| Titel: | Pernot's Universalträger-Walzwerk: von L. Borbély, Eisenwerks-Director zu Salgó-Tarján. | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 377 | 
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                        Pernot's Universalträger-Walzwerk: von L. Borbély,
                           Eisenwerks-Director zu Salgó-Tarján.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              X [d/3].
                        Borbély, über Pernot's
                           Universalträger-Walzwerk.
                        
                     
                        
                           Der Versuch, symmetrische Profile mittels eines Universalwalzwerkes oder einer
                              ähnlichen Vorrichtung herzustellen, steht nicht isolirt auf dem Gebiete der
                              Hüttentechnik. Wenn auch die Ergebnisse der einschlägigen Versuche und Combinationen
                              nicht immer zur allgemeinen Kenntniß gelangten, dürften doch zahlreichere
                              Hüttentechniker sich mit der Aufgabe befaßt haben, insbesondere Eisenbahnschienen
                              und Traversenprofile auf einer Universalwalzenstrecke herzustellen. Ich nenne in
                              dieser Richtung nur das Kerpely'sche Universalwalzwerk, mittels welchem die
                              Fabrikation von Eisenbahnschienen bei dem Aufwand genügender Kraftverhältnisse
                              ermöglicht erscheint.
                           Die Idee, ein Trägerprofil in einem Walzenpaar und einem einzigen Kaliber
                              herzustellen, ist verlockend genug, um das Interesse erklären zu können, welches die
                              Lösung dieser Frage erregt, deren natürliche Folge mindestens wesentliche Ersparniß
                              an Anlage- und Fabrikationskosten und eine Vereinfachung der Manipulation
                              sein dürfte. Soviel mir bekannt, hat Pernot, der Erfinder
                              der Drehöfen, Chefingenieur in St. Chamond, am glücklichsten die bezeichnete Frage
                              praktisch gelöst, und ich begehe vielleicht um so weniger eine Indiscretion, wenn
                              ich auf Grund einer Gedächtnißskizze die Zeichnung in Fig. 15 bis 20 und die
                              nachfolgende Beschreibung veröffentliche, nachdem das Pernot'sche Walzwerk in allen
                              Ländern mittels Patente geschützt ist. – Es scheint ein charakteristisches
                              Merkmal aller Pernot'schen Erfindungen zu sein, daß diese
                              neben überraschender Einfachheit der Construction eine vorzügliche und gediegene
                              praktische Eignung besitzen. Es soll nun Gegenstand nachfolgender Zeilen sein, die
                              Berechtigung dieser Aeußerung auch bezüglich des Pernot'schen Trägerwalzwerkes
                              darzuthun.
                           Die hauptsächlichste Eigenthümlichkeit des Pernot'schen Trägerwalzwerkes bildet die Anordnung der
                              verticalen Walzen, deren Achse sich in der Verticalebene der horizontalen Walzen
                              befindet und die in der Richtung der Längenachse derselben vor- und rückwärts
                              bewegt werden können. Die in den Figuren 15 bis 20
                              eingeschriebenen Buchstaben bedeuten dort:
                           a. Walzenständer.
                           b Horizontalwalzen, deren mittlerer Durchmesser etwa
                              1120mm betragen dürfte.
                           c Verticalwalzen aus Stahl mit Stahlbolzen und
                              Messingbüchse.
                           d Leitrollen aus Stahl.
                           e Seitliche Abstreifeisen.
                           f Schmiedeiserne Platten, zwischen und in welchen die
                              Verticalwalzen und die Leitrollen eingelagert und mittels der Schraubenbolzen 1 bis
                              13 unter einander fest verbunden sind, so daß c, d, e, f
                              zusammen ein nach der Richtung der Horizontalwalzenachse vor- und rückwärts
                              bewegliches System bilden.
                           g Führungsflügel, bildet einen Theil der Platten f, welche dadurch auf
                           h, der Tragstange, aufliegen, auf der eben die
                              Verschiebung des Systemes geschehen kann. Diese Tragstange ist nach gewöhnlicher
                              Weise in die Ständernuth eingekeilt.
                           k Gleitstück aus Gußeisen, mit welchem die beiden
                              zwischen den Walzenzapfen abgekröpften Platten f mittels
                              Schrauben 3 bis 13 verbunden sind.
                           l Gußeiserner Ständer, an den Hauptständer a fest angeschraubt. Das Gleitstück k ist seitlich mit einer Ruth versehen und greift in
                              einen correspondirenden Falz des kleinen Ständers ein.
                           m Schrauben, mit dem Gleitstück k verbunden. Mittels dieser Schrauben lassen sich die Verticalwalzen und
                              Leitrollen vor- und rückwärts bewegen; ihre Führung erhalten sie einerseits
                              durch die Auflage der Flügel g, anderseits durch die
                              Führung des Gleitstückes k in dem seitlichen Falz der
                              kleinen Ständer.
                           o Druckzeiger auf dem Gleitstück k, welcher mit einer auf dem Ständer angebrachten Eintheilung
                              correspondirt.
                           Im Uebrigen unterscheidet sich das Walzwerk nicht wesentlich von einem Walzwerke
                              andern Systemes. Die horizontale Oberwalze ist ausbalancirt, was die
                              Balancehebestangen n und der Druckmechanismus p genügend andeuten. Außer dem beschriebenen
                              Trägerwalzengerüst befindet sich noch ein Universalwalzengerüst in diesem Train. Die
                              beiderseitigen Walzen sind in gewöhnlicher Weise mit Spindel und Muff r, s an einander gekuppelt. Auch ist zu bemerken, daß in
                              der ursprünglichen Anlage die Strecke mit Vor- und Rückwärtssteuerung
                              versehen ist.
                           Der Verlauf der Walzung bedarf nun kaum mehr einer weitern Erklärung. Sowohl die
                              horizontalen, als auch verticalen Walzen sind, mit Rücksicht der Pakethöhe und
                              Dicke, entsprechend gestellt. Das Walzgut passirt die Leitrollen, wird von den
                              Horizontalwalzen gefaßt und erleidet sowohl einen seitlichen, als auch einen
                              verticalen Druck. Nun werden die Horizontalwalzen bei p,
                              die Verticalwalzen bei m abermals auf entsprechenden
                              Druck gestellt und dieser wieder dem Walzgut mitgetheilt, was sich so oft wiederholt, bis
                              das angestrebte Profil hergestellt ist. Wie man sieht, bewerkstelligt man den
                              seitlichen Druck durch die Stellung der Verticalwalzen; die beiderseits gleichmäßige
                              Größe des Druckes wird mit Hilfe der Eintheilung und des Zeigers o erreicht und die statthafte Grenze aus der Erfahrung
                              abgeleitet.
                           Die Formveränderungen, welche das Walzgut bei dem jedesmaligen Durchgange durch die
                              Walzen erleidet, sind sehr interressant und wesentlich verschieden, ja
                              entgegengesetzt den Formveränderungen, welchen unter selben Verhältnissen das
                              Walzgut in gewöhnlichen Walzen unterworfen ist. Das fertige Trägerprofil wird bei
                              gewöhnlicher Walzung bekanntlich aus einem façonirten Paket mit möglichst
                              breitem Fuß und schmalem Steg entwickelt, damit bei der bevorstehenden Streckung des
                              Steges ein möglichst hoher Druck dem Fuße ertheilt werden könne, um solcher Art und
                              durch jedesmalige Wendung des Walzgutes die auf seitliche Streckung des Trägerfußes
                              einflußlose Unterwalze in ihrer Wirkung zu paralisiren. Wie aber aus den Skizzen
                              ersichtlich, wirkt bei dem Pernot'schen Walzwerke die Unterwalze in dem Sinne einer
                              Oberwalze. Man kann demnach das Trägerprofil nur aus einem Paket entwickeln, dessen
                              Steg dünn und dessen Fuß möglichst schmal gehalten ist.
                           In Figur 20
                              habe ich versucht, die Formveränderungen, welche das Walzgut bei der Fabrikation
                              eines 500mm hohen Trägers beiläufig
                              erleidet, darzustellen. Die Kaliber I bis VII mögen zur Veranschaulichung dessen
                              dienen. Man möchte glauben, daß bei derartiger Behandlung die Traversenfüße nicht
                              ohne Risse die Walzen verlassen, nachdem die äußersten Theile derselben nur bei
                              vollkommen geschlossenen Walzen ein geschlossenes Kaliber passiren und dieses
                              eventuell ausfüllen, sonst aber bei jedem Durchgange leer laufen müssen. Wenn man
                              jedoch berücksichtigt, daß bei genügendem seitlichen Druck der Verticalwalzen die
                              Trägerfüße hinreichend gepreßt werden können, damit das Material derselben nicht
                              zurückbleibe, so erklärt sich die tadellose Walzung leicht. Um das Profil I zu
                              erhalten, dient das Universalwalzengerüst, durch dessen Walzen das Paket einmal
                              durchgelassen wird, wobei der vorher breite Fuß in gewünschter Weise schmal gedrückt
                              wird. In St. Chamond dienen überhaupt nicht Pakete in gewöhnlichem Sinne, d.h. kein
                              Schmiedeisen, zur Trägerfabrikation. Es werden dort Ingots aus
                              Martin-Pernot-Stahl façonnirt (Träger-Paketform)
                              gegossen und diese nach beschriebener Weise zu Traversen ausgewalzt.
                           Das beschriebene Walzwerk, seit ca. 8 Jahren in Thätigkeit, ist von sehr bedeutender
                              Stärke, was man daraus ermessen kann, daß damit 1m hohe Stahlträger bis zu einer Länge von 15m gewalzt werden. Wie einfach sind die Mittel,
                              womit diese so seltene und großartige Leistung hervorgebracht wird! (Berg- und
                                    hüttenmännische Zeitung, 1877 S. 2. Vgl. *1867 186 117. *1868 188 272.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
