| Titel: | Notizen von der Weltausstellung in Philadelphia 1876; von Ingenieur Müller-Melchiors. | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 289 | 
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                        Notizen von der Weltausstellung in Philadelphia
                           1876; von Ingenieur Müller-Melchiors.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              VII.
                        (Fortsetzung von S. 205 dieses
                           Bandes.)
                        Müller-Melchiors, Notizen von der Weltausstellung in Philadelphia
                           1876.
                        
                     
                        
                           11. Dampfmaschine mit automatischer
                                 Expansion von Hampson, Whitehill und Comp. in New-York. (Fig. 1 und 2 [a/1].)
                           Die Dampfmaschinen sind unter allen Objecten der Maschinenhalle entschieden am
                              schwächsten vertreten, und wenn wir interessante Novitäten nach dem Muster der
                              prachtvollen Wiener Ausstellungsobjecte suchen wollten, wäre jede Mühe vergebens.
                              Von fremden Ländern ist England nur durch eine recht veraltete Säulenmaschine mit
                              Balancier, verticalem Cylinder und bekannter Anordnung der Corlißsteuerung und durch
                              eine Robertson'sche Maschine (* 1871 199 433), die zum Betrieb einer Vacuum-Luftpumpe
                              dient, vertreten. Frankreich hat einige Locomobilen, Deutschland außer einer
                              verunglückten rotirenden Maschine absolut nichts ausgestellt, und Belgien allein von
                              allen europäischen Staaten steht durch zwei vortrefflich ausgeführte liegende
                              Maschinen von Van den Kerchove in Gent würdig vertreten
                              da. Von denselben ist die eine zweicylindrig mit der sogen. neuern Corlißsteuerung
                              von 1867 (vgl. * 1874 214 272), die zweite eincylindrig
                              mit Rider-Steuerung (* 1870 195 486. * 1874 212 183); keine von beiden bietet Anlaß zu weitern
                              Bemerkungen.
                           Wenn wir noch Canada erwähnen, welches eine recht nette liegende Maschine mit
                              Expansionssteuerung und eine oscillirende Maschine der abenteuerlichsten
                              Construction ausgestellt hat, so bleibt uns nur noch Amerika als Vertreter des
                              Dampfmaschinenbaues auf der Weltausstellung übrig. Hier ist vor allem die
                              Corliß-Company anzuführen, welche die große verticale Balanciermaschine
                              aufgestellt hat, die als Hauptmotor zum Betrieb der Ausstellung dient, deren
                              Beschreibung, sowie einiger andern Ausstellungsobjecte derselben Firma wir uns
                              jedoch bis nach dem Besuch ihrer Werkstätten in Providence aufsparen wollen. Außer diesen aber ist die
                              Zahl interessanter amerikanischer Maschinen eine höchst beschränkte; viele in
                              äußerst roher Ausführung mit unveränderlicher Steuerung und von etwa 50 stabilen
                              Ausstellungsmaschinen kaum 20 mit variabler Expansion. Und wie die automatische Regulirung von manchen Köpfen aufgefaßt wird, geht in
                              ergötzlicher Weise aus der vom Erfinder gelieferten Beschreibung einer gleichfalls
                              ausgestellten Duplex-Auxiliary-Engine hervor, welche wir hier wörtlich
                              nachfolgen lassen:
                           
                              „Der rechte Cylinder (dieser zweicylindrigen liegenden Maschine) wirkt als
                                 Unterstützung für den linken, sobald die verlangte Arbeit mehr ist, als dieser
                                 allein bewältigen kann. Auf diese Weise braucht der rechtsseitige Cylinder
                                 (dessen Kolben aber fortwährend mitgeht!) keinen Dampf, außer wenn dies durch
                                 Vermehrung der Arbeit erforderlich ist, worauf der Dampfzutritt zu demselben
                                 durch den Regulator eröffnet wird.“
                              
                           In den Skizzen Fig.
                                 1, 1a und 2 ist eine der wenigen
                              rationell durchgeführten automatischen Expansionsregulirungen dargestellt, welche
                              daher hier, wenn auch nicht als wesentlich neu, mit einigen Worten besprochen werden
                              soll. Sie ist an einer Maschine von Hampson, Whitehill
                              und Comp. in New-York angebracht, mit 406mm Cylinderdurchmesser und 813mm Hub, und ist von E. Penny im J. 1874 patentirt worden.
                           Die Dampfvertheilung findet durch einen Grundschieber, die feste Expansion durch
                              einen Rückenschieber statt, welche beide von Excentern angetrieben werden. Auf
                              diesem Rückenschieber, welcher gleichfalls mit durchgehenden Canälen, wie der
                              Grundschieber, angeordnet ist, liegen zwei Platten, welche durch Zugstangen, die an
                              den Enden eines doppelarmigen Hebels angreifen, mit einander verbunden sind. Der
                              doppelarmige Hebel schwingt um einen fix gelagerten Zapfen und kann in der aus Figur 2
                              ersichtlichen Weise vom Regulator aus verdreht werden derart, daß bei wachsender
                              Geschwindigkeit die Platten aus einander geschoben werden und bei verminderter
                              Tourenzahl näher zusammen kommen. Dies hat denselben Effect auf den
                              Expansionsschieber, wie die Veränderung der äußern Ueberdeckung bei einem einfachen
                              Dampfschieber, so daß hierdurch in wirksamer Weise die Expansion erhöht,
                              beziehungsweise vermindert wird. Der Regulator, dessen Zugstange durch die untere
                              Wand des Schieberkastens geht und hier mit einem Katarakt verbunden ist, functionirt
                              recht empfindlich, was durch die kleinen Dimensionen der Expansionsplatten, die als
                              Rostschieber construirt sind, wesentlich erleichtert wird; von dem Einfluß, welchen
                              die Bewegung des Expansionsschiebers auf die an denselben gepreßten Platten ausübt,
                              ist der Regulator
                              vollkommen entlastet, da sich die hieraus folgende Bewegungstendenz der beiden
                              Platten an den zwei Armen des Winkelhebels aufhebt.
                           
                        
                           12. Katzenstein's Metallpackung für
                                 Stopfbüchsen. (Fig. 3 [c/2].)
                           Diese Metallpackung besteht, wie aus Figur 3 ersichtlich, aus
                              einer Anzahl doppelt- oder einfachconischer MetallringeMetallpackungen mit conischen Ringen haben u.a. ausgeführt Fairlie *1871 199 6;
                                    Watteeu *1873 208
                                    325., welche aus je zwei Theilen bestehend mit versetzten Stößen in die
                              Stopfbüchse eingelegt werden. Auf den obersten Ring wird noch eine schwache Lage von
                              gewöhnlicher Hanf- oder Asbestpackung aufgelegt und dann die Stopfbüchse mit
                              den Schrauben mäßig angezogen. Die zweitheiligen Ringe sind aus einer
                              eigenthümlichen Weißmetall-Legirung hergestellt, welche sich unter der
                              keilartigen Wirkung der auf einander gepreßten conischen Theile fest an die Stange
                              anlegt, ohne dieselbe anzugreifen. Die oberste Lage von Hanfpackung dient dazu, eine
                              gewisse Elasticität zu geben und das in der Stopfbüchse gebildete
                              Condensationswasser abzudichten, und muß zeitweise erneuert werden, während der
                              Metallpackung selbst eine unbeschränkte Dauer zugesprochen wurde. Zahlreiche Belege
                              von hervorragenden amerikanischen Firmen werden zur Erhärtung dieser Behauptung
                              vorgelegt; gleichzeitig soll eine wesentliche Verminderung der Reibungsarbeit mit
                              dieser Metallpackung erzielbar sein.
                           
                        
                           13. Schmierbüchse und Probirhahn von L.
                                 F. Smith in Philadelphia. (Fig. 4 bis 6 [c/1].)
                           Die hier zu beschreibenden Armaturen zeichnen sich durch eine ingeniöse Einfachheit
                              aus.
                           Die Schmierbüchse ist zwar nicht neu, sondern nach R. Jacobi's SystemVgl. *1861 159 248. *1863 169 16. *1870 195 388. *197 205. *1872 205
                                    508. aber mit Ventilen statt Hähnen oder Schrauben ausgeführt und in der
                              amerikanischen Form in Figur 4 ersichtlich. Durch
                              das Ventil A tritt der Dampf in das central
                              aufsteigende, stellbare Röhrchen, condensirt im obern Theil der Schmierbüchse und
                              verdrängt die entsprechende Menge Oel, welches durch A
                              tropfenweise in den Cylinder gelangt. Um direct zu schmieren, dient das Ventil B, auf dessen Griffrädchen eine Eintheilung angebracht
                              ist, nach welchem die Zahl der pro Minute in den Cylinder eintretenden Oeltropfen
                              regulirt wird. Auf diese Weise kann das Oelgefäß zur Schmierung sowohl direct, als
                              auch nach dem Condensationsprincip benützt werden.
                           
                           Der Probirhahn (Fig.
                                 5 und 6) besteht aus einem Rohre A, welches
                              horizontal in die Kesselwand eingeschraubt wird und an seinem vordern Ende den
                              Drehungspunkt für einen Hebel h bildet, welcher mit
                              einem Gewichte g belastet ist und durch dasselbe gegen
                              die vordere Oeffnung des Rohres A angepreßt wird. Die
                              betreffende Fläche ist mit einem Kautschukstreifen bedeckt und erzielt damit den
                              dichten Schluß der Austrittsöffnung des Probirhahnes. Zum Oeffnen desselben wird das
                              Gewicht g emporgehoben, wie aus Figur 6 ersichtlich,
                              worauf Dampf resp. Wasser aus dem Probirwechsel ausströmt und durch die
                              eigenthümliche Gestalt des Hebels h nach unten abgelenkt
                              wird, so daß der Arbeiter nicht beschädigt werden kann. Sobald der Kautschuk an der
                              Dichtungsstelle abgenützt ist, hat man nur das an dem Hebel befindliche
                              Kautschuckband bb etwas vorzuziehen, um einen
                              frischen Theil desselben zum Verschluß der Oeffnung zu verwenden. Diese
                              Probirwechsel sind besonders bemerkenswerth wegen ihres niedern Preises (2 Dollars =
                              7 1/2 M. pro Stück), wegen ihrer bequemen Reinigung und durch die einfache Art der
                              Erneuerung der Abschlußdichtung.
                           
                        
                           14. Harrison's Sicherheitskessel.
                              (Fig. 7
                              bis 11 [b/1].)
                           Unter den ausgestellten Dampfkesseln sind hauptsächlich die sogen. Sicherheitskessel
                              verschiedener Systeme bemerkenswerth, deren Construction zwar durchaus auf bereits
                              länger bekannten Principien beruht, die aber immerhin manche interessante Details
                              aufweisen. Zu den hervorragendsten dieser Sicherheitskessel gehört Harrison's kugelförmiger Kessel, welcher in Figur 7 in der
                              Seitenansicht, Fig.
                                 8 bis 11 in verschiedenen Details dargestellt ist. Die
                              „Sicherheit“ wird hier dadurch erreicht, daß der ganze
                              Kessel aus Elementen von je zwei oder vier gußeisernen Kugeln zusammengesetzt ist,
                              welche bei einem Durchmesser von nur 200mm
                              nicht stärker als 6mm,5 zu sein brauchen,
                              um den höchsten Pressungen zu widerstehen, so daß insoferne diese Kessel ihren Namen
                              mit vollem Recht verdienen, um so mehr als selbst das Springen einer Kugel nicht die
                              zerstörenden Folgen haben kann, als das Zerreißen einer Kesselplatte. Die
                              Herstellung dieser Kugeln aus Gußeisen, welche von unserm europäischen Standpunkte
                              aus als ein unüberwindliches Hinderniß gegen die Einführung solcher Kessel
                              erscheint, wird hier im Gegentheile als ein wesentlicher Vorzug derselben gerühmt
                              und hat ihnen eine weite Verbreitung verschafft, nachdem von der Ansicht ausgegangen
                              wird, daß ein vorsichtig geleiteter und geprüfter Guß mindestens ebenso sicher ist,
                              wie irgend ein System der Vernietung oder Schweißung, während anderseits das
                              Gußeisen den zerstörenden Einflüssen des Wassers und der Heizgase entschieden besser widersteht als
                              jedes andere Constructionsmaterial. Dagegen theilen die Harrison'schen Kugelkessel
                              den Nachtheil aller Sicherheitskessel eines geringen Wassergehaltes und
                              unverhältnißmäßig kleiner Verdampfungsoberfläche und sind speciell für die innere
                              und äußere Reinigung der Kugelelemente noch unbequemer disponirt als die
                              Sicherheitskessel mit geraden horizontal, vertical oder diagonal gestellten
                              Röhren.
                           Die Gestalt der einzelnen Kugelelemente ist aus Figur 8 im.
                              Verticalschnitt und Figur 10 im Horizontalschnitt ersichtlich; es ist dabei zu bemerken, daß
                              der Hals, welcher je zwei Kugeln mit einander verbindet, auf die doppelte
                              Fleischstärke der Kugelwände verdickt ist (1/2 Zoll = 13mm). Es geschah dies, nachdem zahlreiche
                              Erfahrungen nachgewiesen hatten, daß hier der schwächste Punkt des Kessels liegt,
                              und nachdem man vergeblich versucht hatte, denselben, statt durch Verdickung,
                              mittels quergegossener Rippen zu verstärken.
                           Die Kugelelemente werden auffallenderweise nicht mit getrocknetem Kerne, sondern in
                              zweitheiligen Formen vollständig aus nassem Formsand (green
                                 sand) eingeformt und so gegossen. Es wird auf diese Art ein außerordentlich
                              regelmäßiger Guß erzielt, welcher allein die Anwendung so geringer Wandstärken
                              möglich macht, während bei der Kerngießerei sowohl durch das Werfen des Kernes, als
                              beim Einsetzen desselben immer größere oder geringere Ungenauigkeiten auftreten.
                           Die so gegossenen Kugeln werden in einer Schüttelvorrichtung, in welche sie mit
                              kleinen eisernen Kugeln verpackt werden, vollständig blank geputztEine Scheuertrommel für Gußwaaren ist in diesem Journal, * 1874 213 295 beschrieben., und die Enden in eigenen Specialmaschinen, welche den vollkommenen
                              Parallelismus beider Seiten sichern, in einem Aufspannen ausgefräst, um die in Figur 11
                              vergrößert dargestellten Dichtungsflächen herzustellen. Dann wird eine beliebige
                              Anzahl solcher Elemente in der aus Figur 7 ersichtlichen
                              Weise zu einer Wand zusammengesetzt, oben und unten mit Kappen verschlossen (Fig. 8 und 9) und
                              Eisenbolzen von 1 1/8 Zoll (29mm)
                              Durchmesser durchgezogen. Dieselben werden durch Verdrehung um 90° in zwei
                              Nasen des untern Verschlußstückes festgehalten und über dem obern Verschlußstücke
                              durch eine Mutter genügend angezogen, um alle Dichtungen zu schließen; bei Spannung
                              über 850 Pfund (ca. 58at) sollen sich diese
                              Stangen genügend ausdehnen, um die Dichtungen zu öffnen und den Dampf entweichen zu
                              lassen, und auf diese Art als Sicherheitsventil wirken. – Die äußerste der
                              obern Verschlußkappen hat eine quergestellte Kugel angegossen, mittels welcher eine
                              beliebige Zahl solcher Kugelwände zusammen verbunden worden können; durch ein aufgeschraubtes Ventil
                              findet hier die Dampfentnahme statt. Ebenso sind an den untern Verschlußkappen die
                              einzelnen Kugelwände mit einem gemeinsamen Speiserohr verbunden.
                           Der ganze Kessel ruht am obern Ende auf einem Querträger in der vordern Kesselmauer
                              und außerdem auf einer Reihe von Kugelschalen c, welche
                              auf der Feuerbrücke aufgesetzt sind. Die Anordnung des Wasserstandsglases und des
                              Rostes sowie der Gang der Heizgase, welche durch einen Deflector d nach abwärts geleitet werden, ist aus Figur 7 klar ersichtlich;
                              der in den obern Kugeln enthaltene Dampf ist hier der directen Einwirkung der
                              Heizgase ausgesetzt und soll damit überhitzt werden.
                           Die Harrison'schen Kessel können von beliebiger Größe aus stets gleichartigen
                              Kugelelementen (12 Kugeln für eine Pferdekraft) zusammengesetzt werden – ein
                              Umstand, welcher bei keinem andern Kesselsysteme vorhanden ist und eine billige und
                              gute Herstellung derselben in hohem Grade befördert.
                           
                        
                           15. Automatische Kesselspeisung, System
                                 Macabies. (Fig. 12 und 13 [c.d/1].)
                           Die von M. Macabies (20, rue de la
                                 Chapelle in Paris) ausgestellte, in einer ältern Anordnung in diesem
                              Journal, *1872 206 337 bereits beschriebene
                              Speisevorrichtung hat den Zweck, eine continuirliche und selbstthätige Speisung des
                              Kessels hervorzubringen und gleichzeitig als Speisepumpe, Sicherheitsschwimmer und
                              Wassermesser zu functioniren. Fig. 12 und 13 stellen die
                              innere Einrichtung dieses Apparates dar, dessen Wirkungsweise wesentlich darin
                              besteht, daß Kesseldampf direct auf das Speisewasser wirkt, um dasselbe in den
                              Kessel einzuführen, und daß der Zufluß des Kesseldampfes je nach dem Wasserstand im
                              Kessel rascher oder langsamer erfolgt und hierdurch die Geschwindigkeit der Speisung
                              regulirt.
                           Das Gefäß A (Fig. 12) ist der
                              Cylinder, in welchen das Speisewasser durch das Ventil s
                              aus einem erhöhten Reservoir eintritt und durch den Speisekopf d in den Kessel gedrückt wird. C ist der Steuercylinder, in welchen der Kesseldampf durch die Oeffnung
                              a einströmt (Fig. 13) und aus dem der
                              gebrauchte Dampf durch die Oeffnung c entweicht, um zur
                              Vorwärmung des Speisewassers benützt zu werden. Das bei a einmündende Dampfrohr ragt mit seinem andern Ende bis zur Linie des
                              normalen Wasserstandes in den Kessel hinein, erhält somit nur so lange vollen
                              Dampfzufluß, als dieser Wasserstand nicht überschritten ist, und regulirt damit die
                              Speisung des Kessels.
                           
                           Außer den Oeffnungen a und c
                              besitzt der Steuercylinder C noch eine Oeffnung b, in Figur 12 punktirt, in
                              Figur 13
                              im Schnitt angedeutet, welche durch den Canal b' und die
                              Oeffnung o (Fig. 12) direct mit dem
                              Pumpencylinder A communicirt und je nach der Stellung
                              des in C befindlichen Steuerkolbens k k entweder frischen Dampf nach A einströmen oder den in A
                              enthaltenen Dampf ausströmen läßt. Im letztern Falle tritt das im erhöhten
                              Speisereservoir befindliche Wasser vermöge seines Ueberdruckes durch das Ventil s in den Cylinder A ein und
                              erfüllt denselben bis zur Linie xx, worauf die
                              Umstellung des Steuerschiebers kk erfolgt und
                              wieder frischer Kesseldampf nach A eintritt. Der das
                              Gefäß A abschließende Speisekopf d steht sodann auf beiden Seiten unter dem gleichen Drucke des
                              Kesseldampfes und wird daher durch den Ueberdruck der in A enthaltenen Wassersäule geöffnet, so daß das Speisewasser in den Kessel
                              einströmt, bis A zur Ebene yy herab entleert ist, worauf eine neuerliche Umstellung des
                              Steuerschiebers erfolgt, der über A enthaltene Dampf
                              entweicht und neues Wasser nachdrängt. Die Bewegung des Wassers in A bringt gleichzeitig einen Schwimmer B zum Auf- und Niedersteigen, welcher mit Hilfe
                              des doppelarmigen Hebels l, der Zugstange m und des Winkelhebels nn (das Gewicht g an demselben dient zur
                              Ausgleichung des Gestänges) ein Zählwerk z in Thätigkeit
                              setzt, mittels dessen die Zahl der Auf- und Niedergänge des Schwimmers und
                              damit das Volum des gespeisten Wassers bestimmt werden kann.
                           Es erübrigt somit nur die Beschreibung der Bewegung des Steuerschiebers; zu derselben
                              wird gleichfalls die Bewegung des Schwimmers benützt, indem das kurze Ende des
                              doppelarmigen Hebels l in einen kleinen Kolbenschieber
                              eingreift, welcher dadurch abwechselnd nach oben oder unten geschoben wird, daß der
                              Schwimmer B, welcher in seinen Mittellagen frei über die
                              vom Hebel l herabhängende Stange gleitet, in seiner
                              obersten Endstellung an den Anschlag e, in der untersten
                              Stellung an den Anschlag f derselben anstößt und
                              hierdurch den Hebel l während des letzten Stückes seines
                              Weges mitnimmt. Befindet sich der von l bewegte
                              Kolbenschieber in der Stellung der Figur 12, so tritt
                              frischer Kesseldampf, welcher durch die Oeffnung h
                              einströmt, in das untere Ende des Steuercylinders C ein
                              und bewegt dadurch den Steuerkolben kk nach
                              aufwärts, während gleichzeitig das obere Ende des Steuercylinders durch den kleinen
                              Kolbenschieber mit dem Dampfausströmungscanal in Verbindung gebracht ist. Der
                              Steuerkolben kk kommt daher aus der in Figur 12 und
                              13
                              gezeichneten Stellung in seine zweite Position, bei welcher die im Mittlern Theile
                              desselben befindliche Muschel (Fig. 13) den vom Pumpencylinder A kommenden Canal b'b'
                              mit dem Dampfaustritt c verbindet und daher das
                              Nachströmen von Wasser in A gestattet, bis der Schwimmer
                              an den obern Anschlag e anstößt und den kleinen
                              Kolbenschieber mittels des doppelarmigen Hebels l nach
                              abwärts drückt. Dann öffnet der Kolbenschieber den obern Canal des Steuercylinders
                              dem durch die Oeffnung h und eine Bohrung im Innern des
                              Kolbenschiebers eintretenden Kesseldampfe und verbindet das untere Ende des
                              Steuercylinders C mit dem Austritt. In Folge dessen
                              bewegt sich der Steuerkolben wieder nach abwärts und gelangt in die Stellung der
                              Figuren
                                 12 und 13, bei welcher der bei a eintretende frische
                              Dampf quer durch den Steuerkolben hindurch in den Canal b b' strömt und das in A enthaltene Wasser in
                              den Kessel drückt.
                           Es ist sonach leicht, das regelmäßige Spiel dieses Apparates zu erkennen, der sich
                              speciell dadurch empfiehlt, daß er vorgewärmtes Wasser von jeder Temperatur speisen
                              kann und das in den Kessel eingepumpte Wasser in viel genauerer Weise registrirt,
                              als dies bei gewöhnlichen Pumpen mit Anwendung eines Tourenzählers möglich ist,
                              nachdem hier der Nutzeffect der Pumpe im hohen Grade mit dem Zustande der
                              Kolbenliderungen variirt. Die einzelnen Theile des Apparates sind wohl disponirt und
                              dürften kaum Störungen unterworfen sein; eine praktische Erprobung des Apparates von
                              Macabies hat bis jetzt in der Ausstellung nicht
                              stattgefunden. Für den Fall, als die Dispositionen einer Kesselanlage es nicht
                              gestatten, das Speisereservoir oberhalb des Pumpencylinders A aufzustellen, soll der oben beschriebene Apparat durch eine einfache
                              Modification gleichfalls angewendet werden können.
                           
                        
                           16. Joshua Heap's
                                 Mutterschneidmaschine. (Fig. 14 und 15 [a/2].)
                           Die Figuren 14
                              und 15
                              stellen dieses nette Maschinchen dar, dessen Haupteigenthümlichkeit in der Gestalt
                              des Schraubenbohrers bb besteht; derselbe ist
                              nämlich nicht einseitig eingespannt, sondern hat an beiden Enden ein Vierkant
                              angearbeitet, von denen das eine in dem Futter A, das
                              andere in B eingespannt ist. Beide Einspannfutter A und B werden von der
                              gemeinsamen Spindel ww angetrieben, welche mit
                              zwei Fest- und Losscheiben versehen ist, um bei verschiedenen
                              Bohrerdurchmesser nahezu gleiche Geschwindigkeiten zu erhalten.
                           Die Bedienung der Maschine ist eine äußerst einfache. Der Schraubenbohrer wird
                              zunächst in dem Futter B eingespannt und auf das linke
                              freie Ende des Bohrers drei oder mehr Muttern, je nach der Höhe derselben,
                              aufgesteckt. Dann wird das Einspannfutter A nach rechts
                              geschoben, drückt dabei
                              die Muttern gegen das Schneidgewinde an, bis die vorderste erfaßt und dadurch
                              vorwärts geschoben wird. Bei dieser Verschiebung der Mutter dreht sich das
                              freibewegliche Rad DD, dessen Kranz nach der
                              Contour der Muttern ausgedreht ist, im Sinne des Pfeiles in Figur 14 und bringt
                              dadurch successive von den übrigen aufgesteckten Muttern eine nach der andern zu dem
                              Theile des Schraubenbohrers, auf welchem die Gewinde aufgeschnitten sind. Dabei
                              rücken die fertigen Muttern nach rechts und drücken endlich das Futter B nach derselben Richtung fort, worauf der Arbeiter das
                              Futter B mittels eines Hebels vollständig nach rechts zu
                              verschieben und die geschnittenen Muttern herunter zu nehmen hat. Hierauf wird B wieder nach links über das Vierkant des Bohrers
                              geschoben, dann das linke Einspannfutter A ausgelöst und
                              frische Muttern aufgeschoben, so daß der Schraubenbohrer thatsächlich continuirlich
                              arbeitet, was bis jetzt mit keiner Mutterschneidmaschine erreicht worden ist. Um
                              dabei den Bohrer vor Erwärmung zu schützen, wird er von einer kleinen, in der
                              Maschine angebrachten Pumpe continuirlich mit Schmiermaterial bespritzt, dessen
                              Reservoir in dem Ständer der Maschine angebracht ist. Die Maschine schneidet Muttern
                              von 1/4 bis 7/8 Zoll englisch (7 bis 23mm),
                              ist mit den entsprechenden Führungsscheiben D (Fig. 14a) für jede Sorte von Muttern versehen und
                              soll 10 Groß viertelzöllige, 4 1/2 Groß fünfachtelzöllige und 3 1/2 Groß
                              siebenachtelzöllige Muttern pro Stunde schneiden.
                           
                        
                           17. Feuerhydrant von H. Flower and
                                 Brothers. (Fig. 16 [d/1].)
                           An dem von der obengenannten Firma ausgestellten Hydranten ist außer der allgemeinen
                              Anordnung speciell die Vorrichtung zum selbstthätigen Schluß der Hauptleitung bei
                              Entfernung des Hydrantenrohres bemerkenswerth. Letzteres, in Figur 16 mit B bezeichnet, sitzt in einem Fuße A, welcher durch Muffenverbindung an die Hauptleitung angesetzt ist. Das
                              Halsstück von A ist conisch ausgedreht, während das
                              betreffende Ende des Hydrantenrohres B einen conischen
                              Ansatz hat, um welchen in einer eisernen Form, welche genau wie der Hals von A ausgedreht ist, ein Mantel von Weißmetall gegossen
                              ist. In Folge dessen wird die Verbindung zwischen A und
                              B ohne weiteres Dichtungsmittel nur durch mäßiges
                              Anziehen der Schrauben s bewerkstelligt, so daß das
                              Hydrantenrohr bequem von oben eingesetzt, zum Schutze gegen Einfallen von Erde von
                              einem Schutzrohre umgeben wird und somit keinerlei Schachtmauerung erfordert.
                           Am obern Ende befindet sich die Verschraubung für die Spritzenschläuche sowie das Vierkant der
                              Ventilstange, durch welche das in Führungen gehaltene Absperrventil a gesenkt werden kann, um den Wasserzutritt zu eröffnen.
                              Das Ventil a hat mittels der Mutter c einen Haken angeschraubt, welcher in der Stellung der
                              Figur 16
                              ein zweites, gleichfalls gerade geführtes Ventil e mit
                              dem erstern verbindet. Beim Oeffnen von a wird auch e nach abwärts bewegt und gestattet somit freien
                              Wasseraustritt von A nach dem Steigrohr B; soll aber letzteres behufs Reparatur abgenommen
                              werden, so läßt sich die Verbindung zwischen a und e lösen. Zu diesem Zwecke werden die Muttern der
                              Schrauben s gelöst, das Rohr B wird etwas gelüftet und dann gedreht, bis eine weitere Drehung durch das
                              Anschlagen der Bolzen s an die für sie ausgesparten
                              Schlitze verhindert wird. Dann aber ist gleichzeitig der am Ventil a befestigte Mitnehmer in eine solche Stellung gekommen,
                              daß er aus einem Schlitze des Ventiles e herausgenommen
                              werden kann, worauf letzteres durch den Druck des Wassers nach aufwärts abgedichtet
                              bleibt, während das Hydrantenrohr B herausgenommen und
                              nach erfolgter Reparatur wieder in ähnlicher Weise eingesetzt werden kann.
                           Die Ausflußöffnung des Hydranten kann ursprünglich nach jeder beliebigen Richtung
                              gestellt werden, weshalb die Schrauben s in einen losen
                              Ring N befestigt sind; ist aber die Stellung des
                              Auslaufstutzens fixirt, so muß der Ring N durch
                              Klemmschrauben an A befestigt werden, damit die
                              Schrauben s als Anschlag zur Begrenzung der Drehung des
                              Steigrohres B dienen können.
                           Ein Ablaufventil, um das Hydrantenrohr nach Verschluß des Ventiles a zu entleeren und so vor der Gefahr des Einfrierens zu
                              schützen, ist nicht vorhanden.
                           
                        
                           18. Eisenbahnwagenrad von Sax und Kear
                                 in Pittston, Pennsylvanien. (Fig. 17 und 18 [a.b/2].)
                           Diese Räder haben, wie sämmtliche amerikanische Eisenbahnräder, einen gußeisernen
                              Radstern; statt daß sie aber, wie dies gewöhnlich geschieht, mit gehärtetem Tyre in
                              Coquillen gegossen sind, oder einen Stahltyre warm aufgezogen haben, sind sie durch
                              Schweißung mit dem Tyre verbunden und zwar, wie die ausgestellten Bruchproben
                              zeigen, mit solcher Vollendung und Festigkeit, daß Gußeisen und Stahl thatsächlich
                              nur einen Körper bilden, dessen zwei Bestandtheile zwar deutlich nach der dunklen
                              Farbe des Gußeisens und der lichten Farbe des Stahls unterschieden sind, aber auf
                              keine Weise von einander getrennt werden können.
                           
                           Zur Herstellung dieser Räder wird zunächst der Stahltyre in dem aus Figur 18 ersichtlichen
                              Querschnitt rein ausgedreht, hierauf auf Rothglühhitze angewärmt und in die
                              vorbereitete Form für den gußeisernen Radstern eingelegt, in welche nun Gußeisen
                              eingegossen und so lange flüssig erhalten wird, bis sich die Oberflächen der beiden
                              Materialien mit einander verbinden. Das so hergestellte Rad muß noch einem
                              sorgfältigen Ausglühproceß unterzogen werden, um alle falschen Spannungen zu
                              entfernen, ist aber dann vollkommen verläßlich, wie dies durch zahlreiche Zeugnisse
                              von Bahnen, bei welchen diese Räder seit 5 Jahren im Gebrauch sind, nachgewiesen
                              ist.
                           Die Vortheile, welche durch Anwendung der Räder mit aufgeschweißtem Tyre erlangt
                              werden, sind hauptsächlich darin zu suchen, daß einerseits weichere und nicht
                              härtende Gußeisensorten zur Herstellung des Radsternes verwendet werden können, als
                              dies bei Schalengußrädern möglich ist, während anderseits der Stahltyre, welcher mit
                              dem gußeisernen Radkranz ein Stück bildet, aus härterm Material gewalzt werden und
                              nahezu bis auf seine ganze Stärke abgedreht werden kann, so daß derartige Räder eine
                              bedeutend größer Dauer besitzen.
                           
                        
                           19. Henderson's hydraulische
                                 Eisenbahnbremse. (Fig. 19 bis 26 [b.c/3].)
                           Henderson's Bremse, fabricirt von der
                              „Henderson Hydraulic Car Brake Company“ in Philadelphia,
                              bedient sich zum Andrücken der Bremsen des Wassers, welches in einer directwirkenden
                              Pumpe auf der Locomotive mittels Dampfkraft comprimirt wird. Um die Gefahr des
                              Einfrierens zu vermeiden, wird im Winter eine Mischung von je 50 Proc. Wasser und
                              Glycerin angewendet, welche erst bei – 31° zu frieren beginnt und
                              somit in Mittlern Breitegraden vollständig sicher ist. Nachdem dieselbe Flüssigkeit
                              immer wieder gebraucht wird, so sind nur die kleinen, durch Undichtheiten
                              entstehenden Verluste zu ersetzen, so daß durch den Gebrauch der erwähnten Mischung
                              keine besondern Unkosten entstehen. Anderseits gestattet speciell die Verwendung von
                              Wasser zur Krafttransmission die einfachste und effectivste Anordnung der Bremsen
                              – ein Vorzug, welcher in hohem Grade zu Gunsten der Henderson'schen Bremse
                              gegenüber andern continuirlichen Kraftbremsen spricht.
                           Auf der Ausstellung ist ein Wagenuntergestell mit zwei drehbaren Trucks ausgestellt,
                              um die Anwendung der Henderson'schen Bremse an den gewöhnlichen amerikanischen
                              Eisenbahnwaggons zu zeigen; die complete Ausrüstung des Zuges und der Locomotive ist
                              auf der „West Chester and Pennsylvania Railroad Company“ zu sehen, wo die Bremse
                              seit Mitte 874 in Anwendung steht.
                           Figur 19
                              stellt die Anordnung der Pumpe an der Locomotive und die Bremse am Tender in der
                              Ansicht dar, Figur
                                 20 den Tender – oder ganz analog einen sonstigen Bahnwagen –
                              im Grundrisse; Fig.
                                 21 bis 26 zeigen Details der Pumpe, des Druckcylinders und der Kupplungen.
                           Wie aus Figur
                                 19 ersichtlich ist, erfolgt die Compression des Wassers durch eine Pumpe
                              P (Fig. 21), deren
                              Dampfcylinder durch die Rohre a und b mit dem Gehäuse S des
                              Steuerhahnes (Fig.
                                 22) in Verbindung steht; letzteres ist an den Kessel angeschraubt und
                              enthält einen vom Maschinenführer zu verstellenden Drehschieber s, durch den abwechselnd eines der beiden Rohre a oder b mit Kesseldampf
                              gespeist werden kann, während das zweite mit der Mittlern Ausblasöffnung
                              communicirt. Der Pumpencylinder erhält mittels des Rohres c das Speisewasser aus dem Reservoir W des
                              Tenders und steht am andern Ende durch das Rohr d mit
                              der Druckleitung in Verbindung, welche sich, aus zwei Rohrsträngen r bestehend, unter dem ganzen Train erstreckt, indem die
                              unter jedem Waggon angebrachten Röhren r (Fig. 20) an
                              den Enden durch Kautschukschläuche mit einander verbunden werden, mittels der später
                              zu beschreibenden, in Fig. 25 und 26
                              dargestellten Kupplung. Von der Röhre r endlich geht an
                              jedem Wagenende ein Kautschukschlauch zu einem Bremscylinder t herab. Derselbe besteht, wie aus den Skizzen Fig. 20, 23 und 24 ersichtlich, aus einem
                              direct an den Bremsbaum geschraubten Gußstück, über welches eine Kautschukplatte
                              gelegt, ein Kolben auf dieselbe aufgesetzt und das Ganze mit einem Deckel
                              verschlossen ist, in welchen der Hals des Kolbens Führung erhält. Mit diesem Kolben
                              ist ein Bügel verbunden, von dem aus zwei Zugstangen zum zweiten Bremsbaum am andern
                              Ende des Truckgestelles führen; wird somit in den mit Wasser gefüllten Röhren rr ein höherer Druck hervorgebracht, so haben
                              Kolben und Bremscylinder die Tendenz aus einander zu gehen und drücken so die
                              Bremsklötze der beiden Bremsbäume mit gleichmäßiger Kraft an die Räder. Wird dann
                              der Pumpenkolben zurückgezogen, so entweicht das Wasser aus den Bremscylindern,
                              Cylinder und Kolben werden durch den Luftdruck wieder zusammen gedrückt, und die
                              Bremsklötze verlassen die Räder. Es erfolgt somit die Bremsung des ganzen Zuges mit
                              einem einzigen Handgriffe des Führers, indem derselbe den Hebel des Drehschiebers
                              s (Fig. 22) nach rückwärts
                              zieht; durch Vorwärtsbewegung dieses Hebels werden die Bremsen wieder außer
                              Thätigkeit gesetzt. Hierdurch wird jede weitere Steuerung der Pumpe entbehrlich
                              gemacht, während bei
                              Luftbremsen bekanntlich eine selbststeuernde Pumpe und ein kostspieliges
                              Druckreservoir unbedingt erforderlich sind.
                           Die bei der Pennsylvania-Eisenbahn angewendeten Pumpencylinder haben, bei ca.
                              200mm Bremscylinder-Durchmesser
                              und 10mm Hub der Bremsklötze, einen
                              Durchmesser von 250mm und 300mm Hub; der Durchmesser des Dampfcylinders
                              ist bei den geringen Dampfspannungen der amerikanischen Locomotiven
                              (durchschnittlich nur 8at) etwas größer wie
                              der des Pumpencylinders, um den gewünschten Maximaldruck von 12at im Bremscylinder zu erhalten. In der
                              Endstellung der Figur 21 gestattet der Pumpenkolben den Eintritt von Speisewasser aus dem
                              Reservoir W mittels der Leitung c, um den Verlust durch etwaige Undichtheiten der Leitung zu ersetzen;
                              ebenso ist hinter dem Kolben eine Verbindung zum Reservoir eröffnet, um das durch
                              die Kolbendichtung dringende Wasser in das Reservoir W
                              zurückzuführen. Um die Ausrüstung der Locomotive zu vervollständigen, ist noch ein
                              Wasserdruck-Manometer vor dem Führerstand angebracht, sowie bei manchen
                              Locomotiven eine nach Art der Kniehebelpressen wirkende und mit zwei eigenen
                              Bremscylindern versehene Bremse für die Treibräder.
                           Die Kupplung zur Verbindung der in den einzelnen Waggons befindlichen Rohrstränge r besteht aus einer am Ende eines Kautschukschlauches
                              angebrachten Hülse mm (Fig. 25 und 26) und einer
                              Büchse n, welche in m mit
                              einem Kautschukringe abgedichtet ist, und durch die in m
                              eingelegte Spiralfeder stets nach auswärts gedrückt wird. Unter dem Einflusse dieser
                              Feder schiebt sich n in der Hülse m nach auswärts, bis es an das unverschieblich gehaltene Ventil v anstößt, durch dasselbe an weiterm Vordringen
                              gehindert wird und einen wasserdichten Abschluß herstellt. Beim Zusammendrücken
                              zweier Kupplungen an den mit Kautschuk armirten Endflächen der Büchsen n weichen dieselben zurück, öffnen damit das Ventil, bis
                              endlich zwei an jeder Hülse m befestigte Federn f über entsprechende Vorsprünge an der andern Hülse
                              einklinken, worauf die Ringe l über die Federn f geschoben werden, so daß die Kupplung geschlossen
                              bleibt und die Abdichtung durch die Kautschukflächen unter dem Einflusse der
                              Spiralfedern erhalten wird. Die Ringe 1 sind durch kurze Ketten mit dem Wagengestell
                              verbunden, so daß sie beim Reißen einer Wagenkupplung früher von den Federn f abgezogen werden, ehe ein Zug auf die Kupplung selbst
                              ausgeübt wird; nach Entfernung der Ringe löst sich dann die Kupplung selbst ohne
                              jeden Widerstand durch den Zug auf, die Büchse n
                              schnellt vor, schließt das Ventil v und die mit der
                              Maschine verbundene Leitung bleibt functionsfähig.
                           Beim Zusammenstellen eines Zuges werden die Kupplungen des letzten Wagens mit einander
                              verbunden, und die Leitung wird durch das in Fig. 19 und 20
                              ersichtliche Rohr g aus dem Reservoir W nachgefüllt; um die Luftblasen auszutreiben, wird der
                              Dreiweghahn q, der gewöhnlich die Stellung der Figur 20 inne
                              hat, um 90° nach links gedreht, so daß er mit dem in W einmündenden Rohre h communicirt, und
                              hierauf mit einem Hub der Pumpe das Wasser durch die Leitung getrieben.
                           Die nach dem hier beschriebenen Systeme hergestellte Ausrüstung einer Locomotive
                              sammt Tender kostet nach Angabe des Hrn. Henderson 240
                              Dollars (etwa 900 M.); die Ausrüstung eines amerikanischen Wagens mit zwei Trucks 85
                              Dollars (etwa 315 M.) – Anschaffungspreise, welche im Verhältnisse zu andern
                              continuirlichen Bremsen mäßig sind. Es wird dies durch die einfache Anordnung und
                              billige Herstellung der einzelnen Theile (an den Bremscylindern findet außer dem
                              Bohren der Löcher keine weitere Bearbeitung des rohen Gusses statt) ermöglicht, und
                              aus denselben Gründen ist auch zu erwarten, daß die Bremse in der praktischen
                              Anwendung solid und verläßlich ist, wie dies durch die Erfahrungen der obengenannten
                              Pennsylvania-Eisenbahn durchaus bestätigt wird.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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