüssigkeiten taucht, an ihrem obern Ende
                              mit einem Vacuum zu verbinden. Der Luftdruck hebt sodann die beiden Flüssigkeiten
                              bis zu gewissen Höhen in den Steigröhren, welche Höhen man mit einander zu
                              vergleichen hat, um das Verhältniß der specifischen Gewichte der beiden
                              Flüssigkeiten zu ermitteln. Bei den hydrostatischen Aräometern von Muschenbroeck, Scannegatty, Lichtenberg, Mester, Alexander, Mohr, Bertin
                              und Schiff wird aber der störende Einfluß der
                              Capillaritätserscheinungen theils ganz vernachlässigt, theils nicht genügend in
                              Rechnung gezogen, so daß auch bei dem vollkommensten der genannten Apparate, jenem
                              von Bertin, eine Genauigkeit der Resultate nur bis zur
                              zweiten Decimalstelle zu erreichen ist, und dies nur dann, wenn man dem Apparate so
                              große Dimensionen gibt, daß die Vortheile dieser Dichtenbestimmung (Anwendung
                              minimaler Flüssigkeitsmengen) nahezu illusorisch werden.
                           Verfasser hat (nach den Mittheilungen aus dem Laboratorium des technischen und
                              administrativen Militär-Comité, 1876 S. 38) versucht, für die Fälle,
                              wo man nur geringe Flüssigkeitsmengen zur Verfügung hat, die hydrostatische
                              Dichtenbestimmungsmethode mit möglichst compendiösen Apparaten zur Anwendung zu
                              bringen, und gefunden, daß man mit einem rationell construirten hydrostatischen
                              Aräometer Dichtenbestimmungen ausführen kann, welche fast ausnahmslos auf drei
                              Decimalstellen mit den Bestimmungen durch eine hydrostatische Wage übereinstimmen,
                              und wobei die Abweichung im Maximum eine Einheit in der dritten Decimalstelle
                              ausmacht. Bei dem nach seiner Angabe durch Heinrich Kapeller in Wien ausgeführten Apparate (Fig. 38) ist durch die
                              heberbarometerartige Gestalt der Steigröhren die Capillardepression vollständig
                              aufgehoben.
                           Die beiden U-förmig gebogenen, beiderseits
                              offenen, mit ihren langen und kurzen Schenkeln parallel zu einander gestellten, und
                              in diesen Parallelstücken durchaus gleich weiten Glasröhren sind durch Federklemmen
                              f, f und Halsbänder m, m
                              mit Schraubenbolzen an dem Messinggestelle GG
                              derart befestigt, daß sie zur Reinigung leicht abgenommen und ebenso leicht in ihre
                              parallele, zur Basisfläche des Gestelles senkrechte Position wieder eingebracht
                              werden können. Jedes der Rohre besitzt, und zwar an jedem Schenkel, eine genau
                              gearbeitete Millimetertheilung mit gemeinsamen Nullpunkten für jedes der
                              Schenkelpaare. Die obern Enden der Steigrohre sind mittels Kautschukschläuchen mit
                              einem Gabelrohre R und durch dieses mit einem
                              Kautschukrohre K gemeinsam verbunden, an welches ein
                              Quetschhahn anzulegen ist. Die innere Rohrweite beträgt etwa 4mm, die Länge der Steigröhren etwa 280mm.
                           Um mit dem Apparate eine Dichtenbestimmung auszuführen, werden die gut gereinigten
                              Glasröhren, nachdem der Quetschhahn geöffnet wurde, durch die kürzern Schenkel mit
                              den zu vergleichenden Flüssigkeiten beiläufig bis zu den Nullpunkten gefüllt, an dem
                              Ende des Schlauches K gesaugt, bis die eine der
                              Flüssigkeiten dem Schlußpunkte der Theilung ihrer Steigröhre nahe steht, und der
                              Quetschhahn geschlossen. Man liest nun an den vier Rohrschenkeln die den
                              Meniscusscheiteln entsprechenden Scalentheile ab, und erhält so vier Zahlen u, o und u₁, o₁, Zur Restriction der Beobachtungsfehler
                              wiederholt man diese Beobachtung unter jedesmaliger Abänderung der
                              Flüssigkeitsstände in den Röhren wenigstens viermal. Man findet hierauf: ∑u + ∑o = h, ∑u₁ + ∑o₁ = H und h/H das Verhältniß der specifischen Gewichte der beiden Flüssigkeiten bei
                              der während des Versuches zu beobachtenden Temperatur.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
