| Titel: | Darstellung von Antrachinon durch Einwirkung von Bleichkalklösung und einem Metallsalze aus Anthracen; von A. Henniges, | 
| Autor: | A. Henniges | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 351 | 
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                        Darstellung von Antrachinon durch Einwirkung von
                           Bleichkalklösung und einem Metallsalze aus Anthracen; von A. Henniges,
                        Assistent des landwirthschaftlich-chemischen Laboratoriums zu Poppelsdorf.
                        Henniges, über Darstellung von Antrachinon.
                        
                     
                        
                           Das Anthracen, welches ich zu meinen Versuchen benützte, enthielt 40 Proc.
                              sublimirtes Anthracen. Ich vermischte dasselbe mit 10 Proc. Manganchlorür; dieses
                              Gemisch wurde mit Wasser zu einem dicken Brei angerührt, bis nahe zum Sieden erhitzt
                              und langsam Bleichkalklösung zufließen gelassen. Durch das im Bleichkalk enthaltene
                              Chlorcalcium und Kalkhydrat wurde Manganoxyd gefällt, welches sich, gleichmäßig
                              vertheilt, auf dem Anthracen niederschlug und die Uebertragung des Sauerstoffes aus
                              dem Bleichkalk auf das Anthracen bewirkte. Nach dreistündiger Einwirkung war alles
                              Anthracen oxydirt. Das Metalloxyd wurde durch verdünnte Schwefelsäure ausgezogen und
                              das Rohchinon durch Sublimation gereinigt.
                           Bei näherer Untersuchung fand sich, daß dieses Anthrachinon chlorhaltig war. Ich
                              versuchte durch Wiederholung des Processes zur Erlangung von Dichlorantrachinon noch
                              mehr Chlor einzuführen, was indessen nicht gelang. Beim Schmelzen mit Kalihydrat
                              bildete sich kein Alizarin; bei Zusatz von Schwefelsäure schied sich ein brauner,
                              humusartiger Körper in geringer Menge ab, das Anthrachinon blieb chlorhaltig.
                           Der Chlorgehalt im sublimirten Anthrachinon wurde von mir bestimmt. 0g,2 Anthrachinon wurden mit Kalk geglüht,
                              es resultirten 0g,073 AgCl = 18,05 Proc.
                              Chlor. – Statt Manganchlorür wurde dann Platinchlorid und Kobaltchlorid
                              genommen. Bei der Anwendung von Platinchlorid waren in 0g,1 Anthrachinon vorhanden 0g,099 AgCl = 12,25 Proc. Chlor, während
                              sich durch Zusatz von Kobaltchlorid in 0g,2
                              Anhrachinon 0g,020 AgCl = 2,12 Proc. Chlor
                              fanden. Von den eben erwähnten Vorgängen verläuft die durch Manganchlorid
                              eingeleitete Reaction am raschesten und liefert gleichzeitig das chlorhaltigste
                              Product. Bei Anwendung von Kobaltchlorid verläuft die Reaction sehr langsam und ein geringer Theil des
                              Anthracens wird nicht zu Anthrachinon oxydirt und muß durch Alkohol vom Anthrachinon
                              getrennt werden; der Chlorgehalt des auf diese Weise erhaltenen Anthrachinons ist
                              der geringste. Nach dem Kobaltchlorid wirken am energischsten Eisenchlorid, dann
                              Kupferchlorid, weniger stark Platinchlorid.
                           Es scheint, daß das Chlor nicht im Anthrachinon enthalten ist, daß sich vielmehr ein
                              chlorhaltiges Nebenproduct bildet, durch welches das Anthrachinon verunreinigt
                              ist.
                           Zur Darstellung von Anthrachinon durch Einwirkung von Metallchloriden auf sublimirtes
                              Anthracen wurden gleiche Theile von Antrachinon und Eisenchlorid mit Wasser
                              angefeuchtet und in einem Trockenschrank einer Temperatur von 100°
                              ausgesetzt; sobald das Wasser verdampft war, wurde die Masse wieder angefeuchtet.
                              Nach 12 Stunden bildete sich ein dunkelviolettes Salz, welches nach 24 Stunden
                              Salzsäure abspaltete und sich in schwarzes Rohchinon umwandelte. Das überschüssige
                              Metallsalz wurde durch längeres Behandeln mit verdünnter Schwefelsäure ausgezogen;
                              es blieb schwarzes Anthrachinon zurück, dem alles Eisen durch verdünnte
                              Schwefelsäure nicht entzogen werden konnte. 100g sublimirtes Anthracen gaben 116g Rohchinon und 50g des letztern
                              9g,606 sublimirtes Anthrachinon.
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                       g
                                    
                                 Proc.
                                 
                              
                                 0g,2 Rohchinon gaben
                                 
                                    
                                    
                                 0,552 CO₂0,079 H₂O0,057 AgCl0,013
                                    Fe₂O₃
                                 = 75,20 C=   4,41 H=   7,05
                                    Cl=   1,83 Fe.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                       g
                                    
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                    In 0g,2 sublimirten
                                       Anthrachinon
                                    
                                    waren
                                       enthalten
                                    
                                 
                                    
                                    
                                 0,622 CO₂0,094 H₂O0,012 AgCl
                                 = 84,80 C=   5,22 H=   1,45
                                    Cl
                                 
                              
                           Sublimirtes Anthracen wurde mit Kupferchlorid oxydirt. 100g Anthracen gaben 172g Rohchinon und diese 23g sublimirtes Anthrachinon.
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                       g
                                    
                                 Proc.
                                 
                              
                                 0g,2 Anthrachinongaben
                                 
                                    
                                    
                                 0,614 CO₂0,093 H₂O0,063 AgCl
                                 = 83,70 C=   5,16 H=   7,81
                                    Cl
                                 
                              
                           Zur Darstellung von Anthrachinon durch Einwirkung von salpetersauren Salzen auf
                              sublimirtes Anthracen wurden gleiche Theile von Anthracen und salpetersaurem Eisen
                              mit Wasser angefeuchtet und einer Temperatur von 100° ausgesetzt. Nach 12
                              Stunden war die Umwandlung von Anthracen in Anthrachinon vollzogen. Auch dieses
                              Anthrachinon war durch Nitroproducte verunreinigt, wie dies der qualitative Nachweis von Stickstoff
                              zeigte. 10g Anthracen gaben 3g sublimirtes Anthrachinon.
                           Darstellung von Anthrachinon durch Einwirkung von Braunstein und verdünnter
                              Schwefelsäure auf sublimirtes Anthracen. Der zu dieser Reaction benützte Braunstein
                              war fein pulverisirt und durch ein Haarsieb gesiebt. Gleiche Gewichtstheile dieses
                              Braunsteinpulvers und Anthracens innig gemengt wurden mit Wasser angefeuchtet und
                              mit einer Mischung von gleichen Volumtheilen Schwefelsäure und Wasser übergossen.
                              Die Reaction begann ziemlich lebhaft und wurde später durch Erwärmen auf einem
                              Wasserbade unterstützt. Nach 12 Stunden war alles Anthracen in Anthrachinon
                              umgewandelt. Es wurde so lange Schwefelsäure zugesetzt, bis aller Braunstein
                              aufgelöst war. Aus 100g Anthracen
                              entstanden so 110g Anthrachinon.
                           Zur quantitativen Bestimmung des Anthracens wurde dasselbe nach der Oxydation mittels
                              Chromsäure und Eisessig durch übermangansaures Kali, Natronlauge und Schwefelsäure
                              weiter gereinigt und bestimmt (vgl. 1875 215 191).
                           0g,5 sublimirtes
                              Anthracen gaben 0g,351 Anthrachinon = 70,2
                              Proc. Anthrachinon, welche 60,06 Proc. Anthracen entsprechen.
                           Die Bestimmung des Anthracens wurde zur Controle der Ausbeute des von mir
                              dargestellten Rohchinons an reinem Anthrachinon gemacht.
                           Das durch Einwirkung von Braunstein und verdünnter Schwefelsäure auf Anthracen
                              erhaltene Rohchinon läßt sich nur durch Sublimation reinigen; es mußte deshalb auch
                              das vorhin quantitativ bestimmte Anthrachinon sublimirt werden, um die erhaltenen
                              Resultate auf sublimirtes Anthrachinon berechnen zu können.
                           Die oben erhaltenen 0g,351 Anthrachinon wurden sublimirt und gaben 0g,23 sublimirtes Anthrachinon = 46,0 Proc.
                              Anthrachinon, entsprechend 39,6 Proc. Anthracen.
                           100g sublimirtes
                              Anthracen gaben 110g Rohchinon. 0g,5 Rohchinon wurden sublimirt und gaben
                              0g,2 sublimirtes Anthrachinon = 40
                              Proc. Anthrachinon, oder 44 Proc. Anthrachinon auf 100 Anthracen berechnet.
                           25g Rohchinon, in einer
                              tubulirten Retorte im Luftstrome sublimirt, gaben 9g,331 sublimirtes Anthrachinon = 37,32
                              Proc. Anthrachinon, oder 41,00 Proc. Anthrachinon auf 100 Anthracen berechnet.
                           Das Rohchinon wurde durch Chromsäure und Eisessig weiter oxydirt.
                              Aus 0g,5 Rohchinon resultirten 0g,199 Anthrachinon = 39,8 Proc., oder 43,78
                              Proc. Anthrachinon auf 100 Anthracen berechnet.
                           Die oben erhaltenen 0g,199 Anthrachinon ergaben nach der Sublimation 0g,185 sublimirtes Anthrachinon = 36,7
                              Proc., welche 40,74 Proc. Antrachinon entsprechen, wenn 100 Anthracen gleich 110
                              Rohchinon sind.
                           Ich machte diese Versuche in der Hoffnung, eine billigere Oxydationsmethode
                              aufzufinden als die bis jetzt fast in allen Alizarinfabriken übliche durch Oxydation von chromsaurem
                              Kali und Schwefelsäure. Die Oxydationsmethode durch Bleichkalk und ein Metallsalz
                              ist für die Technik nicht empfehlenswerth, weil die beigemengten Chlorproducte die
                              Reinigung des Anthrachinons sehr erschweren und sich nicht in Alizarin umwandeln
                              lassen. Die Methode der Oxydation durch Metallchlorid hat den Nachtheil, daß sie
                              eine zu geringe Ausbeute an reinem Anthrachinon liefert. Die Ausbeute des durch
                              salpetersaures Eisen dargestellten Rohchinons an sublimirtem Anthrachinon ist auch
                              etwas niedrig, und ist außerdem wohl anzunehmen, daß die sich als Nebenproducte
                              bildenden Nitrokörper dieselben Nachtheile verursachen als die Chlorproducte.
                           Die Oxydationsmethode durch Schwefelsäure und Braunstein hat diese Nachtheile nicht.
                              Das Anthrachinon ist rein und die Ausbeute genügend. Der einzige Einwand gegen
                              dieses Verfahren könnte nur der sein, daß sich dieses Rohchinon nicht auf nassem
                              Wege reinigen läßt. Eine Reinigung durch Sublimation mag wohl technische
                              Schwierigkeiten haben; doch bezweifle ich nicht, daß sich dieselben beseitigen
                              lassen könnten.
                           Poppelsdorf bei Bonn, Juli 1876.