| Titel: | Mittheilungen über neue Handfeuerwaffen; von F. Hentsch, Hauptmann a. D. in Berlin. | 
| Autor: | F. Hentsch | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 125 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Mittheilungen über neue Handfeuerwaffen; von F. Hentsch, Hauptmann a. D. in Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              IV [a/1].
                        (Fortsetzung von S. 46 dieses Bandes.)
                        Hentsch, über neue Handfeuerwaffen.
                        
                     
                        
                           Gewehrsystem Stahl, Modell
                              1876.
                           Im Beginne dieses Jahres ist von dem Waffenfabrikanten Stahl in Suhl ein neues Hinterladegewehr mit Cylinderverschluß (Fig. 13 bis
                              15)
                              construirt worden, welches derselbe als Modell 1876 bezeichnet hat. Dasselbe zeigt
                              in Bezug auf die Stückzahl der Schloß- und Verschlußtheile eine Vereinfachung
                              des deutschen Gewehres Modell 1871 (vgl. * 1875 216 145.
                              230) und ist wie dieses zur Anwendung von Metallpatronen bestimmt.
                           Auf das hintere Ende des Laufes ist wie bei allen Cylinderverschlußgewehren eine
                              Hülse A geschraubt. Die innere Bohrung des Laufes entspricht der Form der
                              Patrone; seine hintere Ausfräsung nimmt nicht allein den Patronenboden, sondern auch
                              den vordern Theil des Verschlußcylinders B auf. An der
                              linken Seite in Höhe der Seelenachse ist in der wand eine Auslassung für den
                              Extractor C angebracht, welche etwas bis über die
                              letztere Ausfräsung nach vorn reicht, speciell zur Aufnahme des Extractorhakens
                              dient, nach vorn in einer Spitze, entsprechend der vordern Gestalt des Extractors,
                              verläuft und sich etwas vertieft, wodurch es möglich gemacht ist, daß der vordere
                              Theil des Extractors C nach unten federn, sich bei
                              eingeladener Patrone unter dem Boden der letztern hinweg bewegen und vor denselben
                              legen kann.
                           Die Hülse A besitzt äußerlich achteckige Gestalt, wie
                              alle Gewehre dieser Gattung hinter dem Hülsenkopfe eine Auslassung,
                              Patroneneineinlage c genannt, rechts von dieser einen
                              Ausschnitt zur Aufnahme des Verschlußstückansatzes a
                              (Fig. 14)
                              und hinter derselben den Gang für letztern. Die hintere Fläche des Hülsenkopfes b ist abgerundet, um bei dem Oeffnen und Drehen des
                              Verschlußcylinders B nach links diesen allmälig
                              zurückzuführen und dadurch die Patrone in ihrem Lager zu lockern. An dem hintern
                              Ende besitzt die Hülse eine ringförmige Verstärkung d
                              und in deren oberer Fläche eine nach vorn gerichtete, halbkreisförmige Auslassung
                              zur Aufnahme der Verschlußbolzenscheibe D (Fig. 14).
                           In der innern, cylindrischen Bohrung der Hülse ist unmittelbar hinter der hintern
                              Lauffläche eine ringförmige Erweiterung e vorhanden, um
                              bei etwaigem Platzen einer Patrone das Entweichen der Pulvergase zu ermöglichen, und
                              in der linken Seitenwand der Länge nach eine Auslassung für den Extractor. In der
                              untern Wand der Hülse ist eine senkrechte, unter der vordern Fläche der ringartigen
                              Hülsenverstärkung d beginnende und nach hinten bis fast
                              zum Schwanzschraubenloche reichende, viereckige Auslassung f angebracht, durch welche der den Schlagbolzen vortreibende Hahn H eines unter dem Laufe im Schafte liegenden Schlosses
                              in die innere Hülsenbohrung treten kann.
                           Der aus Stahl gefertigte, cylindrische Verschlußbolzen B
                              nimmt den Schlagbolzen S auf und dient nur allein zum
                              Verschließen des Gewehres. An demselben ist der bei den neueren Modellen dieser
                              Gattung fast allgemein gebräuchliche Verschlußkopf in Fortfall gekommen. Der
                              Verschlußbolzen tritt selbst mit seinem vordern Theile in die hintere Laufbohrung
                              und verschließt dieselbe, wodurch diese Construction an Solidität und Einfachheit
                              bedeutend gewonnen hat. Der Verschlußcylinder B ist
                              äußerlich cylindrisch und an ihm eine praktische und sinnreiche Einrichtung
                              getroffen. Um den allen Cylinderverschlußmodellen anhaftenden Fehler der Reibung des
                              Verschlußbolzens an den Hülsenwänden möglichst zu verringern und Raum zur Aufnahme von Schmutz und Rost,
                              welcher sich bildet, sobald die Waffe den Einflüssen der Witterung ausgesetzt ist,
                              zu schaffen, hat Stahl der Länge nach den Cylinder
                              gerippt, so daß diese Cannelirungen ein ziemlich erhebliches Quantum Schmutz
                              aufzunehmen vermögen, ohne daß dadurch die Gangbarkeit des Mechanismus auch nur die
                              geringste Störung erleidet. Außerdem ist behufs leichtern Entweichens der Pulvergase
                              bei etwaigem Platzen einer Hülse der Verschlußcylinder an der bei geschlossenem
                              Gewehre links und über der zu obigem Zwecke in der Hülsenbohrung angebrachten
                              Ausfräsung e liegenden Seite mit einer runden Auslassung
                              h versehen, wodurch ein weiter freier Raum zwischen
                              Hülse und Verschlußcylinder gebildet wird.
                           An dem vordern Ende verjüngt sich der Verschlußcylinder absatzartig, und tritt der
                              schwächere, nur etwa 1mm,5 lange,
                              cylindrische Theil o in die hintere, zur Aufnahme des
                              Patronenbodens bestimmte Ausfräsung des Laufes. Die durch diese Verjüngung
                              entstehende, senkrechte Fläche des Verschlußcylinders legt sich gegen die hintere
                              Lauffläche und bewirkt, daß etwaige, nach hinten entweichende Gase nicht in der
                              Richtung nach dem Auge des Schützen ausströmen, sondern nach oben abgelenkt werden.
                              Auf der obern Seite des Verschlußcylinders befindet sich eine Führungswarze a, welche nach vorn bis zur Verjüngung i reicht. Auf derselben und zwar vor dem an ihr
                              befindlichen Knopfe ist mittels der Schraube E eine
                              ringförmige Scheibe D befestigt. Dieselbe liegt behufs
                              festerer Stellung in einer ringförmigen Auslassung der Warze a, überragt diese nach oben und seitwärts und dient dazu, bei dem Oeffnen
                              des Gewehres die Rückwärtsbewegung des Verschlußcylinders B zu begrenzen und sein gänzliches Herausziehen zu verhindern. An der
                              linken Seite der Führungswarze ist ebenfalls eine Rinne angebracht, um die Größe der
                              an einander sich reibenden Flächen der Führungswarze und linken Hülsenwand möglichst
                              gering zu machen. Etwa 20mm hinter der
                              vordern Verschlußbolzenfläche ist eine ringförmige, auch die Führungswarze
                              durchschneidende Auslassung k zur Befestigung des
                              Extractors C vorhanden. Der Querschnitt dieses Theiles
                              der Verschlußcylinderauslassung hat ovale Form, um das Abnehmen des Extractors C möglich zu machen. Hinter dieser ringförmigen
                              Auslassung an der rechten Seite der Führungswarze ist der Länge nach eine viereckige
                              Auslassung behufs Aufnahme eines Schiebers F angebracht.
                              Dieselbe geht an ihrem hintern Ende durch die ganze Wand des Verschlußcylinders
                              hindurch und reicht bis in die Bohrung des letztern; an ihrem vordern Ende ist in
                              ihr eine kurze Vertiefung w (Fig. 12) zur Aufnahme
                              einer nasenartigen Verstärkung des Schiebers F
                              angebracht. In der Verlängerung dieser Auslassung, an dem hintern Ende des Cylinders
                              befindet sich ferner eine 20mm lange, durch
                              die ganze Kammerwand hindurch bis in die Bohrung hinein reichende Auslassung l zur Aufnahme eines Ansatzes des Schlagbolzens S und des Hahnes H.
                           Das Verschlußstück ist der Länge nach cylindrisch durchbohrt, und verengt sich diese
                              Bohrung nach vorn absatzartig. An dem hintern Ende, gegenüber der dort befindlichen,
                              wie soeben angegeben, zur Aufnahme des Hahnes H
                              dienenden Auslassung l ist die Bohrung nach hinten
                              abgeschrägt, um den nöthigen Raum zur Aufnahme des Hahnes H zu gewinnen.
                           Der Extractor C ist ein federndes Stahlstäbchen, welches
                              an dem Verschlußcylinder befestigt wird. Etwa in der Mitte ist ein nicht ganz
                              geschlossener Ring m an ihm angebracht, welcher die oben
                              erwähnte ringförmige Auslassung k des Verschlußcylinders
                              B ausfüllt und sich äußerlich mit dem letztern
                              vergleicht. Um den Ring m aufzuschieben, muß derselbe so
                              gedreht werden, daß seine Oeffnung der Führungswarze zugekehrt ist und der Extractor
                              C selbst an der rechten Fläche des
                              Verschlußcylinders B liegt, worauf der Ring nach
                              erfolgtem Aufschieben gedreht wird. Das Ende des letztern besitzt eine nach hinten
                              gerichtete Abschrägung n, eine schiefe Fläche, welche
                              dazu dient, bei dem Oeffnen des Gewehres den Schieber F
                              und mit ihm den Schlagbolzen S zurückzudrücken.
                           Der in der vordern Auslassung des Verschlußcylinders liegende und etwas federnde
                              Schieber F dient dazu, das soeben erwähnte Einwirken der
                              schiefen Ringfläche n auf den Schlagbolzen S zu übertragen und diesen selbst in dem Cylinder zu
                              erhalten. Derselbe ist an seinem vordern Ende mit einem nach oben gerichteten
                              kleinen Ansatze versehen, welcher in die oben angegebene Vertiefung an dem vordern
                              Ende des Verschlußcylinders tritt und bei geschlossenem Gewehre den Schieber in
                              seiner zurückgezogenen Lage erhält. An dem hintern Ende des Schiebers und ebenfalls
                              an der nach innen gekehrten Seite ist ein Ansatz o,
                              welcher durch die Hülsenwand hindurch bis in eine Auslassung des Schlagbolzens S tritt und mit diesem durch eine Schraube fest zu einem
                              Ganzen verbunden ist. Zur Aufnahme des letztern ist der Ansatz cylindrisch
                              durchbohrt und mit einer Erweiterung für den sich äußerlich mit dem Schieber
                              vergleichenden Schraubenkopf versehen. Das Muttergewinde für diese Schraube befindet
                              sich in dem Schlagbolzen S. Der Ansatz o hat genau die Breite der Auslassung des
                              Verschlußcylinders, ist aber kürzer als diese, so daß er und mit ihm der Schieber
                              eine kurze Vor- und Rückwärtsbewegung ausführen kann.
                           
                           Der Schlagbolzen S besitzt in seiner hintern Hälfte
                              cylindrische Gestalt und ist hier in der Mitte geschwächt, um die Reibung in dem
                              Verschlußgehäuse möglichst zu verringern. Durch diese Schwächung entstehen an dem
                              Bolzen zwei Köpfe. An dem hintern Kopfe p ist ein Ansatz
                              angebracht, welcher in die hintere Auslassung l des
                              Verschlußcylinders B tritt, und auf welchen der Hahn H des Schlosses einwirkt. In dem vordern Kopfe q befindet sich die schon erwähnte Auslassung für den
                              Ansatz o des Schiebers F und
                              das durch seine ganze Stärke hindurchgehende Muttergewinde für dessen Schraube. Die
                              vordere Hälfte des Schlagbolzens besitzt conische Gestalt und verjüngt sich nach
                              vorn.
                           Dem Schlagbolzen S wird die erforderliche Kraft zum
                              Entzünden der im Boden der Patrone befindlichen Zündmasse durch den Schlag eines
                              Hahnes H ertheilt; eine Einrichtung, welche wir bereits
                              bei einer Anzahl älterer Modelle wie Deprez, Carter u.a.
                              finden. Das Schloß liegt unter der Hülse, und sind seine einzelnen Theile auf dem
                              Abzugsbleche K befestigt. Letzteres hat zu dem Zwecke
                              zwei senkrecht stehende Ansätze erhalten, zwischen denen um eine horizontale, durch
                              beide Backen hindurchgehende Schraube der in verticaler Richtung drehbare Hahn H angebracht ist. Derselbe besteht aus einer etwa 6mm,5 starken Eisenplatte, deren vordere,
                              als Schlagfläche dienende Seite schräge Stellung bei abgeschossenem Gewehre einnimmt
                              und bei dieser Stellung in der betreffenden Auslassung l
                              des Verschlußcylinders B liegt. Das obere Ende dieser
                              Fläche ist fischhautartig gerippt und dient als Griff, das untere Ende bildet einen
                              kleinen Absatz x, welcher sich bei geschlossenem Gewehre
                              auf den obern Arm der Schlagfeder L legt. Nach rückwärts
                              ist ein Ansatz an dem Hahne angebracht, welcher die Hülsenöffnung in jeder Lage des
                              Hahnes geschlossen erhält, das Eindringen von Staub und Schmutz verhindert und
                              dessen obere Fläche die Form eines Kreisabschnittes besitzt, dessen Mittelpunkt
                              zugleich Drehpunkt des Hahnes ist. An dem untern Ende hat der Hahn eine verticale
                              Einlassung erhalten, in welcher die die Schlagfeder mit ihm verbindende und durch
                              einen Stift in ihr gehaltene Kette N befestigt wird. An
                              der untern Fläche des Hahnes endlich befindet sich die Spann- und Ruhrast, in
                              welche der Abzugsschnabel in den verschiedenen Lagen eintritt.
                           Die Schlagfeder L ist an der rechten Backe des
                              Abzugsbleches befestigt, besitzt zwei Arme, von denen der obere festliegt und
                              zugleich der Drehung des Hahnes bei dem Abfeuern eine Grenze dadurch setzt, daß
                              sich, wie schon bemerkt, ein an dem untern Ende des Hahnes befindlicher Ansatz x auf seine obere Fläche legt, während der untere Arm
                              mit der Kette verbunden ist und diese niederzuziehen strebt. Die Befestigung des obern Federarmes an dem
                              Abzugsbleche ist in der Weise ausgeführt, daß ein unweit des Punktes, wo beide Arme
                              zusammentreffen, an ihr befindlicher Ansatz v in die
                              Abzugsblechbacke tritt, während auf ihr hinteres Ende von oben die vorerwähnte
                              Schraube y in der Art drückt, daß die Feder wohl nach
                              unten, nicht aber nach oben auszuweichen im Stande ist.
                           Zwischen den Abzugsblechbacken ist endlich der um eine horizontale Schraube drehbare
                              Abzug P angebracht, welcher mit einem schnabelförmigen,
                              nach vorn gerichteten Ansatze in die entsprechenden Auslassungen des Hahnes H tritt, als Stange dient und in den Rasten durch eine
                              auf sein hinteres Ende von oben wirkende Feder R
                              gehalten wird.
                           Was das Zusammenwirken der Verschluß- und Schloßtheile betrifft, so nehmen
                              dieselben bei geschlossenem und abgeschossenem Gewehre folgende Stellung ein: Der
                              Schlagbolzen S steht mit seiner Spitze dort, wo diese
                              den Patronenboden getroffen hat. Der mit ihm verbundene Schieber F ist mit seinem vordern Ansatze aus der betreffenden
                              Auslassung w des Verschlußcylinders nach vorn heraus und
                              in die ringförmige, zur Aufnahme des Extractorringes bestimmte Auslassung k des Verschlußcylinders und so weit vorgetreten, als es
                              sein in der Auslassung des letztern liegender Ansatz o
                              gestattet. Der Extractor C liegt mit seinem Haken in der
                              Auslassung des Laufes und vor dem Patronenbodenrande. Der Verschlußcylinder B ist mit seiner vordern Verjüngung i in den Lauf getreten, seine hier befindliche
                              senkrechte Fläche (Schlußfläche) liegt an der hintern Lauffläche, die Führungswarze
                              a in der rechtsseitigen Hülsenauslassung c und der Hahn H in der
                              Auslassung l des Verschlußcylinders, wodurch das
                              Aufspringen des letztern verhindert wird. Der Hahn liegt mit seinem untern Ansatze
                              x auf dem obern Schlagfederarme und der Abzug P in der Ruhrast des Hahnes H. Dieser befindet sich somit in der Ruhstellung und berührt nicht die
                              hintere Schlagbolzenfläche.
                           Behufs Ladens des Gewehres wird der Hahn H gespannt, d.h.
                              niedergedrückt, dadurch aus der Auslassung l des
                              Verschlußcylinders B entfernt, und kann dieser nunmehr
                              um seine Achse nach links gedreht werden. Hierbei wird in Folge der Abrundung der
                              hintern Hülsenkopffläche b der Verschlußcylinder etwas
                              nach hinten zurückgezogen. Diese Drehung macht der Extractor C nicht mit, weil er in der geradlinigen Rinne der Hülse liegt und somit
                              nicht nach der Seite auszuweichen vermag. Da mit dem Verschlußcylinder B aber der Schieber F des
                              Schlagbolzens S die Drehung mitmachen muß, so trifft
                              sein vorderer in die ringförmige Auslassung hineinreichender Ansatz die schiefe
                              Fläche n des Extractorringes m und wird dadurch aus dieser Auslassung heraus und so weit zurück gedrückt, daß
                              sein vorderer Ansatz in die entsprechende Auslassung w
                              des Verschlußcylinders tritt, worin er durch die Federkraft des Schiebers
                              festgehalten wird. Diese kurze Rückwärtsbewegung des Schiebers F hat auch der Schlagbolzen S mitmachen müssen, und ist dadurch seine Spitze in die Cylinderbohrung
                              zurückgeführt. Die Drehung und die damit verbundene Rückwärtsbewegung hat auch den
                              Extractor C zu einer geringen Rückwärtsbewegung
                              veranlaßt und in Folge dessen der Extractorhaken die Patronenhülse in ihrem Lager
                              gelockert.
                           Hierauf wird der Verschlußcylinder B so weit
                              zurückgezogen, als es die auf ihm befindliche Scheibe D,
                              welche die hintere Hülsenverstärkung d trifft, gestattet
                              und dadurch die Patroneneinlage c frei gemacht. Diese
                              Rückwärtsbewegung macht der Extractor C mit und zieht
                              die Patronenhülse aus dem Laufe, welche letztere nun durch eine kurze Drehung des
                              Gewehres nach rechts gänzlich aus der Patroneneinlage entfernt wird.
                           Nach erfolgtem Einführen der neuen Patrone in den Lauf, schiebt man den
                              Verschlußcylinder B vor und dreht ihn nach rechts.
                              Hierbei legt sich der Haken des in gerader Richtung sich vorbewegenden Extractors
                              C vor den Patronenbodenrand. Die Drehung macht der
                              Extractor und sein Ring m nicht mit, wodurch die
                              ringförmige Eindrehung k vor dem Schieber F frei wird, da nun der nicht geschlossene Theil des
                              Ringes sich hier befindet.
                           Das Gewehr ist jetzt zum Abfeuern bereit. Drückt man den Abzug P zurück, so gelangt die Schlagfeder L in
                              Thätigkeit, schleudert den Hahn H gegen die hintere
                              Fläche des Schlagbolzens S und treibt diesen vor, so daß
                              er die Patrone trifft und entzündet. Zugleich tritt der Hahn H in die Auslassung l des Verschlußcylinders
                              B, wodurch die Drehung des letztern und somit das
                              Aufspringen desselben bei dem Schusse verhindert wird. Hierbei trifft der untere
                              Hahnansatz x aber den obern Schlagfederam, bevor er den
                              Schlagbolzen S erreicht hat, und da dieser
                              Schlagfederarm nach unten ausweichen kann, so folgt er der Bewegung nach unten so
                              weit, bis daß der Hahn den Schlagbolzen S erreicht und
                              vorgetrieben hat. Durch letztern wird der Bewegung des Hahnes H eine Grenze gesetzt, und gelangt nun wieder der obere Schlagfederarm in
                              Thätigkeit. Derselbe federt nach oben, bis er die ihn haltende Schraube y trifft, nimmt dabei den untern Ansatz x des Hahnes H mit hoch,
                              zwingt letztern zu einer Drehung und Rückwärtsbewegung, somit zum Entfernen von dem
                              Schlagbolzen S, und springt nun der Abzug P in die Ruhrast ein. Der Hahn H wird also bei jedem Schusse durch diese sinnreiche Einrichtung sofort wieder in die
                              Ruhstellung zurückgeführt, wobei er in der Auslassung l
                              des Verschlußcylinders B bleibt und dadurch dessen
                              Drehung verhindert.
                           Es sind somit folgende Griffe zum Laden des Gewehres erforderlich: 1. Spannen des
                              Hahnes, 2. Aufdrehen und Zurückziehen des Verschlußcylinders, 3. Herauswerfen der
                              Patronenhülse und 4. Vorschieben und Rechtsdrehen des Verschlußcylinders.
                           Behufs Auseinandernehmens des Verschluß- und Schloßmechanismus muß zunächst
                              die Führungswarzenschraube E mit der von ihr gehaltenen
                              Scheibe D entfernt werden. Hierauf spannt man den Hahn
                              H, dreht das Verschlußstück B nach links, zieht es aus der Hülse A
                              zugleich mit dem Extractor C heraus, nimmt diesen ab,
                              schraubt die Schieberschraube heraus, nimmt den Schieber E ab und zieht den Schlagbolzen S nach hinten
                              hervor. Hierdurch ist der Mechanismus bis auf das Percussionsschloß aus einander
                              genommen. Zum Auseinandernehmen des letztern, welches jedoch nicht bei jedem
                              Reinigen des Gewehres ausgeführt zu werden braucht, ist die Abnahme des
                              Abzugsbleches K und zu diesem Zwecke das Entfernen der
                              Kreuz- und der zwei Abzugsblechschrauben erforderlich. Hierauf beseitigt man
                              die Hahn-, Abzugs-, Abzugsfeder- und Schlagfederschraube,
                              worauf die durch dieselben gehaltenen Theile abgenommen werden können.
                           Das Zusammensetzen erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.
                           Was nun die Beurtheilung der Waffe betrifft, so steht sie in Bezug auf die zum Laden
                              erforderliche Anzahl der Griffe den meisten Cylinderverschlußgewehren nach, da diese
                              nur 2 bis 3 Griffe erfordern, wodurch selbstredend die Feuergeschwindigkeit
                              verringert werden muß, obgleich die Lage des Hahnes sehr bequem und handgerecht ist.
                              Außerdem ist noch als Nachtheil zu bezeichnen, daß ein besonderes Schloß außer dem
                              Verschlußmechanismus zur Erzeugung der erforderlichen Percussionskraft existirt.
                           Dagegen zeichnet sich dieses Modell vor den andern gleicher Art durch die Einfachheit
                              und Solidität des Mechanismus aus. Während z.B. das Schloß des deutschen Gewehres M.
                              1871 19 Theile zählt, nämlich
                           
                              
                                 1
                                 Hülse
                                 11
                                 Verschlußkopf
                                 
                              
                                 2
                                 Abzugsfeder
                                 12
                                 Extractor
                                 
                              
                                 3
                                 Abzugsfederschraube
                                 13
                                 Schlößchen
                                 
                              
                                 4
                                 Abzugsfederstollen
                                 14
                                 Sicherung
                                 
                              
                                 5
                                 Abzugsfederstollenstift
                                 15
                                 Sicherungsstift
                                 
                              
                                 6
                                 Abzug
                                 16
                                 Schraube zum Festhalten des Schlagstiftes
                                 
                              
                                 7
                                 Abzugsstift
                                 
                                 und Verschluß der Extractornuth
                                 
                              
                                 8
                                 Verschlußcylinder
                                 17
                                 Schlagbolzenmutter
                                 
                              
                                 9
                                 Verschlußcylinderscheibe         
                                 18
                                 Schlagstift
                                 
                              
                                 10
                                 Desgleichen Schraube
                                 19
                                 Spiralfeder,
                                 
                              
                           
                           besteht der Mechanismus von Stahl
                              nur aus 16 Theilen, nämlich
                           
                              
                                 1
                                 Hülse
                                   9
                                 Hahn
                                 
                              
                                 2
                                 Verschlußcylinder
                                 10
                                 Hahnschraube
                                 
                              
                                 3
                                 Verschlußcylinderscheibe          
                                 11
                                 Abzug
                                 
                              
                                 4
                                 Desgleichen Schraube
                                 12
                                 Abzugsschraube
                                 
                              
                                 5
                                 Extractor
                                 13
                                 Schlagfeder
                                 
                              
                                 6
                                 Schieber
                                 14
                                 Abzugsfeder
                                 
                              
                                 7
                                 Schieberschraube
                                 15
                                 Abzugsfederschraube
                                 
                              
                                 8
                                 Schlagbolzen
                                 16
                                 Kettchen,
                                 
                              
                           hat also 3 Theile weniger. Dabei sind die einzelnen Theile
                              compacter, widerstandsfähiger und einfacher geformt und ihr Zusammenwirken
                              gesicherter. Als besonderer Vorzug muß auch hervorgehoben werden, daß durch die
                              Einrichtung des Extractorringes und seiner schiefen Fläche die unzeitige Entzündung
                              der Patrone absolut unmöglich gemacht ist, indem erst bei vollständig hergestelltem
                              Schlusse der Ring die vordere Schieberfläche freimacht. Endlich ist durch die
                              Cannelirung die Reibung des Verschlußcylinders in der Hülse auf ein Minimum
                              zurückgeführt und ein Verschmutzen, welches bei den andern Cylinderverschlußsystemen
                              sehr verderblich werden und selbst das Außerthätigkeitsetzen des Gewehres zur Folge
                              haben kann, unschädlich gemacht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
