| Titel: | Ueber die Anwendung der Elektricität und der Zinkeinlagen gegen Kesselsteinbildungen; von Ferd. Fischer. | 
| Autor: | Ferd. Fischer | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 237 | 
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                        Ueber die Anwendung der Elektricität und der
                           Zinkeinlagen gegen Kesselsteinbildungen; von Ferd. Fischer.
                        Mit Abbildungen.
                        (Schluß von S. 174 dieses Bandes.)S. 168 Z. 11 v. o. ist zu lesen „H. Davy“ statt „J. Davy“.
                           
                        Fischer, über die Anwendung der Elektricität etc. gegen
                           Kesselsteinbildungen.
                        
                     
                        
                           Durch Vermittlung des Hrn. Grabau erhielt ich von Hrn. Eppen in Winsen Proben von Wasser, Kesselstein und Zink
                              zur Untersuchung zugeschickt. In einem Kessel waren 10k
                              dünne Zinktafeln eingesetzt; nach 42tägigem ununterbrochenem Betriebe wurde der
                              Kessel kalt gelegt. 1l des Speisewassers
                              (I) und des Kesselwassers (II) enthielt:
                           
                              
                                 
                                  Milligrammäquivalente.     
                                 Milligramm.
                                 
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Zink
                                 0
                                 0
                                 0
                                  0
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 0,68
                                 14,12
                                 27
                                   565
                                 
                              
                                 Chlor
                                 0,31
                                 22,60
                                 11
                                   802
                                 
                              
                                 Salpetersäure
                                 0
                                 0
                                 0
                                  0
                                 
                              
                                 Salpetrige Säure
                                 0
                                 0
                                 0
                                  0
                                 
                              
                                 Organische Stoffe
                                 0,51
                                 14,68
                                 82
                                 3616
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,81
                                 11,60
                                 23
                                   325
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 Spur
                                 Spur
                                 Spur     
                                 Spur
                                 
                              
                                     Durch Kochen
                                    fällbar        Kalk
                                 Spur
                                 0
                                 Spur
                                  0
                                 
                              
                           entsprechend:
                           
                              
                                 Kohlensaures Calcium
                                 Spur
                                 0
                                 
                              
                                 Schwefelsaures
                                    Calcium        
                                 46mg
                                 789mg
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 Spur
                                 Spur.
                                 
                              
                           Die Zinktafeln waren fast unverändert, nur mit wenig Schlamm
                              bedeckt; auf die Kesselsteinbildung hatten dieselben keinen Einfluß ausgeübt.
                           In einem zweiten Kessel, der mit demselben Wasser gespeist wurde, waren 15k Zinktafeln und, da von anderer Seite
                              angegeben war, daß die Wirkung des Zinks durch die Gegenwart von Chloriden bedingt
                              sei, 50k Kochsalz eingeführt. Nachdem der
                              Kessel zwei Monate Tag und Nacht gearbeitet hatte, wurde er kalt gelegt. Die
                              Kesselsteinbildung war dieselbe. 1l des
                              abgelassenen Kesselwassers enthielt:
                           
                              
                                 
                                 Milligrammäquiv.
                                 Milligramm.
                                 
                              
                                 Kalk
                                 12,21
                                   342
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 Spur
                                   Spur
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 16,72
                                   669
                                 
                              
                                 Chlor
                                 55,10
                                 1956
                                 
                              
                                 Salpetersäure
                                 0
                                 0
                                 
                              
                                 Salpetrige
                                    Säure          
                                 0
                                 0
                                 
                              
                                 Organisches
                                 15,42
                                 2467
                                 
                              
                                 Zink
                                 0
                                 0.
                                 
                              
                           Es ist noch zu bemerken, daß bei diesen Versuchen täglich zur Entfernung des
                              Schlammes ein Theil des Wassers abgeblasen wurde.
                           Bei einem neuen Versuche wurden außer aufgerollten Zinkblechen auch einige Zinkblöcke
                              von etwa 7cm Quadrat und 30cm Länge an dünnen Eisenstangen in das
                              Kesselwasser eingehängt. Als nach zwei Monaten der Kessel geöffnet wurde, war die
                              Kesselsteinkruste auf dem Flammrohre allerdings dünner als sonst, anscheinend unten
                              im Kessel war aber die gleiche Menge Kesselstein als früher abgesetzt.
                           
                           Die Zinkblöcke waren völlig zerklüftet, grauschwarz mit bläulichem Anflug. Die
                              Analyst ergab:
                           
                              
                                 Zink
                                   8,4
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 88,5
                                 
                              
                                 Wasser,
                                    Kohlensäure.      
                                 
                                 
                              
                           Es wurde nun ein neuer Versuch gemacht, und zwar wurden 15k Zinkblech und 50k Kochsalz in den Kessel gebracht; das
                              Speisewasser war dasselbe als früher. Nach etwa 3 Monate langem Betriebe fand man
                              wieder auf dem Flammrohre die dünne Schicht, unten im Kessel dieselbe fest
                              anhaftende Kruste wie früher. Das abgelassene Kesselwasser enthielt in 1l:
                           
                              
                                 
                                 Milligrammäquiv.
                                 Milligramm.
                                 
                              
                                 Kalk
                                 10,12
                                   283
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,97
                                     19
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 14,58
                                   583
                                 
                              
                                 Chlor
                                 49,40
                                 1754
                                 
                              
                                 Salpetersäure
                                 0
                                 0
                                 
                              
                                 Salpetrige Säure
                                 Spur
                                 Spur
                                 
                              
                                 Organische
                                    Substanz      
                                 18,20
                                 2912
                                 
                              
                                 Zink
                                 0
                                 0
                                 
                              
                           entsprechend 688mg
                              CaSO₄, 46mg MgCl₂ und 2833mg NaCl.
                           Die Zinktafeln bestanden aus:
                           
                              
                                 Zink
                                   2,2
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 95,6
                                 
                              
                                 Wasser,
                                    Kohlensäure.      
                                 
                                 
                              
                           Der im Kessel ausgeschiedene Schlamm war schwarzbraun und bestand aus:
                           
                              
                                 Kohlensaures Calcium (CaCO₃)
                                 53,70
                                 
                              
                                           „        
                                    Magnesium (MgCO₃)    
                                 2,25
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Calcium (CaSO₄)
                                 6,56
                                 
                              
                                 Eisenoxyd (Fe₂O₃)
                                 3,73
                                 
                              
                                 Unlöslich, namentlich Organisches
                                 26,08
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 92,32.
                                 
                              
                           Die 1 bis 2mm dicken Kesselsteinkrusten,
                              welche sehr fest waren, bestanden aus:
                           
                              
                                 Kohlensaures Calcium (CaCO₃)
                                 85,20
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Calcium
                                    (CaSO₄)       
                                 3,40
                                 
                              
                                 Magnesiumhydrat (MgO₂H₂)
                                 1,01
                                 
                              
                                 Eisenoxyd (Fe₂O₃)
                                 3,22
                                 
                              
                                 Unlösliches
                                 3,50
                                 
                              
                                 Wasser, Verlust
                                 3,67
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           
                           Die Wirkung des Zinks war demnach unbedeutend. Auch Bach
                              Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1876 S. 565. hat nur ungünstige Erfahrungen gemacht. –
                           Als Ursache der von einigen Seiten beobachteten Wirkungen des Zinks auf die
                              Kesselsteinbildungen wird allgemein Elektricität angenommen. Das Zink soll als
                              positiver, das Eisen als negativer Pol wirken und durch den elektrischen Strom soll
                              dann die Kesselsteinbildung verhütet werden; in welcher Weise dies geschehen soll,
                              wird meist nicht angegeben.
                           Nach Scheibler
                              Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie des deutschen Reiches, 1876 S. 584. dient nicht die glatte metallische, sondern nur die rostige Kesselwand der
                              Kesselsteinablagerung als Anheftungspunkt. Das Zink wird also nur in solchen Kesseln
                              wirken können, welche frei von jeder Rostschicht sind; metallische Berührung des
                              Zinks mit dem Eisenblech ist unerläßlich.
                           DrenkmannDaselbst S. 591. meint, durch Berührung des Zinks mit dem Eisen entstehe ein galvanischer
                              Strom; hierbei entwickle sich Wasserstoff, welcher von den Poren des Eisens
                              fortwährend abströme und so als kleines mechanisches Rührwerk das feste Ansetzen der
                              Kesselsteinbildner verhindere.
                           SeidlerRiga'sche Industriezeitung, 1876. stellt folgende Thesen auf:
                           
                              „1) Die Beseitigung des Kesselsteins durch Einbringen von Zink in den
                                 Dampfkessel beruht auf der Entstehung eines galvanischen Stromes, hervorgerufen
                                 durch das negative Eisen und das positive Zink und durch die Anwesenheit einer
                                 (hier sehr Verdünnten) Salzlösung, das Wasser.
                              
                           
                              2) Die Salzlösungen werden durch den galvanischen Strom derart zerlegt, daß sich
                                 die Säure und der Sauerstoff am + Pole und das Metall am – Pole
                                 abscheiden. Die sich am negativen Pole abscheidenden Metalle sind in diesem
                                 Falle aber so leicht oxydirbar, daß sie dem Wasser den Sauerstoff entziehen und
                                 Basen bilden, während der Wasserstoff entweicht. Sind Chloride in dem Wasser
                                 gelöst, wie Chlornatrium, Chlorkalium, so wird das Chlor am + Pole, das Metall
                                 am – Pole abgeschieden, und letzteres oxydirt sich sofort auf Kosten des
                                 im Wasser enthaltenen Sauerstoffes.
                              
                           
                              3) Indem sich nun der Sauerstoff und die Säure am + Zink abscheiden, wird dieses
                                 oxydirt, und das entstandene Zinkoxyd verbindet sich mit der Säure zu einem
                                 Salz. Bildet nun die Säure mit dem Zinkoxyd ein lösliches Salz (schwefelsaures
                                 Zinkoxyd, salpetersaures Zinkoxyd), so wird die metallische Oberfläche des Zinks
                                 stets rein erhalten und die galvanische Wirkung nicht
                                 unterbrochen. Ebenso wirken alle Chloride, indem das am Zink sich abscheidende
                                 Chlor sofort das leicht lösliche Zinkchlorid bildet. Kesselstein bildet sich
                                 nicht; nur wird ein Schlamm auftreten, welcher durch stattgehabte
                                 Wechselzersetzung das Zink als Zinkoxyd oder als kohlensaures Zinkoxyd
                                 enthält.
                              
                           
                           
                              4) Treten am positiven Pole Säuren auf, die mit dem Zink unlösliche Verbindungen
                                 bilden, z.B. kohlensaures Zinkoxyd, so wird das Zink im Kessel mit einem
                                 unlöslichen Oxyd überzogen. Dieses Oxyd leitet den galvanischen Strom nicht, die
                                 Wirkung des Zinks hört auf.
                              
                           
                              5) Aus diesen Betrachtungen ist nun ersichtlich, weshalb an verschiedenen Orten
                                 die Anwendung des Zinks von besten Erfolg begleitet war, an andern Orten dagegen
                                 durchaus zu keinem Resultate geführt hat.
                              
                           
                              6) Die Analyse des betreffenden Kesselspeisewassers (auch die des Kesselsteins)
                                 kann nur allein den Ausschlag geben, ob die Anwendung des Zinks mit oder ohne
                                 Erfolg sein wird.
                              
                           
                              7) Die Wässer, welche Schwefelsäure, Chlor und Salpetersäure in Form von Gyps,
                                 schwefelsaurer Magnesia, Chlornatrium, Chlorkalium, Salpeter enthalten, und zwar
                                 in entsprechend größerer Quantität als die kohlensauren Salze, bei diesen
                                 Wässern wird sich Zink bewähren.
                              
                           
                              8) Bei den Wässern, die neben den in 7 erwähnten Salzen bedeutende Mengen
                                 kohlensaurer Salze enthalten, kann sich trotz des Zinks Kesselstein bilden.
                                 Zunächst werden die geringen Mengen der Salze zersetzt, deren Säuren das
                                 Zinkoxyd lösen; sind diese einmal zerlegt, so überzieht sich das Zink mit der
                                 nicht leitenden Oxydschicht, und die galvanische Strömung hört ein für alle Mal
                                 auf. Es wird sich außer Schlamm auch Kesselstein bilden.
                              
                           
                              9) Die Wässer, welche nur doppeltkohlensaure Salze enthaltenenhalten, als doppeltkohlensauren Kalk, doppeltkohlensaure Magnesia,
                                 doppeltkohlensaures Natron, setzen meistens keinen festen Kesselstein ab und
                                 bilden nur Schlamm. Die Anwendung des Zinks führt zu keinem Resultat.
                              
                           
                              10) Die Anwendung des Zinks bei Schiffskesseln wird mit dem besten Erfolg
                                 begleitet sein, indem der bedeutende Gehalt an Chlornatrium, schwefelsaurer
                                 Magnesia etc. die galvanische Strömung unterhält.
                              
                           
                              11) In Dampfkesseln wird man das möglichst reine, bleifreie Zink am besten in
                                 Form von starkem Blech einbringen, um so eine große Oberfläche zu erhalten.
                              
                           
                              12) Das in den Kessel gebrachte Zink muß die reinen Kesselwände berühren, um die
                                 Schließung der galvanischen Kette zu bewirken.“
                              
                           Offenbar kann die Frage, ob und in welcher Weise Zinkeinlagen auf die
                              Kesselsteinbildungen Einfluß haben, nur auf experimentellem Wege gelöst werden. Hr.
                              Fabrikant A. Knövenagel, Vorsitzender des hannoverschen
                              Dampfkesselrevisionsvereins, war so freundlich, mir zur Ausführung folgender
                              Versuche den auf Seite 242 in 1/6 natürlicher Größe abgebildeten Dampfkessel
                              anfertigen zu lassen. Ein Stück Flammrohr A wurde an
                              einem Ende mit einer eisernen Platte verschlossen, in welcher das Sicherheitsventil
                              a befestigt ist. Die gegenüber stehende Platte mit
                              dem Manometer b und dem Glasröhrchen c ist mit Schrauben befestigt. Das Ganze ruht auf dem
                              eisernen Gestell d.
                           Zunächst wurde durch das Glasrohr c ein starker
                              Eisendraht eingeführt, dessen anderes Ende mit verschiedenen Stellen der äußern
                              Kesselfläche verbunden werden konnte, der Kessel mit Wasser zu etwa 2/3 gefüllt und
                              durch untergesetzte Gasflammen auf etwas über 2at Dampfdruck erhitzt, so daß das Sicherheitsventil kräftig abbließ. Weder mit destillirtem
                              Wasser, noch mit verschiedenen Lösungen im Kessel konnte, wie bereits erwähnt, nach
                              Einschaltung eines sehr empfindlichen Galvanometers die geringste Spur von
                              Elektricität wahrgenommen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 222, S. 242
                              
                           Es wurden nun an das ins Kesselwasser hineinragende Ende des Eisendrahtes 90g der bekannten kleinen Stäbchen von reinem
                              Zink in der Weise leitend befestigt, daß dieselben ihrer ganzen Länge nach die
                              Kesselwand berührten. Dann wurde 1l einer
                              gesättigten Lösung von krystallisirtem Gyps in destillirtem Wasser eingeführt und
                              der Kessel durch Gasflammen bis auf 2at
                              Ueberdruck erhitzt. Das aus dem Kessel hervortretende Ende des Eisendrahtes wurde
                              nun durch Klemmschrauben mit einem Kupferdraht verbunden, der zweimal um eine
                              Bussole gewickelt war. Das andere Ende des Kupferdrahtes war wieder mit einem
                              Eisendraht verbunden, der zeitweilig mit der äußern Kesseloberfläche in leitende
                              Verbindung gesetzt wurde. Diese Anordnung wurde so gewählt, um etwaige Thermoströme
                              möglichst zu vermeiden. Wurde in dieser Weise die Leitung auf wenige Augenblicke
                              geschlossen, so gab die Magnetnadel anfangs einen Ausschlag von 8°; der Strom
                              ging hierbei von der äußern Kesseloberfläche zum Zink. Die vom Kesselbleche
                              abgewendete Seite des Zinks war demnach negativ, die dem Eisen zunächst liegende Seite aber positiv, die
                              innere Fläche des Kessels negativ, die äußere positiv elektrisch.
                           Der Versuch wurde 4 Tage lang in der Weise fortgesetzt, daß der Kessel täglich 4 bis
                              6 Stunden auf 2at Ueberdruck erhitzt, das
                              verdampfte Wasser aber durch Gypslösung ersetzt wurde. Der beim Schließen des
                              Leitungsdrahtes auftretende Strom nahm rasch ab, bis er am Abend des vierten Tages
                              nur noch mit dem Multiplicator nachgewiesen werden konnte. Wurde bei gleicher
                              Anordnung der Apparate, aber ohne Zinkeinlagen, eine Batterie von 6
                              Leclanché-Elementen in die Leitung eingeschaltet, so gab die Nadel
                              einen Ausschlag von 25°; dieselbe Batterie lieferte in einem
                              Wasserzersetzungsapparate in 10 Minuten 5cc,4 Wasserstoff. Da nun die Stromstärken den Tangenten der Ablenkungswinkel proportionalproportionl sind, so würde der beim Schließen des Leitungsdrahtes anfangs entstandene
                              Strom in 10 Minuten 1 cc,64 oder 0mg,15 Wasserstoff entwickelt haben, also
                              kaum 0,015 Einheiten betragen. Dieser Strom war also selbst in den ersten Stunden
                              des Versuches nur gering; werden die Klemmschrauben gelöst, oder ist das Zink
                              überhaupt nicht durch isolirte Leitung mit der Kesseloberfläche verbunden, so sind
                              zwar die elektrischen Spannungen vorhanden, daß aber auch dieselben elektrischen
                              Ströme da sein sollten, ist doch wohl nicht anzunehmen.
                           Als fast 7l der reinen Gypslösung verdampft
                              waren, wurde der Kessel geöffnet. Das Zink hatte seinen Metallglanz verloren und war
                              mit einer dünnen Schicht von schwefelsaurem Calcium und Zinkoxyd, theilweise auch
                              wohl basisch schwefelsaurem Zink (4 ZnO, SO₃),
                              überzogen. Auf der Feuerplatte des Kessels saß eine 2mm dicke, fest anhaftende Schicht von
                              schwefelsaurem Calcium, der übrige Wasserraum des Kessels war mit einer sehr dünnen
                              Gypsschicht ausgekleidet. Das Kesselinnere, namentlich der Dampfraum, war
                              verrostet.
                           Das Kesselwasser reagirte neutral und war völlig frei von Zink. Die nur geringe Menge
                              des ausgeschiedenen Schlammes bestand aus:
                           
                              
                                 Eisenoxyd
                                 15,01
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 51,72
                                 
                              
                                 Kalk
                                 4,52
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                    (SO₃)      
                                 12,82
                                 
                              
                                 Wasser, Verlust
                                 15,93
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Zinkeinlagen verhindern demnach die Kesselsteinbildung und das Rosten der Bleche
                              selbst dann nicht, wenn auch reines Gypswasser zum Speisen der Kessel verwendet
                              wird.
                           Der Versuch wurde wiederholt, der Kessel aber mit einer Lösung von Calcium- und
                              Magnesiumbicarbonat gespeist; dieselbe wurde durch Einleiten von Kohlensäure in
                              destillirtes Wasser, in welchem reines kohlensaures Calcium und Magnesium suspendirt
                              war, hergestellt. Die Magnetnadel gab anfangs einen Ausschlag von 4,5°, am
                              vierten Tage gab selbst die astatische Nadel des Multiplicators nur geringen
                              Ausschlag. Die Leitungsfähigkeit der Drähte, Verbindungsstellen u. dgl. wurde, wie
                              bei den übrigen Versuchen, durch eine kleine Thermosäule nachgewiesen. Der Kessel
                              war beim Oeffnen am vierten Tage mit einer dünnen, nicht sehr fest haftenden Schicht
                              der Carbonate ausgekleidet, welche vom Wasser schwierig benetzt wurde. Das Zink war
                              nur wenig angegriffen. Das Wasser enthielt kein Zink gelöst, der Schlamm nur
                              zweifelhafte Spuren von Zinkoxyd.
                           Es wurde jetzt ein Versuch in gleicher Weise mit einer Lösung von 100g reinem krystallisirtem Chlormagnesium in
                              1l destillirtem Wasser, aber ohne
                              Zinkeinlagen, gemacht. Das verdampfte Wasser wurde durch destillirtes Wasser
                              ersetzt. Die Entwicklung von Elektricität konnte auf keine Weise aufgefunden werden.
                              Die aus dem Sicherheitsventil entweichenden Dämpfe reagirten sauer. Als der Kessel
                              am dritten Tage geöffnet wurde, zeigte sich die ganze innere Fläche desselben sehr
                              stark angegriffen. Das Eisen war im Dampfraum mit einer dicken rothbraunen
                              Rostschicht bedeckt, im Wasserraum metallisch blank, aber von millimetertiefen
                              Furchen wurmfraßartig durchgezogen. Das etwa 400cc betragene Kesselwasser war schwarz von suspendirtem magnetischem
                              Eisenoxyd (F₃O₄), reagirte neutral und enthielt in 100cc soviel Eisen gelöst, als 43mg Eisenchlorid entspricht. Es konnten
                              22g eines schwarzen Schlammes gesammelt
                              werden, der aus Fe₃O₄ mit Eisenoxydhydrat
                              [Fe₂(OH)₆] und wenig Magnesiumoxychlorid bestand.
                           Chlormagnesiumhaltige Speisewässer sind demnach in der That für Dampfkessel sehr
                              gefährlich. Soll ein magnesiumhaltiges Wasser verwendet werden, so ist die Reinigung
                              mit Chlorbarium (1876 220 262) nicht unbedenklich und
                              Soda vorzuziehen. Wird das Wasser nach dem De Haën'schen Verfahren (1876 220 374) gereinigt, so ist die zur Ausfällung der
                              Magnesia erforderliche Kalkmilch bis zur schwach alkalischen Reaction anzuwenden,
                              ohne jedoch zu starken Ueberschuß von Kalkmilch zu nehmen (1874 212 219). Beim Verfahren von Schulze (1876 220 374) ist diese Gefahr
                              leichter zu vermeiden.
                           Derselbe Versuch wurde wiederholt, jedoch unter Mitanwendung von 90g Zinkstäbchen. Die entweichenden Dämpfe
                              reagirten dieses Mal nicht sauer. Der beim jedesmaligen Schließen der Leitung
                              auftretende Strom nahm so rasch ab, daß er schon nach wenigen Stunden nur noch mit
                              dem Multiplicator
                              nachzuweisen war. Als der Versuch am dritten Tage unterbrochen wurde, war fast die
                              ganze innere Fläche des Kessels verrostet, wenn auch längst nicht so stark, als dies
                              ohne Anwendung von Zink der Fall gewesen war; selbst der feine Eisendraht, welcher
                              die Zinkstäbchen zusammenhielt, war verrostet.
                           Auf der Feuerplatte hatte sich eine 2mm
                              dicke, grünlich gefärbte, ziemlich fest anhaftende Kruste abgesetzt, welche
                              senkrecht zur Ablagerungsfläche mit vielen haarfeinen Löchern durchbohrt war; es
                              konnten von derselben 14g,5 gesammelt
                              werden. Die Analyse ergab:
                           
                              
                                 Chlor
                                 5,78
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 68,89
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 7,24
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 10,01
                                 
                              
                                 Wasser,
                                    Verlust      
                                 8,08
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Das Zink war mit einer leicht abspringenden Magnesium und Zinkoxyd haltigen Schicht
                              bedeckt. Das Kesselwasser reagirte neutral und enthielt in 100cc:
                           
                              
                                 Magnesiumchlorid    
                                 3917mg
                                 
                              
                                 Zinkchlorid
                                   117
                                 
                              
                                 Eisenchlorür
                                     52.
                                 
                              
                           Zinkeinlagen vermögen die schädliche Wirkung des Chlormagnesiums demnach wohl zu
                              verringern, aber nicht zu verhüten.
                           Als eine Chlorcalciumlösung im offenen eisernen Topfe mit einem dicken Stück Zink zum
                              Kochen erhitzt wurde, trat eine lebhafte Gasentwicklung ein. Zur näheren
                              Untersuchung dieser Erscheinung wurden folgende Versuche ausgeführt. In
                              Kochfläschchen von 100cc Inhalt wurde ein
                              13cm langes Stäbchen von reinem Zink,
                              15g schwer, in 3 Stücken zerbrochen,
                              theils allein, theils mit einem 24cm
                              langen, 1g,8 schweren blanken Eisendraht
                              umwickelt, eingeführt. Die Kochfläschchen wurden nun mit den betreffenden, siedend
                              heißen Lösungen vollständig gefüllt und mit einem durchbohrten Kautschukstopfen
                              geschlossen, welcher ein passend gebogenes Glasrohr trug, um die etwa entwickelten
                              Gase über Wasser auffangen zu können.
                           1. Zink und 2procentige Chlorcalciumlösung. Nach 24stündigem, ruhigem Stehen war
                              keine Veränderung wahrzunehmen. Beim zweistündigen Erhitzen auf 100°
                              entwickelten sich einige Gasbläschen, das Zink verlor seinen Metallglanz, die
                              Flüssigkeit trübte sich schwach durch Abscheidung eines geringen weißen
                              Niederschlages.
                           2. Derselbe Versuch mit einer 2procentigen Chlormagnesiumlösung. Auch hier bildeten
                              sich nur wenige Flocken.
                           
                           3. Zink und Eisendraht einzeln, so daß sie sich nicht unmittelbar berührten, mit
                              Chlormagnesiumlösung. Nach 24 Stunden ruhigem Stehen hatten sich nur wenige
                              Gasbläschen gebildet; der auf dem Zink abgelagerte Schlamm war von Eisenrost
                              gelblich gefärbt. Als die Flüssigkeit 2 Stunden lang auf 95 bis 100° erwärmt
                              wurde, entwickelten sich anfangs einige Gasbläschen, aber sowohl vom Zink als vom
                              Eisen aus. Bald verloren beide ihren Metallglanz und damit wurde jede weitere
                              Einwirkung unmerklich. Der ziemlich reichlich gebildete Niederschlag setzte sich
                              pulverförmig ab, die Lösung reagirte neutral und enthielt kein Zink.
                           4. Derselbe Versuch, die Zinkstäbchen waren aber mit dem Eisendraht fest umwickelt.
                              Nach 24 Stunden hatten sich 0cc,8
                              Wasserstoff entwickelt, das Zink war von einem voluminösen Niederschlag eingehüllt,
                              der von einigen Gasbläschen durchbrochen wurde. 2 Stunden auf 95 bis 100°
                              erhitzt, entwickelten sich 12cc
                              Wasserstoffgas. Das Zink verlor seinen Metallglanz, das Eisen wurde grauschwarz und
                              fast ganz von einer dünnen weißen Kruste eingehüllt, während das Zink ohne Kruste
                              blieb. Die Wasserstoffentwicklung nahm dabei rasch ab, hatte aber selbst nach 24
                              Stunden noch nicht völlig aufgehört. Die Lösung reagirte schwach alkalisch und
                              enthielt Spuren von Zink.
                           5. Mit Eisen umwickelte Zinkstäbchen und Chlorcalciumlösung hatten am andern Tage
                              1cc Wasserstoff entwickelt. Das Zink
                              war ebenfalls von einer voluminösen Hülle umgeben, welche von einzelnen
                              Wasserstoffbläschen durchbrochen war. Auf 95 bis 100° erwärmt, wurden
                              innerhalb 2 1/2 Stunden 24cc Wasserstoff
                              erhalten. Die Gasentwicklung wurde aber immer schwächer, so daß sie am Ende des
                              Versuches fast unmerklich war; Zink und Eisen verloren ihren Metallglanz. Der
                              gebildete Niederschlag setzte sich pulverförmig ab, die Flüssigkeit reagirte
                              alkalisch, enthielt aber kein Zink.
                           6. Derselbe Versuch, mit einer gesättigten Gypslösung ausgeführt, gab nach
                              24stündigem Stehen keine Veränderung. 2 Stunden auf 100° erhitzt,
                              entwickelten sich 4cc,8 Wasserstoff; das
                              Zink hatte seinen Metallglanz völlig verloren, das Eisen war theilweise grauschwarz
                              angelaufen. Die Lösung reagirte neutral und enthielt kein Zink.
                           7. Bei demselben Versuche mit einer 5procentigen Bittersalzlösung (MgSO₄ . 7
                              H₂O) hatten sich am andern Tage nur wenige Gasbläschen gebildet, welche
                              theils auf dem Zink, größtentheils aber auf dem Eisen hafteten; außerdem hatte sich
                              ein geringer voluminöser Niederschlag gebildet. 2 Stunden auf 95 bis 100°
                              erhitzt, entwickelten sich 5cc,8
                              Wasserstoff. Auch hier wurde die Gasentwicklung immer schwächer, schließlich fast Null, obgleich
                              das Zink noch theilweise seine metallische Oberfläche behalten hatte. Das Eisen
                              wurde von einem weißen Ueberzuge völlig bedeckt, das Zink nicht. Die Flüssigkeit
                              reagirte sehr schwach alkalisch und enthielt etwas Zink gelöst.
                           8. Ein in gleicher Weise ausgeführter Versuch mit destillirtem Wasser gab in 24
                              Stunden nur wenige Gasbläschen, das Zink war mit einem voluminösen, gelblich
                              gefärbten Niederschlag dünn überzogen. 2 Stunden auf 100° erhitzt, wurden
                              3cc,8 Wasserstoff entwickelt; der
                              eisenhaltige Niederschlag setzte sich pulverförmig ab, Eisen und Zink verloren ihren
                              Metallglanz und damit hörte auch die Wasserstoffentwicklung so gut wie vollständig
                              auf. Das Wasser enthielt kein Zink gelöst.
                           Um den Einfluß des Eisens auf die Wasserstoffentwicklung genauer verfolgen zu können,
                              wurde schließlich ein 6cm langes
                              Zinkstäbchen am einen Ende auf der Länge von 1cm dicht mit blankem Eisendraht umwickelt und in eine flache Glasschale
                              mit 5procentiger Chlorcalciumlösung gelegt. Es entstand eine ziemlich lebhafte
                              Gasentwicklung vom Eisen aus; außerdem entwickelten sich aber auch Gasbläschen auf
                              der ganzen Zinkstange. Nach zwei Tagen hörte die Gasentwicklung auf, das Zink war
                              grau geworden, das Eisen war fast völlig blank geblieben. Es hatte sich eine
                              ziemliche Menge eines voluminösen Niederschlages gebildet, der vorwiegend aus
                              Zinkoxydhydrat, Zinkoxychlorid mit etwas kohlensaurem Kalk bestand; die Flüssigkeit
                              reagirte alkalisch.
                           Diese Versuche zeigen hinlänglich die Haltlosigkeit der Seidler'schen Hypothese. Angenommen, es circulirten wirklich zwischen dem
                              Eisen und dem Zink fortwährend elektrische Ströme, welche die Salzlösungen
                              zersetzten, so daß z.B. beim gypshaltigen Wasser sich das Calcium am Eisen, das
                              Säureradical SO₄ aber am Zink abschiede, so würde das Calcium augenblicklich
                              2 Molecüle Wasser zersetzen und unter Entwicklung von Wasserstoff Calciumhydrat [Ca
                              + 2 H₂O = Ca(OH)₂ + H₂] bilden, SO₄ aber mit dem Zink
                              schwefelsaures Zink (ZnSO₄). Diese beiden Substanzen, in unmittelbarer Nähe
                              gebildet, würden sich sofort wieder in schwefelsaures Calcium und Zinkhydrat
                              umsetzen, der Gyps würde also einfach wieder hergestellt, um nun doch sich in
                              Krusten abzusetzen, zum sehr geringen Theil auch wohl mit dem Zinkhydrat Schlamm zu
                              bilden. Da ferner noch Commaille
                              Comptes rendus, 1866 t. 63 p. 556. Magnesium aus Zinksulfatlösungen, metallisches Zink, Zinkoxydhydrat und
                              basisch schwefelsaures Zink fällt, so würde auch bei bittersalzhaltigem Kesselwasser
                              das Resultat wieder schwefelsaures Magnesium und pulverförmige Niederschläge sein.
                              Bei Chloriden und
                              Carbonaten würden entsprechende Zersetzungen eintreten; es ist daher nicht
                              einzusehen, wie auf diese Weise die Kesselsteinbildung verhütet werden soll. Da
                              ferner in den bisher beobachteten Fällen das Zink, wenn auch völlig oxydirt, doch im
                              Wesentlichen seine ursprüngliche Form beibehalten hat, so kann es vorher gar nicht,
                              oder doch nur zum geringen Theil, der sich im Schlamm findet, gelöst gewesen sein.
                              Uebrigens wird bei der Elektrolyse von Lösungsgemischen mittels eines so schwachen
                              Stromes, wie er hier allein in Frage kommen könnte, immer nur ein Salz zerlegt, und zwar im Allgemeinen in der Reihenfolge, in welcher
                              die Metalle sich selber fällen. Es würde also doch wohl erst das Zink, dann das
                              Magnesium und das Calcium abgeschieden werden müssen, ehe die Alkaliverbindungen an
                              die Reihe kommen könnten. Eine derartige Zersetzung der Kalk- und
                              Magnesiasalze ist daher unter diesen Verhältnissen nicht denkbar.
                           In den mitgetheilten Versuchen gaben 15g
                              Zink in metallischer Berührung mit Eisen bei gewöhnlicher Temperatur in 24 Stunden
                              nicht einmal 0mg,1 Wasserstoff in einer
                              Magnesiumchlorid- und Chlorcalciumlösung; bei 100° in 2 Stunden in
                              Chlorcalcium etwa 2mg (22cc,37 bei 0° trocken), in
                              Chlormagnesium 1mg, in Bittersalz und Gyps
                              kaum 0mg,5, in destillirtem Wasser 0 mg,3 Wasserstoffgas. Das Zink wird dabei
                              in unlösliches Zinkoxychlorid, basisch schwefelsaures Zink, und Zinkhydrat
                              übergeführt, welche das Metall einhüllen; ein Theil der Calcium und Magnesiumsalze
                              wird dadurch ebenfalls in basische Verbindungen übergeführt, oder auch wohl als
                              Hydrate abgeschieden werden. Die metallische Berührung wird dadurch unterbrochen.
                              Außerdem wird der an den Metallen abgeschiedene Wasserstoff den Uebergang der
                              Elektricität hemmen. Zwar wird die Polarisation durch Erwärmen vermindert, doch
                              werden noch andere Nebenwirkungen auftreten, welche die elektrische Spannung
                              ebenfalls schwächen, so daß die ziemlich rasche Abnahme derselben leicht erklärlich
                              ist.
                           Auch in Dampfkesseln, obgleich sie wohl niemals eine rein metallische Oberfläche
                              haben, wird anfangs eine geringe Gasentwicklung
                              eintreten, und ist es immerhin denkbar, daß hierdurch und durch die erwähnten
                              unlöslichen Niederschläge die Kesselsteinbildung gestört werden kann, namentlich
                              wenn gleichzeitig die Scheibler'sche Voraussetzung
                              zutrifft. In kurzer Zeit wird diese Wasserstoffentwicklung am Eisen aber aufhören,
                              das Zink durch die SalzlösungenNach Siersch wird Zink in Kochsalzlösung unter
                                    Entwicklung von Wasserstoff und Abscheidung von Zinkoxyd und
                                    Chlorzinknatrium gelöst. (Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie,
                                    1867 S. 257.) und den Sauerstoffgehalt des Speisewassers immer weiter zerstört werden, wenn es nicht
                              durch Kesselsteinbildungen vor ferneren Angriffen geschützt wird.
                           Zinkeinlagen können demnach die Kesselsteinbildung nur unter ganz besonderen Umständen hindern und dürften kaum einen Vorzug vor andern
                              mechanisch wirkenden Mitteln (1876 220 175) verdienen. –
                           Field (1874 214 173) will, wie
                              dieses auch schon von anderer SeiteZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1870 Bd. 14 S. 681. versucht ist, den Kessel in die Leitung einer außerhalb desselben
                              befindlichen Batterie einschalten.Hermann Schäfer in Neu-Prag schreibt an die
                                    Redaction, daß er schon im J. 1862 Versuche aller Art gemacht und 1864 den
                                    auf elektrischem Princip beruhenden Anstrich gegen Kesselsteinbildung
                                    erfunden habe. Um jedoch die Ausgabe für diesen Anstrich zu sparen, sei
                                    neuerdings dem Kessel mittels einer Batterie von 2 bis 4 Elementen ein
                                    elektrischer Strom zugeführt, angeblich mit günstigem Erfolge.„Der Herr F. bricht (in dem Referat 1876 219 179) den Stab über eine Sache, ohne sich genauere Kenntniß
                                       der elektrischen Principien und deren Wirkungen in
                                          der Natur bewußt zu sein.“ – Die
                                    „elektrischen Principien“ der Schäfer'schen Auslassungen sind dem Referenten in der That bis
                                    heute noch nicht zum Bewußtsein gekommen. F.
                              
                           Nach dem Faraday'schen Gesetze der festen elektrolytischen Action wird in jedem
                              Elemente, wenn sie nach einander eingeschaltet sind, so daß der ganze Strom sie nach
                              einander durchläuft, für jedes Aequivalent einer Verbindung, welches außerhalb der
                              Elemente zersetzt wird, auch 1 Aeq. Zink, Schwefelsäure, Salpetersäure u.s.w.
                              gebraucht. Abgesehen von den durch die bedeutenden Leitungswiderstände bewirkten
                              Verlusten, würde demnach bei Anwendung von 4 Bunsen'schen Elementen z.B. für 1k im Kessel entwickelten Wasserstoff oder
                              34k zersetztes schwefelsaures Calcium
                              in der Batterie 130k Zink, 196k Schwefelsäure und 252k Salpetersäure (HNO₃) erforderlich
                              sein. – Uebrigens dürfte der Strom im günstigsten Falle doch wieder nur mechanisch wirken können. – Eine etwaige Wanderung
                              der Jonen zwischen den Polen wird bei der lebhaften Bewegung des Kesselwassers ohne
                              Einfluß sein.
                           Man wird daher von der Anwendung derartiger Mittel, mögen sie als Antiincrustator
                              oder unter sonst welchem geheimnißvollen Namen angepriesen werden, besser wieder
                              absehen und den einzig rationellen Weg zur Vermeidung der Kesselsteinbildungen
                              verfolgen: Reinigung des Speisewassers, bevor dasselbe in den
                                 Kessel kommt. Ob diese Reinigung mit Chlorbarium, Soda oder Kalkmilch
                              auszuführen ist, ob nach dem Verfahren von De Haën
                              oder Schulze kann nur in jedem
                                 einzelnen Falle nach vorausgegangener genauer chemischer Analyse
                              entschieden werden.