| Titel: | Ueber Manganbronze. | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 334 | 
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                        Ueber Manganbronze.
                        Ueber Manganbronze.
                        
                     
                        
                           Die White-Braß-Company in Southwark bringt (nach dem Engineer, Februar 1876 S. 123) unter obigem Namen eine
                              neue Metallmischung in den Handel, welche eine Legirung von Mangan mit gewöhnlicher
                              Bronze sein soll. Obgleich alle Einzelheiten dieser Fabrikation noch unbekannt sind,
                              so geben wir doch diese Notiz, da die in der kgl. Kanonengießerei zu Woolwich mit
                              dieser Bronze angestellten Versuche überraschend günstige Resultate ergeben
                              haben.
                           Das der Bronze zugesetzte Mangan übernimmt hier offenbar die Rolle, welche es in
                              andern hüttenmännischen Processen spielt; namentlich reinigt es die Bronze von allen
                              darin befindlichen Oxyden und gibt ihr ein homogenes, dichtkörniges Gefüge und
                              dadurch erhöhte Stärke, größere Zähigkeit und Härte. Selbst ein ziemlich großer
                              Ingot dieser Manganbronze zeigte noch auf dem Bruche eine dem feinkörnigen Stahle
                              gleiche Structur. Die Härte der Bronze kann bedeutend erhöht werden. Die Farbe
                              derselben gleicht der eines guten Kanonenmetalles, ist jedoch etwas glänzender, mit
                              einem goldähnlichen Schimmer. Bei Rothglühhitze läßt sich die Bronze schmieden, in
                              Stäbe und Bleche walzen und zu Draht und Röhren ziehen.
                           Der erwähnten Kanonengießerei waren 6 Stäbe jener Bronze zur Prüfung auf Festigkeit,
                              Elasticitätsgrenze und Ausdehnung übergeben. Drei dieser Probestücke waren gegossene
                              Stäbe von verschiedener Härte, und die drei andern waren von ebensolchen gegossenen,
                              64mm starken Quadratstäben, bei
                              Rothglühhitze zu 25mm dicken Rundstäben
                              ausgezogen und hiernach auf 13mm
                              Durchmesser abgedreht, um in die betreffende Festigkeitsmaschine zu passen.
                           Nr. 1 war ein gegossener Stab, zur Anwendung für Constructionen
                              bestimmt, welche Stärke und Zähigkeit voraussetzen. Seine absolute Festigkeit betrug
                              38k,3 pro 1qmm, die Elasticitätsgrenze 22k,0, und seine größte Ausdehnung ergab sich
                              zu 8,75 Proc.
                           Nr. 1a, ein geschmiedeter Stab von
                              demselben Metall als Nr. 1, ergab: Absolute Festigkeit 45k,7 pro 1qmm, Elasticitätsgrenze 19k,8 und eine Verlängerung um 31,8 Proc.
                           
                           Nr. 2, ein gegossener Stab, härter als Nr. 1: Absolute Festigkeit
                              34k,8 pro 1qmm, Elasticitätsgrenze 22k,0, Ausdehnung 5,5 Proc.
                           Nr. 2a, ein geschmiedeter Stab aus dem
                              Metall, von welchem Nr. 2 gegossen war, ergab: Absolute Festigkeit 45k,3 pro 1qmm, Elasticitätsgrenze 20k,8, Ausdehnung 35,35 Proc.
                           Nr. 3, ein gegossener Stab, noch härter als Nr. 2: Absolute
                              Festigkeit 37k,1 pro 1qmm, Elasticitätsgrenze 26k,5, Ausdehnung 3,8 Proc. – Dieser
                              Stab zeigte bei der Probe einen Riß; die Ergebnisse dieser Versuche sind daher nicht
                              als normal zu betrachten.
                           Nr. 3a, ein aus Metall Nr. 3
                              geschmiedeter Stab, ergab: Absolute Festigkeit 47k,7 pro 1qmm, Elasticitätsgrenze
                              18k,9, Ausdehnung 20,75 Proc.
                           Aus vorstehenden Versuchen ist zu ersehen, daß Stab Nr. 1 ungefähr gleiche absolute
                              Festigkeit und Ausdehnung hat als Stabeisen von mittlerer guter Qualität, während
                              seine Elasticitätsgrenze höher ist, denn kaum irgend ein Stabeisen besitzt eine
                              höhere Elasticitätsgrenze als 16 bis 17k
                              pro 1qmm.
                           Alle geschmiedeten Probestücke übertreffen auch das allerbeste Stabeisen in
                              Festigkeit und Ausdehnung und stehen darin wohl auf gleicher Stufe mit Stahl von
                              weicher Qualität.
                           
                              Rg.