| Titel: | Notizen von der Weltausstellung in Philadelphia 1876; von Ingenieur Müller-Melchiors. | 
| Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 505 | 
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                        Notizen von der Weltausstellung in Philadelphia
                           1876; von Ingenieur Müller-Melchiors.
                        Mit Holzschnitten und Abbildungen auf Tafel XI.
                        (Fortsetzung von S. 418 dieses
                           Bandes.)
                        Müller-Melchiors, Notizen von der Weltausstellung in
                           Philadelphia 1876.
                        
                     
                        
                           58. Indirect intermittirend wirkender
                                 Regulator von Johann Georg Bodemer.
                           Die Zahl der in Philadelphia ausgestellten Regulatoren war Legion, und wir hatten
                              schon mehrfach, um unserer Referentenpflicht zu genügen, über besonders
                              eigenthümliche Constructionen berichtet, welche in der Maschinenhalle zu finden
                              waren.Vgl. Condé und Shive * 1876 221 198. 395. Tremper * 1876 222
                                    103. (S. auch Maxim * 1876 222 296.) Indessen hatten alle diese, außer mehr oder weniger gelungenen
                              Detailconstructionen, nichts wesentlich Neues aufzuweisen und stehen weit hinter
                              zwei deutschen Ausstellungsobjecten zurück, von denen in folgendem zunächst der
                              Regulator von J. G. Bodemer in Zschopau (Sachsen)
                              beschrieben werden soll. Um jedoch die wesentliche Charakteristik dieser
                              geistreichen Construction genügend klar zu legen, möge es uns gestattet sein, vorher
                              einen Ueberblick über die bestehenden und überhaupt möglichen Systeme von
                              Geschwindigkeitsregulatoren vorausgehen zu lassen.
                           Die zur Bewegungsregulirung der Motoren bestimmten Apparate werden seit langer Zeit
                              eingetheilt in statische und astatische Regulatoren, unabhängig davon, ob sie
                              Centrifugal-Regulatoren seien, oder auf irgend eine andere Weise (wie Allan, Moncrieff u.a.) die veränderte
                              Umdrehungsgeschwindigkeit der Maschine zum Ausdruck bringen. Als
                              Unterscheidungsgrund gilt dabei, daß der statische
                              Regulator für jede Stellung je eine besondere Gleichgewichtsgeschwindigkeit hat, der
                              astatische dagegen in allen Stellungen dieselbe
                              Gleichgewichtsgeschwindigkeit fordert. Diese Eintheilung bezieht sich jedoch blos
                              auf den Geschwindigkeitsmesser, welcher nur die eine
                              Hälfte des Mechanismus darstellt, den man als Regulator zu bezeichnen pflegt; den
                              zweiten Bestandtheil constituirt das Stellzeug, welches den
                              Zweck hat, nach Maß der Angabe des Geschwindigkeitsmessers die Wiederherstellung der
                              normalen Tourenzahl zu veranlassen. Erst durch das Zusammenwirken beider Mechanismen findet die Regulirung statt; von einer
                              richtigen Combination derselben hängt es ab, ob der Regulator gut oder schlecht
                              fungirt, und dieser Gesichtspunkt muß somit die Grundlage einer rationellen
                              Eintheilung der Regulatoren bilden.
                           Hiernach ist zunächst zu unterscheiden, ob das Stellzeug
                              seine Bewegung ausschließlich von dem Geschwindigkeitsmesser empfängt, oder ob der letztere nur dazu dient, die
                              Bewegung des Stellzeuges einzuleiten, während dasselbe seinen Antrieb von einer
                              Kraftquelle außerhalb des Geschwindigkeitsmessers erhält. Im erstem Falle heißt der
                              Regulator direct wirkend, im letztern Falle indirect wirkend, oder Regulator
                                 mit Schaltwerk.
                           Die Verbindung zwischen Geschwindigkeitsmesser und Stellzeug, unabhängig davon, ob
                              sie direct oder indirect ist, kann jedoch ferner entweder eine continuirliche oder eine intermittirende sein.
                              Im erstern Fall bedingt jede Bewegung des Geschwindigkeitsmessers, welche eine
                              Abweichung von der normalen Tourenzahl bezeichnet, eine entsprechende (aber nicht
                              nothwendig proportionale) Einwirkung des Stellzeuges auf den zu regulirenden Motor;
                              bei intermittirend wirkenden Regulatoren hingegen ist die Verbindung zwischen
                              Geschwindigkeitsmesser und Stellzeug zeitweise gelöst, so daß letzteres nicht im
                              Stande ist, die Bewegungen des erstem ununterbrochen zu übertragen.
                           Ein weiterer Unterscheidungsgrund liegt bis jetzt nicht vor und ist auch der Natur
                              der Sache nach nicht wohl denkbar, wir können daher folgende Eintheilung
                              treffen:
                           
                              
                                 
                                    direct continuirlich wirkende
                                    
                                    direct intermittirend wirkende
                                    
                                    indirect continuirlich wirkende
                                    
                                    indirect intermittirend wirkende
                                    
                                 
                                    
                                    
                                 statischeRegulatoren,
                                 
                              
                           während von astatischen Regulatoren aus später anzuführenden
                              Gründen nur anzuführen sind:
                           direct continuirlich wirkendeastatische Regulatoren.
                           Somit haben wir im ganzen fünf Gruppen, welche wir nun im Hinblick auf ihre
                              Regulirfähigkeit betrachten wollen, absehend von allen Constructionsdetails,
                              obgleich wohl wissend, daß grade hierin der Schwerpunkt der praktischen Bewährung
                              einer jeden Regulirvorrichtung liegt.
                           Von der ersten Klasse, direct und continuirlich wirkende
                                 statische Regulatoren, ist es bekannt, daß bei stattfindender Verminderung
                              des Widerstandes und
                              steigender Regulatorhülse der Motor bleibend auf eine höhere Geschwindigkeit
                              eingestellt wird, durch welche der neue Widerstand wieder um ein gewisses vermehrt
                              wird und so mit der gleichzeitig verminderten Arbeitsleistung des Motors zu einem
                              neuen Beharrungszustand zusammentrifft.
                           Der Ausdruck Regulatorhülse ist hier allgemein gebraucht für jenen Theil des
                              Geschwindigkeitsmessers, welcher die Geschwindigkeitsänderungen auf das Stellzeug
                              zur Geltung bringt, und möge auch in der weitern Entwicklung in diesem Sinne
                              verstanden werden; ebenso sei es ein für alle Mal gestattet, bei Beschreibung der
                              Functionirung des Regulators stets nur die Annahme steigender Kugeln und einer Geschwindigkeitszunahme abzuhandeln, mit dem selbstverständlichen Bemerken, daß bei
                              Zunahme des Widerstandes und abnehmender Geschwindigkeit
                              das analog Entgegengesetzte stattfindet.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 222, S. 507
                              
                           Die Regulirung der erstern Gruppe ist nach obigem unvollkommen zu nennen, weil sie
                              die Erhaltung der normalen Geschwindigkeit unmöglich macht und bei jeder Aenderung
                              des Widerstandes nach einer Zahl auf- und absteigender Schwankungen eine neue
                              Geschwindigkeit veranlaßt, wie dies in beistehendem Holzschnitte Figur I dargestellt ist. Derselbe ist einer
                              Abhandlung„Beweis der Unbrauchbarkeit aller astatischen
                                       Regulatoren“. Civilingenieur, 1873 7. Heft. Polytechnisches CentralblattCentrablblatt, 1874 S. 273. des leider so früh verstorbenen Professors Ludwig Kargl entnommen und stellt das Diagramm des Ueberganges der normalen
                              Geschwindigkeit v₀ auf die neue v₁ dar. Je mehr sich der Regulator einem
                              astatischen nähert, was durch Anordnung gekreuzter Arme oder des Großman'schen
                              Gewichtes geschehen kann, desto geringer ist die zulässige Differenz zwischen v₀ und v₁,
                              desto größer hingegen die Differenz zwischen den Uebergangsgeschwindigkeiten v
                              min und v
                              max, so daß ein solcher wenig statischer
                              Regulator unter Umständen gar nicht mehr zur Ruhe kommen kann. Nachdem aber diese
                              Schwankungen schädlicher sind als eine geringe dauernde
                              Abweichung von der Normalgeschwindigkeit, so verwirft Kargl alle astatischen und indirect wirkenden Regulatoren und empfiehlt
                              Anwendung des Watt'schen Pendel-Regulators in der ursprünglichen Gestalt, oder mit Porter'schem
                              Hülsengewicht; dabei ist jedoch zu bemerken, daß Kargl
                              die intermittirend wirkenden Regulatoren bei Abfassung seiner Abhandlung nicht im
                              Auge gehabt hat.
                           Im Anschlusse an die erste Gruppe sei zunächst der dritte, indirect continuirlich wirkender statischer Regulator, behandelt. Für die
                              unzähligen Variationen, welche sich hier für die Anordnung des Schaltwerkes und die
                              Einlösung desselben mittels des Regulators bieten, kann als Typus der bekannte
                              Frictionsscheiben-Mechanismus gelten, bei welchem die Regulatorhülse zwei
                              mitrotirende horizontale Scheiben angesetzt hat, zwischen denen die verticale
                              Scheibe der Schaltwerkswelle eingreift und beim Ausschlage des Regulators von einer
                              der beiden Scheiben in rechts- oder linksgängige Drehung versetzt wird.
                              Gleichfalls hierher gehört die bei Turbinen gebräuchliche Anordnung der
                              Riementransmission mit offenem und gekreuztem Riemen, deren abwechselnde Stellung
                              auf der Fest- oder Losscheibe der Schaltwerkswelle von einem mit der
                              Regulatorhülse verbundenen Hebel dirigirt wird.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 222, S. 508
                              
                           Die charakteristische Eigenschaft dieser Gruppe ist in der Entwicklung von Prof. Kargl durch das nachstehende Diagramm Figur II dargestellt, welches in der obern Hälfte das
                              Verhältniß zwischen Arbeitsleistung K und Widerstand W, in der untern die entsprechenden Geschwindigkeiten
                              anzeigt. Die Kurbelwege s sind als Abscissen, die Größen
                              K und W, sowie v als correspondirende Ordinaten aufgetragen; durch den
                              Weg s₀ herrscht der Anfangszustand: Kraft K₁ = Last W₁
                              bei normaler Geschwindigkeit v₀. Bei s₀ sinke der Widerstand W₁ auf W herab; in Folge dessen nimmt
                              die Geschwindigkeit zu, der Regulator steigt, das Schaltwerk wird eingelöst und
                              vermindert die Kraftabgabe des Motors, bis sie gleich dem verminderten Widerstande
                              W wird. Dies geschieht beim Kurbelwege s₁; gleichzeitig ist die Geschwindigkeit des
                              Motors vermöge des durch
                              die Fläche I ausgedrückten Kraftüberschusses stetig gestiegen, bis die
                              Maximalgeschwindigkeit v
                              max erreicht ist. Wenn nun im Punkte s₁ das Schaltwerk ausgelöst würde, so wäre die
                              Bedingung des neuen Beharrungszustandes: Kraft K = Last
                              W erfüllt, der Motor aber würde bei der neuen
                              Geschwindigkeit v
                              max fortrotiren.
                           Dies ist, wenn von dem Einflusse der Reibungswiderstände und der bewegten Massen des
                              Regulators abgesehen wird, die Wirkungsweise der intermittirend wirkenden Regulatoren, bei welchen nach Ueberschreitung von
                              v
                              max die Verbindung zwischen Stellzeug und
                              Geschwindigkeitsmesser ausgelöst wird; hiernach würde ein neuer Beharrungszustand
                              etwas unterhalb v
                              max eintreten, und auch mit Berücksichtigung
                              aller Nebenumstände zeigt sich, daß die intermittirend
                                 wirkenden Regulatoren stets zu wenig reguliren,
                              also gleichfalls nicht vollkommen sind.
                           Bei den indirect continuirlich wirkenden Regulatoren dagegen bleibt auch nach dem
                              Herabsinken unter v
                              max die Verbindung zwischen
                              Geschwindigkeitsmesser und Schaltwerk erhalten; es wird daher auch hinter dem Punkte
                              s₁ in dem Diagramm Figur II im selben Sinne fortregulirt, bis bei s₂ die normale Geschwindigkeit v₀ erreicht ist. Dabei sinkt
                              selbstverständlich auf dem Wege von s₁ nach s₂ unter Geschwindigkeitsabnahme von v
                              max auf v₀
                              die Arbeitsleistung genau ebenso viel, als sie früher von s₀ nach s₁, unter
                              Geschwindigkeitszunahme von v₀ auf v
                              max, gesunken war; da aber bei s₁ schon K = W geworden war, so wird im Punkte s₂ zwar die normale Geschwindigkeit erzielt, aber nicht die
                              Bedingung des Beharrungszustandes, da in s₂ die
                              Kraft kleiner ist als der Widerstand – und zwar um ebenso viel, als sie
                              früher denselben übertraf. In Folge dessen kann v₀ nicht erhalten bleiben, die Geschwindigkeit nimmt weiter ab hinter
                              dem Punkte s₂, bis bei s₃ das Minimum erreicht ist, indem nun wieder durch die
                              Functionirung des Schaltwerkes im entgegengesetzten Sinn die Kraft zugenommen und
                              bei s₃ den Widerstand erreicht hat. Da jedoch die
                              Geschwindigkeit noch immer unter der normalen steht, so wird fortregulirt, bis bei
                              s₄ wieder die normale Geschwindigkeit, damit
                              aber auch der ursprüngliche Kraftüberschuß erreicht ist.
                           Daraus ergibt sich, daß bei indirect continuirlich
                              wirkenden statischen Regulatoren nach einmal gestörtem Gleichgewichte das Eintreten
                              eines neuen Beharrungszustandes unmöglich ist und ein fortwährendes Schwanken um die
                              normale Geschwindigkeit stattfinden muß. Thatsächlich findet, wie auch Kargl zugibt, schließlich doch eine Einstellung auf den
                              neuen Beharrungszustand statt, indem einerseits die stets etwas verspätete Einwirkung des
                              Regulators, sowie anderseits die mit variabler Geschwindigkeit gleichfalls
                              veränderliche Größe des Widerstandes eine Verflachung der Oscillationsperioden
                              bewirkt.
                           Deutlicher wird dies in dem Diagramm Figur III
                              dargestellt, welches in dieser Gestalt zum ersten Male von J. G. Bodemer entwickelt wurde und ein äußerst klares Bild der
                              Vorgänge liefert, welche bei der Regulirung stattfinden. Das Bodemer'sche Diagramm besteht aus zwei Geschwindigkeitscurven, welche auf
                              die Kurbelwege als Abscissen bezogen sind, stellt jedoch gleichzeitig auch die
                              wechselnden Arbeitsgrößen dar und gibt so eine Combination der in Holzschnitt Figur II
                              getrennt gezeichneten Kargl'schen Diagramme zu einem
                              Bilde.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 222, S. 510
                              
                           Bis zum Punkte O herrscht Gleichgewicht zwischen Arbeit
                              und Widerstand; hier aber sinkt der Widerstand, und es entsteht ein
                              Arbeitsüberschuß, welcher, wenn keine Regulirung
                                 erfolgte, schließlich eine erhöhte Geschwindigkeit v' hervorbringen müßte, bei welcher neuerdings Beharrungszustand eintritt,
                              indem der bei v₀ verkleinerte Widerstand durch
                              die erhöhte Geschwindigkeit v' wieder auf seine
                              ursprüngliche Größe erhöht worden ist. Diese Thatsache ist bekannt und findet
                              praktischen Ausdruck bei der Berechnung des Widerstandes von Eisenbahnfahrzeugen,
                              dessen Formel z = a + bv + cv²
                              ersten Glieds die constanten, im zweiten Gliede den mit der einfachen
                              Geschwindigkeit wachsenden Widerstand ausdrückt, während das dritte Glied den
                              Luftwiderstand darstellt.
                           Wenn somit bei der Geschwindigkeit v₀ die
                              constanten und variablen Widerstände vermindert werden, so können doch mit
                              wachsender Geschwindigkeit die variablen Widerstände so viel zunehmen, daß zuletzt
                              deren Summe ihren ursprünglichen Werth vor der Reducirung
                              noch um den Betrag der Reduction der constanten Widerstände übertrifft. Dann findet
                              wieder Gleichgewicht zwischen Kraft und Last statt, und ein neuer Beharrungszustand
                              bei erhöhter Geschwindigkeit tritt ein. Diese Geschwindigkeit ist es, welche in dem Diagramme
                              Figur III durch die punktirte Ordinate v' bezeichnet ist, und die wir die im Punkte O herrschende ideelle
                                 Geschwindigkeit nennen wollen; sie gibt, wie aus dem Diagramm hervorgeht,
                              gleichzeitig ein Bild des im Punkte O stattfindenden
                              Kraftüberschusses.
                           Thatsächlich steigt jedoch die Geschwindigkeit nicht sofort auf v', sondern beginnt nur, mit der Tendenz v' zu erreichen, vom Punkte O an stetig anzuwachsen, während v' sowie der
                              bestehende Kraftüberschuß unverändert bleibt und durch die Parallele zur
                              Abscissenachse durch o ausgedrückt wird. Beim Punkte P kommt erst, in Folge der zur Massenbeschleunigung
                              desselben erforderlichen Zeit und Kraft, der Regulator zur Wirksamkeit und löst das
                              Schaltwerk ein; die Kraft wird vermindert, und dem entsprechend sinkt die Curve der
                              ideellen Geschwindigkeit vom Punkte p ab, während die
                              Curve der wirklichen Geschwindigkeit bei dem noch immer herrschenden Kraftüberschuß
                              fortwährend steigt. Im Punkte S schneiden sich beide
                              Curven, d.h. die Kraft ist so weit reducirt und die Geschwindigkeit so weit
                              gestiegen, daß der durch letztere erhöhte Widerstand der Kraft das Gleichgewicht
                              hält; wird die Kraft noch weiter vermindert, so muß die Geschwindigkeit sinken, da
                              nun ein Lastüberschuß entsteht, aber sehr langsam sinken, da gleichzeitig mit der
                              Geschwindigkeit auch die Widerstände abnehmen. Im Punkte S herrscht somit das Maximum der reellen Geschwindigkeit, und hier würde
                              daher die Auslösung des Stellzeuges beim intermittirend wirkenden Regulator
                              erfolgen. Beim indirect continuirlich wirkenden Regulator
                              dagegen bleibt das Schaltwerk noch in Thätigkeit und vermindert die Kraft, so daß
                              die ideelle Geschwindigkeitscurve weiter sinkt und im
                              Punkte Q die normale
                              Geschwindigkeit schneidet – zum Zeichen, daß sich hier Kraft und Last bei normaler Geschwindigkeit das Gleichgewicht halten würden.
                              Da aber für diesen Punkt die wirkliche Geschwindigkeit
                              noch immer höher ist, so dauert die Kraftabnahme fort; die wirkliche Geschwindigkeit
                              erreicht endlich im Punkte T die normale, muß aber
                              weiter fallen, da hier schon der Widerstand die Kraft übertrifft. Im Punkte T sollte nun das Schaltwerk im entgegengesetzten Sinne
                              eingelöst werden; der thatsächliche Eingriff desselben verzögert sich jedoch bis zum
                              Punkte R, hinter welchem nun die Kraft, und damit die
                              ideelle Geschwindigkeit, wieder zu steigen beginnt. Im Punkte S' schneiden sich beide Curven, und die reelle Geschwindigkeit beginnt nun
                              gleichfalls wieder zuzunehmen. Der negative Ausschlag ist jedoch schon bedeutend
                              kleiner, als der ursprüngliche war, und es wird nach kurzer Zeit wieder die
                              Normalgeschwindigkeit eintreten, da der indirect continuirlich
                                 wirkende Regulator,
                              wenn er überhaupt zur Ruhe gelangt, nur auf die Normalgeschwindigkeit
                                 einstellen kann.
                           Während somit das theoretische Diagramm Kargl's
                              Figur II für diese Gruppe von Regulatoren endlose
                              Schwankungen gleicher Amplitude nach einmaliger Störung des Beharrungszustandes
                              erwarten läßt, ist in dem Bodemer'schen Diagramm Figur III gezeigt, daß unter Umständen, bei langsamer Einwirkung des Schaltwerkes, eine
                              Wiederherstellung der normalen Geschwindigkeit erfolgen kann; durch ein anderes
                              Diagramm hingegen läßt sich zeigen, daß bei rascher Einwirkung
                                 des Schaltwerkes die Amplitude der Schwingungen fortwährend zunimmt, und
                              damit der ruhige Gang durch den Regulator selbst immer mehr gestört wird, ohne daß
                              jemals die Normalgeschwindigkeit wieder erreicht würde. Aehnliches ergab sich Seite
                              507 für die direct continuirlich wirkenden statischen Regulatoren, wenn sie sich den
                              astatischen nähern, und dieser Umstand erklärt vollständig die überraschende
                              Thatsache, daß ganz ähnliche Regulatormechanismen im einen Falle vortrefflich, im
                              andern gar nicht functioniren.
                           Im besten Falle können somit die Regulatoren der dritten Gruppe eine langsame
                              Wiederherstellung der normalen Geschwindigkeit erzielen, müssen jedoch gerade
                              deshalb einen großen Ausschlag der Regulatorhülse und eine hohe
                              Maximalgeschwindigkeit gestatten, ehe sie zur vollen Wirkung gelangen. Dies zu
                              beschleunigen und das „Zuviel-Reguliren“, welches nach
                              Figur III stets stattfinden muß, zu beheben, war
                              der Zweck eines auf der Weltausstellung in Wien 1873 ausgestellten, äußerst
                              sinnreichen Regulators (Denis * 1876 219 384), bei welchem die indirecte Einwirkung des
                              statischen Geschwindigkeitsmessers mit directem Angriffe desselben auf die
                              Drosselklappe verbunden war, so daß beim Rückgange der Kugeln von der
                              Maximalgeschwindigkeit das Schaltwerk fortfuhr, zuzudrehen, das direct verbundene
                              Stellzeug dagegen theilweise wieder öffnete und so eine Correctur bewirkte. Dieser
                              Regulator wurde allgemein, und auch in diesem Journal, sehr gelobt, und ist
                              allerdings in der Idee als erstes Auftreten einer Correcturvorrichtung vortrefflich
                              zu nennen, sowie die Versuche zeigten, daß thatsächlich eine rasche
                              Wiederherstellung der Normalgeschwindigkeit nach geringen Schwankungen erfolgte.
                              Dagegen ist an der Construction zu tadeln, daß sie, trotz der immerhin complicirten
                              Anwendung eines Schaltwerkes, in Folge des gleichzeitig beibehaltenen direct
                              wirkenden Stellzeuges nur für minimale Kraftäußerungen ausreicht, für welche ein
                              direct intermittirend wirkender Regulator einfacher und wohl ebenso gut wäre.
                           Von continuirlich wirkenden Regulatoren ist nach Erledigung der ersten und dritten Gruppe
                              unserer Eintheilung nur mehr der direct continuirlich wirkende
                                 astatische Regulator zu besprechen.
                           Die astatischen – parabolischen und pseudoparabolischen – Regulatoren
                              haben die Eigenthümlichkeit, daß sie, sobald die Geschwindigkeit das Normale
                              überschritten hat, fortwährend nach aufwärts steigen, selbst noch, nachdem die
                              Geschwindigkeit von dem Maximum zurückgeht, bis das Normale erreicht ist, wo sie zur
                              Ruhe kommen und erst bei einer unter das Normale sinkenden Geschwindigkeit
                              gleichfalls zu sinken beginnen. Sie scheinen somit zunächst in ihrer Wirkungsweise
                              vollkommen mit dem indirect continuirlich wirkenden statischen Regulator der dritten
                              Gruppe zusammen zu fallen, und dies ist auch der Grund, daß eine besondere Gruppe,
                              indirect continuirlich wirkende astatische Regulatoren,
                              nicht aufgestellt wurde, da bei continuirlichem indirectem Antrieb deren
                              charakteristische Eigenthümlichkeit gänzlich wirkungslos bleibt.
                           Bei näherer Betrachtung ergibt sich jedoch, daß der direct
                              continuirlich wirkende astatische Regulator noch
                              wesentlich ungünstiger arbeitet, als der indirect
                              continuirlich wirkende statische. Dies ist dadurch
                              begründet, daß der astatische Regulator, sobald er zu steigen begonnen hat, durch
                              die zunehmende Kraft des Austriebes der Kugeln eine Acceleration erhält, welche
                              fortwährend die Intensität der Einwirkung auf die Regulirungsvorrichtung erhöht,
                              während dieselbe bei einem Schaltwerk constant bleibt.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 222, S. 513
                              
                           Kargl hat dies in dem Diagramme Figur IV dargestellt. Beim Kurbelweg s₀ tritt der Kraftüberschuß P₁ = K₁ – W ein, in
                              Folge dessen Beschleunigung der Normalgeschwindigkeit v₀ auf v
                              max; dabei würde unter gleichmäßiger
                              Regulirung durch ein Schaltwerk der Kraftüberschuß P₁ nach der punktirten Linie abnehmen. Beim astatischen Regulator, dessen
                              Massenbeschleunigung Zeit erfordert, findet dies zunächst langsamer statt, bis die
                              Maximalgeschwindigkeit erreicht wird. Hier ist unter allen Umständen Kraft gleich
                              Last, weil sonst die Zunahme der Geschwindigkeit noch fortfahren müßte; hier beginnt
                              auch die Acceleration der Regulatorkugeln durch die fortwirkende Kraft des Ausfluges
                              und dem entsprechend eine Erhöhung der Einwirkungsintensität über diejenige des
                              Schaltwerkes, welche durch die punktirte Linie bezeichnet ist. Statt daher vom
                              Punkte s₁ an nach der punktirten Linie bis zu P₁ abzunehmen, nimmt die Kraft rascher ab, nach
                              dem durch die ausgezogene Diagrammlinie dargestellten Gesetze, so daß bei Erreichung
                              der normalen Geschwindigkeit im Punkte s₂ nicht
                              der ursprüngliche Kraftüberschuß P₁ (der Größe
                              nach mit negativem Zeichen), sondern eine noch größere Differenz P₂ auftritt, die sich noch auf P₃ erhöht, ehe der Regulator dem Einflusse der
                              nunmehr abnehmenden Geschwindigkeit folgt und die Kraft wieder vermehrt. Hieraus
                              resultirt dann neuerdings eine Erhöhung der Kraftdifferenz auf P₅ und P₆, so
                              daß Professor Kargl zum Schlusse gelangt:
                              „Jeder astatische Regulator beantwortet eine Differenz von Kraft und
                                 Last durch eine noch größere; ein neuer Beharrungszustand ist undenkbar, der
                                 Regulator unbrauchbar.“
                              
                           Thatsächlich findet allerdings der extreme Fall fortwährend erhöhter Schwankungen
                              nicht statt, da der Hub der Regulatorhülse begrenzt ist; außerdem werden die
                              Differenzen theilweise durch Reibungswiderstände ausgeglichen und um so geringer, je
                              mehr sich der Regulator einem statischen nähert, da ja die wenigsten vollkommen
                              astatisch sind. Dennoch dürfte man wenige astatische Regulatoren finden, deren Hülse
                              nicht an dem obern oder untern Anschlagringe ansteht.
                           Es ist nun auch nach früher gesagtem sofort einleuchtend, daß für intermittirend
                              wirkende Regulatoren der astatische Geschwindigkeitsmesser vollkommen unbrauchbar
                              ist, da deren Wirkung darauf beruht, daß beim Rückgange der Geschwindigkeit von der
                              maximalen herab die Verbindung des Stellzeuges ausgelöst wird. Nachdem aber der
                              astatische Regulator auch nach Erreichung der Maximalgeschwindigkeit die
                              Regulatorhülse noch fortwährend hebt, so läßt sich bei Anwendung desselben die
                              gewünschte intermittirende Verbindung zwischen Geschwindigkeitsmesser und Stellzeug
                              nicht construiren.
                           Intermittirend wirkende Regulatoren können daher nur statische – und zwar entweder direct oder indirect wirkende
                              sein, mit deren Besprechung die zweite und vierte Gruppe unserer Eintheilung
                              erledigt und damit der Kreis aller überhaupt möglichen Regulirungsvorrichtungen
                              geschlossen ist.
                           
                           Der erste direct intermittirend wirkende Regulator, dessen
                              Construction überhaupt veröffentlicht wurde, ist der vor einiger Zeit von Hagen (* 1875 217 1)
                              patentirte, und in den hier reproducirten Holzschnitten Fig. V und VI dargestellt.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 222, S. 515
                              
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 222, S. 515
                              
                           Auf der Regulirungswelle a sind
                              zwei Sperrräder b und b'
                              hinter einander aufgekeilt, welche hier der Deutlichkeit halber getrennt gezeichnet
                              sind. In b greift die Klinke c ein, in b' die Klinke c'; beide sitzen auf einem um o drehbaren
                              Hebel h, an dessen Ende die Regulatorzugstange z angreift. Beim Steigen der Kugeln nimmt c das Rad b mit, bis die
                              Maximalgeschwindigkeit erreicht ist; beim Rückgange bis zur normalen schnappt c über die Zähne von b, ohne
                              einzuwirken, während die Klinke c' beim Steigen des
                              Hebels h ganz ausgelöst wurde, da sie der Anschlag d' an einer weitern Drehung nach rechts hindert, so daß
                              sie erst von der Mittelstellung nach abwärts zum Eingriffe kommen kann. Hier ist
                              wieder die Klinke c durch den Anschlag d wirkungslos gemacht, so daß das Stellzeug stets nur
                              beim Ausgange der Regulatorhülse bewegt wird, beim Rückgange in die Mittelstellung
                              aber unverändert bleibt. Dadurch wird thatsächlich erreicht, daß die Regulirung
                              aufhört, sobald die Kraft gleich der reducirten Last ist; daß aber auch dadurch noch
                              nicht die normale Geschwindigkeit erreicht wird, wurde schon oben Seite 509
                              angedeutet und geht noch deutlicher aus dem Bodemer'schen Diagramme Figur III hervor. Hier schneiden sich die reelle und
                              die ideelle Geschwindigkeit im Punkte S, oberhalb der
                              normalen Geschwindigkeit v₀, woraus hervorgeht,
                              daß in diesem Punkte die verminderte Kraft und der mit der Geschwindigkeit erhöhte
                              Widerstand sich das Gleichgewicht halten. Sofort hinter S sinkt die reelle Geschwindigkeit, und es wäre somit bei dieser etwas
                              gesunkenen Geschwindigkeit ein neuer Beharrungszustand möglich, wenn der Regulator
                              thatsächlich schon hier außer Eingriff käme. In Folge des Beharrungsvermögens
                              dagegen wird der Regulator noch eine Zeit hinter S auch
                              bei abnehmender Geschwindigkeit in Thätigkeit bleiben und die Kraft weiter
                              reduciren. Ist die Regulirungseinwirkung sehr kräftig, d.h. fällt die Curve der
                              ideellen Geschwindigkeit sehr steil nach abwärts, so kann sie noch die Linie der normalen
                              Geschwindigkeit erreichen, ehe der Regulator außer Thätigkeit kommt, und somit eine
                              Einstellung auf die Normalgeschwindigkeit erzielen. Geht jedoch die Regulirung
                              langsam vor sich, wie dies durch die punktirte Linie des Diagrammes Figur III angedeutet ist, so fällt die ideelle
                              Geschwindigkeit nur noch ein kurzes Stück hinter S, etwa
                              bis q, und geht dann, bei ausgelöstem Regulator,
                              parallel zur Abscissenlinie v₀ weiter. Wenn dann
                              die reelle Geschwindigkeit bis s gesunken ist, so ist
                              Gleichgewicht zwischen Kraft und Widerstand eingetreten und der Motor rotirt in
                              einem neuen Beharrungszustand mit der falschen Geschwindigkeit v₀' weiter.
                           Während somit beim indirect continuirlich wirkenden Regulator eine langsame Einwirkung des Schaltwerkes erforderlich ist
                              (vgl. S. 512), bedingt der intermittirend wirkende eine möglichst rasche Thätigkeit desselben; dann sind die eventuellen
                              Abweichungen von der Normalgeschwindigkeit nur unbedeutend und jedenfalls weniger
                              nachtheilig als die großen Schwankungen, welche die continuirlich wirkenden
                              Regulatoren bedingen, ehe sie die Normalgeschwindigkeit wieder herstellen.
                              Allerdings ist in Folge dieses Umstandes der direct intermittirend wirkende
                              Regulator durchaus nicht vollkommen zu nennen, um so weniger als eine Steigerung
                              seiner Energie zur Expansions- oder Schützenregulirung unmöglich, oder gewiß
                              nur auf Kosten der Empfindlichkeit erreichbar wäre.
                           Um diesem Mangel zu begegnen, hat Bodemer zum ersten Male
                              in der Maschinentechnik einen Regulator der vierten Gruppe indirect und intermittirend wirkend construirt und denselben endlich noch
                              mit einer CorrecturvorrichtungCorrecturvorichtung versehen, welche den principiellen Fehler intermittirender Regulatoren,
                              zulässige Abweichung von der Normalgeschwindigkeit, behebt.
                           Nachdem letzterer Uebelstand für eine Mehrzahl von Anwendungen der Maschinenkraft
                              wenig Beachtung verdient, empfiehlt Bodemer im
                              Allgemeinen den einfachen indirect intermittirend
                              wirkenden Regulator und gibt für denselben mehrere äußerst gelungene Constructionen
                              an, wie der Erfinder auch in seiner Spinnerei einen derartigen Regulator schon zwei
                              Jahre lang, allen Anforderungen genügend, im Betriebe hat. Von wesentlicher
                              Bedeutung und nicht so einfach, als es auf den ersten Anblick scheint, ist dabei
                              auch die Erfüllung der Anforderung, daß der Regulator, wenn während des Rückganges abermals eine Kraft- und
                              Geschwindigkeitszunahme erfolgt, beim neuerlichen Aufsteigen sofort die
                              Schaltvorrichtung wieder einlöst.
                           Als vollkommene Lösung des Problems der
                              Motoren-Regulirung, sowie als eine der wenigen epochemachenden Neuerungen,
                              welche in Philadelphia erschienen waren, verlangt jedoch die neueste Erfindung J. G. Bodemer's, der indirect
                                 intermittirend wirkende Regulator mit Correcturvorrichtung eingehende
                              Erörterung. Nachdem hier gleichzeitig einige der Mechanismen angewendet sind, welche
                              Bodemer für das einfachere System ohne Correctur
                              empfiehlt, so können wir näheres Eingehen auf dieses füglich unterlassen.
                           Von den zwei in Philadelphia ausgestellten Regulatoren ist der einfachere, welcher
                              speciell für Dampfmaschinen zur Regulirung der Expansion bestimmt ist, in Fig. 1 und 2 Tafel XI
                              dargestellt, während eine complicirtere Anordnung zur Schützenregulirung für
                              Turbinen und Wasserräder bestimmt ist und später besprochen werden soll.
                           Wie aus den Zeichnungen ersichtlich, wird als Geschwindigkeitsmesser ein Buß'scher
                              Regulator angewendet, der allgemein als astatisch gilt und daher nach unserer obigen
                              Entwicklung (Seite 514) für den hier angestrebten Zweck intermittirender
                              Stellzeugverbindung unbrauchbar wäre. Der Buß'sche Regulator kann nun allerdings
                              annähernd astatisch gemacht werden; sein Hauptvorzug ist jedoch die Empfindlichkeit
                              und Energie seiner Wirkung, und aus diesem Grunde wird er hier angewendet, um das
                              Schaltwerk ein- oder auszulösen. Dieses ist in Figur 1 auf der linken
                              Seite im Schnitt, rechts in der Ansicht dargestellt. Beiderseits ist über der
                              durchgehenden Spindel s je eine Hülse h, beziehungsweise h' frei
                              beweglich gelagert, welche mittels der Schnurrollen r,
                                 R, sowie r', R' und einer offenen und gekreuzten
                              Schnur in entgegengesetzter Richtung angetrieben werden. Die verticale
                              Regulatorspindel erhält ihren Antrieb mittels der Kegelräder k und K; auf letzterm ist eine Riemenscheibe
                              angegossen, durch welche die Welle S, auf der K, R und R' aufgekeilt sind,
                              von der Schwungradwelle ihren Antrieb erhält. Die Spindel s ist für gewöhnlich in Ruhe und hat am linken Ende eine Schnecke
                              aufgekeilt, die in ein Schneckenrad eingreift; – beim Steigen des Regulators
                              rotirt dieses Rad nach rechts, beim Sinken nach links. Wird dasselbe mit der
                              Expansionsschieberstange einer Meyersteuerung durch Laufkeil verbunden, wie dies in
                              Figur 1
                              angedeutet ist, so findet im ersten Falle Verminderung, im zweiten Vermehrung der
                              Füllung statt; selbstverständlich läßt sich die Bewegung der Spindel s in ähnlichem Sinne auf jede andere Steuerung oder
                              Drosselklappe übertragen.
                           Es ist nunmehr zu erklären, in welcher Weise die beiden Schaltwerke eingelöst und mit
                              der Spindel s verbunden werden, um dieselbe im einen
                              oder andern Sinne zu verdrehen. Zu diesem Zwecke hat die Spindel auf beiden Seiten
                              von der verticalen Mittelachse (Fig. 1) je ein
                              cylindrisches Führungsstück aufgebolzt, über welches die Metallconusse 
                              c, c' aufgeschoben sind und, durch Schlitze geführt,
                              freie Längsverschiebung haben, bei einer Drehung jedoch das betreffende
                              Führungsstück und damit die Welle s mitnehmen
                              müssen.
                           Unmittelbar über den Conussen sind beiderseits die conisch ausgedrehten Muffe d, d' angebracht, deren nach rückwärts verlängerte Naben
                              auf der Spindel s frei aufliegen, aber mit den Hülsen
                              h, h' durch Laufkeil verbunden sind. Hierdurch
                              erhalten die Muffe d, d' die continuirliche Drehung der
                              Schnurrollen r, r' mitgetheilt und übertragen dieselbe
                              im einen oder andern Sinne auf die Spindel s, sobald der
                              eine oder andere Conus c, c' in die betreffende Muffe
                              d, d' eingepreßt wird. Dies geschieht durch den
                              doppelarmigen Hebel p, welcher in der Ruhelage vertical
                              am Regulatorständer herabhängt und mit dem untern Arme die zu einem Stücke
                              verbundenen Conusse c, c' umgreift, mit dem obern Arme
                              durch den Zapfen f in der Coulisse b geführt wird.
                           Beim Steigen der Regulatorkugeln wird die mit der Regulatorhülse verbundene Coulisse
                              b gehoben, in Folge dessen der Zapfen f nach rechts und der linksseitige Conus c in die darüber befindliche Muffe d gedrückt. Sofort nimmt die Spindel s Theil an der Drehung der Schnurrolle r und schraubt das Schneckenrad des Expansionsschiebers
                              auf geringere Füllung; wäre nun die Muffe d mit der
                              angetriebenen und fest gelagerten Hülse h aus einem
                              Stücke, so würde selbst bei größter Geschwindigkeitsänderung der Regulator nur einen
                              minimalen Ausschlag machen können, bis die Kupplung zwischen Conus und Muffe
                              erfolgt. Die Tendenz des Regulators, höher zu steigen, hätte nur vermehrtes
                              Anpressen zur Folge; ebenso würde, beim Rückgange der Kugeln, zwar ein vermindertes
                              Anpressen, aber immer noch Kupplung und Functionirung des Schaltwerkes erfolgen, so
                              daß eine continuirliche Regulirung stattfinden würde. Deshalb ist die Muffe d mit der Hülse h nur in der
                              Rotation gekuppelt, hat aber freie Längsverschiebung gestattet und wird an derselben
                              nur verhindert durch den Hebel t, welcher im Ständer
                              seinen Aufhängepunkt hat, durch das Gewicht Q und eine
                              über die Rolle q laufende Schnur nach einwärts gezogen
                              wird und mit seinem untern Ende die Muffe d umgreift.
                              Eine unterhalb q befindliche Stellschraube begrenzt das
                              Spiel des Hebels und hindert die Muffe, dem Conus c bis
                              in die Mittelstellung zu folgen; bei steigenden Kugeln dagegen weicht d gegen den Druck des Hebels nach auswärts zurück, und
                              wird von dem auf den Conus c wirkenden Regulatorhebel
                              p, unter fortwährender Kupplung mit der Spindel s, in die Hülse h
                              hineingeschoben, bis die Maximalgeschwindigkeit erreicht ist. Beim Rückgange der
                              Kugeln dagegen wird die Kupplung dadurch ausgelöst, daß der Conus c mit dem Regulatorhebel 
                              p nach rechts zurückgeht, die Muffe d dagegen zu folgen verhindert wird. Während nämlich der
                              Gewichtshebel t durch den Einfluß des Regulatorhebels
                              p nach links verschoben wurde, hatte sich
                              gleichzeitig eine am untern Ende von t angelenkte
                              Sperrstange z über ein Sperrrädchen weggeschoben, dessen
                              Zähne so geformt sind, daß sie eine Bewegung der Sperrstange nur nach links
                              gestatten. Es wird somit dem Ausgange der Hülse d kein
                              Widerstand entgegengesetzt, dagegen der Rückgang unmöglich gemacht, so lange das
                              Sperrrädchen fest in seiner Stellung bleibt, und hiermit die gewünschte
                              intermittirende Wirkung erzielt.
                           Damit aber der Regulator nach der Rückkehr in die Normalstellung zu neuer
                              Functionirung geeignet sei, muß schließlich auch die Muffe d wieder in ihre Anfangsstellung, unmittelbar über dem Conus c, gebracht werden. Dies geschieht dadurch, daß das
                              erwähnte Sperrrädchen, welches die Sperrstange z
                              arretirt, mittels einer auf h aufgekeilten Schnecke eine
                              continuirliche langsame Rückdrehung in der Richtung des Pfeiles der Figur 1 erhält, welche es
                              dem Gewichtshebel t und der Hülse d möglich macht, langsam wieder nach rechts in die Anfangsstellung
                              zurückzukehren, bis der Hebel t an die Stellschraube
                              anschlägt, worauf sich das Sperrrädchen unter der federnden Sperrstange weiter
                              dreht, ohne Einfluß auszuüben.
                           Ist aber der Fall eingetreten, daß sich die rückkehrenden Regulatorkugeln auf einen
                              neuen Beharrungszustand mit übernormaler Geschwindigkeit einstellten, so findet
                              durch die rückkehrende Muffe d neuerdings Kupplung mit
                              der Spindel s und dadurch weitere Kraftverminderung
                              statt, bis endlich bei normaler Geschwindigkeit Beharrungszustand eintritt.
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 222, S. 519
                              
                           Dieser Fall kann selbst bei rascher Functionirung des Schaltwerkes, wie sie durch die
                              punktirte Linie pS der ideellen Geschwindigkeit im
                              Bodemer'schen Diagramm, Figur VII, angedeutet ist,
                              eintreten, wenn die ideelle Geschwindigkeit zwar thatsächlich im Punkte Q mit der normalen zusammenfällt, – dann jedoch,
                              ehe die reelle Geschwindigkeit so weit gesunken ist, bei R neuer Kraftüberschuß entsteht, welcher gerade so groß ist, um die ideelle
                              Geschwindigkeit mit der bestehenden reellen zusammenfallen und dadurch einen neuen
                              Beharrungszustand eintreten zu lassen. Wenn dieser jedoch bis zum Punkte S' gedauert hat, kommt die Correcturvorrichtung zur
                              Geltung und veranlaßt neuerliche Einlösung des Schaltwerkes, durch welche dann der
                              Kraftüberschuß abermals reducirt wird. Die Geschwindigkeit sinkt neuerdings, und im
                              Punkte Q' wird das Schaltwerk wieder ausgelöst; –
                              sollte die ideelle Geschwindigkeit hier noch nicht die normale erreicht haben, so
                              kommt abermals nach Verlauf einer kurzen Zeit die Correcturvorrichtung zur Wirkung,
                              bis Beharrungszustand bei normaler Geschwindigkeit eintritt.
                           Außer diesem speciell für Dampfmaschinen bestimmten Regulator hatte Bodemer noch einen zweiten, zur Schützenregulirung
                              hydraulischer Motoren ausgestellt, da ersterer für so große Kräfte ohne
                              Beeinträchtigung der Empfindlichkeit nicht verwendbar wäre. Statt daher die Bewegung
                              der Regulatorhülse direct zur Herstellung der Frictionskupplung zu benützen, wird
                              dieselbe hier durch den Geschwindigkeitsmesser nur veranlaßt, ohne irgend welche
                              Arbeitsleistung von demselben zu verlangen. Dann aber wird, durch Einschaltung eines
                              neuen Zwischengliedes, die ganze Anordnung ziemlich complicirt; wir haben es daher
                              vorgezogen, zur Erklärung dieses Regulators die vom Erfinder zu diesem Behufe
                              entworfenen principiellen Skizzen Fig. 3 bis 9, und nicht die Details
                              der wirklichen Ausführung, auf Tafel XI abzubilden.
                           Die Construction zerfällt in drei streng zu sondernde Theile: Schaltwerk, Einlösungsvorrichtung für dasselbe und Correcturapparat.
                           Als Schaltwerk zur Schützenbewegung ist im
                              Regulatorständer eine Welle gelagert mit zwei Losscheiben, die durch Riemenantrieb
                              in entgegengesetzten Richtungen bewegt werden; zwischen denselben ist ein
                              verschiebbarer Frictionsconus, um die eine oder andere Scheibe mit der
                              Regulirungsspindel zu kuppeln. Zur Verschiebung des Muffes dient die Excenterstange
                              E, Fig. 3 und 8. Das Excenter x ist auf eine Welle t
                              festgekeilt, die für gewöhnlich arretirt ist; wird die Arretirung aufgehoben, so
                              drückt der Hebel y (Fig. 8) auf den Stift z der gleichfalls mit der Welle t verbundenen Scheibe w', und beginnt dieselbe
                              dadurch in der Richtung des Pfeiles sich zu bewegen, bis sie vollkommen mit der
                              Scheibe w in Contact kommt und von dieser mitgenommen
                              wird, so lange die Spindel t nicht neuerdings arretirt
                              wird. Die Scheibe w ist auf der Regulatorspindel
                              aufgekeilt und rotirt continuirlich, steht aber für gewöhnlich nicht mit der Scheibe
                              w' in Eingriff, da letztere an vier Punkten des
                              Umfanges, ihren Ruhestellungen entsprechend, ausgenommen ist.
                           
                           Die Einlösungsvorrichtung hat die Function, die
                              Schaltwelle t in den entsprechenden Stellungen des
                              Ruhezustandes, Oeffnens und Schließens der Schütze je nach Bedarf arretirt zu
                              halten. Es geschieht dies durch den Anschlag d (Fig. 3 oben)
                              und die Flügel u bis u₃ auf der Schaltwelle t. Von diesen
                              Flügeln sind u und u₂
                              in gleicher Höhe angebracht und entsprechen den beiden Mittelstellungen des
                              Excenters x, bei welchen Auslösung der Kupplung auf der
                              Regulirungswelle stattfindet; der Flügel u₁ ist
                              oberhalb derselben und bringt, wenn er auf den fixen Anschlag d schlägt, das Excenter x in extreme
                              Linksstellung, wobei Zudrehen der Schütze und Kraftverminderung erfolgt, während
                              beim Anschlagen des unten liegenden Flügels u₃ an
                              die Kante d das Excenter x
                              in die extreme Rechtsstellung gelangt, bei welcher Kraftvermehrung erfolgt. Nachdem
                              die Schaltwelle t die Tendenz hat, sich in der Richtung
                              des Pfeiles der Figur 3 zu drehen, so genügt die Bewegung des Anschlages d um die Dicke eines Flügels u, um das Schaltwerk in Gang zu bringen. Der Anschlag d ist mit dem Regulator verbunden; der einzige
                              Kraftaufwand, welchen dieser leisten muß, besteht in Ueberwindung der Reibung
                              zwischen Anschlag d und Flügel u, und der geringste Ausschlag bewirkt die volle Einlösung des
                              Schaltwerkes. Nachdem jedoch der Regulator den Anschlag d um eine Flügeldicke gehoben hat, wäre eine weitere Verschiebung
                              wirkungslos; der Anschlag d ist daher nicht fest mit der
                              Regulatorhülse verbunden, sondern nur durch die Reibung der mit d aus einem Stücke hergestellten Schiene c, welche in einem schwalbenschwanzförmigen Schlitze der
                              Regulatorhülse b (Fig. 9) geführt und durch
                              die Feder i angepreßt wird. An ihrem untern Ende greift
                              die Schiene c in einen Winkelhebel h ein (Fig. 3), dessen nach
                              aufwärts gerichteter Arm mit dem Zapfen f (Fig. 3 und 9) in einer
                              Coulisse einspielt, die gleichfalls mit der Regulatorhülse b auf und nieder geht. Die beiden innern Kanten dieser Coulisse (die linke
                              der obern Hälfte und die rechte der untern in Figur 3) sind um die Weite
                              des Zapfens f von einander entfernt; die äußern Kanten
                              dagegen so weit ausgebogen, daß der Winkelhebel h grade
                              eine der Flügelbreite u entsprechende Bewegung machen
                              kann.
                           Beim Aufsteigen der Regulatorhülfe aus der Mittelstellung kann daher die Schiene c so weit mitgehen, daß der Anschlag d den mittlern Flügel u oder
                              u₂ passiren läßt und u₁ zum Anschlag kommt; eine weitere Bewegung von d ist aber bei der Verbindung zwischen Schiene c und Hebel h dadurch
                              verhindert, daß sich der Bolzen f des letztern auf die
                              linke Seite des untern Schlitzes der gehobenen Coulisse anlegt. Bei dem weitern
                              Aufgange der Regulatorhülse schleift dann die Schiene c
                              in der schwalbenschwanzförmigen Nuth, ohne weiter mitzugehen; beim Rückgange dagegen legt
                              sich der Bolzen f auf die rechte Seite des untern
                              Coulissenschlitzes, und die Schiene kann für einen Moment der Abwärtsbewegung des
                              Regulators folgen, bis der Anschlag d in die
                              Mittelstellung gelangt und das Schaltwerk mit u₂
                              ausgelöst ist. Beim weitern Sinken des Regulators bleibt d unverändert, bis unterhalb der Mittelstellung der Bolzen f in den obern Schlitz kommt, sich an dessen rechte
                              Seite anlehnt und den weitern Niedergang des Anschlages d um eine Flügeldicke gestattet.
                           Wenn beim Rückgange oberhalb der Mittelstellung die Regulatorkugeln neuerdings zu
                              steigen beginnen, wird sofort wieder der Anschlag d
                              gehoben, die Schaltwelle t dreht sich – um drei
                              Viertel Drehung, bis wieder der Flügel u₁
                              anschlägt und weitere Kraftverminderung stattfindet; wenn jedoch beim Rückgange der
                              Regulator auf einer Geschwindigkeit über der normalen verharrt, so ist der bis jetzt beschriebene Mechanismus nicht im Stande,
                              eine Aenderung herbeizuführen.
                           Dies zu leisten, ist die Aufgabe des Correcturapparates
                              Der Regulator sei aus seiner höchsten Stellung zurückgegangen und rotire nun in
                              neuem Beharrungszustande oberhalb der Mittelstellung fort. Der Anschlag d ist in seiner Mittelstellung und arretirt den Flügel u₂u der Schaltwelle t, und der Bolzen f liegt an der rechten Kante des gehobenen untern
                              Schlitzes. Gleichzeitig mit der Coulisse des Bolzens f
                              ist jedoch an der andern Seite b' (Fig. 4 und 9) der Regulatorhülse eine
                              zweite Coulisse gehoben worden, in welcher der Bolzen f'
                              eines zweiten Winkelhebels k einspielt. Diese Coulisse
                              gibt in der Mitte dem Bolzen f' geringes Spiel in verticalerhorizotaler Richtung, so daß bei minimalen Geschwindigkeitsdifferenzen keine Einlösung
                              des Correcturapparates erfolgt; – wie jedoch die Regulatorhülse höher gehoben
                              ist, wird t' nach links verschoben, so daß das
                              Zahnrädchen n, dessen Welle in dem horizontalen Arme des
                              Winkelhebels k gelagert ist (Fig. 7), mit der Schnecke
                              r in Eingriff kommt, bei unternormaler Tourenzahl
                              mit r'. Die Schnecken r und
                              r' erhalten durch die Stirnräder q, q' und die Schnurrolle p
                              continuirlichen Antrieb in entgegengesetzter Richtung. Beim Eingriffe vom n mit r dreht sich das
                              Rädchen nach links und theilt diese Bewegung durch ein zweites Zahnrädchen o, welches sich auf der Welle m befindet (Fig. 5), dem Rädchen o' einer unterhalb m
                              liegenden Welle m' (Fig. 6 und 3) mit. Auf letzterer
                              endlich ist das mit zwei Anschlägen d₁ und d₂ versehene Segment s befestigt, von welchem bei dem hier angenommenen Drehungssinne des
                              Rädchens n der Anschlag d₁ in der Richtung des Pfeiles (Fig. 6 unten)
                              fortschreitet und nach kurzer Zeit einen Daumen e der
                              Schiene c anhebt.
                           
                           In Folge dessen legt sich der Bolzen f an die linke Seite
                              der gehobenen Coulisse, der Anschlag d läßt den
                              anliegenden Flügel u₂ frei und die Schaltwelle
                              t macht drei Viertel Drehung, bis der Flügel u₁ anschlägt und das Schaltwerk auf weitere
                              Kraftverminderung eingelöst ist. Gleichzeitig muß aber die Correcturvorrichtung
                              ausgelöst werden, da eine weitere Aufwärtsbewegung der Schiene c unmöglich ist. Dies geschieht durch Lösen des
                              Eingriffes der Rädchen o und o', bezieh. der Wellen m und m', worauf letztere frei beweglich wird, und das Segment
                              s durch sein Uebergewicht wieder nach abwärts in die
                              Stellung Figur
                                 6 fällt. Während die Welle m' festgelagert
                              ist, und das beim Rädchen n befindliche Ende der Welle
                              m vom Winkelhebel k
                              gehoben und gesenkt werden kann, ist das andere Ende der Welle m beim Rädchen o in einen
                              zweiten Hebel l gelagert (Fig. 3 und 5), dessen geschlitzes
                              Ende in die Kammscheibe v eingreift, welche mit der
                              Schaltwelle t verbunden und so geformt ist, daß für die
                              Ruhelagen der Schaltwelle der Hebel l nach abwärts
                              gedrückt und damit das Rädchen o und o' in Eingriff und die Correcturvorrichtung in
                              Thätigkeit ist, während bei der um 90 oder 270° verdrehten Stellung der Welle
                              t der Hebel l in die
                              höchste Lage und damit der Correcturapparat, entsprechend der Einlösung des
                              Schaltwerkes, ausgelöst ist. Beide Enden der Welle m
                              müssen somit eine auf- und abwärtsgehende Bewegung unabhängig von einander
                              gestatten und sind daher in Spitzen gelagert.
                           Die Wirkungsweise des Correcturapparates ist somit wohl ersichtlich; als Vorzug der
                              hier gewählten Anordnung gegenüber der erst beschriebenen ist noch anzuführen, daß
                              die Einlösungsvorrichtung gänzlich unabhängig vom Correcturapparate ist und daher
                              das Schaltwerk auch beim Rückgange in die Mittelstellung sofort zur Wirkung kommt, sowie die Geschwindigkeit wieder zunimmt.
                           Auf diese Weise ist ein Regulator geschaffen worden, dessen Schaltwerk jeder
                              Kraftentwicklung fähig ist, während der Geschwindigkeitsmesser vollkommen entlastet
                              bleibt, – welcher bei der kleinsten Geschwindigkeitsdifferenz zur Wirksamkeit
                              kommen kann und zum ersten Male die Möglichkeit einer vollkommenen
                              Geschwindigkeitsregulirung zeigt, durch die bei gestörtem Gleichgewicht zwischen
                              Kraft und Last in kürzester Frist und ohne störende Schwankungen ein neuer
                              Beharrungszustand bei normaler Tourenzahl mit absoluter Sicherheit herbeigeführt
                              wird.
                           Aus unserer Kritik der verschiedenen Regulatorsysteme hat sich außer der
                              vollständigen Unbrauchbarkeit wirklich astatischer Regulatoren ergeben, daß von den statischen Regulatoren die direct
                                 continuirlich
                              wirkenden große Schwankungen und eine neue, weit von der normalen
                              entfernte Geschwindigkeit zulassen; bei den indirect
                                 continuirlich wirkenden, welche zu viel reguliren, ist die endliche
                              Wiedererreichung eines neuen Beharrungszustandes mit normaler Geschwindigkeit nur
                              nach großen Schwankungen und bei sehr langsamer Einwirkung des Schaltwerkes
                              denkbar.
                           Von den intermittirenden Regulatoren dagegen ist der direct wirkende für kleine Widerstände, der indirect wirkende Bodemer'sche Regulator auch für die größten Widerstände,
                              bei der Regulirung von Dampfmaschinen selbst ohne Correcturvorrichtung mit hohem
                              Nutzen verwendbar. Unübertrefflich in seiner Vollendung dagegen erscheint der Bodemer'sche Regulator mit
                                 Correcturapparat, und wir bezweifeln nicht, daß sich derselbe, sobald
                              einmal seine Vorzüge genügend erkannt sind, rasch verbreiten wird.
                           Wohl ist die Einrichtung dieser Regulatoren ungewöhnlich complicirt und macht daher
                              speciell die Beschreibung äußerst umständlich. Bei der fertigen Construction fällt
                              dies kaum auf, so vollendet und durchdacht ist die Ausführung bis ins kleinste
                              Detail. Es kann eben etwas rationell, streng wissenschaftlich, präcis und doch
                              praktisch sein, und das wird im vollsten Maße durch die Regulatoren von Johann G.
                              Bodemer bewiesen.
                           Der zuletzt beschriebene Regulator, jedoch ohne die Correcturvorrichtung, welche
                              zuerst am Ausstellungsregulator angebracht war, fungirt seit zwei Jahren in der
                              Spinnerei des Erfinders in Zschopau und in verschiedenen andern Fabriken der
                              Umgebung ohne jeden Anstand; welchen immensen Werth aber eine correcte Regulirung
                              des Motors für manche Industrien hat, geht daraus hervor, daß Bodemer seit Einführung seines Regulators die Geschwindigkeit aller
                              Transmissionen um 6 Proc. erhöhte, und daß beispielsweise die Trommelschnüre der
                              Selfactors, welche früher nur 2 bis 3 Wochen hielten, jetzt 6 Wochen laufen, ohne zu
                              reißen, ebenso wie die Zahl der Fadenbrüche bedeutend abgenommen hat. Wir sehen
                              somit als Resultat rationeller Regulirung: erhöhte Leistungsfähigkeit, geringere
                              Productionskosten, verbessertes Product – Erfolge, welche bahnbrechend für
                              diese Erfindung wirken müssen, wenn sich auch deren Mechanismus nicht ganz der
                              schmucklosen Einfachheit erfreut, welche den 100 jährigen Pendelregulator und die
                              Drosselklappe auszeichnet.
                           
                              (Fortsetzung folgt.). 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
