| Titel: | Ueber die isomeren Rosaniline; von A. Rosenstiehl. | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 87 | 
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                        Ueber die isomeren Rosaniline; von A. Rosenstiehl.
                        Rosenstiehl, über die isomeren Rosaniline.
                        
                     
                        
                           Hofmann's Untersuchungen hatten gezeigt, daß zur Bildung
                              des Rosanilins die gleichzeitige Gegenwart des Anilins und des Toluidins
                              erforderlich ist. Rosenstiehl hat später (vgl. 1866 181 389) 1868 189 393. 190 57) nachgewiesen, daß alle käuflichen Aniline neben
                              dem Toluidin beträchtliche Mengen von Pseudotoluidin, eines dem Toluidin isomeren
                              Alkaloids, enthalten, daß dieses Pseudotoluidin das Toluidin bei der Bildung von
                              Roth vertreten kann und zwar in sehr günstiger Weise, sofern 2 Th. Pseudotoluidin
                              und 1 Th. Anilin 50 Proc., 1 Th. Anilin und 2 Th. Toluidin nur 39 Proc. der
                              verwendeten Alkaloide an Roth liefern, während 1 Th. Pseudotoluidin und 2 Th.
                              Toluidin eine entsprechende Ausbeute von 25 Proc. geben. Die Producte, welche durch
                              Einwirkung von Arsensäure auf Pseudotoluidin haltiges Anilin oder Toluidin erhalten
                              werden, stellen dem Rosanilin isomere Pseudorosaniline vor. Rosenstiehl unterscheidet in seiner neuesten Arbeit (Comptes
                                 rendus, 1876 t. 82 p. 415) drei solcher Isomerien: eine, welche sich von 1 Mol. Anilin und 2
                              Mol. Toluidin, eine zweite, die sich von 1 Mol. Anilin und 2 Mol. Pseudotoluidin,
                              und eine dritte, welche sich von 1 Mol. Anilin, 1 Mol. Toluidin und 1 Mol.
                              Pseudotoluidin ableitet. Letzteres Pseudorosanilin ist dasjenige, welches der
                              Zusammensetzung der meisten Fuchsinsorten des Handels entspricht.
                           Verfasser hat schon im J. 1868 eine Anzahl käuflicher Fuchsine mittels
                              Jodwasserstoffsäure reducirt und als Spaltungsproducte immer gleichzeitig Anilin,
                              Toluidin und Pseudotoluidin gefunden. Die Erklärung hierfür liegt eben in der
                              Thatsache, daß die drei Alkaloide schon in den Rohmaterialien für die
                              Fuchsindarstellung sich immer zusammen vorfinden, und daß es nicht möglich ist,
                              dieselben vollkommen von einander zu trennen. Aber es zeigte sich auffallenderweise,
                              daß sogar das Coupier'sche Toluolroth, welches aus möglichst Anilin freiem Toluidin
                              bereitet ist, bei der Reduction mittels Jodwasserstoffsäure unter den
                              Spaltungsproducten Anilin liefert. Rosenstiehl hatte
                              damals schon die Ansicht ausgesprochen (1869 191 483),
                              daß bei der Ueberführung des Toluidins oder eines Gemenges von Toluidin und
                              Pseudotoluidin in Roth Anilin, bezieh. Rosanilin sich bilde und zwar auf Kosten
                              eines oder der beiden genannten Alkaloide. Nun hat er aus möglichst reinem
                              Pseudotoluidin durch Erhitzen mit Arsensäure ein Pseudotoluidinroth dargestellt und
                              dasselbe wieder mit Jodwasserstoffsäure behandelt und dadurch nicht reines
                              Pseudotoluidin regenerirt, sondern ein Gemenge von 24 Th. Anilin, 3 Th. Toluidin und
                              73 Th. Pseudotoluidin erhalten. Damit ist nicht blos erwiesen, daß Pseudotoluidin
                              für sich allein im Stande ist, Roth zu bilden, während man früher die Ansicht halte,
                              es verhalte sich wie das Anilin, welches für sich allein beim Erhitzen mit
                              Arsensäure kein Roth gibt, sondern es ist auch direct an dem Pseudotoluidin
                              nachgewiesen, daß dasselbe bei der Ueberführung in Roth durch Ausscheidung von
                              CH₂ theilweise in Anilin bezieh. Rosanilin verwandelt wird, daß somit die
                              Spaltungsproducte der isomeren Rosaniline ihren integrirenden und ziemlich
                              constanten Anilingehalt nicht ausschließlich dem Anilingehalt des Rohmaterials der
                              verschiedenen Fuchsinrothe, sondern wesentlich auch jener Umwandlung des
                              Pseudotoluidins zu verdanken haben.
                           
                              Kl.