| Titel: | Sells' Compound-Schiffsmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 36 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Sells'
                           Compound-Schiffsmaschine.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              II [a/1].
                        Sells' Compound-Schiffsmaschine.
                        
                     
                        
                           Der stichhaltigste Einwurf gegen die Anwendung der zweicylindrigen
                              Expansionsmaschinen als Motor für Dampfschiffe ist der, daß die Woolf'sche Maschine
                              nur bei einer Betriebsintensität günstig und gleichmäßig
                              arbeitet, und daß ein Betrieb mit geringer Kesselspannung unmöglich wird, weil nur
                              einer der beiden Cylinder mit dem Condensator in directer Verbindung steht. Wenn
                              eine Kesselhavarie, eine Beschädigung an der Dampfleitung oder der allgemein
                              abgenutzte Zustand des Kesselmaterials es erheischt, in den Kesseln einen nur
                              unbedeutenden Ueberdruck zu erzeugen, so wären die Maschinen von geringer Wirkung,
                              indem nur ein Kolben die Gegendruckentlastung des Kondensators genießt und Dampf von
                              geringer Spannung unvortheilhaft einer ausgedehntern Expansion unterzogen wird.
                           Diesem Uebelstande begegnet eine Anordnung von Canälen und Röhren, welche Sells an Compound-Maschinen derart anbringt, daß
                              beide Cylinder gleichzeitig als einfachwirkende Maschinen verwendet werden können,
                              so daß jeder der Kolben die Volldruckspannung des Kesseldampfes erfährt und mit dem
                              Condensator in unmittelbarer Verbindung gebracht werden kann.
                           Figur 3 zeigt
                              die Construction mit neben einander liegenden Cylindern,
                              welche auf zwei Kurbeln der Maschinenwelle wirken. H
                              bedeutet den Cylinder der directen Einströmung, N ist
                              der Expansionscylinder. Der Dampf tritt bei der verzeichneten Stellung der
                              Umkehrventile A und B bei
                              D in den Hochdruckcylinder, und nach abgegebener
                              Volldruckleistung durch die Oeffnung F in den
                              Niederdruckcylinder N, welcher durch das Rohr E entleert wird. Werden die Umkehrventile A und B umgestellt, also A geöffnet und B an der
                              Oeffnung F zum Abschluß gebracht, so tritt der frische
                              Kesseldampf durch den Canal C in den Schieberkasten des
                              Expansionscylinders, und der Hochdruckcylinder entleert durch die Oeffnung B und den Rohrstutzen G in
                              das Ausblasrohr E. Diese Construction bedingt die Lage
                              des Vertheilungsschiebers für den Niederdruckcylinder zwischen beiden Cylindern,
                              eine Anordnung, welche im Allgemeinen nicht zu empfehlen ist. Bei dieser Disposition
                              ist wegen den ungleichen Kolbenflächen die Kraftabgabe an die Kurbeln eine
                              verschiedene und daher der Gang ein ungleichmäßiger, was durch Reguliren des
                              Dampfzuflusses mittels des Ventiles B theilweise behoben
                              werden kann.
                           Figur 4 zeigt
                              eine Woolf'sche Maschine, bei welcher beide Kolben auf eine Kurbel arbeiten und die
                              Cylinder H und N
                              hinter einander liegen. Der Kesseldampf wird bei D zugeführt und tritt, nachdem das Ventil A geschlossen ist, durch ein Zweigrohr in den
                              Schieberkasten des Hochdruckcylinders H, von wo der
                              Dampf durch das Rohr C und die Oeffnung F in den Niederdruckcylinder N übergeführt wird und nach dort erfolgter Expansionswirkung durch den
                              Ausströmungscanal in das Ausblasrohr E und in den
                              Condensator tritt. Wenn diese Maschine mit geringer Betriebsspannung benutzt werden
                              soll, so kehrt man die Ventile A und B wie vorher um, worauf der Hochdruckcylinder H durch die Oeffnung B in
                              den Ausblascanal entleert und der Expansionscylinder N
                              bei A unmittelbar den Kesseldampf zugeführt erhält.
                           Wie unsere Quelle (Engineer, October 1876 S. 273) beifügt, läßt die englische
                              Admiralität die Maschinen für die „Iris“ nach Sells' System in dem bekannten Etablissement Maudslay, Son, and Field
                              ausführen.
                           
                              V. S.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
