| Titel: | Fahnejelm's verbesserte Kalkbrennöfen. | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 151 | 
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                        Fahnejelm's
                           verbesserte Kalkbrennöfen.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              IV [c.d/2].
                        Fahnejelm's verbesserte Kalkbrennöfen.
                        
                     
                        
                           Der von Ingenieur Otto Fahnejelm in Stockholm construirte
                              Ofen besteht aus einem Schacht, welcher von oben bis unten sich erweitert wie in
                              Fig. 17
                              und 18 oder
                              der, wie in Fig.
                                 19 und 20, oben 1m oder darüber vom
                              gleichem Querschnitt ist und dann sich nach unten erweitert. Für größere Oefen ist
                              es vortheilhaft, den Querschnitt rund zu machen, für kleinere dagegen empfiehlt der Constructeur
                              eine rectanguläre Form mit schwach gewölbten Seiten.
                           Um den größten Nutzeffect von dem Brennmaterial zu bekommen, wurden die gewöhnlichen
                              Feuerherde durch eine Art von Generatoren ersetzt. Die hier gebildeten Gase werden
                              durch zwei Canäle von jedem Generator in den Ofen geleitet und verbrennen hier
                              zwischen dem Kalkstein, gemischt mit der von unten kommenden Luft, welche durch die
                              gebrannte Steinmasse passirt und bis zur Glühhitze vorgewärmt worden ist. Hierdurch
                              geschieht die Verbrennung überall im Ofen unter für die Wärmebenützung sehr
                              günstigen Verhältnissen. Den Luftzutritt kann man durch Schraubenventile so
                              reguliren, daß man eine reducirende oder oxydirende Flamme erhält. Ein großer
                              Ueberschuß von Luft, wie bei den gewöhnlichen Feuerungsanlagen, wird hierdurch gar
                              nicht nöthig zur vollständigen Verbrennung, und eine Folge hiervon ist eine
                              bedeutende Ersparniß an Brennmaterial.
                           Bei den größeren Oefen Fig. 17 und 18 legt Fahnejelm immer vier bis sechs Feuerplätze mit acht bis
                              zwölf Feuercanälchen an, wodurch das Feuer so weit wie möglich im Ofen verbreitet
                              wird, und wodurch verhindert wird, daß sich todte Ecken im Ofen bilden können, wie
                              letzteres bei den gewöhnlichen Rüdersdorfer Oefen immer geschieht. Die Gefahr,
                              ungare Steine bei dem Ziehen mit zu bekommen, wird hierdurch auch sehr vermindert.
                              Bei den Rüdersdorfer Oefen, wo die Zugöffnungen in den todten Ecken liegen, kommt
                              dies dagegen oft genug vor, insbesondere wenn bei dem Ziehen der Oefen der Stein,
                              wie die Kalkbrenner sagen, nachkommt, d.h. wenn ein Gewölbe sich nicht bildet,
                              sondern die ganze Masse bei dem Ziehen allmälig sinkt. Durch die Benützung von
                              Gasfeuerung erzielt man auch den Vortheil, ein werthloses Brennmaterial verwenden zu
                              können. So sind in Stockholm Oefen angelegt, die nur mit Sägemehl gefeuert
                              werden.
                           Um die Oefen vor dem Einfluß des Windes zu schützen, werden sie immer mit einem 7 bis
                              9m hohen Schornstein versehen, wodurch
                              auch der Zug bedeutend verstärkt wird. Wenn der Ofen im Brande ist, kann man ihn
                              continuirlich jede Stunde ziehen, wodurch der Betrieb sehr gleichmäßig sich
                              gestaltet und viel an Arbeitskraft gespart wird.
                           Um die Kosten der theuren Chamottesteine zu sparen, baue man den Schacht doppelt, und
                              nehme nur den innern Theil von Chamotte, der nur etwa 1,5 bis 1 m,8 über die Feuercanäle 1 Stein stark und
                              von da bis etwa 2m,4 von oben 1/2 Stein
                              stark gemacht wird. Der oberste Theil wird von gut gebrannten Mauersteinen gebaut.
                              Hinter dem Kernschacht kommt eine Mauer von 1/2 bis 1 Stein Stärke; und zwischen diesem und der
                              Futtermauer, welche wenn möglich von Bruchsteinen gebaut wird, läßt man einen
                              Zwischenraum, der mit Sand ausgefüllt wird. Ganz ähnlich werden auch die Cementöfen
                              gebaut; doch wird der Kernschacht von 1 Stein starker Chamotte gemauert, und der
                              Hintermauer wird nur eine Stärke von 1/2 Stein gegeben. Durch diese Anordnung kann
                              man leicht einen Theil der Chamottesteine bei Reparaturen wegbrechen, ohne daß die
                              Sandfüllung herausläuft; es hat sich diese Anordnung als eine sehr praktische
                              erwiesen.
                           In dem letzten Jahre hat der Erfinder mehrere Kalköfen dieser Construction in
                              Schweden angelegt. Der größte von diesen wurde vorigen Herbst fertig, so daß er dann
                              etwa zwei Monate im Gebrauche war. Der in diesem Ofen gebrannte Kalkstein ist sehr
                              hart und rein, enthält über 99 Proc. kohlensauren Kalk. Die Production in 24 Stunden
                              ist 15 bis 20cbm gewesen. Im Durchschnitt
                              für zwei Monate ist der Bedarf an Brennmaterial für je 10cbm gebrannten Kalk 9cbm,37 los aufgestapeltes Holz gewesen. In
                              dortiger Gegend befindet sich auch ein ganz neugebauter Rüdersdorfer Ofen, und hier
                              werden bei dem Brennen desselben Kalkes etwa 2cbm Holz zu 1cbm gebrannten Kalk
                              erforderlich, was eine Ersparniß von mehr als 50 Proc. an Brennmaterial zu Gunsten
                              des Fahnejelm'schen Ofens ist. Die Gesammtanlagekosten an diesem Ofen waren 10500 M.
                              (Nach der Deutschen
                                    Töpfer- und Ziegelzeitung, 1876 S. 257.)
                           
                        
                     
                  
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