| Titel: | Untersuchung über die technische Analyse des Rohzuckers; von Alfred Riche und Ch. Bardy. | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 466 | 
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                        Untersuchung über die technische Analyse des
                           Rohzuckers; von Alfred Riche und
                           Ch. Bardy.
                        Riche und Bardy, über technische Analyse des
                           Rohzuckers.
                        
                     
                        
                           Da die Richtigkeit der gewöhnlichen Zuckeranalysen in neuerer Zeit in Zweifel gezogen
                              wird und dieselben in der That einige Mängel zeigen, so schlagen Riche und Bardy (Revue industrielle, Juli 1876 S. 277) eine Modification
                              derselben vor.
                           Heute begnügt man sich, die Zucker mit der Hand zu mischen, dann wiegt man 16g,19 ab zur saccharimetrischen Analyse und
                              6g zur Bestimmung der
                              Mineralbestandtheile. Da die Rohzucker aus Krystallen bestehen, welche mit Syrup
                              befeuchtet sind, so differirt jede dieser Proben von der andern und von der
                              Gesammtheit. Die Verfasser suchen diesen Fehler dadurch zu eliminiren, daß sie die
                              verschiedenen Bestimmungen aus einer und derselben Flüssigkeit durchführen.
                           Man wiegt 80g,95 ab, das Fünffache von dem,
                              was nöthig zur saccharimetrischen Probe ist, löst kalt in 160 bis 180cc Wasser und läßt absetzen. Nun decantirt
                              man die Flüssigkeit in einen 250cc Kolben,
                              wäscht den Rückstand 4 bis 5 mal mit Wasser aus und füllt den Kolben mit diesem
                              Waschwasser bis zur Marke an und schüttelt um. Nachdem die Flüssigkeit ungefähr eine
                              Viertelstunde gestanden hat, nimmt man 50cc
                              davon mit der Pipette heraus, gießt in einen Kolben von 100cc und nimmt dann die Probe mit dem
                              Saccharimeter wie gewöhnlich vor.
                           1) Bestimmung des Zuckers. Das Polarisationsrohr, dessen
                              man sich gewöhnlich bedient, wird durch zwei Glasplatten geschlossen, welche
                              zwischen den messingenen Rand der Röhre und einer dünnen Lederscheibe eingepreßt
                              sind. Es ist schwer zu vermeiden, daß sich auf dem Glase nicht
                              Benetzungserscheinungen bilden, welche eine fühlbare Ablenkung der Drehungsebene
                              bewirken, so daß man sogar gezwungen wird wegen einer Störung der
                              Schraubenwindungen, die Gläser sehr stark anzuziehen, daß sie durchaus an die Röhre
                              anliegen. Diese Ablenkung wechselt an Intensität, wenn man die Röhre um sich selber
                              dreht, in Folge der Ungleichheit der Benetzung der verschiedenen Theile des
                              Glases.
                           Um diesem Uebelstande abzuhelfen, haben die Verfasser eine Röhre erdacht, in welcher
                              die Gläser niemals zusammengedrückt werden, so stark man auch anzieht, und zwar in
                              Folge Anwendung von Kautschukscheiben.Scheint nicht mehr neu zu sein.
                              
                           2) Bestimmung der Salze. Ist die Flüssigkeit wie
                              gewöhnlich entschieden durchscheinend, so mißt man 10cc mit einer Pipette ab und trägt dabei Sorge, daß die
                              Spitze derselben einige Centimeter tief in die aufzusaugende Flüssigkeit taucht;
                              dann läßt man sie in eine tarirte Platinschale laufen und fügt zugleich ungefähr
                              1cc Schwefelsäure zu. Die Schale wird
                              zuerst ins Wasserbad und dann in die Muffel gebracht, wie gewöhnlich.
                           Ist die Flüssigkeit von suspendirten Stoffen getrübt, so filtrirt man rasch 100cc und bedeckt dabei den Trichter mit einer
                              Glasplatte, um Verdunstung zu vermeiden; die ersten Portionen, welche durchgehen,
                              wirft man weg und arbeitet nur mit dem klaren Filtrate.
                           Die so erhaltenen Aschen stimmen mit einander fast absolut überein, während man nach
                              der ältern Methode Differenzen von 2 bis 3mg hat, was im Gesammtgehalte sehr fühlbare Abweichungen gibt, da das
                              durch die Analyse gefundene Gewicht der Aschen noch mit 5 zu multipliciren ist.
                           Diese Methode erlaubt auch jedesmal zu erkennen und nöthigenfalls auch zu bestimmen
                              die unlöslichen Stoffe, Sand, Thon, thierische Kohle, von welcher man nicht
                              anzunehmen braucht, daß sie beim Raffiniren Zucker zurückhält.
                           Vor kurzem haben die Verfasser auch noch eine andere Quelle des Irrthums bei
                              Anwendung der gewöhnlichen Methode entdeckt, nämlich die Anwesenheit des Kalkes. Um
                              sie zu erkennen, leiten sie einen Strom Kohlensäure in eine Probe der Flüssigkeit.
                              Wenn der Zucker nur die allergeringste normale Kalkmenge enthält, so opalisirt die
                              Flüssigkeit nicht merklich, während sich ein mehr oder weniger starker Niederschlag
                              bildet, wenn Kalk sich vorfindet. In diesem Falle bestimmt man ihn mit oxalsaurem
                              Ammon, der auch im Ueberschuß nicht auf das polarisirte Licht einwirkt.
                           Was den Einfluß der Salze auf die Bestimmung der Rohzucker mit dem Polarimeter
                              betrifft, so folgen hier vergleichende Proben von Analysen mit reinem Zucker und mit
                              demselben Zucker, wenn er 5 Proc. der gewöhnlichen Salze in Rohr- und
                              Rübenzucker beigemengt enthält.
                           
                              
                                 
                                 Ablenkung am Polarimeter
                                 
                              
                                 Reiner Zucker
                                  98,25°
                                  98,20°
                                 
                              
                                 Mit Kaliumnitrat
                                 98,10
                                 98,20
                                 
                              
                                   „   Kaliumsulfat
                                 98,30
                                 98,20
                                 
                              
                                   „   Chlorkalium
                                 98,00
                                 98,30
                                 
                              
                                   „  
                                    Kaliumcarbonat
                                 98,00
                                 98,20
                                 
                              
                                   „   Chlornatrium
                                 98,20
                                  98,40.
                                 
                              
                           Nun vermindert sich aber die äußerst schwache Differenz zwischen der beobachteten
                              Ablenkung in diesen beiden Reihen von Proben in Folge der Thatsache noch bedeutend,
                              daß die Menge der Asche, welche man in den Rohzuckern findet, selten 3 Proc. übersteigt, während
                              hier mit 5 Proc. gearbeitet wird. Aber wenn auch die Hinzufügung der Salze die
                              Ablenkung nicht fühlbar beeinflußt, so hat sie doch eine sehr starke Einwirkung auf
                              den Ertrag in Folge des Coefficienten, den man den Salzen zuspricht.
                              Glücklicherweise haben die Untersuchungen Peligot's
                              ergeben, daß die Zusammensetzung der Salze der Runkelrübe sehr wenig wechselt,
                              selbst wenn man während der Cultur Salze in großer Quantität zufügt, und wir
                              besitzen anderseits eine große Anzahl Analysen von diesen Salzen, so daß die
                              Aufmerksamkeit der Chemiker nothwendig in Anspruch genommen werden muß, sei es von
                              der normalen Anwesenheit des Salzes, sei es von der übertriebenen Menge eines
                              Salzes, das sich normal im Rohzucker vorfindet.
                           
                              V. G.