| Titel: | Melsens' Rhe-Elektrometer. | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 236 | 
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                        Melsens'
                           Rhe-Elektrometer.
                        Melsens' Rhe-Elektromotor.
                        
                     
                        
                           Prof. Melsens an der Thierarzneischule in Brüssel hat 1875
                              durch den Mechaniker der belgischen Staatstelegraphen C. de Vos in Brüssel ein Rhe-Elektrometer nach demselben Grundgedanken
                              herstellen lassen, wie das von Marianini vorgeschlagene
                              Instrument gleichen Namens. Die Bestimmung desselben ist, die Beobachtung
                              elektrischer Entladungen zwischen Atmosphäre und Erde. Es besteht wesentlich aus
                              einer kleinen, mehr oder minder empfindlichen Bussole, unter deren Zifferblatt eine
                              Rolle gut isolirten Kupferdrahtes liegt, welcher auf eine kleine, hohle Ebonitröhre
                              aufgewickelt ist. Die Achse dieser Rolle liegt senkrecht zu der Richtung, in welche
                              der Erdmagnetismus die Nadel einstellt. Das eine Ende der Rolle steht mit einem
                              Telegraphenleitungsdrahte, das andere mit der Erde in leitender Verbindung. Ein gut
                              ausgeglühter, völlig unmagnetischer, gewöhnlicher Eisendraht wird als Kern in die
                              Rolle gesteckt. Durchläuft ein elektrischer Strom (von hoher Spannung) die Rolle, so
                              wird der Eisendraht dauernd magnetisch und lenkt nun nicht nur die Nadel mit ihrem bisher auf
                              0° eingestellten Nordende, je nach der Stromrichtung, nach Osten oder nach
                              Westen, sondern erhält sie auch in dieser abgelenkten Stellung. Wenn man also von
                              Zeit zu Zeit das Instrument beobachtet, sieht man, ob inzwischen ein Strom hindurch
                              gegangen ist, welche Richtung und, bis zu einem gewissen Genauigkeitsgrade, auch
                              welche Stärke er gehabt hat. Der magnetisch gewordene Eisendraht wird nun aus der
                              Rolle herausgezogen und wieder ausgeglüht, sofort aber durch einen bereit gehaltenen
                              neuen ersetzt.
                           Melsens erkennt in der Verbreitung der Telegraphenlinien
                              und Stationen über die ganze Erde eine sehr bequeme Gelegenheit zur Anlage von
                              zahlreichen Stationen zur Beobachtung der elektrischen Vorgänge in den Wolken, den
                              Häusern, dem Erdboden u.s.w. Die belgische Telegraphenverwaltung hat auch seit Ende
                              Mai 1875 eine Anzahl von Rhe-Elektrometern in die Erdleitungen der
                              Telegraphenstationen einschalten lassen, welche namentlich während der Gewitter
                              beobachtet werden sollen. Die Beobachtungsergebnisse gehen an die Centralverwaltung
                              und ihre Veröffentlichung verspricht nach Melsens'
                              vorläufigen Mittheilungen großes Interesse.
                           Das Instrument ist sehr empfindlich; schon ein schwacher Funken einer
                              Elektrisirmaschine oder eines Elektrophors erzeugt eine merkliche Ablenkung. Dabei
                              kostet das Instrument nicht über 8 M. Melsens findet den
                              gewöhnlich im Handel vorkommenden Eisendraht völlig brauchbar für das Instrument;
                              doch sei es schwerer, Eisen zu finden, das durch die Hitze genügend unmagnetisch
                              gemacht werden kann, als solches, welches die elektrischen Störungen flink anzeigt.
                              (Nach dem Telegraphic
                                    Journal, April 1876 S. 108 und Bulletin d'Encouragement, Mai 1876 S. 237.)
                           
                              E–e.