| Titel: | Ofen zur Herstellung von Aescher für die Fayenceofen-Fabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 289 | 
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                        Ofen zur Herstellung von Aescher für die
                           Fayenceofen-Fabrikation.
                        Mit einer Abbildung auf Taf. VI [d/4].
                        Ofen zur Herstellung von Aescher für die
                           Fayenceofen-Fabrikation.
                        
                     
                        
                           Die weiße Emaille der Fayence- oder sogen. Porzellanöfen, wie sie namentlich
                              in den nordischen Ländern besonders in Gebrauch sind, wird bekanntlich hergestellt
                              durch Zusammenfritten eines Gemenges von Bleioxyd und Zinnoxyd mit feinem, möglichst
                              eisenfreiem Formsand und Kochsalz. Das hierfür erforderliche Gemisch von Bleioxyd
                              und ZinnoxydZinnoyd erhält man dadurch, daß eine Legirung von möglichst reinem Blei und Zinn
                              unter fortwährendem Umrühren bei Luftzutritt erhitzt wird, bis das Metall
                              vollständig verschwunden und in eine gelbgrau-erdige Masse,
                              „Aescher“ genannt, übergegangen ist. Da es für die
                              Herstellung einer guten Emaille wesentlich ist, daß das Bleioxyd und Zinnoxyd
                              innigst mit einander gemischt ist, so ist es vortheilhaft, die Metalle vorher in
                              einem eisernen Kessel in dem richtigen Gewichtsverhältniß einzuschmelzen, gut
                              durchzurühren und in Formen, welche 1 bis 3k der Metalllegirung aufnehmen können, auszuschöpfen.
                           Bei der alten Feilner'schen Glasur wendete man gleiche Gewichte Zinn und Blei an; in
                              neuerer Zeit verwendet man jedoch in den Berliner Ofenfabriken meist für weiße
                              Glasuren 6 bis 8 Th. Zinn auf 20 Th. Blei, für sogen. Halbweiße 3 bis 3 1/2 Th. Zinn
                              auf 20 Th. Blei, für ordinäre Glasuren 1 1/2 bis 2 Th. Zinn auf 20 Th. Blei. Da das
                              Zinn einen bedeutend höhern Preis hat als das Blei, so sucht man daran möglichst zu
                              sparen; dasselbe kann aber nicht entbehrt werden, da es der Emaille ihre besonders
                              hervortretenden Eigenschaften, reine weiße Farbe und Undurchsichtigkeit,
                              verleiht.
                           Die Operation des Aescherns, welche der Herstellung der Fritte vorangehen muß, da die Metalle
                              nur im oxydirten Zustande mit dem Sande und dem Natron des Kochsalzes zu einem Glase
                              zusammenschmelzen, wurde früher und wird auch noch heute häufig in flachen eisernen
                              Schalen vorgenommen, in welchen die Metalllegirung bis zu dunklem Glühen erhitzt und
                              so lange umgerührt wird, bis die Oxydation vollendet ist. Da hierbei die Metalle,
                              besonders bei zu starkem Erhitzen, nicht unerhebliche Mengen von Eisen aufnehmen,
                              welche die Färbung der Emaille beeinträchtigen, so nimmt man die Operation besser in
                              einer Chamottemuffel, wie sie von allen größern Porzellanfabriken zu beziehen ist,
                              vor. Eine Construction eines Aescherofens mit Chamottemuffel, die sich als sehr gut
                              bewährt und den Vorzug hat, daß keine die Gesundheit der Arbeiter schädigenden
                              Metalldämpfe in den Arbeitsraum gelangen können, ist (nach der von Seger und Aron kürzlich
                              gegründeten Thonindustrie-Zeitung, December 1876 S. 2) in Figur 31 abgebildet. A ist eine Chamottemuffel von 0m,75 Länge, 0m,40 Breite und 0m,40 lichter Höhe und 0,03 bis 0m,04 Wandstärke, in welche mittels eines
                              scharfen Meißels bei a über die ganze Breite ein Schlitz
                              von 0m,05 Breite und ebenso bei b ein Ausschnitt von 0m,10 Breite an der Kante ausgestemmt wird.
                              Dieselbe wird über einer Feuerung B auf den aus
                              hochkantig gestellten Steinen gebildeten Bänken C
                              aufgestellt und zwar so, daß sie von der Flamme ganz umspült werden kann. An der
                              obern Kante werden die Züge um die Muffel, wie bei c
                              ersichtlich, abgedeckt, so daß die Flamme gezwungen ist, durch den Schlitz a in die Muffel einzutreten, unter der Decke derselben
                              herzuziehen und bei b wieder dieselbe zu verlassen, um
                              in den obern Zug und in den Schornstein zu gelangen. Nachdem die Muffel bis zum
                              dunklen Rothglühen erhitzt worden ist, werden 10 bis 12k der Metalllegirung durch die Oeffnung D in die Muffel eingesetzt und die Oeffnung bis zum
                              vollendeten Schmelzen und Erglühen des Metalles durch ein Blech d, das auf einem Steinvorsprung ruht, geschlossen. Ist
                              die Einsatzöffnung frei, so tritt in die Muffel ein Luftstrom von außen ein, welcher
                              die Sohle bestreicht und mit der Flamme vereinigt bei b
                              wieder austritt. Ist das Metall dunkelroth glühend, so wird mit einer eisernen
                              Krücke die auf dem Metallbade sich bildende Haut fortwährend an die Hinterwand
                              geschoben, bis das Metall völlig verschwunden und nur noch eine erdige Masse im Ofen
                              vorhanden ist. Diese glimmt noch lange fort, indem theils feine Metalltheile von ihr
                              eingeschlossen sind, theils sich niedere Oxydationsstufen, besonders des Zinns,
                              bilden, welche eine graue Farbe besitzen, und auch diese der Emaille ertheilen
                              würden. Die Asche muß deswegen noch längere Zeit fleißig durchdruckt werden, bis
                              sich in derselben keine glimmenden Funken mehr zeigen; dann wird sie mit einer eisernen Schaufel
                              herausgenommen und in einem flachen Kasten von Eisenblech bis zum Erkalten
                              umgerührt. Eine Erhitzung der Asche über dunkle Rothglut ist sorgfältig zu
                              vermeiden, weil sie sonst zusammensintert und die letzten Metalltheile sich schwer
                              vollständig oxydiren. Bei den angegebenen Dimensionen der Muffel und einem
                              jedesmaligen Einsatz von 12k Metall ist man
                              im Stande, 12 bis 14 Operationen in 24 Stunden zu machen, also rund 150k der Blei-Zinnlegirung in Aescher
                              umzuwandeln.
                           
                        
                     
                  
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