| Titel: | Otto Wollenberg's Petroleum-Kochapparat mit Rundbrenner. | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 123 | 
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                        Otto Wollenberg's
                           Petroleum-Kochapparat mit Rundbrenner.
                        Mit Abbildungen.
                        Wollenberg's Petroleumkochapparat mit Rundbrenner.
                        
                     
                        
                           Bei der sich immer mehr steigernden Anwendung der Petroleum-KochapparateVgl. Meidinger, über Petroleumkochapparate * 1868
                                    187 487., welche sich nachgerade in jeder Haushaltung einbürgern, kann es nicht
                              Wunder nehmen, daß die Fabrikanten sich bemühen, ein den Anforderungen der bequemen
                              Handhabung, Ungefährlichkeit und des sparsamen PetroleumverbrauchesVgl. Meidinger, über Petroleumkochapparate mit
                                    Flachbrenner und Rundbrenner 1876 220 184. entsprechendes Fabrikat zu liefern. Nachstehend ist der Apparat mit dem von
                              Otto Wollenberg in Berlin (Kochstraße 23) patentirten
                              RundbrennerPatentirt durch J. Brandt und G. W. v. Nawrocki, Civilingenieure und Inhaber eines
                                    internationalen Patent- und technischen Bureau, Berlin, S. W.
                                    Kochstraße 2. beschrieben, bei welchem die Führung des Dochtes und die Zuführung der
                              Verbrennungsluft zur Flamme besonders bemerkenswerth erscheint.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 222, S. 123
                              Um zunächst den Docht auf seinem ganzen Umfange sicher zu führen, sind 6 Triebe
                                 a (Fig. I)
                                 angewendet, die zu zweien angeordnet auf 3 Wellen b₁ bis b₃ gesetzt sind, welche
                                 letztere ein gleichseitiges Dreieck bilden. Die Wellen werden durch Kegelrädchen
                                 c in der Weise getrieben, daß sie sich in
                                 demselben Sinne drehen und der Docht mittels der Triebe a eine gleichmäßige Fortbewegung erhält. Eine der Wellen (b₃) ist verlängert und trägt den
                                 Schlüsselknopf d. Die Wellen sind in dem Gehäuse A in der Weise gelagert, daß ihre Spitzen in
                                 Vertiefungen der Wand sich stützen; sie sind aus gerieftem Draht hergestellt,
                                 auf welchen sämmtliche Triebe und Rädchen ohne jede weitere Befestigung
                                 aufgetrieben werden.
                              
                           Das Brandrohr B ist an den Boden des Oelbassin C angelöthet und trägt den Flammentheiler D (wie derselbe von den älteren Rundbrennerlampen her bekannt ist). Das
                              Oelbassin C ist nach unten etwas verengt, so daß man es
                              leicht in die Oeffnung des eisernen Untersatzes (Fußgestell) hineinstellen kann; die
                              Flansche f vermittelt hier die sichere Auflage.
                           Zum Gebrauch wird der flache Rundbrenner-Lampendocht durch einige Fäden
                              vereinigt, so daß er oben einen geschlossenen Cylinder bildet, und dann in die mit
                              dem Triebradgehäuse A verbundene äußere Brennerhülse F cylindrisch eingelegt, das Ganze über das Brandrohr
                              B geschoben und auf den Lampenkörper (Bassin) C festgeschraubt. Durch Drehung nach links an dem
                              Schlüsselknopfe d des Brenners wird nun der Docht in
                              seine normale Höhe zurückgeschraubt; dabei breiten sich die untern, nicht
                              zusammengefügten Dochtenden im Oelbassin aus und saugen so in günstiger Weise das
                              Oel auf.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 222, S. 124
                              
                           Auf die Brennerhülse F ist noch mittels eines getheilten
                              Metallringes ein Luftzugcylinder G gesteckt, der
                              zwischen sich und der Metallhülse F einen ringförmigen
                              Raum herstellt, wodurch die Luft unmittelbar zum äußeren Theile der Flamme gelangen
                              kann. Der Feuertopf (Mantel) H ist außerdem noch mit
                              einem trichterförmigen Mantel K versehen, dessen obere
                              Kante jedoch etwas höher als die des Luftzugcylinders 
                              G reicht. Durch den von den beiden Kegeln G und K gebildeten Raum
                              strömt ebenfalls durch einen Siebboden Luft zur Flamme, um dergestalt eine
                              vollständige Verbrennung ohne irgend welche Rußbildung zu erzielen. Die Richtung der
                              Luftzuströmungen ist durch Pfeile in der Abbildung, Verticalschnit Figur II, angedeutet. In Folge des stetigen kalten
                              Luftstromes durch das Brandrohr B wird in wirksamer und
                              einfacher Weise einem Erwärmen des Petroleums in dem Oelbassin vorgebeugt und so die
                              Gefahr des Explodirens beseitigt.
                           Der Oberboden des Oelbassins ist mit einer Füllöffnung, durch Schraube verschließbar,
                              versehen. Die Anordnung des Bewegungsmechanismus gestattet die Anwendung bedeutender
                              Brennweiten. Bei Apparaten mit mehreren Kochlöchern erhält jedes derselben einen
                              eigenen Oelbehälter und je ein solcher nur einen Brenner, dessen Größe wiederum im
                              richtigen Verhältniß zum Kochgefäß steht. Es gestattet diese Anordnung bei etwa
                              eintretendem Schadhaftwerden das Herausnehmen einzelner Lampen resp. Brenner, ohne
                              den ganzen Apparat deshalb außer Thätigkeit zu setzen – ein Umstand, der
                              sicherlich zur bequemen Handhabung viel beiträgt. Schließlich mag noch hervorgehoben
                              werden, daß die leichte Zugänglichkeit aller einzelnen Bestandtheile des Brenners
                              ein bequemes Nachsehen und Reinigen ermöglicht.