| Titel: | Ueber die Herstellung grösserer Gussstücke von Nickel und Kobalt. | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 175 | 
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                        Ueber die Herstellung grösserer Gussstücke von
                           Nickel und Kobalt.
                        Ueber die Herstellung größerer Gußstücke von Nickel und
                           Kobalt.
                        
                     
                        
                           Die Darstellung dieser strengflüssigen Metalle in größern und dabei dichten,
                              blasenfreien Gußstücken hat nach einem Bericht von Professor Cl. Winkler
                              Vom Verfasser gef. eingesendeter Separatabdruck aus den Berichten der
                                          sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, vom 21. Juli 1875. ihre ganz besondern Schwierigkeiten; im Verlauf der hierüber angestellten
                              Versuche sind von jedem der in Rede stehenden Metalle wohl an 100k in Mengen von je 2 bis 5k eingeschmolzen und gegossen worden.
                           Besonders galt es: 1) die Erzeugung einer hinlänglich hohen Temperatur, 2) die
                              Herstellung feuerfester Schmelzgefäße, 3) die Fernhaltung von Kohlenstoff und
                              Silicium von den schmelzenden Metallen, 4) das Gießen in sauerstofffreier
                              Atmosphäre, weil die Anwesenheit sauerstoffhaltiger Luft stets ein Saugen der
                              Metalle und die Erzeugung blasiger Gußstücke zur Folge hat.
                           Als Schmelzapparat diente ein runder feuerfester Ofen mit hoher Esse, worin statt
                              eines Rostes eine durchlochte Eisenplatte eingelegt worden war, welche gleichzeitig
                              die Decke eines Windreservoirs bildete. Die Construction war eine ähnliche wie
                              diejenige des bekannten Deville'schen Gebläseofens. In die Mitte der eisernen Platte
                              kam auf einen sogen. Käse aus feuerfestem Thon der beschickte Tiegel zu stehen,
                              worauf der Ofen mit Holzkohlen gefüllt und zu mäßiger Rothglut erhitzt wurde.
                              Nachdem dies geschehen, wurde Kohle und Asche entfernt, der ganze Ofen gut
                              gereinigt, frische Holzkohle aufgegeben und nun von unten der Wind eines
                              Cylindergebläses zugeführt, welches in der Minute 7 bis 9cbm Luft lieferte. Die Verbrennung erfolgte
                              jetzt auf das lebhafteste unter Entwicklung hoher Hitze; durch fortwährendes
                              Einstoßen eines eisernen Stabes in das Brennmaterial wurde das Hohlbrennen und das
                              Kaltblasen des Tiegels sorgfältigst zu verhindern gesucht.
                           Holzkohle allein gab zu flüchtige Hitze; Koke allein ließ bald Verschlackung
                              eintreten, es wurde deshalb mit dem Brennmaterial derart gewechselt, daß man
                              schmolz:
                           
                              
                                 5 Minuten lang mit
                                 reiner Holkohle
                                 
                              
                                 5      
                                    „        „    
                                    „
                                 2 Vol. Holzkohle und 1 Vol. Koke
                                 
                              
                                 5      
                                    „        „    
                                    „
                                 1 Vol. Holzkohle und 1 Vol. Koke
                                 
                              
                                 5      
                                    „        „    
                                    „
                                 reiner Koke.
                                 
                              
                           Bei Beobachtung dieser Regel erzielte man vollkommene, für das Auge ganz
                              unerträgliche Blauglut und vermochte innerhalb 20 Minuten 5 bis 6k Kobalt oder Nickel sicher in dünnen Fluß
                              zu bringen, ohne daß der Ofen zuschlackte. Es wurde sodann der Wind abgestellt, der
                              thönerne Vorsetzer, welcher die Brust des Ofens bildete, abgenommen, das
                              Brennmaterial behend herausgezogen und dem Tiegel, welcher zumeist vollkommen
                              erweicht war, eine halbe Minute zu oberflächlicher Erstarrung gegönnt, worauf man
                              ihn mit der Zange fassen und herausheben konnte. Der fest aufgeschmolzene Deckel
                              wurde dann sofort mit Meißel und Hammer entfernt und das in blendender Glut
                              befindliche Metall in eine Form aus trocknem Sand oder gebranntem Thon gegossen.
                           Die beim Schmelzen angewendeten Tiegel wurden nach vielen Variationen am
                              zweckmäßigsten durch eine Combination mehrerer Tiegel aus verschiedenem Material
                              erhalten. Einfache Tiegel, selbst die besten englischen Graphittiegel, widerstanden
                              der Hitze nie, sondern flossen zusammen. Man setzte deshalb in einen derartigen
                              Tiegel einen hessischen Thontiegel, füllte die Zwischenräume mit Chamotte aus und
                              bettete in den Thontiegel mit Hilfe eines Magnesiafutters wieder einen großen Tiegel
                              aus Elgersburger Porzellan ein. Es kam nur selten vor, daß alle drei Tiegel
                              geschmolzen waren; gewöhnlich war der Graphittiegel ganz verschwunden und der
                              hessische stark angegriffen, immerhin aber doch nur so, daß er im Verein mit dem
                              Magnesiafutter noch eine hinlänglich schützende Hülle für den Porzellantiegel
                              bildete. Die Deckel mußten die Stärke gewöhnlicher Mauerziegel haben, wenn sie nicht
                              wegschmelzen sollten. Nachdem der Tiegel gefüllt war, wurde der Deckel aufgesetzt
                              und das Ganze bis auf eine kleine Oeffnung mit einem Gemenge von gebranntem und
                              ungebranntem Porzellanthon und Wasserglas lutirt. Hierauf mußte wenigstens 24
                              Stunden lang stark getrocknet und sehr vorsichtig angewärmt werden.
                           Die Tiegelbeschickung war folgende: Zunächst wurde reines geglühtes und gemahlenes
                              Kobalt- oder Nickeloxydul mit 10 bis 12 Proc. reiner Stärke oder feinstem
                              Weizenmehl innig gemischt und dieses Gemenge in einen Tiegel gebracht, welchen man
                              in einen zweiten setzte, so daß alle Zwischenräume mit Holzkohlenpulver gefüllt
                              werden konnten. Es wurde hierauf bis zum mäßigen Glühen erhitzt und erkalten
                              gelassen. Der innere Tiegel enthielt dann Kobalt- oder Nickelmetall in
                              Gestalt eines zarten Pulvers, welches jedoch etwas kohlenstoffhaltig war. Im
                              Uebrigen enthielt es nur Spuren von Verunreinigungen, war frei von Eisen, Kupfer,
                              Arsen, Schwefel u.s.w.; das Kobalt enthielt etwa 0,3 Proc. Nickel, wie umgekehrt das
                              Nickel 0,3 bis 0,5 Proc. Kobalt enthalten mochte. Das feine Metallpulver wurde nun
                              mit 25 bis 30 Proc. seines Gewichtes reinen Kobaltoxyduls bezieh. Nickeloxyduls
                              innig gemengt, das
                              Gemenge in den in gedachter Weise umhüllten Porzellantiegel gebracht und, wie
                              beschrieben, eingeschmolzen. Der Sauerstoff der zugesetzten Oxyde verbrannte hierbei
                              den geringen Kohlenstoffgehalt der Metalle vollständig, und man fand schließlich
                              nicht allein das reine Metall, sondern auch den zugesetzten Oxydüberschuß in
                              vollkommenem Flusse.
                           Beim Gießen begann das Metall, sobald es in die Form gebracht worden war und
                              erstarren wollte, gewöhnlich lebhaft zu schäumen und zu spritzen, wahrscheinlich
                              weil es Sauerstoff absorbirt hatte, den es nun plötzlich entweichen ließ. Man
                              erhielt in Folge dessen stets undichte, blasige Güsse. Es wurde deshalb um den
                              Einguß der Form ein starker Baumwollendocht gelegt, welcher mit Theer oder Petroleum
                              getränkt war. Bei der Annäherung des heißen Tiegels entzündeten sich diese und
                              bildeten eine große reducirende Flamme, durch die hindurch das Gießen erfolgte. Auf
                              solche Weise gelang es, das Metall vom absorbirten Sauerstoff zu befreien und Güsse
                              zu erhalten, welche dicht oder doch fast ganz dicht waren.
                           Die Gußstücke ließ man langsam erkalten, befreite sie oberflächlich vom anhaftenden
                              Sande und nahm dann mit Hilfe der Hobelmaschine an allen Seiten 5 bis 6mm weg, wodurch die sogen. Gußschwarte
                              vollkommen beseitigt wurde.