| Titel: | Der Kettenschriftgeber, der Dosenschriftgeber und der Schnelldrucktelegraph von Siemens und Halske in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 529 | 
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                        Der Kettenschriftgeber, der Dosenschriftgeber und
                           der Schnelldrucktelegraph von Siemens und Halske in Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              XI [a.c/4].
                        Siemens und Halske's automatische Stromsender für telegraphische
                           Schnellschrift.
                        
                     
                        
                           Die Telegraphenbauanstalt Siemens und Halske in Berlin hatte 1873 in Wien drei (zuerst in der
                              Zeitschrift für Mathematik und Physik, 1873 S. 427 beschriebene) automatische
                              Stromsender für telegraphische Schnellschrift ausgestellt, welche sich von den
                              ältern automatischen Telegraphen sehr wesentlich dadurch unterscheiden, daß bei
                              ihnen eine Vorbereitung des Telegrammes in einem vom Stromsender
                              abzutelegraphirenden gelochten Papierstreifen oder durch Zusammensetzung des
                              Telegrammes aus besondern einzelnen Typen ganz überflüssig ist. Alle drei verbinden
                              nämlich den eine Claviatur enthaltenden Vorbereitungsapparat aufs engste mit dem
                              eigentlichen Schriftgeber, ohne daß jedoch der telegraphirende Theil des Apparates
                              irgendwie von dem vorbereitenden abhängig wäreEine solche Abhängigkeit findet sich z.B. bei Meyer's vierfachem Apparate
                                    (*1875 215 310)., und der in die Telegraphenleitung eingeschaltete Apparat läßt dann das
                              Abtelegraphiren unmittelbar auf das Vorbereiten folgen; auch ist die Länge des
                              Telegrammes nicht durch die Länge des vorzubereitenden Streifens oder eines andern
                              TheilesWie z.B. der Kette in Girarbon's Automaten für den Hughes-Telegraphen
                                    (*1876 220 411) und bei der Scheibe des altern
                                    Bain'schen Automaten (*1847 105 331), welche
                                    sonst mit v. Hefner's Dose eine gewisse Verwandtschaft besitzt. –
                                    Uebrigens kann die Einrichtung und Verwendung dieser Dose für Hughesschrift
                                    im Princip keine besondern Schwierigkeiten haben. im Empfangsapparate beschränkt. Auf allen dreien wird durch jeden
                              Tastendruck in ähnlicher Weise wie bei dem Siemens'schen Tastenschriftlocher ein
                              ganzer Buchstabe, eine Zahl oder sonst ein Schriftzeichen nebst dem hinter demselben
                              erforderlichen Zwischenraume vorbereitet, und zwar durch Verschiebung von Stiften,
                              bei dem Kettenschriftgeber in einer endlosen Kette, bei dem Dosenschriftgeber und
                              dem Schnelldrucker am Rande einer Büchse oder Dose. Der Telegraphist kann dabei
                              zwischen dem Greifen der einzelnen Tasten längere oder kürzere Zeit verstreichen
                              lassen, ohne Rücksicht auf die Länge der einzelnen telegraphischen Zeichen; denn der
                              Apparat bereitet jedes
                              Zeichen in der nämlichen Zeit vor, läßt auch den vorgeschriebenen Zwischenraum
                              zwischen den einzelnen Zeichen in stets gleicher Größe entstehen, während die
                              größern Zwischenräume am Ende eines Wortes durch Niederdrücken einer besondern
                              weißen Taste erzeugt werden. Der Telegraphist kann ferner eine gewisse Anzahl von
                              Tasten in Vorrath niederdrücken, welche der Apparat dann nach und nach
                              abtelegraphirt; nur darf die mittlere Geschwindigkeit, mit welcher die Tasten
                              gegriffen werden, die dem jedesmaligen Leitungszustande anzupassende
                              Telegraphirgeschwindigkeit nicht überschreiten, auf welche der Apparat eingestellt
                              ist. Diese Vorzüge bieten reichlichen Ersatz dafür, daß bei diesen drei
                              Schriftgebern das einmal vorbereitete Telegramm nicht mehrmals nach einander (z.B.
                              in verschiedene Linien) abtelegraphirt werden kann, wie dies bei Benützung eines
                              gelochten Streifens möglich ist.
                           Friedrich v. Hefner-Alteneck, Vorstand des
                              Constructionsbureau's von Siemens und Halske, versuchte zuerst ein solches gleichzeitiges Vorbereiten und Abtelegraphiren des
                              Telegrammes durch die Benützung von KugelnAuch Laloy (1875 220
                                    268) benützt in seinem Abstimmungstelegraphen Kugeln. zu ermöglichen, welche in einem Sammelbehälter reihenweise aufgespeichert
                              waren und aus demselben mittels eines geeigneten Tastenwerkes in der zur
                              Schriftbildung erforderlichen Weise herausgestoßen werden sollten, worauf sie in
                              einem geneigten, flachen und allseitig geschlossenen Canal gelangten und in diesem
                              nach dem eigentlichen Schriftgeber hinliefen. Die Breite des Canals war etwas
                              geringer als der doppelte Durchmesser zweier Kugeln, auf seinem Boden aber besaß der
                              Canal seiner ganzen Länge nach in seiner Mitte einen etwas vorstehenden Rücken; die
                              Kugeln mußten daher in den durch den Rücken gebildeten beiden Rinnen genau in
                              derselben Ordnung hinabrollen, in welcher sie eingeführt worden waren; indem sie
                              aber in einer den Morsezeichen entsprechenden Gruppirung und Vertheilung auf die
                              beiden Rinnen einer geeigneten Contactvorrichtung zugeführt wurden, vermochten sie
                              mittels derselben die Morseschrift abzutelegraphiren, worauf die Kugeln mechanisch
                              wieder in den Sammelbehälter zurückgebracht wurden. Die an diesem Schriftgeber sich
                              herausstellenden Schwierigkeiten veranlaßten v. Hefner,
                              anstatt der Kugeln zu Metallstiften zu greifen, welche in einer endlosen automatischen Kette verschiebbar eingelegt waren. Dr. Werner Siemens führte
                              diesen Gedanken in der Weise durch, daß er einen sogen. Kettenschriftgeber für Steinheilschrift anfertigen ließ, während v. Hefner im J. 1872 die Erfindung des Dosenschriftgebers machte, des ersten derartigen Senders, welcher in der Praxis
                              zur Verwendung gelangte. Der Ketten- und Dosen-Schnellschriftgeber
                              (und der Schnelldrucker) wurden am 12. December (12. Juni) 1873 für Dr. Werner Siemens und
                              Friedr. v. Hefner-Alteneck in England patentirt.
                              Im J. 1873 erfand Dr. Werner Siemens weiter den Schnelldrucker, welcher das
                              Telegramm in Typenschrift wiedergibt und als Sender einen dem entsprechend
                              abgeänderten Dosenschriftgeber besitzt. Darauf wurde bei Siemens und Halske der in dasselbe System
                              gehörige, ebenfalls Typenschrift liefernde Börsendrucker
                              und ein anderer vereinfachter Typendrucker ausgeführt, welche beide nur mit einer Leitung arbeiten. Der Börsendrucker enthält eine
                              Claviatur mit nur 28 Tasten in 4 Reihen, jedoch zwei Typenräder mit je 28 Typen, von
                              denen das eine die Buchstaben, das andere die Ziffern und sonstigen Schriftzeichen
                              druckt, und zwar erfolgt das Drucken durch einen rein mechanischen (nicht
                              elektrischen) Vorgang während des kurzen Stillstehens der Typenräder nach deren
                              Einstellung.
                           1) Der Dosenschriftgeber ist in Figur 14 [b/2] perspectivisch abgebildet. Die Tastatur desselben
                              enthält 49 Tasten in 7 treppenförmig über einander liegenden Reihen, und zwar sind
                              die Buchstaben auf die Tasten so vertheilt, daß der Telegraphist bei ungezwungener
                              Lage seiner beiden Hände, deren kleine Finger in die Löcher B₁ und B₂ zu legen sind, die am
                              häufigsten vorkommenden Buchstaben am bequemsten zu greifen vermag. Der ganze
                              Apparat (ohne das auf den Stab N aufgesteckte Lesepult
                              LL) ist nur 21cm breit, 33cm lang und 29cm hoch, die Tastatur je 20cm lang und breit. Er läßt sich ebensowohl
                              für gleichgerichtete Ströme wie für Wechselströme, mit oder ohne Entladung der
                              Leitung zur Erde, einrichten, je nachdem die Beschaffenheit der Linie, für welche er
                              bestimmt ist, das eine oder das andere wünschen läßt. Im ersten Falle ist als
                              Empfänger jeder gute Farbschreiber verwendbar, und ließe sich der Dosenschriftgeber
                              in einer damit besetzten Linie ohne weiteres an Stelle des Morsetasters einschalten.
                              Auch zum Gegensprechen läßt sich der Dosenschriftgeber verwenden, was Siemens und Halske seit dem
                              Herbste 1874 unter Benützung von Wechselströmen versuchten.
                           Wie die Tastatur zur Vorbereitung des abzusendenden Telegrammes benützt wird, läßt
                              sich am deutlichsten aus dem Durchschnitte Figur 15 sehen. Der
                              Haupttheil, eine auf eine horizontale Achse m
                              aufgesteckte cylindrische Dose D, ist an seinem ganzen
                              Umfange mit dicht neben einander liegenden Stiften s
                              besetzt, welche sich mit einiger Reibung in ihrer Längsrichtung, d.h. parallel zur
                              Dosenachse m ein wenig verschieben lassen. Aus diesen
                              Stiften s werden nun die zur automatischen Beförderung nöthigen Typen
                              dadurch gebildet, daß beim Niederdrücken irgend einer Taste T eine bestimmte Anzahl der Stifte s, in der
                              entsprechenden Weise gruppirt, verschoben werden. Beim Telegraphiren mit
                              gleichgerichteten Strömen (worauf der 1873 in Wien ausgestellte Schriftgeber
                              berechnet war) stehen dann die verschobenen Stifte auf einer und derselben Seite der
                              Dose vor, und zwar liefert 1 verschobener Stift (zwischen 2 nicht verschobenen)
                              einen Morsepunkt, 3 verschobene (zwischen 2 nicht verschobenen) einen Morsestrich;
                              die unverschobenen dagegen geben die Zwischenräume zwischen den einzelnen Punkten
                              und Strichen, sowie zwischen den ganzen Buchstaben und den Worten; so sind z.B. die
                              einzelnen Punkte oder Striche desselben Schriftzeichens durch je einem Stifte
                              entsprechende Zwischenräume von einander getrennt. Das Vorstoßen der Stifte besorgen
                              19 Stößer n, welche mit den Tasten T nach der zuerst von Siemens
                              bei seinem Tastenschriftlocher zum Vorlochen der Papierstreifen benützten Weise
                              verbunden sind. Es steht nämlich jede der 49 Tasten T
                              der Claviatur mit je einem von 49 verticalen, dicht neben einander stehenden
                              Blechstreifen S in der Art in Verbindung, daß letzterer
                              beim Niederdrücken der Tafte T, mit der einen verticalen
                              Kante voran, in horizontaler Richtung ein Stück vorgeschoben wird. Quer vor den
                              vorangehenden Kanten dieser 49 Blechstreifen S liegen
                              ferner 19 dünne horizontale Bleche Q über einander,
                              deren jedes, wenn es von einem der verticalen Bleche S
                              vorwärts geschoben wird, auf den untern Arm eines verticalen Hebels H wirkt, dessen oberer Arm dann mittels des an ihm
                              befestigten Stößers n den gerade vor diesem Stößer
                              liegenden Stift s der Dose D
                              ein Stück aus dieser heraustreten macht. Damit nun die verticalen Streifen S nicht stets alle horizontalen Bleche vorwärts
                              schieben, sind in den erstern an der den Blechen Q
                              zugewendeten Kante verschieden lange und verschieden vertheilte Lücken eingefeilt,
                              so daß nur die zwischen den Lücken stehen gebliebenen zahnartigen Vorsprünge gerade
                              diejenigen horizontalen Bleche Q treffen und vorwärts
                              schieben, deren Verschiebung zur Bildung des auf der eben niedergedrückten Taste T geschriebenen Schriftzeichens erforderlich ist.
                           Neben der Dose D befindet sich weiter ein kleiner
                              Sperrkegel a (Fig. 15 und 16), welcher
                              sich in seiner Ruhelage in einen an der Dose D
                              befestigten, mit schrägen Zähnen versehenen Zahnkranz cc einlegt und so verhindert, daß die Dose dem Zuge eines durch ein
                              Räderpaar V und M, von denen
                              das letztere auf der Dosenachse m sitzt, auf sie
                              wirkenden Gewichtes P (oder einer Feder) folgt und sich
                              umdreht; das kleinere Gewicht p dient blos zum Spannen
                              der sonst schlaff hängenden Kettenschleife. Beim Niederdrücken einer Taste T trifft stets der erste der verschobenen Stifte s auf die geneigte Fläche f
                              jenes Sperrkegels a und hebt diesen Sperrkegel aus den
                              Zähnen des Zahnkranzes cc aus; dadurch wird die Dose D frei, dreht sich sprungweise gerade um die Länge des
                              eben mittels der Stifte s vorbereiteten Schriftzeichens
                              nebst dem hinter dem Zeichen nöthigen Zwischenraume und bringt so zugleich wieder
                              frische, noch unverschobene Stifte vor die Stößer n. Zu
                              diesem Zwecke ist die erwähnte geneigte Fläche f des
                              Sperrkegels a etwas breiter, als die innerhalb eines
                              Schriftzeichens vorkommenden, an der Dose D durch nicht
                              verschobene Stifte s wiedergegebenen Zwischenräume; der
                              Sperrkegel a kann daher der Wirkung einer ihn gegen den
                              Zahnkranz drückenden kleinen Feder nicht früher nachgeben und sich nicht früher
                              wieder in die Zähne c einlegen, als bis sämmtliche
                              verschobene Stifte s, d.h. das ganze eben vorbereitete
                              Schriftzeichen, an seiner geneigten Fläche f vorüber
                              gegangen sind. Eine weitere Verbreiterung dieser Fläche f sorgt endlich noch für die Zugabe des vorgeschriebenen Zwischenraumes
                              hinter dem eben vorbereiteten Schriftzeichen. Hält der Telegraphist eine Taste T niedergedrückt, so hindern die zur Verschiebung der
                              Stifte s in die Dose D hineingetretenen Stößer n die Umdrehung der Dose D
                              doch nicht, weil diese Stößer n etwas beweglich gemacht
                              und an ihrem vordern Ende so geführt sind, daß sie schräg seitlich etwas ausweichen
                              können.
                           Beim Niederdrücken der in der Claviatur zwischen den Tasten c und m liegenden
                              „weißen“ Taste, welche blos die Zwischenräume zwischen je
                              zwei Schriftzeichen oder Wörtern erzeugen soll und deshalb keine Stifte verschieben
                              darf, wird die Drehung der Dose D auf andere, rein
                              mechanische Weise durch die Taste T selbst
                              hervorgebracht.
                           Zum Abtelegraphiren der so vorbereiteten Morseschrift dient ein zwischen zwei
                              Contactschrauben b und d
                              (Fig. 15)
                              hin und her gehender, dem gewöhnlichen Morsetaster ganz entsprechender zweiarmiger
                              Contacthebel C. Eine Spannfeder q strebt beständig den Hebel C mit seinem
                              obern, federnden Arme an die Ruhecontactschraube b
                              heranzudrücken. Vor der Dose, an derjenigen Seite derselben, auf welcher die Stifte
                              s vorstehen, läuft ferner ein Arm oder Zeiger i um, welcher mit seiner nachgiebig gemachten, schräg
                              abgestumpften Spitze die verschobenen Stifte s in ihrer
                              nach innen liegenden Rundung überstreicht; so oft nun der Arm i auf einen verschobenen Stift s trifft und
                              später denselben wieder verläßt, geht er in radialer Richtung in seiner Führung v ein wenig hin und her und überträgt diese Schwingungen
                              zugleich auf einen kleinen, in der (auf ein und dieselbe Achse mit der Dose D aufgesteckten) Nabe des Zeigers i eingelagerten Winkelhebel r, welcher seinerseits durch einen
                              Spalt in die hier hohle Zeiger- und Dosenachse hineingreift, durch einen in
                              derselben liegenden Stift auf den vor dem Ende dieser Achse liegenden untern Arm des
                              Contacthebels C wirkt und letztern von der
                              Ruhecontactschraube b an die Arbeitscontactschraube d hin bewegt. Jeder einzelne vorgeschobene Stift s legt also den Hebel C auf
                              kurze Zeit an den Batteriecontact d und sendet hierdurch
                              von der Achse des Hebels C aus einen kurzen Strom in die
                              Leitung; je drei hinter einander liegende Stifte legen den Hebel C auf eine dreimal so lange Zeit an den Arbeitscontact
                              d, um einen langen Strom abzusenden. Der kürzere
                              Strom macht den Empfangsapparat einen Punkt, der längere einen Strich schreiben.
                           Dazu ist aber noch nöthig, daß jener Zeiger i über die
                              Stiftenreihe s, welche sich ja mit der ganzen Dose D beim Niederdrücken der Tasten T selbst sprungweise bewegt, mit relativ gleicher Geschwindigkeit
                              hinläuft. Deshalb ist die Dose D nebst dem an ihr
                              befestigten, sie treibenden Rade M nur lose auf ihre im Gestell gelagerte Achse m aufgesteckt, während der Zeiger i, ein innerhalb der Dose D gelegenes Zahnrad K (das durch mehrere in den Seitenwänden der Dose gelagerte Räder und
                              Triebe, Fig.
                                 16, mit einem ebenfalls fest an der Dose gelagerten, verstellbaren
                              Windflügel W in Eingriff steht) und das eine Ende einer
                              genügend gespannten Feder F mit der Dosenachse m fest verbunden sind. In der Ruhelage hält diese Feder
                              F, deren anderes Ende, wie Figur 15 sehen läßt, am
                              Gestell befestigt ist, den Zeiger i gegen einen Anschlag
                              A fest, welcher dicht hinter der Stelle liegt, wo
                              die Verschiebung der Stifte s beim Niederdrücken einer
                              Taste T bewirkt wird. Die sprungweise Drehung der Dose
                              D beim Niederdrücken der Tasten T entfernt den Zeiger i von
                              diesem Anschlage A und spannt so die Feder F, welche dann in verhältnißmäßig langsamer,
                              gleichförmiger Bewegung den Zeiger i an den
                              vorgeschobenen Stiften s vorbei gegen den erwähnten
                              Anschlag A zurückführt, wobei sie durch jenes auf der
                              Dosenachse m festsitzende Zahnrad K den Windflügel W in Umdrehung versetzt; die
                              Geschwindigkeit der Zurückführung des Zeigers i an den
                              Anschlag A wird somit durch die Stellung des Windflügels
                              W bedingt und regulirt. Kurz bevor die verschobenen
                              Stifte s der Dose D bei
                              deren fortgesetzter sprungweiser Drehung wieder an die Stelle kommen, wo sie den
                              Stößern n gegenüber stehen, streifen sie an eine schräge
                              Fläche R (Fig. 16) des Gestelles an
                              und werden durch diese in ihre Ruhelage zurückgeführt. Wächst der durch ein sehr
                              rasches Greifen der Tasten T erzielte Vorrath an
                              vorbereiteten Schriftzeichen so sehr an, daß er fast die ganze Dose D erfüllt und der Zeiger i
                              sich der zuletzt erwähnten schrägen Fläche nähert, so mahnt eine ertönende
                              Warnglocke k (Fig. 14) den
                              Telegraphisten daran, eine Pause im Greifen zu machen.
                           Ein geübter Telegraphist wird leicht 5 Tasten in der Secunde greifen können; dies
                              gäbe bei entsprechender Einstellung des gebenden Apparates und unter Einrechnung der
                              erforderlichen Zwischenräume 300 Zeichen in 1 Minute. Wären nun zur vollständigen
                              Erledigung eines Telegrammes durchschnittlich 200 Buchstaben (33 Worte) auf der
                              Leitung hin und her zu befördern, so könnte man in der Stunde 90 Telegramme
                              befördern, d.h. etwa das Doppelte der Mittlern Leistung des Typendrucktelegraphen
                              von Hughes. Als größte, mittels automatischer Telegraphen
                              erreichte Geschwindigkeit nennt man 14 Alphabete in der Secunde. Zu Anfange des J.
                              1875 war der Dosenschriftgeber auf der Linie Berlin-Breslau in Thätigkeit; er
                              arbeitete ganz befriedigend und blieb in seiner Leistung hinter dem Hughes nicht
                              zurück. Ueber die ersten in Belgien angestellten Versuche mit dem Dosenschriftgeber
                              hat die Direction der belgischen Staatstelegraphen einen ausführlichem Bericht
                              veröffentlicht (vgl. Annales
                                 télégraphiques, 1875 Bd. 2 S. 199), aus welchem die folgenden
                              Resultate entlehnt sind.
                           An jedem Ende der Linie arbeiteten bei den Versuchen im August
                              1874 zwei Beamte; sie tauschten die Telegramme in Gruppen zu je fünf aus, und die
                              Collationirung gab nach jedem Telegramme der gebende Beamte. Man konnte die Dose nur
                              mit der Mittlern Geschwindigkeit laufen lassen, weil in den Morseschreibern der
                              Papierstreifen nicht so schnell ablief, daß die Schrift bei der größten
                              Geschwindigkeit der Dose deutlich geworden wäre, und weil die Beamten in den
                              Provincialstationen die Morseschrift noch nicht schnell genug vom Streifen
                              abzuschreiben vermochten. Ein geübter Beamter hat indessen auch bei größerer
                              Dosengeschwindigkeit Zeit genug zum Abschreiben, da er, wenn er in 5 Minuten 5
                              Telegramme empfängt, außer diesen 5 Minuten auch noch die 5 Minuten verfügbar hat,
                              während welchen dann sein College seine 5 Telegramme gibt. Bei den Versuchen stand
                              nur eine Dose zur Verfügung, und die zweite Station mußte daher mit dem gewöhnlichen
                              Morsetaster arbeiten. Mit letzterm brauchte ein geübter Telgraphist zu 3 Telegrammen
                              3 Min. 47 Sec., während dieselben 3 Telegramme bei mittlerer Geschwindigkeit der
                              Dose 2 Min. 45 Sec., bei einer zwischen der Mittlern und höchsten gelegenen
                              Geschwindigkeit nur 2 Min. 13 Sec. erforderten. Am 8. und 10. August wechselten
                              Brüssel (Nord) und Brüssel (Süd) 40 Telegramme in der Stunde, ebensoviel am 22.
                              Brüssel (Nord) und Charleroi; doch war nicht immer die zu ununterbrochenem Betriebe
                              nöthige Zahl von Telegrammen vorhanden. Man wechselte
                           
                              
                                 zwischen
                                   9
                                 und
                                 10
                                 Uhr
                                 26
                                 Telegramme;
                                 Stillstand
                                 20
                                 Min.
                                 
                              
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                                 10
                                 „
                                 11
                                 „
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                                   5
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                                 11
                                 „
                                 12
                                 „
                                 32
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                                 12
                                 „
                                 
                              
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                                   1
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                                   3 1/2
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                                   4
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                                 23
                                 „
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                           Auch am 21. und 22. August wurden zwischen Brüssel und Charleroi
                              oder Antwerpen (Börse) im Mittel 40 Telegramme gewechselt. Um die Ungeübtheit derProvincialtelegraphisten
                              außer Spiel zu lassen, arbeitete man in Brüssel (Nord) aus einem Saale in den
                              andern, an dem einen Ende mit der Dose und einem Siemens'schen Morse, an dem andern
                              Ende mit gewöhnlichem Morsetaster und einem Digney'schen Empfänger, beiderseits mit
                              geübten Beamten; zwischen 2 Uhr 30 Min. bis 4 Uhr 50 Min. wurden, ohne
                              Zwischenpause, 125 Telegramme, o. h. 53 in der Stunde gewechselt, die man aufs
                              Gerathewohl aus den Privattelegrammen herausgriff. Hätte man also von beiden Seiten
                              mit dem Dosenschriftgeber arbeiten und die Dose mit der größten Geschwindigkeit
                              laufen lassen können, so wäre man leicht über 60 Telegramme in der Stunde gekommen.
                              Man muß jedoch voraussetzen, daß unter den gewöhnlichen Betriebsverhältnissen diese
                              Leistung nicht immer erreicht werden wird. Bei Versuchen zwischen Brüssel und Berlin
                              oder Paris, ohne Translation in einer Zwischenstation, nahm Berlin bei großer und
                              Paris bei voller Laufgeschwindigkeit der Dose ohne Anstand auf.
                           In Paris wurde dabei von einem geübten Beamten auf dem von Ailhaud angegebenen automatischen Telegraphen, über
                              dessen Einrichtung sich in den Annales
                                 télégraphiques, 1874 Bd. 1 S. 333 einige Andeutungen finden,
                              gearbeitet, und zwar wurden
                           
                              
                                 am
                                 27.
                                 Juli
                                 1874
                                 54
                                 Telegramme
                                 in
                                 1
                                 St.
                                 20
                                 Min.,
                                 mit
                                 Collationirung
                                 in
                                 1
                                 St.
                                 48
                                 Min.
                                 
                              
                                 „
                                 28.
                                 „
                                 „
                                 45
                                 „
                                 „
                                 0
                                 „
                                 54
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1
                                 „
                                 12
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 31.
                                 „
                                 „
                                 40
                                 „
                                 „
                                 0
                                 „
                                 50
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1
                                 „
                                 12
                                 „
                                 
                              
                           gewechselt.
                           Die Ergebnisse der vorstehenden Versuche führten zur versuchsweisen Einführung des
                              Dosenschriftgebers in Belgien.
                           2) Der Kettenschriftgeber enthielt anstatt der Dose eine
                              Gliederkette K ohne Ende (Fig. 17 [a/3]) mit 180 Gliedern von 2mm,5 Länge und in jedem derselben ebenfalls
                              einen metallenen Stift s, welcher sich seiner Länge nach
                              in dem Gliede mit einiger Reibung verschieben ließ, und zwar blos nach links, wenn
                              der Kettenschriftgeber Morseschrift liefern sollte, dagegen nach links oder rechts,
                              wenn der Kettenschriftgeber zur Erzeugung von Punkten in zwei Zeilen
                              (Steinheilschrift) bestimmt war. Die Verschiebung der Stifte wurde übrigens im
                              erstern Falle beim Niederdrücken der Tasten in ganz ähnlicher Weise wie beim
                              Dosenschriftgeber, im letztem Falle aber ähnlich wie beim Schnelldrucker (Fig. 19) und
                              zwar durch eine Art von Scheren bewirkt, und natürlich waren dabei zwei Contacthebel
                              C (Fig. 18) vorhanden, von
                              denen der eine durch die rechts vorstehenden Stifte positive, der andere durch die
                              links vorstehenden Stifte negative Ströme in die Leitung sendete. Diese Ströme von
                              verschiedener Richtung schrieben dann in einem polarisirten Doppelschreiber die
                              Zeichen des Steinheil-Alphabets. Die Vorbereitung der abzutelegraphirenden
                              Schriftzeichen erfolgte an einer Stelle, wo die Kette K
                              über ein Rad U₁ lief, das Abtelegraphiren an
                              einer andern Stelle, wo die Kette über ein zweites, mit einem Windflügel verbundenes
                              Rad g lief; gleich hinter dieser Stelle wurden die
                              abtelegraphirten Stifte durch zwei an den beiden Seiten der Kette anstreifende Rollen R wieder in ihre Ruhelage zurückversetzt. Zwischen den
                              Rädern U₁ und g
                              bildete die Kette K eine Schleife, welche durch eine
                              Feder F oder ein Gewicht gespannt erhalten wurde und um
                              so größer war, einen je größern Vorrath von Schriftzeichen der Telegraphist
                              vorbereitet hatte, welcher noch des Abtelegraphirens harrte. Dieser
                              Kettenschriftgeber wurde weder durch ein Gewicht, noch durch eine Feder getrieben,
                              sondern es wurde beim Niederdrücken einer Taste zugleich mittels eines besondern
                              Hebels der erforderliche Anstoß zur Bewegung gegeben.
                           3) Der Schnelldrucker ist, wie schon erwähnt wurde, ein
                              Typendrucktelegraph; sein Zeichengeber, welchen die Figur 19 [c/2] im Durchschnitte zeigt, hat die nämliche
                              Einrichtung wie der Dosenschriftgeber. Das auf der Claviatur abgespielte Telegramm
                              wird bei ihm auf einer der oben beim Dosenschriftgeber beschriebenen Dose übrigens
                              ganz ähnlichen Dose D, jedoch mittels zweier Gruppen von
                              Hebeln H₁ und H₂ in links oder rechts aus der Dose hervorgestoßenen Stiften ss vorbereitet und dann mittels zweier, ebenfalls
                              zugleich mit der Dosenachse umlaufenden Arme oder Zeiger i₁ und i₂ und zweier von jenen
                              Armen bewegten Contacthebel C₁ und C₂ automatisch abtelegraphirt. Beides geschieht
                              ganz so wie beim Dosenschriftgeber und auch mittels ganz ähnlicher Theile, welche in
                              Figur 19
                              mit denselben Buchstaben bezeichnet sind, wie in Figur 15. Das Einstellen
                              des Typenrades, welches den zu telegraphirenden Buchstaben an die Stelle bringt, wo
                              er auf den Papierstreifen aufgedruckt werden kann, wird durch positive und negative
                              Ströme von gleicher Länge bewirkt, von denen die einen durch die rechts aus der Dose
                              vorstehenden, die andern durch die links vorstehenden Stifte in die Leitung gesendet
                              werden. Dabei ist aber ein doppeltes Echappement an dem Typenrade angebracht, und
                              zwar dreht das durch die Ströme der einen Richtung bewegte Echappement das Typenrad
                              sprungweise um je vier Buchstaben auf einmal fort, das durch die entgegengesetzt
                              gerichteten Ströme bewegte Echappement läßt es nur Schritte von je einem Buchstaben machen. Da nun die Ziffern und sonstigen
                              Zeichen gar nicht mit in die Claviatur aufgenommen worden sind, sondern durch
                              Buchstaben ausgedrückt werden sollen, welche in ein im voraus bestimmtes
                              Einschlußzeichen eingeschlossen werden, so ist es möglich geworden, das Typenrad
                              durch höchstens acht Ströme auf jedes Schriftzeichen einzustellen. Dabei mußte aber
                              das 27. Feld des Typenrades leer bleiben, weil in der gewählten Weise 27 Schritte
                              durch acht Ströme nicht gemacht werden können, sondern erst durch neun (sechs
                              Schritte zu je 4 und drei Schritte zu je 1 Buchstaben). Es bleiben demnach 31 Felder
                              des Typenrades zum Geben
                              von 29 Buchstaben und Zeichen verfügbar, weil das 30. Feld für das erwähnte
                              Einschlußzeichen der Ziffern, das 31. Feld aber für den durch die
                              „weiße“ Taste zu telegraphirenden Zwischenraum aufgespart
                              werden müssen. Das Typenrad wird nach jedem Abdruck des eingestellten Buchstabens
                              auf dem Papierstreifen auf den Ausgangs- oder Nullpunkt zurückgeführt, und
                              deshalb können durch ein sich etwa einschleichendes falsches Zeichen die noch
                              nachfolgenden nicht ebenfalls falsch gemacht werden. Die Leistungsfähigkeit dieses
                              Schnelldruckers ist eine bedeutende, weil bei zweckmäßiger Aufeinanderfolge oder
                              Anordnung des Buchstabens auf dem Typenrade im Durchschnitte zur Einstellung des
                              Typenrades nur 3 bis 4 kurze StrömeNoch weniger Ströme zwar (nämlich höchstens 4), aber nicht weniger Schritte
                                    braucht Régnard zur Einstellung des
                                    Zeigers an seinen Zeigertelegraph (vgl. Du
                                       Moncel: Exposé des Applications de
                                       l'Electricité, 3. Aufl., Bd. 3 S. 70), dessen Zeiger über
                                    die in 7 Reihen angeordneten 25 Buchstaben des Zifferblattes mittels zweier,
                                    von zwei durch Elektromagnete beeinflußten Uhrwerken bewegter Kurbeln durch
                                    positive Ströme in verticaler, durch negative in horizontaler Richtung
                                    verschoben wird, und zwar um einen Schritt bei der Stromgebung und einen
                                    Schritt bei der Stromunterbrechung. Eine ungerade Schrittzahl in der einen
                                    oder andern Richtung kann dabei nur durch eine längere Dauer des letzten
                                    Stromes erzielt, also nicht in beiden Richtungen zugleich ausgeführt werden.
                                    Ein drittes Uhrwerk führt den Zeiger schließlich nach jedem Zeichen wieder
                                    in die Ruhelage zurück. – Etwas Verwandtes findet sich in einem
                                    englischen Patente vom 14. December 1846 (Repertory
                                       of Patent Inventions, 1849 Bd. 13 S. 9. Vgl. auch D. p. J. 1849 112 130); es wird da vorgeschlagen, die
                                    Buchstaben paarweise auf die Buchstabenscheibe zu stellen, damit man nur die
                                    Hälfte Schritte zur Einstellung brauche; die Einströmung sollte dann durch
                                    positive oder negative Ströme erfolgen, damit eine durch diese abgelenkte
                                    Nadel entweder auf denjenigen Buchstaben des eingestellten Paares, welcher
                                    gelten sollte, hinzeigte, oder durch ein Schirmchen aus Papier den andern
                                    verdeckte. – Auch bei den Typendrucktelegraphen versuchte man durch
                                    geeignete Einrichtung der Typenräder die zur Einstellung erforderliche
                                    Anzahl von Strömen oder Schritten zu vermindern; so Dr. Schreder in Wien 1862 dadurch, daß
                                    er die 54 Schriftzeichen auf einer Typenwalze in Dreiecksform anordnete und
                                    die Typenwalze durch Ströme von der einen Richtung drehen, durch Ströme von
                                    der andern Richtung achsial verschieben ließ; so ferner Mouilleron und Gossain
                                    (Annales télégraphiques, 1861
                                    S. 22) durch Vertheilung der 25 Buchstaben auf 5 parallele, auf dieselbe
                                    hohle Welle aufgesteckte Typenräder, welche durch Ströme der einen Richtung
                                    gedreht wurden, während Ströme der andern Richtung die hohle Welle auf ihrer
                                    Achse verschoben. Schreder brauchte zu seinen 54
                                    Zeichen 5 bis 13, Mouilleron und Gossain zu ihren 25 Zeichen höchstens 10 Ströme.
                                    Auch in dem erwähnten Siemens-Hefner'schen Patente ist noch von
                                    einigen andern Einrichtungen zu Erreichung des nämlichen Zweckes die
                                    Rede. erforderlich sind, und weil das beim Stillstande des Typenrades durch einen
                              Klirrcontact mit Hilfe einer Localbatterie veranlaßte Drucken und die Zurückführung
                              des Typenrades auf den Nullpunkt fast augenblicklich erfolgt. Bei dem übrigens sehr
                              leistungsfähigen Typendrucktelegraphen von Hughes rechnet
                              man, daß das Typenrad bei seiner Einstellung auf den zu telegraphirenden Buchstaben
                              im Mittel 17 bis 18 Schritt machen muß, und dabei ist überdies noch vorausgesetzt,
                              daß der Telegraphirende im Fingersatze gehörig geübt sei. Außerdem braucht zwischen
                              dem Schnelldrucker und dem mit ihm arbeitenden automatischen Zeichengeber nicht Synchronismus in der
                              Bewegung erhalten zu werden, was doch bei zwei zusammenarbeitenden
                              Hughes-Apparaten unerläßlich ist.
                           
                              E. Z.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
