| Titel: | Sachsenberg und W.Brückner's Patent-Kugelmühle zum Zerkleinern und Pulverisiren von Erzen, Hüttenproducten, Chamotte, Schwerspath u.s.w.; von J. Ramdohr. | 
| Autor: | J. Ramdohr | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 418 | 
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                        Sachsenberg und
                           W.Brückner's
                           Patent-Kugelmühle zum Zerkleinern und Pulverisiren von Erzen, Hüttenproducten,
                           Chamotte, Schwerspath u.s.w.; von J.
                              Ramdohr.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              X [d/1].
                        Ramdohr, über Sachsenberg und Brückner's Kugelmühle.
                        
                     
                        
                           Der nachstehend beschriebene, von Gebrüder Sachsenberg und
                              W. Brückner in Roßlau a/E. (Herzogthum Anhalt)
                              construirte und für die meisten größern Staaten patentirte Apparat unterscheidet
                              sich namentlich hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit so wesentlich von den
                              verschiedenen Zerkleinerungsapparaten älterer Construction (Kugelmühlen,
                              Pulverisirtrommeln, Koller- und Mahlgängen, Disintegratoren etc.)Man vergleiche u.a. Kinkelin's Pulverisirmühle,
                                    *1874 214 24. Dingey's
                                    Mineralmühle, *1874 214 371. Pulverisirtrommel,
                                    *1875 216 248. Hanctin's Kugelmühle, *1876 220
                                    405., daß er wohl verdient, allgemeiner bekannt zu werden. Im Voraus mag aber
                              hier bemerkt sein, daß die neue Kugelmühle nur für harte, trockene und nicht schmierende Körper mit
                              Vortheil verwendbar erscheint, also namentlich für Erze, Hüttenproducte, Gyps,
                              Schwerspath, Chamotte, Kohle, Glasurschlacken, Gewürze, Droguen und ähnliche
                              Körper.
                           Die erste Veranlassung zur Construction der Kugelmühle ging von der
                              „Mansfelder Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft“ aus,
                              welche auf dem Hüttenwerke „Gottes Belohnung“ bei Hettstedt den
                              Kupferstein (aus erbsen- bis bohnengroßen Stücken mit 70 bis 75 Proc. Kupfer,
                              1/3 Proc. Silber und etwas Eisen bestehend) bisher auf einer Reihe von Mahlgängen
                              mit französischen Steinen von 1m,100
                              Durchmesser zu feinem Mehl vermahlen ließ, dabei aber sehr stark mit dem Uebelstande
                              zu kämpfen hatte, daß
                              das in dem Material enthaltene metallische Kupfer zwischen den Steinen zu Plättchen
                              von verschiedener Dicke zerdrückt wurde, welche sich zwischen den Steinen
                              festsetzten und sehr häufig Brüche in verschiedenen Theilen der Mahlgänge
                              herbeiführten. Außerdem verursachte das Vermahlen des Kupfersteins sehr viel Staub,
                              welcher nicht allein der Gesundheit der Arbeiter sehr nachtheilig, sondern auch mit
                              erheblichen pecuniären Verlusten verbunden war, da 100k des Kupfersteins einen Werth von etwa 360
                              M. haben und der Werth des darin enthaltenen Silbers dem des Kupfers ungefähr gleich
                              steht.
                           Die Figuren 13
                              und 14 zeigen
                              die zum Pulverisiren des Kupfersteins bei der Mansfelder Gewerkschaft bis jetzt
                              schon in fünf Exemplaren eingeführte Kugelmühle in der von den Fabrikanten als
                              Construction I bezeichneten Einrichtung. Sie besteht aus einer mit zwei Mänteln
                              versehenen Trommel A, welche um die hohlen Zapfen B und B' in Lagern aus
                              Pockholz drehbar ist und durch Riemenbetrieb und Rädervorgelege mit einer
                              Geschwindigkeit von 19 bis 20 Touren pro Minute bewegt wird. Der innere Mantel der
                              Trommel besteht aus starken, rostartig neben einander gelegten gußeisernen Stäben
                              E, der äußere (F)
                              dagegen aus einem Siebe von Messingdraht mit nahezu 200 Maschen pro 1qc. Im Innern der Trommel A liegen 500 bis 1000k gußeiserne Kugeln von 50 bis 160mm Durchmesser; für den Mansfelder Kupferstein speciell hat sich ein
                              Kugelgewicht von 600k mit Kugeln von 50 bis
                              105mm Durchmesser, darunter 500k Kugeln von 65mm Durchmesser, am besten bewährt.
                           Das zu vermahlende Gut gelangt aus einem oberhalb der Maschine befindlichen Rumpfe
                              durch das Rohr D und den hohlen Zapfen B in die Trommel A, um hier
                              der zermalmenden Wirkung der Kugeln ausgesetzt zu werden. Das auf diese Weise
                              entstandene Mehl oder Schrot fällt sofort durch die Spalten des rostartigen innern
                              Trommelmantels auf das Sieb F, welches nur die ganz
                              feinen Theile hindurch läßt; diese sammeln sich unter der Kugelmühle zwischen dem
                              Fundamentmauerwerk an, von wo aus sie in geeigneter Weise weiter geschafft werden.
                              Die durch das Sieb F nicht hindurch gehenden groben
                              Theile werden durch im Innern der Trommel angebrachte, gekrümmte, schaufelartige
                              Canäle G nach dem hohlen Zapfen B' und durch diesen in das Innere der Trommel zurückgeführt, um von Neuem
                              der Einwirkung der Kugeln unterworfen zu werden.
                           Ueber die Leistungsfähigkeit der Kugelmühle hinsichtlich des Mansfelder Kupfersteins
                              liegen folgende Betriebsresultate vor. Eine jede Mühle liefert in 24 Stunden
                              durchschnittlich 10000k fein gemahlenen und gesiebten
                              Kupferstein, während die Leistung einer der alten Mahlgänge in gleicher Zeit nur
                              2000 bis 2500k Schrot betrug, welches zur
                              Erzielung fertigen Mahlgutes erst noch besondere Siebwerke zu passiren hatte.
                              – Der Preis für den Apparat nach Construction I beträgt, excl. der Kugeln,
                              6000 M.
                           Eine wesentlich einfachere, billigere, von den Fabrikanten als Construction II
                              bezeichnete Einrichtung ist in den Figuren 15 und 16
                              dargestellt. Sie dürfte für die allermeisten technischen Zwecke genügen; ihr Preis
                              ist nur 3/8 von dem der Construction I, nämlich 2250 M. – Die Kugelmühle II
                              besteht nicht aus einer cylindrischen, sondern aus einer kugelförmigen Trommel A, deren Mantel durch die sechs 250mm breiten Schlitze J gleichmäßig durchbrochen ist. In der Zone dieser Schlitze und etwa
                              100mm von ihnen entfernt ist rings um
                              die Trommel herum das 250mm breite
                              Metallsieb F gelegt worden, welches dem Feinen
                              gestattet, mittels der gekrümmten Canäle K dem hohlen
                              Zapfen B' zu- und aus diesem auszufließen,
                              während das Grobe durch die Canäle G in das Innere der
                              Trommel zurückgeführt wird. Das fertige Mahlgut läuft aus B' entweder frei ab, oder wird durch ein gut abgedichtetes Mundstück
                              weiter geführt. – Die Zuführung des rohen Mahlgutes erfolgt, wie aus Figur 15
                              leicht ersichtlich, aus dem Trichter D durch den Zapfen
                              B. Die Bewegung der Trommel erfolgt direct durch
                              Riemenbetrieb mittels der Riemenscheibe L (Fig. 15).
                           Eine Mühle nach Construction II war in der Zeit vom 28. Juni bis 1. Juli auf dem
                              Maschinenmarkte zu Halle a/S. im Betriebe und zerkleinerte dort große Mengen
                              glasharter Scherben von Steingutröhren; seit einiger Zeit sind Apparate gleicher
                              Construction im Betriebe: bei H. Polko in Bitterfeld für
                              Chamotte, bei Fr. Chr. Fikentscher in Zwickau für
                              Chamotte und Glasur, und bei Fr. Pabst in St.
                              Johann-Saarbrücken für Glasurschlacken.
                           Für Handbetrieb, zum Pulverisiren von Gewürzen, Droguen, Farben u. dgl., werden
                              kleinere Kugelmühlen aus Stahlblech mit Stahlkugeln angefertigt.
                           Im Allgemeinen bemerke ich hinsichtlich dieses neuen Apparates noch Folgendes. Da die
                              große Leistungsfähigkeit der Kugelmühle überhaupt auf der großen Berührungsfläche,
                              welche zwischen der großen Menge der mahlenden Kugeln und dem Mahlgute hergestellt
                              ist, sowie ferner darauf beruht, daß das Feine beständig abgesondert wird, um
                              dadurch die große Berührungsfläche für das frisch zuzuführende Rohmaterial frei zu
                              erhalten, so ist selbstverständlich stets für eine recht gleichmäßige Beschickung
                              des Apparates zu sorgen, und es darf besonders keine Ueberfüllung der Trommel stattfinden. Der
                              normale Gang der Mühle, d.h. das richtige Verhältniß zwischen dem Gewichte der
                              mahlenden Kugeln und dem des zwischen ihnen lagernden Mahlgutes, gibt sich stets
                              durch einen eigenthümlich hellen Klang zu erkennen, welchen die Kugeln beim Gange
                              der Mühle hören lassen. Für Kupferstein z.B. hat sich als das beste Verhältniß
                              ergeben, daß auf 600k Kugelgewicht sich
                              stets 25k Mahlgut zwischen den Steinen
                              befinden.
                           Hinsichtlich der Abnützung der Kugeln haben vergleichende Beobachtungen ergeben, daß
                              beim Vermahlen von 5000k Kupferstein die in
                              der Mühle vorhandenen 600k
                              gußeiserner Kugeln 8k, ein gleiches Quantum schmiedeiserner Kugeln
                              dagegen nur 1k und gußstählerne noch weit weniger am Gewicht verloren haben, so daß bei der
                              Verarbeitung sehr harter Substanzen die Anwendung schmiedeiserner oder stählerner
                              Kugeln zu empfehlen sein dürfte. Hinsichtlich der Abnützung von Hartgußkugeln liegen Beobachtungen nicht vor.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
