| Titel: | Ueber Leuchtgas; von Dr. Tieftrunk, Chemiker des städtischen Gaswerkes in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 466 | 
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                        Ueber LeuchtgasVortrag gehalten in der Sitzung des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes in
                                    Berlin. Sitzungsprotokoll vom 3. April und 12. Juni 1876.; von Dr. Tieftrunk, Chemiker des städtischen
                           Gaswerkes in Berlin.
                        Tieftrunk, über Leuchtgas.
                        
                     
                        
                           Die wesentlichen praktischen Eigenschaften eines jeden Leuchtgases sind bedingt durch
                              zwei Kategorien von Gasen, die Lichtgeber und die Lichtträger. Die letztern bilden
                              volumetrisch etwa 90 Proc. aller Bestandtheile und setzen sich zusammen aus etwa 50
                              Proc. Wasserstoff, 30 Proc. Sumpfgas und 10 Proc. KohlenoxydgasKolenoxydgas. Diese Körper verdünnen die eigentlich leuchtenden Medien derart, daß
                              unter geeigneten Umständen eine rußfreie Verbrennung ermöglicht wird, sind also ebenso wichtig und
                              nothwendig als die Lichtgeber. Hierzu gehört das zu etwa 4 Proc. auftretende
                              ölbildende Gas, ferner das Butylen zu 3 Proc. erscheinend, geringe Mengen von
                              Acetylen und Crotonylen, resp. Dämpfe tropfbar flüssiger Kohlenwasserstoffe. Wenn
                              man neben dem Butylen diese eigentlichen Flüssigkeiten durch Erkältung des Gases bis
                              – 15° ausscheidet, so büßt das Gas 36 Proc. seiner Gesammtleuchtkraft
                              ein. Diese Kohlenwasserstoffe sind nicht ganz frei von Phenylsenföl und besitzen in
                              Folge dessen einen penetranten Geruch, welcher ja auch das Leuchtgas, da, wo es
                              unverbrannt ausströmt, glücklicherweise dem Geruchsorgan kennzeichnet. Dieses
                              Gemisch brennbarer nichtleuchtender und brennbarer leuchtender Körper hat deshalb,
                              weil in den Berliner städtischen Werken das angewendete Rohmaterial, die
                              Steinkohlen, nur erprobten Bezugsquellen entstammen, und weil die
                              Fabrikationsmethode auf allen vier Werken genau dieselbe ist, eine sehr gleichmäßige
                              Leuchtkraft, die sich für einen Consum von 150l im Argandbrenner als Gesammtdurchschnitt der officiellen Bestimmungen
                              des J. 1875 auf 16,75 engl. Normalkerzen bei 45mm Flammenhöhe derselben stellt. Das Londoner Gas desselben Jahres hat
                              laut der officiellen Notirungen von Dr. Witmore eine durchschnittliche Leuchtkraft von 16,25
                              Kerzen, mithin ist demselben Berliner städtisches Gas um 0,5 Kerzen überlegen. Es
                              darf hierbei nicht unerwähnt bleiben, daß zu diesen Bestimmungen hierselbst nicht
                              etwa ein Argandbrenner dient, der mit Befolgung aller erdenklichen Kautelen die
                              bezifferte Lichtmenge ergibt, sondern ein solid gearbeiteter, allseitig käuflicher
                              Apparat, dessen Einrichtung gegen gewisse Erfahrungssätze nicht verstößt. Die
                              Leuchtkraft hängt ohne Zweifel sehr ab von der Wahl der Brenner. Sie sind in Folge
                              dessen im Stande, ein Gas arg zu discreditiren, und es ist Pflicht jedes Fachmannes,
                              auf die vielen unvortheilhaften Brennerconstructionen hinzuweisen, welche dies thun.
                              Nicht, daß sie das Leuchtgas ungenügend verbrennen; alle solche weniger guten
                              Brenner verbrennen es übermäßig, indem sie der Flamme so viel Luft zuführen, daß das
                              Maximum der Leuchtkraft überschritten wird und eine Menge lichtgebender
                              Bestandtheile vor ihrem Erglühen zu nicht leuchtender Kohlensäure verbrannt werden.
                              Es gibt gute und schlechte Brenner für kleinen, mittlern und großen Consum; im
                              Allgemeinen ist es schwierig, kleinen Leuchtgasflammen verhältnißmäßig denselben
                              Effect zu verleihen wie großen Flammen, weil bei geringem Consum die Schwierigkeit
                              steigt, von der in der Zeiteinheit gering entströmenden Gasquantität überschüssige
                              Luft abzuhalten. Man wird deshalb, um eine geforderte Lichtmenge zu erreichen, stets
                              im Vortheil sein, wenn
                              große, höchstens Brenner mittlern Verbrauches verwendet werden. Der beste von allen
                              Brennern ist der Argandbrenner; doch habe ich kürzlich einen solchen untersucht,
                              welcher bei anscheinend schönem Licht kaum 62 Proc. von dem einer anerkannt guten
                              Sorte ergab; es führt zu Trugschlüssen, wenn aus dem blosen Ansehen einer Flamme auf
                              ihre Leuchtkraft geschlossen wird. Bei Consum über 50l namentlich hört alle Schätzung auf und
                              ist dann lediglich die photometrische Bestimmung ausschlaggebend.
                           Der Quotient Consum/Leuchtkraft ist bei einem guten Argandbrenner = 9, bei schlechten
                              = 14, ist bei Brennern von mittlerm Consum für gute Construction = 12, für
                              ungünstige = 24, und steigert sich bei Brennern geringsten Consums bis zu 45. Jede
                              Brennervorrichtung beansprucht für das Maximum ihrer Leuchtkraft einen bestimmten
                              Druck, weshalb es für rationelle Verbrennung ebenso wichtig ist, die Leitungen durch
                              Flammenzahl nicht zu hoch in Anspruch zu nehmen; von den Klagen, welche bei den
                              Revierinspectionen einlaufen über schlechtes Brennen der Gasflammen, haben reichlich
                              die Hälfte ihren Grund darin, daß man im Lauf der Jahre einer Leitung, die z.B. für
                              10 Flammen eingerichtet war, zumuthet jetzt 20 und mehr Flammen zu speisen; es ist
                              leicht einzusehen, daß durch solche Verhältnisse das Leuchtgas unverschuldet oft
                              Anfeindungen ausgesetzt ist. Jeder Gasconsument wird an den Flammen geringe
                              Schwankungen beobachten, welche ihren Grund in dem zu den verschiedensten Zeiten
                              erfolgenden Oeffnen und Schließen tausender von Gashähnen haben; obzwar nun diese
                              Druckschwankungen in den Anstalten nicht etwa täglich, sondern stündlich und zu
                              manchen Zeiten von 10 zu 10 Minuten der sorgfältigsten Beobachtung unterliegen, so
                              ist man bei den großen Entfernungen und bei einer Rohrnetzausdehnung von nahe 600km nicht im Stande, sie gänzlich zu
                              eliminiren. Wohl aber kann dies jeder Consument durch Einschaltung eines
                              Gasregulators zwischen Gaszähler und Brenner an Stellen, die für Unberufene
                              allerdings unzugänglich sein müssen. Neuestens strebt man danach, diese Regulatoren
                              dicht unter den Brennern selbst anzuordnen; ich weise aus den vielen sinnreichen
                              Constructionen nur auf die Giroud'schen Regulatoren (* 1874 212 469) hin, die aus einem cylindrischen Messingbehälter bestehen, in
                              welchem in Glycerin sich eine sehr dünne Metallglocke durch die unter ihr
                              entstehenden Veränderungen im Gase auf und niederbewegt. Sie hat seitlich ein
                              kleines Loch zum Durchströmen des passenden Gasquantums und in der Mitte der
                              Oberseite einen kleinen Metallkegel, der sich in die conische Oeffnung des
                              Ausströmungsrohres legt
                              und diese dadurch mehr oder weniger abschließt. Zur zweckdienlichen Verwendung des
                              Leuchtgases sind eben einige intellectuelle Bedingungen zu erfüllen; dann aber
                              gewährt die Gasbeleuchtung in vollem Maße ihre eminenten Vorzüge gegenüber jedwedem
                              Leuchtmaterial.
                           Das Leuchtgas dient für wissenschaftliche, industrielle und Zwecke der Haushaltung
                              und auch zum Heizen. Seine überaus große Reinlichkeit, der Wegfall sämmtlicher
                              Leerfeuerung und die Leichtigkeit seiner Regulirung haben ihm bereits ausgedehnte
                              Verwendung hierfür gesichert. Um es mit Vortheil dabei benützen zu können, mischt
                              man es, wie vor vielen Jahren schon Bunsen in Heidelberg
                              und Elsner in Berlin zeigten, mit etwa dem halben Volum
                              Luft und verbrennt es in besonders construirten Brennern. Dabei verschwindet die
                              Leuchtkraft vollständig, man beachtet bei richtiger Luftmischung die bekannte blaue
                              Flamme; in derselben tritt fast sämmtliche Wärme in den Verbrennungsproducten auf,
                              die strahlende Wärme des leuchtenden Mediums fehlt und erhöht je nach der
                              Vollkommenheit angewendeter Heizvorrichtungen den Effect um 25 Proc. Dieser muß
                              nothwendigerweise durch die Natur brennender Körper bedingt sein. Die höchste
                              theoretische Verbrennungswärme entwickelt bekanntlich das Wasserstoffgas, von dem
                              1g in Sauerstoff verbrannt 34462c zu erzeugen vermag; Kohlenoxyd unter
                              denselben Umständen nur 2403c, Sumpfgas
                              13063c und ölbildendes Gas 11858c. Die aus 1g Wasserstoff erzeugte Wärme ist somit am
                              höchsten, die aus 1g Kohlenoxyd am
                              geringsten. Bei der Frage nach dem praktischen Nutzeffect brennender Gase wäre
                              zunächst zu betonen, daß obige Gewichtseinheit auf die Volumeinheit zu übertragen
                              ist. Wenn man im gewöhnlichen Leben nicht danach fragt, wie viel Gramm
                              Wasserstoff- oder Leuchtgas erforderlich sind, einen gewünschten Heizeffect
                              hervorzubringen, sondern wie viel Liter resp. Cubikmeter, so hat man sich daran zu
                              erinnern, daß ein Volum der betreffenden Gase eine Wärme gibt, die außer von der
                              Verbrennungswärme abhängig ist von dem specifischen Gewicht des brennenden Körpers,
                              wie von der specifischen Wärme der Verbrennungsproducte. Beide Factoren sind für die
                              in Rede stehenden Gase verschieden und daher kommt es, daß – gleiche Volume
                              vorausgesetzt – die Heizkraft in einem noch unermittelten Verhältniß steigt
                              mit der Leuchtkraft eines Gasgemenges. Dies zu erhärten, ermittelte man in mehreren
                              angestellten Versuchen, welche Quantitäten verschieden stark leuchtender Gasgemische
                              erforderlich sind, um 1l Wasser von
                              Brunnentemperatur (10°) bis 100° zu erhitzen. Ein dünnes
                              Weißblechgefäß von 8cm Höhe und 16cm Durchmesser wurde mit 1k Wasser von 10° beschickt, mit
                              einem Deckel bedeckt, ein Thermometer eingesenkt und mittels Steinkohlengas bei einem
                              stündlichen Consum von 100l erhitzt; dazu
                              diente ein dreifacher Bunsen'scher Brenner, welcher Flammen von je 40mm Höhe erzeugte. Die Entfernung des
                              Gefäßbodens von der Flammenbasis betrug 20mm. Das Wasser kochte bei 30l,8
                              Consum in 18,5 Minuten; die Abweichungen der einzelnen Versuche sind ganz
                              unbedeutend. Durch Vermittlung des Gasmesserfabrikanten J. Pintsch erhielt ich Oelgas, wie es aus Paraffinöl sächsischer
                              Paraffin- und Solarölfabriken auf dem Bahnhof der kgl.
                              Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn hierselbst erzeugt wird. Dieses Gas
                              besteht in Vol. Proc. durchschnittlich aus 50 Sumpfgas, 15 Wasserstoff, 15
                              Kohlenoxyd, 20 lichtgebender Bestandtheile, hat ein hohes specifisches Gewicht von
                              0,7 gegen Steinkohlengas von 0,4, die dreifache Leuchtkraft des letztern, und zu
                              seiner vollständigen Verbrennung ist ein wenigstens gleich großes Luftquantum
                              erforderlich. Um die beim Steinkohlengas angewendete Menge von 100l pro Stunde mit ebenfalls Flammen von
                              40mm Höhe verbrennen zu können, ist man
                              in Folge dessen genöthigt, einen sechsfachen Bunsenbrenner anzuwenden. Die
                              Entfernung der Flammenbasis vom Gefäßboden betrug ebenfalls 20mm. Zur Erhitzung von 1k Wasser von 10° zu 100°
                              brauchte man als Mittel mehrerer nahezu übereinstimmender Versuchs 18l,25 Gas in 10,25 Minuten. Man ersieht also
                              daß 1 Vol. Kohlengas für Heizzwecke sich durch 2/3 Vol. Oelgas bequem ersetzen läßt.
                              Es liegt somit nahe, daß 1 Vol. Wasserstoffgas, in gleicher Weise wie oben
                              verbrannt, noch weniger heizt als ein Volum des erstern. Reines Wasserstoffgas wurde
                              in einem Bunsenbrenner mit regulirbarem Luftzutritt und einem Consum von 100l pro Stunde verbrannt, wobei eine Flamme
                              von 60mm Höhe erhalten wurde; als
                              passendste Entfernung des Gefäßbodens von der Flammenbasis erachtete man 25mm dicht über dem innern Flammenkegel. Um
                              das Wasser auf 100° zu erhitzen, waren 54l Wasserstoffgas in 33 Minuten erforderlich. Diese Versuche sind
                              wiederholt worden für Kohlengas in einem Bunsen- Finkner'schen Brenner mit
                              selbstthätig regulirendem Luftzutritt, welcher 100l pro Stunde consumirte; man erhält dabei
                              eine rein blaue Flamme von 110mm Höhe mit
                              einem innern Kegel von 60mm. Die Versuche
                              zielten darauf hin, zu ermitteln, welchen Einfluß die Entfernung der Flammenbasis
                              vom Gefäßboden auf den Effect ausübt, wenn 1k Wasser von 10° auf 100° erhitzt wird; man braucht bei
                           
                              
                                 
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                                 60
                                 Entfernung
                                 30,2
                                 in
                                 18,5
                                 Minuten
                                 
                              
                                 40
                                 „
                                 28,6
                                 „
                                 17,7
                                 „
                                 
                              
                                 20
                                 „
                                 31,2
                                 „
                                 19,3
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Durchschnitt
                                 30,0
                                 in
                                 18,5
                                 Minuten.
                                 
                              
                           
                           Bemerkenswerth erscheint also, daß die Entfernung innerhalb dieser Grenzen für ein
                              und denselben Brenner von nicht wesentlichem Einfluß ist. Der nutzbare Heizeffect
                              der untersuchten Gasarten stellt sich also folgendermaßen:
                           
                              
                                 1cbm
                                 Steinkohlengas
                                 erzeugt
                                 3000c
                                 
                              
                                 1
                                 Oelgas
                                 „
                                 4932
                                 
                              
                                 1
                                 Wasserstoffgas
                                 „
                                 1667.
                                 
                              
                           Mithin wird die Wärmequelle für gleiche Volume um so
                              ergiebiger sein, je specifisch schwerer ein Gas, bedingt durch hohen Gehalt
                              lichtgebender Bestandtheile, ist. Hierbei sind die Dämpfe tropfbar flüssiger
                              Kohlenwasserstoffe, wie eingangs erwähnt, sehr ausschlaggebend; ihre Quantität
                              beeinflußt die Leuchtkraft. Sie ist ohne Zweifel auch mitbedingend für das
                              specifische Gewicht des Gases. Da diese Körper nahezu dieselbe Dichte wie Benzol
                              haben, wird ihre Dampfdichte von der des Benzols, welche 2,7 beträgt, nicht fern
                              liegen und somit einen Einfluß auf das nur 0,425 schwere Leuchtgas sehr wohl ausüben
                              können. Für die kleinen Schwankungen im specifischen Gewicht des Gases ist man
                              seither geneigt, die specifisch schwere Kohlensäure als beeinflussend zu betrachten.
                              Nach den vom Verfasser seit Jahren auf den städtischen Werken in Berlin ausgeführten
                              Kohlensäure-Bestimmungen ist jedoch dieser Körper ein so ausnehmend
                              constanter Gasbestandtheil, jene Dämpfe im Gegentheil durch Temperatur, Ruhe und
                              Bildungsweise des Leuchtgases ein offenbar so variables Medium, daß sie gewiß vor
                              der Kohlensäure für das verschiedene specifische Gewicht maßgebend sein werden. Die
                              Heizkraft wird sicher durch diese Körper alterirt. Das erwähnte Oelgas, welches
                              gewiß am reichsten tropfbar flüssige Kohlenwasserstoffe gelöst enthält, wird
                              bekanntlich auf der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn in Kesseln von
                              15mm Wandstärke auf 9at comprimirt und dann in kleine
                              Recipienten übergefüllt, die als Reservoire zur Eisenbahn-Gasbeleuchtung
                              dienen. Bei dieser Manipulation erzeugt sich am Boden jener Hauptdruckkessel eine
                              ölige Flüssigkeit – ähnliche Kohlenwasserstoffe wie die durch Kälte aus
                              Steinkohlengas ausgeschiedenen; das Gas büßt bei dieser Manipulation erfahrungsgemäß
                              etwas an seiner Leuchtkraft ein und ebenso an seiner Heizkraft. Als mit dem
                              comprimirten Gase, genau so wie angegeben, 1k Wasser zum Kochen erhitzt wurde, brauchte man als Mittel mehrerer
                              Versuche 19l,2 in 12 Minuten gegen 18l,25 in 10,25 Minuten bei nichtcomprimirtem
                              Oelgase. Der nutzbare Heizeffect stellt sich also pro 1cbm auf 4688c gegen 4932c bei nicht comprimirtem Gase.
                           Man begegnet Schwierigkeiten, wenn in einfachen Bunsenbrennern Oelgas mit gleich
                              hohen Flammen wie Steinkohlengas verbrannt werden soll. Der Luftzutritt ist
                              ungenügend und die Flammen zeugen leuchtende Spitzen. Dies zu vermeiden, bediente
                              sich Verfasser vor Jahren einer Abänderung, die darin bestand, daß auf dem obern,
                              mit Gewinde versehenen Theil des Brennerrohres mittels Mutter sich ein Trichter auf
                              und nieder bewegen ließ, dessen Rohr etwas höher und weiter war als das innere,
                              dessen breite Fläche sich aber luftdicht auf eine horizontal, etwas oberhalb der
                              gewöhnlichen Luftzuströmungsöffnungen angebrachte Platte legte; die sonst theilweise
                              leuchtende Flamme brennt sofort rein blau, wenn man durch geringes Hochschrauben des
                              Trichters in die Flamme zum zweiten Mal Luft einführt. Um das leichte
                              Herunterschlagen solcher Flammen zu verhüten, schrägt Pintsch die Mündung des Brennerrohres ab und fixirt darüber einen dieser
                              schrägen Fläche entsprechenden Metallkranz; wird derselbe durch Schrauben vom innern
                              Rohr etwas abgehoben, so tritt gleichfalls zum zweiten Mal Luft zur Flamme, erzeugt
                              ein reines Blaubrennen derselben, hält das innere Rohr kühl und beseitigt somit die
                              Gefahr des Herunterschlagens.
                           Der Preis des Steinkohlen-Leuchtgases zum Heizen ist geringer als der des
                              Petroleums, das jetzt ja vielfach hierzu verwendet wird. Wenn Petroleum (spec. Gew.
                              = 0,9) nichtleuchtend verbrannt würde, könnte der nutzbare Heizeffect beider
                              Substanzen beim jetzigen Preis von 30 Pf. für 1l nahezu gleich sein; da jedoch beim Petroleum in den gebräuchlichen
                              Kochapparaten durch Strahlung nicht unbedeutende Verluste eintreten, so ergibt sich,
                              daß 19g,5 Petroleum = 30l,75 Gas sind. Dieses Gas kostet in Berlin
                              0,492 Pf., jene Menge Petroleum 0,651 Pf.; es sind dies auch fast die Preise, welche
                              zur Erhitzung von 1k Wasser von 10°
                              zu 100° erforderlich sind.
                           
                              (Schluß folgt.).