| Titel: | Notizen von der Weltausstellung in Philadelphia 1876; von Ingenieur Müller-Melchiors. | 
| Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 445 | 
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                        Notizen von der Weltausstellung in Philadelphia
                           1876; von Ingenieur Müller-Melchiors.
                        Mit Abbildungen im Text und auf Tafel XI.
                        (Fortsetzung von S. 30 dieses Bandes.)
                        Müller-Melchiors, Notizen von der Weltausstellung in
                           Philadelphia 1876.
                        
                     
                        
                           63) Kegelräder-Fräsmaschine
                                 von E. Grube.
                           (Mit Holzschnitt und Fig. 1 bis 3 [a. b/1].)
                           Zwei Werkzeugmaschinen zum Bearbeiten der Zahnform eiserner Kegelräder waren in
                              Philadelphia ausgestellt. Die eine in kolossalen Dimensionen, um Kegelräder bis zu
                              3m Durchmesser zu hobeln, ausgeführt
                              von dem berühmten Maschinenfabrikanten G. H. Corliß in
                              Providence – die zweite, kaum von der Größe einer Nähmaschine, zum Fräsen von
                              Kegelrädern bis 140mm Durchmesser, erfunden
                              und patentirt von einem Deutschen, E. Grube.
                           Von der letztern, deren Arbeitsprincip vollkommen neu ist, während die Corliß-Fräsmaschine bei wunderbaren
                              Detailausführungen in ihrem Grundgedanken doch schon wiederholt von Andern
                              verkörpert worden war, möge es uns gestattet sein, zunächst zu berichten.
                           Die Zahnform wird hier mittels eines Fräsers hergestellt und könnte in Folge dessen
                              bekanntermaßen nur dann vollkommen genau werden, wenn es möglich wäre, die Contour
                              des Fräsers selbst beim Vorwärtsschreiten gegen die Kegelspitze gleichmäßig zu
                              verjüngen. Nachdem dies praktisch unausführbar ist, begnügte man sich bei der bisher
                              üblichen Fräsmethode conischer Räder, dem Fräser die Zahncontour des äußern
                              Theilkreises, die Weite der innern Zahnlücke zu geben, denselben schief gegen das
                              Zahnmittel einzustellen und nun zunächst die eine Seite sämmtlicher Zähne, bei
                              nochmaligem Durchgang des Rades und Umstellung des Fräsers die andere Seite der
                              Zähne abzufräsen.
                           Bei der Grube'schen Fräsmaschine wird selbstverständlich
                              der principielle Mangel des Fräsens conischer Räder nicht behoben, und auch hier
                              werden die Erzeugenden der Zahnflanken parallel zu einander, während sie correcter Weise alle zur
                              Kegelspitze convergiren sollten; dagegen wird das Einstellen der Maschine wesentlich
                              vereinfacht, die Symmetrie der beiden Seiten jedes Zahnes unter allen Umständen
                              gesichert und das ganze Rad bei nur einem Umgang, also
                              nahezu in der halben Zeit, fertig geschnitten.
                           Das Mittel, alle diese Vortheile zu erreichen und der ingeniöse Grundgedanke der
                              ganzen Construction besteht darin, dem auf gewöhnliche Art hergestellten Fräser
                              außer seiner längs der Zahnflanke fortschreitenden Bewegung noch eine Querbewegung
                              zu ertheilen. Mittels derselben rückt der Fräser auf der einen Seite der Zahnlücke
                              vor, geht längs der andern Seite gleichfalls schneidend zurück und die Zahnlücke ist
                              vollendet, wenn man nicht vorzieht, den Fräser nochmals durchpassiren zu lassen,
                              wobei er nun längs der zuletzt geschnittenen Seite hinauf- und längs der erst
                              geschnittenen zurückgeht, bis er außer Eingriff kommt, worauf das zu schneidende Rad
                              um eine Theilung verdreht und die neue Zahnlücke in gleicher Weise ausgefräst
                              wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 223, S. 446
                              
                           Die praktische Ausführung dieses Arbeitsprincipes ist in vorstehendem Holzschnitt,
                              welcher die Ausstellungsmaschine darstellt, ersichtlich; seitdem ist die Maschine in
                              den Details verbessert und speciell der Antrieb des Fräsers constructiver angeordnet
                              worden, wie dies in den Skizzen Fig. 1 bis 3 in zwei Ansichten und im
                              Grundriß (letzterer bei niedergedrehtem Frässupport b)
                              dargestellt ist. Hier sind auf dem Ständer der Maschine die zwei Haupttheile, die
                              Einspannvorrichtung a und der Frässupport b angebracht.
                           
                           Erstere trägt ein Schneckenrad, auf dessen verticale Welle das zu fräsende Rad
                              aufgespannt wird. Durch eine Schnecke, deren Kurbel k
                              auf eine Theilscheibe t einspielt, wird die Verstellung
                              des Arbeitsstückes um je eine Theilung von Hand bewerkstelligt.
                           Der Frässupport b muß zunächst in den entsprechenden
                              Winkel des Theilkreisconus eingestellt werden und außerdem, je nach der Größe des zu
                              fräsenden Rades, gegen dasselbe zu verschieben sein. Aus letzterm Grunde ist der
                              Frässupport nicht direct an dem Ständer befestigt, sondern mittels einer
                              Schlittenführung durch das Handrad h einer Längsbewegung
                              gegen die Einspannvorrichtung zu fähig. Auf diesem Schlitten ist der Frässupport b um die Zapfen z, z'
                              drehbar und kann mittels der Schraube s innerhalb eines
                              Ausschlagewinkels von 90° beliebig verdreht und eingestellt werden. Die
                              Schraube s ist mit ihrem untern Ende in einem drehbaren
                              Hals mit dem Schlitten verbunden und greift in eine Mutter ein, die im schwingenden
                              Support drehbar gelagert ist (Fig. 2); ein Ansatz der
                              Mutter wird in der geschlitztem Scale, die am untern Halslager der Schraube
                              befestigt ist, geführt und zeigt mittels eines Indexstriches den Neigungswinkel des
                              Supportes an.
                           Mittels dieser zwei Bewegungen kann der Support derart eingestellt werden, daß der
                              Boden der Zahnlücke die richtige Neigung und die innere Zahnlücke die richtige Weite
                              erhält. Es wird nämlich der den Fräser tragende Werkzeughalter w auf einer Führungsspindel c geführt, deren Mittellinie die Drehungsachse zz' des schwingenden Supportes schneidet und mit demselben mittels der
                              Schraube s in den entsprechenden Neigungswinkel gestellt
                              werden kann. Die Vorrückung des Werkzeughalters w
                              erfolgt durch die Schraube d, welche zur Führungsspindel
                              c parallel läuft und, wie in Figur 2 angedeutet, mit
                              ihrem obern Ende im Support b, am andern Ende in einem
                              auf der Spindel c befestigten Arm gelagert ist.
                           Zum Antrieb des Fräsers trägt der Werkzeughalter w hinter
                              der in Spitzen gelagerten Frässpindel x eine zweite
                              Welle y, welche mit x durch
                              Stirnräder verbunden ist. Anderseits erfolgt der Maschinenantrieb auf die mit
                              Fest- und Losscheibe versehene Welle e und von
                              dieser mittels eines auf der Drehungsachse z lose
                              aufsitzenden Stirnrades auf die Welle f, die in einem
                              Arme gelagert ist, welcher, auf der Drehungsspindel z
                              befestigt, sich gleichzeitig mit dem schwingenden Support b verdreht. Von der Welle f endlich geht die
                              Bewegung auf die Welle y des Werkzeughalters über;
                              nachdem aber dieser sowohl eine hin und her gehende, als auch eine später zu
                              besprechende Querbewegung ausführt, so ist eine feste Kupplung selbstverständlich
                              nicht anwendbar. Es wurde daher bei der ältern, im Holzschnitt dargestellten
                              Ausführung die Welle f
                              oberhalb der
                              Drehungsachse zz' angeordnet und von dieser aus mittels
                              einer Gliederkette auf die Welle y übergegangen;
                              neuerdings aber wird an f und y je ein Universalgelenk angebracht, mit demselben eine zweitheilige
                              Zwischenwelle verbunden, die sich verlängern und verkürzen kann, und derart in
                              soliderer Weise die Bewegung auf den Fräser übertragen.
                           Die bis jetzt beschriebenen Theile sind, wie oben bemerkt, nur im Stande den Boden
                              der Zahnlücke eines Kegelrades zu schneiden, genügen dagegen vollkommen zum
                              Ausfräsen von Stirnrädern. Dazu wird der schwingende
                              Support b sammt der darin gelagerten Spindel c und Schraube d vertical
                              gestellt und der Werkzeughalter w mit dem continuirlich
                              rotirenden Fräser längs des auf der Schneckenradwelle aufgesetzten Stirnrades auf
                              und nieder geführt. Die vor- und rückgängige Bewegung der Schraube d, sowie die Verstellung des zu schneidenden Rades
                              erfolgt von Hand; erstere mittels des auf s angebrachten
                              Griffrädchens, letztere durch die Kurbel k.
                           Sollen Stirnräder mit schiefen Zähnen geschnitten werden, wie sie gewöhnlich als Schneckenräder Verwendung finden, so kann bei
                              unveränderter verticaler Stellung des schwingenden Supportes b der gewünschte schiefe Schnitt dadurch erzielt werden, daß die
                              Führungsspindel c und mit ihr die Schraube d nicht fest gelagert, sondern am obern Ende in
                              Kugellagern beweglich sind, während das untere Ende von c, wie dies speciell aus dem Holzschnitt und der Figur 1 klar ersichtlich
                              ist, innerhalb des Supportrahmens b auf einem
                              Quersupport m in der Längsrichtung der Drehungsachse zz' verschoben werden kann. Da die Schraube d an diesem Ende von der Führungsspindel c getragen wird, folgt sie selbstverständlich der
                              Bewegung der letztern. Der Quersupport m ist dann in der
                              erforderlichen Stellung festzuklemmen und das Schneckenrad genau so wie ein Stirnrad
                              zu schneiden; der größte zulässige Durchmesser von Schnecken- und
                              Stirnrädern, welche die hier vorliegende Maschine noch aufnimmt, beträgt 400mm.
                           Nach dem Vorausgegangenen wird nun die Herstellung von Kegelrädern auf der
                              Grube'schen Maschine leicht verständlich. Die richtige Einstellung des schwingenden Supportes b ist
                              schon früher erörtert worden, die Möglichkeit einer Querbewegung beim Schneiden der Schneckenräder dargestellt; es handelt
                              sich somit nur mehr darum, wie diese Querbewegung zur Herstellung der Zahnlücke des
                              Kegelrades benutzt wird. Um dies zu erreichen, muß mit dem Rückgang des Fräsers von der Kegelspitze der Quersupport m rechts oder links aus
                              seiner Mittelstellung bewegt werden, je nachdem die rechte oder linke Zahnflanke bearbeitet wird; beim
                              Aufgang des Fräsers dagegen muß sich der Quersupport entsprechend seiner
                              Mittelstellung nähern.
                           Beides geschieht automatisch durch die Maschine, so daß der Arbeiter nur die
                              Verdrehung des Arbeitsstückes um je eine Theilung vorzunehmen hat. Der Quersupport
                              m trägt am einen Ende ein Auge, in das die Zugstange
                              r eingreift, deren anderes Ende mittels eines
                              Gleitbackens in der Kurbelscheibe g radial verstellbar
                              ist; diese erhält durch Kegelradübersetzung von der Antriebswelle e eine langsam rotirende Bewegung mitgetheilt. Hierdurch
                              wird der Quersupport m und damit das untere Ende der
                              Spindel c und der Schraube d
                              innerhalb des Supportes b hin- und herbewegt.
                              Gleichzeitig kommt das auf d befestigte Sperrrad v abwechselnd mit zwei in den Skizzen nicht ersichtlich
                              gemachten Sperrklinken in Eingriff und setzt dadurch die Schraube d abwechselnd in rechts- und linksgängige
                              Bewegung, so daß beim Ausgange des Quersupportes mit der
                              Mittelstellung der Werkzeughalter stets zurückgeschraubt
                              wird, während er beim Rückgange des Quersupportes zur
                              Mittelstellung gegen die Kegelspitze vorrückt. Dadurch
                              entsteht die eingangs beschriebene Arbeitsweise, welche bei einmaligem Vor-
                              und Rückgange die Zahnlücke fertig herstellt.
                           Die Einstellung des Quersupportes auf den erforderlichen Hub ist sehr einfach zu
                              bewerkstelligen derart, daß der Fräser in seiner untern Stellung bei einer halben
                              Umdrehung der Kurbelscheibe g und ausgelöster Vorrückung
                              grade die volle Zahnlücke des äußern Theilkreises bestreicht. Dann wird die
                              hierdurch erzielte Zahnform die genaueste, welche sich überhaupt mit Anwendung eines
                              Fräsers erzielen läßt, und für alle kleinen Räder vollkommen genügend.
                           Die Maschine ist einfach, wirksam und leicht zu bedienen und die ganze Anordnung so
                              „echt amerikanisch“, daß es wohl manchen Enthusiasten,
                              welche nur jenseits des Oceans mechanisches Genie
                              entdecken, schwer fallen dürfte, zu glauben, daß sie eine landsmännische Erfindung
                              vor sich haben.
                           Die Vertretung von Grube's Kegelräder-Fräsmaschine
                              hat die Firma Kahlke und Detlefsen in Hamburg, Rödingsmarkt 34, übernommen.
                           
                        
                           64) Kegelräder-Hobelmaschine
                                 von G. H. Corliß.
                           (Mit Holzschnitt und Fig. 4 bis 7 [a. b/3].)
                           Der berühmte Erfinder der modernen Dampfmaschinen-Steuerungen, G. H. Corliß, hat im gleichen Jahre mit seinem ersten
                              Dampfmaschinen-Patente 1849 eine Kegelräderhobelmaschine patentirt und
                              hiernach eine Maschine
                              construirt, die noch heute in der Fabrik der Corliß-Company zu Providence (Rhode Island) arbeiten soll. Die
                              Ausstellungsmaschine ist in ähnlicher Weise construirt und arbeitet nach demselben
                              Arbeitsprincipe, das in der Wesenheit darin besteht, die Zahnform mittels eines
                              Hobelmessers zu bearbeiten, dessen Schnittlinie nach einem Modellzahne (Schablone)
                              veränderlich, unter allen Umständen aber nach der Spitze des Theilkreisconus
                              gerichtet ist.
                           Es leuchtet ein, daß dasselbe Princip allen Kegelräder-Hobelmaschinen, welche
                              correcte Zahnstanken erzielen wollen, zu Grunde liegen muß, und es ist wohl denkbar,
                              daß selbst die Priorität des ersten Patentes von G. H. Corliß von andern Constructeuren angefochten werden könnteVgl. 1873 209 241 Note 73.; die Kegelräder-Hobelmaschine, welche durch die Maschinenfabrik von
                              L. A. Riedinger auf der Wiener Weltausstellung 1873
                              allgemein bekannt geworden ist, arbeitet genau nach demselben Systeme und dürfte
                              zudem für gleiche Arbeitsstücke bedeutend billiger herzustellen sein, als die von
                              Corliß in Philadelphia ausgestellte Arbeitsmaschine.
                              Dennoch beansprucht dieselbe außerordentliches Interesse zunächst durch ihre
                              kolossalen Dimensionen, da sie Kegelräder bis zu 3m Durchmesser aufzunehmen vermag, besonders
                              aber durch die geniale Ausführung aller Details, welche einen ungewöhnlich hohen
                              Grad von Genauigkeit verbürgen.
                           Die Figuren 4
                              und 5 zeigen
                              die Maschine in den beiden Ansichten, erstere im theilweisen Schnitt durch den
                              Antriebsmechanismus; der beigegebene Holzschnitt gibt ein perspectivisches Bild nach
                              einer Photographie hergestellt. Dasselbe zeigt das zu bearbeitende Rad (dessen Zähne
                              entweder roh gegossen, vorgefräst oder auch auf der Corliß-Maschine aus dem
                              vollen gehobelt werden müssen, ehe die genaue Zahnform gegeben wird), aufgespannt
                              auf einer horizontalen Hohlwelle H, die in einem langen
                              Halse des Gestelles A gelagert ist und am hintern Ende
                              das große Theilungsrad D (4m,900 Durchmesser) aufgeklemmt trägt;
                              dasselbe wird, wie aus Figur 5 ersichtlich, durch
                              Einlegkeile stets an der Lauffläche des Lagerhalses gehalten, während die Welle H je nach der Größe des Arbeitsstückes vor und zurück
                              geschoben werden kann. Auf dem abgedrehten Umfang des Theilungsrades werden
                              verschiedene Reihen genau äquidistanter Löcher eingebohrt, um die erforderlichen
                              Eintheilungen bewirken zu können; die Verdrehung des Rades geschieht durch ein
                              Getriebe, welches an der verzahnten Seite des Umfanges angreift und von Hand je um
                              eine Theilung verdreht wird, sobald der Schnitt vollendet ist. Die ganze Anordnung
                              des Mechanismus zum Einstellen und Festklemmen des Theilungsrades ist äußerst praktisch und compact,
                              würde uns aber in der Beschreibung wohl zu weit führen; wesentlich ist der große
                              Umfang des Theilungsrades D, welcher einen immerhin
                              möglichen Genauigkeitsfehler der Eintheilung erst mehrfach verkleinert auf das
                              Arbeitsstück überträgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 223, S. 451
                              
                           In gleicher Weise ist der Modellzahn zwei bis drei Mal weiter als das Hobelmesser von
                              der Kegelspitze entfernt und im selben Maße gegenüber der Zahnflanke vergrößert.
                              Derselbe liegt auf der Peripherie des zu einem Kreisquadranten ansteigenden
                              Maschinengestelles A in dem Bügel b eingespannt; an seine Kante wird durch ein Gewicht mittels der Schnur
                              s der schwingende Support S mit einem Führungsstifte angepreßt, während derselbe gleichzeitig nach
                              jedem Schnitte weiter nach abwärts verstellt wird; das Eigengewicht des Supportes
                              ist dabei durch ein zweites, unter dem Fußboden angebrachtes Gewicht aufgehoben,
                              welches auf S mittels der Schnur s' einwirkt.
                           Im Support S gleitet der eigentliche Werkzeugträger w (Fig. 5), der durch
                              Zahnstange und Getriebe von einer Welle p auf und nieder
                              bewegt wird und beim Niedergange schneidet. Nachdem somit das Arbeitsstück feststeht und das
                              Messer bewegt wird, wäre die Maschine richtiger mit
                              „Shaping“- oder „Feilmaschine“ zu
                              bezeichnen.
                           Die Welle p, im Schnittpunkt der Achse xx und yy (Fig. 5), ist in
                              der zweiten Hälfte B des Maschinengestelles gelagert,
                              welches zur Lagerung der Hohlwelle H und zum Quadranten
                              A der Supportführung genau rechtwinklig steht. Der
                              Antriebsmechanismus ist in Figur 4 im Schnitt
                              dargestellt, und man ersieht, daß die Zahnradübersetzung, Riemenantrieb mit
                              verschiedenen Geschwindigkeiten für Vor- und Rückgang, Umsteuerung der
                              Maschine durch stellbare Anschläge mittels des Supportes w, in ähnlicher Weise wie die Tischbewegung einer Hobelmaschine angeordnet
                              sind; überraschend ist dabei, gegenüber den andern Dimensionen der Maschine, die
                              geringe Breite des Antriebsriemens von 32mm, welche deutliches Zeugniß der vollendeten Ausführung und rationellen
                              Arbeitsweise der Maschine ablegt.
                           In demselben Theile B des Maschinengestelles ist über der
                              Welle p eine Hohlwelle gelagert (Fig. 4), welche einen
                              Zapfen T angegossen trägt, welchen man passend mit
                              „Supportträger“ bezeichnen kann. Auf demselben ist nämlich
                              der Support S mittels einer langen Nabe drehbar
                              aufgesetzt und erhält hierdurch einerseits, indem er sich mit dem Supportträger T um die Achse p dreht, die Einstellung auf den entsprechenden
                              Neigungswinkel, sowie den Vorschub vom Zahnkopf zum Zahnfuß, während anderseits,
                              durch Drehung des Supportes S um T, demselben ermöglicht wird, der Contour des Modellzahnes zu folgen. Die
                              mit dem Werkzeughalter w verbundene Zahnstange ist im
                              Support S in dessen Verlängerung nach abwärts geführt
                              (Fig. 5)
                              und wird von dem auf der Welle p aufgeschnittenen
                              Getriebe auf und nieder bewegt; damit aber bei Verdrehung des Supportes um T kein Klemmen der Zähne erfolgt, sind die Zähne der
                              Zahnstange einzeln um je einen Zapfen drehbar in dieselbe eingesetzt, wie dies im
                              Schnitte aus Figur
                                 4 ersichtlich ist.
                           Ueber das Getriebe hervorragend und dasselbe in der Ansicht Figur 5 verdeckend, ist
                              eine Scheibe angebracht, die sich in einem an S
                              angeschraubten Arme frei beweglich drehen kann. An derselben sind zwei Hebel
                              befestigt, der eine, nach aufwärts gerichtet, in Verbindung mit der Zugstange z, der andere, nach abwärts gerichtete, mit einer
                              Frictionsrolle in der Ruth n einspielend, die in Figur 7 in
                              Ansicht und Grundriß gezeichnet ist. Diese Vorrichtung dient als
                              Umsteuerungsmechanismus, indem die Zugstange z mit
                              Anschlägen versehen ist, durch welche sie am Ende des Hubes vom Werkzeugträger w mitgenommen wird. Dadurch schwingt der untere Arm nach
                              rechts oder links, schiebt hierbei die Ruth n vorwärts
                              oder rückwärts und verändert gleichzeitig, da sie durch eine Zugstange mit den Riemengabeln
                              verbunden ist, die Stellung der Antriebsriemen.
                           Es erübrigt nunmehr noch die Darstellung der Vorrückung und Seitwärtsbewegung des
                              Supportes S; dieselbe geschieht am obern Ende des
                              Supportes, welches in Figur 6 in vergrößertem
                              Maßstabe und mit Weglassung des Quadranten A
                              herausgezeichnet ist. Hier bedeutet wie früher w den
                              Werkzeugträger, S den Support, an welchen der Ansatz L geschraubt ist, s' die
                              Schnur zu dem ausbalancirenden Gegenwicht und z die vom
                              Werkzeugträger bewegte Zugstange, deren Function zum Umsteuern bereits beschrieben
                              wurde, und welche gleichzeitig zum Abwärtssteuern des Supportes längs des am
                              Quadranten A festgeklemmten Zahnsegmentes Z dient. Die Bewegungsübertragung mittels Zugstange,
                              Ratsche und Räderübersetzung auf das Getriebe g ist aus
                              der Zeichnung klar ersichtlich und hiermit die Abwärtssteuerung des Hobelmessers in
                              der Richtung des Pfeiles der Figur 6 gegeben.
                              Gleichzeitig soll sich jedoch dasselbe auch seitlich, normal gegen die
                              Zeichnungsebene, verschieben, damit die Zahnflanke nicht geradlinig, sondern nach
                              der erforderlichen Curve geschnitten wird.
                           Zu diesem Zwecke ist das Getriebe g breiter als die
                              Zahnstange Z und gestattet eine Seitenbewegung des
                              Supportes S um den Zapfen des Supportträgers T. Hervorgebracht wird dieselbe durch den Stift t, welcher mit dem an S
                              befestigten Ansatze L verbunden ist und mittels des im
                              festgeklemmten Bügel b gelagerten, von der Schnur s normal gegen die Bildebene angezogenen Hebels h an die im Bügel b
                              eingespannte Zahnschablone angepreßt wird. Indem somit der Stift t unter der Wirkung des Getriebes g und dem Drucke des Hebels h längs der Kante
                              αβ des Modellzahnes herabgeführt
                              wird, erhält die Schneidlinie des Hobelmessers, deren Verlängerung mit der Achse von
                              t zusammenfällt, bei jedem successiven Schnitt eine
                              andere Neigung gegen die Bildebene der Figuren 5 und 6, so daß die
                              genaue Copie des Modellzahnes auf dem Arbeitsstücke hergestellt wird.
                           Um dabei während des Aufwärtsganges, wo der Stahl nicht schneidet, die Messerspitze
                              von der Schnittfläche zu entfernen, ist der Führungsstift t nicht fest mit dem Ansatze L verbunden,
                              sondern im Bolzen q drehbar gelagert. Unterhalb des
                              Bolzens ist der Stift t keilförmig verlängert und stemmt
                              sich hier gegen einen zweiten Keil k, welcher beim
                              schneidenden Niedergange des Messers zurückgezogen ist und dabei den Stift t arretirt, als ob er fest mit L verbunden wäre. Sobald jedoch der Werkzeugträger w bei seinem Niedergange an den untern Anschlag der Zugstange z anstößt und hierdurch die Umsteuerung der
                              Antriebswelle p
                              bewirkt, wird auch
                              gleichzeitig durch das andere Ende der Zugstange z der
                              Keil k nach aufwärts bewegt und verdreht hierdurch t um den Zapfen q, so daß,
                              nachdem die Kante von t an der festen Zahnschablone
                              anliegt, der Support S aus der Bildebene heraus und das
                              Hobelmesser von der Schnittfläche abgehoben wird. Sobald der hiernach erfolgende
                              Aufgang des Werkzeugträgers w vollendet ist, wird die
                              Zugstange z neuerdings verstellt, und dabei gleichzeitig
                              mit der Umsteuerung der Antriebswelle und der Abwärtssteuerung des Supportes der
                              Keil k zurückgezogen und der Stift t wieder in die Schneidlinie des Hobelmessers
                              zurückgebracht.
                           Der Vorgang beim Schneiden eines Kegelrades ist demnach folgender. Das
                              vorgeschnittene und überdrehte Arbeitsstück wird auf der Welle H eingespannt und sammt derselben im Ständer A verschoben, bis die Spitze des Kegelmantels in den
                              Durchschnittspunkt der Hohlwelle H und der Antriebswelle
                              p fällt, worauf die Welle H wieder fest mit dem Theilungsrade D
                              verbunden wird.
                           Hierauf wird der Bügel b losgeklemmt und längs des
                              Quadranten A verschoben, bis der Supportarm S, der von b mittels der
                              eingreifenden Zähne von g mitgenommen wird, den
                              richtigen Neigungswinkel erreicht hat. Dies findet dann statt, wenn das Hobelmesser,
                              dessen Abstand von dem Werkzeugträger mittels Lehre bestimmt wird, genau die
                              Oberfläche des überdrehten Arbeitsstückes bestreicht, während das Getriebe g vollständig zurückgezogen ist (in der Stellung der
                              Figur 6)
                              und der Stift t am Ende α des Modellzahnes anliegt.
                           Sobald dies erreicht ist, wird der Bügel b festgeklemmt,
                              das Theilungsrad D sammt dem Arbeitsstücke so weit
                              verdreht, daß die entsprechende Spanstärke genommen wird, und hierauf der
                              Theilungsmechanismus auf die entsprechende Reihe der Theilkreislöcher eingestellt.
                              Nachdem sodann eine Zahnflanke in der oben beschriebenen Weise gehobelt ist, wird
                              das Arbeitsstück um eine Theilung verdreht und so fort, bis im ganzen Umkreise
                              sämmtliche Zähne auf einer Seite behobelt sind.
                           Hierauf wird das Hobelmesser zum Bearbeiten der andern Zahnseiten umgespannt und der
                              Stift t an die andere Seite des Modellzahnes angedrückt
                              dadurch, daß die belastete Schnur s mit einem zweiten
                              Hebel h verbunden wird, welcher dem in Fig. 6 ersichtlichen
                              gegenüber steht.
                           Auf diese Weise wird das Rad bei zweimaligem Durchgange vollendet – mit einer
                              Genauigkeit, wie sie durch keine andere Maschine erzielbar ist und nur durch die
                              Abnutzung des Hobelmessers in minimaler Weise beeinträchtigt werden könnte. Auch
                              dies kann man unschädlich machen, wenn man beim zweiten Durchgange des Rades beim
                              zuletzt geschnittenen
                              Zahne zu hobeln anfängt und das Rad in entgegengesetzter Richtung herumführt.
                           Die hierdurch erzielbare Vollkommenheit im Eingriffe von Kegelrädern wurde durch die
                              nahezu geräuschlose Functionirung der großen Transmissionsräder in der
                              Maschinenhalle zu Philadelphia aufs glänzendste dargethan.
                           
                        
                           65. Der „Groosokat“. (Fig. 8 bis 10 [c/4].)
                           So genannt wird ein transportabler Laufkrahn, welcher in der russischen Abtheilung zu
                              sehen war und den Zweck hat, zum Transport von Lasten auf geringe Distanzen zu
                              dienen. Er besteht aus einer Laufbahn, die aus Blechen und Winkeleisen
                              zusammengenietet wird (Fig. 8 bis 10) und dem Wagen,
                              welcher hier so angeordnet ist, daß die beiden Laufrollen auf getrennten Zapfen
                              geführt sind, so daß sie einen freien Zwischenraum in der Längsachse des Trägers
                              lassen. Dadurch ist es ermöglicht, die Laufbahn an den aus der Zeichnung
                              ersichtlichen Haken aufzuhängen, ohne den Weg des Wagens zu beschränken.
                           Diese Vorrichtung soll speciell zum Ausladen von Schiffen in die Magazinsräume
                              geeignet und zu diesem Zwecke schon seit mehrern Jahren im
                              Artillerie-Departement zu Kronstadt in Gebrauch sein. Es wird hier die
                              Laufbahn auf leichten Dreifüßen von etwa 6m
                              Höhe aufgehängt derart, daß das eine Ende, welches einen Flaschenzug trägt, auf dem
                              Deck des zu entladenden Schiffes gestützt wird. Am andern Ende wird die Laufbahn
                              durch einfache Laschenverbindungen angestückelt, bis sie den Laderaum erreicht, und
                              in den entsprechenden Distanzen an Dreifüßen aufgehängt. Die Last, welche bis 800k betragen kann, wird mittels des
                              Flaschenzuges ausgehoben, am Wagen befestigt und rollt dann bei geringer Neigung der
                              Laufbahn dem Magazine zu.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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