| Titel: | Die Heizung und Lüftung geschlossener Räume auf der internationalen Ausstellung für Gesundheitspflege und Rettungswesen in Brüssel 1876; von Hermann Fischer. | 
| Autor: | Hermann Fischer | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 1 | 
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                        Die Heizung und Lüftung geschlossener Räume auf
                           der internationalen Ausstellung für Gesundheitspflege und Rettungswesen in Brüssel 1876;
                           von Hermann Fischer.
                        Mit Abbildungen.
                        Fischer, über Heizung und Lüftung geschlossener Räume.
                        
                     
                        
                           Der Gedanke, in Brüssel eine Ausstellung für Gesundheitspflege und Rettungswesen
                              stattfinden zu lassen, datirt vom J. 1871. In diesem trat die „Société royale et centrale des Sauveteurs
                                    de Belgique“ mit der Idee hervor, in Brüssel eine
                              internationale Ausstellung von „Hebemaschinen, Apparaten und Einrichtungen
                                 der Gesundheitspflege und des Rettungswesens“ zu veranstalten, mit
                              welcher ein Congreß über genannte Gegenstände verbunden sein sollte. Verschiedene
                              Umstände, namentlich die Ausstellung in Wien 1873, hatten die Vertagung des
                              Projectes veranlaßt.
                           Gegen Ende des J. 1874 erbat sich die genannte Gesellschaft, ermuthigt durch das
                              lebhafte Interesse, welches der König von Belgien für das Zustandekommen dieses
                              Unternehmens zu erkennen gab, aber erkennend, daß die Ausführung durch ihre eigenen
                              Kräfte allein nicht möglich sein würde, die Mitwirkung Aller, welche durch Stellung,
                              Kenntnisse und besondere Eigenschaften befähigt seien, das Werk zu einem guten Ende
                              zu führen. Sie präcisirte die Aufgabe der Ausstellung dahin, daß sie der
                              Gesundheitspflege und dem Rettungswesen dienen solle, wobei aber der Name
                              „Rettungswesen“ nicht in seiner reinen, engeren Bedeutung
                              aufzufassen sei, sondern in sich schließen solle: „Alles, was geeignet
                                 ist, das Leben der Menschen zu retten und zu sichern.“
                              
                           Der Erfolg des Unternehmens, die stattfindende Ausstellung, wird gewiß die
                              Veranstalter desselben befriedigen und ihnen den besten Lohn gewähren für ihre
                              mühevollen Arbeiten.
                           Die Neuheit einer derartigen Ausstellung und die, wie oben erwähnt, sehr allgemein
                              ausgedrückten Ziele derselben haben, wie es nicht anders zu erwarten war, eine sehr
                              ungleichförmige Beschickung der Ausstellung zur Folge gehabt. Während einige Länder
                              fast nur durch ihre Regierungen und sonstigen Behörden als Aussteller vertreten
                              waren, basirte die
                              Ausstellung anderer Länder hauptsächlich auf der von Privatpersonen, bezieh.
                              Fabrikanten gelieferten Objecten.
                           Einerseits ist zu erwarten, daß bei zu erhoffenden Wiederholungen derartiger
                              Ausstellungen diesem Uebelstande entgegengearbeitet werden wird, anderseits wird man
                              sich mehr und mehr entwöhnen, aus den Objecten einer Ausstellung allein sich ein
                              Urtheil über die Leistungsfähigkeit des betreffenden Volkes oder Landes zu bilden.
                              Deshalb glaube ich nicht, daß es gerechtfertigt ist, dem beregten Uebelstande der
                              Brüsseler Ausstellung ein großes Gewicht beizulegen.
                           Die in Rede stehende Ausstellung war u.a. werthvoll in Bezug auf Heizung und Lüftung
                              geschlossener Räume; hier wurden nicht allein Heizapparate, sondern die genauen
                              Pläne der Heizanlagen, nicht nur die idealen Darstellungen, welche den leitenden
                              Gedanken eines Heizsystems u.s.w. versinnlichen sollen, sondern die vollständigen
                              Pläne von ausgeführten Anlagen dem vergleichenden Studium zur Verfügung gestellt.
                              Das ist es, was mich veranlaßt, den Lesern dieses Journals in dem Folgenden einen
                              kurzen Bericht über das Vorhandene zu geben.
                           Von den Heizapparaten mögen, da die Kamine so gut als gänzlich fehlen, zunächst die
                              Zimmeröfen Platz finden. Fast ohne Ausnahme sind sie so eingerichtet, daß sie
                              zugeführte frische Luft vor deren Eintritt in den betreffenden Raum erwärmen können.
                              Diese Thatsache documentirt einen wesentlichen Fortschritt in der Verbreitung
                              richtiger Ideen auf dem Gebiete der Ventilation.
                           Die Zweckwidrigkeit der Kaminheizung wird nicht allein hinsichtlich der mangelhaften
                              Ausnützung der Brennmaterialien in Bezug auf Erwärmung anerkannt, sondern man hört
                              auch nach und nach auf, sie als werthvoll für die Lüftung der Zimmer zu preisen.
                              Wenn die Luft aus den Räumen nur abgesaugt wird, so wird – im Winter –
                              ein gleiches Quantum kalter Luft durch die Spalten der Fenster etc., sowie durch die
                              Poren der Wände eingeführt. Diese bewegte kalte Luft bringt das so unangenehme
                              Gefühl des „Ziehens“ hervor, was den Vortheil, eine reinere
                              Luft zu athmen, sehr beeinträchtigt. Am angenehmsten wird es sein, Luft mit der
                              Temperatur des betreffenden Zimmers einzuführen; ist die eingeführte Luft wärmer als
                              die des zu lüftenden Raumes, so kann deshalb kein Zug entstehen, weil die frische
                              Luft sich sofort nach der Decke begibt und nur langsam nach unten strömt – in
                              dem Maße, als die Zimmerluft unten abgesaugt wird.
                           Die in Rede stehenden Oefen sind entweder mit einem oder mehreren innern Canälen für
                              den Durchgang der frischen Luft versehen, oder sie sind als Mantelöfen construirt.
                              Während die erstgenannten, hauptsächlich von Rußland ausgestellten, meistens als Massen-
                              oder Grundöfen construirt sind, zeigen die Oefen mit dichten Mänteln mehr oder
                              weniger reine Eisenconstruction, in der Regel mit Regulirfeuerung.
                           Die Wahl der hier in Betracht kommenden Ofengattungen entscheidet das zur Verfügung
                              stehende Brennmaterial. Während Steinkohle und Koke durch die Regulirung der
                              Luftzuführung in gleichförmiger, dem Bedürfnisse entsprechender Weise verbrannt
                              werden können, wenn sie in eisernen Oefen, in denen die Temperatur des
                              Brennmaterials stets eine gemäßigte ist, verwendet werden, würde dasselbe Verfahren
                              bei Holzfeuerung mit erheblichen Verlusten verbunden sein, da die trockene
                              Destillation des Holzes schon bei verhältnißmäßig niedriger Temperatur stattfindet.
                              Die entwickelten Gase würden wegen Luftmangel unverbrannt entweichen, ihre Heizkraft
                              also nicht nutzbar gemacht werden können.
                           Diese Oefen mit Einrichtung zum Erwärmen der frischen Luft können, wenn sie richtig
                              construirt und zweckmäßig angewendet werden, insbesondere Luftabzugscanäle vorhanden
                              sind, die sogen. Luftheizung vollständig ersetzen. Sie sind thatsächlich mit vielem
                              Erfolg in Krankenhäusern u. dgl. in Verwendung und namentlich da, wo es – wie
                              in Baracken – an den zur Aufstellung der Heizapparate der Luftheizung
                              erforderlichen Kellerräumen fehlt.
                           Während die genannten Oefen außer dem Hervorgehobenen nichts Bemerkenswerthes
                              enthalten, dürfte die Leser ein Gasofen, System L. Vanderkelen, interessiren, welcher von den gewöhnlichen in seiner
                              Construction abweicht.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 222, S. 3
                              Figur 1 zeigt diesen aus Eisen- oder
                                 Kupferblech hergestellten Ofen im verticalen Durchschnitt. A ist der Hahn der Gasleitung. Das Gas verbrennt,
                                 nachdem es mit Luft gemischt, bei B und erwärmt
                                 sowohl die cylindrische Wand H, als auch den aus
                                 zwei Kegelstücken zusammengesetzten Körper C,
                                 letztern – wie von dem Fabrikanten hervorgehoben – „bis
                                    zum Glühen“. Die Verbrennungsgase entweichen durch den Rohransatz
                                 D in einen Schornstein. Der Cylinder H gibt die auf ihn entfallende Wärme direct an das
                                 Zimmer ab, während die durch den Körper C zu
                                 erwärmende Luft mittels des Rohres E entweder von
                                 dem Zimmer oder aus dem Freien zugeführt wird. Die an C erwärmte Luft entweicht durch den durchbrochenen Deckel F des Ofens in den zu erwärmenden Raum.
                              
                           Dievorliegende Construction hat augenscheinlich den Vorzug, daß ein Offenlassen des
                              Gashahnes, während im Ofen kein Feuer brennt, ohne Gefahr ist; das austretende Gas
                              entweicht ohne weiteres in den Schornstein.
                           Wichtiger als die Ofenheizung sind die Centralheizungen. Sie sind auf der Ausstellung
                              meistens als Luftheizungen vertreten, also in der Form, daß die Heizkörper im
                              Kellergeschoß aufgestellt sind, von welchem erwärmte Luft dem betreffenden Raume
                              zugeführt wird.
                           Die direct durch die Rauchgase erwärmten Heizkörper bestehen theils ausschließlich
                              aus Mauerwerk – z.B. die Heizkörper der Marine-Kaserne der
                              Kaiserlichen Garde in St. Petersburg (15 Apparate), des Militärhospitals in
                              Warschau, der Klinik der medicinischen Akademie in St. Petersburg, des Hauses
                              Carlsberg bei Copenhagen –, oder sie bestehen zum Theil aus Mauerwerk, zum
                              Theil aus Eisen, oder sie sind ausschließlich in Eisen construirt – z.B. in
                              der Kathedrale St. Andreas in St. Petersburg, in einigen Gemächern der Kaiserin im
                              Winterpalast, in einem Theil des großartigen städtischen Krankenhauses im
                              Friedrichshain zu Berlin, in dem Krankenhaus der Georg-Marienhütte bei
                              Osnabrück.
                           Bei den meisten dieser Heizkörper vermißt man die so nöthige Rücksichtnahme auf eine
                              bequeme Entfernung des Rußes aus den Rauchzügen. Nur sehr wenige sind so angelegt,
                              daß der Ruß ohne Betreten der Heizkammern entfernt werden kann. Ist der Ruß in die
                              Heizkammer, bezieh. in ein dort aufgestelltes Gefäß zu entleeren, so gehört die
                              außerordentlichste Aufmerksamkeit und Sorgfalt des betreffenden Arbeiters dazu, um
                              zu verhindern, daß Rußtheile durch die Canäle in die zu beheizenden Räume
                              gelangen.
                           Fast sämmtliche Oefen lassen den Rauch an ihrem untern Ende in den Schornstein
                              entweichen; indem die Verbrennungsgase rasch emporsteigen und, bedeutende
                              Heizflächen passirend, langsam nach unten sinken, wird eine geregelte Strömung
                              derselben hervorgebracht, da die an den Wandungen abgekühlten Gase vermöge ihres
                              größern specifischen Gewichtes den wärmeren voreilen und diesen Platz machen,
                              ihrerseits auf die Heizflächen zu wirken. Es bedarf, wenn dieses System verfolgt
                              wird, keines häufigen Hin- und Herführens, keines langen Weges der Gase.
                              Lediglich die zweckmäßig liegende Heizfläche ist maßgebend. In zwei Dresdner
                              Krankenhäusern, bei den oben erwähnten gemauerten Heizapparaten, in der Kirche St.
                              François Xavier zu Paris u.a. steigt der Rauch in zahlreichen ganz oder
                              nahezu horizontalen Röhren mit verbindenden Stutzen nach unten; es scheint, als ob
                              die betreffenden Constructeure noch mit sich gekämpft haben hinsichtlich des
                              maßgebenden Gedankens der
                              Anordnung. Bei andern Anlagen, z.B. den Heizapparaten des städtischen Krankenhauses
                              im Friedrichshain zu Berlin, ist das richtige Princip voll und ganz zum Ausdruck
                              gelangt.
                           Einige russische Centralöfen lassen den Rauch an ihrem obern Ende abströmen. Damit
                              derselbe mit den Heizflächen in genügende Berührung kommt, sind in den verticalen
                              Schacht horizontale Platten eingehängt, die nur einen schmalen Spalt zwischen ihrem
                              Umfange und den Heizflächen für den Durchgang der Verbrennungsgase übrig lassen.
                              Diese Anordnung hat mindestens den Nachtheil einer unbequemen Reinigung.
                           Die einfachsten Rauchwege enthält der bekannte Gurney'sche
                              Apparat: Ein gußeiserner, außen gerippter Cylinder ist mit einer verzierten
                              gußeisernen Kuppel geschlossen. Der Boden des Cylinders wird durch einen Planrost
                              gebildet. In der Vorderseite des Ofens befinden sich zwei außen gerippte Thüren, zum
                              Schüren des Feuers und zum Einwerfen von Brennmaterial. Der letztern Thür gegenüber
                              befindet sich – an der Hinterseite des Ofens – ein Rohrstutzen,
                              welcher die Gase in den Schornstein zu führen hat. Der innere Raum des Cylinders ist
                              vollständig frei, so daß der Rauch vom Rost direct nach dem Schornstein strömt. Es
                              ist dem Fabrikanten wohl beizupflichten, wenn derselbe die Einfachheit der Wirkung
                              und die Eigenschaft des Apparates hervorhebt, ohne Schaden zu nehmen. Koke,
                              Steinkohle oder Holz in sich verbrennen zu lassen. Einiges Bedenken erregt aber
                              dessen Behauptung: „Die Brennmaterialersparung des Ofens gegenüber allen
                                 Systemen ohne Ausnahme ist zu mehr als 50 Proc. nachgewiesen.“
                              
                           Die Heizflächen der eisernen Oefen sind meistens mit Rippen ausgerüstet. Da die
                              Widerstände, welche der Wärmetransmission im Metall entgegenstehen, bei den hier in
                              Frage kommenden Wandstärken gering sind, gegenüber denjenigen, welche sich bei dem
                              Ein- und Austritt der Wärme bieten, so vergrößert man mittels der genannten
                              Rippen die Wärme abgebende Fläche, kann also in einem kleinern Raume mehr Wärme an
                              die Luft überführen. Vielfach finden auch die Rippen nur Verwendung bei den
                              Wandungen, welche das Feuer unmittelbar einschließen, um durch rasche Abführung der
                              Wärme ein Erglühen der Wände zu verhindern. Gewiß ist, daß diese Rippen mit Vortheil
                              angewendet werden, wenn auch die Grenze, bis zu welcher von Vortheil gesprochen
                              werden kann, noch nicht bekannt ist. Diese Grenze scheint überschritten zu sein bei
                              einem russischen Ofen, dessen Wände nicht allein an der Außen- sondern auch
                              an der Innenfläche gerippt sind.
                           Außer den von den Verbrennungsgasen direct erwärmten Heizkörpern sind für Luftheizungen solche
                              angewendet, welche durch warmes Wasser, heißes Wasser oder Dampf geheizt werden. Da
                              die Form dieser Heizkörper vielfach mit den in den Zimmern aufgestellten
                              Wasser- und Dampfheizkörpern übereinstimmen, da auch die Apparate zur
                              Ueberführung der Wärme von den Heizgasen in das Wasser selbstverständlich die
                              gleichen sind, so sollen die Apparate für beide Fälle gemeinschaftlich besprochen
                              werden.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 222, S. 6
                              Die Dampfentwickler bieten keine interessanten Momente; sie sind so bekannt und
                                 die Verbesserungen an denselben werden so von andern Elementen beeinflußt, daß
                                 an diesem Orte deren Besprechung nicht geeignet sein dürfte. Die ausgestellten
                                 „inexplosiblen“ Dampfkessel sind gewiß nicht im
                                 Interesse des Beheizungswesens, sondern lediglich als Zeichen vorhanden, daß man
                                 sich bestrebe, die Explosionsgefahr der Dampfkessel zu mindern.
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 222, S. 6
                              Hartley und Sugden in
                                 Halifax sind vertreten durch gußeiserne Warmwasser-Heizkessel ohne Näthe,
                                 welche allgemeiner bekannt zu werden verdienen.
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 222, S. 6
                              In Fig. 2 und 3 ist
                                 in zwei Schnitten ein mit der Hauptrichtung horizontal liegender Kessel
                                 dargestellt. Der Rauch bewegt sich, den Rost verlassend, im Canal I zunächst
                                 nach hinten, steigt in II nach III, durch welchen Canal derselbe nach vorn
                                 geleitet wird, vertheilt sich mit Hilfe eines vorgemauerten Canales in die
                                 beiden Canäle IV und entweicht in den Schornstein, nachdem diese Canäle
                                 durchströmt sind. Das abgekühlte Wasser tritt bei a,
                                    a ein und verläßt, nachdem es erwärmt ist, bei b den Kessel.
                              
                           Figur 4 stellt einen verticalen Kessel im Schnitt
                              dar, welcher für Schüttfeuerung eingerichtet ist. Das durch A eingeworfene Brennmaterial verbrennt auf dem Rost E, welcher nach Oeffnung der Thür H zu
                              reinigen ist. Die
                              Rauchgase steigen in dem Raum K empor und entweichen
                              durch B in den Schornstein; ihr Wärmegehalt kann also
                              nicht mit Sicherheit ausgenützt werden. Das Wasser tritt bei D ein und entweicht bei C.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 222, S. 7
                              Als Gegenstück zu diesen ohne Näthe hergestellten Kesseln möge der größtentheils
                                 aus Blech construirte Kessel von Mouquet in Lille
                                 (Fig. 5) hier angeführt werden. Er besteht
                                 aus zwei concentrischen Hohlringen A und B, die durch Stutzen C,
                                    C mit einander verbunden sind. Der Weg des Rauches ist in der Skizze
                                 durch Pfeile angedeutet; das Wasser tritt seitwärts ein und entweicht bei D.
                              
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 222, S. 7
                              Eigenartig sind die in der russischen Abtheilung durch mehrere Exemplare
                                 vertretenen verticalen Kessel, welche durch Fig.
                                    6 und 7 versinnlicht werden. Der
                                 eigentliche Kessel B ist durch zwei in einander
                                 gesteckte Cylinder gebildet. Die untere kreisförmige Oeffnung des innern
                                 Cylinders bietet Raum für den Rost C, die obere,
                                 jener gegenüber liegende Oeffnung ist durch einen Deckel mit Füllrohr A und Rauchrohr E
                                 geschlossen. Die Umfläche des Kessels ist mit schlechten Wärmeleitern und einer
                                 sauber lackirten Holzverkleidung gegen Wärmeverluste möglichst geschützt. Das
                                 Brennmaterial wird nach Abheben des Deckels D in A eingeworfen und bedeckt so den Rost C. Die Rauchgase bestreichen die innere Fläche des
                                 eigentlichen Kessels B, welche mit zahlreichen
                                 Rippen a, a besetzt ist, und entweichen durch E.
                              
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 222, S. 7
                              Das Wasser tritt bei F ein,
                                 bei H aus. Unter dem Kessel dreht sich, um einen
                                 verticalen Bolzen, die Scheibe mit Handgriff J,
                                 welche behufs Regulirung des Feuers, mit Hilfe des erwähnten Handgriffes, mehr
                                 oder weniger unter den Rost geschoben wird.
                              
                           Da das in dem Schüttrohr A
                              aufgespeicherte Brennmaterial der vollen Einwirkung des heißen Rauches ausgesetzt
                              ist, so dürfte sich für diesen Kessel nur Koke eignen, um nicht, bei theilweise geschlossener Rostfläche,
                              eine zu große Menge unverbrannter Gase in den Schornstein gehen zu lassen.
                           
                              
                              Fig. 8, Bd. 222, S. 8
                              Wenn noch eines, in Figur 8 skizzirten
                                 Kesselsystemes des Irrenhauses von St. Anne in Paris Erwähnung geschehen, so
                                 dürften alle Wärme aufnehmende Warmwasserapparate, die Interesse bieten,
                                 besprochen sein. Besagter Kessel besteht aus zwei in einander gesteckten
                                 Blechcylindern mit Böden. A ist der Rost, B die Feuerthür, C der
                                 Aschenfall. Durch D verläßt der Rauch das Innere des
                                 Kessels, worauf er noch das Kesseläußere bespült; bei E tritt das Wasser ein, bei F aus.
                              Die Wärme aufnehmenden Schlangen der Heißwasserheizungen sind nur in der ganz
                                 gewöhnlichen Form vorhanden.
                              Die Wärme abgebenden oder Heiz-Körper zeigen sehr verschiedene Formen.
                              
                           
                              
                              Fig. 9, Bd. 222, S. 8
                              Erwähnt sei der Dampfofen (Figur 9) von Geneste und Herscher in
                                 Paris. Die cylindrischen Taschen a, welche an der
                                 Umfassungswand angebracht sind, füllen sich allmälig mit Wasser, indem der Dampf
                                 durch das Rohr A eintritt, das mitgerissene Wasser
                                 also in die obere Tasche a fällt, worauf es, über
                                 den Rand derselben fallend, vermehrt durch das in dem obern Theile des
                                 Heizkörpers gebildete Wasser der zweiten Tasche a
                                 zufließt u.s.w.
                              Nachdem der Heizkörper genügende Wassermengen enthält, entweicht das ferner
                                 gebildete Condensationswasser durch das Rohr B,
                                 während die Heizwirkung folgende ist: Der innere Cylinder b, der Boden d, der Deckel c und die freibleibenden Partien des äußern
                                 Cylinders e werden direct durch Dampf erwärmt, die
                                 durch die Taschen verdeckten Flächen des äußern Cylinders aber unter Vermittlung
                                 des angesammelten Wassers. Sobald aus irgend einem Grunde die Zufuhr des Dampfes
                                 aufhört, bewirkt die im Wasser aufgespeicherte Wärme das fernere Beheizen.
                              
                           Diese Einrichtung erleichtert sehr wesentlich die sonst etwas schwierige Regulirung
                              der Wärmeabgaben von Dampfheizkörpern, indem man, selbst bei geringer Anforderung
                              an den Heizeffect, zeitweise mit ganz geöffnetem Dampfventil heizen kann, ohne die
                              energische Wärmezufuhr sofort fühlbar zu machen. Es gehört diesen Heizapparaten die
                              Wirkung der Massen- oder Grundöfen an.
                           
                              
                              Fig. 10, Bd. 222, S. 9
                              Die Constructeure haben die Oefen in die erweiterten Säulensockel der
                                 betreffenden Räume, deren Wandungen entsprechend durchbrochen sind, gestellt und
                                 die Röhren (f für Dampf, g für condensirtes Wasser) durch die hohlen Säulen geführt, welche
                                 Anordnung eine etwaige Reparatur sehr erschweren dürfte.
                              Eine andere, vielfach für Dampf und warmes Wasser (in der französischen
                                 Abtheilung) verwendete Heizkörperform zeigt Figur
                                    10. Ein außen gerippter und ein glatter gußeiserner Cylinder sind so
                                 in einander gesteckt, daß der Zwischenraum zur Aufnahme der warmen Flüssigkeit
                                 dienlich ist.
                              
                           
                              
                              Fig. 11, Bd. 222, S. 9
                              Ein Warmwasserofen des Winterpalastes in St. Petersburg ist in Figur 11 im Schnitt dargestellt. Der gerippte
                                 Cylinder A ist mittels der Bolzen B zwischen die Platten C
                                 und D so eingespannt, daß die Fugen eine sichere
                                 Dichtung zeigen. Am Boden von C ist der Hahn E montirt, welcher durch das Handrad H am Kopf des Ofens eingestellt wird. Das Ganze ruht
                                 auf dem durchbrochenen J. Durch K wird das Wasser zu-, durch L abgeführt. Die Regulirung der Circulation am
                                 untern Ende des Heizkörpers anzubringen, ist bekanntlich vorzuziehen, um
                                 Rückströmungen vorzubeugen. Der Deckel F gibt dem
                                 Ofen einen hübschen Abschluß nach oben.
                              
                           
                              
                              Fig. 12., Bd. 222, S. 9
                              
                           
                              
                              Fig. 13., Bd. 222, S. 9
                              
                           Ein russischer, unter der Fensterbank anzubringender Heizapparat (Fig. 12 und 13) ist
                              bestimmt, nur eine seiner Flächen zur Erwärmung dienen zu lassen. Im Durchschnitt
                              desselben sieht man unter A einen gußeisernen Kasten, an
                              welchem die Zu- und Abflußrohre sowie der Regulirhahn zu montiren sind. Der
                              Knopf C zum Stellen des letztern befindet sich in der
                              Mitte der Ansicht. Vor den genannten gußeisernen Kasten ist eine messingene gerippte Platte B geschraubt, deren vorstehender Rand sowie deren
                              Rippenkanten blank gehalten, während die Seitenflächen der Rippen sowie der Grund
                              hellgrau gestrichen sind, so daß die sich präsentirende Ansicht sehr angenehm
                              wirkt.
                           
                              
                              Fig. 14., Bd. 222, S. 10
                              
                           
                              
                              Fig. 15., Bd. 222, S. 10
                              
                           Vielfach sind quer gerippte Röhren und geradezu gerippte gußeiserne Kasten –
                              so in kolossalen Dimensionen zu der, für einen Theil der Gemächer der Kaiserin im
                              Winterpalaste zu St. Petersburg warme Ventilationsluft liefernden, Heizkammer
                              – in Verwendung. Ein Monstrum von Rippenverwendung zeigen Fig. 14 und 15 in
                              Ansicht und Durchschnitt. Der betreffende Apparat ist – wie der in Fig. 12 und 13
                              dargestellte – von der Anonymen Gesellschaft für Metallfabrikation in St.
                              Petersburg ausgestellt. Er ist ganz in Messing construirt und im Aeußeren so
                              gehalten wie der vorhin besprochene. Zwei horizontale Röhren sind durch 32 Rippen
                              B mit einander verbunden. Die Rippen haben an den
                              Kanten etwa 2mm, in der Nähe der Rohre etwa
                              5mm Stärke. Zwischen der zweiten und
                              dritten Rippe, von jedem Ende ab gerechnet, liegt ein verticales Verbindungsrohr.
                              Das eine derselben ist verschlossen, während das andere – bei C – ein Ventil zur Regulirung der Circulation
                              enthält. Das Wasser strömt bei D ein, bei E aus.
                           Die Heizapparate für heißes Wasser bieten durchaus nichts Neues, obgleich –
                              namentlich von J. L. Bacon und Comp. in London – sehr hübsche Ausführungen ausgestellt sind.
                           Von Regulirungsklappen u. dgl. für die Luftheizung ist leider Nichts zu berichten. In
                              den Plänen sind dieselben nur angedeutet, in Wirklichkeit nicht ausgestellt. Das
                              Wenige, was aus den Zeichnungen zu erkennen, ist allgemein bekannt. Fast
                              ausschließlich läßt man jetzt die warme Luft in Kopfhöhe, oder möglichst noch höher
                              ausströmen, während die kalte Luft am Fußboden entweicht. Die wenigen Ausnahmen sind
                              zum Theil noch darauf zurückzuführen, daß man durch dieselbe Oeffnung auch kalte
                              Luft der Sommerlüftung einströmen lassen will. Der Kampf hat lange gewährt; der
                              schließliche Sieg der nun vorherrschenden Richtung war indeß vorauszusehen.
                           Die Lüftung von Räumlichkeiten ist merkwürdiger Weise bei verschiedenen
                              Ausstellungsobjecten gar nicht vorgesehen. Leider waren es meistens Schulen, bei
                              deren Einrichtung an den so nothwendigen Luftwechsel nicht gedacht ist, während die
                              Strafanstalten meistens mit durchgebildeter Anlage – sogen. Pulsion mit
                              Haag'schen Ventilatoren – versehen sind. Ganz ohne Ventilationseinrichtungen
                              sind, außer den erwähnten Schulen – auf der Ausstellung
                                 für Gesundheitspflege – u.a. noch folgende Baulichkeiten: Das
                              Hauptgebäude des städtischen Krankenhauses in Wiesbaden, die Häuser der christlichen
                              Gesellschaft zum Wohle der kleinen Kinder von Arbeitern u.s.w. in Stuttgart, das
                              Schlafhaus für 300 Bergleute der Königin-Louise-Grube bei Zabrze
                              (Circulations-Luftheizung), die beiden Gefängnisse zu Leuwarden und Utrecht,
                              das Werkspital in Reschitza (Oesterreichische Staatseisenbahn).
                           Ein sehr großer Theil der durch Pläne oder Modelle dargestellten Gebäude ist nur mit
                              Winterventilation ausgestattet. So werden verschiedene russische Schulen, Baracken,
                              das Garnisonlazareth in Königsberg, das Knappschaftslazareth in Eisleben, das
                              Staatshospital in Christiania, ein Schulmodell von Ernest Hendrick in Brüssel, Bauausführungen von C. J. Rosen in Copenhagen, die Communalschale in Copenhagen (Charlottenstraße)
                              ventilirt, indem frische Luft durch in dem betreffenden Raume aufgestellte Oefen
                              erwärmt, und die verdorbene Luft durch ungeheizte, oder auch mit den
                              Verbrennungsproducten der Oefen erwärmte verticale Canäle abgeführt wird.
                           In ähnlicher Weise wird die Luft abgeführt, aber die frische Luft durch im Zimmer
                              aufgestellte Dampf- oder Wasserheizkörper, oder durch im Souterrain
                              befindliche direct geheizte Heizapparate oder indirect erwärmte Heizkörperflächen
                              auf die gewünschte Temperatur gebracht: in den Gefängnissen zu Pentonville und
                              Portsmouth (warmes Wasser), dem Volksschulgebäude an der Johannisstraße in Stuttgart
                              (Luftheizung), der Hauptschule in Bremen (Dampfheizung), der Isolirstrafanstalt zu
                              Münster (warmes Wasser), dem Kinderhospital in Frankfurt a. M. (warmes Wasser), dem
                              Haus Carlsberg bei Copenhagen (Luftheizung), dem Irrenhans St. Anne in Paris (warmes
                              Wasser) u.a. Diese Reihe zeigt, daß man noch vielfach geneigt ist, auf eine von der
                              Beheizung unabhängige Lüftung zu verzichten. Und doch ist ohne weiteres klar, daß
                              eine nur auf der Heizung basirte Ventilation, selbst wenn geheizt wird, einem
                              fortwährenden Wechsel unterworfen ist, da die Luftzuführung nicht bemessen werden
                              kann nach dem Bedarf an frischer Luft, sondern nach dem Bedarf an Wärme. Bei großer
                              Kälte wird naturgemäß eine große Luftmenge durch den Raum geführt werden, wenn man
                              nicht durch theilweises Schließen der betreffenden Klappen eine ungemein hohe
                              Temperatur für die einströmende Luft hervorbringen will; bei Temperaturgleichheit
                              zwischen dem Freien und dem Zimmer hört aller Luftwechsel auf. Wenn man sich auch für
                              diesen Fall auf das Oeffnen der Fenster verläßt, so finden sich von hierab bis zu
                              dem durch die Heizung hervorgebrachten richtigen Ventilationsgrade eine große Zahl
                              von Tagen, an denen der durch die Heizung veranlaßte Luftwechsel ungenügend ist,
                              während zu gleicher Zeit auf das Oeffnen von Fenstern nicht zurückgegriffen werden
                              kann.
                           Man hat vielfach die Anwendung von Ventilationsköpfen auf die Luft abführenden Rohre
                              für gut befunden. Wenn diese dem soeben angegebenen Mangel auch nicht abhelfen, so
                              können sie doch die Zahl der Tage, an denen eine mangelhafte Ventilation
                              stattfindet, erheblich reduciren, weshalb das in dieser Richtung Ausgestellte kurz
                              erwähnt werden soll.
                           
                              
                              Fig. 16, Bd. 222, S. 12
                              Da fallen zunächst die Ventilatoren von James Howorth
                                 in Farnworth bei Manchester durch die große Zahl und die elegante Ausstattung
                                 der exponirten Stücke auf. Figur 16 zeigt eine
                                 perspectivische Ansicht eines derselben. In dem Hals A, sowie in dem Kopf B sind Lagerungen
                                 angebracht für eine verticale Welle. Dieselbe trägt unten zunächst einen
                                 Schraubenflügel C – welcher in der Figur zu
                                 sehen, da ein Theil des Halses A ausgebrochen
                                 gedacht ist – weiter oben ein Rad D mit einer
                                 größern Zahl von Schaufeln, deren Querschnitt demjenigen einer
                                 Fourneyron-Turbine ähnlich ist, endlich ganz oben eine Windturbine E; letztere besteht aus auf einen Kegel gelötheten
                                 Taschen, in welchen sich der Wind fängt. Das Ganze ist, mit Ausnahme der
                                 erwähnten Welle und des Gerüstes F, aus verzinktem
                                 Eisenblech construirt.
                              
                           
                              
                              Fig. 17, Bd. 222, S. 12
                              Indem der Wind die Turbine E dreht, saugt er mittels
                                 des Schraubenflügels C die Luft ab; die Flügel D haben nur den Zweck, den Austritt der Luft gegen
                                 die widrigen Einflüsse des Windes zu schützen.
                              
                           Daß der Nutzeffect dieser Ventilatoren ein sehr geringer sein
                              wird, leuchtet ohne weiteres ein; die zu erhaltenden, rasch umlaufenden Zapfen des
                              Apparates vermindern außerdem seine sonst vielleicht vorhandenen Annehmlichkeiten. Wenn
                              man einen beweglichen Ventilationskopf sich gefallen lassen will, so dürfte der in
                              Figur 17 im Durchschnitt abgebildete, von Gebrüder Körting in Hannover ausgestellte entschieden
                              vorzuziehen sein. Der Körper wird durch den Wind um einen verticalen Zapfen
                              selbstthätig so gedreht, daß die Windrichtung mit der Achsenrichtung von ABD zusammenfällt. Der Apparat ist ein Ejector,
                              welcher mit Luft gespeist wird und durch das Halsstück C
                              Luft saugt. Von den Ausstellern wird derselbe für Eisenbahnwagen empfohlen, für
                              welche er auch gewiß gut zu verwenden ist.
                           An festen Ventilations- (oder Schornstein-) Köpfen, welche vor allen
                              Dingen den schädlichen Einfluß des Windes brechen, figuriren auf der Ausstellung
                              verschiedene „Verbesserungen“ des Wolpert'schen und Windhausen'schen Systems, die
                              besser unbesprochen bleiben.
                           
                              
                              Fig. 18, Bd. 222, S. 13
                              Originell und gewiß wirksam ist der Ventilationskopf (Fig. 18), welche von M. und J. Landan in
                                 London ausgestellt ist. Ueber dem Rohr A sind Anzahl
                                 horizontaler, flacher Ringe B angebracht, so daß für
                                 den Austritt von Luft (oder Rauch) zunächst sieben horizontale Spalten vorhanden
                                 sind. Der Wind kann wegen der Enge der Spalten nur in nahezu horizontaler
                                 Richtung eintreten. Der obere Ring trägt endlich noch einen dem Windhausen'schen
                                 Deflector verwandten Hut C.
                              
                           
                              
                              Fig. 19, Bd. 222, S. 13
                              Das mehr erwähnte Krankenhaus im Friedrichshain zu Berlin hat einen Wolpert'schen Kopf, der mit einer eingeschalteten
                                 horizontalen Platte A (Fig.
                                    19) ausgestattet ist. B bezeichnet den
                                 gemauerten Schornstein, C ein eisernes Rohr, welches
                                 den Rauch von verschiedenen Feuerungen abführt, aber auch eine besondere
                                 Feuerung lediglich zu Ventilationszwecken enthält, um den ringförmigen Raum
                                 zwischen C und B, der
                                 zur Abführung schlechter Luft dient, entsprechend zu erwärmen.
                              
                           Wenn also weder geheizt wird, noch genügender Wind für die Absaugung vorhanden ist, so
                              bietet der erwähnte besondere Ofen Gelegenheit, die verlangte Lüftung herbei zu
                              führen.
                           
                              
                              Fig. 20, Bd. 222, S. 14
                              Weniger vortheilhaft construirt, aber eine achtungswerthe Technik documentirend
                                 ist der thönerne Kopf Figur 20 von M. Ackermanns in Brüssel. Derselbe ist lediglich aus
                                 vier Kegelflächen gebildet, die mit ihrem Rohr aus einem Stück gebrannt sind.
                                 Die genannten Kegel lenken den Windstrom in eine nach oben gerichtete Neigung
                                 und befördern damit den Zug des Schornsteines.
                              
                           In einer großen Zahl von ausgestellten Bauwerken hat man Einrichtungen getroffen, um
                              zu jeder Zeit, unabhängig von Temperatur und Wind, das verlangte Luftquantum durch
                              die Zimmer zu führen. Dies ist vielfach geschehen durch sogen. Lockkamine, welche
                              die Luft aus den betreffenden Räumen abzusaugen haben. Die Lockkamine werden
                              meistens durch ein in denselben emporsteigendes eisernes Rohr erwärmt. Man ist indeß
                              gar nicht einig, wie weit dieses Rohr im Lockkamin emporsteigen darf. In der
                              Marinekaserne der Kaiserlichen Garde in St. Petersburg z.B. ist das Rauchrohr bis
                              über das Dach des Lockschornsteines hinweggeführt, die meisten deutschen und einige
                              französische und russische Constructeure haben dem Rauchrohr die Höhe des
                              Schornsteines gegeben, in der Centraltelegraphenstation in St. Petersburg mischen
                              sich Luft und Rauch schon in etwa 0,4 der Höhe des Schornsteines, in einem
                              Militärhospital daselbst ist der Rauchschornstein des Ventilationsofens nur etwa
                              3m hoch, während der ganze Schornstein
                              ca. 20m mißt, und Dr. Romanin Jacur in Padua läßt die abgesaugte
                              Luft – freilich diejenige, welche verdächtig ist, Ansteckungsstoffe mit sich
                              zu führen – durch das Feuer des Lockkamins streichen. Man kann diese
                              Verschiedenheit wohl zurückführen auf die mehr oder weniger große Furcht der
                              Betreffenden vor dem Rückschlagen des Rauches, bezieh. Eintritt desselben –
                              unter Vermittlung der Ventilationscanäle – in die Zimmer. Da bei einem
                              verständig angelegten Schornsteine kein Rückschlagen des Rauches stattfinden kann,
                              so ist es bekanntlich richtig, den eisernen Schornstein nur so hoch zu machen, als
                              die Zugstärke für die betreffende Feuerung es verlangt, dann aber Rauch und Luft
                              sobald als möglich sich mischen zu lassen. Selbstverständlich darf man es dabei
                              nicht mit explosiblen Luftgemischen zu thun haben.
                           Es mag hier ein Ofen zum Erwärmen der Lockkamine Platz finden, welcher von den in Deutschland
                              gebräuchlichen abweicht. Figur 21 zeigt den in den
                              meisten russischen Anlagen verwendeten Oefen. Der untere Theil A der Hohlbirne ist durch den Rost R geschlossen und enthält das Schüttrohr B für das Brennmaterial. Der obere Theil der genannten
                              Hohlbirne trägt das Rauchrohr C. Das ganze ist mittels
                              einiger Stangen im Lockkamine aufgehängt.
                           
                              
                              Fig. 21, Bd. 222, S. 15
                              Einen ähnlichen Ofen hat die Entbindungsanstalt der Charité in Berlin. Da
                                 dieser in dem Rauchrohre der Heizungsanlage aufgestellt ist, so mußte eine
                                 Luftzuführung unter den Rost, von dem Raume zwischen Mauerwerk und Rauchrohr
                                 aus, angebracht werden.
                              
                           Zwei wunderbare, mittels eisernen Rauchrohres erwärmte Lockkamine, diejenigen der
                              Küche des Militärhospitals in Wien und des Knappschaftshospitals in Eisleben, muß
                              ich besonders erwähnen. Sie haben keine besondere Feuerung, sondern benützen den
                              Rauch anderer Feuerungen. Bei diesen Lockkaminen steigt der Rauch bis etwa zur
                              Hälfte der Höhe des gemauerten Schornsteines im eisernen Rohr und tritt dann in den
                              weitern Schornstein ein, nachdem der ringförmige Raum zwischen dem Rauchrohr und dem
                              Umfassungsmauerwerk abgeschlossen ist. Die Ventilationsluft muß aus Durchbrechungen,
                              welche in dem Mauerwerk angebracht sind, seitwärts in das Freie entweichen. Das
                              Merkwürdigste an der Sache ist, daß zwei „Baumeister“ diese
                              Idee gehabt und sie verwirklicht haben.
                           Andere Lockkamine, namentlich französische, sind mit warmem Wasser oder mit Dampf
                              erwärmt. Hierdurch ist die Möglichkeit geboten, sämmtliche Ventilationscanäle auf
                              dem Dachboden zu vereinigen und dort durch einen großen, aus Holz gebildeten
                              Lockkamin evacuiren zu lassen.
                           Wo Gasleitungen existiren, kann dieses zur Erwärmung der Lockkamine benützt werden.
                              Die Ausstellung enthält entsprechende Anlagen: für die Gemächer der Kaiserin im
                              Winterpalais zu St. Petersburg, im Staatshospital zu Christiania (als
                              Ergänzungsheizung), in den Sälen der Halles Centrales in Paris u.a.
                           Nur eine Anlage habe ich gesehen, bei welcher die Absaugung der Luft durch ein
                              Flügelgebläse stattfindet; es ist dies das Gefängniß Mazas in Paris.
                           Unter den selbstständigen Ventilationen sind diejenigen, bei denen durch
                              Flügelgebläse frische Luft eingetrieben wird, ebenso reich vertreten als die vorhin
                              erwähnten. Soweit aus den in dieser Richtung mehr oder weniger mangelhaften
                              Zeichnungen hervorgeht, ist der Achsialventilator, wie ihn Joh. Haag in Augsburg anwendet, allgemein verbreitet.
                           Meistens sind die Aus- und Abströmungsöffnungen der Ventilationsluft
                              dieselben, welche oben bei den Luftheizungen bezeichnet sind; nur einige Anlagen
                              weichen hiervon ab, z.B. das Gefängniß Mazas und der Justizpalast in Paris, in
                              welchen die Luft durch die Closetröhren nach unten abgesaugt wird, und das
                              Krankenhaus des Dr. Romanin Jacur. Im letztern wird die Luft erwärmt, nachdem sie ein Regenbad
                              passirt, dann auf den Dachboden geführt, von wo sie durch Oeffnungen der Decke
                              eintritt; sie wird unter und über den Betten abgesaugt, zu welchem Zwecke über den
                              Betten Rauchfängen ähnliche Schirme aufgehängt sind. Die Ventilationsanlage von Geneste und Herscher des
                              „Théâtre royale de la Monnaie“ in Brüssel
                              verdient besonders erwähnt zu werden. Hier blasen mit gepreßter Luft gespeiste
                              Injectoren die frische Luft in die Heizkammern, wo sie – nach Bedarf –
                              an Dampfheizkörpern erwärmt wird. Die Luft steigt von hier aus theils direct durch
                              den Fußboden des Parterre, größtentheils über das Hauptgesims, und wird durch die
                              Rückwände der Logen, in der Nähe der Decken, und im Parterre über dem Fußboden
                              abgesaugt, und zwar durch ebenfalls mittels gepreßter Luft gespeiste Injectoren. Ob
                              diese Einrichtung ökonomisch ist, kann nicht ohne weiteres behauptet werden. Sie
                              gestattet aber die gefahrlose Anbringung von energischen Bewegungsmitteln an
                              verschiedenen Stellen, und sie ist auch geeignet, im Sommer eine Abkühlung der
                              Ventilationsluft zu bewirken. Man kann leicht die durch die Comprimirung erwärmte
                              Luft abkühlen, um bei deren Expandirung eine erheblich niedrigere Temperatur hervor
                              zu bringen. Ich weiß nicht, ob die Constructeure hieran gedacht haben; da das
                              betreffende Theater im Sommer nicht benützt wird, so ist dies wohl nicht anzunehmen.
                              Für einzelne Zwecke dürfte aber die Verwerthung dieses Gedankens von Vortheil
                              sein.
                           Da kalte Luft wesentlich weniger Feuchtigkeit enthält als warme, so würden die in
                              besprochener Weise gelüfteten Räume zu Trocknenkammern werden, wollte man
                              unterlassen, die Luft nach oder während der Erwärmung entsprechend anzufeuchten. Die
                              ausgestellten Anlagen zeigen zu diesem Zwecke Einrichtungen zum Einblasen von
                              Wasserdampf (bei Dampfheizungen) und in den Heizkammern aufgestellte offene
                              Wasserbehälter verschiedener Form und Größe.
                           Die schon erwähnte Anonyme Gesellschaft für Metallfabrikation in St. Petersburg hat
                              eine Einrichtung ausgestellt, deren Anwendung, wie Pläne russischer Bauten zeigen,
                              nicht selten ist. In Figur 22 ist A
                              eine in der Heizkammer
                              placirte Schale, die mit Hilfe eines sogen. Schwimmerhahnes bis zu einer gewissen
                              Höhe mit Wasser gefüllt erhalten wird.
                           
                              
                              Fig. 22, Bd. 222, S. 17
                              Die Schale ist mittels doppelter Rohrleitung zunächst mit
                                 einem großen Behälter B und ferner mit dem
                                 Heizkessel C – welcher dem in Figur 4 dargestellten gleicht – verbunden.
                                 Das Wasser der Schale circulirt daher durch B und
                                 auch durch den Heizkessel C, so daß es in C erwärmt wird. B hat
                                 den Zweck, eine größere Wassermasse zu fassen, also eine gleichförmige Wärme des
                                 Wassers in der Schale A zu erhalten.
                              
                           Zur vollen Würdigung dieser Anordnung muß ich eine Anwendung derselben kurz
                              beschreiben; ich wähle hierzu diejenige im Hause des Fabrikanten F. San-Galli in St. Petersburg; es paßt für dieselbe
                              die Figur 22. Durch den Canal D tritt die frische Luft ein, unter Regulirung derselben durch das in der
                              Skizze angedeutete Ventil. Mittels der – mit zahlreichen scheibenförmigen
                              Rippen versehenen und mit durch einen besondern Heizkessel erwärmtem Wasser
                              gefüllten – Röhren E wird die vorbeistreichende
                              Luft erwärmt, aber nur bis zu der, bezieh. wenig über die beabsichtigte
                              Zimmertemperatur. Aus den Räumen wird die Luft abgesaugt durch einen mittels warmen
                              Wassers erwärmten Lockkamin. Die durch Wände u.s.w. den betreffenden Räumen verloren
                              gehende Wärme endlich ersetzen Warmwasserheizapparate, wie sie die Figuren 12 bis 15
                              zeigen.
                           Es sind daher drei von einander unabhängige Heizkessel erforderlich: für das Erwärmen
                              des Verdunstungswassers, für das Erwärmen der frischen und der abgesaugten Luft, für
                              das Erwärmen der Räume selbst.
                           Die in Figur 22 dargestellte Methode der
                              Luftanfeuchtung hat den hervorragenden Vorzug, daß eine gleichmäßige Anfeuchtung der
                              Luft mit Leichtigkeit möglich ist. Wenn die angefeuchtete Luft gleichzeitig zur
                              Erwärmung der betreffenden Räume dienen soll, so muß sie eine wechselnde und höhere
                              Temperatur haben, als die des zu beheizenden Zimmers ist. Die hohe Temperatur bringt
                              die Gefahr einer zu großen Anfeuchtung der Luft hervor, die wechselnde Temperatur
                              hat einen wechselnden Anfeuchtungsgrad im Gefolge.
                           Die zuletzt beschriebene Einrichtung kann deshalb z. Z. als das Ideal einer Heizungs- und
                              Lüftungsanlage für Privathäuser bezeichnet werden.
                           Indem ich hiermit meinen Bericht schließ!?, gestatte ich mir noch die Hoffnung
                              auszusprechen, daß die Behaglichkeit, welche eine vernünftige Heizung und Lüftung
                              einer Wohnung verleiht, mehr und mehr geltend gemacht wird, neben den
                              Annehmlichkeiten einer kostspieligen Decoration.
                           Hannover, im Juli 1876.