| Titel: | Ueber das Veilchenholz; von Dr. Josef Moeller in Wien. | 
| Autor: | Josef Moeller | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 153 | 
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                        Ueber das Veilchenholz; von Dr. Josef Moeller in Wien.
                        Moeller, über das Veilchenholz.
                        
                     
                        
                           Unter diesem Namen kommt über Hamburg und als Myall-wood über London angeblich aus Australien, Ost- und
                              Westindien ein Holz in den Handel, welches nur eine untergeordnete Bedeutung für die
                              Industrie hatte, bis die Firma Hartmann und Eidam in Wien vor Kurzem den Versuch
                              machte die sogen. Bruyère-PfeifchenDas Wurzelholz der Erica arborea bespricht Hanausek in diesem Journal, * 1876 219 397. – Ich enthalte mich des Urtheils
                                    über den histologischen Theil dieser Arbeit; nur die daselbst angeführte und
                                    auch sonst verbreitete Ansicht, daß das Material der
                                    Bruyère-Pfeifchen mit Wasserglas imprägnirt sei, muß ich als
                                    irrthümlich widerlegen. In diesem Falle müßte das Holz durch seinen hohen
                                    Aschen- und Kieselsäuregehalt ausgezeichnet sein. Es geben aber
                                    463,580 Wurzelholz nur 0g,180 =
                                    0,38 Proc. Asche, und diese enthält 1,81 Proc. Kieselsäure. Das specifische
                                    Gewicht des bei 1000 getrockneten und evacuirten Holzes beträgt 1,483. aus diesem Materiale zu erzeugen. Der Versuch gelang so vollkommen, daß
                              heute schon beträchtliche Mengen des neuen Fabrikates ausgeführt werden, und die
                              Nachfrage ist so lebhaft, daß es bereits an Rohmaterial fehlt, weil die Einfuhr
                              desselben dem plötzlich gesteigerten Consum nicht folgen konnte.  Die nähere Bekanntschaft mit
                              den ausgezeichneten Eigenschaften dieses Holzes werden demselben gewiß eine große
                              Zukunft bereiten, und es haben die folgenden Mittheilungen über seinen anatomischen
                              Bau und seine chemische Zusammensetzung wohl einige Berechtigung.
                           Die Stämme haben etwa 30cm Durchmesser und
                              sind mit einer rissigen, grauen, 1cm und
                              darüber dicken Borke bedeckt. Der Splint ist nur 5mm breit (bei den aus Westindien stammenden
                              Exemplaren bedeutend breiter), hellbraun und ziemlich scharf von dem dunkelbraunen,
                              rothbraunen oder olivengrünen Kernholze geschieden. Am geglätteten Querschnitte
                              erkennt man mit unbewaffnetem Auge zahlreiche Poren und Pünktchen im Holze, die
                              Rinde erscheint homogen. Mit Hilfe der Loupe sieht man in der letztern feine
                              geschlängelte Markstrahlen und zwischen ihnen, sie quer verbindend, dicht gedrängt,
                              äußerst zarte, gewellte Linien. Auch die Markstrahlen im Holze sind geschlängelt.
                              Die Poren sind verschieden groß und stehen isolirt, in kleinen Gruppen oder in
                              radialen Reihen. In verschiedenen Abständen, mitunter sehr genähert, dann wieder
                              1mm und darüber von einander entfernt,
                              verlaufen feine Linien in tangentialer Richtung.
                           Bau der Rinde. Unmittelbar auf das Cambium folgt eine
                              Schichte von Parenchym, welche von Siebröhrensträngen durchsetzt ist, hierauf eine
                              Schichte von Bastfasern, und dieser Wechsel wiederholt sich mit großer
                              Regelmäßigkeit. Die Breite der einzelnen Schichten ist verschieden, und nicht selten
                              findet man in den breitern Parenchymbändern isolirte Bastfaserbündel. Das Parenchym
                              besteht aus dünnwandigen, tangential nur wenig gestreckten Zellen. In ihm verlaufen
                              quer die massigen Stränge von Siebröhren, deren Lumen meist zusammengefallen ist.
                              Isolirt man dieselben durch anhaltendes Kochen in Kalilauge, dann erkennt man die
                              mit großen, gerundet viereckigen Tüpfeln versehenen Siebplatten.
                           Die Bastbänder, deren Zusammenhang nur durch die Markstrahlen getrennt wird, sind von
                              einem Mantel von Krystallkammerfasern umgeben. In den nahezu isodiametrischen Zellen
                              befinden sich die großen rhombischen Einzelkrystalle vom Zellhautsacke umschlossen,
                              so daß sie auch nach der Maceration in chlorsaurem Kali und Salpetersäure erhalten
                              bleiben. Die Bastfasern sind im Querschnitte rundlich, im Mittel 0mm,012 breit, lang (ich maß 0mm,75) und sehr allmälig in eine feine
                              Spitze verjüngt. Die Verdickung ist sehr beträchtlich, immer ist die primäre Membran
                              von der weit mächtigern secundären Verdickungsschichte deutlich getrennt, und von
                              der letztern trennt sich hier und da noch eine schmale Innenschichte ab. Es finden
                              sich nur spärliche Porencanäle.
                           
                           Bau des Holzes. Die Gefäße variiren in der Größe
                              bedeutend; ihr Lumen übersteigt aber nicht 0mm,09 und ist, wenn die Gefäße, wie nicht selten, isolirt stehen,
                              regelmäßig kreisrund. Sie sind namhaft verdickt (0mm,008), die Tüpfel sind relativ groß (0mm,006), elliptisch. Dünnwandige,
                              kleinporige Parenchymzellen umgeben die Gefäße in ziemlich beträchtlicher Menge,
                              vereinigen sich aber niemals zu tangentialen Schichten. Die 2 bis 4 Zellen breiten,
                              in wechselnden Abständen verlaufenden concentrischen Parenchymbänder sind von ihnen
                              wesentlich verschieden, indem sie aus Krystallkammerfasern bestehen.
                           Das Libriform gleicht vollkommen den Bastfasern.
                           Die Markstrahlen bestehen aus 1 bis 3 Reihen radial gestreckter Zellen.
                           Der Bau des Holzes, mehr noch der Rinde, weist mit Sicherheit auf die Abstammung von
                              einer Leguminose hin.
                           Die Bastfasern sind beinahe farblos, das Parenchym und die Siebröhren sind gelb
                              gefärbt. Unter Kali werden die erstem citronengelb, die letztern braun. Unter
                              wässeriger Jodlösung bleiben die Bastfasern farblos, Parenchym und Siebröhren färben
                              sich braungelb. Chlorzinkjod färbt die Membranen des Parenchyms und der Siebröhren
                              und die innern Verdickungsschichten der Bast- und Libriformfasern
                              braunviolett. In den jüngsten Schichten des Holzes sind alle Elemente inhaltslos. Je
                              näher dem Kerne, desto häufiger findet man in den Gefäßen und den sie umgebenden
                              Parenchymzellen eine homogene blaßgelbe Masse, bis im Kernholze selbst alle
                              Zellenräume von einer dunkelbraunen, zum Theile in Wasser bordeauxroth, in Kali mit
                              violetter Farbe sich lösenden Substanz erfüllt sind. Kochendes Wasser und Alkohol
                              lösen dieselbe nicht vollständig. Eisen grünender Gerbstoff kommt in der Rinde vor,
                              fehlt aber dem Holze.
                           Das Holz riecht bei gewöhnlicher Temperatur intensiv nach Veilchen. Es ist
                              außerordentlich hart, schwer und unvollkommen spaltbar.
                           Die Bestimmung des specifischen Gewichtes, für welche 1g,3325 des bei 100° getrockneten
                              Holzes verwendet wurden, ergab 1,578. Diese Zahl übertrifft die aller bisher
                              bekannten Hölzer, wohl aus dem Grunde, weil die letztern nicht evacuirt und blos
                              lufttrocken untersucht wurden.
                           Zur Ermittlung der Gesammtmenge der Asche wurden 13g,38 des bei 100° getrockneten
                              Holzes verwendet. Diese Bestimmung ergab einen Aschengehalt von 11,25 Proc.
                           Zur quantitativen Analyse wurden 3g,789
                              Asche verwendet. Als Methode der Untersuchung, welche im Laboratorium des Prof. E.
                              Ludwig ausgeführt wurde, diente die jetzt allgemein
                              übliche von Bunsen (Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 9 S.
                              283). Es wurden für 100 Th. der Asche folgende Werthe erhalten:
                           
                              
                                       Kieselsäure
                                 0,401
                                 
                              
                                       Kohlensäure
                                 43,721
                                 
                              
                                       Schwefelsäure
                                 0,488
                                 
                              
                                       Phosphorsäure
                                 0,103
                                 
                              
                                       Chlor
                                 0,098
                                 
                              
                                       Kali
                                 2,621
                                 
                              
                                       Natron
                                 2,054
                                 
                              
                                       Kalk
                                 47,533
                                 
                              
                                       Magnesia
                                 3,879
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,898
                                 
                              
                                 Die dem Chlor äquivalente
                                    Menge  Sauerstoff abgezogen
                                 0,022
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,876
                                 
                              
                           Nach diesen Ergebnissen erscheint der Gehalt der Asche an Natron gegenüber dem an
                              Kali so groß, wie er nur bei wenigen Landpflanzen (Morus
                                 alba, Sorbus Aria, Pyrus Amelanchier)Vgl. E. Wolff: Aschenanalysen. bisher beobachtet wurde; dieser Umstand veranlaßte mich, durch eine zweite
                              Analyse das Verhältniß zwischen Kali und Natron nochmals zu bestimmen. Es wurde eine
                              neue Portion des Holzes verascht und aus dem wässerigen Auszuge der 1g,1034 betragenden Asche nach
                              entsprechender Behandlung Kali und Natron bestimmt. Das Verhältniß des erstem zum
                              zweiten ergab sich 1 : 0,68; in der ersten Analyse ist dasselbe, wie die oben
                              angeführten Zahlen zeigen, 1 : 078.