| Titel: | Donneley's Dampfmotor. | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 247 | 
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                        Donneley's Dampfmotor.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              VI [d/3].
                        Donneley's Dampfmotor.
                        
                     
                        
                           Die vom Mechaniker Donneley in
                              Hamburg patentirte, in Fig. 28 und 29 im
                              Vertical- und Horizontalschnitt dargestellte Dampfmaschine besteht aus zwei
                              mit einander der Länge nach communicirenden Cylindern C,
                              in welchen auf centralen Achsen A zwei sectorförmige,
                              einander berührende Kolbenflügel B auf und ab schwingen;
                              diese Kolbenflügel sind so lang wie die Cylinder und schließen an den Deckeln
                              dampfdicht ab. Die Achsen A sind in dem einen Deckel
                              eingelassen und durchsetzen mittels Stopfbüchsen den andern Deckel, um außerhalb der
                              Cylinder zwei Zahnsectoren S aufzunehmen, durch deren
                              Eingriff die regelmäßige Schwingung der beiden Kolbenflügel gesichert wird. Die aus
                              einem Stück gegossenen Cylinder sind mittels zwei Ständer D auf die Fundamentplatte E montirt, auf
                              welcher auch die Lager der Kurbelwelle F befestigt sind.
                              Die Schwingung der Kolbenflügel B wird durch den auf
                              eine der Achsen C aufgekeilten Kurbelarm J mittels der Triebstange K
                              in eine drehende Bewegung der Kurbel L, bezieh. der
                              Welle F umgesetzt. Durch ein Excenter I auf der Kurbelwelle und den Hebelmechanismus H wird die Steuerung der Muschelschieber T bethätigt, welche getrennt für beide Cylinder in einem
                              Schiebergehäuse an den äußern Langseiten derselben angebracht sind.
                           Die Zuleitung und Ableitung des Dampfes erfolgt beiderseits gleich durch die Canäle
                              a, a', bezieh. b und den
                              Muschelschieber T. Die Dampfcanäle sind in einem
                              sectorförmigen Gußstück G ausgespart, welches den
                              Cylinderraum der Länge nach durchsetzt; in die beiden, im Cylinder eingeschlossenen
                              radialen Begrenzungsflächen von G münden die Canäle a, a', so daß der Dampf unmittelbar unter die
                              entsprechenden radialen Flächen der Kolbenflügel eintritt, bezieh. vor denselben
                              austreten kann. Die äußere verticale Fläche des Gußstückes G bildet den durch das Schiebergehäuse verdeckten Spiegel, auf welchem
                              sich der Muschelschieber T in gewöhnlicher Weise bewegt.
                              Es ist also die Bewegung der Maschine ohne weiteres verständlich.
                           Zur Erzielung eines dampfdichten Anschlusses der Nabe des schwingenden Kolbenflügels
                              und des Gußstückes G ist in letzterm radial eine Leiste
                              c eingeschoben, auf deren Rücken durch die Bohrung
                              c' der Dampfdruck geleitet wird.
                           Die Länge der Kolbenflügel B ist mit 400, der Durchmesser
                              der Cylinder mit 320mm angegeben. Die
                              beiden Kolben wälzen sich am Mantel an einander ab, ohne daß eine Aenderung der
                              Berührungsflächen vorgesehen wäre; dies dürfte eine ungleichförmige Abnutzung, eine
                              holperige Bewegung bedingen und in Folge dessen den dampfdichten Abschluß gefährden.
                              Von einer Dichtung des Kolbenflügels gegen die cylindrische Wandfläche scheint
                              abgesehen zu sein, was auch bei genügender Drehungsgeschwindigkeit gerechtfertigt
                              ist. Die Dichtung der Kolbenstirnflächen wird durch eine Bronzeplatte d bewerkstelligt, welche durch Keil e, Feder y und Schraube g entsprechend angepreßt werden kann. In Folge der
                              Schwierigkeit der Herstellung einer guten Dichtung werden entweder Dampfverluste
                              oder große Effectverluste durch Reibungswiderstände hervorgerufen. Eine große
                              Abnutzung ist grade nicht zu befürchten; doch wird ein häufiges Reinigen der
                              Cylinder erforderlich sein, weil sonst die zähen Ablagerungen verharzter
                              Schmiermateralien bei der Ausdehnung der Dichtungsflächen Effectverluste durch
                              Adhäsion verursachen würden.
                           Die Dampfvertheilung ist theoretisch vollkommen richtig und es kann ein beliebiger
                              Füllungs- oder Compressionsgrad angewendet werden. Wollte man eine
                              Kolbenmaschine vom gleichen theoretischen Effect aufstellen, so müßte dieselbe einen Kolben vom Durchmesser des Cylinders A erhalten und an einer gleich langen Kurbel J arbeiten. Denkt man sich eine solche Kolbenmaschine
                              mit einer gleich langen Triebstange angeordnet, so würde sie die Donneley'sche Maschine nach einer Richtung um das
                              Doppelte überragen; letztere zeichnet sich also durch Oekonomie des Raumes aus,
                              welche wohl bei den meisten Constructionen hinter andern Rücksichten zurücksteht.
                              Dagegen ist jedoch nicht zu verkennen, daß eine gleich kräftige Kolbendampfmaschine
                              eine bedeutende Gewichtsersparniß gegen den neuen Motor aufweisen wird.
                           
                              S.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
