| Titel: | Minimumthermometer von Professor Duclaux in Lyon. | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 89 | 
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                        Minimumthermometer von Professor Duclaux in Lyon.
                        Duclaux's Minimumthermometer.
                        
                     
                        
                           Duclaux hat die Vertheilung, welche in einer gesättigten
                              Lösung zweier Flüssigkeiten vor sich geht, wenn irgend ein äußerer Umstand z.B. eine
                              Temperaturerniedrigung ihre Scheidung veranlaßt, zum Gegenstand einer speciellen
                              Untersuchung gemacht. Es tritt nämlich in diesem Falle eine neue Vertheilung der
                              beiden Substanzen ein und zwei Mischungen kommen zum Vorschein, deren Volumen sich
                              leicht berechnen lassen. Sind beide Flüssigkeiten im geeigneten Verhältnisse
                              gemengt, so kann das Volum so bestimmt werden, daß die Theilung in gleichen Volumen
                              vor sich geht.
                           Wendet man dieses Princip auf Wasser und Amylalkohol an, den man durch Zusatz einer
                              gewissen Menge gewöhnlichen Alkohols in Wasser löslich gemacht hat, so kann man sich
                              Flüssigkeiten verschaffen, welche bei gegebenen Temperaturen sich trüben und dann in
                              zwei über einander gelagerten Säulen sich trennen.
                           20cc Amylalkohol mit einem Zusatz von 25cc gewöhnlichen 50gradigen Alkohols trüben
                              sich nur bei einer Temperatur von – 15°. Fügt man 15cc Wasser hinzu, so tritt eine Trübung und
                              Trennung bei + 30° ein, und innerhalb dieser Grenzen ist die
                              Temperaturerhöhung so ziemlich der Vermehrung der Wassermenge proportional. Es ist
                              daher sehr leicht, eine Mischung zu bereiten, welche bis zu einer gewissen
                              Temperaturerniedrigung klar bleibt und erst nach Ueberschreitung dieser Grenze sich
                              trübt und alsdann in zwei bestimmte Schichten sich scheidet. Diese Trennung läßt
                              sich sehr in die Augen fallend darstellen durch etwas Karmin, welches nach
                              vollständiger Mengung die ganze Masse färbt, dagegen sich in der untern Schichte
                              concentrirt und die obere beinahe ungefärbt läßt, wenn in Folge einer entsprechenden
                              Temperaturerniedrigung die Flüssigkeit sich in zwei Theile scheidet. Einmal isolirt,
                              mischen sich diese beiden Schichten, deren specifische Gewichte sich ungefähr wie
                              103 : 100 verhalten, nicht wieder. Sie verharren in diesem Zustande, bis man nach
                              eingetretener Temperaturerhöhung die Röhre schüttelt, um sie wieder in den Stand zu
                              setzen, das nämliche Verhalten zu wiederholen, wenn die Temperatur, für welche sie
                              präparirt wurden, sich wieder einstellt.
                           Vorstehendes ist das Princip, worauf Duclaux's
                              Minimumthermometer beruht. Da jedes Gemenge nur eine einzige Temperatur anzeigen
                              kann, so bedarf es zur Darstellung einer thermometrischen Scale von einiger
                              Ausdehnung einer gewissen Anzahl von Röhren, die jedoch nur einige Centimeter lang
                              zu sein brauchen. Man befestigt sie auf ein Bretchen und notirt auf dieses die
                              entsprechenden Grade. Die Anzeigen eines solchen Instrumentes sind sehr präcis und
                              für eine größere Versammlung von Weitem sichtbar. Dasselbe ist nicht leicht
                              zerbrechlich und könnte mit Vortheil zu thermometrischen Sondirungen im Meere und in
                              großen Tiefen angewendet werden, ebenso zur Ueberwachung der Temperatur von
                              Treibhäusern, Orangerien, Raupenhäusern, Hospitälern u.s.w. (Nach dem Bulletin de la Société d'Encouragement,
                              Mai 1876 S. 275.)
                           
                              P.