| Titel: | Ueber Hefe-Fabrikation; von F. van Heumen und W. S. van Hasselt. | 
| Autor: | F. Heumen , W. S. Hasselt | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 451 | 
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                        Ueber Hefe-Fabrikation; von F. van Heumen und W. S. van Hasselt.
                        Heumen und Hasselt, über Hefefabrikation.
                        
                     
                        
                           Die Hefe wird zur Zeit nach drei Methoden bereitet, deren jede sich nach dem
                              jeweiligen localen Verhältnisse ausgebildet hat, und zwar nach 1) der holländischen,
                              2) der deutschen Methode und 3) der Methode mit klarer Maische.
                           In Holland ist der producirte Spiritus besteuert, die Bottiche und Apparate sind
                              dagegen steuerfrei; in Folge dessen wendet man hier viele Gährungsgefäße an. In
                              Deutschland sind hingegen die Gefäße besteuert, und hatte die Gährungstechnik dort
                              also vor allem die Aufgabe, den Gährraum soviel wie möglich einzuschränken und
                              auszunützen. Die dritte Methode endlich entstand aus dem Bedürfniß nach einer reinen
                              und kräftigen Hefe seitens der Bäcker, denen gewöhnlich nur ein beschränkter Raum
                              zur Disposition steht und demnach viel an einer kräftigen Hefe, welche den Teig
                              schnell steigen macht, gelegen ist. Auch bei der Fabrikation von Bieressig, wozu
                              eine klare Maische nöthig ist, befolgt man diese Methode.
                           Die Frage, welche dieser Methoden unter sonst gleichen Verhältnissen den Vorzug
                              verdient, ist schwerlich direct zu beantworten. Wir werden im Folgenden die
                              Vor- und Nachtheile der verschiedenen Methoden gegen einander abwägen und
                              dann ein Verfahren angeben, welches in sich die Vortheile aller vereinigt; es sei zu
                              diesem Zweck eine kurze Beschreibung der obengenannten drei Methoden
                              vorangeschickt.
                           1) Holländische Methode. Das Rohmaterial ist immer Roggen
                              und Gerstenmalz, welche, ohne die Keime vom gedarrten Malz zu trennen, fein gemahlen
                              und dann in gleichen Theilen erst mit kaltem und dann mit heißem Wasser direct eingemaischt werden, bis
                              die Temperatur etwa 65° C. erreicht hat; nach 1 bis 2 Stunden kühlt man mit
                              klarer Schlempe von beiläufig 37° und alsdann mit kaltem Wasser bis auf eine
                              Temperatur von 30 bis 32°; zu gleicher Zeit wird die Hefe zugesetzt. Der
                              Bottich ist jetzt ungefähr ganz gefüllt.
                           Allmälig fängt die Gährung an, aber im Anfang so langsam, daß die Treber und andere
                              nicht gelöste Substanzen sich absetzen können, wozu ungefähr 3 Stunden nöthig sind.
                              Man läßt jetzt die mehr oder weniger klare Flüssigkeit ablaufen und pumpt dieselbe
                              in ein flaches viereckiges Gefäß, wobei die Temperatur der Flüssigkeit auf etwa
                              20° heruntergeht. In diesem Gefäß, welches die Maische von 4 bis 5 Bottichen
                              aufnimmt, findet die eigentliche Gährung und Hefebildung, statt; es entstehen zwei
                              Schichten Hefe, eine an der Oberfläche der Flüssigkeit, und eine auf dem Boden des
                              Gefäßes. Nach Beendigung dieser Hauptgährung wird die zwischen den beiden
                              Hefeschichten befindliche klare Maische abgelassen und in die ersten Maischbottiche
                              zurückgebracht, wo dieselbe mit den zurückgelassenen Trebern ihre Gährung vollendet.
                              Die Hefe wird in kleinere Gefäße gebracht, wo dieselbe sich ganz ablagert, und
                              (indem man die darüberstehende Maische ebenfalls in die Bottiche zurückbringt) durch
                              ein Sieb oder durch einen groben leinenen Sack gesiebt, abgewaschen und endlich
                              gepreßt.
                           Es muß noch bemerkt werden, daß die Destillation stets in einfachen, auf offenem
                              Feuer geheizten Blasen und die Abkühlung der Schlempe bis auf die Lufttemperatur in
                              flachen Kästen stattfindet.
                           Der Schlempezusatz variirt von 1/4 bis 1/3, je nachdem die Temperatur derselben im
                              Sommer oder Winter höher oder niedriger ist.
                           Die Gährbottiche fassen 2200l; es werden
                              darin eingemaischt 95k Roggen und 95k Malz. Aus 100k Mehl bekommt man 10 bis 12k Hefe und 26 bis 28l Sprit von 100 Proc.
                           Die erhaltene Maische wiegt 5,4 bis 5,8 Balling, also beträgt die
                              Brutto-Extractausbeute (2200 × 5,4) : 190 = 62,5 Proc. bis (2200
                              × 5,8) : 190 = 67 Proc.
                           2) Deutsche Methode. Außer Roggen und Malz wird hierbei
                              Mais verwendet, welcher sich aber seiner Härte wegen nur schwierig direct verzuckern
                              läßt und aus diesem Grunde vorher 1 bis 2 Stunden mit Dampf gekocht wird. Zur
                              Verhütung der Kleisterbildung gibt man vor dem Kochen etwas Malz oder Schwefelsäure
                              zu.
                           Roggen und Malz sind unterdessen eingemaischt auf einer solchen Temperatur, daß die
                              Temperatur nach dem heißen Maiszusatz wieder 65° erreicht. Nach
                              stattgefundener Saccharification kühlt man in einem Kühlschiff bis auf 37° ab und läßt die Masse
                              in die Gährungsgefäße laufen, wo man dieselbe mit klarer Schlempe abkühlt und mit
                              Hefe oder Kunsthefe anstellt. Beim Beginn der Gährung bildet sich ein leichter
                              Schaum an der Oberfläche und alsbald eine dicke Kruste von Trebern, welche allmälig
                              durchbricht und zu Boden sinkt. Die Masse steigt jetzt bis zum Rande, und es
                              entwickeln sich massenhaft weiße trübe Schaumblasen, welche die durch die Gährung
                              nach oben getriebene Hefe, verunreinigt mit Trebern etc., enthalten, und die man
                              abschöpft, bis sich auf der Oberfläche der Flüssigkeit gar kein oder doch nur sehr
                              wenig Schaum sammelt. Die abgeschöpfte Hefemasse wird durch ein Sieb von feinem
                              Seidenbeuteltuch von den Trebern getrennt und dann ihr eigenes Volum an kaltem
                              Wasser zugesetzt; die Hefe lagert sich ab, wird nochmals gewaschen und dann gepreßt,
                              während die kalte Maische über der Hefe abgezapft und in die Gährungsbottiche
                              zurückgepumpt wird, wo sie die inzwischen sehr gestiegene Temperatur mäßigt, in
                              Folge dessen die Gährung einen gleichmäßigem Verlauf nimmt. Nach zwei Tagen ist die
                              Gährung beendigt und können die Bottiche abdestillirt werden.
                           Für 1hl Gährraum werden 13k,88 Mehl (wovon 70 Proc. Mais und Roggen
                              und 30 Proc. Malz) eingemaischt; zur Kühlung braucht man 50l Schlempe, welche 2 Bg. wiegen. Die
                              Maische wiegt durchschnittlich 9,3 Bg. und vergährt bis 1 Bg.; man bekommt also 100
                              (9,3 – 1) : 13,88 = 60 Proc. Extract netto und (100 × 9,3) : 13,88 =
                              67 Proc. Extract brutto.
                           Für 1hl Gährraum sind etwa 20l Steigraum erforderlich; die Ausbeute von
                              100k Rohmaterial beträgt 9 bis 10k Hefe und 28 bis 30l Sprit von 100 Proc.
                           3) Methode mit klarer Maische. 20 Proc. Roggen, 30 Proc.
                              Mais und 50 Proc. Gerstenmalz werden, nachdem der Mais wieder mit Dampf gekocht
                              worden ist, eingemaischt in einem Bottich, in welchem sich nahe am Boden eine
                              durchlöcherte Platte und darunter ein Ablaßhahn befinden, ähnlich wie bei den
                              Einmaischbottichen der Bierbrauereien. Nach beendigter Saccharification, welche
                              ebenso stattfindet wie bei der zweiten Methode (nur mit dem Unterschiede, daß das
                              Malz nicht so fein gemahlen sein darf), läßt man die klare Maische durch den Hahn
                              ablaufen (die anfangs abgelaufene Flüssigkeit ist etwas trübe und wird wieder
                              aufgegossen, um nochmals filtrirt zu werden), bis die durch die Platte
                              zurückgehaltenen Treber trocken zu liegen kommen; diese werden alsdann so lange mit
                              warmem Wasser oder klarer Schlempe ausgewaschen, bis das Filtrat nur 1 Bg. wiegt;
                              letzteres wird darauf in einem Kühlschiff auf ungefähr 27° abgekühlt und
                              schließlich in großen Gährbottichen mit Hefe angestellt. Nach beendigter Hauptgährung, bei welcher
                              sich wieder starke Schaumbildung einstellt, so daß ein Steigraum von etwa 1/4 des
                              Bottichinhaltes erforderlich ist, wird die Maische in ein flaches Gefäß gepumpt, wo
                              sich die Hefe absetzt; die klare Maische wird darauf in den Gährbottich
                              zurückgeführt, wo dieselbe ihre Gährung vollendet; die ganze Vergährung nimmt
                              beiläufig zwei Tage in Anspruch. Die erhaltene Hefe wird wieder ausgewaschen und
                              gepreßt.
                           Für 1k Frucht erhält man etwa 7l,5 Maische, welche durchschnittlich 7,5
                              Bg. wiegt, und bekommt man also 56 Proc. Extract. Die Ausbeute wird zu 9 Proc. Hefe
                              und 24 bis 25 Proc. Sprit von 100 Proc. gerechnet.
                           Vergleichen wir nun diese Methoden mit einander in Bezug auf Rohmaterial, Apparate
                              und Gährraum, Arbeiterbedarf, Ausbeute und Qualität der Producte.
                           Rohmaterial Die holländische Methode (1) erlaubt keinen
                              niedrigern als den angegebenen Procentsatz an Malz, weil sich sonst die Treber nur
                              ungenügend und zu langsam absetzen, in Folge dessen man nur wenig klare Maische
                              erhalten würde. Der Roggen würde sich vielleicht theilweise durch Mais ersetzen
                              lassen. Nach der deutschen Methode (2) nimmt man gewöhnlich Mais, Roggen unk Malz,
                              jedoch kann man auch andere Frucht, z.B. Gerste und Buchweizen, verarbeiten;
                              nöthigenfalls kann man mit dem Malzzusatz noch unter 30 Proc. gehen, und das
                              Verhältniß der Rohmaterialien zu einander beliebig verändern. Bei der Methode mit
                              klarer Maische (3) endlich muß man wenigstens 50 Proc. Malz und höchstens 20 Proc.
                              Roggen verwenden, weil sonst die Maische sehr schlecht abläuft und sich auch
                              schlecht aussüßen läßt.
                           In Bezug auf Rohmaterial ist also Methode 2 entschieden die vortheilhafteste, weil
                              sie einen geringern Malzzusatz erlaubt und die Zusammenstellung der Maische immer so
                              gewählt werden kann, daß die zur Zeit billigste Frucht darin vorherrscht.
                           Apparate und Gährraum.Für die bei Methode 2 und 3 anzugebenden Gährräume sind zur bessern
                                    Vergleichung die Mittelwerthe der in holländischen Brennereien
                                    gebräuchlichen Maße angenommen.
                           Methode 1 erfordert für 1k Frucht an Gährraum:
                           
                              
                                 
                                 
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                                 Einmaisch- resp. Gährbottichen 2200 : 190
                                    =         
                                 11,6
                                 
                              
                                 Flache Gährkästen 11,6 × 3/4
                                   8,7
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 20,3.
                                 
                              
                           Da die Gährung im Ganzen 3 Tage dauert, sind also zu einem
                              ununterbrochenen Betriebe erforderlich 3 × 20,3 = 60l,9.
                           
                           Methode 2. Gährraum pro 1k Frucht 120 : 13,88 = 8l,6, also, weil die Gährung zwei Tage
                              dauert, 2 × 8,6 = 17l,2.
                           
                              
                                 
                                 
                                 
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                                 Methode 3.
                                 Gährraum für 1k Frucht
                                 7,5
                                 
                              
                                 
                                 zuzüglich 7,5 × 1/4 Steigraum
                                 1,9
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 zusammen
                                 9,4,
                                 
                              
                           also, weil die Gährung zwei Tage dauert, 2 × 9,4 =
                              18l,8.
                           Die erforderlichen Gährräume verhalten sich also wie 60,9 :
                              17,2 : 18,8 oder wie 3,54 : 1,00 : 1,09, und da die Größe der Gährlocalitäten, der
                              Röhrenleitungen etc. ungefähr in gleichem Verhältniß zu einander stehen müssen, so
                              bedingt die Methode 1 relativ hohe Anlagekosten.
                           Zur Beantwortung der Frage, ob der große Gährraum bei dieser Methode unumgänglich
                              nothwendig ist, müssen wir die Ursachen desselben einer näheren Betrachtung
                              unterziehen.
                           Verarbeitet man dickere Maische, so setzen sich die Treber nur theilweise ab; man
                              würde also nur wenig klare Maische in den flachen Gährkästen erhalten, in Folge
                              dessen also auch die Hefenausbeute gering sein würde; anderseits bietet die dünne
                              Maische den Vortheil, daß man allein mit Wasser bis auf die geeignete Temperatur
                              abkühlen kann, so daß Kühlapparate und im Sommer Eis überflüssig sind. In Betreff
                              der doppelten Gährgefäße müssen wir vorausschicken, daß erfahrungsmäßig für eine
                              vollkommene Vergährung eine reichliche Sättigung der Maische mit Luft durchaus
                              erforderlich ist. Bei Methode 2 und 3 findet diese in Kühlschiffen statt; diese
                              werden aber bei Methode 1 nicht angewendet, so daß hier die flachen Gährkästen auch
                              diesem Zwecke dienen müssen und die Sättigung mit Luft noch während der Gährung
                              stattfinden muß.
                           Aus Obigem geht hervor, daß die dünne Maische und die doppelten flachen Gährgefäße
                              innig mit Methode 1 verknüpft sind, diese also überall dort, wo die Gährbottiche
                              besteuert sind, nicht lebensfähig ist.
                           Die Anwendung der klaren Maische bei Methode 3 sichert einen ununterbrochenen
                              Betrieb, da hierbei Verstopfungen in den Rohrleitungen und Apparaten vorgebeugt
                              wird.
                           Da ferner aus 1k Frucht an zu destillirender
                              Maische erhalten werden nach den drei Methoden beziehungsweise 11l,6, 8l,6, 7l,5, so wird sich auch der
                              Kohlenverbrauch ungefähr verhalten wie 11,6 : 8,6 : 7,5 oder wie 1,55 : 1,14 :
                              1,00.
                           Arbeiterbedarf. Wenn eine Fabrik nach Methode 1 gut
                              eingerichtet ist, können alle Manipulationen mittels Hähnen, Rohrleitungen und
                              Pumpen ausgeführt werden, so daß nicht nur wenige, sondern selbst ganz ungeübte
                              Arbeiter verwendbar sind (und zwar hauptsächlich zum Heranschaffen des Rohmaterials
                              und zum Verpacken der Hefe). Hierdurch wird auch die Reinhaltung von Localen und
                              Apparaten, worauf in der Gährungstechnik so viel ankommt, leicht ermöglicht. Methode
                              3 schließt sich in dieser Hinsicht der Methode 1 an. Bei Methode 2 erfordert aber
                              das Abschöpfen und Durchsieben des Schaumes, was für jeden Bottich wenigstens 10
                              Stunden dauert, und wobei ungefähr ein Viertel vom Bottichinhalte abgeschöpft wird,
                              nicht allein viele, sondern außerdem auch gewandte und zuverlässige Arbeiter, soll
                              nicht die Ausbeute an Hefe sowie die Qualität derselben eine mittelmäßige werden.
                              Auch ist dadurch die erforderliche Reinlichkeit bei dieser Methode (2) schwieriger
                              zu erhalten.
                           Ausbeute und Qualität der Producte. Wie oben schon
                              gesagt, erhält man nach
                           
                              
                                 Methode
                                 1
                                 eine
                                 Ausbeute
                                 von
                                 10
                                 bis
                                 12
                                 Proc.
                                 Hefe
                                 und
                                 26
                                 bis
                                 28l
                                 Sprit
                                 von
                                 100
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 2
                                 „
                                 „
                                 „
                                   9
                                 „
                                 10
                                 „
                                 „
                                 „
                                 28
                                 „
                                 30l
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 3
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   9
                                 „
                                 „
                                 „
                                 24
                                 „
                                 25l
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Methode 1 gibt demnach die meiste Hefe, Methode 2 dagegen den
                              meisten Sprit; diese Differenz hat hauptsächlich ihren Grund in der Zusammenstellung
                              der Maische und kann verringert werden, falls man bei Methode 2 weniger Mais und
                              mehr Roggen einmaischt.
                           Daß man bei Methode 3 einen niedrigen Procentsatz an Sprit und Hefe erhält, läßt sich
                              aus Folgendem leicht erklären. Es ist eine bekannte Thatsache, daß die Aufschließung
                              des Stärkemehls der Frucht mit Malz allein niemals vollkommen erreicht wird, sondern
                              auch noch theilweise vor sich geht, wenn man die Maische zusammen mit den Trebern
                              gähren läßt, wie dies bei Methode 1 und 2 stattfindet. Bei Methode 3 aber
                              verarbeitet man nur die klare, durch die Siebplatte filtrirte Maische; ein Theil des
                              Stärkemehls wird also nicht aufgelöst, sondern durch die Platte mit den Trebern
                              zurückgehalten, so daß die Extractausbeute gering sein muß.
                           Die Qualität des Sprits ist bei Methode 1 am besten; doch möchte der Grund hierfür
                              hauptsächlich der Abwesenheit des Maises zuzuschreiben sein, weil die fetten und
                              öligen Bestandtheile dieser Frucht dem Sprit immer einen schlechten, äußerst
                              schwierig zu entfernenden Beigeschmack geben. – Die kleine Hefenausbeute bei
                              Methode 3 hat eine analoge Ursache wie die geringe Spritausbeute.
                           Wird die aus den Gährbottichen nach Methode 1 erhaltene Maische in den flachen Kasten
                              gepumpt, so ist dieselbe trübe, und zwar durch die Beimischung von nicht aufgelösten
                              Eiweißsubstanzen, fein vertheilten Zellengeweben und sonstigen Verunreinigungen der
                              Frucht, welche wahrscheinlich wohl theilweise noch während der Gährung aufgelöst werden
                              und dann zur Hefebildung beitragen, jedoch größtentheils mit der Hefe gefällt
                              werden. Die höhere Ausbeute an Hefe erhält man demnach nur auf Kosten der geringern
                              Reinheit, was sich auch schon durch die graue Farbe der Hefe verräth.
                           Aehnlich verhält es sich bei Methode 2, wo diese Verunreinigungen mit abgeschöpft und
                              theilweise durchgesiebt werden; das Uebel offenbart sich jedoch hier nicht in dem
                              Maße als bei Methode 1, und zwar scheint es, daß der größere Theil der flockigen
                              Eiweißsubstanzen und das Zellengewebe durch die Treber zurückgehalten werden; es ist
                              wenigstens Thatsache, daß die Hefe reiner und weißer ist als die nach Methode 1,
                              aber dafür an Quantität auch etwas einbüßt.
                           Bei Methode 3 dagegen verarbeitet man nur ganz klare und reine Maische; die erhaltene
                              Hefe wird demnach auch sehr rein und frei von fremden Substanzen sein, was auch aus
                              der weißen Farbe hervorgeht; dagegen wird die Quantität bei der nach Methode 1 oder
                              2 erhaltenen zurückstehen.
                           Fassen wir Alles kurz zusammen, so können wir die drei verschiedenen Methoden
                              folgendermaßen charakterisiren:
                           Die holländische Methode
                              
                           erfordert theures Rohmaterial wegen des hohen Malzzusatzes und
                              einen großen Gährraum;
                           liefert eine mittelmäßige Ausbeute an Sprit von sehr guter
                              Qualität und
                           eine hohe Ausbeute an Hefe, welche aber ziemlich unrein
                              ist;
                           beansprucht wenig Arbeiter.
                           Die deutsche Methode
                              
                           bietet den Vortheil, daß die Zusammenstellung der Maische dem
                              jeweiligen Preise der verschiedenen Getreidearten angepaßt werden kann, und
                              erfordert einen geringen Malzzusatz sowie wenig Gährraum;
                           liefert eine hohe Spritausbeute von mittelmäßiger Qualität
                              und
                           eine mittelmäßige Hefeausbeute, jedoch von guter Qualität;
                           beansprucht viele und tüchtige Arbeiter;
                           weist dagegen den kleinsten Kohlenverbrauch auf.
                           Die Methode mit klarer Maische
                              
                           erfordert einen hohen Malzzusatz und
                           einen mittelmäßigen Gährraum;
                           liefert eine geringe Ausbeute an Sprit von mittelmäßiger
                              Qualität und
                           
                           eine geringe Ausbeute an Hefe, welche aber äußerst rein und
                              weiß ist; beansprucht wenig Arbeiter.
                           Es fragt sich nun, ob aus dem vorhandenen Material nicht eine Methode zu combiniren
                              wäre, welche die Vortheile der oben beschriebenen Methoden möglichst in sich
                              vereinigt, welche also: unabhängig ist von einer bestimmten Frucht, einen kleinen
                              Gährraum erfordert, hohe Ausbeute von reiner Hefe und gutem Sprit gibt und wenig
                              Arbeitskraft erfordert.
                           Reine Hefe entsteht nur aus reinen klaren Lösungen, wie man solche bei Methode 3
                              erhält; da diese Methode außerdem nur geringer Arbeitskraft bedarf, wählen wir
                              dieselbe zum Ausgangspunkte und untersuchen dieselbe in Bezug auf die übrigen
                              Anforderungen.
                           Rohmaterial und Gährraum. Wie früher erwähnt, sind die
                              Rohstoffe, Malz, Roggen und Mais, im Verhältniß von 50 : 20 : 30, und kann man mit
                              dem Malzzusatz nicht herunter, resp. mit dem Roggenzusatz nicht hinauf gehen, weil
                              sonst die Maische nicht klar wird, oder wegen ihrer schleimigen Beschaffenheit sich
                              gar nicht filtriren läßt. Doch kann diesem Uebelstand durch ein vorheriges Kochen
                              des Roggens mit Dampf (noch besser unter Druck) während 1/2 bis 1 Stunde ebenso wie
                              beim Mais großentheils abgeholfen werden. Außerdem kann man die Maische unter Druck
                              filtriren, also eine Filterpresse anwenden, welche noch den Vortheil hat, daß die
                              Treber mit verhältnißmäßig wenig Wasser ausgesüßt werden können, man also eine
                              concentrirte klare Maische erhält, welche nur kleinen Gährraum erfordert.
                           Als weitern Zweck der platzraubenden flachen Kühlschiffe und Gährungsgefäße haben wir
                              die Sättigung der Maische in denselben mit Luft erkannt; dasselbe wird aber
                              erreicht, wenn man während der Gährung gereinigte Luft durch die Maische preßt
                              – eine Methode, welche hier und dort in Frankreich schon mit großem Erfolge
                              angewendet wird und in den folgenden Versuchen ihre Bestätigung findet.
                           1. Versuch. Ein Theil einer eben in Gährung gerathenen
                              Biermaische wurde in einen Glaskolben gebracht, welcher mit einem
                              doppeltdurchbohrten Kork geschlossen war. Durch diesen Korkstöpsel wurden zwei
                              Glasröhren geführt, wovon das eine nur eben heraustrat und mit einer Luftpumpe in
                              Verbindung stand, während das zweite Rohr in eine feine Spitze ausgezogen war,
                              welche nahezu bis zum Boden der Flasche reichte, und am obersten Ende mit einem mit
                              Baumwolle gefüllten Cylinder verbunden war. Ein anderer Theil derselben Maische
                              wurde in ein offenes Becherglas gebracht und zur bessern Controle neben dem
                              Glaskolben gesetzt. Jetzt wurde die Luftpumpe in Thätigkeit gebracht und so die durch die
                              Baumwolle filtrirte Luft durch die Maische geführt, indem die Maische im offenen
                              Glase sich selbst überlassen blieb. Es ergaben sich nun folgende Resultate: Die
                              Maische wog vor der Vergährung 14,2 Bg., das Bier im Becherglase vergährte bis 6,3
                              Bg., dasjenige im Kolben bis 4 Bg. und die Maische im Bierbottich, welchem die
                              beiden Proben entnommen waren, bis 6,2 Bg. Die im Becherglase abgesetzte Hefe war
                              von ziemlich brauner Farbe; im Kolben befanden sich abwechselnd Schichten von weißer
                              und farbiger Hefe – wahrscheinlich, je nachdem die Hefe sich über Tag oder
                              des Nachts gebildet hatte (Nachts arbeitete die Luftpumpe nicht). Die Flüssigkeit im
                              Kolben war fast ganz klar und gährte noch schwach, wohingegen dieselbe im
                              Becherglase schon etwas verdorben war.
                           2. Versuch. Um festzustellen, ob bei der Gährung von
                              Destillationsmaischen die Luftdurchführung einen ebenso günstigen Einfluß übe,
                              machten Verfasser den Versuch in ganz gleicher Weise mit einer solchen Maische. Aus
                              einem gerade eingemaischten Bottich wurde ein Theil herausgenommen und filtrirt. Das
                              Filtrat wog 10,2 Bg. Es wurden hiervon 1200cc in einen Kolben gebracht, 5g
                              Hefe zugesetzt und alsdann wie oben gereinigte Luft durchgeführt; 700cc derselben Maische wurden in einem
                              offenen Glase mit 2g Hefe versetzt und sich
                              selbst überlassen.
                           In 2 1/2 Tagen war die Maische in Kolben vergohren bis 0,8 Bg., im Becherglase bis 2
                              Bg., und zwar im letztern vollständig, während im Kolben noch eine schwache Gährung
                              stattfand; auch war übrigens der Proceß ganz analog dem ersten, indem die
                              Flüssigkeit im Kolben viel klarer und weniger sauer war als die im Glase. Es wurde
                              darauf die Hefe filtrirt, was bei der im Kolben abgesetzten sehr leicht ging,
                              während die Hefe aus dem Glase sehr schlecht filtrirte und sich schwierig so trocken
                              erhalten ließ wie die käufliche Preßhefe (welche man brechen kann); auch war die
                              erstere viel weißer, was jedoch auch theilweise dem Umstand zu verdanken sein mag,
                              daß dieselbe während dem Trocknen nicht so lange an der Luft gestanden hatte wie die
                              andere.
                           Aus dem Kolben wurden erhalten 28g Hefe,
                              also, abzüglich der zugesetzten 5g, 23g neugewachsene Hefe, welche entstanden
                              waren aus (1200 × 10,2): 100 = 122g,4 Extract, was einer Ausbeute von (23 × 100) : 122,4 = 18,8 Proc.
                              entspricht; aus dem Becherglase resultirten dagegen nur 8g,5, also, nach Abzug der 2g zugesetzten, 6g,5 neu gewachsene Hefe, entstanden aus
                              (700 × 10,2) : 100 = 71g,4 Extract,
                              wodurch demnach nur eine Ausbeute von (6,5 × 100) : 71,4 = 9,1 Proc. erzielt
                              wurde, so daß wir als zur Genüge bewiesen annehmen können, daß die Luftdurchführung
                              bei der Hefebildung fördernd wirkt.
                           
                           Den Umstand, daß die im Becherglase gewachsene Hefe sich (im Vergleich zu der im
                              Kolben unter reichlicher Luftzufuhr gebildeten) so schlecht filtriren und trocken
                              pressen läßt, wollen wir noch einer nähern Betrachtung unterziehen. Es rührt dies
                              hauptsächlich von der schleimigen Beschaffenheit der Maische beim Gebrauch der
                              Schlempe her.
                           Die Essigfabrikanten, welche nach Methode 3 arbeiten, wenden keine Schlempe an, und
                              läßt sich hierbei die Hefe auch immer gut pressen. Nach Methode 1 wird zwar Schlempe
                              gebraucht, doch wird dieselbe in flachen Gefäßen gekühlt, wo sich dieselbe
                              vollständig mit Luft sättigen kann, in Folge dessen ein Theil der gelösten
                              Eiweißsubstanzen oxydirt und niedergeschlagen wird; außerdem kommen bei dieser
                              Methode noch allgemein die auf freiem Feuer geheizten Destillirblasen in Anwendung,
                              in welchem die Maische einer heftigen Kochung unterzogen wird, wodurch die
                              schleimigen Eiweißsubstanzen coagulirt werden; obengenannter Uebelstand kommt hier
                              denn auch nur sehr selten vor.
                           Bei Methode 2 dagegen werden meistens hohe Schlempegefäße und Wasserkühlapparate
                              gebraucht, so daß die Oxygenation der Schlempe nur sehr unvollkommen stattfinden
                              kann, während anderseits gewöhnlich continuirliche Brennapparate angewendet werden,
                              in welche die Maische nur momentan auf die Kochtemperatur gebracht wird; falls man
                              alsdann nicht zu einem nachherigen 1 bis 2stündigen Kochen der Schlempe mit Dampf
                              (wodurch jedoch die durch Anwendung der continuirlichen Brennapparate bezweckte
                              Dampfersparniß wieder verloren geht) seine Zuflucht nimmt und von Zeit zu Zeit
                              einige Einmaischungen ganz ohne Schlempe macht, hat man mit besagtem Uebelstand oft
                              zu kämpfen.
                           Da sich nun bei dem vorher angeführten Versuch die Hefe sogar leicht filtriren ließ,
                              wurde zur Bestätigung dieses Verhaltens noch einige Male der Versuch wiederholt und
                              stets ein ähnliches Resultat erhalten; es ist also sehr wahrscheinlich, daß zur
                              Klärung der Schlempe ohne nachheriges Kochen und zum bessern Pressen der Hefe die
                              Luftdurchführung förderlich ist. Endlich wird hierdurch die Hefe nicht mehr so sehr
                              an die Oberfläche der Flüssigkeit kommen, sondern sich am Boden absetzen, wo sie vor
                              Zersetzung geschützt ist, da in der Maische selbst die zu ihrer Bildung
                              erforderliche Luft genügend vorhanden ist; auch wird die Masse nicht so sehr
                              schäumen wie gewöhnlich, da man hier nur mit klarer Maische zu thun hat, deren
                              schleimige Beschaffenheit durch die Luftzufuhr aufgehoben ist. Der Steigraum kann
                              somit bedeutend vermindert werden gleich wie bei den Melassenmaischen, wobei die
                              Bottiche ganz gefüllt sein können, wenn nur etwas Treber auf die Oberfläche der
                              Flüssigkeit gebracht werden.
                           
                           Ausbeute. Wie wir gesehen haben, hat die kleine
                              Spritausbeute der im Princip angenommenen Methode 3 darin ihren Grund, daß nicht
                              mehr der ganze Gehalt an Stärkemehl, welcher im Rohmateriale enthalten ist,
                              verzuckert wird, sondern theilweise in den Trebern zurückbleibt, während die
                              kleinere Hefenausbeute theilweise darin zu suchen ist, daß die Hefe nach den andern
                              Methoden nicht so rein zu bekommen ist. Da aber die Hefe nur auf Kosten der
                              aufgelösten Nahrungsstoffe im Extract wachsen kann, so ist es deutlich, daß eine
                              geringe Extractausbeute auch eine geringe Hefenausbeute nach sich zieht. Um also die
                              Ausbeute an Sprit und Hefe zu erhöhen, muß man versuchen, die unaufgelösten Theile
                              der Treber noch nachträglich aufzulösen. Dies kann erreicht werden durch Kochen
                              derselben mit Säuren, und wurden deshalb folgende Versuche angestellt.
                           1. Versuch. 70g
                              Mais wurden mit 5g Malz und 500cc Wasser vermischt, langsam bis auf
                              100° erhitzt und nun 2 1/2 Stunden lang gekocht, wobei man Sorge trug, das
                              Wassergewicht constant zu erhalten. Alsdann wurde bis 70° abgekühlt, 25g Malz zugesetzt, und die Masse 1 1/2
                              Stunden lang auf eine Temperatur von etwa 60° gehalten. Die Maische wurde
                              durch ein Sieb von Seidenbeuteltuch filtrirt, wobei die anfangs durchgelaufene trübe
                              Flüssigkeit nochmals aufgegossen wurde, und darauf die Treber einmal mit warmem
                              Wasser ausgesüßt. Es wurde nun erhalten 405cc ganz klare Maische von 11 Bg., also (405 × 11) : 100 = 44,55
                              Extractproc. Die Treber wurden jetzt von neuem in eine Kochschale gebracht, mit 5g concentrirter Schwefelsäure und 500cc Wasser versetzt und so lange gekocht,
                              bis mit Jodtinctur keine Reaction mehr zu erkennen war. Nachdem die Schwefelsäure
                              mit Kreide neutralsirt und die Masse wieder durchfiltrirt war, erhielt man noch:
                           
                              
                                 
                                 260cc
                                 klare
                                 Maische
                                 von
                                 8,5
                                 Bg
                                 =
                                 22,10
                                 Extractproc.
                                 
                              
                                 und
                                 500cc
                                 „
                                 „
                                 „
                                 3,0
                                 „
                                 =
                                 15,00
                                 „
                                 
                              
                                 zusammen mit den erhaltenen
                                 44,55
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 was eine Gesammtausbeute ergab
                                    von
                                 81,65
                                 Extractproc.
                                 
                              
                           2. Versuch. Aus 70g Mais und 30g Malz wurden in
                              derselben Weise wie oben erhalten:
                           
                              
                                 Durch
                                 Malz
                                 425cc
                                 von
                                 10
                                 Bg.
                                 =
                                 42,5 
                                 Extractproc.
                                 
                              
                                 „
                                 Säure
                                 180
                                 „
                                 10
                                 „
                                 =
                                 18,0
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 170
                                 „
                                 9
                                 „
                                 =
                                 15,3
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––
                                 
                                 
                              
                                 zusammen
                                 75,8
                                 Extractproc.
                                 
                              
                           3. Versuch, ganz wie oben; aus 70g Mais und 30g Malz erhalten:
                           
                           
                              
                                 Durch
                                 Malz
                                 380cc
                                 von
                                 12,0
                                 Bg.
                                 =
                                 45,60
                                 Extractproc.
                                 
                              
                                 „
                                 Säure
                                 360
                                 „
                                 7,3
                                 „
                                 =
                                 26,28
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 450
                                 „
                                 1,6
                                 „
                                 =
                                 7,20
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 225
                                 „
                                 0,5
                                 „
                                 =
                                 1,12
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 also zusammen
                                 80,20
                                 Extractproc.
                                 
                              
                           4. Versuch. 50g
                              Mais wurden direct mit 5g concentrirter
                              Schwefelsäure und 250cc Wasser gekocht, bis
                              keine Jodreaction mehr zu erkennen war, und ergaben, nachdem mit Kreide
                              neutralisirt, die Masse filtrirt und auch das Filter ausgewaschen war, 575cc von 7,6 Bg. = 43g,7 Extract oder 87,4 Extractproc.
                           Diese Versuche erheben natürlich keinen Anspruch auf Genauigkeit, da ja nicht einmal
                              der Wassergehalt der Frucht bestimmt wurde; auch haben dieselben als solche keinen
                              praktischen Werth, da der durch die Neutralisation entstandene schwefelsaure Kalk
                              die Treber unbrauchbar zum Viehfutter macht; sie beweisen jedoch, daß durch Kochen
                              mit Säuren höhere Extractausbeute zu erzielen ist. Wohl aber würde man praktische
                              Resultate erhalten, wenn es gelänge, die lösliche Substanz der Treber mit so wenig
                              Säure aufzulösen, daß keine Neutralisation mehr stattzufinden brauchte. Dies kann
                              erreicht werden durch Kochen mit Säuren unter erhöhtem Druck, wie aus folgenden
                              Versuchen erhellt.
                           1. Versuch. In einem dampfdicht verschließbaren, kupfernen
                              Kessel, in welchem durch einen Absperrhahn mit anschließender Rohrleitung Dampf
                              einströmen konnte, wurden 150g Roggen,
                              400cc Wasser und 7g,5 Salzsäure von 50 Proc. gebracht; darauf
                              wurde der Kessel geschlossen und nun 1 Stunde lang unter Druck gehalten. Nachdem der
                              Dampf alsdann abgesperrt und der Kessel erkaltet war, wurde der Inhalt untersucht,
                              und erhielt man 1420cc Flüssigkeit von 9
                              Bg., also 127g,8 oder 80,5 Proc. Extract.
                              Jodtinctur gab keine blaue oder violette Färbung.
                           2. Versuch. 110g
                              Roggen mit 400cc Wasser wurden ebenso wie
                              oben mit 5g,5 von derselben Säure
                              behandelt. Es entstanden 1100cc Flüssigkeit
                              von 7,5 Bg., also 82g,5 oder 75 Proc.
                              Extract. Jodtinctur gab noch eine violette Färbung.
                           3. Versuch. Aus 75g Roggen, 200cc Wasser und 3g,75 Salzsäure wurden wie oben erhalten
                              540cc von 10,2 Bg. = 55g oder 73 Proc. Extract. Jodtinctur gab
                              keine Färbung.
                           Da also der günstige Einfluß des Kochens mit einer geringen Quantität Säure unter
                              erhöhtem Druck auf die Extractausbeute genügend hervortrat, fragte es sich, ob
                              vielleicht die Säure der Schlempe nicht ausreichend sei zur Auflösung der Treber. Es
                              wurde deshalb folgender Versuch gemacht: 150g Roggen wurden mit 600cc einer klaren Schlempe, welche 0,2 Proc.
                              Säuregehalt anzeigte, in dem kupfernen Kessel unter Druck gekocht – aber ohne
                              Resultat, weil die entstandene Auflösung zu schleimig zum Wiegen war; auch färbte
                              Jodtinctur dieselbe intensiv blau. Der Grund wurde in der Verdünnung der Säure durch
                              das aus dem Dampf condensirte Wasser gesucht und deshalb der Apparat dahin
                              abgeändert, daß der Roggen mit der Schlempe in eine kleine geschlossene Flasche
                              gebracht wurde, und diese in den Kochkessel, so daß die Masse indirect durch den
                              Dampf unter Druck gelangte.
                           Es wurden jetzt folgende Resultate erzielt:
                           1. Versuch. 100g
                              Roggen mit 400cc klarer Schlempe von 0,2
                              Proc. Säuregehalt 1 Stunde lang gekocht, gaben zusammen mit Waschwasser 800cc Maische zu 10,2 Bg. = 81g,6 Extract (also ebensoviel Extractproc.).
                              Jodtinctur gab noch eine schwache violette Färbung.
                           2. Versuch. 100g
                              Roggen wie oben mit 200cc klarer Schlempe
                              (Säuregehalt 0,4 Proc.) und 1g,2
                              50procentiger Salzsäure ergaben mit dem Waschwasser 800cc Maische zu 9 Bg. = 72 Extractproc. Eine
                              Färbung mit Jodtinctur war nicht mehr zu erkennen.
                           3. Versuch. 100g
                              Roggen allein mit 3g,5 Salzsäure gekocht,
                              gaben zusammen mit dem Waschwasser 1000cc
                              Maische von 8 Bg. = 80 Extractproc. Jodtinctur zeigte keine Farbenveränderung
                              mehr.
                           Bei allen diesen Versuchen ließen sich die erhaltenen Auflösungen sehr leicht
                              filtriren und klären. Die Extracte vergährten jedoch schlecht mit Hefe allein; dies
                              ist nicht zu verwundern, da bekanntlich bei jeder Saccharification von Stärkemehl
                              höchstens die Hälfte in Zucker verwandelt wird und der Rest in Dextrin, welch
                              letzteres aber mittels der Diastase während der Gährung noch in Zucker umgesetzt
                              wird und größtentheils vergährt. Bei unsern Versuchen hatten wir aber keine Diastase
                              in die Maische gebracht, so daß das entstandene Dextrin nicht in Zucker umgewandelt
                              werden konnte. Die Fabrikanten, welche ihre Maischen mittels Säuren erhalten,
                              setzten denn auch mit der Kunsthefe einen gewissen Theil Malz zu und vergähren
                              dieselben alsdann sehr gut. Die HH. Kruger in Niort
                              (Frankreich), welche Mais mit 5 Proc. Salzsäure unter hohem Druck verzuckern,
                              behaupten sogar eine Ausbeute von 36l Sprit
                              zu 100 Proc. aus 100k Mais zu erzielen.
                           Wichtiger ist es, daß die also erhaltene Maische eine ziemlich dunkle Farbe besitzt,
                              wahrscheinlich durch ein wenig entstandenes Caramel; wenn man aber bedenkt, daß wir
                              das Kochen mit Säuren nur auf die ausgepreßten Treber anwenden wollen, so ist die
                              Quantität des gefärbten Extractes im Vergleich zur ganzen Ausbeute nicht so groß, um einen merkbaren
                              Einfluß auf die Farbe der Hefe befürchten zu müssen.
                           Berechnen wir jetzt noch, welchen Einfluß das Kochen der Treber mit Säuren auf den
                              Säuregehalt der Maische hat. Mit Malz allein bekommt man aus 100k Mehl etwa 60l Extract, welche mittels der Filterpresse
                              fast vollständig gewonnen werden können; da das lufttrockene Mehl ungefähr 10 Proc.
                              Feuchtigkeit enthält, bleiben also in der Filterpresse zurück etwa 30 Proc. feste
                              Substanz; diese halten höchstens ihr eigenes Gewicht an Wasser zurück, so daß von
                              100k Mehl 60k Treberkuchen in der Filterpresse
                              entstehen.
                           Abstrahiren wir noch vom Kochen mit Schlempe, so haben wir doch gesehen, daß mittels
                              2,5 Proc. Salzsäure von 50 Proc. und 200 Proc. Wasser eine vollständige
                              Extractausbeute zu erhalten ist. Für 60k
                              Treberkuchen (mit 30k fester Substanz) sind
                              also erforderlich 0k,75 Salzsäure und 30k Wasser; es werden hieraus etwa 20k Extract in 80 bis 90k Flüssigkeit erhalten.
                           Die meist concentrirten Hefenmaischen wiegen nicht mehr wie 15 Bg., die im ganzen
                              erhaltenen 80k Extract würden in diesem
                              Fall also aufgelöst werden müssen in (80 × 100): 15 = 533k Flüssigkeit, worin enthalten sind 0k,375 HCl oder 0,06 Proc. Wir sehen also,
                              daß das Kochen mit Säuren keinen bedeutenden Einfluß auf den Säuregehalt der Maische
                              haben kann, umsomehr als gute Maischen im Anfange der Gährung 0,1 bis 0,2 Proc.
                              Säure enthalten müssen. Anderseits sind die 80 bis 90k gefärbte Maische in 533k Maische enthalten, so daß die Färbung,
                              die bei einer solchen Verdünnung überhaupt sehr schwach ist, keinen Einfluß auf die
                              producirte Hefe haben kann.
                           Es bleibt uns jetzt noch übrig, den Lauf der Fabrikation nach dieser neuen Methode zu
                              beschreiben.
                           Die Frucht wird mit Putzmaschinen gut gereinigt und dann fein gemahlen; zur Maische
                              nimmt man 2/3 Mais und Roggen (oder den letztern allein) und 1/3 Malz. Nachdem Mais
                              und Roggen mit Dampf gekocht sind, wird mit Malz verzuckert und darauf die Maische
                              in die Filterpresse gepumpt; nach dem Pressen werden die Treber mit warmem Wasser
                              ausgesüßt.
                           Die durchgepreßte klare Maische wird mittels eines Wasserkühlapparates abgekühlt, mit
                              der nöthigen Menge Schlempe in die Gährbottiche gebracht und mit Hefe oder Kunsthefe
                              angestellt (wobei man die Bottiche nur soweit füllt, daß der ganze zweite Extract
                              noch hinein gebracht werden kann); alsdann fängt man langsam an, filtrirte Luft
                              durchzuführen. Unterdessen ist die Filterpresse geöffnet; die Kuchen fallen in einen unter derselben
                              befindlichen Kasten, wo sie gleich mit Wasser gemischt werden, um darauf, wie früher
                              beschrieben, mit Säure in einem kupfernen Kessel mittels Dampf gekocht zu werden.
                              Ungefähr nach 1 Stunde wird der Dampf abgesperrt, der Kessel geöffnet und die
                              erhaltene Maische ebenfalls in die Filterpresse gebracht; die durchgepreßte klare
                              Maische wird abgekühlt, mit Wasser oder Schlempe gemischt und alsdann zur gährenden
                              Maische in die Bottiche gebracht. Nach Beendigung der Hauptgährung wird die
                              Luftpumpe abgestellt und der Bottich mit einem Deckel geschlossen. Nach Beendigung
                              der Gährung wird die klare Maische abgezapft und in die Blasen gepumpt; die
                              abgelagerte Hefe wird gewaschen und gepreßt und das erhaltene Hefewaschwasser direct
                              mit destillirt.
                           Die in der Presse zurückgebliebenen Treber werden so weit wie möglich trocken gepreßt
                              und können ohne weiteres als Treberkuchen benützt werden.
                           Durch ein vorheriges Kochen des Rohmaterials, Anwendung von Filterpressen,
                              Durchführung von filtrirter Luft, sowie Kochen der Treber mit Säure ist es demnach
                              durch Methode 3 möglich, daß
                           alle Arten Frucht (wahrscheinlich selbst Kartoffeln) in
                              verschiedenen Verhältnissen verarbeitet werden können und der Malzzusatz verringert
                              werden kann;
                           durch die Verarbeitung der klaren concentrirten Maische und die
                              Verringerung des Steigraumes der Gährraum besser ausgenützt wird;
                           die flachen Kühl- und Gährungsgefäße umgangen werden
                              können und die Schlempe sich ohne Kochen klärt;
                           der Arbeiterbedarf gering ist;
                           die Extract- und in Folge dessen die Hefe- und
                              Spritausbeute groß wird; die Hefe ist rein und weiß; wenn man nur Roggen anwendet,
                              bekommt man Sprit von ausgezeichneter Qualität;
                           der Kohlenverbrauch mäßig ist, weil concentrirte Maische
                              verarbeitet werden und die Schlempe nicht gekocht zu werden braucht.
                           Delft und Rotterdam, Juli 1876.