| Titel: | Notizen von der Weltausstellung in Philadelphia 1876; von Ingenieur Müller-Melchiors. | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 97 | 
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                        Notizen von der Weltausstellung in Philadelphia
                           1876; von Ingenieur Müller-Melchiors.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              III.
                        (Fortsetzung von S. 405 des vorhergehenden
                           Bandes.)
                        Müller-Melchiors, Notizen von der Weltausstellung in
                           Philadelphia 1876.
                        
                     
                        
                           29. Balancierdampfmaschine von G. H.
                                 Corliß in Providence. (Fig. 1–4 [a.b/1].)
                           Der Antrieb sämmtlicher in der Maschinenhalle thätigen Arbeitsmaschinen erfolgt von
                              einer gemeinschaftlichen Kraftquelle aus, welche, gleichzeitig hervorragendstes
                              Ausstellungsobject der amerikanischen Weltausstellung, in monumentaler Anordnung
                              inmitten der Maschinenhalle sich erhebt.
                           Es war ein würdiger Gedanke – zu dem man allerdings nicht ohne einige Umwege
                              gelangt ist – die Ausführung dieses Monumentalbaues dem bedeutendsten
                              Vertreter der amerikanischen Maschinentechnik, G. H. Corliß in Providence, zu übertragen, einem Mann, welcher den
                              amerikanischen Namen auch auf diesem Gebiete in allen Welten berühmt gemacht hat,
                              und der neben dem Engländer Woolf als erster Förderer der
                              Dampfmaschine seit den Zeiten Watt's genannt werden muß.
                              Die Ausführung des Werkes entsprach dem Namen des damit Betrauten; die auf 1400e berechnete Maschine ist ihrer ganzen
                              Anordnung nach grandios gedacht und in wunderbarer Vollendung hergestellt, das
                              Verhältniß jedes einzelnen Bestandtheiles so glücklich gewählt, daß dem Beschauer
                              kaum eine Ahnung der kolossalen Dimensionen aufdämmert, und er sich erst mühsam
                              überreden muß, daß er eine Maschine von mehr als 12m Höhe und 600t Gesammtgewicht vor sich sieht. In
                              ästhetischer Beziehung macht der gespreizte und leichte Aufbau der Maschine
                              allerdings keinen günstigen Eindruck, und es ist auch kaum denkbar, wie sich dieser
                              bei der nothwendig bedingten verticalen Disposition ohne unmäßigen und unnöthigen
                              Materialaufwand erzielen lassen sollte; doch auch hier ist, mit Rücksicht auf die anerkannte
                              amerikanische Geschmacklosigkeit, alles Erreichbare geleistet; speciell scheinen die
                              sehr treffend als schmetterlingförmigWochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins,
                                    1876 S. 206. bezeichneten Balanciers, welche entschieden unconstructiv, aber gefällig aus
                              Gußeisen (8m,230 lang, 2m,745 hoch) hergestellt sind, eine
                              Concession aus Schönheitsrücksichten zu sein. Ebenso trägt der erhöhte
                              Aufstellungsplatz (auf einem runden Sockel von 16m,800 Durchmesser und 1m,070 Höhe
                              über dem Fußboden), sowie endlich die geschmackvolle Adjustirung zur Verbesserung
                              des Gesammteindruckes bei. Ständer, Schwungrad und Balanciers sind mit einem
                              neutralen, grauvioletten Anstriche versehen, die Cylinder und Dampfrohre blank
                              verschalt, ebenso die Grundplatte, die Kanten der Ständer und Balanciers, sowie alle
                              Bewegungstheile unübertrefflich schön polirt, so daß entschieden anerkannt werden
                              muß, daß mit Rücksicht auf die gegebenen Verhältnisse das Höchste geleistet
                              wurde.
                           Das hier Gesagte möge durch die Skizzen Fig. 1 und 2, soweit dies in dem uns
                              gebotenen kleinen Maßstabe (reducirt auf 1/144 natürlicher Größe) möglich ist, seine
                              Bestätigung finden. Aus Figur 2 ist auch die
                              Disposition der geschmackvoll ausgeführten eisernen Stiegen ersichtlich, die sowohl
                              zu den Balancierlagern als zu den obern Steuerungstheilen und Cylinderstopfbüchsen
                              führen, in Figur
                                 1 jedoch der Deutlichkeit halber weggelassen wurden. Die Maschine hat zwei
                              Hochdruckcylinder von 1m,016 Durchmesser
                              und 3m,048 Hub, gleicharmige, in einem
                              Stück gegossene Balanciers von den oben angeführten Dimensionen, schmiedeiserne
                              Schubstangen von 7m,300 Länge, Kurbeln aus
                              Metall mit 1m,524 Hub und ein Schwungrad
                              von 9m,144 Theilkreisdurchmesser, mit 216
                              Zähnen von 0m,610 Breite, dessen zwölf Arme
                              mit den betreffenden Zahnkreissegmenten in eine gemeinsame Nabe festgeschraubt sind.
                              Dieses verzahnte Schwungrad hat ein Gewicht von 50t,5 und greift mit 36 Umdrehungen pro
                              Minute in ein zweites, aus einem Stück gegossenes Stirnrad von 3m,048 Theilkreisdurchmesser, das eine quer
                              unter dem Fußboden des Mitteltractes durchgehende Welle antreibt. Schwungrad und
                              Kolben haben beide eiserne, selbstverständlich behobelte Zähne und bilden mit ihrem
                              geräuschlosen Eingriffe ein vielbewundertes Ausstellungsobject. Um die Disposition
                              des Antriebes vollständig klar zu machen, ist nur noch zu bemerken, daß von der
                              erwähnten unterirdischen Querwelle von 76m,8 Länge durch Kegelräder von 1m,830
                              Durchmesser vier Längswellen von je 33m,0
                              Länge angetrieben werden, welche unter dem Querschiffe der Maschinenhalle durchgehen
                              bis zu der Einmündung der
                              Längsflügel, wo der Uebergang auf die oberirdische Transmission mittels 0m,810 breiter (durch Spannrollen
                              angezogener) Riemen stattfindet. Auf diese Weise werden acht Transmissionsstränge
                              von je 200m Länge in den vier Hauptschiffen
                              der Maschinenhalle (Gesammtlänge des Gebäudes 427m,5) angetrieben, deren Bewegung jedenfalls einen vielfach größern
                              Kraftaufwand beansprucht, als dies von den wenigen, in Thätigkeit befindlichen
                              Arbeitsmaschinen geschieht.
                           Von der Maschine selbst ist betreffs der allgemeinen Disposition kaum etwas weiteres
                              hinzu zu fügen; bemerkenswerth ist noch, daß bei der hier gewählten Anordnung des
                              Ständers die Grundplatte thatsächlich von allen Spannungen entlastet ist, indem
                              sowohl die Cylinder als auch die Schwungradlager direct mit dem Lagergerüste der
                              Balanciers verbunden sind. Von Details, deren Kenntnißnahme in einer speciell für
                              Amerika auffälligen Weise erschwert wurde, ist zunächst die Einrichtung zu erwähnen,
                              um mittels der in Fig. 1 und 2 ersichtlichen
                              Bewegungsschrauben s die Cylinderdeckel abheben zu
                              können. Die Steuerung endlich, welche man besonders bei einer Corlißmaschine als
                              wichtigsten Punkt zu betrachten gewöhnt ist, erscheint in Figur 3 nach einer
                              Handskizze für das untere Cylinderende dargestellt.
                           Die Bewegung des Austrittschiebers A, welcher in der
                              gewöhnlichen Art der Corlißhähne construirt ist, erfolgt direct von dem einen Arm
                              eines Winkelhebels w aus, dessen anderes Ende in der aus
                              Figur 1
                              ersichtlichen Weise mit einem central angeordneten Hebel a in Verbindung steht, der von einem Excenter auf der Schwungradwelle in
                              oscillirende Bewegung versetzt wird. Von demselben Arme des Winkelhebels w aus führt eine Zugstange zu dem Hebel h (Fig. 3), welcher den Anhub
                              des Eintrittschiebers B dadurch besorgt, daß er in einem
                              Ausschnitte den vorstehenden Zahn z der zum Hebel des
                              Eintrittschiebers führenden Zugstange erfaßt und dieselbe bei seinem Aufwärtsgange
                              mitnimmt. Dies geschieht unter dem Einflusse der Feder f, welche die Zugstange gegen den Hebel drückt und den Zahn im Eingriffe
                              erhält so lange, als derselbe nicht durch den Einfluß des Regulators von der
                              Mitnehmerkante des Hebels h abgedrängt wird. Letzteres
                              geschieht aber dadurch, daß der im Hebel h geführte
                              Finger l, welcher sich um einen Punkt oberhalb der
                              Hebelachse dreht, beim Aufgange des Hebels allmälig über die Mitnehmerkante
                              hervortritt – und zwar um so früher, je mehr sein eigener Drehungspunkt nach
                              links über den Drehungspunkt des Hebels h hinaus
                              verschoben wird. Diese Bewegung erfolgt in der aus Figur 3 ersichtlichen
                              Weise für beide Cylinder von einer durchgehenden Welle r
                              aus, welche mit dem innerhalb der Ständer angeordneten Regulator in Verbindung steht. Sobald der
                              Zahn z außer Eingriff mit dem Hebel h gebracht ist, wird der Schieberhebel mittels einer
                              zweiten Zugstange, welche mit Feder und Luftbuffer in Verbindung steht, nach abwärts
                              gezogen und der Dampfeintritt geschlossen, während der Hebel h seinen Weg nach aufwärts fortsetzt; dabei gleitet der Zahn z fortwährend zwischen den vorstehenden Wangen des
                              Hebels h, bis er endlich nach erfolgtem Rückgange des
                              letztern in dessen tiefster Stellung wieder in die Mitnehmerkante einklinkt, während
                              der Finger l hier vollständig zurückgetreten ist. Das Spiel der Steuerung ist sonach
                              wohl verständlich und keiner weitern Erläuterung bedürftig; ebenso ist einleuchtend,
                              daß hier, beim gemeinschaftlichen Antriebe von Ein- und Austrittschiebern,
                              die Maximalgrenze der Füllungsregulirung zwischen 30 und 40 Proc. liegt, indem
                              oberhalb dieser Grenze, beim Rückgange des Hebels h,
                              überhaupt keine Auslösung mehr erfolgen kann (vgl. 1874 214 345).
                           Im Vergleiche zu den älteren Corlißsteuerungen hat somit diese neueste Construction
                              keinen einzigen Vortheil aufzuweisen, und steht sogar durch die unschöne und
                              weitläufige Disposition, die für etwas schnellern Gang ganz ungeeignet sein dürfte,
                              entschieden zurück hinter ihren Vorgängern.
                           Zum Betriebe der großen Balanciermaschine sind in einem geschmackvollen Kesselhause
                              hinter der Maschinenhalle 20 sogen. Corliß-Kessel aufgestellt, verticale
                              Stahlkessel mit Field'schen Röhren von angeblich je 70e, die durch eine 0m,457 weite unterirdische Rohrleitung mit
                              der Maschine in Verbindung stehen.
                           Sowohl Maschine als Kessel sind von der Corliß-Company in Providence im Staate Rhode Island auf feste
                              Bestellung der Ausstellungscommission geliefert worden, so daß das Verdienst der
                              Vorführung dieses Riesenwerkes der letztgenannten Körperschaft zuerkannt werden
                              muß.
                           Dagegen ist von G. H. Corliß selbst ausgestellt eine
                              interessante Kegelräderhobelmaschine, ferner eine schöne liegende Dampfmaschine, die
                              im J. 1860 gebaut ist, angeblich ohne irgend welche Veränderung nach 16 jährigem
                              Gebrauche zur Ausstellung gebracht wurde und damit allerdings einen schlagenden
                              Beweis für die Trefflichkeit der Ausführung und die Bewährung des
                              Steuerungsmechanismus liefern würde. Letzterer zeigte sich zu unserer Ueberraschung
                              als die bekannte und jetzt vielfach angewendete Corlißsteuerung mit Blattfedern
                              (vgl. * 1874 214 272), welche in Europa zum erstenmale
                              durch die in Paris ausgestellte Corlißmaschine bekannt wurde, und daher den Namen
                              „Corlißsteuerung von 1867“ erhielt, obwohl sie bei der
                              erwähnten Maschine schon 1860 ausgeführt war.
                           Endlich hat Corliß noch ein sehr nettes Modell der 1858
                              patentirten Corlißsteuerung ausgestellt – vielleicht in der Absicht, sich die Priorität
                              einer Construction zu wahren, welche mehrfach bei andern Ausstellungsmaschinen in
                              Anwendung war, und der auch die von Douglas und Grant patentirte Steuerung (* 1871 199 161) verwandt zu sein scheint. Dieselbe ist in Figur 4 dargestellt und
                              bedarf nur weniger Worte zur Erläuterung. Die zur Steuerscheibe führende Zugstange
                              ist im Hebel des Eintrittschiebers geführt, welcher durch die Einwirkung einer Feder
                              stets nach rechts geschoben und von der Zugstange nur dann nach links mitgenommen
                              wird, wenn die darauf frei bewegliche Klaue hinter der Kante des Hebels eingreift.
                              Hierzu hat dieselbe die Tendenz durch eine kleine Blattfeder, welche den
                              Mitnehmerzahn nach aufwärts drückt; gleichzeitig hat jedoch die Mitnehmerklaue einen
                              nach aufwärts gerichteten Bügel, welcher die Auslösung bewirkt, sobald er durch
                              einen dazu bestimmten Anschlag nach abwärts gedrückt wird. Dieser Anschlag befindet
                              sich in der Nabe eines auf der Schieberspindel frei beweglichen Hebels, welcher
                              durch den Regulator entsprechend verstellt wird, um beim Linksgange der Zugstange
                              früher oder später den Eintrittschieber auszulösen. Beim Rückgange der Zugstange
                              nähert sich dann die Klaue dem Schieberhebel aufs neue, bis die mit Leder armirte
                              Stange auf der linken Seite des Hebels anstößt, der Mitnehmerzahn hinter der rechten
                              Seite einfällt und bei dem nun folgenden Linksgange den Schieber neuerdings
                              mitnimmt.
                           Wenn auch kaum anzunehmen ist, daß diese Construction noch vielfach angewendet werden
                              dürfte, so besitzt sie doch genug historisches Interesse in der
                              Entwicklungsgeschichte einer so wichtigen Erfindung, wie es die Corlißsteuerung ist,
                              daß ihre Erwähnung gerechtfertigt erscheint. Aus demselben Grunde mag es noch
                              gestattet sein, einer interessanten Relique zu gedenken.
                           Es ist dies in der vom Patentamte zu Washington ausgestellten Modellcollection das
                              kleine, unscheinbare Holzmodell der ältesten Corlißsteuerung, das zum erstenmale den
                              Gedanken des Auslösemechanismus, wenn auch in primitiver Form, verkörpert enthält,
                              während als Dampfvertheilungsorgan noch Flachschieber angedeutet sind. Das Modell
                              stellt gleichfalls, wie der große Ausstellungsmotor, eine Balanciermaschine dar und
                              trägt die Aufschrift:
                           Nr. 49. G. H.
                                 Corliss. Providence.
                           Improved cut off and working the valves of
                                 steam engine.
                           Pat. March 10. 1849.
                           
                        
                           
                           30. Dampfkessel von Galloway and Sons in
                                 Manchester. (Fig. 5 bis 7 [c.d./1].)
                           Die von der berühmten Firma Galloway and Sons gelieferten, auf der Ausstellung befindlichen Kessel
                              sind gleichfalls, sowie die Corlißdampfmaschine und Kessel, auf Bestellung der
                              Ausstellungscommission nach Philadelphia gesendet worden und in einem eigenen
                              Kesselhause aufgestellt. Sie zeigen, sowohl in der hinter dem Roste stattfindenden
                              Vereinigung der beiden Heizrohre zu einem gemeinsamen ovalen Rauchrohre, dessen
                              Heizfläche mit eingesetzten conischen Rohrstutzen vergrößert und versteift ist, als
                              auch in der musterhaften Ausführung aller Details und speciell der Armaturen, die
                              bekannten Eigenthümlichkeiten der Fabrik deren Erzeugnisse allgemein als
                              mustergiltig angesehen werden.
                           Als interessante Neuerung stellt sich jedoch die Anordnung des Rauchrohres dar,
                              welches früher ellipsenförmig gebogen war, hier aber, wie aus Figur 6 ersichtlich, im
                              untern Theil nicht convex wie gewöhnlich, sondern concav und concentrisch mit der
                              Krümmung des Obertheiles eingebogen ist. Die Wasserrohre, welche demgemäß alle
                              vollkommen gleichmäßig sein können, sind radial nach unten convergirend eingenietet
                              und geben die erforderliche Versteifung. Auf diese Weise ist die Reinigung der
                              untern Kesselhälfte, die nun bequem schliefbar wird, wesentlich erleichtert, oder
                              eigentlich erst möglich gemacht, so daß sich diese neue Anordnung wohl rasch
                              einbürgern dürfte.
                           Die in Fig. 5
                              bis 7
                              dargestellten Kessel sind 8m,535 lang bei
                              2m,135 Durchmesser und enthalten 33
                              Gallowayrohre; sie sind aus Stahlblech von 10mm Stärke construirt, für 6at
                              Ueberdruck bestimmt und sollen je für 300e
                              (indicirt) Dampf liefern.
                           
                        
                           31. Dampfrohrverschalung von Chalmer und
                                 Spence. (Fig. 8 und 9 [a/3].)
                           Sämmtliche Dampfrohre der Maschinenhalle sind mit einer eigenthümlichen Verschalung
                              versehen, die in Bezug auf leichte Herstellung und Reinlichkeit unübertrefflich ist
                              und allem Anscheine nach einen sehr wirksamen Schutz gegen Abkühlung bietet.
                              Dieselbe ist in Fig.
                                 8 und 9 abgebildet und besteht aus einem grobmaschigen Drahtsiebe, welches in
                              einer bestimmten Entfernung von der zu verschalenden Oberfläche gehalten und, mit
                              einer filzartigen Masse überzogen, eine stagnirende Luftschichte als sichersten
                              Schutz gegen Wärmeleitung herstellt, während die Wärmestrahlung durch die Umhüllung aufgehoben wird.
                           Zum Zweck der Herstellung eines Zwischenraumes zwischen der erwärmten Oberfläche und dem Drahtgewebe
                              werden in dem letztern kurze Blechröhrchen – 20 bis 25mm lang in Zwischenräumen von 100 bis
                              150mm – in der aus den Figuren
                              ersichtlichen Weise befestigt, worauf das Ganze um das zu schützende Rohr gebogen,
                              mit Draht zusammengebunden und mit Filz oder Leinwand überzogen wird.
                           
                        
                           32. Tremper's Expansionsregulator.
                              (Fig. 10
                              bis 12. [a/4].)
                           Die hier zu beschreibende, in Fig. 10 bis 12
                              dargestellte Construction dient gleichzeitig als Steuerungsorgan wie als Regulator
                              und hat ihren hauptsächlichen Werth in der Anwendung für bestehende Maschinen, um
                              bei denselben die Vortheile variabler Expansion nutzbar zu machen. Zu diesem Zwecke
                              wird das in Figur
                                 10 im Schnitt dargestellte Ventilgehäuse unmittelbar an den Schieberkasten
                              geschraubt; das darin befindliche Ventil v öffnet
                              gleichzeitig mit dem Vertheilungsschieber die Dampfcanäle, schließt dieselben aber
                              unabhängig vom letztern unter dem Einflusse des Regulators je nach der
                              Geschwindigkeit der Maschine. Die hiermit erzielbare Expansionswirkung wird
                              allerdings durch die Theilnahme des ganzen Schieberkastenvolums an derselben
                              wesentlich beeinträchtigt, und es ist daher selbstverständlich bei neu
                              auszuführenden Maschinen die Anwendung des Tremper'schen Expansionsregulators
                              absolut verwerflich, wenn auch die Fabrikanten desselben – Pusey, Jones und Comp. in
                              Wilmington, Delaware, Nordamerika – dessen Anwendung unter allen Umständen
                              wärmstens befürworten.
                           Zur Verbesserung älterer Maschinen empfiehlt sich die vorliegende Construction durch
                              ihre compacte Einfachheit und die bequeme Adaptirung zu jedem Maschinensysteme, da
                              zur Ingangsetzung nichts erforderlich ist, als der Antrieb der Scheibe r mittels eines Riemens und die Verbindung der Kurbel
                              k mit dem Excenter oder irgend einem andern
                              Bewegungstheile des Vertheilungsschiebers durch eine Schubstange. Hierdurch erhält
                              der Winkelhebel a eine oscillirende Bewegung und ebenso
                              die mit demselben verbundenen Zungen z und z' (vgl. die perspectivische Ansicht Figur 11 und den
                              vergrößerten Querschnitt Figur 12), welche
                              abwechselnd auf- und niedersteigen und dabei mittels der in Figur 12 angedeuteten
                              Zähne den Muff b mitnehmen. Letzterer gleitet in
                              seitlichen Führungen und ist auf der Stange s des
                              Ventiles befestigt, so daß auf diese Weise der Anhub des Ventiles v gleichzeitig mit dem Vertheilungsschieber
                              bewerkstelligt wird. Indem aber die Zunge z oder z' den Muff b emporhebt,
                              wird sie selbst durch einen Keil c immer weiter nach
                              auswärts geschoben, so daß endlich der Eingriff zwischen z und b aufgehoben wird und der Muff sammt dem
                              damit verbundenen, vollkommen entlasteten Ventile nach abwärts fällt, wodurch der
                              Dampfeintritt abgeschlossen wird. Die Zunge z setzt
                              indessen ihren Weg nach aufwärts fort, bis der Vertheilungsschieber seinen größten
                              Ausschlag gemacht hat, worauf dann z wieder nach abwärts
                              geht und endlich, kurz vor dem todten Punkte, beide Zungen wieder in die Stellung
                              der Figur 12
                              gelangen, in welcher sie mit dem Muffe b im Eingriffe
                              sind, nur daß jetzt z' im Aufwärtsgange begriffen ist
                              und b bis zum Momente der Auslösung mitnimmt.
                           Die weitere Anordnung des Regulators ergibt sich nun von selbst; der Keil e wird durch die Bewegung der Kugeln auf oder abwärts
                              geschoben und gibt, je tiefer er sinkt, desto kleinere Füllungsgrade. Die Zungen z, z' werden durch eine aus Figur 11 ersichtliche
                              Feder gegen den Muff b gepreßt, letzterer endlich fällt
                              nach der Auslösung auf eine Kork- oder Kautschukscheibe, welche auf einen Arm
                              d des Regulatorständers (in Figur 11 abgebrochen
                              gezeichnet) gelegt ist, um den Stoß abzuschwächen.
                           Daß diese Expansionsvorrichtung variable Füllungen nur bis höchstens 40 Proc. geben
                              kann, ist durch ihre Verbindung mit dem Vertheilungsexcenter bedingt (vgl. 1874 214 345); bei Anwendung eines eigenen Excenters ließen
                              sich auch beliebig höhere Füllungsgrade erzielen.
                           
                        
                           33. Drehbank zum Schraubenschneiden; von
                                 Ferris und Miles in Philadelphia. (Fig. 13 bis 15. [b.c/4].)
                           Die Werkzeugmaschinen in der Maschinenhalle weisen im allgemeinen nur wenige
                              Novitäten auf; dennoch ist dieser Zweig der Ausstellung vielleicht der
                              interessanteste, denn gerade hierin hat die amerikanische Technik unstreitig die
                              größten Fortschritte gemacht.
                           Schon auf der Weltausstellung in Wien 1873 erregten die von Wm. Sellers und Comp. in Philadelphia ausgestellten
                              Werkzeugmaschinen die ungetheilte Bewunderung aller Fachmänner; in Philadelphia nun
                              hat diese Firma unvergleichlich großartiger – wenn auch weniger Novitäten
                              – ausgestellt; ebenso die gleichen Rang mit Sellers haltenden Firmen Ferris und Miles, Pratt und Whitney in
                              Philadelphia, die Brown and Sharp
                                 Manufacturing Company in Providence (Rhode Island), und die bedeutendste
                              Fabrik der berühmten Universalfräsmaschinen, die Brainard
                                 Milling Machine Company in Hyde Park (Massachusetts). Alle diese und
                              ähnlichen Fabriken im Osten der Vereinigten Staaten haben in der Herstellung ihrer
                              Maschinen einen solchen Grad der Vollkommenheit erlangt, daß sie in Bezug auf
                              Correctheit und Arbeitstüchtigkeit den besten europäischen Mustern mindestens ebenbürtig
                              sind, in der allgemeinen Ausstattung dieselben sogar entschieden übertreffen und
                              dennoch im Preise mit europäischen Fabrikaten concurriren können. Fast unbegreiflich
                              erscheint es, unmittelbar neben diesen vollendeten Mustern viele rohe und
                              geschmacklose Fabrikate des Westens zu sehen, welche speciell bei den
                              Holzbearbeitungsmaschinen oft in der lächerlichsten Weise bemalt und vernickelt sind
                              und in der Dimensionirung die gröbsten Formfehler aufweisen. Und gerade in letzterer
                              Beziehung zeigen die besten amerikanischen Firmen eine außerordentliche Sorgfalt, so
                              daß es wohl erklärlich ist, wie ihre Arbeitsmaschinen durchaus leichter ausfallen
                              als die europäischen – und dies um so mehr, als ihnen ein unvergleichlich
                              gutes Gußeisen zur Verfügung steht und endlich die Beanspruchung der Maschinen eine
                              günstigere ist als bei unserer Arbeitsmethode.
                           Speciell bei Drehbänken wird stets ein schwächerer Span mit spitzerm Messer und
                              rascherm Lauf der Spindel genommen als bei europäischer Praxis, so daß hierdurch die
                              anscheinende Schwäche der amerikanischen Drehbänke wohl gerechtfertigt erscheint.
                              Auffallend ist die fast allgemeine Anwendung der 
                                 V-förmigen Support- und Reitstockführung bei den kleinern
                              Drehbänken, während in Europa nur mehr flache Bahnen im Gebrauche sind, ferner die
                              vielfach möglichen Adjustirungen zur Supportbewegung und die Vorrichtungen zum
                              Conischdrehen, welche fast an keiner größern Drehbank fehlen; darunter auch eine
                              Anordnung zum Conischdrehen, die im Verdrehen des Supportes und Reitstockes besteht,
                              wo dann die Steuerung durch ein Kegelrad auf verticaler Welle von der Spindel
                              abgeleitet wird.
                           Vor allem interessant ist jedoch die Anordnung der Steuerung, welche bei allen
                              Drehbänken außerordentlich vielseitig entwickelt ist. Die interessanteste Novität
                              auf diesem Gebiete, der Frictionsscheibenantrieb von Wm. Sellers und Comp., ist auf der Weltausstellung
                              in Wien 1873 erschienen und in diesem Journal, * 1874 213
                              1 beschrieben worden; selbstverständlich findet man diese vortreffliche Disposition
                              bei den Sellers'schen Maschinen in Philadelphia ausschließlich vertreten. Eine
                              andere sehr nette und ingeniöse Vorrichtung zum Steuern der Leitspindel auf
                              verschiedene Geschwindigkeiten ist an einer Drehbank von Ferris und Miles angewendet und soll in
                              folgendem mit Hilfe der Figuren 13 bis 15 näher
                              beschrieben werden.
                           Die Spindel a ist über das hintere Lager hinaus
                              verlängert und trägt hier, auf einem Laufkeile verschiebbar, zwei Zahnräder p und s, von denen das eine
                              (in unsern Skizzen das Rad s) mit dem Stirnrade r in Verbindung steht, welches in einer um die Nabe von
                              p und s
                              drehbaren Brille bb gelagert ist. Mittels derselben ist es möglich,
                              je nach der Stellung der Räder p und s auf der Spindel a, das Rad
                              r mit jedem der auf der Leitspindel l aufgekeilten Stufenräder 1 bis 9 in Eingriff zu
                              bringen und dadurch zunächst neun verschiedene Geschwindigkeiten derselben zu
                              erzielen. Weitere Variationen werden dadurch ermöglicht, daß das Rad r statt mit s mit dem
                              kleinern auf a befindlichen Antriebsrade p in Eingriff gesetzt wird, was nach Lüftung der auf dem
                              Tragbolzen von r befindlichen Mutter dadurch geschieht,
                              daß die geschlitzte Unterlagscheibe m (Fig. 13) nunmehr auf die
                              andere Seite der Brille bb gesetzt und damit das
                              Rad r nach auswärts geschoben wird, worauf nur noch der
                              Bolzen im Schlitze von b etwas zu heben ist, um den
                              Eingriff zwischen r und p
                              herzustellen. Es lassen sich sodann durch Verschiebung der Antriebsräder und der
                              Brille längs der Spindel a neun neue Combinationen
                              erzielen, welche, in Schraubengängen pro Zoll ausgedrückt, auf einer eigenen
                              Indexspindel i abgelesen werden können. Dieselbe wird
                              von einem gespaltenen Futter, das in einem Schlitze des aufwärts gekrümmten Armes
                              der Brille bb verschiebar ist, umspannt, so daß
                              durch Anziehen der Mutter des Klemmfutters die Brille sammt den im Eingriff
                              befindlichen Rädern in der gewünschten Stellung fixirt werden kann. An der Kante des
                              Klemmfutters läßt sich sodann auf der Theilung der Indexspindel die stattfindende
                              Uebersetzung ablesen, und zwar bezieht sich die obere Theilung der Figur 15 auf den Eingriff
                              des kleinern Antriebrades p, die untere Eintheilung auf
                              den Eingriff des Rades s.
                           Das Gewinde der Leitspindel wird ausschließlich zum Schraubenschneiden benützt;
                              außerdem trägt jedoch die Leitspindel, mittels eines Laufkeiles im Support
                              mitgehend, ein Kegelrad, von dem mittels passender Handgriffe sowohl die
                              Supportquerbewegung, als die Supportbewegung längs der Zahnstange zum Egalisiren
                              abgeleitet werden kann.
                           Außer der hier beschriebenen Einrichtung zur Veränderung der
                              Zuschiebungsgeschwindigkeit des Supportes ist an der vortrefflich ausgeführten
                              Drehbank noch die Construction des Körners bemerkenswerth und aus Figur 13 ersichtlich.
                              Derselbe wird mittels des Griffrades g in der
                              Längsrichtung verschoben, um sich wechselnden Längen des Drehstückes ohne
                              Verschiebung des Reitstockes anzupassen; um dann den Körner fest zu klemmen, wird
                              der Griff f um einen kleinen Winkel seitwärts verdreht.
                              Hierdurch wird die gespaltene conische Hülfe h, auf
                              welche das Gewinde der unverschieblich gelagerten Mutter o eingreift, in dem conisch ausgebohrten Reitstocke nach einwärts gezogen
                              und klemmt dadurch die Körnerspindel fest; dieselbe wird dabei gleichzeitig genau
                              centrirt, während
                              beim Gebrauche einer Klemmschraube stets eine gewisse Ungenauigkeit stattfinden
                              muß.
                           
                        
                           34. Thorne und De Haven's transportable
                                 Bohrmaschine. (Fig. 16 bis 20. [d/2].)
                           Die in Figur
                                 16 dargestellte Bohrmaschine hat die Bestimmung auf schwere oder unbequem
                              einzuspannende Arbeitsstücke direct befestigt zu werden, um so die erforderlichen
                              Löcher zu bohren. Um dabei sowohl vertical als horizontal bohren zu können, hat der
                              Ständer A zwei Hülsen a und
                              b, in welche der Drehbolzen des eigentlichen
                              Bohrgestelles in jeder beliebigen Stellung festgeklemmt werden kann; außer dieser
                              Kreisbewegung kann dem Bohrer noch eine geradlinige Bewegung mittels der Schraube
                              und der Kurbel g ertheilt werden. Der Antrieb des
                              Bohrers erfolgt in der aus Figur 16 ersichtlichen
                              Weise von einer abgestuften Seilscheibe entweder direct auf das Kegelrad der
                              Bohrspindel oder durch die Vorgelegewelle r verlangsamt;
                              die Zuschiebung des Bohrers erfolgt selbstthätig durch die Riemenscheiben s und t mittels
                              Schneckengetriebe; dabei ist die Schnecke um den Zapfen x drehbar, so daß sie durch eine Bewegung des Hebels h ausgelöst und von Hand mittels des Griffrades f gesteuert werden kann.
                           Eine einfachere und für den bezeichneten Zweck wohl besser geeignete Construction,
                              ohne doppelten Antrieb und Selbststeuerung, ist in Figur 20 dargestellt.
                              Hier ist das Bohrgestell in einer Kugel gelagert, so daß auch schiefe Löcher gebohrt
                              werden können.
                           Der interessanteste und wichtigste Punkt dieser transportablen Bohrmaschine besteht
                              in der Disposition des Antriebes. Derselbe erfolgt hier in einer äußerst
                              geistreichen Weise, welche in Fig. 17 bis 19 dargestellt
                              ist. Die Bewegung geht aus von einer mit Fest- und Losscheibe versehenen
                              Vorgelegewelle w, welche in einem Hängeständer gelagert
                              ist, der leicht an jeder beliebigen Stelle befestigt werden kann. Auf der einen
                              Seite desselben sind die Riemenscheiben R, auf der
                              andern Seite die Seilscheibe S angebracht und unterhalb
                              derselben, um ein Lager m drehbar, im vorstehenden Arme
                              q zwei kleinere Seilscheiben s₁ und s₂, die als Leitrollen
                              dienen und von denen die eine, s₁ bezeichnet, für
                              das auflaufende Seil dient und daher immer an die Drehungsachse des Hängearmes q tangirt, welcher selbst hohl ist, so daß das von s₁ ablaufende Seil auf S auflaufen kann. Anderseits geht das von S
                              ablaufende Seil (Fig. 19) nach abwärts, trägt hier eine belastete Spannrolle P, geht dann weiter über die
                              Leitrolle s₂ und zur Bohrmaschine, von dort unter der Leitrolle s₁
                              zurück, durch das Lager m hindurch wieder auf S. Hierdurch ist eine vollkommen freie Beweglichkeit des
                              Bohrgestelles bei ungehinderter Krafttransmission in einem Umkreise von etwa 10m gestattet, soweit dies die disponible
                              Seillänge zuläßt. Dabei kann der Arbeiter jeden Augenblick die Abstellung des
                              Vorgeleges bewirken, sobald er nur die Zugleine z (Fig. 17)
                              nachläßt. Der Riemenführer wird nämlich durch ein Gewicht p sofort nach links auf die Losscheibe gedrückt, sowie diese Bewegung
                              nicht durch Anziehen der Zugleine gehemmt ist.
                           Die transportablen Bohrer von Thorne und De Haven sind schon in zahlreichen amerikanischen
                              Etablissements in Gebrauch und gestatten die vielfältigste Anwendung; sie
                              contrastiren vortheilhaft mit einer ähnlichen, allerdings viel älteren Disposition
                              in den Werkstätten von Wm. Sellers und Comp., wo der Antrieb der beweglichen Bohrmaschine durch
                              ein aus Holz construirtes Knie vermittelt wird, das am einen Ende den Hals der
                              verticalen Antriebswelle umgreift, am andern Ende der Bohrmaschine aufsitzt und auf
                              dem mittlern Charnier freischwebend eine Zwischenwelle trägt, welche einerseits den
                              Antrieb mittels Riemen von der verticalen Welle empfängt und denselben mittels einer
                              zweiten Scheibe auf die Bohrmaschine überträgt, selbstverständlich auch hier
                              unbeeinflußt von dem wechselnden Winkel der beiden Schenkel des
                              Transmissionsgerüstes.
                           
                        
                           35. Beesley's
                                 Patent-Maschinenschere und Lochmaschine. (Fig. 21 und 22. [c.d/2].)
                           Die in Fig. 21
                              und 22
                              dargestellte Maschine zeichnet sich sowohl durch gefällige Anordnung, als auch durch
                              größere Sicherheit vor allen ähnlichen Arbeitsmaschinen aus. Die arbeitenden Theile
                              und speciell auch die Zahnräder befinden sich theils unter dem Fußboden, theils sind
                              sie durch ein passendes gußeisernes Gehäuse D verdeckt,
                              so daß nur die auf- und niedergehenden Werkzeuge sichtbar bleiben. Die innere
                              Anordnung und der Antrieb des  ⊤-förmigen
                              schmiedeisernen Hebels mittels eines excentrischen Gleitklotzes sind aus den Skizzen
                              klar genug ersichtlich, um keine weitere Beschreibung zu erfordern.
                           
                        
                           36. Van Haagen's expandibler
                                 Bohrer. (Fig.
                                 23 bis 25. [d/4].)
                           Der Körper des Werkzeuges besteht aus einem Stahlstücke a
                              (Fig. 23
                              und 24), das
                              im obern Ende den Conus eingeschraubt hat, mit welchem das Werkzeug in der
                              Bohrspindel befestigt wird, während das geschlitzte untere Ende durch einen
                              conischen Bolzen mit dem Kopfe des Messerhalters h
                              verbunden ist (Fig.
                                 25). Wenn sich der letztere in einer Achse mit dem Stücke a und der Bohrspindel befindet, wird der Minimaldurchmesser zu bohrender
                              Löcher erzielt; je mehr die Stellung des Halters h von
                              der Geraden abweicht, desto größer wird der Bohrdurchmesser. Diese wechselnde
                              Stellung des Messerhalters wird durch eine Schnecke s
                              erzielt, welche genau in die Oeffnung von a eingepaßt
                              ist, mit einem in h eingesetzten Zahnsegmente im
                              Eingriff steht und somit bei einer Verdrehung mittels des Schlüssels l (Fig. 25) die Stellung von
                              h verändert. Hat man auf diese Weise den richtigen
                              Durchmesser erreicht, so wird die Mutter m angezogen;
                              dieselbe drückt die cylindrische Hülse n nach abwärts
                              und damit die conische Hülse o über den Conus des
                              gespaltenen Theiles von a, wodurch dessen beide Hälften
                              zusammengepreßt werden und nun den Messerhalter h
                              unveränderlich fixiren.
                           Dieses Werkzeug wird von C. van Haagen und Comp. in Philadelphia in vortrefflicher Ausführung in
                              fünf verschiedenen Größen angefertigt, von denen die kleinste Löcher von 25 bis zu
                              150mm bohrt und 30 Dollars oder
                              beiläufig 110 M. kostet, die größte Sorte, für Löcher von 50 bis 400mm, 75 Dollars = 275 M.
                           
                        
                           37. Schmiedeiserne Säule der
                                 Keystone-Bridge-Company. (Fig. 26 [b/3].)
                           Die genannte Firma, eine der großartigsten Brückenbau-Anstalten Amerikas,
                              stellt neben den Modellen einiger ihrer größten Werke eine interessante
                              Säulenconstruction aus, welche vor den gewöhnlich durch Nietung erzeugten
                              schmiedeisernen Säulen den Vorzug größerer Festigkeit und minder kostspieliger
                              Herstellung hat. Die in Figur 26 im Querschnitt
                              dargestellte Säule besteht aus vier gleichen Segmenten, welche mit
                              schwalbenschwanzförmigen Längsrändern gewalzt sind, hierauf zusammengesetzt und mit
                              den zunächst nur lose aufpassenden Ueberplattungsschienen verbunden werden.
                           Die so zusammengefügte Säule passirt nun nochmals in kaltem Zustande die Walzen,
                              wobei die Ueberplattungsschienen so fest angezogen werden, daß sie sich nicht mehr
                              lostrennen und die Säule sich bei Belastung in vollkommen regelmäßiger Curve
                              durchbiegt. Die Ueberplattungsschienen sind selbstverständlich gewalzt und können
                              leicht in gefälliger Façon hergestellt werden, um diese Säulen auch zu
                              architektonischen Zwecken nutzbar zu machen.
                           
                        
                           38. Atwood's Eisenbahnwagenrad.
                              (Fig. 27
                              [c.d/3].)
                           Anton Atwood, Erfinder der am meisten gebräuchlichen Form
                              von Schalengußrädern in Amerika, hat kürzlich (März 1876) eine ganz neue Radconstruction patentirt,
                              bei welcher ein Stahltyre angewendet und in eigenthümlicher Weise auf dem
                              gußeisernen Radkörper befestigt wird. Der Tyre wird nämlich, anstatt warm oder mit
                              Keilschrauben aufgezogen zu sein (letzteres eine öfters anzutreffende amerikanische
                              Construction, besonders bei gußeisernen Tyres), einfach über das Rad gelegt, so daß
                              dessen Stiften g in die vorgebohrten Löcher des
                              Stahltyre einpassen. Zwischen Tyre und Rad, deren Oberflächen in der aus Figur 27
                              ersichtlichen Weise rinnenförmig abgedreht sind, bleibt sodann ein Raum von etwa
                              12mm Weite, der mit „Hanf,
                                 Baumwolle oder einem andern Fasermaterial, getränkt mit Glycerin,“
                              derart ausgefüllt wird, daß dasselbe durch die Oeffnung o in einzelnen Strängen eingebracht und mit Hammer und Stemmeisen fest
                              eingeschlagen wird. Wenn der innere Raum vollkommen ausgefüllt ist, wird die
                              Oeffnung bei o mit eingegossenem Blei wasserdicht
                              verschlossen, hierauf Tyre und Felgenkranz an der Stirnseite abgedreht und der
                              Schlußring r über die eingedrehte Nuth warm aufgezogen.
                              Dadurch wird sowohl die Packung fest verschlossen, als auch, in Verbindung mit den
                              Stiften g, der Tyre bei einem Bruche verhindert,
                              abzuspringen.
                           
                        
                           39. Loretz' Patent-Dampfpumpe;
                                 von Wm. E. Kelly in New Brunswick, N. J. (Fig. 28 [b/2].)
                           Die allgemeine Anordnung dieser directwirkenden Pumpe geht aus der Abbildung Figur 28
                              deutlich hervor und erfordert keine erläuternden Bemerkungen. Von besonderm
                              Interesse ist nur die Steuerung (Patent L. Loretz),
                              welche hier kurz besprochen werden soll, da sie sich von der gewöhnlichen
                              Einrichtung directwirkender Pumpen wesentlich unterscheidet. Dieselbe gehört zu der
                              Klasse von Anschlagsteuerungen, bei welchen die Umsteuerung des Schiebers am Ende
                              des Hubes durch einen auf der Kolbenstange befindlichen Arm vermittelt wird, so daß
                              die beiden Cylinder mehr als die volle Hublänge von einander abstehen, was gegenüber
                              der Grundbedingung directwirkender Pumpen – Raumersparniß – als ein
                              Nachtheil erscheinen muß. Von diesem Arme wird die Schieberstange mittels
                              elastischer Anschläge an beiden Hubenden abwechselnd nach rechts oder links
                              verschoben, und bewirkt dabei mittels kleiner keilnuthenartiger Canäle den
                              Dampfzutritt auf der entsprechenden Seite des eigentlichen Steuerkolbens. Letzterer
                              ist dampfdicht über die Schieberstange und in das Schiebergehäuse eingeschliffen und
                              vermittelt die Dampfvertheilung durch zwei eingedrehte Ringnuthen, welche im obern
                              Theile des Schieberkastens abwechselndabwechsend mit zwei Dampfeinströmungsöffnungen communiciren und unten auf dem
                              Schiebergesichte nach Art der E-Schieber, einerseits durch die Muschel frischen Dampf zum Cylinder führen, anderseits den
                              gebrauchten Dampf unter der Muschel zum Austritt leiten.
                              Mit der Schieberstange ist der Steuerkolben gar nicht verbunden, und wird nur mittels derselben bewegt durch die oben erwähnten Canäle
                              in ihrem Umfange.
                           Zu diesem Zwecke ist das Schiebergehäuse oben und unten der Länge nach durchbohrt,
                              desgleichen die beiden Schieberkastendeckel der Quere nach. Der untere Längscanal
                              durchsetzt dabei die beiden Admissionscanäle des Dampfcylinders und mündet in der
                              Austrittsöffnung, kann aber nie mit dem obern Längscanal, welcher für den
                              Dampfeintritt bestimmt ist, communiciren, da die Quercanäle durch die Schieberstange
                              abgesperrt sind. Dagegen läßt dieselbe, in der Stellung der Figur 28, durch ihren
                              obern Einschnitt links und ein correspondirendes Loch in dem nach innen rohrartig
                              verlängerten Deckel frischen Dampf auf die linke Seite des Steuerkolbens, während
                              anderseits der gebrauchte Dampf durch den untern Schlitz in die Ausströmung
                              entweichen kann. In Folge dessen ist der Steuerkolben nach rechts verschoben worden,
                              bis er mit einer Bufferfeder an den Vorsprung des Deckels angestoßen war. Der
                              Dampfkolben geht daher nach links, bis er endlich die Schieberstange nach derselben
                              Richtung mitnimmt, worauf der obere Einschnitt derselben rechts, der untere links
                              zur Wirksamkeit kommt und der Steuerkolben nach links getrieben wird.
                           
                        
                           40. Stow's biegsame
                                 Transmissionswelle. (Fig. 29 und 30. [c/3].)
                           Eine Vorrichtung, welche bis jetzt nur im kleinsten Maßstabe aus schließlich bei
                              zahnärztlichen Operationen verwendet worden war, die biegsame Transmissionswelle,
                              erscheint zum erstenmale in Philadelphia in vergrößertem Maßstabe der praktischen
                              Technik einverleibt. Es ist in der That eines der interessantesten Schauspiele der
                              Ausstellung auf dem Stande von Stow und Burnham (Office: Philadelphia 500, 15. Straße, Nord)
                              diese ingeniösen Kraftleiter zu bewundern, wie sie schlangenförmig gewunden und in
                              scharfen Curven abgebogen nach allen Richtungen hingeleitet sind, anscheinend völlig
                              unbeweglich, bis sich am einen Ende eine kleine Seilscheibe, am andern Ende ein
                              Bohrer zeigt, der mit überraschender Geschwindigkeit und Kraft von dem unscheinbaren
                              Lederschlauche angetrieben wird. Die biegsame Welle enthält nämlich das eigentliche
                              Mittel der Krafttransmission, eng gewundene Stahlspiralen in einem Lederschlauch
                              eingeschlossen, dessen Inneres mit einer schwächern Drahtspirale verstärkt ist, und
                              der sowohl den Zweck hat, die Stahlkerne zu schützen, als auch durch die Steifigkeit des Leders vor allzu
                              scharfen Abkröpfungen zu bewahren. Die Anbringung des Werkzeuges ist in Figur 29
                              dargestellt, wo auch die Antriebsrolle ersichtlich ist, über welche das Antriebsseil
                              von irgend einem Transmissionstheile geworfen und durch Gewichte gespannt wird,
                              welche an den mit der Seilrolle verbundenen Haken gehängt werden. Der Querschnitt
                              der biegsamen Welle ist in Figur 30 skizzirt; in dem
                              mit Draht versteiften Lederschlauche befinden sich zwei oder mehr eng gewundene
                              Spiralen von 4 oder 5fachem Gewinde. Dieselben sind mit abwechselnd rechtem und
                              linkem Gewinde über einander aufgewunden derart, daß der innere Kern das
                              Zusammendrehen, der äußere Mantel das Oeffnen der Spiralen unter dem Einflusse der
                              durchgehenden Kräfte verhindert, während dem Abbiegen des ganzen Systemes nichts im
                              Wege steht. Das so hergestellte Kabel hat eine sehr hohe Torsionsfestigkeit mit
                              gleichzeitig sehr geringer Biegungsfestigkeit, wie dies eben dem angestrebten Zwecke
                              entspricht.
                           In der Ausstellung waren Bohrer von 10 bis 25mm Durchmesser, von beiläufig gleich starken Kabeln angetrieben, in
                              Thätigkeit zu sehen, um die außerordentlich bequeme Handhabung derselben zu zeigen.
                              Der richtige Platz zur Anwendung dieser Kabel ist jedoch entschieden in der
                              Kesselwerkstätte zu suchen, wo noch immer die Ratsche eine ausgedehnte, und mit
                              unsern jetzigen Hilfsmitteln schwer zu beschränkende Herrschaft ausübt. Mit Stow's
                              Kabel jedoch würde auch hier Maschinenarbeit die Handarbeit zumeist verdrängen.
                           
                        
                           41. Roy's Patent
                                 Kardenschleifapparat. (Fig. 31 [b/3].)
                           Bei den bekannten Kardenschleifapparaten von Horsfall und
                              von Dronsfield (* 1872 203
                              429) wird die rotirende Schleifrolle durch eine doppelt, rechts und links
                              geschnittene Schraubenspindel längs der Kardenwalze hin- und hergeführt.
                              Solche Schraubenspindeln sind theuer in der Herstellung und verursachen bedeutende
                              Abnützung der Gewindzüge und des in sie eingreifenden Stiftes; es erscheint daher
                              die von W. J. Horrobin in Cohons, N. Y. auf der
                              Ausstellung vertretene Kardenschleifmaschine (Fig. 31) wohl
                              beachtenswerth.
                           Bei derselben ist die Schleifrolle auf einer hohlen Welle aufgesetzt, deren Lager
                              direct in das Kardengestell vor der zu schleifenden Walze eingelegt werden. Die
                              beiden in Figur
                                 31 ersichtlichen Riemenscheiben werden im selben Sinne, jedoch mit
                              verschiedenen Geschwindigkeiten von der Welle der Kardentrommel angetrieben und
                              dadurch die Schmirgelscheibe sowohl in rasche Umdrehung versetzt, als auch längs der
                              ganzen Breite der Karde hin- und herbewegt. Dies geschieht dadurch, daß die
                              Schleifrolle S in einen schmalen Schlitz der hohlen Welle mittels des
                              Armes a eingreift, welcher zunächst als Keil dient, um
                              die von der rechtsseitigen Riemenscheibe bewirkte Drehung der Welle auf die
                              Schleifrolle zu übertragen, ferner aber auch zur Vermittlung der hin- und
                              hergehenden Bewegung benützt wird. Im Innern der hohlen Welle ist nämlich eine
                              Stahlkette über zwei Kettennüsse gespannt, von denen die linksseitige mittels der
                              kleinern Riemenscheibe durch Kegelräder angetrieben wird, während die andere
                              Kettennuß sich lose dreht und mittels einer Schraube zum Anspannen der Kette dient.
                              An einem der Kettenglieder ist ein vorstehender Stift angebracht; derselbe greift in
                              den verticalen Schlitz des an der Schleiftolle S
                              befestigten Armes a und ertheilt hierdurch der letztern
                              die gewünschte hin- und hergehende Bewegung.
                           Die Zahnradwelle, auf welcher die kleine Riemenscheibe sitzt, muß selbstverständlich
                              langsamer gehen wie die hohle Welle, um eine relative Bewegung der beiden Kegelräder
                              zu erzielen; bei einer Feststellung der kleinen Welle wäre allerdings eine
                              Riemenscheibe mit Riemen zu sparen, die Bewegung der Kette würde jedoch mit zu
                              großer Geschwindigkeit erfolgen und nicht regulirbar sein. Als passendste
                              Geschwindigkeiten der Schleifrolle sind angegeben:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                    m
                                    
                                 
                                 
                                 
                              
                                 450
                                 Umdrehungen
                                 20 mal hin und her
                                 für
                                 0,457
                                 breite
                                 Kardenwalzen
                                 
                              
                                 450
                                 „
                                 18
                                 „
                                 0,762
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 400
                                 „
                                 16
                                 „
                                 0,914
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 350
                                 „
                                 12
                                 „
                                 1,025
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 350
                                 „
                                 10
                                 „
                                 1,219
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           
                              (Fortsetzung folgt.). 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
