| Titel: | Reinigung der Brauerei-Abwässer. | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 493 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Reinigung der
                           Brauerei-Abwässer.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              X [b.c/2].
                        Luhe und Egernuß' Reinigung der
                           Brauerei-Abwässer.
                        
                     
                        
                           Eine jede Brauerei, welche ihre Cloakenwässer, auch ohne von Sanitätswegen
                              aufgefordert zu werden, reinigt und dann erst abfließen läßt, wird einen
                              wesentlichen Vortheil erzielen, welcher in keinem Verhältniß zu den Kosten der
                              Anlage einer solchen Wasserreinigung steht. Auch sind schon mehrfach die schädlichen
                              Einflüsse der schmutzigen Wässer auf die Gähr- und Lagerkellerluft, sowie das
                              darin aufbewahrte Bier nachgewiesen worden.
                           In der Brauerei Hütteldorf bei Wien ist eine neue derartige Einrichtung im Gebrauche,
                              welche, soweit sie sich auf die Filtration bezieht, von Wilhelm Luhe und Josef Egernuß
                              patentirt wurde und in Fig. 33 und 34 im Princip
                              veranschaulicht ist.
                           Es wird das gesammte Schmutzwasser in einen Canal A
                              geleitet, wo dasselbe das unterschlägige Wasserrad a in
                              Bewegung setzt. An der Zapfenwelle dieses Wasserrades befindet sich ein Kegelrad,
                              welches in ein zweites Rad auf der stehenden Welle b
                              eingreift und dieselbe umdreht. Die Welle ist in Seitenstützen gelagert und trägt am
                              obern Ende ein kleines Stirnrad c, welches durch das
                              größere Stirnrad d die zweite stehende Welle e mit dem Rührer f in
                              Bewegung setzt. Dieser Rührer bewegt sich in einem Gefäße g, in welcher die im Kasten h hergerichtete
                              Kalkmilch einläuft. Durch den Gang des Wasserrades
                              wird die Kalkmilch umgerührt, und hat das Gefäß g einen
                              regulirbaren Schieber, welcher durch den schnellern oder langsamern Gang des
                              Wasserrades, entsprechend dem größern oder geringern Zulauf des Abwassers, sich
                              derart regulirt, daß dem Wasser durch das Rohr l nicht
                              mehr Kalkmilch zugefügt wird, als zu dessen Reinigung erforderlich ist.
                           Ein zweites Gefäß m enthält die übrigen
                              Desinfectionsmittel, welche außer Kalkmilch zur Reinigung nöthig sind, deren Menge
                              natürlich nach der Beschaffenheit des zu reinigenden Wassers vorher bestimmt werden
                              muß. Das am Gefäße m befindliche Ventil wird ebenfalls
                              durch den Gang des Wasserrades regulirt, wodurch eine ganz verhältnißmäßige
                              Beimischung herbeigeführt wird, welche durch das Rohr n
                              zum Canal vermittelt wird.
                           Der Canal A ist, wie bei B
                              ersichtlich, mit Versetzsteinen vermauert, so daß das Wasser sich durch diese
                              Vorrichtung mit der Kalkmilch zuerst und dann mit den übrigen Ingredienzien gehörig
                              vermischt. Von A fließt nun die ganze Flüssigkeit in ein
                              größeres Reservoir C; durch den Holzkasten D ist dieselbe genöthigt, ihren Weg nach unten zu
                              nehmen, und da dieses Reservoir mit einem Sieb E
                              überdeckt ist, sind die schwerern oder dickflüssigen Bestandtheile zur Ablagerung an
                              dieser Stelle gezwungen und werden dieselben leicht und ohne das Wasser aufzurühren
                              durch daß Paternosterwerk (Elevator) F entfernt.
                           Das nun schon vom schlimmsten Schlamm befreite Wasser drückt sich durch das Sieb E von unten nach oben und fällt durch den schmalen Raum,
                              welcher bei G durch einen Holzbalken begrenzt ist, in
                              den untern Theil des Reservoirs H. Von hier aus muß das
                              Wasser zwischen die in einem Holzgestell eingelegten Holzstäbe K und die hierauf gehäuften Filtrationsbestandtheile,
                              welche aus einer Lage Kohlenschlacken, dann einer Lage Kokes und endlich Schotter
                              und Sand bestehen, passiren. Das Wasser steigt hierauf wieder und fällt durch den
                              schmalen Raum, welcher bei G' ebenfalls mit einem
                              Holzbalken begrenzt ist, in den untern Raum des wie H
                              construirten Reservoirs H', in welchem das Wasser
                              dieselbe Filterprocedur durchzumachen hat, und von wo dasselbe alsdann in den Canal
                              L abfließt.
                           Die Oeffnungen M₁, M₂, M₃ der Reservoire C, H und H', welche durch
                              die Schieber N₁, N₂, N₃ mit dem Canal O correspondiren und sämmtlich in den Schacht P einmünden, worin ein zweites Paternosterwerk F' angelegt ist, dienen dazu, um den sich unter der
                              Filtrationslage angesammelten Schlamm und Unrath derart zu entfernen, daß immer nur
                              ein Schieber geöffnet wird und das Paternosterwerk so lange in Thätigkeit bleibt,
                              bis letzteres reines Wasser fördert, während die Filtration ununterbrochen vor sich
                              geht.
                           Der Canal S gestattet bei etwaigen Störungen in der
                              Filtrationsanlage freien Abzug des Wassers. (Nach der Allgemeinen Zeitschrift für
                                    Bierbrauerei, 1876 S. 95.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
