| Titel: | Ueber Concentration von Schwefelsäure auf 60° B. und über Denitrirung der nitrosen Schwefelsäure des Gay-Lussac'schen Apparates; von Friedr. Bode, Civilingenieur in Hannover. | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 91 | 
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                        Ueber Concentration von Schwefelsäure auf
                           60° B. und über Denitrirung der nitrosen Schwefelsäure des
                           Gay-Lussac'schen ApparatesDiese (October 1875) verfaßte Arbeit, welche wir hier nach den Verhandlungen des
                                       Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Berlin, 1876 S. 17 ff. soweit als
                                 zulässig verkürzt wiedergeben, gewann das von diesem Vereine ausgesetzte Honorar
                                 für den besten Aufsatz „über den Gloverthurm“ . Die
                                 „Näheren Bestimmungen“ und die
                                 „Motive“ des Ausschreibens zwangen zu ausführlicher
                                 Besprechung der verschiedenen Apparate zum Concentriren und Denitriren der
                                 Schwefelsäure.D. Red.; von Friedr. Bode,
                           Civilingenieur in Hannover.
                        Mit Abbildungen.
                        Bode, über Concentration von Schwefelsäure.
                        
                     
                        
                           In den „Näheren Bestimmungen“ und den
                              „Motiven“, von welchen das Preisausschreiben begleitet war,
                              welches die folgende Arbeit veranlaßt hat, wird der Gloverthurm in den meisten
                              Fällen als ein der Schwefelsäurefabrikation nützlicher Apparat anerkannt;
                              „aber in andern Fällen, namentlich bei Anwendung von schwefelarmen
                                 Erzen, Blei- und Kupferstein zur Erzeugung von schwefliger Säure bestehen
                                 noch viele Zweifel
                                 und gegen die Anwendbarkeit des Gloverthurmes sprechende Ansichten. Eine
                                 Untersuchung über die Fälle, in welchen der Gloverthurm sowohl technisch als
                                 ökonomisch günstige Resultate verspricht, ist daher von besonderm Werth für die
                                 Neuanlage von Schwefelsäurefabriken.“
                              
                           Um zunächst die in den „Motiven“ erwähnten Zweifel oder gegen
                              die AdwendbarkeitAndwendbarkeit des Gloverthurmes sprechenden Ansichten genauer zu präcisiren, so sind dem
                              Verfasser von zwei Seiten Stimmen bekannt geworden, die sich öffentlich gegen den
                              Gloverthurm, zum Theil mit Einschränkung, zum Theil überhaupt, doch nicht im
                              Besondern gegen seine Anwendbarkeit bei Verbrennung von schwefelarmen Erzen,
                              Blei- und Kupferstein ausgesprochen haben. Zuerst nämlich äußerte F. Bode (1871 202 448) sich
                              dahin, daß der Gloverthurm entschieden als ein Fortschritt zu begrüßen, daß aber
                              Glover's Verfahren so lange nicht zu empfehlen sei, als man in der Lage ist, die
                              Kammersäure in hinreichender Menge schon mit der Wärme der Röstöfen in Bleipfannen
                              zu concentriren. In dieser Lage sei man aber in der Regel, wenn man Stuffkiese in
                              den Röstöfen verbrennt. Anders liege die Sache, wenn man mit Schlichöfen arbeitet,
                              welche zur Condensation des Flugstaubes der Anlage von Flugstaubkammern bedürfen. Da
                              sich auf den letztern in der Regel eine Pfannenconcentration nur unbequem einrichten
                              lasseHiermit scheint es lediglich auf die Schüttöfen von Gerstenhöfer abgesehen zu sein, für welche diese Bemerkung
                                    zutrifft. Die sogen. Platten- oder Etagenöfen waren damals in
                                    Deutschland entweder noch gar nicht oder doch nur ganz vereinzelt in
                                    Gebrauch., so würde hier eigentlich der Gloverthurm an seinem Platze sein, wenn leider
                              diese Flugstaubkammern mit dem Absatze des Staubes nicht auch eine Abkühlung der
                              Röstgase bewirkten, welche die Leistung des Gloverthurmes rücksichtlich der
                              Verstärkung von Kammersäure herabdrückt, und wenn ferner eine Verminderung des
                              Raumes der Staubkammern, zu dem Zwecke, eine wesentliche Abkühlung der Röstgase zu
                              umgehen, nicht befürchten ließe, daß der alsdann in der Staubkammer mangelhaft
                              niedergeschlagene Staub sich im Gloverthurme selbst absetzt und denselben
                              betriebsunfähig macht. Diese Argumentation war angeknüpft an die erste Publication
                              über den Gloverthurm in Deutschland von G. Lunge (1871
                              201 341), und es sind die geäußerten Bedenken zum
                              Theil durch diesen Verfasser selbst (1871 202 532), zum
                              Theil durch die weitern Erfahrungen, welche man an den Gloverthürmen gemacht hat,
                              widerlegt. Am Schlusse seines Aufsatzes spricht F. Bode
                              seine Ueberzeugung dahin aus, daß man den Gloverthurm noch mit Nutzen anwenden
                              werde, wofern man nur die als Betriebsmaterial nöthige 60° starke
                              Schwefelsäure für den
                              Gay-Lussac'schen Apparat unverändert auf der nöthigen Stärke erhalten und so
                              die Kosten für ihre Wiederverstärkung sparen könne, und daß es ihm nicht zweifelhaft
                              scheine, daß dieses Resultat auch noch mit schon ziemlich stark abgekühlten
                              Röstgasen zu erzielen sei. Wie man erkennt, ist aus diesen Aeußerungen ein Zweifel
                              an der Anwendbarkeit des Gloverthurmes bei Verbrennung von schwefelarmen Erzen,
                              Blei- und Kupferstein nicht herzuleiten, eher das Gegentheil.
                           Sodann hat sich J. MacCulloch in einem VortragThe manufacture of sulphuric acid (Chemical News, 1873 Nr. 694). gegen den Gloverthurm ausgesprochen, der nach ihm mit zwei ernstlichen
                              Nachtheilen behaftet ist. Er erblickt dieselben einerseits in der Gefahr, daß die
                              Packung oder das Blei des Thurmes nachgibt und zum Kaltlegen der Kammern nöthigt;
                              anderseits in der Wiederabsorption von Salpetergasen bis zu einem gewissen Grade.
                              Beide Punkte, welche MacCulloch hier berührt, sind theils
                              von J. Glover selbst (Chemical
                                 News, 1873 Nr. 696), theils von G. Lunge (Ebenda
                              Nr. 697) widerlegt.
                           Die Auffassung, daß eine Wiederabsorption von Salpetergasen im Gloverthurme
                              stattfände, wenn die Säure denselben nicht vollständig denitrirt verläßt, ist
                              übrigens eine wenig glückliche. Wenn die schweflige Säure einmal im Stande ist, die
                              nitrose Schwefelsäure zu zersetzen, so ist schwer abzusehen, wie bei Gegenwart
                              dieses Gases die Zersetzung wieder rückgängig gemacht und die ursprüngliche
                              Verbindung wieder hergestellt werden soll, ganz besonders, wenn man sich erinnert,
                              daß die bereits ganz oder theilweise denitrirte nitrose Schwefelsäure bei ihrem
                              Gange durch den Thurm mit Röstgasen von immer mehr Procentgehalt an schwefliger
                              Säure bei immer höherer Temperatur in Berührung kommt – Bedingungen, welche
                              der Zersetzung der Nitrosen Schwefelsäure immer günstiger, der Neubildung immer
                              ungünstiger werden. Daß die Schwefelsäure aus dem Gloverthurme unvollständig
                              denitrirt abfließt, kommt nach G. Lunge in der That vor
                              und ist so lange nicht von großem Belang, als man dieselbe Säuremenge immer wieder
                              zur Absorption im Gay-Lussac Thurme verwendet. Am einfachsten erscheint aber
                              für diesen Fall die Annahme, daß die Säure den Röstgasen entweder nicht lange genug
                              ausgesetzt, d.h. der Thurm zu klein war, oder daß die Röstgase nicht heiß und an
                              schwefliger Säure nicht concentrirt genug waren, um die vollkommene Denitrirung zu
                              Stande zu bringen.
                           Wenn nun MacCulloch den Gloverthurm ganz allgemein
                              verwirft und für die Denitrirung der nitrosen Schwefelsäure die Zersetzung mit
                              Wasserdampf vorzieht, so verwirft er damit selbstredend den erstern zwar auch bei
                              Benutzung von schwefelarmen Erzen, Blei- und Kupferstein. Es läßt sich aber aus seinen
                              Einwänden wiederum nichts ableiten, was insonderheit gegen die Anwendung des
                              Gloverthurmes bei Verbrennung der genannten Materalien spricht.
                           Ich bin somit genöthigt, die Zweifel der gegen die Anwendbarkeit des Gloverthurmes
                              sprechenden Ansichten, von welchen in den „Motiven“ die Rede
                              ist, aus dem Princip selbst herzuleiten, das dem Gloverthurme zur Grundlage
                              dient.
                           Dieses Princip ist durch die ausgezeichneten Arbeiten von R. Weber und von Cl. Winkler klar gelegt worden,
                              bevor man an Gloverthurme dachte. Von diesen Arbeiten sind besonders die von Weber
                              (Poggendorff's Annalen für Physik, Bd. 127 S. 543. Bd. 130 S. 329) so reich an
                              schlagenden Versuchen und anregenden Hinweisungen auf die Fabrikation der
                              Schwefelsäure im Großen, daß dieselben für die richtige Deutung und Erklärung der
                              mancherlei Erscheinungen, welche ebenso beim Anlassen wie beim laufenden Betriebe
                              der Bleikammern zu beobachten sind, kaum je im Stiche lassen; während anderseits in
                              der Winkler'schen Arbeit (Untersuchungen über die
                              chemischen Vorgänge in den Gay-Lussac'schen Condensationsapparaten der
                              Schwefelsäurefabriken, Freiberg 1867) zuerst vorgeschlagen wird, die schweflige
                              Säure zum Denitriren der Thurmsäure anzuwenden, um so die Kosten für die
                              Wiederverstärkung zu sparen (a. a. O. Seite 23). Nach den Arbeiten der Genannten nun
                              erfolgt im Gloverthurm die Zersetzung der Nitrosen Schwefelsäure, die man als
                              salpetrigsaure Schwefelsäure ansehen kann, in der Weise, daß durch Einwirkung von
                              schwefliger Säure die chemische Verbindung der Schwefelsäure mit der salpetrigen
                              Säure gelöst und letztere zu Stickoxyd reducirt, die schweflige Säure selbst aber zu
                              Schwefelsäure oxydirt wird. Diese Einwirkung der schwefligen Säure auf Nitrose
                              Schwefelsäure findet unter Wärmeentbindung statt. Nun erfolgt aber, wie Winkler erwähnt, die Absorption von salpetriger Säure
                              durch starke Schwefelsäure, d.h. eben die Bildung von nitroser Schwefelsäure,
                              ebenfalls unter Entbindung von Wärme, ein Beweis, daß die Nitrose Schwefelsäure
                              nicht ein Gemenge, sondern eine chemische Verbindung von Schwefelsäure und
                              salpetriger Säure ist. Man kann daher die Wärmeentwicklung bei der Zersetzung nicht
                              auf Rechnung der Trennung der chemischen Verbindung an sich setzen, sondern man muß
                              die freigewordene Wärme der Neubildung von Schwefelsäure (allenfalls vielleicht auch
                              der Wiederoxydation des Stickoxydes zu höheren Oxydationsstufen) zuschreiben, von
                              welcher die Zersetzung der Nitrosen Schwefelsäure durch schweflige Säure begleitet
                              ist.
                           Die Erfahrung lehrt, daß man im Gloverthurme um so mehr Kammersäure verstärken kann,
                              je heißer man die Ofengase in den Thurm gelangen läßt. In gleicher Weise kann man sich leicht
                              durch einen Versuch davon überzeugen, daß bei zwei Portionen von ein und derselben
                              Nitrosen Schwefelsäure der Anfang und das Ende der Zersetzung ungleich schneller
                              oder langsamer eintritt, je nachdem man diese Portionen mit Gasgemischen behandelt,
                              welche reich oder weniger reich an schwefliger Säure sind.
                           Bei Verbrennung von schwefelarmen Erzen, Blei- und Kupferstein hat man nun
                              einerseits nicht auf Röstgase von derselben Concentration an schwefliger Säure zu
                              rechnen, wie man sie bei Verbrennung von Schwefelkies erhält, für die bisher fast
                              allein die Erfahrungen an Gloverthürmen vorliegen.Man hat auch Gloverthürme, welche mit aus Schwefel erzeugten Kammergasen
                                    gehen und sich gut bewähren. (F. B. 1876.) Anderseits ist auch die Temperatur, welche diese Materalien beim Verbrennen
                              entwickeln, nicht so hoch wie beim Schwefelkies. Sonach lassen sich Zweifel und
                              gegen die Anwendbarkeit des Gloverthurmes sprechende Ansichten, welche aus der Natur
                              der Sache selbst hergeleitet sind, bezüglich der Benutzung von schwefelarmen Erzen,
                              Blei- und Kupferstein nur dahin formuliren, daß man einen ausgiebigen Nutzen
                              des Gloverthurmes bei Verwendung der genannten Materalien zur
                              Schwefelsäurefabrikation nicht erwartet: einmal wegen mangelnder Concentration der
                              Röstgase an schwefliger Säure, sodann wegen zu niedriger Temperatur dieser
                              Röstgase.
                           Der Plan vorliegender Arbeit gestaltet sich nun, wie folgt.
                           A) Beschreibung und kritische Vergleichung der Methoden
                              zur Coucentration der Kammerschwefelsäure.
                           
                              1) Concentration in Bleipfannen, mit Brennmaterial: a) mit Unterfeuer, b)
                                 mit Oberfeuer.
                              2) Concentration in Bleipfannen, mit der abgehenden Wärme von
                                 Röstofen oder Schwefelbrennern.
                              3) Concentration in bleiernen Kästen mittels Wasserdampf in
                                 Bleirohrschlangen.
                              4) Concentration in Schalen von Platin, nach Faure und Keßler.
                              5) Concentration nach andern Methoden.
                              
                           B) Beschreibung und kritische Vergleichung der Methoden
                              zum Denitriren der Nitrofen (Thurm-) Schwefelsäure.
                           
                              1) In Kochtrommeln.
                              2) Auf Cascaden.
                              
                           C) Der Gloverthurm.
                           
                              1) Untersuchung mit Röstgasen von geringer Temperatur.
                              2) Untersuchung mit Röstgasen von geringer Concentration an
                                 schwefliger Säure.
                              3) Untersuchung mit Röstgasen von geringer Temperatur und
                                 Concentration zugleich.
                              
                           D) Zusammenfassung und Discussion der Resultate mit
                              Beziehung auf die Erfahrungen, welche in Rücksicht auf Temperatur und Concentration
                              der Röstgase an schwefliger Säure bei Benutzung von schwefelarmen Erzen,
                              Blei- und Kupferstein zur Schwefelsäurefabrikation vorliegen.
                           
                        
                           A) Beschreibung und kritische
                              Vergleichung der Methoden zur Concentration der Kammerschwefelsäure.
                           
                              1) Concentration in Bleipfannen mit
                                    Brennmaterial.
                              Bei der Verstärkung der Kammerschwefelsäure in Bleipfannen unter Anwendung von
                                 besonderm Brennmaterial läßt man die aus letzterm resultirenden Verbrennungsgase
                                 ebensowohl über, als unter den Pfannen hinweg gehen. Wie bei den meisten
                                 Eindampfungen, für welche man bald übergehendes, bald untergehendes Feuer
                                 anwendet, die Wahl in der Führung der Verbrennungsgase davon abhängt, ob man auf
                                 größere oder geringere Reinheit der abgedunsteten Flüssigkeit oder des daraus
                                 erhaltenen Productes zu sehen hat, so wird auch beim Eindampfen der
                                 Schwefelsäure Oberfeuer nur angewendet, wenn es bei der erhaltenen verstärkten
                                 Schwefelsäure auf mindere Reinheit und weniger günstiges äußeres Ansehen
                                 ankommt.
                              
                                 a) Pfannen mit
                                       Unterfeuer. Die Größe der Pfannen ist hierbei außerordentlich
                                    verschieden. Die Leistung an verstärkter Säure ist fast allein von der Feuer
                                    berührten Fläche abhängig, und nur in geringerm Grade kommt, wie wenigstens
                                    für die Wasserverdunstung nachgewiesen ist, der Umstand für vermehrte oder
                                    verminderte Verdampfung mit in Betracht, ob das Verhältniß von der Größe des
                                    Flüssigkeitsspiegels zur Größe des Umfanges der Gefäßwandungen reichlich
                                    oder minder reichlich ist. Wenn man somit dem letztern Umstande Rechnung
                                    tragen wollte, so wären für eine gewisse Leistung an verstärkter Säure
                                    möglichst viele und also kleine Pfannen zu verwenden. Gegen kleine Pfannen
                                    sprechen aber verschiedene Gründe. Zunächst wächst mit der Anzahl der
                                    Pfannen die Reparaturbedürftigkeit des Pfannensystemes. Sodann steigt mit
                                    der Anzahl der Pfannen für eine gegebene Leistung an verstärkter Säure der
                                    Aufwand an Pfannenblei. Dieser vermehrte Aufwand würde an sich picht viel zu
                                    bedeuten haben, wenn es sich um eine einmalige Anschaffung handelte. Da man
                                    aber die Pfannen öfter erneuern muß, so wiederholt sich die Mehrausgabe.
                                    Wenn man sonach von kleinen Pfannen möglichst abzusehen hat, so ist doch von
                                    zu großen, insbesondere langen Pfannen ebenfalls abzurathen. Der Natur der
                                    Sache nach leiden diejenigen Pfannen am meisten und sind am öftesten
                                    auszuwechseln, welche, der Wirkung des Feuers am meisten ausgesetzt, die
                                    stärkste Säure enthalten. Würde man nun eine sehr lange Pfanne anwenden, um
                                    damit zwei oder drei minder lange zu ersetzen und so nach Maßgabe der obigen
                                    Rechnung Blei zu ersparen, so könnte der Erfolg gleichwohl ein negativer
                                    sein. Diese lange Pfanne müßte nämlich beseitigt werden, sobald an der
                                    heißesten Stelle, wo auch die verstärkte Säure abgezogen wird, die Abnutzung
                                    des Bleibleches die weitere Anwendung verbietet. Gleichzeitig würde aber am
                                    andern Ende der Pfanne, wo das Feuer weniger intensiv wirkte, und wo auch
                                    die kalte Säure zutrat, das Bleiblech noch in brauchbarem Zustande sein,
                                    müßte aber dennoch schon mit zum Einschmelzen abgegeben werden. Bestrebt, in
                                    diesen Beziehungen den rechten Mittelweg einzuhalten, habe ich bei meinen
                                    Anlagen die Pfannen nicht über 3,0 und nicht unter 2qm,5 im Grundriß genommen; ich habe
                                    mich mit einer der beiden Pfannendimensionen nach der Breite gerichtet, in
                                    welcher man das Walzblei gerade beschnitten einkaufen kann.
                                 Die Tiefe der Pfannen sollte man nicht zu gering nehmen. Fast immer wird bei
                                    der Verstärkung der Säure die Anforderung gestellt, daß das verstärkte
                                    Product constant von demselben specifischen Gewicht abgewogen wird. Nun
                                    erfolgt aber die Bewartung der Feuerung und das Aufgeben frischen
                                    Brennmaterials absatzweise – ein Umstand, welcher die Befriedigung
                                    jener Anforderungen erschwert. Hat man hohe Pfannen, mithin ein relativ
                                    großes Quantum Säure in denselben, so bildet der Säureinhalt ein
                                    Wärmereservoir, welches die Ungleichheiten ausgleicht, die sich sonst am
                                    Product einstellen können. Ich gehe mit der Höhe der Pfannen bis zu 40 und
                                    nicht gern unter 30cm.Ich habe mich inzwischen mehrfach überzeugt, daß man auch mit nur 15
                                          bis 20cm tiefen Pfannen
                                          gleichmäßig 60°-Säure erhalten kann. (F. B. 1876.)
                                    
                                 Die Beschreibung des Apparates bei der Concentration mit Unterfeuer dürfte am
                                    leichtesten und kürzesten in Ansehung einer bestimmten Anlage erfolgen, und
                                    ist ein Pfannensystem mit Unterfeuer in Fig. 1 bis 4 Tafel
                                    III [a.b/1.2] der beigegebenen Zeichnungen
                                    dargestellt. Dasselbe leistet in 24 Stunden 100 Ctr. Schwefelsäure von
                                    60° B. aus Kammersäure von 50° B. Es sind 4 Pfannen in
                                    Anwendung gebracht, jede zu 1m,4
                                    Länge, 2m,0 Breite und 0m,4 Tiefe. Gemäß der vorher
                                    angestellten Betrachtung, nach welcher lange Pfannen möglichst zu vermeiden
                                    sind, hat man
                                    die Pfannen mit der Breitseite rechtwinklig zum Strom der Feuergase und mit
                                    der kurzen Seite in Richtung dieses Stromes gesetzt. Bei der ungleichen
                                    Abnutzung des Pfannenbleches leuchtet ein, daß hieraus eine längere Dauer
                                    des zu der Concentration im Ganzen verwendeten Bleibleches resultirt. Die
                                    Stärke desselben ist 40k,6 für 1qm.
                                 Die Pfannen stehen terassenartig über einander. Die Niveaudifferenz ist
                                    jedesmal 8cm. Die Kammersäure
                                    tritt, durch einen Hahn regulirt, in die oberste Pfanne, und der Austritt
                                    der Säure liegt hier, wie auch bei den folgenden Pfannen, jedesmal dem
                                    Eintritte diagonal gegenüber. Der Abfluß an concentrirter Säure wird nicht
                                    besonders regulirt. Um die Stärke der letztern constant zu erhalten, variirt
                                    man entweder mit der Verbrennung auf dem Roste, oder mit dem Zufluß an
                                    Kammersäure mittels des Hahnes. Die Verbindung zwischen den einzelnen
                                    Pfannen erfolgt vielfach mit Hebern. Da dieselben aber häufig versagen, weil
                                    sich Luftblasen in den Bug setzen, welche bei der geringen Circulation an
                                    Säure nicht mit übergerissen werden, so ist die in der Zeichnung in je einer
                                    Ecke jeder Pfanne angegebene Einrichtung vorzuziehen, bei welcher ein
                                    Versagen nicht vorkommt. Mittels derselben wird, wie von den Hebern auch,
                                    die abzuführende Säure nur vom Boden der Pfanne weggenommen.
                                 Der Rost ist für schlechte Steinkohlen gewählt, und es ist Sorge getragen,
                                    daß die Feuergase in dem Raume unterhalb der Pfannen möglichst gleichmäßig
                                    vertheilt werden. Zum völligen Abschluß dieses Raumes sind die Pfannen
                                    rundum mit Sand oder Flugasche verfüllt.
                                 Bei Anfertigung der Pfannen ist es nicht zu empfehlen, die vier Ecken des
                                    Bleches, welche zur Bildung des geschlossenen Gefäßes überflüssig sind,
                                    auszuschneiden und alsdann die Ecken zu verlöthen. Vorzuziehen ist vielmehr
                                    das Verfahren, nach welchem man an den Blechen gar nicht schneidet, sondern
                                    die Ecken, womöglich unter gelinder Erwärmung des Bleches, umbiegt und in
                                    dreieckigen Zipfeln zusammenfaltet, ganz analog der Methode, welche man
                                    anwenden würde, um aus einem viereckigen Blatt Papier, ohne davon
                                    abzuschneiden, ein pfannenähnliches Gefäß zu bilden.Geschickte Bleilöther vermeiden auch die Zipfelbildung und treiben
                                          mit Holzschlägeln ohne Schnitt und Nach aus dem Blech eine
                                          regelmäßige Pfanne aus. (F. B. 1876.)
                                    
                                 Man kann nach Art des in der Zeichnung dargestellten Systemes Pfannensysteme
                                    bauen, welche in 24 Stunden bis zu 130 Ctr. 60°-Säure liefern,
                                    und man kann auf 1qm Pfannenboden
                                    etwa 10 Ctr. verstärkte Säure von 60° B. rechnen. Der Aufwand an
                                    Brennmaterial beträgt hierbei in runder Zahl 7,5 bis 8k mittelmäßiger Steinkohle auf 1
                                    Ctr. Schwefelsäure von 60° B. Es ist diese Zahl als Durchschnitt aus
                                    mehreren Jahren von einem Werke anzusehen, das täglich 200 Ctr. und mehr
                                    60°-Säure herzustellen hat.
                                 Mit dieser Zahl stimmen auch eine Anzahl Notizen, welche ich auf andern
                                    Werken sammelte, ziemlich gut überein. Doch sei nicht verschwiegen, daß ich
                                    auch wesentlich höhereWenn man täglich nur 12stündig concentrirt, so steigt der
                                          Kohlenbedarf auf 20 bis 25 Proc. der 60° Säure. und wesentlich niedrige Zahlen erhalten habe. Nur über höheren
                                    Verbrauch an Brennmaterial sei es mir gestattet, einige Worte zu sagen. Ich
                                    übergehe hier unzweckmäßige Einrichtung der Feuerungsanlage und schlechten
                                    Zug derselben und möchte vielmehr nur über eine neuerlich sehr beliebt
                                    gewordene Anordnung in der Aufstellung der Pfannen reden, welche Anordnung
                                    mir aber durchaus unrichtig zu sein scheint. Ich habe nämlich mehrfach
                                    gefunden, daß die Säure in den Pfannen, in Ansehung der Richtung des Stromes
                                    der Feuergase, grade umgekehrt geführt wird, als vorher mehrfach angedeutet
                                    ist und als die Zeichnung voraussetzt; daß man also die kalte Kammersäure in
                                    die dem Roste am nächsten liegende Pfanne treten und die fertige verstärkte
                                    Säure aus der letzten Pfanne abfließen läßt, die am weitesten von dem Roste
                                    entfernt liegt. Die Pfannen stehen hierbei gerade in umgekehrtem Sinne
                                    terassenartig, als meine Zeichnung angibt. Manche Fabrikanten, welche diese
                                    Anordnung adoptirt haben, geben auch noch an, daß sie dieselbe im Gegensatze
                                    zu der zuerst besprochenen und ehedem von ihnen selbst benutzten grade
                                    deswegen eingeführt haben, weil sie bessere Resultate geben soll.
                                 
                                    
                                       (Fortsetzung folgt.)