| Titel: | Schimmelpilze in den Bierbrauereien. | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 81 | 
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                        Schimmelpilze in den Bierbrauereien.
                        Schimmelpilze in den Bierbrauereien.
                        
                     
                        
                           Gegenstand so mancher Klage praktischer Brauer bildet der Schimmel, der in
                              Gähr- und Lagerkellern, besonders aber auch der keimenden Gerste im
                              Malzkeller sich einfindet. Nach Thausing (Zeitschrift für Bierbrauerei, 1876 S. 322) sind die
                              Bedingungen zur üppigen Wucherung des Schimmels, Nahrung, Wärme, Feuchtigkeit und
                              Luft besonders in den Malzkellern gegeben; beim Baue von Malztennen sollte daher
                              kein Holz verwendet werden. Besonders nachtheilig ist es, wenn die Gerste auf der
                              Malztenne zu schimmeln beginnt. Die Schimmelsporen haften schon an den trocknen
                              Gerstenkörnern, weshalb diese mit Vortheil gewaschen werden; sie können im
                              Weichwasser vorhanden sein, können aber auch im Malzkeller selbst, wenn sich an
                              dessen Decke Schimmel angesetzt hat, auf die Gerste gelangen. Unkrautsamen und
                              schwache Gerstenkörner, welche bei dem Weichen überweicht
                              („ersäuft“) worden waren und ihre Keimthätigkeit dadurch
                              verloren haben, schimmeln sehr leicht; besonders aber sind die beschädigten Körner
                              dem Angriffe des Schimmels ausgesetzt und von diesen wird der Schimmel dann leicht
                              auf gesunde Körner übertragen. Der Schimmel auf den Gerstenkörnern schadet, indem er
                              die Verwesung fördert und so Verluste an nützlichen Bestandtheilen herbeiführt,
                              weiter aber auch durch Verunreinigung des Grünmalzes, dem er einen unangenehm
                              dumpfigen Geruch und Geschmack verleiht, wodurch in der Folge auch der Geschmack des
                              Bieres leidet. Feucht lagerndes Darrmalz, besonders aber ein schlecht ausgedarrtes
                              Malz, kann auf dem Lagerboden wieder schimmeln, desgleichen feuchte, und in feuchten
                              Räumen lagernde Gerste oder Hopfen.
                           Zur möglichsten Beschränkung der Schimmelbildung soll die zur Malzbereitung
                              verwendete Gerste von Staub, Unkrautsamen und zerschlagenen Körnern gereinigt
                              werden; es soll nur ein reines Weichwasser angewendet und das Weichlocal rein
                              gehalten werden. Der Malzkeller ist gut zu ventiliren, die Temperatur desselben soll
                              nicht über 15° steigen. – Auch in den Gährkellern und Lagerkellern
                              kann die Schimmelbildung nur durch größte Reinlichkeit, gute Ventilation und niedere
                              Temperatur aufgehalten werden. Entschieden nachtheilig wirkt die Nähe von
                              Cloakengruben, Dungställen u.s.w.
                           Empfehlenswerth ist es, Wände, Gewölbe und Fußböden öfter mit Kalkmilch zu
                              überstreichen; auch die Entwicklung von schwefliger Säure ist vortheilhaft.
                              Versuche, welche von Thausing mit Salicylsäure als Mittel gegen das Schimmeln des Grünmalzes angestellt
                              wurden, haben keine
                              zufriedenstellenden Resultate ergeben. Dieselbe wurde sowohl im Weichwasser
                              aufgelöst, als auch später eine Lösung von Salisylsäure zum Bespritzen der Gerste
                              auf der Tenne verwendet. In geringer Menge angewendet, hatte Salicylsäure gar keine
                              Wirkung, und bei Zusatz von 0g,68
                              Salicylsäure auf je 1l Gerste hatten 16,5
                              Proc. der Körner ihre Keimfähigkeit ganz verloren und ein Theil der Körner keimte
                              unvollkommen, ohne daß das Schimmeln vollständig verhütet worden wäre.