| Titel: | Křižik's elektrisches Distanzsignal; von L. Kohlfürst. | 
| Autor: | L. Kohlfürst | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 59 | 
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                        Křižik's
                           elektrisches Distanzsignal; von L. Kohlfürst.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              II [a.c/1].
                        Kohlfürst, über Krizik's elektrisches Distanzsignal.
                        
                     
                        
                           Die Figuren 1
                              und 2 geben
                              die Totalansicht der Křižik'schen elektrischen Distanzsignale
                              (Stationsdeckungssignale), wie sie derzeit in den Fabriken der HH. Egger in Wien und Teirich
                              (vormals allgemeine österreichische Telegraphenbau-Gesellschaft) in Wien
                              angefertigt werden.
                           Auf einer etwa 2m,5 hohen Eisensäule FK ist die in zwei Lagern ruhende, eiserne Spindel
                              C angebracht, welche eine kreisrunde, weiß und roth
                              angestrichene Blechscheibe d von 1m Durchmesser trägt. In der Mitte ist diese
                              Scheibe kreisrund ausgebrochen und ebenso an der Fläche rechts und links mit
                              kleinern runden Oeffnungen versehen. Hinter der centralen großen Oeffnung ist die
                              mit Reflectoren und den entsprechenden gefärbten Gläsern (vorne roth, rechts und
                              links grün, rückwärts weiß) versehene, vierscheinige Laterne L angebracht; die kleinern Löcher haben nur den Zweck, die den
                              Luftströmungen exponirte Fläche der Scheibe zu verringern.
                           
                           Durch zwei verschiedene Stellungen der Scheibe werden die zwei Signale gegeben:
                              „Fahrt (bezieh. Einfahrt in die
                                 Station) erlaubt“ oder „Fahrt (bezieh. Einfahrt in die Station) verboten“, je nachdem die Fläche der
                              Signalscheibe zum Schienenstrang parallel oder auf derselben senkrecht steht. Die
                              Scheibenspindel wird sich zu diesem Zwecke um 90° hin und zurück bewegen und
                              dann in der einen wie andern Stellung arretiren lassen müssen. Diese Arbeit wird
                              durch ein auf elektrischem Wege auslösbares Gehwerk bewerkstelligt, welches in der
                              Kapsel K, geschützt durch ein Viechgehäuse,
                              untergebracht ist und durch ein im hohlen Säulenschafte auf einen Rollenflaschenzug
                              hängendes Gewicht q (Fig. 3 und 4) betrieben wird. In den
                              Säulensockel F ist eine besondere Contactvorrichtung
                              eingesetzt, welche in Thätigkeit gebracht wird, sobald sie vom abgelaufenen
                              Treibgewicht erreicht und berührt wurde. Diese Vorrichtung hat den Zweck, das Signal
                              selbstthätig auf „Halt“ zu stellen, wenn das Gewicht abgelaufen
                              ist, und gleichzeitig den die Scheibe bedienenden Wächter durch Ingangsetzung eines
                              eigenen Läutewerkes von dem Ablaufen des Gehwerkes zu benachrichtigen.
                           An der Signalsäule sind endlich noch drei Isolatorenträger mit Porzellanisolatoren
                              befestigt, welche die nöthigen Leitungen tragen, und eine eiserne Leiter M angebracht, um sowohl leicht zum Apparat gelangen, als
                              auch die Reinigung und das Anzünden der Laterne bequem vornehmen zu können.
                           Betreffs der Scheibenspindel C wäre noch zu erwähnen, daß
                              sie durch einen unter dem obern Lager aufgesetzten Ring gegen das Ausheben und durch
                              die Blechtrichter T gegen Verstaubung oder sonstige
                              Verunreinigung ihrer Lager geschützt ist.
                           Der Bewegungsmechanismus für das Signal besteht der Hauptsache nach aus zwei Theilen,
                              wovon der erstere als der physikalische, der letztere – das Gehwerk und die
                              Auslösung nebst Arretirung – als der eigentlich mechanische bezeichnet werden
                              kann.
                           Der erste (physikalische) Haupttheil (Fig. 3 und 4) des Apparates besteht
                              aus einem hufeisenförmigen Elektromagnet dessen Multiplicationsenden e, e an die Stelllinie, das ist die eigentliche
                              Betriebsleitung des Signales, angeschlossen sind. Ueber den Kernen des
                              Elektromagnetes hängt auf einer horizontalen Achse w₃ der Anker f; an derselben Achse ist der
                              Hebel gg₁ festgeschraubt, welcher nach oben
                              in eine Gabel endigt. Die Bewegung des untern Armes g₁ und dadurch des ganzen Ankerhebelsystemes kann durch die
                              Stellschrauben S₁ und S₂ beschränkt und regulirt werden. Die Spiralfeder v, welche mit der Mutter G
                              angespannt oder nachgelassen werden kann, hat den Zweck, den Anker f abgerissen zu erhalten, so lange kein Strom durch den Multiplicator
                              des Elektromagnetes läuft, letzterer also nicht magnetisch ist.
                           Die beiden Arme der Gabel g haben am obern Ende einen
                              Querschlitz, in welchen je ein kleines, nasenförmiges Stahlblättchen r eingesetzt ist; diese Stahlblättchen, Paletten, sind
                              im Schlitze auf einer Achse beweglich, jedoch nur nach außen, und mit ihren Nasen
                              nach innen, also gegen einander gestellt. Eine Bewegung der Paletten nach innen wird
                              durch Stifte verwehrt. Der rechtsliegende Gabelarm ist, wie in Figur 4 zu sehen, etwas
                              kürzer als der linksliegende Arm, und steht deshalb auch die rechte Palette ein
                              wenig tiefer als die linke.
                           Der zweite (mechanische) Haupttheil, und zwar zunächst das Gehwerk (Fig. 3 und 4) ist im wesentlichen wie
                              ein gewöhnliches einfaches Uhrwerk eingerichtet. Zwischen zwei gußeisernen
                              Gestellplatten u, welche mit drei Bolzen A und dem Verbindungsstücke E des Elektromagnetes fest verbunden sind, ist an der Welle o eine eiserne Schnurtrommel l mit einem Sperrrad y fest aufgekeilt, das
                              Hauptrad m jedoch lose aufgesteckt. An einer Speiche
                              dieses Hauptrades ist der drehbare Sperrkegel s₁
                              befestigt, welcher durch eine Feder im Eingriff mit dem Sperrrade y gehalten wird. Ein zweiter Sperrkegel s₂ ist am Gestelle u
                              befestigt und greift in die Zähne des Hauptrades m ein.
                              Bei einer Drehung der Schnurtrommel von links nach rechts wird daher das Hauptrad
                              m durch Vermittlung des Sperrkegels s₁ mitgenommen; bei der entgegengesetzten
                              Bewegung der Schnurtrommel (von rechts nach links) gleitet der Sperrkegel s₁ über die Zähne des Sperrrades y hinweg, das Hauptrad m
                              bleibt umsomehr stehen, als der Sperrkegel s₂
                              eine Bewegung desselben in dieser Richtung überhaupt nicht gestattet.
                           Der Sperrkegel s₂ hat überdies, wie leicht zu
                              erkennen, noch den Zweck, eine Verschiebung der Signalscheibe durch Wind oder irgend
                              sonst eine von außen wirkende Kraft in der angedeuteten Bewegungsrichtung zu
                              verhindern. Die lange Narbe des Hauptrades m geht
                              nämlich durch die rückwärtige Gestellplatte u hindurch
                              und ist mit der Kurbel k₁ versehen, deren Bolzen
                              a (Fig. 3 und 5) in den Schlitz der um
                              ihre Achse drehbaren und durch die Träger t an die
                              Scheibenspindel l befestigten Coulisse b eingreift. Der Radius der Kurbel k₁ und die Entfernung der Coulisse b vom Mittel der Scheibenspindel sind so gewählt, daß
                              bei einer jeden Umdrehung der Kurbel k₁ (mit
                              Beziehung zur Horizontalebene) um (+) 180° die Scheibenspindel durch
                              Vermittlung der eben besprochenen Verbindungstheile um 90° hin und bei der
                              weitern Kurbeldrehung (–) 180° um 90° zurück gedreht wird. Die
                              Kurbel k₁ hat übrigens den gleichen Radius wie
                              die Schnurtrommel.
                           
                           Auf der Schnurtrommel ist, mit einem Ende an derselben befestigt, ein Drahtfeil in
                              eingegossenen Nuthen spiralförmig aufgewickelt, welches von der Trommel über die
                              bewegliche Rolle p und über die feste Rolle p₁ läuft und mit ihrem zweiten Ende an den Kloben
                              der Rolle p festgeknüpft ist. In diesen Kloben ist auch
                              das Treibgewicht q mittels eines Hakens eingehängt.
                           Zur Regelung der Bewegung des beschriebenen Gehwerkes greift das gezahnte Hauptrad
                              m in ein auf der Welle n
                              aufgesetztes Getriebe ein, und sitzt auf dieser Welle auch das Kegelrad k₂, welches in ein zweites stehendes Kegelrad k₃ eingreift; letzteres ist mit einem Windflügel
                              k oder einem andern Bewegungsregulator (z.B.
                              Federbremse) auf gemeinschaftlicher Achse.
                           Denkt man sich das Gewicht q eingehängt, so wird nach
                              Vorstehendem die Schnurtrommel von links nach rechts (Fig. 4) ablaufen und
                              demzufolge das Drahtseil successive sich abwinden. Mit der Trommel dreht sich in
                              dieser Richtung auch das Hauptrad m und die Kurbel k₁, der Zapfen a
                              drückt also die Coulisse b hin und zurück, daher sich
                              die Signalscheibe bald parallel, bald senkrecht zum Bahngleise stellen wird. In
                              diesen Lagen muß die Bewegung des Laufwerkes gehemmt und dann wieder beliebig
                              losgelassen werden können. Dies geschieht durch die nun zu beschreibende Arretirung und Auslösung.
                           An der Triebwelle n ist der Arretirungshebel j befestigt. So lange derselbe auf dem Arme i aufliegt, wird eine wie immer geartete Bewegung des
                              Laufwerkes unmöglich sein; i ist der eine Arm eines
                              zweiarmigen Hebels, der auf einer in der Gestellwand lagernden Welle w befestigt ist. Der zweite Arm dieses Hebels g ist gabelförmig gestaltet. In dieser Gabel kann sich
                              die an dem Hebel h₁ sitzende Rolle w₁ bewegen; h₁hd ist ein um w₂ drehbarer Winkelhebel, welcher bei d
                              einen verstellbaren prismatischen Stahlansatz x von
                              ∆-förmigem Querschnitt trägt. Dieses Prisma liegt in der Ruhelage des
                              Apparates auf einer der früher erwähnten Paletten r der
                              Gabel g auf.
                           Ist der Elektromagnet angezogen (es liegt der ganzen Beschreibung die Annahme zu
                              Grunde, daß die Stelllinie mit Ruhestrom betrieben werde), so ruht das bezeichnete
                              Prisma auf der (in Fig. 4) rechtfertigen Palette r; wird der
                              Strom in der Linie unterbrochen, so wird der Anker durch die Feder v abgerissen, und in Folge dessen weicht die Gabel g und mit derselben die Palette r nach rechts aus. Dadurch verliert das Prisma seine bisherige Stütze,
                              fällt in die Gabel g hinein und der Arm hd durch sein Eigengewicht soweit herunter, als
                              dies der Gabelschlitz in g, an dessen Ende das Prisma
                              wieder aufgehalten wird, gestattet. Mit diesem Arm hd bewegt sich auch
                              der Hebelarm h₁ und zwar nach rechts (Fig. 4),
                              wodurch wieder der Winkelhebel g₂wi aus seiner Ruhelage gebracht und der Arm i unter j weggerückt wird.
                              Die bestandene Hemmung des Laufwerkes ist nun aufgehoben, das Treibgewicht q wird wirksam und die Schnurtrommel l, das Hauptrad m und die
                              Kurbel k₁ bewegen sich in der durch einen Pfeil
                              in Figur 4
                              bezeichneten Richtung.
                           Nach einer halben Umdrehung erfolgt jedoch wieder die Arretirung des Gehwerkes durch
                              die in Figur 6
                              (rückwärtige Ansicht) dargestellte Anordnung. Auf der Welle w₂ sitzt rückwärts noch ein Arm a fest,
                              während in derselben Verticalebene an der Nabe des Hauptrades m die zwei Nasen oder Daumen n₁ und n₂ und zwar so aufgesetzt sind, daß die in der
                              Zeichnung dargestellte Lage eintritt, wenn die Umdrehung des Gehwerkes (bezogen auf
                              das Hauptrad) um 144° erfolgt ist. Auf dem Wege bis zu dieser Stellung wird
                              der Arm a vom Daumen n₂ oder n₁ erfaßt und gleichzeitig
                              damit das ganze, auf der Welle w₂ befestigte
                              Hebelsystem, also auch der Hebelarm hd gehoben;
                              letzterer kommt in Folge dessen mit seinem Prisma d
                              wieder auf eine der Paletten r zu liegen, und zwar
                              jedenfalls auf die niedrigere rechtsliegende (Fig. 4) Palette, wenn der
                              unterbrochen gewesene Strom während des Ablaufens des Gewichtes wieder hergestellt
                              und demgemäß der Anker f wieder angezogen und in seine
                              Ruhelage zurückgesetzt worden ist.
                           Unter diesen Umständen wird der Arretirungshebel j
                              nunmehr, wenn er nach fünfmaliger Umdrehung (angenommen, daß das Hauptrad 100, das
                              Getriebe 10 Zähne hat) auf seinen normalen Platz zurückkehrt, die Stütze i wieder untergestellt finden und also seinen Weg nicht
                              weiter fortsetzen können. Das Laufwerk ist hiermit, nachdem das Hauptrad genau eine
                              halbe Umdrehung gemacht hat, wieder arretirt, und eine neuerliche Auslösung bezieh,
                              das Zurückstellen des Signales kann durch eine Stromunterbrechung wieder wie früher
                              erfolgen.
                           Nach dem Vorausgegangenen erhellt, daß durch jede momentane Stromunterbrechung
                              bezieh. Auslösung des Ankers und des Gehwerkes die Scheibenstellung um 90°
                              und zwar abwechselnd positiv und negativ geändert, resp. daß die Scheibe einmal
                              parallel zur Bahn (auf „Frei“) oder senkrecht zum Gleise (auf
                              „Halt“) gestellt wird.
                           Ist entgegen dem eben vorausgesetzten Fall während des Ablaufens des Gehwerkes der
                              Strom nicht wieder hergestellt, das ist der Anker nicht angezogen worden, so kann
                              sich das Prisma d des Hebels h auf die niedrigere rechtsliegende (Fig. 4) Palette r nicht auflegen, weil diese zu weit nach rechts
                              verschoben ist; wohl aber könnte das Prisma auf die linksliegende höhere Palette
                              aufgelegt werden, falls der Hebel hd hoch genug gehoben würde. Das
                              geschieht denn auch in diesem Falle immer, sobald der Daumen n₂, welcher etwas höher ist als n₁, den Arm a gehoben hatte.
                           Das Gehwerk wird also unter der Annahme, daß kein Strom in der Stelllinie ist, und in
                              Folge dessen der Anker abgerissen verbleibt, nur dann arretirt werden, wenn der
                              größere Daumen n₂ (Mg. 6) an der Reihe war; war
                              jedoch der kleinere Daumen n₁ der auslösende, so
                              erfolgt ein neuerliches Auslösen des Gehwerkes bezieh. Stellen des Signales, da das
                              Prisma weder auf der rechten noch linken Palette aufsitzen kann, sondern nach der
                              Hebung wieder in die Gabel g (Fig. 4) zurückfällt. Nach
                              dieser Auslösung kommt jedoch jedenfalls die Arretirung zu Stande, da jetzt wieder
                              der größere Daumen n₂ die Hebung des
                              Einlösehebels hd besorgt. Käme nach einer solchen
                              Arretirung später wieder Strom in die Linie, wodurch der Anker angezogen würde, so
                              fiele das Prisma wohl von der linksliegenden höhern Palette auf die rechtsliegende
                              niedrigere herab, bliebe jedoch auf dieser liegen, und eine Auslösung könnte sonach
                              dadurch nicht herbeigeführt werden, sondern erst dann wieder erfolgen, bis der Strom
                              neuerdings unterbrochen und der Anker f abgerissen
                              würde. Die Daumen n₁ und n₂ sind so angeordnet, daß der erstere kürzere bei Frei-Stellung, der letztere längere bei Halt-Stellung des Signales an die Reihe, bezieh.
                              in Function tritt.
                           Es ist hierdurch eine Bedingung, welche in Oesterreich an derlei elektrische
                              Signalmittel gesetzlich geknüpft ist, in sinnreicher Weise gelöst. Sobald nämlich
                              die Stellleitung an irgend einem Punkte reißt oder die Batterie zu schwach wird, um
                              den Anker angezogen zu erhalten, stellt sich die Signalscheibe, falls sie auf
                              „Frei“ gestanden ist, selbstthätig auf
                              „Halt“; wenn sie jedoch auf „Halt“
                              stand, stellt sie sich zwar momentan auf „Frei“, allein wie aus
                              dem Obigen hervorgeht, dreht sie sich gleich noch ein zweitesmal, also auf
                              „Halt“ zurück, in welcher Lage sie dann so lange verbleibt,
                              bis wieder hinreichend Strom vorhanden ist und eine neuerliche Umstellung auf
                              normalem Wege erfolgt.
                           Zum Betriebe des Signales wird der Hauptsache nach eine Hin- und Rückleitung,
                              statt letzterer eventuell die Erdleitung, eine constante Batterie sowie an jenem
                              Punkte, von welchem die Stellung der Scheibe bewerkstelligt werden soll, ein
                              Unterbrechungstaster nöthig sein. Zur Versicherung der Station, daß die Haltstellung
                              des Signales richtig eingetreten ist, wird noch eine zweite Leitung, die sogen.
                              Controllinie, mit dem Deckungssignale in Verbindung gebracht.
                           Die Controllinie hat mit der Stelllinie die Rückleitung gemeinschaftlich und ist bei
                              der Haltscheibe getrennt. Das eine Ende führt daselbst zu einem an der Scheibenspindel isolirt
                              befestigten, mit einem Platincontact versehenen federnden Arm, der steif mit der
                              Spindel die Bewegungen derselben mitmacht; das andere Ende der Controlleitung ist
                              mit einem am Säulengehäuse befestigten Contactambos metallisch verbunden. In der
                              Haltstellung der Scheibe ist die gedachte Contactfeder an diesen Ambos angedrückt
                              und der Stromweg in der Controllinie continuirlich gemacht; in der Freistellung ist
                              die Contactfeder um 90° verstellt und vom Ambos weit abgehoben, die
                              Controlleitung also unterbrochen. In dieser ist ein am Bahnhofsgebäude angebrachtes
                              elektrisches Klingelwerk (ein Selbstunterbrecher oder Selbstausschalter) und ein in
                              jenem Bureau, wo sich der Unterbrechungstaster der Stelllinie befindet,
                              aufgestellter optischer Controlapparat, endlich die Controlbatterie eingeschaltet.
                              Dieser optische Controlapparat ist bekanntermaßen eine kräftige Magnetnadel, die
                              ihre Stellung bezieh. Ablenkung durch eine hinter dem Ausschnitte des Nadelgehäuses
                              erscheinende rothe Papierscheibe, ihre Ruhelage durch das Erscheinen einer weißen
                              Scheibe markirt, oder der Apparat ist ein Elektromagnet, bei welchem sich das
                              Nichtangezogensein und Angezogensein des Ankers in gleicher Weise wie bei der Nadel
                              kennbar macht.
                           Die Signalscheibe kann bei einmaligem Aufziehen 60 Mal gestellt werden, bis das
                              Gewicht abgelaufen ist.
                           Um der gefährlichen Eventualität, daß die Scheibe auf „Frei“
                              stehen bleibt und im Bedarfsfalle nicht mehr auf „Halt“
                              gestellt werden könne, weil das Gewicht q abgelaufen
                              ist, vorzubeugen, hat der Constructeur noch eine höchst sinnreiche
                              Contactcombination eingeschaltet, die in Figur 7 dargestellt
                              erscheint. Wie bereits früher kurz erwähnt, ist dieselbe im Fuße F (Fig. 1) der hohlen
                              Signalsäule untergebracht. Sie besteht aus einem eisernen Rahmen AA₁, bei welchem durch die entsprechend
                              durchlöcherten horizontalen Rahmenstücke A₁, A₁ ein Bolzen B
                              durchgesteckt ist. Dieser Bolzen ist leicht beweglich und hat an seinem obern Ende
                              eine scheibenförmige Platte C. Eine Spiralfeder W, die an den Stellstift S
                              preßt, drückt ihn normal nach aufwärts. Am untern Bolzenende sind zwei gegen
                              einander isolirte Messinglamellen D und D₁ angeschraubt, von denen die eine D mit der am Eisenrahmen befestigten, jedoch gegen
                              denselben gut isolirten Contactfeder E, die andere D₁ mit der ebenfalls isolirten Contactfeder F in Berührung steht.
                           Unter der Feder F ist noch eine zweite, gleichfalls
                              isolirte Feder K angebracht, welche seitlich unter der
                              Lamelle D₁ liegt und in der Ruhelage des
                              Apparates mit dieser Lamelle in keiner Berührung ist.
                           Zu D und F ist die
                              Rückleitung G, eventuell Erdleitung, zu D₁ die Controllinie, zu E die
                              Stelllinie und zu K endlich eine dritte Leitung L zugeführt, die zu jenem Wächter geht, welchem die
                              Bedienung des Signales überwiesen ist, dort ein Klingelwerk (unter vorliegender
                              Schema-Annahme kein Selbstunterbrecher oder Selbstausschalter) passirt und
                              dann zur gemeinschaftlichen Rückleitung anschließt.
                           In Figur 8 ist
                              ein einfaches Schema der sämmtlichen Drahtleitungen dargestellt. Es ist
                              selbstverständlich, daß sich das Schema unter Voraussetzung anderer Bedingungen,
                              z.B. wenn eine gemeinschaftliche Batterie verwendet werden, oder Inductionsstrom
                              angewendet werden soll etc., gleichfalls ändert, und hat der Erfinder eine ganze
                              Reihe von Schemavarianten entworfen, die sich jedoch an dieser Stelle wegen Mangel
                              an Raum einer eingehenden Besprechung entziehen.
                           Aus Fig. 7 und
                              8 ist
                              jedoch hinreichend ersichtlich, daß in dem Falle, wo das Gewicht q die Platte C erreicht, der
                              Bolzen B niedergedrückt und dadurch die Stelllinie sowie
                              die Controllinie unterbrochen wird, da die Lamelle D die
                              Feder E, die Lamelle D₁ den Contact F verläßt. Dafür wird D₁ mit K bezieh. die
                              Controllinie mit der Leitung zum zweiten Klingelwerk in Verbindung gebracht und der
                              Strom der Controllinie nunmehr außer den in der Station eingeschalteten optischen
                              und akustischen Controlapparat auch jenes Klingelwerk, welches im Aufenthaltsraum
                              des der Signalscheibe zugewiesenen Bahnwärters angebracht ist, passiren und in
                              Thätigkeit setzen. Das Geräusch dieses Klingelwerkes wird den Wächter von dem
                              erfolgten Ablaufen des Gewichtes q benachrichtigen und
                              demselben als Aufforderung gelten, sofort das Gewicht wieder aufzuziehen.
                           Die vom niedergegangenen Gewichte zwischen D und E bewerkstelligte Unterbrechung der Stelllinie veranlaßt
                              die Haltstellung der Signalscheibe in der gleichen Weise wie dies früher für
                              Linienstörungen gezeigt wurde. Der Abstand von C bis A' ist selbstredend so gewählt, daß das Gewicht immer
                              noch für einen, eventuell (falls die Scheibe im Momente, wo das Gewicht C erreicht, auf „Halt“ gestanden
                              wäre) zwei Bewegungsimpulse bezieh. zwei halbe Umdrehungen des Hauptrades m oder der Schnurtrommel l,
                              welche zur Haltstellung des Signales nothwendig werden, hinreichende Fallhöhe
                              hat.
                           Das Křižik'sche elektrische Distanzsignal, welches sich gegenüber der
                              bestehenden ähnlichen Systemen durch die Einfachheit des Gehwerkes, der
                              Bewegungsübertragung, Arretirung und Auslösung auszeichnet, besitzt nebstdem
                              folgende (vom Erfinder in Anspruch genommene) Vorzüge:
                           
                              „1) Die Signalscheibe stellt sich unbedingt auf
                                 „Halt“, wenn die Stelllinie bleibend unterbrochen oder die
                                 Stellbatterie zu schwach wird, den Anker angezogen zu erhalten.
                              
                           
                              2) Die Signalscheibe wird sich unbedingt auf „Halt“ gestellt
                                 haben, wenn das Gewicht abgelaufen ist.
                              
                           
                              3) Der das Signal bedienende Bahnwärter wird vom Ablaufen des Gewichtes auf
                                 elektrischem, d. i. telegraphischem Wege verständigt und zur sofortigen Behebung
                                 dieses Zustandes veranlaßt.
                              
                           
                              4) Die ganze Kraft des auf den Apparat wirkenden Gewichtes wird nur für die
                                 Scheibenbewegung und die geringen vorhandenen Reibungen verwendet.
                              
                           
                              5) Keiner der Apparatbestandtheile erfährt eine außergewöhnliche Inanspruchnahme,
                                 weshalb auch an keinem besondern Theile eine größere Abnützung zu fürchten
                                 ist.
                              
                           
                              6) Alle der Justirung bedürfenden Apparattheile sind leicht und bequem
                                 zugängig.
                              
                           
                              7) Das System erlaubt eine leichte und wenig kostspielige Anwendung zur
                                 Umgestaltung der meisten im Gebrauche stehenden mechanischen Deckungssignale in
                                 elektrische.
                              
                           
                              8) Bei Linienstörungen, welche durch Berührung der Stellleitung mit andern
                                 Leitungen herbeigeführt werden, wird das Signal entweder selbstthätig auf
                                 „Halt“ gestellt oder die Function des Signalapparates
                                 gar nicht beeinträchtigt.
                              
                           
                              9) Ist der Apparat gegen die Einflüsse der atmosphärischen und tellurischen
                                 Elektricität wenig empfindlich.
                              
                           
                              10) Der Apparat kann mit ganz geringer Abänderung des Transmissionsmechanismus
                                 ebenso gut für Semaphore in Anwendung kommen als wie für Drehscheiben.
                              
                           
                              11) Durch entsprechende Anordnung des Drahtleitungsschemas läßt sich statt der
                                 Stellbatterie ebenso gut ein Inductor verwenden, ohne daß das Signalmittel einen
                                 der vorgedachten Vorzüge einbüßt.“
                              
                           Der Verfasser hatte Gelegenheit, einen der beschriebenen Apparats in Pilsen, welcher
                              bereits über Jahresfrist im Freien in Thätigkeit ist, eingehend beobachten zu
                              können. Der Gang des Signalapparates ist in der That ein so gleichmäßiger und
                              sanfter, die Auslösung und Arretirung eine so sichere und correcte, daß diese
                              günstigen Eigenschaften ganz auffällig in die Augen springen.
                           Ein ganz besonderer Vorzug des Apparates gegenüber den bekanntern ähnlichen Systemen
                              liegt darin, daß die Bewegungsübertragung vom Gehwerk zur Scheibenspindel so hoch
                              und ganz unmittelbar unter die Signalscheibe gelegt ist. Es wird dadurch der
                              Angriffshebel der von außen auf die Scheibe wirkenden und die Leistung des Gehwerkes
                              beeinträchtigenden Kräfte (z.B. Wind) auf das Minimum reducirt, wodurch sich auch
                              der relativ so sichere Gang des Křižik'schen Signales bei Sturm
                              erklärt. Merkwürdigerweise hat diese an sich so naturgemäße Anordnung höchst selten
                              noch (unseres Wissens nur von Dr. Hipp, jedoch auch hier nur unvollkommen) bei elektrischen Scheibensignalen
                              Anwendung gefunden.
                           Der unter 8 angeführte Vortheil darf wohl kaum streng nach seinem Wortlaute
                              hingenommen werden; denn er ist, wie bei jedem andern ähnlich geschalteten
                              elektrischen Signale, nur für die weitaus geringern und seltenern Fälle von
                              Berührungen richtig.
                           Punkt 9 erscheint gleichfalls prekär und zwar um so mehr, als die permanent
                              geschlossene Stelllinie für das geschilderte Signal Bedingung ist, und in jeder
                              solcher Linie, zumal wenn sie so kurz ist wie im vorliegenden Fall, bei Gewitter
                              immer Inductionsströme häufig und unvermeidlich vorkommen. Ist ein solcher Strom
                              gleich oder nahezu gleich und entgegengesetzt dem vorhandenen Betriebsstrom, so wird
                              selbstverständlich die Auslösung des Apparates ganz unvermeidlich und gerade so erfolgen, als wie
                              wenn sie mit dem Schlüssel absichtlich bewerkstelligt worden wäre.
                           Die in Punkt 1, 2 und 3 angeführten Vorzüge des Apparates geben zwar ein sprechendes
                              Zeugniß für die sinnreiche Anordnung des Apparates, dürften hingegen für die Praxis
                              weit weniger Werth haben, als es anfänglich scheint; so ist zu 1 zu bemerken, daß es
                              bekanntlich überhaupt dem Zweck des Signales entspricht, dasselbe normal auf „Halt“ gestellt zu haben
                              und immer nur erst für die Einfahrt jedes Zuges auf ganz kurze Zeit zu öffnen.
                              – Um der aus einer hergebrachten, dem Sinne des Signales eigentlich
                              entgegenlaufenden Benützungsweise hervorgerufenen, gesetzlich bedingten Bestimmung
                              in Oesterreich zu genügen, bedarf das elektrische Deckungssignal unter allen
                              Umständen und bei jedem Systeme der Verkünstlung und einer fast mathematisch genauen
                              Montirung, wodurch der Functionssicherheit des Apparates entschieden Eintrag gemacht
                              wird. Zu 2 und 3 wäre in ähnlicher Weise hervorzuheben, daß das Nichtaufgezogensein
                              des Gewichtes überhaupt ebenso wenig vorkommen soll, als ein verstellter Wechsel
                              oder ein während des Zugsverkehrs nicht geschlossener Schranken etc. Verläßlichkeit
                              des Bahnwärters, überhaupt gehörige Ordnung ist da wohl weitaus mehr werth als alle
                              noch so ingeniösen elektrischen Vorrichtungen. Solche sind, wie auch im vorliegenden
                              Fall, immer mit Complicationen verknüpft, welche zu reichliche Quellen für Fehler
                              werden und die Sicherheit der eigentlichen Signalfunctionen unverhältnißmäßig mehr beeinträchtigen,
                              als sie der Sache nützen.
                           Die Křižik'sche elektrische Signalscheibe würde, zurückgebracht auf die
                              einfachste und sicherste Anwendungsform, nämlich betrieben mit Siemens'schen
                              Magnetinductoren, unter Weglassung der ungleichen Einlösung, sowie der
                              Gewichts-Contact-Complication und unter Anwendung einer
                              Tastervorrichtung, welche die Stelllinie normal unterbrochen erhält und nur im
                              Bedarfsfalle auf einen Moment für die Stromentsendung continuirlich herstellt,
                              jedenfalls von jedem Praktiker als eines der vorzüglichsten, einfachsten und
                              sichersten Systeme der elektrischen Signalmittel dieser Gattung erkannt werden
                              müssen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
