| Titel: | Blechlehre von Starke und Kammerer in Wien. | 
| Autor: | Arzberger | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 263 | 
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                        Blechlehre von Starke und Kammerer in Wien.
                        Mit einer Abbildung auf Taf. VII [c. d/1].
                        Starke und Kammerer's Blechlehre.
                        
                     
                        
                           Die Untersuchung der Blechdicke an größern Blechlieferungen, bei welcher eine
                              möglichst constante Stärke an allen Stellen gefordert wird, wäre eine sehr
                              zeitraubende und mühevolle Arbeit, wenn man die betreffenden Messungen mit
                              Meßschrauben oder Fühlhebeln vornehmen wollte. Man hat daher schon vor Jahren in
                              Birminghamer Stahlfederfabriken einen Fühlhebel angewendet, an welchem Rollen an dem
                              kürzeren Hebelende drehbar befestigt sind, während das Ende des längeren Hebelarmes
                              an einer Eintheilung spielt.Mittheilungen des Gewerbevereins für Hannover, 1851 S. 434. Wird nun ein Blechstreifen zwischen beide Rollen durchgezogen, so zeigt der
                              Fühlhebel an der Eintheilung die vorhandenen Schwankungen in der Blechstärke an.
                           Die Arbeit mit dieser Vorrichtung ist übrigens ziemlich anstrengend, sobald einmal
                              größere Mengen zu untersuchen sind, da man mit dem Auge unausgesetzt den Stand des
                              Fühlhebels beobachten muß, während die Bewegung des zu untersuchenden Blechstückes
                              – wenn sich nicht zwei Personen in die Arbeit theilen – mit den Händen
                              blos nach dem Gefühle ausgeführt werden kann, ohne daß das Auge von der Scale
                              abgewendet werden darf.
                           Die Blechlehre von Starke und Kammerer in Wien ist nun von diesem Uebelstande frei, indem der
                              angewendete Fühlhebel zwei in der Tonhöhe verschiedene Glockenschläge gibt –
                              den einen, wenn die gemessene Dimension ein bestimmtes Minimum, den andern, wenn sie
                              ein gegebenes Maximum erreicht. Dadurch wird es möglich, daß die das Blech
                              untersuchende Person ihre ganze Aufmerksamkeit (mit Hand und Auge) auf das
                              Durchziehen der Bleche verwenden kann, während eine die eingestellte Toleranz im
                              Mehr oder Weniger überschreitende Dimension sofort durch ein hörbares Signal
                              angezeigt wird. Durch diese Einrichtung ist es möglich geworden, daß jetzt ein Mann
                              im Tage 1000k Blech von 1mm Stärke und 10cm Breite untersucht, wobei
                              Dimensionsfehler in der Dicke von ± 0mm,02 signalisirt werden. Die Controle in der Blechdicke läßt sich
                              übrigens, wenn es nothwendig werden sollte, auch auf ± 0mm treiben. Ein so hoher Grad von Genauigkeit kann übrigens nur erreicht
                              werden, wenn die ganze Vorrichtung mit jenem Grade der Präcision ausgeführt ist,
                              durch welche die genannte Firma ihren Ruf erworben hat.
                           Die in Rede stehende Blechlehre, wie sie Figur 7 in 1/2 natürlicher
                              Größe zeigt, besteht der Hauptsache nach aus einem Doppelfühlhebel mit der
                              Uebersetzung von 7 × 15 = 105; die Theilstriche an der Scale sind 1mm,05 von einander abstehend, entsprechen
                              also 0mm,01 Blechdicke. Die Bewegung des
                              Fühlhebels wird durch zwei Contactschrauben a, b
                              begrenzt, welche auf die zulässige Toleranz nach der Scale eingestellt werden. Die
                              Berührung, welche zwischen Fühlhebel und Contactschraube stattfindet, veranlaßt das
                              Ertönen einer Glocke A oder B, je nachdem das Blech an der betreffenden Stelle zu dick oder zu dünn
                              ist.
                           Die Contactstellen am Fühlhebel sind übrigens nicht absolut fest, sondern –
                              wie dies aus der Zeichnung ohne weiteres ersichtlich – durch Blattfedern
                              derart nachgiebig gemacht, daß bei der Einführung einer beträchtlich dickern
                              Blechstelle keine Klemmung eintreten kann, welche nachtheilig auf die Drehungsachsen
                              wirken würde.
                           Zur Einstellung der normalen Blechdicke dient endlich die Schraube c, welche nach Einschieben eines Normalbleches so
                              gestellt wird, daß der Fühlhebel auf den Nullpunkt der Scale zeigt.
                           Brünn, Januar 1877.
                           Professor Arzberger.
                           
                        
                     
                  
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