| Titel: | W. Weyhe's patentirte Rotationspumpe; von Fr. Ohlendorf. | 
| Autor: | Fr. Ohlendorf | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 113 | 
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                        W. Weyhe's patentirte
                           Rotationspumpe; von Fr. Ohlendorf.
                        Mit Abbildungen im Text und auf Taf. IV [a/3].
                        Ohlendorf, über Weyhe's patentirte Rotationspumpe.
                        
                     
                        
                           Das Hauptprincip der Weyhe-Pumpe besteht darin, daß durch Rotation eines
                              Kolbens innerhalb eines geschlossenen Hohlcylinders abwechselnd eine Verengung und
                              Erweiterung des Cylinderraumes vor und hinter dem Kolben vermittelt, sowie das
                              Oeffnen und Schließen der Ein- und Ausflußcanäle ohne Anwendung von Ventilen
                              bewirkt wird. Der Mechanismus der Pumpe ist sehr einfach, überhaupt hat sie als
                              einzig beweglichen Theil den Kolben. Die Dichtung ist vollkommen und kann mit Hilfe
                              einer unten näher zu beschreibenden, sinnreichen Vorrichtung nach jeder etwaigen
                              Abnützung der auf einander gleitenden Theile erneuert werden.
                           
                           Einrichtung und Wirkung der Pumpe, welche in nachstehendem Holzschnitt I in der Totalansicht und in Fig. 1 bis 5 in verschiedenen Details
                              veranschaulicht ist, lassen sich in Kürze wie folgt darstellen. Der in dem Cylinder
                              C befindliche Kolben K
                              trägt an seinen Enden, aber an entgegengesetzten Seiten, einen an die Cylinderwand
                              eng anschließenden Schild S bezieh. S' in Form eines Hohlcylindersegmentes. In 1/4
                              Längenabstand von den beiden Enden befinden sich in der Cylinderwand je zwei
                              einander gegenüber liegende Oeffnungen, durch welche die Ein- und
                              Ausflußcanäle in den Cylinderraum münden. Der Querschnitt der Kolbenschilde ist nun
                              um die Weite einer der Oeffnungen größer als ein Halbkreis, damit der Schild bei der
                              Rotation des Kolbens den Einströmungscanal in dem Augenblicke öffnet, in welchem er
                              den gegenüber liegenden Ausflußcanal abschließt. Außerhalb des Cylinders ist mit der
                              Kolbenachse A eine schräge, etwa im Winkel von
                              75° zur Richtung der Achse geneigte Kreisscheibe ss fest verbunden, welche sich, während der Kolben rotirt, zwischen den
                              festen Rollen r und r'
                              bewegt. Wird nun der Kolben mittels Riemenscheibe oder Kurbel in Rotation versetzt,
                              so bewirkt die schräge Kreisscheibe gleichzeitig eine vor- und rückgängige
                              Bewegung des Kolbens innerhalb des Cylinders, wodurch die Räume vor und hinter dem
                              Kolben abwechselnd verengt und erweitert werden. Sobald der eine Raum anfängt, sich
                              zu erweitern, schließt der auf dieser Seite befindliche Kolbenschild S die Ausflußöffnung, während er den Einströmungscanal
                              öffnet.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 222, S. 114
                              
                           Nach einer halben Umdrehung, also am Ende eines Hubes, wird
                              dagegen letzterer geschlossen und erstere geöffnet, und die vorher aufgenommene
                              Flüssigkeit wird beim Rückgange des Kolbens ausgestoßen. Da das Einsaugen und Ausstoßen an beiden
                              Enden des Cylinders abwechselnd erfolgt, so wirkt die Pumpe continuirlich.
                           Der Kolben mit den beiden Schildern bildet ein Ganzes, ist massiv aus Gußeisen oder
                              Messing und in der Mitte mit einem Ramsbottom-Ring umgeben; ferner liegen in
                              dem Zu- und Ausflußcanale des Cylinders bei größern Pumpen noch besondere
                              Dichtungsringe d, d', welche nach jeder Abnützung des
                              Kolbens oder der Cylinderwand eine von außen regulirbare Dichtung ermöglichen.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 222, S. 115
                              
                           Bei kleinern, namentlich bei Pumpen für Handbetrieb, welche zum Festschrauben (Holzschnitt II) oder fahrbar (Holzschnitt III) eingerichtet sind, hat der Erfinder folgende
                              Construction in Anwendung gebracht. Anstatt der schrägen Vorlegescheibe s trägt der Kolben an seinem Umfange eine schräge
                              Nuthführung (Holzschnitt IV), die aus zwei halben
                              Schraubenumgängen mit einer Steigung von etwa 15° zusammengesetzt ist, in
                              welche eine an der Cylinderwand befestigte Rolle eingreift. Dadurch ist also der
                              Mechanismus, welcher die hin- und hergehende Bewegung des Kolbens im Cylinder
                              vermittelt, von außen nach innen verlegt, indem die in der Nuthführung gleitende
                              Rolle ebenso wirkt, wie die auf der Kolbenachse befestigte Kreisscheibe.
                           
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 222, S. 116
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 222, S. 116
                              
                           Die durch die Einfachheit des Mechanismus ermöglichte feste und solide Construction,
                              sowie die dadurch bewirkte Betriebssicherheit machen die Pumpe namentlich für
                              Seeschiffe, Bergwerke etc. als Wasserhaltungsmaschine besonders geeignet. Die
                              Erfindung ist bereits in 21 Staaten patentirt, und in Halle, Frankfurt und Cöln auf
                              den diesjährigen Ausstellungen zuerst bekannt geworden. Die Herstellung der Pumpen
                              hat die Bremer Pumpen- und Motoren-Fabrik
                              in Bremen übernommen, welche Fabrik auch nach diesem Princip construirte
                              Dampf- und Wassermotoren liefert.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
