| Titel: | Leistungen von Gramme's elektrodynamischer Maschine. | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 331 | 
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                        Leistungen von Gramme's elektrodynamischer
                           Maschine.
                        Hagenbach, über Gramme's elektrodynamische Maschine.
                        
                     
                        
                           Prof. Eduard Hagenbach
                              an der Universität Basel
                              beabsichtigt (nach der Revue industrielle, Juni 1876 S.
                                 228) in dem großen Saal für öffentliche Vorlesungen, in welchem die Bilder der
                              Laterna magica, des Spectroskops u.s.w. mittels Sonnenlichtes, elektrischen Lichtes
                              oder Drummond'schen Lichtes auf einen großen weißen Schirm geworfen werden können,
                              das elektrische Licht anstatt durch galvanische Batterien durch eine Gramme'sche
                              Maschine zu erzeugen, da dem physikalischen Laboratorium in der städtischen
                              Wasserleitung eine Betriebskraft von etwa 0e,5 zur Verfügung steht. Er stellte deshalb mit einer ihm dazu von Heilmann-Ducommun und Steinlen (vgl. 1876 220 471)Ueber Anfrage theilt uns diese Firma mit, daß sie die Einrichtung der
                                    elektrischen Beleuchtung im Einverständniß mit dem Erfinder besorge.Die Red. überlassenen Gramme'schen Maschine eine Reihe von Versuchen an, durch welche
                              er sich überzeugte, daß dieselbe nicht blos das nöthige Licht liefert, sondern auch
                              zu einem eingehendem Studium dieser Maschinen brauchbar ist. Die übrigens nicht nach
                              dem neuesten Modell gebaute Maschine hatte 27cm Breite, also eine ebenso große Länge des Elektromagnetes. Die
                              bewegliche Spule, in welcher sich der ringförmige Kern aus weichem Eisendraht
                              befindet, besteht aus zwei Hälften, welche nach einander in den Stromkreis
                              eintreten; jede besteht aus 48 kleinen Spiralen. Der ganze Strom, d.h. der im äußern
                              Stromkreise, umkreist auch den Elektromagnet. Hagenbach
                              fand als Gesammtwiderstand 1,88 Siemens-Einheiten, wovon 1,26 auf den
                              Elektromagnet, 0,62 auf die innere Spule (beide Hälften) kamen. Die
                              elektromotorische Kraft der Maschine hängt von der Umlaufsgeschwindigkeit der innern
                              Spule und der durch den
                              Widerstand im äußern Stromkreise bedingten Stärke des den Elektromagnet umkreisenden
                              Stromes ab. Er maß einen schwachen Zweig des Gesammtstromes mittels eines
                              Edelmann'schen Spiegelgalvanometers und bestimmte daraus die Stärke des
                              Gesammtstromes, nachdem er sich vorher überzeugt hatte, wie viel Cubikcentimeter
                              Knallgas in der Minute, bei 0° und 760mm Druck, beim Hauptstrome einer Galvanometerablenkung von 1°
                              entsprach. 1cc Gas entspricht 0,0009926
                              chemischen Einheiten von 9mg
                              Wasserzersetzung in der Secunde. Die elektromotorische Kraft drückt er in den von
                              ihm gewöhnlich zur Erzeugung elektrischen Lichtes benützten Zink-Kohlen
                              Elementen von Deleuil aus, deren jedes er = 0,0192
                              chemischen Einheiten oder = 1,6 Daniell'schen Elementen setzt. Er erhielt folgende
                              Versuchsergebnisse:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 221, S. 332
                              
                           Dabei geben die unter A stehenden Zahlen die Umdrehungen
                              in der Minute, gemessen mittels Deschiens' Tourenzähler (* 1876 216 289), die unter B die
                              Stromstärke in Cubikcentimetern Gas in der Minute, die unter C die elektromotorische Kraft in Deleuil'schen Elementen. Bei I war die
                              Maschine durch einen kurzen dicken Draht, dessen Widerstand vernachlässigt werden
                              konnte, geschlossen, der Gesammtwiderstand also 1,88 S. E.; bei II war ein
                              Kupferdraht in Guttapercha mit 0,5 S. E. Widerstand, bei III noch 2 S. E. mehr
                              eingeschaltet, der Gesammtwiderstand demnach bei II 2,38, bei III aber 3,88 S.
                              E.
                           Die graphische Darstellung vorstehender Ergebnisse liefert eine von der geraden Linie
                              wenig abweichende, nach der Abscissenachse schwach concave Curve, wenn man die
                              Umlaufszahlen als Abscissen, die Stromstärken als Ordinaten nimmt. Die Stromstärke
                              wächst also nahezu proportional der Umdrehungsgeschwindigkeit. Man hätte mit einem
                              kräftigern Motor eine noch weit größere Stromstärke erreichen können, doch hätte sich über 2000
                              Umdrehungen die Maschine zu stark erwärmt. Interpolirt man die elektromotorischen
                              Kräfte für verschiedene Stromstärken, aber dieselbe Umdrehungszahl oder für
                              verschiedene Umlaufszahlen bei derselben Stromstärke, so sieht man leicht, daß bei
                              schwachen Strömen die elektromotorische Kraft mit der Stromstärke wächst; bei
                              Stromstärken aber, welche über 80cc in der
                              Minute entwickeln, wächst die elektromotorische Kraft nicht mehr merklich mit der
                              Stromstärke – ohne Zweifel, weil der schwache Strom zur vollständigen
                              Magnetisirung hinreicht. Bei constanter Stromstärke ist übrigens die
                              elektromotorische Kraft merklich der Umdrehungszahl proportional, wie es nach dem
                              Inductionsgesetze sein muß.
                           Für die Erzeugung und Messung des elektrischen Lichtes nahm Hagenbach einen Serrin'schen Regulator und ein Bunsen'sches Photometer,
                              als Lichteinheit die Paraffinnormalkerze von 21mm,4 Dicke mit 41mm,3
                              Flammenhöhe. Der Widerstand wurde durch Ersatz der elektrischen Lampe durch allmälig
                              vergrößerte Widerstände gemessen, unter Herstellung gleicher Stromstärke und
                              Tourenzahl in beiden Fällen; dabei ergab sich der Widerstand der elektrischen Lampe
                              = 4,75 S. E., der Gesammtwiderstand also = 6,63 S. E. Die Versuche lieferten durch
                              Rechnung und Interpolation folgende Zahlen:
                           
                              
                                 
                                    A
                                    
                                 
                                    B
                                    
                                 
                                    C
                                    
                                 
                                    D
                                    
                                 
                              
                                 1700
                                 119
                                 40,8
                                 506
                                 
                              
                                 1800
                                 126
                                 43,2
                                 567
                                 
                              
                                 1900
                                 133
                                 45,6
                                 628
                                 
                              
                                 2000
                                 140
                                 48,0
                                 689.
                                 
                              
                           Hierbei haben die Zahlen unter A, B,
                                 C dieselbe Bedeutung wie früher, die unter D
                              geben die Lichtstärke in Normalkerzen. Bei 1800 Touren war die aufgewendete Arbeit,
                              gemessen mit dem Prony'schen Dynamometer, 90mk d.h. mehr als 1e. Da nun 567
                              Normalkerzen nahezu 80 Carcelbrennern gleichen, so kommt auf 1 Carcelbrenner 1mk,1, während Tresca (1876 210220 469)Ueber die Versuche Tresca's in den Werkstätten von
                                    Sautter und Lemonnier und über Versuche von A. Sartinaux vgl. Revue industrielle,
                                    Februar 1876 S. 56 bez. April 1876 S. 169 oder Comptes rendus, 1876 t. 82 p. 299 bez. 842. In der Maisitzung der Société industrielle de Mulhouse
                                    wurde von P. Heilmann und Prof. Schneider ausführlich über die Leistung der
                                    Beleuchtungsanlage in der Ducommun'schen Gießerei
                                    berichtet. bei 1850 bezieh. 302 Carcelbrennern 0,3 bez. 0mk,7 auf je einen Brenner gefunden hatte,
                              – eine Bestätigung der schon von Tresca gefundenen
                              Ueberlegenheit der großen Maschinen über die kleinen.
                           Der die Gramme-Maschine treibende Schmid'sche Motor verbrauchte in der Minute
                              280l Wasser von 4at,5; zum Preise von 1,6 Pf. für 100l kostet das elektrische Licht in diesem
                              Apparate 2,70 M. in der Stunde.
                           
                           Der Widerstand der Deleuil'schen Elemente ist = 0,083 S. E.; man braucht also 72
                              bezieh. 86 solche Elemente hinter einander, um das nämliche Licht zu erhalten, wie
                              bei 1700 bezieh. 2000 Touren der Gramme'schen Maschine; letzteres ist also nicht nur
                              bequemer, sondern auch viel billiger wie ersteres.
                           
                              E–e.