| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, Nr. , S. 185 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Einstellung einer Dampfmaschine auf den todten Punkt.
                           Eine Maschine wird nach Joshua Rose (Scientific American, Juni 1876 S. 373) auf den todten
                              Punkt gestellt, indem man an dem Schwungrade einen genau centrischen Kreis zieht,
                              was durch Drehen der Maschine leicht geschieht. Man verzeichnet sich dann genau eine
                              Stellung des Kreuzkopfes in der Nähe des todten Punktes und bezeichnet gleichzeitig
                              am Schwungrade die Stellung eines gewählten festen Punktes. Nun dreht man die
                              Maschine durch den todten Punkt, bis der Kreuzkopf wieder an die Marke trifft und
                              zeichnet am Schwungrad die jetzige Stellung des gewählten festen Punktes. Stellt man
                              das Schwungrad so, daß der gewählte feste Punkt genau auf die Mitte der beiden
                              Körnerpunkte am Schwungrad weist, so steht die Kurbel im todten Punkte.
                           
                              S.
                              
                           
                        
                           Apparatine gegen Kesselstein.
                           Die als Appreturmittel bereits (1875 216 190) erwähnte
                              Apparatine, mit kaustischen Alkalien gekochte Stärke, soll in Amerika als neues
                              Mittel gegen Kesselsteinbildungen patentirt sein. Angeblich hindern die in den
                              Dampfkessel gebrachten kleinen Mengen derselben durch eigenthümliche physikalische
                              Wirkungen das Ansetzen irgend welcher Stoffe an die Eisenplatten. (Papierzeitung,
                              1876 S. 194.)
                           Vor Anwendung derartiger schleimiger Stoffe kann nur gewarnt werden (vgl. 1876 220 180) 377).
                           
                              F.
                              
                           
                        
                           Wasserleitungen mit Asphaltröhren.
                           Im vorigen Jahre führte Baumeister Häusel für die Gemeinde
                              Mümling-Crumbach (Kr. Erbach, Großherzogthum Hessen) eine Wasserleitung mit
                              6cm weiten Asphaltröhren (vgl. 1876 219 455), die aus der Röhrenfabrik von C. Leye in Bochum (Westphalen) bezogen wurde, aus. Die vier
                              neu aufgestellten Brunnen sind mit verschließbaren Auslaufröhren versehen, so daß
                              das Wasser außer dem Gebrauche in dem hierzu angelegten Reservoir sich ansammeln
                              kann. Das Auslaufrohr am Brunnen liegt 17m,65 unter dem Wasserspiegel im Reservoir, und haben unter diesem Drucke bis
                              jetzt weder die Röhren noch die Verbindungen undichte Stellen gezeigt. Die
                              Verbindung der Röhren ist mit Asphalt und Leinwandstreifen, die mit starkem
                              Bindfaden umwickelt wurden, hergestellt worden; auch die Anschlüsse aus der
                              Abzweigung an den Krahnen ließen sich mittels eines eisernen Rohrkopfes, an dem eine
                              Scheibe sitzt, einfach und dicht herstellen. Die Anlagekosten einer Wasserleitung
                              von Asphaltröhren dieser Art stellen sich für den laufenden Meter auf rund 2 M.
                              (Röhren, Asphaltkitt, Bandagen, Fracht und Legerlohn) und kommen daher, nach den
                              hier üblichen Holzpreisen, kaum den Herstellungskosten an Wasserleitungen mit
                              hölzernen Röhren gleich. Berücksichtigt man die kostspieligen Reparaturen,
                              Undichtigkeiten und Unreinigkeiten bei Holzröhren, sowie auch die häufigen
                              Uebelstände bei eisernen Röhren, welche in Undichtigkeiten an Spunden und Stößen, in
                              Rost etc. bestehen, so wird man unzweifelhaft den Asphaltröhren in vielen Fällen den
                              Vorzug einräumen müssen. Eine fertig gestellte Leitung ist, da keine Spunden nöthig
                              sind, weil bei vorkommender Verstopfung mittels einer Säge die Trennung des Rohres
                              erfolgen kann, als ein ganzes Rohr zu betrachten, weshalb keine Spur von Wasser
                              verloren gehen kann. Gewerbeblatt für Hessen, 1876 S. 197.)
                           
                        
                           
                           Beobachtungen über die Dauer der imprägnirten
                              Holzschwellen.
                           Bei der Ende Juni l. J. in Constanz stattgefundenen „Versammlung der
                                 Techniker des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen“ hat
                              der Geheime Regierungsrath Fünk über die Dauer von
                              Holzschwellen einige Mittheilungen gemacht, welche geeignet sein dürften, das
                              lebhafte Interesse der Fachgenossen zu erregen. Nach Beobachtungen, welche theils
                              auf der Köln-Mindener Bahn, theils auf den Hannoverschen Staatsbahnen
                              angestellt worden waren, erforderten:
                           Mit Chlorzink imprägnirte Kieferschwellen nach 21jährigem Gebrauche eine Auswechslung
                              von 31 Proc.
                           Mit Creosot imprägnirte Buchenschwellen nach 22jährigem Gebrauche eine Auswechslung
                              von 46 Proc.
                           Nicht imprägnirte Eichenschwellen nach 17jährigem Gebrauche eine Auswechslung von 49
                              Proc.
                           Mit Chlorzink imprägnirte Eichenschwellen nach Ablauf derselben Zeit eine
                              Auswechslung von 20,7 Proc.
                           Bei allen Beobachtungen waren sehr günstige Verhältnisse, nämlich sehr gutes, reines
                              und vollständig durchlässiges Bettungsmaterial vorhanden. Probestücke, die aus
                              solchen Schwellen herausgeschnitten wurden, welche nach Ablauf der angegebenen
                              Beobachtungsdauer noch in der Bahn verblieben, zeigten vollständig gesunde
                              Querschnittsflächen.
                           Anknüpfend an diese glänzenden Resultate, welche auf deutschen Bahnen mit
                              imprägnirten Holzschwellen erzielt wurden, theilt Oberingenieur Leop. Huber (Wochenschrift des österreichischen
                              Ingenieur- und Architektenvereins, 1876 S. 228) die Resultate der auf einer
                              österreichischen Bahn, nämlich der Kaiser Ferdinands-Nordbahn, seit einer
                              Reihe von Jahren augestellten Beobachtungen mit. Danach hat die Auswechslung
                              betragen:
                           Bei nicht imprägnirten Eichenschwellen nach 12jähriger Benützung 74,48 Proc.
                           Bei mit Chlorzink imprägnirten Eichenschwellen nach 7 Jahren 3,29 Proc.
                           Bei mit creosothaltigem Theeröl imprägnirten Eichenschwellen nach 6 Jahren 0,09
                              Proc.
                           Bei mit Chlorzink imprägnirten Kieserschwellen nach 7 Jahren 4,46 Proc.
                           Die imprägnirten Kieferschwellen, von denen die angeführten Beobachtungen vorliegen,
                              wurden im J. 1869 auf den Stationsplätzen der Mährisch-Schlesischen Nordbahn
                              verlegt. Seit den Jahren 1869/1870 kommen bei der Kaiser Ferdinands-Nordbahn
                              nur noch Eichenschwellen zur Verlegung, welche vorher entweder mit Chlorzink oder
                              mit creosothaltigem Theeröl imprägnirt wurden.
                           
                        
                           Eisenbahn-Telegraphenwesen.
                           In den Technischen Blättern 1876 S. 68 bespricht L. Kohlfürst die derzeitigen Verhältnisse des Telegraphenwesens bei den
                              österreichischen Eisenbahnen und gelangt am Ende seines Aufsatzes (von welchem auch
                              ein Separatabdruck in Commission bei Kosmack und Neugebauer in Prag erschienen ist) zur Aufstellung
                              einiger Forderungen, deren Erfüllung er zur Entwicklung des österreichischen
                              Eisenbahn-Telegraphenwesens für unentbehrlich hält. Wir deuten dieselben
                              nachstehend kurz an:
                           1) Vollständige Trennung der Eisenbahn-Telegraphenleitungen in Bau und
                              Unterhaltung von den Staats-Telegraphenleitungen.
                           2) Sorgfältige Ueberwachung und Instandhaltung dieser Leitungen durch die
                              Bahnorgane.
                           3) Thunlichste Beschränkung der Privatcorrespondenz auf den Bahnleitungen.
                           4) Schaffung einer mit einem Specialisten zu besetzenden Dienststelle bei der
                              Bahnüberwachungs- oder Staats-Telegraphenbehörde, welche u.a. die
                              experimentelle Prüfung neuer Erfindungen im Bereiche des
                              Eisenbahn-Telegraphenwesens, die Ueberwachung des
                              Bahn-Telegraphendienstes zur Aufgabe hätte.
                           5) Gründung eines Comité auch für das Telegraphenwesen im Verein Deutscher
                              Eisenbahnverwaltungen.
                           6) Einführung eines exacten theoretischen Unterrichtes über den
                              Eisenbahn-Verkehrsdienst und das Eisenbahn-Telegraphenwesen an den
                              technischen Hochschulen.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           
                           Unterirdische Telegraphenleitung in Glasröhren.
                           Das Finanz- und Kommissionär-Gebäude der Centennial-Exhibition
                              in Philadelphia sind durch eine unterirdische Leitung mit einander verbunden worden,
                              bei welcher blose Kupferdrähte durch Glasröhren gezogen wurden, welche in
                              Eisenröhren durch Paraffinwachs in ihrer Lage fest gehalten werden. Theils behufs
                              leichten Anschlusses von Drähten, welche von seitwärts an die Hauptleitung
                              herankommen, theils zu größerer Bequemlichkeit bei der Legung sind Kästen angewendet
                              worden, in welche die Rohrenden eingeschraubt werden. Innerhalb der Kästen laufen
                              die Drähte über isolirende Brücken; dabei kann man zugleich irgend welchen Draht
                              herausnehmen und durch einen andern ersetzen, ohne den Betrieb auf den andern zu
                              stören. In der Ausstellung selbst ist in der Maschinenhalle ein Modell einer solchen
                              Leitung ausgestellt, und vermuthlich verdankt demnach wohl diese Anlage dem
                              Aussteller ihr Entstehen.
                           
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                           Herstellung des Ebonits.
                           Ebonit und Vulcanit sind zwei aus Kautschuk und Schwefel hergestellte vielgebrauchte
                              Stoffe und enthalten (wenn auch nicht wesentlich) einen Beisatz von Guttapercha,
                              Schellack, Asphalt, Graphit u.s.w. Im Vulcanit steigt der Schwefelgehalt nicht über
                              20 bis 30 Proc., während im Ebonit bis zu 60 Proc. Schwefel enthalten sind. Auch ist
                              zu seiner Herstellung eine höhere Temperatur erforderlich. Ein anerkanntes Recept
                              schreibt 100 Th. Kautschuk auf 45 Schwefel und 10 Guttapercha vor, welche in
                              genügender Wärme vereinigt werden. Bei der Herstellung wird eine hinreichende Menge
                              dieser Mischung in eine passende Form aus einem vom Schwefel nicht angreifbaren
                              Stoffe gebracht und 2 Stunden lang einer Wärme von etwa 315° und einem Drucke
                              von 1k pro 1qcqm ausgesetzt, was ganz bequem so gemacht wird, daß man die Form in einen
                              Dampfkessel bringt, in dem man leicht die nöthige Temperatur und den erforderlichen
                              Druck erhalten kann. Nach dem Erkalten wird der Ebonit aus der Form genommen und in
                              gewöhnlicher Weise fertig gemacht und polirt. (Journal of the
                                 Telegraph, Bd. 8 S. 309.)
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Abnützung von Münzen.Vgl. Miller, über Abnützung der Silbermünzen 1863
                                    167 155.
                              
                           Die bis jetzt vorliegenden Angaben über den Gewichtsverlust, welchen die Münzen durch
                              längern Umlauf erleiden, sind als nicht ganz zuverlässig zu betrachten; die sich
                              augenblicklich darbietende Gelegenheit der Einlösung der alten Münzen wird daher,
                              wie Münzdirector v. Haindl in dem Polytechnischen Verein
                              in München mittheilte, benützt, um diese Unsicherheit zu heben.
                           Die Abnützung ist im Allgemeinen von folgenden drei Factoren abhängig: 1) von dem
                              Material, 2) von der Form und 3) von der Art der Prägung der Münzen.
                           Was zunächst den letztern Punkt betrifft, so zeigt die Erfahrung, daß frei geprägte
                              Münzen widerstandsfähiger zu sein scheinen, als im Ring mit dem Balancier oder mit
                              der Ulhorn'schen Presse geprägte Münzen.
                           In Betreff des Materials, aus welchem die Münzen bestehen, zeigt sich für Gold
                              durchschnittlich ein bedeutend geringerer Verlust als für Silber; die bis jetzt
                              erhaltenen Daten in dieser Beziehung sind folgende. Die im J. 1803 geprägten
                              Zwanzig-Franken-Stücke, von denen in letzter Zeit 1412282 Stücke
                              eingeschmolzen wurden, ergaben 0,2 Proc. Mindergewicht. Ueber die Abnützung der
                              Kronenthaler (Silbermünze) sind bereits im J. 1844 Versuche angestellt worden; der
                              Verlust bei Brabanter Kronenthalern, die hundert Jahre im Umlauf waren, ergab sich
                              damals zu 1,11 Proc., welcher Werth sich bis zum J. 1873 auf 1,55 Proc. steigerte.
                              Oesterreichische Kronenthaler zeigten bei diesen ersten Versuchen nach 80jährigem
                              Umlauf 0,71, im J. 1873 1 Proc. Abnützung. Bei süddeutschen Kronenthalern wurden im
                              J. 1844 nach 34jährigem Umlauf 0,44 Proc., später im J. 1873 aber 0,82 Proc.
                              Abnützung gefunden. Im
                              Mittel betrug der Verlust bei den eingeschmolzenen 117965 Stück 1,03 Proc. Bei den
                              Zweiguldenstücken fand sich als mittlere Verlustziffer bei 9000000 Gulden 0,11
                              Proc.
                           Man kann demnach als durchschnittliche Abnützung bei ältern, frei geprägten großen
                              Silbermünzen pro hundert Jahre Umlaufszeit 1 Proc. annehmen. Die im Ring geprägten
                              neuen Thaler zeigen dagegen jetzt schon ungefähr 1 Proc. Abnützung.
                           Auch die Guldenstücke vom J. 1837, von denen 4000000 eingeschmolzen wurden, ergaben 1
                              Proc. Verlust. Bei Einhalb-Guldenstücken ergab sich als Durchschnittsziffer
                              von 2500000 Gulden 1,31 Proc.
                           Unverhältnißmäßig groß ist diesen Werthen gegenüber die Abnützung, welche
                              minderhaltige Silbermünzen zeigen, da nicht nur der Verlust an Gewicht in Betracht
                              kommt, sondern auch die durch das Weißsieden erzeugte Silberhaut sich allmälig
                              abgreift und dadurch auch der Gehalt der Münze reducirt wird. So beträgt die
                              Durchschnittsziffer bei Sechskreuzerstücken 10 Proc., bei Dreikreuzerstücken sogar
                              24 Proc.; allerdings sind hierbei auch die Stücke ältesten Datums einbegriffen. Ein
                              weiterer Verlust bei Silbermünzen entsteht noch dadurch, daß sich durch die
                              Berührung des Silbers mit dem menschlichen Schweiß Chlorsilber bildet, welches bei
                              einer Schmelzung verloren geht.
                           
                        
                           Bestimmung des Mangans im Gußeisen.
                           Folgende Methode zur Bestimmung des Mangans gibt zwar nicht sehr genaue Resultate,
                              ist aber schnell auszuführen und kann besonders in Laboratorien auf Eisenwerken bei
                              Analysen von Spiegeleisen sehr gute Dienste leisten. Man verfährt nach S. Kern (Chemical News, 1876 S.
                              90) in folgender Weise.
                           0g,5 der Probe werden in einer Kochflasche
                              mit 15cc Salzsäure von 1,12 spec. Gew.
                              behandelt. Ist das Eisen fast ganz aufgelöst, so werden ungefähr 08,2 chlorsaures
                              Kalium hinzugesetzt, um alles Eisen in Eisenchlorid zu verwandeln. Etwa in dem Eisen
                              vorhandenes Silicium bleibt ungelöst. Dann wird zur Lösung Kalilauge gefügt und
                              sogleich mit 40 bis 50cc einer
                              concentrirten Lösung von Chlorammonium 10 bis 15 Minuten lang gekocht. Der
                              Niederschlag von Fe₂ wird abfiltrirt und zum Filtrat Schwefelammonium
                              gesetzt. Das gefällte Schwefelmangan wird gesammelt, schnell ausgewaschen, in einen
                              Porzellantiegel gebracht und mit Schwefelsäure erhitzt. Das schwefelsaure Mangan
                              wird zur Trockne verdunstet, geglüht und das gebildete Mn₃O₄
                              gewogen.
                           
                        
                           Einfluß von Zinn und Phosphor auf Kupfer.
                           Während nach den Versuchen von Karsten Gehalte unter 0,3
                              Proc. Zinn die Festigkeit des Kupfers in der Kälte nicht bedeutend vermindern,
                              jedoch 0,25 Proc. bereits starken Rothbruch veranlassen sollen, so waren nach Hampe Legirungen mit 0,1 bis 1 Proc. Zinn in der Hitze
                              und Kälte völlig dehnbar, so daß ein nachtheiliger Einfluß des Zinns innerhalb
                              dieser Grenzen nicht constatirt werden konnte. Zinnreichere Legirungen zeigten eine
                              Neigung zur krystallinischen Textur, ohne die Dehnbarkeit zu beeinträchtigen, wenn
                              nur das erste Aushämmern etwas vorsichtig geschehen war.
                           Hinsichtlich der Raffination des Kupfers mit Phosphorzusatz wird bemerkt, daß bei dem
                              Üblichen Verfahren der Entfernung eines schädlichen Sauerstoffgehaltes im
                              Garkupfer durch Polen sich Gase (Kohlenoxyd, Wasserstoff, Kohlenwasserstoff)
                              entwickeln, welche vom Kupfer nach Entfernung des Sauerstoffgehaltes absorbirt
                              werden und das Raffinat mehr oder weniger porös machen, was namentlich dessen
                              Dehnbarkeit in der Kälte beeinträchtigt. Um den Einfluß dieser absorbirten Gase
                              nicht zu groß werden zu lassen, läßt man beim Raffiniren absichtlich etwas
                              Sauerstoff im Kupfer, vermeidet aber dadurch die Gasabsorption, somit Porosität doch
                              nicht ganz, während sie bei überpoltem, ganz von Sauerstoff befreitem Kupfer stärker
                              hervortritt. Es wird nun die Porosität vermieden werden, wenn sich überhaupt keine
                              absorbirbaren Gase entwickeln, und in dieser Beziehung sind im Mansfelder Revier
                              angestellte Raffinirversuche mit einem Phosphorzusatz ganz günstig ausgefallen. Der
                              Phosphor nimmt den Sauerstoff des Kupfers ohne Gasentwicklung auf, und ein geringer
                              Rückhalt davon im Kupfer hinterließ keinen nachtheiligen Einfluß. Das Kupfer wurde vollkommen
                              dicht und erstarrte mit eingesunkener Oberfläche; der Bruch desselben nähert sich
                              dem des chemisch reinen Metalles und ist nicht, wie der des gewöhnlichen Raffinats,
                              feinkörnig, sondern dicht, wie geflossen, oft mit stänglicher Structur und hellerem
                              Rosa. Beim Aufwerfen des Phosphors auf geschmolzenes Kupfer kommt es in eine
                              schäumende, treibende Bewegung, welche auch nach dem Verschwinden des Phosphors noch
                              fortdauert, und es entsteht eine dünne, beim Erkalten des Stückes abspringende
                              Schlackenschicht. Während gewöhnliches Walzraffinat 8,591 bis 8,690 spec. Gew.
                              besitzt, so zeigte mit Phosphor behandeltes Kupfer 8,924. Das mit Phosphor
                              behandelte Kupfer war weit zäher und dehnbarer als Walzraffinat, zeigte aber in den
                              einzelnen Barren kein gleichmäßiges Verhalten, wohl deshalb, weil beim Aufwerfen des
                              Phosphors auf das Metallbad mehr oder weniger davon verbrennt. Das für die
                              praktische Verwendung solchen Kupfers unangenehme Einsinken der Gußstücke würde sich
                              vielleicht durch Anwendung stehender Formen und Gießen mit verlorenem Kopf
                              unschädlich machen lassen. Auch dürfte ein Zusatz von Phosphorkupfer, statt
                              Phosphors, beim Raffiniren Vorzüge gewähren. Weitere Versuche müssen Aufschluß über
                              den ökonomischen Theil des Verfahrens geben, und es dürften solche Versuche von
                              vornherein nicht aussichtslos erscheinen, da die Kosten für Phosphor auf 1 Ctr.
                              Kupfer etwa 20 bis 35 Pf. betragen. (Nach der Zeitschrift für das Berg-,
                              Hütten- und Salinenwesen im Preußischen Staate, 1876 S. 6.)
                           
                        
                           Ueber Cadmiumdoppelsalze; von J. M. Eder.
                           Einer größern, vom Verfasser als Separatabdruck aus der Photographischen
                              Korrespondenz, 1876 S. 83 gef. eingesendeten Arbeit über Cadmiumdoppelsalze und über
                              die Verwendung derselben zur Jodirung des Collodiums entnehmen wir folgende
                              Löslichkeitstabelle.
                           1 Gewichtstheil des Salzes löst sich bei 15° in
                              Gewichtstheilen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 221, S. 189
                              Verbindung; Formel; Wasser; Absol.
                                 Alkohol spec. Gew.; Aether spec. Gew.; Alkoholäther 1 Vol.: 1 Vol.; Bromcadmium;
                                 Bromammonium; Bromnatrium; Bromkalium; Jodcadmium; Jodammonium; Jodnatrium;
                                 Jodkalium; Einfach-Ammonium-Cadmiumbromid;
                                 Vierfach-Ammonium-Cadmiumbromid;
                                 Einfach-Natrium-Cadmiumbromid; Einfach
                                 Kalium-Cadmiumbromid; Vierfach Kalium-Cadmiumbromid;
                                 Einfach-Ammonium-Cadmiumjodid;
                                 Zweifach-Ammonium-Cadmiumjodid;
                                 Zweifach-Natrium-Cadmiumjodid;
                                 Einfach-Kalium-Cadmiumjodid;
                                 Zweifach-Kalium-Cadmiumjodid
                              
                           
                        
                           
                           Untersuchung von Schellack auf eine Verfälschung mit
                              Colophonium; von Fr. Dietlen.
                           Reiner Schellack hat einen matten Bruch, Colophonium oder mit Colophonium versetzter
                              Schellack zeigen dagegen einen glänzenden Bruch. Colophonium ist weniger hart als
                              Schellack, bricht leichter und läßt sich viel leichter im Mörser zerreiben. Ligroin
                              löst Colophonium, Schellack bleibt zurück.
                           
                        
                           Pergansept.
                           Unter diesem Namen bringt die Pergamentpapierfabrik von A. Eckstein in Wien ein mit rohem Holzessig imprägnirtes Pergamentpapier in
                              den Handel; dasselbe soll nach der Papierzeitung, 1876 S. 182 als Verbandmittel bei
                              frischen Wunden zur Verhütung der Eiterbildung angewendet werden.
                           
                        
                           Einwirkung der Schwefelsäure auf phosphorsauren Kalk.
                           Nach den Versuchen von Armsby verläuft die Reaction
                              zwischen gleichen Molecülen Phosphorsauren Kalk und Schwefelsäure derart, daß die
                              Schwefelsäure zuerst auf die Hälfte des phosphorsauren Kalkes einwirkt unter Bildung
                              des löslichen Phosphates CaH₄ (PO₄)₂ oder CaO, 2HO, PO₅, nach
                              der Gleichung:
                           Ca₃ (PO₄)₂ + 2 H₂SO₄ =
                              CaH₄ (PO₄)₂ + 2 CaSO₄.
                           Dann wirkt dieses Phosphat auf die andere Hälfte des
                              phosphorsauren Kalkes ein und bildet das unlösliche einfachsaure Phosphat
                              CaHPO₄ oder 2CaO, HO, PO₅:
                           CaH₄ (PO₄)₂ + Ca₃
                              (PO₄)₂ = 4 CaHPO₄.
                           Die letztere Reaction wird durch die längere Dauer der Einwirkung und die Erhöhung
                              der Temperatur begünstigt. (Journal für praktische Chemie, 1876 Bd. 13 S. 533.)
                           
                        
                           Benzol und Benzin.
                           Professor Heeren bespricht in den Mittheilungen des
                              Gewerbevereins für Hannover, 1876 S. 106 die verschiedenen Flüssigkeiten, welche
                              unter diesen Namen im Handel vorkommen. Hiernach ist der Name Benzol für die ganz, oder doch fast ganz reine, aus Benzoësäure
                              oder Steinkohlentheer gewonnene Flüssigkeit, der Name Benzin dagegen für die weniger reinen Sorten derselben Flüssigkeiten mit
                              nicht konstantem Siedpunkt zu brauchen. Beide, Benzol und Benzin, mischen sich in
                              jedem Verhältniß mit 90grädigem Weingeist und brennen mit stark rußender Flamme.
                              – Die aus dem rohen Petroleum gewonnenen ätherischen Flüssigkeiten,
                              Petroleumäther etc., sollten zur Vermeidung von Confusion nie als Benzin bezeichnet
                              werden; sie mischen sich nicht mit Weingeist und brennen mit wenig rußender Flamme.
                              Eben so wenig rechtfertigt es sich, die flüchtigsten Destillationsproducte des
                              Theeres der Cannel-, der Bogheadkohle und der Braunkohle als Benzin zu
                              bezeichnen; man behalte für sie die Namen Photogen, Mineralöl, Hydrocarbür,
                              Schieferöl oder auch Eupion. Auch diese mischen sich nicht mit Weingeist und geben
                              beim Brennen wenig Rauch.
                           
                        
                           Färben von Nahrungs- und Genußmitteln.
                           Die Pariser Polizeibehörde hat zum Färben von Nahrungs- und Genußmitteln die
                              ausschließliche Verwendung nachstehender Stoffe vorgeschrieben.
                           Blau: Indigo und dessen Derivate, Berlinerblau.
                           Roth: Cochenille, Carmin, Carminlack, Brasilholzlack,
                              Orseille.
                           Gelb: Safran, Avignon-Gelbbeeren, Persische
                              Gelbbeeren, Quercitron, Gelbholz, Curcuma.
                           
                           Grün: Gemisch von Campechenholz und Berlinerblau.
                           Violett: Gemisch von Berlinerblau und Carmin.
                           Verboten sind Kupferoxyd, Kupferlasur, Bleioxyd, Zinnober, Chromgelb, Gummigutt,
                              Scheel'sches und Schweinfurter Grün und Bleiweiß.
                           Zum Färben von Getränken wird empfohlen für den Curaçao Campechenholz, für
                              Absinth lösliches Indigoblau mit Safran, für blaue Flüssigkeiten lösliches
                              Indigoblau, Berlinerblau und Ultramarin. (Vgl. auch Ballo
                              1874 213 443.)
                           
                        
                           Schwefelkohlenstoff als Conservirungs- und
                              Desinfectionsmittel.
                           Bei Versuchen über das Verhalten des Bodens gegen xantogensaures Kalium (vgl. 1875
                              217 430) beobachtete Ph. Zöller (Berichte der
                              deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 707), daß, wenn auch dem Boden nur kleine
                              Mengen Xanthogenat beigemischt waren und sich deshalb nur wenig Schwefelkohlenstoff
                              entwickelte, in den Gefäßen, welche die befeuchtete Mischung enthielten, niemals
                              Pilzbildung auftrat; letztere zeigte sich unter sonst gleichen Umständen jedoch
                              stets in jenen Gefäßen, in welchen dem Boden das Xanthogenat fehlte. Diese
                              Beobachtung veranlaßte den Verfasser den Schwefelkohlenstoff bezüglich seiner
                              conservirenden und desinficirenden Wirkung zu prüfen.
                           Es wurden nun über einem kleinen Glasteller mit Schwefelkohlenstoff Fleischstücke von
                              250 bis 1000g Gewicht auf ein Gestell aus
                              Glasstäben gelegt und das Ganze mit einer Glasglocke bedeckt. Die Proben hielten
                              sich bei 15 bis 20° während 32 Tagen in dem Schwefelkohlenstoffdampf und
                              Wasserdampf enthaltenden Luftraum ohne jede Fäulnißerscheinung. Das Fleisch behielt seine Elasticität und veränderte
                              nur oberflächlich seine Farbe durch Blassserwerden; im Innern hatte es vollkommen
                              das Ansehen von frischem Fleische; beim Aufbewahren an der Luft zeigte es Neigung
                              zum Austrocknen, ohne daß hierdurch seiner nach einigen Tagen eintretenden
                              Verschimmelung und Zersetzung vorgebeugt wurde.
                           Mit gleich günstigen Resultaten wurden Tauben, Hühner, Brode, Zwetschen, selbst Harn
                              durch Schwefelkohlenstoffdampf conservirt und vor Fäulniß geschützt.
                           Verf. ist fest überzeugt, daß man Fleisch und andere leicht faulende und
                              veränderliche Substanzen in einer Schwefelkohlenstoff-Atmosphäre sehr lange
                              conserviren kann; und wenn, wie es nach verschiedenen Versuchen nicht
                              unwahrscheinlich erscheint, sich das Fleisch etc. zum Genusse eignet, dann wäre
                              diese so leicht ausführbare Conservirungsmethode für den Transport von
                              Lebensmitteln, für die Verproviantirung von Festungen u.s.w. von ganz
                              außerordentlichem Werthe.
                           
                        
                           Darstellung von Alizarinfarben; von F. de Lalande.
                           Es handelt sich im Wesentlichen um die Gewinnung von Purpurin aus Alizarin, und es
                              werden hierzu die folgenden Oxydationsmethoden vorgeschlagen.
                           1) 100 Th. Alizarin werden mit 50 bis 100 Th. trockner Arsensäure und 800 bis 1000
                              Th. Schwefelsäure von 66° B. so lange auf 120 bis 150° erhitzt, bis
                              eine herausgenommene Probe mit verdünnter Aetznatronlösung eine hochrothe Färbung
                              gibt, worauf man die flüssige Masse mit dem 20 bis 30fachen Volum Wasser verdünnt,
                              einige Zeit weiter erhitzt und dann filtrirt. Der zurückgebliebene Rückstand kann
                              nach dem Waschen sogleich zu Färbezwecken verwendet werden (vgl. 1875 215 161).
                           2) Die Arsensäure mag durch eine gleiche Menge Antimonsäure ersetzt werden; in diesem
                              Falle ist die Temperatur auf 200 bis 250° zu erhöhen. Im Uebrigen wird wie
                              oben verfahren.
                           3) Als Oxydationsmittel dient Manganperoxyd. Man kann die Oxydation hier auch ohne
                              Anwendung von Wärme zu Stande bringen.
                           4) An Stelle der Arsensäure nimmt man die gleiche Menge Zinnsäure und erhitzt wie im
                              ersten Falle auf 120 bis 150°.
                           5) Das getrocknete und gepulverte Alizarin wird in kleinen Mengen in etwa die
                              zehnfache Menge rauchender, mit Kältemischung umgebener Salpetersäure eingetragen
                              und die ganze Masse
                              in kaltes Wasser geschüttet. Der entstehende Niederschlag wird gesammelt, gewaschen
                              und technisch verwendet.
                           6) Das in Wasser, kalt oder heiß, suspendirte Alizarin wird mit dem gleichen oder
                              zweifachen Gewichte Kaliumbichromat oder Bleioxyd, Kupfernitrat, Quecksilbernitrat,
                              Eisenchloridlösung von 50° B. oder endlich Eisensulfat behandelt. Es ist hier
                              zuweilen nothwendig, die Temperatur auf 150 bis 250° zu erhöhen.
                           7) 100 bis 200 Th. Alizarinbrei (10 Proc. trockenes Alizarin enthaltend) werden mit
                              10 Kupfersulfat, 2 Kaliumchlorat und 100 bis 200 Th. Kieselsand vermengt; diesen
                              Brei erwärmt man mehrere Tage lang unter fortgesetztem Umrühren auf 30 bis
                              60°. Das Product wird mit Wasser gewaschen, um lösliche Beimengungen zu
                              entfernen, und sodann mittels Aetznatron ausgezogen, aus welchem Auszuge man den
                              Farbstoff durch irgend eine Säure niederschlägt. (Berichte der deutschen chemischen
                              Gesellschaft, 1876 S. 644.)
                           
                        
                           Selen- und Tellur-Ultramarin.
                           Guimet will nach einem französischen Patente braunes und
                              purpurrothes Ultramarin dadurch gewinnen, daß er bei dem bekannten
                              Ultramarinblau-Verfahren den Schwefel durch Selen ersetzt; wird in
                              entsprechender Weise Tellur verwendet, so soll grünes und gelbes Ultramarin erhalten
                              werden.
                           
                        
                           Ein blauer Farbstoff, aus Diphenylamin dargestellt von Willm und Girard.
                           Indem 100k Diphenylamin und 30k Ameisensäure 10 bis 12 Stunden lang bei
                              120 bis 160° zusammen erhitzt werden, erhalten Willm und Girard (Moniteur industriel belge, 1876 S. 167) nach dem Abdestilliren der
                              überschüssigen Ameisensäure reines Formodiphenylamin als Ausgangspunkt für die
                              Darstellung eines neuen blauen Farbstoffes. Sie erhitzen nämlich 1k des so erhaltenen Formodiphenylamins mit
                              2k Oxalsäure durch 20 bis 24 Stunden in
                              einer gußeisernen emaillirten Retorte bei 110 bis 120°. Die Masse wird sodann
                              in Benzin gegossen, der ungelöste Rückstand nach dem Decantiren durch kochendes
                              Wasser von anhängender Oxalsäure befreit, getrocknet und in starkem Weingeist
                              gelöst. Die alkoholische Lösung wird mit schwacher Kalilauge erwärmt, die nunmehr
                              rothbraune Flüssigkeit filtrirt, mit concentrirter Salzsäure ausgefällt, der
                              entstehende blaue Niederschlag mit Wasser ausgewaschen und derselbe schließlich
                              durch Behandeln mit Schwefelsäure bei 40 bis 100° in Lösung übergeführt. Man
                              hat alsdann eine Sulfosäure des neuen blauen Farbstoffes, welche direct als
                              Farbflüssigkeit verwendet werden kann.
                           Statt Formodiphenylamin eignet sich in gleicher Weise auch Acetodiphenylamin, welches
                              aus ersterm durch Einwirkung von Essigsäure entsteht, zur Darstellung des blauen
                              Farbstoffes. Ferner kann man dem Diphenylamin das Dinaphtylamin, und dem
                              Formyl- oder Acetylradical ein Alkoholradical, z.B. Methyl oder Benzyl,
                              substituiren, oder endlich könnte man nach der Ansicht der Verfasser die Bildung des
                              tertiären Amids gänzlich umgehen, indem man einfach getrocknete Oxalsäure oder eine
                              andere Säure, wie Citronensäure, Weinsäure u.a., auf Diphenylamin einwirken
                              läßt.
                           
                              Kl.