| Titel: | Elektromagnetische Pendel von Higgs und Bourbouze. | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 265 | 
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                        Elektromagnetische Pendel von Higgs und Bourbouze.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              VII.
                        Higgs' und Bourbouze's elektromagnetische Pendel.
                        
                     
                        
                           Zum Gebrauche im Laboratorium oder wo sonst ein Secundenpendel zur Zeitbestimmung bei
                              einem Experimente nöthig ist, dürfte sich der in Figur 9 [a/4] abgebildete einfache Apparat von Dr. Paget Higgs in Charlton
                              empfehlen. Derselbe besteht aus einem Siemens'schen Galvanoskop A, dessen Nadel N mit dem
                              Pendel verbunden ist und, am besten mit Platincontacten, mit geringem Spielraum
                              zwischen zwei Platindrähten B und C spielt; diese Platindrähte sind gegen einander isolirt, indem sie in
                              einem auf die Achse D aufgesteckten Stück Ebonit
                              befestigt sind. Durch ihre Aufhängung steht die Nadel N
                              mit dem einen Ende der Spule des Galvanoskops in leitender Verbindung, deren anderes
                              Ende zur Erde E abgeleitet ist. Von den beiden Drähten
                              B und C laufen Drähte
                              nach den beiden Polen einer kleinen Batterie b, deren
                              Mitte ebenfalls an Erde gelegt ist. Indem nun bei den kleinen Schwingungen des
                              Pendels die Nadel N etwa mit B in Berührung kommt, läßt sie den Strom so durch die Spule gehen, daß die
                              magnetische Nadel nach B hin abgelenkt wird und so den
                              beweglichen Contact mitnimmt, bis das Pendel seinen größten Ausschlag erreicht hat,
                              niedergeht, den Contact mit B unterbricht und gleich
                              darauf den Contact mit C herstellt, worauf dann der
                              Strom die Nadel nach C hin ablenkt u.s.w. Auf diese
                              Weise empfängt das Pendel bei jedem Schlage den nöthigen Antrieb zur Ueberwindung
                              der sich seiner Bewegung entgegenstellenden Widerstände und bleibt in Schwingung, so lange die
                              Batterie die Triebkraft liefert. Bei kleinen Schwingungsbögen wird der Ausschlag
                              durch eine Aenderung in der Kraft der Batterie nicht
                                 beeinflußt.
                           In den Stromkreis der Batterie b kann man noch einen
                              Elektromagnet M einschalten, welcher nach jeder
                              Schwingung einen Schlag auf eine Glocke G macht oder
                              auch mittels einer Hemmung und eines Räderwerkes die Zeiger einer Uhr in Umlauf
                              versetzt. Wenn das Pendel halbe Secunden schlägt, so schlägt die Glocke G bei der in der Abbildung gewählten Einschaltung ganze
                              Secunden. Es lassen sich aber auch eine beliebige Anzahl Uhren an verschiedenen
                              Orten einer größern Anlage einschalten, welche sämmtlich von demselben Pendel in
                              Gang gesetzt werden.
                           Dr. Higgs hat nach dieser
                              Anordnung ein Pendel construirt, welches in 14 Tagen die Zeit auf 2 Secunden genau
                              hält. (Nature, November 1876 S. 98.)
                           Eine ganz ähnliche, in Figur 10 [a/1] abgebildete Anordnung beschreibt Bourbouze in Comptes rendus,
                              1876 t. 83 p. 482. Hier ist
                              am obern Ende der Pendelstange ein Magnetstab angebracht, welcher innerhalb einer
                              flachen, zweidrähtigen Galvanometerspule schwingt. Um die Schwingungen des Pendels
                              auf die Dauer zu erhalten, braucht man nur nach jedem Schlage einen Strom von
                              derselben Stärke, aber von wechselnder Richtung, durch die Spule gehen zu lassen.
                              Dies erreicht man durch einen kleinen kupfernen Hebel, dessen Schwerpunkt sehr hoch
                              über seiner Drehachse liegt; dieser Hebel trägt an jedem seiner Enden eine kleine
                              Brücke, welche, abwechselnd in zwei Quecksilbernäpfchen fallend, den Strom einer
                              Daniell'schen Batterie schließt. Dieser Strom gibt dem Magnetstabe einen Antrieb,
                              welcher sich dem Pendel mittheilt. Um den Unterbrechungshebel in Schwingungen zu
                              versetzen, wird auf dem Pendel eine Gabel angebracht, deren zwei Zinken senkrecht
                              zur Schwingungsebene liegen, und deren jede mit einer kleinen, mit ihrer Achse
                              parallel zur Schwingungsebene liegenden Stellschraube versehen ist; die Entfernung
                              dieser beiden Schrauben läßt sich nach Belieben reguliren; nach jedem Schlage stößt
                              die eine oder die andere Schraube an den Unterbrechungshebel. Die Umkehrung des
                              Stromes erlangt man einfach, indem man zwei Drähte an jedem Pole anlegt und
                              paarweise mit den beiden Drähten der Spule verbindet.
                           Seit mehreren Jahren schon hatte Bourbouze Gelegenheit,
                              sich vom regelmäßigen Gang dieser Anordnung zu überzeugen.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
